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Ein lösungsorientierter Leitfaden für mehr Lebensfreude als Familie, gegen Mental Load und Stress. Bestsellerautorin Laura Fröhlich gibt in ihrem kurzweiligen Ratgeber ganz praktische Tipps für eine Familienorganisation als Team. Wenn jeder mit anpackt und als Familie über anstehende Aufgaben gesprochen wird und sie gerecht verteilt werden, kann der Familienalltag richtig Spaß machen und mit Leichtigkeit von der Hand gehen. Inkl. Schritt-für-Schritt-Anleitung. «Laura Fröhlich vermittelt praxisorientierte Ansätze ohne erhobenen Zeigefinger, sodass Mütter und vor allem Väter genau wissen, was zu tun ist.» Heiner Fischer, CEO und Gründer von Vaterwelten «Als noch kaum jemand wusste, was Mental Load sein sollte, war Laura Fröhlich schon Expertin darin. Sie hat so vielen Menschen geholfen!» Tillmann Prüfer
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Seitenzahl: 195
Veröffentlichungsjahr: 2025
Laura Fröhlich
Zusammen stark! Familienleben effizient und liebevoll
Ein lösungsorientierter Leitfaden für mehr Lebensfreude als Familie, gegen Mental Load und Stress.
Wie kann der Familienalltag gelingen, wenn das Thema gleichberechtigte Arbeitsteilung neben allem anderen oft zu kurz kommt? Wie bringen Eltern mehr Teamgefühl in die Familienorganisation und binden ihre Kinder von klein auf mit ein? Dieser kurzweilige Ratgeber verhilft mit bewährten Methoden und einer Schritt-für-Schritt-Anleitung zu einer gleichberechtigten und effizienten Arbeitsteilung für eine konfliktfreie und entspannte Familienzeit. Die Bestsellerautorin und Referentin für Equal Care Laura Fröhlich weiß Rat und zeigt Strategien, mit denen Familien die zahlreichen Aufgaben im Alltag sammeln, priorisieren und fair-teilen können. Welche Fallstricke lassen sich vermeiden, und wie gelingen gute Gespräche über den Alltag mit Kindern? Praktische Tipps und Anleitungen für eine minimalistische Familienorganisation, übersichtlich aufbereitet.
Laura Fröhlich ist Buchautorin und Expertin für Mental Load. Die Redakteurin unterhielt viele Jahre den beliebten Blog «Heute ist Musik», auf dem sie sich mit feministischen Themen und der mentalen Belastung von Familien beschäftigte. Sie hält Workshops, Online-Seminare und Vorträge dazu. Ihr Buch «Die Frau fürs Leben ist nicht das Mädchen für alles» ist ein beliebter Longseller. 2025 folgt der praxisbezogene Leitfaden «Familie als Team». Laura Fröhlich lebt in Süddeutschland, ist verheiratet und hat drei Kinder.
Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Hamburg, April 2025
Copyright © 2025 by Rowohlt Verlag GmbH, Hamburg
Covergestaltung Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich
Coverabbildung Shutterstock
ISBN 978-3-644-02230-0
Schrift Droid Serif Copyright © 2007 by Google Corporation
Schrift Open Sans Copyright © by Steve Matteson, Ascender Corp
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www.rowohlt.de
Widmung
Einleitung Damit euer Alltag läuft wie ein Uhrwerk
Familienorganisation: Umfang und Anspruch
Spielregeln
Kapitel 1 Euer Alltag, so wie ihr ihn braucht
Familienorganisation: Projektmanagement auf höchstem Niveau
Euer Familienmotto: Wie ihr rausfindet, was euch wichtig ist
Arbeitsaufteilung und Teamaufstellung: Führung im Tandem
Der Deal: Warum Verlässlichkeit so wichtig ist
Management-Skills: Die Kunst zu sehen, was getan werden muss. Praxiserfahrung und Übungssache
Multitasking verursacht Katerstimmung
Kapitel 2 Smart organisieren mit wenig Aufwand
Effizienz mit der Mental-Order-Methode
Miteinander reden: Euer Veränderungsmanagement
Bestandsaufnahme: Aufgaben sichtbar machen
Küchenmeeting einführen. Ablauf und Nutzen
No Workaholics! Pareto ist besser als perfekt
Arbeitsplätze: Homeoffice, Geschäftsreisen & Schichtarbeit
Nachwuchskräfte einbinden: Talente und Kompetenzen fördern
Workflow: Euer perfektes Organisationssystem
Alltagstrott fair-teilen
Priorisieren
Standards definieren
Vertrauensarbeitszeit und Loyalität
Bereiche aufteilen und Arbeitspakete packen
Essensplanung vereinfachen: Der ewige Speiseplan
Loslassen und Verantwortung abgeben: Stopp Mikromanagement
«Ich seh den Schmutz einfach nicht» – Stopp strategische Inkompetenz!
Jetzt reicht’s aber! Mit den Eskalationsklammern Ärger mindern
Kapitel 3 Endlich Zeit! Für einen Alltag mit mehr Leichtigkeit
Netzwerk erweitern und Fremdleistung einbeziehen
Dienstleistungen einkaufen
Das Küchenmaschinen-Paradox
Listen und Infos
Familien-Wikipedia erstellen
Arbeitsrecht und Arbeitsschutzregeln für Eltern
Pomodoro-Technik
Erholung und Pausen
Eine gesunde Pause
Eine regelmäßige Pause
Zeitschleusen nutzen
Zeit richtig einschätzen
In Blöcken arbeiten
Fokus auf das, was ihr schafft: Die Ta-da-Liste
Hobbys und Freizeitstress
Endlich abschalten: Euer Flow-Gefühl
Nein sagen und nicht alle Bälle annehmen
Der Notfallplan
Eure Zeit ist gleichwertig
Mehr als Teambuilding! Warum Date Nights nicht optional sind
Konflikte bewältigen
Fass mich nicht an! Das Overtouched-Symptom
Zahlt es euch aus: Rente und Lohn für Fürsorge-Arbeit
Familie als Team: Finanzen
Urlaubszeit: So wird’s wirklich entspannt
Journaling: To-dos und Gedanken ordnen leicht gemacht
Familie und Smartphone: Eure Regeln
Wendepunkte
Zum Schluss: Ihr seid ein Team!
Anhang
Familie als Team: Euer Kartenset
Typische Fallstricke im Alltag gut gelöst
Ablauf Küchenmeeting – Zusammenfassung
Familienorganisatorische Aufgaben – eure Tabelle
Vorlagen für Listen (Einkaufen, Packen, Schwimmen)
Weiterführende Literatur
Für meinen Papa.
Ihr habt als Paar eine Familie gegründet oder plant, es zu tun? Herzlichen Glückwunsch! Mit Kindern zusammenzuleben, bringt viele positive Veränderungen mit sich, allerdings auch eine Menge neuer Aufgaben auf eurer To-do-Liste. Leider bekommen Eltern zusammen mit dem Kind nicht automatisch einen Einführungskurs «Familienorganisation», wenn sie diesen anspruchsvollen Job übernehmen, und so fühlen sie sich manchmal überfordert mit all den neuen Aufgaben, die mit dem Familienleben einhergehen. Was ihr braucht, um dieser Überforderung zu entgehen, ist eine Anleitung für eine gerecht verteilte, minimalistische Familienorganisation, die läuft wie ein Uhrwerk. Was für ein Glück, dass ihr genau diese in den Händen haltet. Denn mit einem effizienten System, das euch Zeit spart und so wenig Mühe wie möglich macht, surft ihr auch über hohe Wellen, die der Alltag mit Kindern so mit sich bringt.
Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist eine echte Herausforderung. Neben gesellschaftlichen Strukturen wie fehlenden Kinderbetreuungsplätzen oder familienunfreundlichen Arbeitgebern liegt das Problem auch in einem Mangel an effizienten Familienorganisationssystemen, um die Arbeit sichtbar zu machen, unnötige To-dos zu identifizieren und die Aufgaben sowie die Verantwortung aufzuteilen. Ihr seid nicht die einzigen Eltern, die denken, sie müssten sich noch mehr Mühe geben, um den umfangreichen Alltag mit Beruf und Familie zu bewältigen. Die denken, die anderen schaffen es ja auch, also liegt es an uns, wenn etwas schiefgeht oder wir gestresst sind. Das ist ein Mythos! Ganz ehrlich: Es geht den meisten Familien so. Und darum haltet ihr dieses Buch in den Händen, mit dem ihr es euch leichter machen und die größten Hürden bewältigen könnt. Hier findet ihr echte und umsetzbare Strategien, die für Effizienz und eine klare Aufteilung all der Alltagsaufgaben sorgen. Das Ziel ist nicht, noch mehr zu schaffen, um die vielfältigen Arbeitsbereiche eures Lebens unter einen Hut zu kriegen. Sondern das Ziel heißt: Verantwortung aufteilen, euren Alltag vereinfachen und auf diese Weise mehr Zeit zur Verfügung haben. Zeit, die ihr gemeinsam als Familie oder als Paar verbringt oder die ihr auch für euch ganz allein nutzen könnt, um euch zu erholen und abzuschalten. Die Werkzeuge, die ich euch mitgebe, sind einfach umzusetzen und sehr wirkungsvoll, ohne dass ihr euer Leben auf den Kopf stellen müsst.
Ihr könnt damit aufhören, alles selbst zu tun. Und ihr könnt beginnen, Abläufe zu optimieren und die wichtigen von den unwichtigen Aufgaben zu unterscheiden. Denn genau diese Unterscheidung macht für euch als Familie den Unterschied. Oft ist dabei die wichtigste Frage: «Was werden wir künftig nicht mehr tun?» Und dieser Ansatz unterscheidet sich von der Maxime: «Wie können wir das alles nur schaffen?»
Es gibt ein paar kluge Abkürzungen, die ihr gehen und eine Menge Alltags-Hacks, die ihr anwenden könnt. Wird euer Leben danach reibungslos verlaufen? Nein – denn Familienleben bedeutet, jederzeit mit Unvorhergesehenem rechnen zu müssen. Der Trick ist, mit Unvorhergesehenem umgehen zu lernen. Ein gutes System kann euch dabei eine große Unterstützung sein. Hier erhaltet ihr eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für eure Familienorganisation und lernt viele Tricks und Kniffe kennen, sodass euer Familienalltag nicht so leicht ins Wanken gerät, sei es durch einen Magen-Darm-Infekt oder einen Kita-Schließtag.
Wir schauen uns an, wie ihr nicht nur die To-dos von A wie Abfalleimer ausleeren bis Z wie Zweisamkeit einplanen aufteilt, sondern auch die Verantwortung, daran zu denken. Es geht darum, wie ihr trotz umfangreicher Care-Arbeit ein Liebespaar bleibt, eure kleinen Nachwuchskräfte altersgerecht in die Hausarbeit einbindet und eine gute Balance findet, fernab von Perfektion und Nachlässigkeit.
Auf was müsst ihr achten, um gemeinsam zu planen? Wie verbringt ihr so viel wie nötig und so wenig Zeit wie möglich mit der umfangreichen Haushaltsorganisation?
Familienorganisation als Team zu meistern und eine Beziehung auf Augenhöhe zu führen, ohne Konflikte rund um das «An-alles-denken-Müssen», das ist euer Ziel. Hier findet ihr Antworten auf alle drängenden Fragen und die besten Organisations-Tools dafür.
Vielleicht fragt ihr euch bei der Lektüre, ob es wirklich notwendig ist, so viel Mühe für die Familienorganisation aufzubringen. Tatsächlich ist diese Zeit sehr gut investiert, denn ein System, das sich einmal etabliert hat, spart euch am Ende sehr viel derselben. Vor allem aber erspart es euch Ärger in der Beziehung. Als Elternpaar Arbeit gleichberechtigt aufzuteilen, ist eine echte Herausforderung, das bestätigte erst der aktuelle Väterreport der Bundesregierung.[1] Noch immer wenden Mütter in heteronormativen Paarbeziehungen doppelt so viel Zeit für Betreuung und Haushaltstätigkeiten auf wie Väter. In einem Artikel auf Zeit online schildert ein getrennt lebendes Elternpaar, dass sie sich die Aufgaben erst wirklich gerecht teilen, seitdem sie nicht mehr zusammen sind.[2] Als ich auf meinem Instagram-Kanal nach weiteren Erfahrungen von Elternpaaren fragte, bestätigten mir viele getrennt erziehende Mütter, dass es sich bei ihnen genauso verhalten hat. Aus diesem Grund ist es so wichtig, sich frühzeitig mit Lösungen für eine geteilte Familienorganisation zu beschäftigen, damit es erst gar nicht zu größeren Konflikten rund um die Arbeitsteilung kommt.
Weniger Stress, dafür mehr Spaß im Alltag, mehr Wertschätzung für die Arbeit, die ihr erledigt, und ein positives Rollenbild für Kinder – klingt das nicht nach einem guten Plan? Also legen wir los!
Das Buch ist so geschrieben, dass ihr nicht der Reihe nach lesen müsst, sondern auch schnell etwas nachschlagen könnt.
Im ersten Kapitel schauen wir uns die Basis eures Familienalltags an und machen einen Plan. Denn oftmals legt ihr vermutlich mit der Arbeit einfach los, ohne vorher ein Ziel zu haben. Ihr stellt euch die Frage, was euch als Eltern überhaupt wichtig ist. Was ist der Grund eures Handelns, und wie möchtet ihr euren Alltag gestalten? Ich zeige euch, wie ihr auf diese Fragen die richtigen Antworten findet und so über einen Kompass verfügt, mit dem ihr wisst, in welche Richtung es geht.
Im zweiten Kapitel erstellt ihr euer optimales Familienorganisationssystem, mit dem ihr einen Überblick über die Arbeit und ihren Umfang bekommt und nichts Wichtiges mehr vergessen wird.
Im dritten Kapitel schauen wir uns die Umsetzung im Alltag an. Wo könnt ihr mehr Zeit rausholen, welche Abläufe vereinfachen? Wieso sind Pausen so wichtig, und wie könnt ihr für mehr Ruhe sorgen? Dabei spielt immer eine Rolle, wie ihr eure Kinder altersgerecht einbinden könnt. Schließlich gehören sie zu eurem Team dazu und wachsen daran, Verantwortung zu tragen und Aufgaben zu übernehmen.
🔧 Expertinnentipp: Ihr müsst keinesfalls alle beschriebenen Schritte ausprobieren oder sie in einer entsprechenden Reihenfolge ausführen, sondern könnt euch einzelne Ideen und Hacks aussuchen und ausprobieren, andere dafür weglassen. Wenn ihr Lust habt, eure Familienorganisation spielerisch anzugehen, druckt euch ein Kartenset aus. Dieses ist aber nicht zwingend notwendig. Nicht alle Ideen in diesem Buch eignen sich für euch. Wichtig ist, dass ihr mit einem ersten Schritt beginnt und euch dann langsam vorarbeitet. Ihr könnt sowohl mit dem dritten Kapitel anfangen und dann später in das erste Kapitel blättern als auch der Reihe nach lesen.
🚨 Achtung: Die vielfältigen Aufgaben im Kopf zu behalten und sich um Haushalt und Kinderbetreuung zu kümmern, kann für Mental Load sorgen. Damit ist die Last gemeint, an alle To-dos denken zu müssen, die im Familienalltag anfallen. Als Expertin und Referentin für dieses Thema kann ich das aus meiner langjährigen Erfahrung bestätigen. Studienergebnisse zeigen, dass vor allem Mütter betroffen sind. Grund dafür ist die weibliche Sozialisation und die gesellschaftliche Erwartung, dass Frauen die To-dos rund um Kinder und Haushalt auf dem Schirm haben. Väter haben einen Nachteil durch mangelnde Praxis und andere gesellschaftliche Erwartungen. Weniger Elternzeitmonate, Vollzeit-Erwerbstätigkeit oder traditionelle Rollenmodelle können dazu führen, dass heteronormative Paare trotz guter Vorsätze scheitern, wenn sie sich die Arbeit aufteilen möchten. Beschrieben habe ich das in meinem Buch «Die Frau fürs Leben ist nicht das Mädchen für alles».
Dieses Buch soll anders sein. Ich lasse Statistiken und Studien bewusst außen vor. Zum einen möchte ich auch gleichgeschlechtliche Elternpaare ansprechen. Zum anderen wollte ich, dass sich Elternpaare ausschließlich mit Familienorganisation beschäftigen und eine Anleitung vorfinden, die sie befolgen können. Für mich und meine tägliche Arbeit ist es zwar maßgeblich, die strukturellen Hintergründe miteinzubeziehen, etwa den Umstand, dass Frauen weltweit den größten Teil der unbezahlten Arbeit leisten. Wer sich dafür interessiert, dem empfehle ich das erwähnte Buch von mir. In diesem Buch soll es aber um ganz praktische und leicht verständliche Tipps und Anleitungen gehen.
«Das bisschen Haushalt macht sich von allein», lautet ein schmissiger Schlager, dessen Textzeilen so alt wie falsch sind. Denn sind wir mal ehrlich: So ein Haushalt mit Kindern ist das Gegenteil eines Selbstläufers. Eltern sehnen sich nach Ordnung, um einen Überblick zu bekommen. Doch der Alltag gleicht eher einem Chaos. Das liegt an Unvorhergesehenem wie Erkrankungen oder Schließtagen in der Kita. Dazu kommt, dass die von euch meist mühsam hergestellte Ordnung im Haushalt von Kindern in Millisekunden in ein Durcheinander verwandelt werden kann. Sicherlich habt ihr außerdem unterschiedliche Ansprüche an Ordnung und Sauberkeit. Das alles kann eine Menge Stress erzeugen. Deshalb ist es wichtig, sich deutlich zu machen, wie umfangreich Familienorganisation ist.
Stellt euch vor, vor euch liegt ein Brettspiel mit massenhaft Spielmaterial. Es gibt Spielfiguren, Steine, einen riesigen Spielplan und eine Menge Karten. Aber ihr habt keine Ahnung, wie die Regeln gehen. Damit sich euer Alltag nicht länger so anfühlt, klären wir zunächst die Regeln für gutes Teamwork.
🚨 Achtung: Damit ihr beide die Regeln kennt, lest den Ratgeber gemeinsam oder abwechselnd. Lest euch Abschnitte vor oder klebt Zettel auf Seiten, die ihr besonders wichtig findet. Dieser Ratgeber darf euch wie ein Kochbuch begleiten, das auch nicht komplett durchgearbeitet wird, sondern griffbereit in der Küche liegt und immer mal wieder durchgestöbert werden darf.
Damit ihr die wichtigsten Regeln immer zur Hand habt, könnt ihr euch ein Kartenset mit Team-Karten erstellen. Unter www.mental-load-akademie.de/familiealsteam findet ihr eine PDF-Datei zum Ausdrucken. Schneidet die Karten aus und klebt sie auf alte Spielkarten, die ihr nicht mehr verwendet. Unter den Karten findet ihr auch die Spielregel-Karten. Habt ihr das Gefühl, eine der Regeln kommt im Alltag zu kurz? Legt sie beim Küchenmeeting (Kapitel «Küchenmeeting einführen, S. 59) auf den Tisch und lest sie gemeinsam durch.
Wäsche waschen, aufräumen, Essen machen, einkaufen oder Betten beziehen, um nur einige der vielen Tätigkeiten im Haushalt zu nennen, sind umfangreiche Aufgaben, die immer wieder und in einem bestimmten, von euch festgelegten Rhythmus erledigt werden. Dabei ist es nicht nur wichtig, die Aufgaben auszuführen, sondern auch an sie zu denken. Zum Beispiel macht die Organisation eines Lebensmittel-Einkaufs etwa 40 % der gesamten Arbeit aus, denn es muss eine Einkaufsliste erstellt werden, bei der verschiedene Dinge zu bedenken sind (was ist im Vorrat vorhanden, welche Zutaten gehen zur Neige, was gibt es zu essen, was kommt in die Brotboxen …). Die Ausführung, also das Einkaufen selbst, folgt dann im zweiten Schritt.
Die Verantwortung für einen gemeinsam geführten Haushalt liegt bei allen Personen, die unter diesem Dach leben. Dabei sollten deren Alter und die mentalen Möglichkeiten einbezogen werden (Neurodivergenzen wie ADHS können nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene einschränken).
Wer einen Haushalt teilt, trägt gemeinsam Verantwortung. Hilfe anzubieten, auch wenn es gut gemeint ist, bedeutet allerdings, sich für die Aufgaben nicht selbst verantwortlich zu fühlen. Ihr könnt es euch an einem beruflichen Vergleich deutlich machen. Wenn ihr eurem Kollegen Hilfe bei seiner Excel-Tabelle anbietet, seid ihr für die Tabelle selbst nicht verantwortlich, sondern steht nur als Unterstützung zur Verfügung. Ganz ähnlich verhält es sich, wenn eine:r von euch «Hilfe» bei der Wäsche anbietet. Der Partner oder die Partnerin gewinnt dann den Eindruck, dass ihr euch für die Wäsche nicht zuständig fühlt und eben nicht daran denken müsst, wann Wäsche gewaschen, aufgehängt, gefaltet oder eingeräumt wird. Solange ihr keine Zuständigkeiten festlegt (mehr dazu im Kapitel «Bereiche aufteilen und Arbeitspakete packen», S. 98), kann diese «Hilfe» falsch verstanden werden und für Ärger sorgen.
Menschen sind grundsätzlich verschieden und sich daher nicht immer einig. Manche Menschen lieben Sauberkeit und Ordnung, manche brauchen keine aufgeräumte Wohnung, um zufrieden zu sein, und können sich auch im Chaos entspannen. Um sich nicht ständig wegen dieser Unterschiede zu streiten, ist es gut, sich auf Standards zu einigen (mehr dazu im Kapitel «Standards definieren», S. 93). Außerdem ist es für alle Familien-Teammitglieder wichtig, dass sie sich wohlfühlen. «Ich sehe den Dreck nicht» ist eine ebenso schwierige Aussage wie «Bei mir muss man vom Boden essen können».
Gerade mit kleinen Kindern hilft es enorm, wenn ihr für ein paar Jahre sehr hohe Ansprüche an Ordnung herunterfahrt, weil ihr sonst aus dem Aufräumen nicht mehr herauskommt. Das bedeutet allerdings nicht, dass von nun an nur noch Durcheinander herrscht. Im Chaos nicht mehr zu finden, was ihr sucht, löst Stress aus. Und den wollt ihr möglichst vermeiden.
🚨 Achtung: Besonders Frauen werden oft so sozialisiert, einen sauberen Haushalt mit persönlichem Erfolg zu assoziieren. Sie lebten womöglich mit weiblichen Vorbildern zusammen, die kulturell bedingt einen hohen Anspruch an einen perfekt geführten Haushalt hatten und an diesem gemessen wurden. Hier ist es nützlich, diese Erwartung an Frauen zu kennen, um zu verstehen, dass es ihnen schwerfallen kann, in Unordnung auszuruhen. Selbstverständlich trifft das nicht auf jede Frau zu.
Wer eine Aufgabe im Haushalt übernimmt, ist nicht nur für die Ausführung zuständig, sondern auch für die Konzeption und die Planung, das beschreibt schon Eve Rodsky in ihrem Bestseller «Fair Play»[3]. Eine Haushaltsaufgabe komplett zu übernehmen, bedeutet nicht nur, die Aufgabe zu erledigen, sondern auch, daran zu denken. Wer die Alltagstrott-Karte «Bettwäsche wechseln» in der Hand hält, ist zuständig dafür, zum richtigen Zeitpunkt daran zu denken, das Bett neu zu beziehen, und auch dafür zu sorgen, dass frische Bettwäsche vorhanden ist bzw. die schmutzige Bettwäsche gewaschen wird. (Mehr zum Thema Alltagstrott in Kapitel «Alltagstrott fair-teilen», S. 86)
Es ist also wichtig, nicht auf die Aufforderung des Partners oder der Partnerin zu warten, sondern die Betten zu beziehen, wenn es notwendig ist, oder sich eine Erinnerung in den Kalender zu setzen, weil ihr einen bestimmten Rhythmus vereinbart habt. Wer zum Beispiel für die Aufgabe «Brot einkaufen» zuständig ist, sollte auch auf dem Schirm haben, wie viel Brot zu Hause noch vorhanden ist, und planen, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um frisches Brot zu kaufen. Sich dieser Tatsache bewusst zu sein, verhindert Konflikte und Mental Load.
Wenn sich eine Person in einer Partnerschaft durch langjährige Übung in Sachen Alltagsorganisation und Familienmanagement besser auskennt, ist es für sie oder ihn nicht so leicht loszulassen. Wichtig ist es aber, Aufgaben samt Verantwortung abzugeben, ohne hinter den anderen Familienmitgliedern herzumanagen. («Sag mal, hast du inzwischen schon den Müll rausgebracht?»). Dieses Mikromanagement führt bei der gemanagten Person zu dem Gefühl, dass Vertrauen fehlt. Menschen erwerben Kompetenzen am nachhaltigsten durch die Erfahrung, die sie machen. Die erlebte Erfahrung, die Müllabfuhr verpasst zu haben und dann den Müll bei den Nachbarn unterbringen oder zum Wertstoffhof fahren zu müssen, ist wertvoll. Mikromanagement führt dazu, dass diese Erfahrung nicht gemacht werden kann. Das gilt auch insbesondere für Kinder. Sie brauchen die Erfahrung, um zu lernen, sich selbst zu organisieren. Mehr dazu im Kapitel «Nachwuchskräfte einbinden», S. 72.
Habt ihr schon einmal Sätze wie diese gehört: «Ich sehe den Schmutz einfach nicht» oder «Mit Technik kenne ich mich nicht aus»? Es gibt einen Trick, sich um Aufgaben zu drücken. Dieser Trick besteht darin, Inkompetenz vorzutäuschen, statt sich mit einer neuen Aufgabe zu befassen. Wir sprechen hier von Alltagstätigkeiten, die durchaus erlernbar sind. Das Internet macht zum Beispiel möglich, diese Aufgaben mithilfe von Lernvideos leicht zu lösen. Staubmäuse zu fangen, ein Modem zu resetten oder Wollwäsche auf die richtige Weise zu waschen, sind To-dos, die die meisten Menschen mithilfe von YouTube, etwas Übung und ein wenig Konzentration easy lernen können. Nicht jede:r muss alles können, es lohnt sich also durchaus, Kompetenzen aufzuteilen. Aber Dinge zu beherrschen, die ihr auch in einem Single-Haushalt erledigen müsstet, ist für jedes erwachsene Familienmitglied wichtig und erstrebenswert, zumal sich Partner:innen durch vorgetäuschte Inkompetenz zu Recht veralbert fühlen.
🚨 Achtung: Gerade bei Aufgaben, die kulturell bedingt einem Geschlecht zugeordnet werden, lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Frauen beschäftigen sich bedingt durch Sozialisation und weibliche Vorbilder eher mit Haushaltstätigkeiten, die jeden Tag anfallen und viel Stress verursachen. Männer übernehmen eher technische Aufgaben oder kümmern sich um die Finanzen, auch weil diese Bereiche oft der eigene Vater übernommen hat. Das Problem ist, dass die Art von Arbeit dann weiterhin als typisch männlich angesehen und dieser Eindruck an die nächste Generation weitergegeben wird. Damit wir den Teufelskreis durchbrechen und sich genauso viele Frauen mit Technik und Finanzen auskennen und Männer wiederum genauso oft kochen, putzen und Arzttermine organisieren, ist es wichtig, wenn ihr als Eltern darauf achtet, Aufgaben nicht geschlechtsstereotyp zu verteilen.
Logischerweise können wir bei der Familienorganisation an Kinder nicht denselben Anspruch stellen wie an Erwachsene. Wenn wir in der Familie also Aufgaben verteilen, sind die mentalen und körperlichen Möglichkeiten aller Teammitglieder zu beachten. Kleine Kinder haben das Verständnis für komplexe Abläufe noch nicht, und auch Jugendliche, deren Gehirn sich in der pubertätsbedingten Umbruchphase befindet, können mit organisatorischen Aufgaben zeitweise überfordert sein. Ein anderer Maßstab gilt auch für Kinder mit einer Behinderung. Dennoch sollten Erwachsene nicht den Fehler begehen und Kindern zu wenig zutrauen. Eltern haben in der Regel ein gutes Gefühl, was ihren Nachwuchskräften zuzumuten ist. Kinder lernen durch Erfahrungen und möchten im Rahmen ihrer Möglichkeiten ein wertvolles Teammitglied sein.
🔧 Expertinnentipp: Eine Studie[4] zeigte, dass die frühzeitige Einbindung von Kindern in die Hausarbeit dazu führt, dass Kinder empathischer und verantwortungsvoller sind. Außerdem fällt es ihnen später als Erwachsene viel leichter, den eigenen Haushalt zu führen. Die Kinder einzubinden, hat also positive Auswirkungen auf ihr späteres Leben, weil es ihnen Kompetenz, Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl vermittelt.
Wenn wir an Arbeit denken, denken wir meist an Berufstätigkeit. Leider geht daneben die unbezahlte Arbeit oftmals unter, sie ist unsichtbar. Wir haben die Geringschätzung dieser wichtigen Arbeit unbewusst übernommen, unter anderem durch unsere Sozialisation, also die Art, wie wir erzogen werden, den Einfluss unserer Peergroup und die Gesellschaft sowie Film, Funk und Social Media. Damit Familie als Team funktioniert, ist es von enormer Bedeutung, die Erwerbstätigkeit mit der Arbeit zu Hause, also dem Haushalt, der Kinderbetreuung und all der Organisation, gleichzusetzen. Ohne die unbezahlte Arbeit funktioniert auch die bezahlte nicht. Ein konkretes Beispiel: Es ist wichtig, den Arbeitsauftrag der Chefin fertigzustellen. Sie erwartet von uns Verlässlichkeit. Dieser Auftrag kann allerdings auch nur erledigt werden, wenn zu Hause alles andere verlässlich organisiert ist. Deshalb sind auch Haushaltsaufgaben, Termine und Absprachen mit der Familie von Bedeutung. Der Partner oder die Partnerin erwartet die gleiche Verlässlichkeit, damit die Arbeit nicht liegen bleibt. Wichtig ist es daher, den Familienmitgliedern gegenüber verlässlich zu sein, Aufgaben zu erledigen oder Bescheid zu geben, wenn etwas nicht klappt wie besprochen.