Familienhotel am Park 3 - Susann Brennero - E-Book

Familienhotel am Park 3 E-Book

Susann Brennero

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Beschreibung

Liebe macht blind! Vor dieser Erfahrung scheint auch Lea Königsrot nicht verschont zu bleiben. Gemeinsam mit Pit, Kim, Finn und ihrem Freund Derek versucht Spürnase Chris in Teil 3 des Serials ausnahmsweise ohne die Hilfe ihres Cousins Leon das Schlimmste zu verhindern. Kann Lea sich am Schluss sogar noch aus eigener Kraft aus ihrer gefährlichen Affäre retten oder muss sie sich auf ihre Familie verlassen?

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Susann Brennero

Familienhotel am Park 3

Familienhotel am Park 3Serial von Susann Brennero

Inhaltsverzeichnis

STIPENDIUM NEUSTART KULTUR

Copyrights

VORWORT

Personen im Familienhotel am Park

Prolog

Träume im Museum

Kapitel 1

Träume im Wintergarten 2022

Kapitel 2

Seltsamer Besuch von Kevin

Kapitel 3

Endlose Diskussion mit Pit

Kapitel 4

Lea’s erste Schritte im Geschäftsleben

Kapitel 5

Ein eigener Chef-Schreibtisch für Lea

Kapitel 6

Die ganze Welt voller antiquarischer Objekte

Kapitel 7

Die Unterschrift von Micky Maus

Kapitel 8

Unsichere Verhältnisse

Kapitel 9

Spurensuche

Kapitel 10

Angebote auf dem Flohmarkt

Kapitel 11

Immer wieder neue Erkenntnisse

Kapitel 12

Böses Erwachen

Kapitel 13

Gefährliche Fährten

Kapitel 14

Spurensuche

Kapitel 15

Augen zu und durch

Kapitel 16

Zwei Gesichter einer Medaille

Kapitel 17

Neue Wege für Lea

Kapitel 18

Kleine Schritte für maximalen Wandel

Epilog

Glücksmomente

Nachtrag

Tipps und Rezepte am Ende folgender Kapitel:

Werbung zum Schluss

Impressum

STIPENDIUM NEUSTART KULTUR

Für die Entwicklung des Serials „Familienhotel am Park“ sowie für die Fertigstellung der ersten drei Teile des Serials hat die Autorin Susann Brennero ein Stipendium der VG WORT und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von Neustart Kultur 2021/2022 erhalten.

Die drei folgenden Logos hat die VG Wort freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Copyrights

FAMILIENHOTEL AM PARK

„Wenn es ums Erben geht, kommen sie alle!“ Dieser Ansicht ist der Patriarch der Familie Königsrot. Während Günter und Waltraud Königsrot sich bereits auf ihr Leben im eigenen Altersdomizil an der spanischen Küste freuen, kochen die Emotionen bei ihren Kindern Sven, Annette und Torsten wegen der Erbfolge hoch. Schließlich sind die Enkelkinder Pit, Lea, Kim, Chris, Finn und Nico die erklärten Lieblinge ihrer Großeltern. Dann verschwindet auch noch ein Enkelkind für fast zwei Jahrzehnte und alle schönen Lebenspläne scheinen aus den Fugen zu geraten. Schaffen es die Königsrots wieder eine intakte Familie zu werden?

Teil 3

Liebe macht blind! Vor dieser Erfahrung scheint auch Lea Königsrot nicht verschont zu bleiben. Gemeinsam mit Pit, Kim, Finn und ihrem Freund Derek versucht Spürnase Chris in Teil 3 des Serials ausnahmsweise ohne die Hilfe ihres Cousins Leon das Schlimmste zu verhindern. Kann Lea sich am Schluss sogar noch aus eigener Kraft aus ihrer gefährlichen Affäre retten oder muss sie sich auf ihre Familie verlassen?

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Deutsche Erstausgabe September 2022

Alle Rechte vorbehalten.

Copyright 2022 by Susann Brennero

Impressum:

Susann Brennero

Oberbilker Allee 296a

40227 Düsseldorf

E-Mail: [email protected]

Homepage: www.susannbrennero.de

Coverdesign by A&K Buchcover

verwendete Bildlizenzen:

[email protected]

Susann Brennero, Jahrgang 1969 aus Düsseldorf, ist Autorin zahlreicher kurzer Liebesgeschichten und einiger Krimis. Der Rhein ist ihre Inspirationsquelle, denn dieser Fluss birgt für sie von seinem Ursprung in der Schweiz bis zur Mündung in die Nordsee zahllose Geschichten und menschliche Schicksale.

VORWORT

Als ich Anfang Februar 2022 den ersten Teil des Serials „Familienhotel am Park“ veröffentlicht habe, lag der Fokus meines Vorworts auf den Herausforderungen der modernen Zeit und auf der Fähigkeit mit emotionalen Ausnahmesituationen umzugehen.

Niemand konnte ahnen, dass nur 14 Tage später über Nacht für alle Generationen der Beginn der wohl größten emotionalen Herausforderung unserer Zeit vor jeder einzelnen Haustüre stehen würde.

Da die meisten Sätze meines Vorworts zum ersten Teil des Serials innerhalb von nur zwei Wochen zur greifbaren Realität geworden sind, wiederhole ich an dieser Stelle noch einmal das Vorwort von Anfang Februar 2022:

BEGINN ZITAT: „In Zeiten ständiger Umbrüche und Veränderungen kommen Menschen in jeder Lebensphase einmal mehr und einmal weniger erfolgreich mit neuen Herausforderungen zurecht. Nicht nur jede Generationen findet ihre ganz speziellen eigenen Wege. Jedes Individuum geht Schritt für Schritt oft unbeeinflusst von den für seine Zeit typischen technischen Errungenschaften seinen eigenen Pfad. Daher unterscheiden sich die jungen Anpassungskünstler gar nicht so sehr von ihren Eltern, Großeltern und allen anderen Urahnen.

Heute scheinen Smartphones, Soziale Medien und jeder andere neue Trend im Mittelpunkt des Alltagslebens zu stehen - doch eigentlich haben sie nur am Rande Einfluss auf die Entwicklung von Charakter und Persönlichkeit und auf die Fähigkeit mit emotionalen Ausnahmesituationen umzugehen.

Während wir nach Ansicht unserer Eltern in den 70er Jahren noch viereckige Augen bekamen beim Fernsehen und unter dem extrem gefährliche Einfluss von unzähligen Werbeinformationen standen, sollen die jungen Leute von heute mit einem Tunnelblick in einer begrenzten Realität aus selbstgewählten sozialen Kanälen leben.

Dennoch sind es auch heutzutage die urtypischen Charaktereigenschaften, die bei der Wahl der für das ganze Leben entscheidenden Weggabelungen in einem Bruchteil von Sekunden ausschlaggebend sind.

Insbesondere in außergewöhnlichen Lebenssituationen werden die modernen digitalen Elemente oft zum Nebenschauplatz, weil Gefühle und Empfindungen ihren Platz beanspruchen.

Wie unterschiedlich sich Menschen entscheiden können, erleben Sie bei der jüngsten Generation der Familie Königsrot, an deren Spitze der erfolgreiche Handwerksmeister Günter-Alois und seine Ehefrau Waltraud stehen. Obwohl beide aufgrund ihrer Lebenserfahrung und Weisheit am liebsten für ihre Kinder und Enkelkinder alle Entscheidungen treffen würden, kommt es halt immer anders als gedacht.

Mit freundlicher Unterstützung durch ein Stipendium der VG Wort im Rahmen des Programms Neustart Kultur 2021/2022 und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien konnte ich in sechs Teilen die Geschichte der Familie Königsrot und insbesondere des herausfordernden Lebens der Enkelgeneration entwickeln.

Natürlich sind alle Figuren des Serials frei erfunden, sodass Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen rein zufällig sind. Ebenso sind alle Orte eine reine Erfindung.

Wenn Sie der Familie Königsrot wider aller Erwartungen dennoch irgendwo auf dieser Welt begegnen sollten, dann grüßen Sie sie alle von mir ganz herzlich!“ ENDE ZITAT

Da sich die Welt im letzten halben Jahr rasant verändert hat, habe ich die ursprüngliche Planung ein wenig der Realität angepasst. Schließlich lassen mich so viele Geschehnisse nicht mehr los. Wenn ich die vielen Herausforderungen, mit denen alle Generationen mittlerweile fertig werde müssen, betrachte, fühle ich mich in meinen Annahmen im ersten Vorwort bestätigt. Corona, das Ende des friedlichen Lebens in Europa und die energetischen Konsequenzen verlangen ein Maximum an Anpassungsfähigkeit von allen Menschen. Wir sind alle Teil einer sich neu organisierenden Weltordnung - aber egal, was passiert, die Menschlichkeit darf in keinem Leben in Vergessenheit geraten!

Und jetzt werfen wir wieder einen Blick in das Leben von Chris, Finn, Pit, Leon, Kim und insbesondere in die Welt von Lea, die im Mittelpunkt von Teil 3 des Serials steht. Lea muss wichtige, ungeahnte Entscheidungen treffen, um ihren Weg in ihre Zukunft zu finden.

Und denken Sie daran, auch wenn alle Figuren nur erfunden sind, grüßen Sie die Familie von mir, wenn Sie Ihnen wider Erwarten irgendwo auf dieser Welt begegnet!

Mit freundlicher Unterstützung durch ein Stipendium der VG Wort im Rahmen des Programms Neustart Kultur 2021/2022 und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien konnte ich in sechs Teilen die Geschichte der Familie Königsrot und insbesondere des herausfordernden Lebens der Enkelgeneration entwickeln:

* * *

Personen im Familienhotel am Park

Günter-Alois Königsrot

Waltraud Sophie Königsrot, geborene Bandmann

Sven-Markus Königsrot

Linda Königsrot-Weber

Peter-Patrick Günter Königsrot-Weber

Adele-Lea Waltraud Königsrot-Weber

Annette-Martina Raasch-Königsrot

Stefan Obergraf

Christiana-Melissa Obergraf-Königsrot

Dirk Raasch-Königsrot

Finn-Philipp Raasch-Königsrot

Nico-Leander Raasch-Königsrot

Torsten-Marco Beller-Königsrot

Lisa Beller-Königsrot

Kim-Marie Beller-Königsrot

* * *

Prolog

Träume im Museum

„Bitte!“, quengelte Lea mit einer herzzerreißenden Stimme. „Es gibt diese Sonderausstellung doch nur einmal.“

„Du kannst dir diese Bilder mit Sicherheit auch bald in einem europäischen Museum anschauen“, entgegnete ihre Mutter Linda. „Diese Reise ist viel zu teuer. Von dem Geld kannst du halb Europa bereisen.“

„Aber ich kann doch diese Ausstellung in Rio de Janeiro nur einmal so jung erleben“, fügte Lea hinzu. „Ich brauche doch nur noch einen Zuschuss für meine Reisekasse.“

„Du willst wirklich dein Sparbuch auflösen?“, fragte Linda erstaunt. „Geht es dir in erster Linie um die Ausstellung oder um Benedikt?“

„Natürlich geht es mir in erster Linie um die Bilder!“, rief Lea empört aus. „Es wird ein Erlebnis für mein ganzes Leben werden. Du sagst doch immer, Bildung in jungen Jahren prägt den ganzen Lebensweg.“

Linda atmete tief durch. Ihr fiel kein vernünftiges Argument ein. Schließlich konnte sie nicht ihre eigene Argumentation, die sie seit Jahren immer und immer wiederholte, einfach über den Haufen werfen. „Was fehlt dir denn noch für diese private Studienreise?“, fragte Linda.

Von einer Sekunde auf die anderes spiegelte sich in Leas fein geschnittenen Gesichtszügen eine unbändige Hoffnung wieder. „Ihr unterstützt mich?“

„Nicht so schnell!“, mahnte Linda. „Erst zählst du mir genau auf, was dir noch fehlt. Und dann sprechen wir mit deinem Vater darüber.“

„Papa ist bestimmt auch für diese Reise!“

„Deinem Vater wäre mit Sicherheit eine Sprachreise mit Kulturprogramm lieber. Er hat Benedikt auch noch gar nicht richtig kennengelernt.“

„Er soll ja auch nicht mit ihm nach Rio de Janeiro fliegen!“, lachte Lea auf. Ein Glücksgefühl hatte sie ergriffen.

„Habt ihr euch schon ein Hotel ausgesucht?“

„Es gibt da so ein Hostel für junge Leute in der Nähe des Museums“, begann Lea. „Und mir fehlt auch nur noch das Taschengeld. Und ein paar neue Klamotten könnte ich auch brauchen.“

„Dein Kleiderschrank ist voll!“, kommentierte Linda den aus ihrer Sicht ständigen Wunsch ihrer Tochter nach neuen Shirts, Hosen und Schuhen.

„Mama! Du bist die Beste!“, jubelte Lea. „Aber jetzt muss ich los! Bene wartet bestimmt schon auf mich. Der wird Augen machen, wenn er erfährt, dass ich doch mitfliegen werde. Und heute Abend besprechen wir alles mit Papa!“

Linda schaute ihrer Tochter nachdenklich hinterher, als diese mit Jacke und Umhängetasche winkend aus dem Wohnzimmer verschwand.

„Aber sei pünktlich zum Abendessen zurück“, rief sie ihr laut hinterher.

„Versprochen! Ich werde überpünktlich sein!“

Kaum stand Lea auf der Straße vor ihrem Elternhaus, holte sie ihr Smartphone hervor. „Überraschung!“, schrieb sie in einer ersten Textnachricht. „Wir fliegen gemeinsam!“, textete sie in einer zweiten Nachricht. „Rio de Janeiro wir kommen! XXX Lea!“ Sie hielt ihr Smartphone fest im Griff, als sie den Bus bestieg. Direkt hinter dem Fahrer war ein Platz frei. Gebannt starrte Lea auf das Display. Aber Benedikt antwortete nicht. „Du parkst bestimmt gerade dein Auto in der Tiefgarage des Museums“, dachte sie laut. Aber Benedikt antwortete sechs Haltestellen lang nicht. Als Lea am Ziel ankam, sah sie schon beim Aussteigen Benedikt zwischen den wehenden Werbebannern im Eingangsbereich des Museumsgebäudes stehen. Auf den Fahnen waren einige berühmte Maler aus dem Mittelalter abgebildet.

Voller Vorfreude schwenkte sie ihr Smartphone in Richtung Benedikt. „Hast du vergessen dein Phone zu laden?“

Benedikt nahm die Hände aus seinen Hosentaschen. Er trug wie immer an Sommertagen eine weiße Jeans. Das dunkelblaue, verwaschene Shirt und die abgewetzten Sportschuhe eines angesagten Designer-Labels ließen sein Outfit lässig wirken. Seine schulterlangen Haare waren mit einem schwarzen Samtband im Nacken locker zusammengebunden. Er nahm Lea in den Arm und gab ihr erst ein Küsschen auf die linke und dann ein Küsschen auf die rechte Wange. „Schön, dich zu sehen!“, sagte er.

„Ich habe dir schon geschrieben“, rief Lea aus. „Ich wollte dich eigentlich im Museumscafé überraschen. Aber ich habe es nicht ausgehalten.“

„Lass uns reingehen“, sagte Benedikt. „Ich habe auch Appetit auf einen Kaffee.“

„Hast du dein Smartphone abgeschaltet?“, fragte Lea irritiert.

„Ich habe es im Wagen vergessen“, sagte Benedikt.

„Ist das nicht wunderbar?“, fragte Lea. „Meine Eltern sind einverstanden. Wir beide zusammen eine ganze Woche in Rio de Janeiro. Tagsüber Museum und nachts in die Szene! Ich kann es kaum abwarten, bis wir im Flieger sitzen.“

Benedikt legte seinen Arm um Leas Schulter.

„Du sagst ja gar nichts.“ Lea blieb auf der Treppe des Eingangs zum Museum stehen. „Eine ganze Woche nur für uns beide! Wir können die ganze Zeit miteinander verbringen.“

„Können wir nicht“, sagte Benedikt leise.

„Doch! Meine Reisekasse ist gesichert. Ich komme mit!“

„Ich wollte es dir gestern schon sagen“, begann Benedikt ganz leise.

Ein kalter Schauer lief über Leas Rücken. Eine seltsame Vorahnung ließ sie kreidebleich werden. „Was?“

Benedikt schaute ihr stumm in die Augen.

Lea behielt die Beherrschung. Sie löste sich aus der Umarmung. „Ach so! Du dachtest, ich kann nicht mitkommen. Und dann ist es eh vorbei? Dann ist es leichter Schluss zu machen?“ Lea rümpfte theatralisch ihre Nase. „Wie heißt sie?“

„Darum geht es nicht. Aber es passt halt nicht so, wie es jetzt läuft.“

„Wie heißt sie?“, wiederholte Lea. Ihr war zum Heulen zumute, aber sie wollte sich keine Blöße geben.

„Lass uns jetzt kein Drama draus machen!“

„Warum, sag mir warum?“ Lea kam sich unendlich dumm vor. Hatte sie wirklich noch vor einer halbe Sunde ihre Mutter um finanzielle Hilfe gebeten für den Flug nach Rio de Janeiro? Pure Enttäuschung mischte sich mit verletzter Eitelkeit zu einem Kloß in ihrem Hals.

„Lea! Ich mag dich. Sehr sogar! Aber mehr ist da nicht.“

„Mistkerl!“, entfuhr es ihr. Sie drehte sich auf dem Treppenabsatz um und ließ ihn stehen.

Kapitel 1

Träume im Wintergarten 2022

Lea zählte die offenen Blüten der Orchideen. Es waren fast genauso viele Schmetterlingsblüten wie Knospen, die sich schon in wenigen Tagen ebenfalls öffnen würden. Sie schaute auf die Uhr. Es war kurz vor Mitternacht. Lea versuchte die Stunden seit Beginn der Invasion zu berechnen.

„Sinnlos“, flüsterte sie vor sich hin. „Vermutlich werden wir alle erst die Tage, dann die Wochen und womöglich sogar die Monate zählen, die diese sinnlosen Schießereien und Bombardierungen anhalten werden.“

Weder die Orchideen noch die einfachen Setzlinge, die in Tontöpfen zwischen den Orchideen aus dem Supermarkt standen, gaben eine Antwort. Seit die anderen den Wintergarten verlassen hatten und sie alleine zurückgeblieben war, herrschte Stille.

„Wir brauchen Musik im Glashaus“, stellte Lea fest. Sie griff nach ihrem Smartphone und suchte in ihrer Playlist nach den passenden Musikstücken für ihre momentane Laune. „Nichts dabei! Gar nichts.“ Zum ersten Mal seit langer Zeit versuchte sie es mit einem Radiosender aus dem Internet.

„Nicht für alle Staaten ist der Angriff in den frühen Morgenstunden eine Überraschung gewesen. Viele Anzeichen haben schon seit Monaten auf die Ereignisse hingewiesen. Trotz alle Warnungen aber…“

Lea schaltete das Radio wieder aus. „Grauenhaft!“, entfuhr es ihr. Sie dämmte die Spots in den Sparren des Wintergartendachs. Das schummrige Licht tat ihr gut. Die Mondsichel leuchtete nur sporadisch zwischen den Wolken auf. Die Dunkelheit fühlte sich für Lea wie ein Schutz an. Sie beschloss ihr Laptop zu holen und an der Planung für ihr Luxuslabel zu arbeiten. An Schlafen war bei der derzeitigen Nachrichtenlage nicht zu denken. Woher besaßen die anderen nur so gute Nerven? Es sah eindeutig nach einem Krieg mitten in Europa aus. Vielleicht war es der Beginn einer neuen Zeit, einer neue Weltordnung, in der sie sich mehr der weniger zurechtfinden mussten in ein oder zwei Jahren. Wie konnten die anderen Bewohner des in Appartements aufgeteilten alten Cityhotels am Park diese wichtigen Stunden nur verschlafen? Oder was auch immer sie jetzt gerade in ihren Appartements machten.

Lea schloss ihr Laptop zu holen. Als sie mit ihrem Laptop unter dem Arm und einem Korb in den Wintergarten zurückkam, saß ihr Bruder Pit alleine am großen Tisch.

„Kannst du auch noch nicht schlafen?“, fragte Pit.

Lea entdeckte eine halbvolle Flasche Roséweine und einen gefüllten Kaffeebecher auf dem Tisch vor Pit stehen.

„Ich habe es noch gar nicht versucht“, erklärte Lea, während sie ihr Laptop auf den Tisch legte. Sie nahm eine dicke Stumpenkerze und einen Bluetooth-Lautsprecher aus dem Korb.

„Musik?“, fragte Pit.

„Ich konnte auf dem Smartphone nichts finden, was mir gefallen hätte. Auf dem Laptop lässt es sich leichter im Netz nach einem Musiksender suchen.“

„Willst du hier zur Geisterstunde alleine Party machen?“, fragte Pit verwundert.

„Deine Flasche sieht mehr nach Party aus als mein Laptop“, entrüstete sich Lea. Sie nahm ein Wasserglas und eine Flasche Mineralwasser aus ihrem Korb.

„Ich wollte nur auf einen Absacken hier sitzen“, sagte Pit.

„Dann sacke ich mir dir ein bisschen ab“, lachte Lea. „Eigentlich bin ich zum Arbeiten hier. Ich mag die Atmosphäre im Wintergarten. Auch wenn hier noch viel verändert werden müsste.“

„Ich wage gar nicht daran zu denken, dass wir uns immer alle einig sei müssen. Für jede Veränderung wird es stundenlange Diskussionen geben.“

„So ist da Leben“, kommentierte Lea ihren Bruder. „Vielleicht richten wir uns darauf ein, dass wir mit unseren Cousinen und Cousins um jeden Zentimeter diskutieren müssen.“

„Bitte?“

„Ich habe mir alle eure Ideen für den Keller angehört“, sagte Lea. „Und ich habe auch einen Wunsch. Ich möchte einen Fitnessbereich, der im fließenden Übergang vom Keller in den Garten bis zum Poolhaus führt.“

„Wie immer eine mondäne Idee!“, lachte Pit. „Wäre auch ein Wunder gewesen, wenn von dir einmal ein einfacher Vorschlag gekommen wäre.“

„Sie froh, dass du mich zur Schwester hast“, sagte Lea. „Stell dir vor Kim wäre deine Schwester. Die würde dir glatt eine Kanzlei mit Möbeln vom Sperrmüll im Vintage-Stil einrichten.

---ENDE DER LESEPROBE---