Farewell Yellow Brick Road - Elton John - E-Book

Farewell Yellow Brick Road E-Book

Elton John

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Beschreibung

Eine der großen Musiklegenden sagt Lebewohl! Gut, dass Sir Elton John seinen Fans neben der Musik, die für immer bleiben wird, einen so farbenprächtigen wie aufwendigen Bildband hinterlässt. »Farewell Yellow Brick Road« feiert große und kleine Augenblicke der fulminanten und spektakulären globalen Abschiedstour von 2018 bis 2023 und gewährt einen intimen Blick hinter die Kulissen: auf legendäre Tourneeoutfits, sagenhafte Bühnenbilder und unvergessliche Momente. Dazu erzählt der Grandseigneur der Popmusik die bekannte und unbekannte Geschichte seiner letzten Tour und erinnert sich voller Freude an den Beginn und Schlüsselmomente seiner glanzvollen Karriere – all das garniert mit nie zuvor gesehenen Bildern und Erinnerungsstücken.

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Seitenzahl: 327

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Farewell Yellow Brick Road

DIE TOUR MEINES LEBENS

Elton John

VORWORT VON DAVID FURNISH

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen

Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttps://dnb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen

[email protected]

Wichtiger Hinweis

Ausschließlich zum Zweck der besseren Lesbarkeit wurde auf eine genderspezifische Schreibweise sowie eine Mehrfachbezeichnung verzichtet. Alle personenbezogenen Bezeichnungen sind somit geschlechtsneutral zu verstehen.

1. Auflage 2024

© 2024 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Die englischsprachige Originalausgabe erschien 2024 in den Vereinigten Staaten von Amerika und Kanada bei Hyperion Avenue unter dem Titel Farewell Yellow Brick Road. © 2024 by Sir Elton John. All rights reserved. This translated edition published by arrangement with Buena Vista Books, Inc.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Übersetzung: Mark Bergmann, Jan Großöhmingen

Redaktion: Dr. Frauke Bayer

Umschlaggestaltung: Headcase Design. Abdruck mit Genehmigung von Hyperion Avenue, einem Imprint von Buena Vista Books, Inc. All rights reserved.

Umschlagabbildung: David LaChapelle, Ben Gibson/WAB Global Limited

Satz: feschart print- und webdesign, Michaela Röhler, Leopoldshöhe

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-7423-2751-2

ISBN E-Book (PDF) 978-3-7453-2515-7

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-7453-2516-4

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.rivaverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Dieses Buch ist meiner bezaubernden Familie gewidmet: David, Zachary und Elijah.

Ein besonderer Dank gilt außerdem Emily Zemler, die geholfen hat, dieses wunderbare Buch zum Leben zu erwecken.

Elton posiert für seinen Fotografen und langjährigen Mitarbeiter David LaChapelle. Mit der Fotoserie wurde seine Abschiedstournee beworben.

Inhalt

Vorwort

Einleitung

Die Planung zur letzten großen Tour

Tour-Halt Allentown, Pennsylvania

Tour-Halt Philadelphia, Pennsylvania

Tour-Halt New York, New York

Tour-Halt Dallas, Texas

Tour-Halt Los Angeles, Kalifornien

Tour-Halt Wien, Österreich

Tour-Flashback Ein Brit-Rocker in Russland

Tour-Halt Verona, Italien

Tour-Halt Hove, England

Tour-Flashback Heimspiel in Watford

Tour-Halt Las Vegas, Nevada

Tour-Halt San Francisco, Kalifornien

Tour-Halt Sydney, Australien

Tour-Flashback Big in Japan

Tour-Halt Auckland, Neuseeland

Tour-Halt Sydney, Australien

Die Grosse Tourneepause

Tour-Halt New Orleans, Louisiana

Tour-Halt Greensboro, North Carolina

Tour-Halt Liverpool, England

Tour-Halt London, England

Konzert-Flashback Erinnerungen An Live Aid

Tour-Halt Toronto, Kanada

Tour-Halt Atlanta, Georgia

Tour-Halt Washington, D.C.

Tour-Halt Los Angeles, Kalifornien

Konzert-Flashback Das Letzte Hurra in Glastonbury

Nachwort

Über Den Autor

Abbildungsverzeichnis

Elton auf der Bühne während seiner Nordamerika-Tour 1974, in einem Outfit des Modedesigners Bob Mackie

Vorwort

VON DAVID FURNISH

Im Laufe seiner Karriere hat Elton John zahllose magische Momente für Fans auf der ganzen Welt geschaffen. Seine unvergesslichen Songs wurden Hits – und für viele Menschen zur Titelmelodie ihres Lebens: Nirgendwo sonst wird das deutlicher, als wenn er vor einem großen Publikum auf der Bühne steht. Als für Elton die Zeit gekommen war, dem Tourleben Lebewohl zu sagen, wollte ich unbedingt dafür sorgen, dass er auf seiner Abschiedstournee als einer der großartigsten Entertainer seiner Zeit gebührend gefeiert wird. Als sein Ehemann und Manager war es deshalb in doppelter Hinsicht eine ganz wundervolle Aufgabe für mich, das Kreativteam hinter seiner monumentalen Farewell-Yellow-Brick-Road-Tour zu koordinieren. Elton wollte sich mit einem Knall von der Bühne verabschieden – wir hatten also eine ganze Menge zu tun.

Als wir 2015 begannen, die Tour zu planen, wollten wir eine Bühnenshow kreieren, die Eltons außergewöhnliche Karriere angemessen würdigte und es ihm gleichzeitig erlaubte, seine unbändige künstlerische Energie auszuleben. Er hatte Abschiedskonzerte mit viel Tamtam verdient, mit denen er sich bei seinen Fans für ihre jahrzehntelange Treue bedanken konnte. Die Tour würde die größte und längste in Eltons Karriere werden. Sie zu planen war eine große Verantwortung, die ich äußerst ernst nahm. Das Kreativteam und ich überließen nichts dem Zufall. Alles, was die Besucher auf der Bühne sahen, wurde sorgfältig geplant. Die Show sollte an Eltons Vermächtnis erinnern und gleichzeitig ein spektakuläres Erlebnis für die Fans sein. Heute bin ich stolz darauf, was wir geschaffen haben. Mit der Farewell-Yellow-Brick-Road-Tour haben wir Elton eine goldene Krone aufgesetzt, die nur er würdig zu tragen vermochte.

Seit mehr als 50 Jahren beeinflusst Elton mit der transformativen Kraft seiner Musik das Leben unzähliger Menschen, meins eingeschlossen. Sein Stolz, sein Selbstbewusstsein und seine Fähigkeit, die eigene Persönlichkeit auszuleben, sind ansteckend. Ich wuchs als heimlich homosexueller Mann auf und glaubte, niemals ganz ich selbst sein zu können. Elton hat uns gezeigt, dass wir nicht nur so sein dürfen, wie wir sind, sondern dass wir uns sogar dafür feiern sollten. Dieses Talent übertraf sogar seine Musik. Lange Zeit ging es Elton selbst nicht gut. Als er 1975 zum ersten Mal im »Dodger Stadium« in Los Angeles auftrat, war er todunglücklich und hatte mit Suchtproblemen zu kämpfen. Als er dort 2022 für zwei Nächte erneut auf der Bühne stand, war er glücklich wie nie. Er ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie man sich weiterentwickeln kann, ohne die eigene Vergangenheit auslöschen oder ignorieren zu wollen. Wenn er auf die Bühne tritt, bringt er so vielen Menschen Hoffnung und Freude. Und diese Hoffnung wird er in Zukunft weiterhin ausstrahlen, auch wenn er nicht mehr selbst rund um den Globus tourt.

Elton hat in seiner Karriere als Musiker und Liveinterpret zahlreiche Preise und Auszeichnungen abgeräumt, doch nichts bedeutete ihm so viel wie seine Bindung zu den Fans. Ob bei seinen frühen Solokonzerten in den Siebzigerjahren oder den Arena-Shows der letzten Jahre – mit seiner Bühnenpräsenz konnte Elton das Publikum stets in seinen Bann ziehen. Er hat gezeigt, dass ein Konzertflügel und ein extravagantes Outfit durchaus Rock ’n’ Roll sein können. Er hat auf der ganzen Welt gespielt, ob in Amerika oder Australien, Europa, Japan oder der ehemaligen UdSSR. Nacht für Nacht gab er alles für sein Publikum. Schwäche zeigte er dabei nie, egal wie die Umstände auch sein mochten. Dass er künftig nicht mehr auf Tour geht, wird eine große Veränderung in unserem Leben darstellen. Unsere Söhne und ich freuen uns darauf, mehr Zeit mit ihm verbringen zu können, und genau wie seine Fans bin ich gespannt, was er als Nächstes vorhat.

Elton ist kein Mensch, der zu viel Zeit damit verbringt, zurück- oder vorauszublicken. Er lebt im Hier und Jetzt, eine Fähigkeit, die wir beide während seines Kampfs gegen die Alkoholsucht gelernt haben. Ich weiß nicht, was die Zukunft für Elton John bereithält, aber ich bin mir sicher, dass es eine strahlende und vermutlich mit Pailletten besetzte Zukunft sein wird. Ich bin dankbar, ein Teil der Farewell-Yellow-Brick-Road-Tour gewesen zu sein und miterleben zu dürfen, wie die Fans ihn ein letztes Mal auf der Bühne feierten. Das hat sich in vielerlei Hinsicht historisch angefühlt. Genau wie seine Fans bin auch ich Elton für die vielen Jahrzehnte unvergesslicher und unvergleichlicher Konzerte dankbar.

David lauscht stolz den ersten Proben für Eltons Farewell-Yellow-Brick-Road-Tour, die er als Creative Director betreut hat.

Dieses Buch soll all seine Auftritte ehren, ob sie in winzigen Clubs oder in riesigen Stadien stattgefunden haben. Ich hoffe, dass es hilft, die Erinnerung daran zu bewahren, wie großartig diese Shows gewesen sind. Obwohl Elton nur selten zurückblickt, kamen während seiner Abschiedstournee viele Erinnerungen bei ihm hoch. Dabei wurde er ungewöhnlich nostalgisch. Wie ihr sehen werdet, blickt er in diesem Buch auf mehr als 50 Jahre Tourleben zurück. Alles im Leben geht irgendwann zu Ende, doch jedes Ende kann immer auch die Chance für einen neuen Anfang sein. Während Elton auf der Yellow Brick Road dem Sonnenuntergang entgegenrockt, so wie er es Nacht für Nacht auf der Farewell-Yellow-Brick-Road-Tour getan hat, bin ich mir sicher, dass seine Zukunft etwas ähnlich Denkwürdiges für ihn bereithält.

Eins der Fotos von David LaChapelle, mit denen die Farewell-Yellow-Brick-Road-Tour beworben wurde

Einleitung

Ich bin mein ganzes Leben lang auf die eine oder andere Weise Künstler gewesen – schon lange bevor ich zu Elton John wurde. Vor Publikum auf einer Bühne zu stehen, dafür lebe ich. Es ist ein elektrisierendes, frustrierendes und letztlich erfüllendes Gefühl. Es ist aufregend, weil man nie weiß, was geschehen wird. Jede Stadt, jeder Veranstaltungsort und jedes Publikum ist anders. Diese Magie, nicht zu wissen, was passiert, macht Liveauftritte so besonders. Ich habe schon als Kind kleinere Auftritte gehabt, aber offiziell auf Tour gegangen bin ich zum ersten Mal mit 18. Das war im März 1965: Mit meiner damaligen Band Bluesology spielte ich in Clubs in ganz England. Damals hieß ich noch Reginald Dwight und war ebenso sehr Fan wie Künstler. Ich hatte lange von der Bühne geträumt. Für mich hatte es etwas Magisches, wenn ein Musiker dort oben stand, ganz in seiner Welt, Songs für ein Livepublikum spielte und den ganzen Saal wie aus dem Nichts mit einer Woge der Energie füllte.

Ich bin in den 1950er-Jahren im englischen Pinner aufgewachsen und verehrte Stars wie Elvis Presley, die Fans mit einem Gespür für Selbstinszenierung und Show in ihren Bann zogen. Das wollte ich auch. Ich war geradezu besessen davon, Konzerte zu besuchen. Meine Liebe für Livemusik entdeckte ich in einem Club namens »Harrow Granada«, wo ich Little Richard, Jerry Lee Lewis, Eddie Cochran und Gene Vincent spielen sah. Little Richard und Jerry Lee Lewis waren meine Idole. Ehrfürchtig stand ich vor der Bühne, wenn sie dort oben mit einer sprühenden Begeisterung umhersprangen, die jeden ihrer Songs viel lebendiger wirken ließen als auf meinem Plattenspieler. Ich hatte Klavier gespielt, seit ich klein war, aber dies war etwas völlig anderes. Ich wollte mit derselben rohen Wucht spielen und singen. Andere Musiker zu bestaunen motivierte mich, eines Tages selbst auf der Bühne zu stehen. Tief in mir drin wusste ich, dass ich auch dazu in der Lage war.

1964 spielte ich als 16-jähriger Schuljunge zum ersten Mal vor echtem Publikum. Mehr als ein Jahr lang saß ich jeden Freitag, Samstag und Sonntag in der Bar des »Northwood Hills Hotel« am Klavier und sang Titel von Jim Reeves, Al Jolson und Cliff Richard. Das Klavier war völlig verstimmt und der Verstärker meines Mikrofons war mickrig, entsprechend mies war der Klang. Doch ich versuchte, das Beste daraus zu machen. Man bezahlte mir ein Pfund pro Nacht. Das war selbst für damalige Verhältnisse nicht viel, doch ich ließ am Ende jedes Abends den Hut herumgehen und besserte so mein Honorar auf. Anfangs spielte ich vor einem leeren Saal, doch mit der Zeit zog ich mehr und mehr Gäste an, bis der Pub jedes Wochenende brechend voll war.

Die Stimmung war mitunter ziemlich wild. Ich musste einige Male durchs Fenster flüchten, weil eine Schlägerei ausbrach. Wenn ich keine Stimmungslieder wie »Roll Out the Barrel« spielte, wurde ich manchmal mit Biergläsern beworfen. Aber der Laden war ein guter Ort, um mein Handwerk zu lernen, und ich verdiente genügend Geld, um mir ein E-Piano von Hohner und einen eigenen Verstärker davon zu kaufen.

Einen ersten Vorgeschmack auf das Tourleben bekam ich, als ich mehrere Jahre lang mit meiner Band Bluesology aufgetreten bin. Das alles begann als Hobby, nachdem ich Stuart Brown – einen Freund meines Cousins – kennengelernt hatte. Wir wollten früh eine Band gründen, was zunächst aber nach hinten losging. Einige Jahre später gründeten wir dann gemeinsam doch Bluesology. Wir wurden zwar nicht die erfolgreichste Band Englands, aber spielten immerhin mit Musikern wie den Ink Spots, Major Lance, Billy Stewart und Patti LaBelle and the Bluebelles. Ich war nicht der Sänger der Band, sondern saß nur am Keyboard. Nicht einmal die Background Vocals ließen sie mich singen! Wir hatten viele Liveauftritte und waren ständig damit beschäftigt, unser Equipment ein- und auszuladen. An einigen Abenden spielten wir sogar zwei Konzerte. 1966 taten wir uns mit dem bekannten britischen Soulsänger Long John Baldry zusammen und wurden seine Begleitband. Wir spielten nun größere Konzerte in größeren Sälen, dennoch war ich nicht glücklich. Ich wollte singen und meine eigene Musik machen. Also verließ ich die Band und ging zurück nach London mit dem Plan, ein ganz neuer Mann zu werden.

Elton (Zweiter von links) 1965 mit seiner prägenden Band Bluesology

Elton am Familienklavier. Schon früh verblüffte er seine Zuhörer, weil er »The Skater’s Waltz« im Alter von nur vier Jahren nach Gehör spielen konnte.

Nachdem ich Bluesology 1967 verlassen hatte, dauerte es nicht lange, bis ich als Elton John wiedergeboren wurde. Ich fand, dass mein Name »Reg Dwight« irgendwie nicht nach Rockstar klang, deshalb änderte ich ihn. Dazu kombinierte ich einfach die Namen von zwei meiner ehemaligen Bandmitglieder bei Bluesology: von dem Saxofonisten Elton Dean und von Long John Baldry. Der neue Name blieb. Erst Jahre später ließ ich meinen Namen dann auch offiziell in Elton Hercules John ändern.

Etwa zur selben Zeit, als ich bei Bluesology hinwarf, lernte ich Bernie Taupin kennen, der ein loyaler Mitarbeiter und mein wichtigster Songtexter in all den Jahren werden sollte. Bernie und ich hatten uns beide auf eine Anzeige der Plattenfirma Liberty Records in der Zeitschrift New Musical Express gemeldet, in der nach Songschreibern gesucht wurde. Unser Aufeinandertreffen war Zufall, aber wohl auch Schicksal, denn wir waren von Beginn an musikalische Seelenverwandte. Gemeinsam begannen wir, die ersten Elton-John-Songs zu komponieren, mit ihm als Texter. Bernie war – und ist bis heute – der Bruder, den ich nie hatte.

1969 brachte ich mein erstes Album Empty Sky heraus. Etwa zur selben Zeit begann ich auch als Solokünstler aufzutreten. Den großen Durchbruch hatte ich dann 1970, während meiner ersten Amerika-Tour. Im selben Jahr habe ich den Satz gesagt: »Ich wollte nie Livekünstler werden. Eigentlich wollte ich daheim im stillen Kämmerlein meine Songs schreiben, aber nun habe ich den Spaß meines Lebens!« Heute bin ich froh, dass ich nicht in meinem Kämmerlein geblieben bin. In den folgenden Jahrzehnten habe ich Tausende Konzerte gespielt, in jedem Land, das man sich nur vorstellen kann.

Nach mehreren erfolgreichen Tourneen war Elton für seine Nordamerika-Touren zwischen 1967 und 1973 in einem Privatjet unterwegs. Damals wurde er oft vor diesem Flugzeug posierend fotografiert, das den Namen

Starship One

trug.

Eltons Touroutfits aus all den Jahren, darunter auch das ikonische Dodgers-Kostüm. Alle Kostüme sind inzwischen im umfangreichen Archiv des Sängers in London verwahrt.

Ich bin viele Male um die Welt gereist und habe meine Songs in die entlegensten Ecken des Globus mitgenommen. Es war ein Leben voller Reisen und Abenteuer und ich habe jede einzelne Minute davon genossen. Als Musiker auf Tour führt man in gewisser Weise ein Nomadenleben, man reist ständig umher und entdeckt Neues. Es gibt nichts Schöneres, als in ein neues Land zu kommen und die Menschen dort und ihre Kultur kennenzulernen. Mein Motto war stets: »Geh hin und mach dir dein eigenes Bild.« Man kann einen Ort nicht anhand von TV-Bildern oder Zeitungsberichten beurteilen. Das Publikum ist von Land zu Land verschieden. Deshalb war es aufregend, an all diesen unterschiedlichen Orten zu spielen, vor allem als ich noch jung war und nichts anderes kannte als meine Heimatstadt Pinner. Es war wie ein wahr gewordener Traum für mich, dass ich meine Songs für so viele Menschen spielen konnte, egal wo sie herkamen, von wo sie abstammten und welches Geschlecht oder welchen Glauben sie hatten. Musik verbindet, besonders dann, wenn man sie gemeinsam live erlebt. Nichts bringt Menschen auf so universelle Weise zusammen.

Über die letzten 50 Jahre habe ich vor gigantischen Zuschauermassen in den größten Hallen der Welt gespielt. Und dabei stets mein absolut Bestes gegeben! Als Livekünstler habe ich alles erreicht. Wenn man so lange auf Tour ist, wie ich es war, und seinem Publikum so viele Jahre lang alles gegeben hat, kommt man irgendwann an einen Punkt, an dem man überlegen muss, was der nächste Schritt sein könnte. Vor einigen Jahren begann ich mir Gedanken darüber zu machen, was für ein Leben ich in Zukunft eigentlich führen möchte. Ich hatte nie wirklich ein Privatleben, doch nun habe ich eine Familie, an die ich denken muss. Ich habe einen tollen Ehemann und zwei wundervolle junge Söhne, mit denen ich mehr Zeit verbringen möchte. Ich freue mich riesig darauf, nun ein neues Kapitel in meinem Leben aufzuschlagen. Ich werde immer der Musiker, der Liveinterpret und der Künstler bleiben. Und die Erinnerungen an meine Welttourneen werde ich stets in mir tragen. All die Abende auf der Bühne, in denen ich meine Songs mit dem Publikum geteilt habe, sind zu einem Teil meiner Persönlichkeit geworden. Was ich während dieser Auftritte von den Fans zurückbekam, hat mich als Mensch für immer verändert.

Deshalb war es wichtig für mich, auf eine große Abschiedstournee zu gehen. Ich wollte nicht klammheimlich aufhören, sondern die Fans noch einmal würdigen, die Jahr für Jahr zu meinen Konzerten gekommen sind und die mir so viel Liebe, Akzeptanz und bedingungslose Unterstützung geschenkt haben. Diese Fans haben meine Karriere erst möglich gemacht – jeder Musiker weiß das. Das Publikum erzeugt jeden Abend eine ganz besondere Energie, und diese Energie treibt mich an, stets mein Bestes zu geben. Trotzdem fiel mir die Entscheidung, dem Tourleben den Rücken zu kehren, leicht und ich bereue sie keine Sekunde. Mit der Farewell-Yellow-Brick-Road-Tour konnte ich auf dem Höhepunkt und auf die richtige Weise abtreten.

Anfang 2018 gaben wir bekannt, dass ich aufhören würde, und kündigten im selben Atemzug die Abschiedstournee an. Als die Tickets in den Verkauf gingen, waren die ersten 60 Shows innerhalb von Minuten ausverkauft. Ich fühlte mich von so viel Liebe der Fans geehrt. Sie wollten mich unbedingt noch einmal live sehen, genauso wie ich meine letzte Tour unbedingt mit ihnen gemeinsam verbringen wollte. Nach langer und komplizierter Planung von David und seinem extrem talentierten Kreativteam starteten wir die Tour am 8. September 2018 in Allentown, Pennsylvania. Als die Tour so richtig in Fahrt kam, verkündeten wir weitere Konzerttermine. Dabei besuchten wir viele der Städte und Spielstätten, in denen ich über die Jahre am liebsten aufgetreten war, spielten aber auch an neuen Orten zum ersten und letzten Mal. Damals war uns noch nicht klar, dass eine globale Pandemie unsere ausgeklügelte Tourplanung durcheinanderbringen würde. Corona drückte den Pause-Knopf sowohl für unsere Tour als auch für unser aller Leben. Aufgrund einer Hüftverletzung musste ich weitere Konzerte verschieben, weshalb meine Abschiedstour letztlich nicht wie geplant im »Dodger Stadium« in Los Angeles zu Ende ging, sondern 2023 im schwedischen Stockholm.

Trotz dieser Höhen und Tiefen war es mir eine Ehre und eine unsagbare Freude, die Farewell-Yellow-Brick-Road-Tour zu meinen Fans zu bringen, egal ob alt oder jung. Ich blicke ungern zurück, aber es war eine auf wundersame Weise reinigende Erfahrung, zu reflektieren, wie weit ich gekommen bin, seit ich 1968 begann, als Elton John aufzutreten. Ich erinnerte mich daran, wie es war, als ich noch Reg Wight hieß und davon träumte, Musiker zu sein. Ich erinnerte mich, wie ich 1970 im »Troubadour« in Los Angeles das Konzert spielte, das mir mit zum Durchbruch verhalf. Ich erinnerte mich an meine erste Amerika-Tour, auf der wir in einem geliehenen Kombi von Show zu Show fuhren, und an meine zweite, bei der wir bereits in einem gecharterten Reisebus unterwegs waren. Als ich 1973 erneut durch Amerika tourte, tat ich dies in meinem eigenen Flugzeug, einer Boing 707, die wir Starship One tauften. Das zeigt, wie schnell meine Karriere durch die Decke ging. Während wir die verschiedenen Orte aus meiner Vergangenheit erneut besuchten, kamen mir immer wieder meine wilden, oft übertriebenen Outfits in den Sinn. Ich dachte an all die Menschen, die mich unterstützt haben und immer und immer wiederkehrten, um mich live zu sehen. Am meisten dachte ich letztlich aber darüber nach, wie sehr sich mein Leben verändert hatte, nachdem ich meinen Mann David kennenlernte und später noch einmal, als wir unsere Söhne Zachary und Elijah bekamen.

Ich bin dankbar für jeden Moment, den ich auf Tour verbracht habe. Es gab tolle Hochs und schreckliche Tiefs, doch ich würde keinen dieser Momente eintauschen wollen. Ich habe in meiner Karriere viele atemberaubende und auch einige merkwürdige Orte gesehen. Als ich mir Gedanken darüber gemacht habe, auf welche Weise ich die Farewell-Yellow-Brick-Road-Tour in diesem Buch erinnern soll, fielen mir spezifische Dinge ein, die ich an all diesen besonderen Orten erlebt habe. Dies waren keinesfalls die einzigen wichtigen Orte, an denen wir gespielt haben. Ich habe Erinnerungen an alle Orte, an denen ich je aufgetreten bin, und sie alle besitzen dieselbe große Bedeutung für mich. Stellt euch dieses Buch wie eine Fotomontage aus den unterschiedlichsten Momenten meiner fernen und jüngeren Vergangenheit vor, wie eine bunte Mischung aus Erinnerungen, die ganz kurz aufblitzen und wieder verschwinden. Ihr werdet ein Gefühl dafür bekommen, wie es für mich war, »Goodbye« zu sagen und »Hallo« zu was auch immer nun als Nächstes für mich ansteht.

Elton mit einer dynamischen Performance im »Madison Square Garden« während seiner Nordamerika-Tour 1974. Später gesellt sich John Lennon noch zu ihm auf die Bühne. Das schrille Outfit wurde ihm von Designer Bob Mackie auf den Leib geschneidert.

»Elton John, der vielleicht größte Entertainer unserer Zeit, verabschiedet sich noch auf dem Höhepunkt seines Erfolgs.«

The Daily Telegraph, 2019

Elton stellt stets eine starke Verbindung zu seinen Fans her. Hier nimmt er sich einen Moment Zeit, um ihnen während eines Konzerts für ihren Jubel zu danken.

Elton und seine Band auf der Bühne während der Farewell-Yellow-Brick-Road-Tour, eine mehrjährige Konzertreihe und die finale Tournee des Sängers

Die Planung zur letzten großen Tour

Als ich vor vielen Jahren begann zu touren, habe ich keinen Gedanken daran verschwendet, wie es wohl sein würde, wenn mein Tourleben eines Tages endet. Es gab einige halbherzige Rücktritte in meiner Karriere, mehr als einmal hatte ich vollmundig verkündet, nie wieder ein Konzert zu spielen. Ich hatte wohl nie wirklich vor, diesen Abschnitt meines Lebens hinter mir zu lassen – bis vor Kurzem. Doch wie heißt es so schön? Alles hat irgendwann ein Ende. Meinen Fans habe ich erklärt, dass die Farewell-Yellow-Brick-Road-Tour zwar das große Finale meines Tourlebens markieren würde, ich aber weiterhin vorhabe, live aufzutreten. Was genau das bedeutet, weiß ich selbst noch nicht. In den vier Jahren dieser letzten Tour waren einige der unvergesslichsten Konzerte dabei, die ich je gespielt habe. Wenn man den Entschluss fasst, sich zu verabschieden, dann sollte es die Abschiedsparty zumindest in sich haben.

Vor über zehn Jahren beschlossen mein Mann David Furnish und ich, eine Familie zu gründen. Uns war damals noch nicht ganz klar, wie genau die aussehen würde, nur dass wir mehr als genug Liebe zu geben hatten. Dass ich möglicherweise gerne Vater sein würde, ist mir erstmals 2009 während eines Besuchs in der Ukraine bewusst geworden, als ich einen kleinen Waisenjungen kennengelernt habe, den ich daraufhin stundenlang mit mir herumtrug. Irgendwann sagte jemand zu mir: »Sie scheinen den kleinen Jungen sehr zu mögen. Möchten Sie ihn adoptieren?« Ich zögerte keinen Augenblick. »Das würde ich tatsächlich sehr gerne tun«, entgegnete ich. Leider durften David und ich dort als schwules Paar kein Kind adoptieren. Die Diskriminierung schmerzte uns, aber diese Erfahrung hat mir gezeigt, dass ich gerne ein Vater sein wollte. Die Geschichte bekam ihr Happy End, als wir 2010 und 2013 mithilfe einer Leihmutter unsere beiden Söhne Zachary und Elijah bekommen haben. Nach so vielen Jahren als Elton hatte ich plötzlich einen neuen Namen: Daddy.

Elton auf der Bühne im »Dodger Stadium« gemeinsam mit David und ihren beiden Söhnen Zachary und Elijah

Aufs Elternsein kann man sich nicht wirklich vorbereiten, das Kind ist irgendwann da und plötzlich ist man mittendrin. In den ersten paar Jahren nahmen David und ich die Kinder mit auf Tour. Das war toll! Wir haben die Kleinen jeden Abend im Backstage in aufblasbaren Wannen gebadet, ihnen ihre winzigen Pyjamas angezogen, eine Gutenachtgeschichte vorgelesen und sie ins Hotel bringen lassen. Danach ging Daddy raus auf die Bühne und spielte sein Konzert. Das war wirklich eine schöne Zeit. Als Zachary und Elijah älter wurden, wollten wir sie aber nicht daheim unterrichten lassen, da waren David und ich uns einig. Uns war wichtig, dass die Jungs die Welt da draußen entdecken und ihre eigenen Persönlichkeiten entwickeln können. Sie sollten nicht einzig durch meine Karriere geprägt werden. Musik ist meine Leidenschaft, aber gleichwohl auch mein Beruf. Und da David inzwischen mein Manager ist, ist sie inzwischen auch seiner. Unsere Söhne sollen die Möglichkeiten bekommen, ihren eigenen Weg zu gehen, außerhalb der Unterhaltungsbranche, in einem Umfeld, das sie selbst bestimmen können. Diese normale kindliche Entwicklung wollen wir so wenig wie möglich stören.

All-Access-Pässe von der Farewell-Yellow-Brick-Road-Tour

Originale Songtexte, geschrieben von Bernie Taupin und kommentiert von Elton

Als wir den Schulturnus und meinen Tourplan nebeneinanderlegten, war schnell klar, dass beide nicht zusammenpassen würden. In den vergangenen 25 Jahren habe ich 100 Konzerte pro Jahr gespielt – manchmal mehr. Ich konnte nicht an zwei Orten gleichzeitig sein. David sagte: »Ich weiß, wo ich lieber sein möchte. Wo möchtest du sein?« Ich entgegnete: »Natürlich bei meiner Familie!«

In diesem Moment war klar: Ich konnte nicht weiter auf Tour gehen. Es schien mir aber nicht richtig, abrupt aufzuhören. Ich wollte nicht einfach hinschmeißen, sondern meinem Karriereende als Livemusiker einen würdigen Rahmen verpassen.

»Okay«, sagte ich zu David. »Dann lass uns eine angemessene Abschiedstournee planen. Ich möchte mich von meinen Fans verabschieden. Und ich möchte ihnen danken. Ich finde, dass ich heute besser spiele und singe denn je, und will, dass die Leute mich genauso lebendig und stark in Erinnerung behalten. Meine Leidenschaft für die Musik ist unendlich. Wie können wir das im Rahmen der Tour richtig rüberbringen?«

Man fährt nicht einfach auf eine Abschiedstournee. So etwas will akribisch geplant sein. Dabei vertraute ich David voll und ganz, der sich um alle Details kümmerte und sofort einen Businessplan schrieb. Das war das erste Mal in meiner Karriere, dass ein echter Businessplan für mich geschrieben wurde! Bis dahin hatten alle nur stets die Maschine am Laufen gehalten. Nun ging es darum, die Maschine langsam runterzufahren, sie noch einmal richtig auf Hochglanz zu polieren und anschließend in die Vitrine zu stellen. Das Erste, was David von mir wollte, war eine Setlist. »Was möchtest du auf deiner Abschiedstournee musikalisch ausdrücken?«, wollte er wissen. Ich brauchte nicht lange, um die Liste zusammenzustellen. Auf meinen letzten Konzerten wollte ich noch einmal die Songs feiern, die ich gemeinsam mit Bernie Taupin komponiert hatte. Er ist der Bruder, den ich niemals hatte. Ohne Bernie gäbe es auch keinen Elton. Unsere gemeinsamen Songs haben mich mehr als alles andere als Künstler geprägt. Deshalb war es mir wichtig, dass die Setlist diese wichtige Beziehung in meinem Leben entsprechend wiedergab und würdigte.

Die Setlist exakt abzustimmen war äußerst wichtig. Wenn ich in so vielen Jahren nicht gelernt hatte, eine solche Liste korrekt zusammenzustellen, dann werde ich es wohl nie lernen. So ein Konzert ist wie Sex: Man beginnt heftig, dann nimmt man etwas Tempo raus, beginnt erneut und zum Schluss endet alles in einem großen Höhepunkt. Es gibt Höhen und Tiefen. Die Setlist auf der Abschiedstournee hat meiner Meinung nach gut funktioniert. Wir haben sie mit der Zeit ein wenig angepasst und bei einigen Shows etwa »Have Mercy on the Criminal« und »Sorry Seems to Be the Hardest Word« hinzugefügt, aber alles in allem behielten wir das ursprüngliche Konzept bei. Mir wurde mit der Zeit auch nicht langweilig. Im Gegenteil: Die erste Hälfte der Konzerte verging wie im Flug. Eine so perfekte erste Hälfte hatte ich in meiner Karriere noch nie. Bei der Auswahl der Songs hatte ich die Idee im Hinterkopf, das Publikum mit auf eine Reise zu nehmen. Es war eine Kombination aus den Lieblingshits der Fans und Songs, die meine Band und ich am liebsten spielten.

Ein farbenfrohes Foto von David LaChapelle, das viele der berühmten Outfits des Sängers auf nostalgische Weise vereint, darunter auch dessen ikonisches Dodgers-Kostüm

Elton war von der Kreativität der Fans beeindruckt, die zu jedem Konzert in festlichen Outfits erschienen, die bedeutsam und bewegend zugleich waren. Diese Fotos zeigen Fans, die sich zum Konzert im »Dodger Stadium« herausgeputzt haben.

Welche Songs würden live am besten funktionieren? Ich liebe meine Band und wollte ihnen die Möglichkeit geben, noch mal richtig auf die Pauke zu hauen. Ich habe meine Setlists immer mit meinen Musikern abgestimmt, denn die haben natürlich auch ihre Meinung. Manchmal hat die Liste nicht ganz gepasst und wir mussten sie für die nächste Show etwas anpassen, dieses Mal hatte ich aber ein gutes Gefühl damit.

Die Setlist der Abschiedstournee begann mit »Bennie and the Jets« und endete mit »Goodbye Yellow Brick Road«. Natürlich wollte ich meine großen Hits nicht auslassen. Wenn man eine Nummer wie »Tiny Dancer« im Repertoire hat, die seit so vielen Jahren ein Dauerbrenner ist, dann sollte man sie auch spielen. Als ich den Song rausgebracht habe, war er anfangs kein Hit. Im Jahr 2000 wurde er dann aber durch Cameron Crowes Film Almost Famous – Fast berühmt wiederbelebt und fand anschließend auch seinen Weg in die Musical-Adaption am Broadway. Dies ist einer der besten Songs, die ich je komponiert habe, deshalb genoss ich es, ihn auf Tour Nacht für Nacht zu spielen. Bei »Someone Saved My Life Tonight« war es genauso. Neben den Hits nahm ich auch Titel wie »Border Song«, »Take Me to the Pilot«, »Levon«, »Burn Down the Mission« und »Funeral for a Friend« in die Setlist auf. Ich wollte verschiedene musikalische Genres abdecken. Mir war wichtig, Musik zu spielen, mit der ich mich auf der Bühne wirklich wohlfühlte, ich spielte aber auch gerne Titel wie »Levon« oder »Burn Down the Mission«, weil sie mich musikalisch auf besondere Weise forderten. Eine gute Setlist muss alles haben.

Nachdem ich mit der Auswahl zufrieden war, übergab ich sie an David. Er und sein großartiges Kreativteam übernahmen dann den Rest der Planung. Sie brachten unzählige eigene Elemente ein und fügten sie zu einer denkwürdigen Show zusammen. Die Idee zum Titel der Tour – Farewell Yellow Brick Road – hatten David und ich gemeinsam. Er ist eine Reminiszenz an mein Album Goodbye Yellow Brick Road und dessen gleichnamigen Titelsong aus dem Jahr 1973. Die Tour wurde so akribisch geplant wie ein Manöver der Streitkräfte. Das Team brauchte mehr als ein Jahr, um all die Elemente der Show zu entwerfen und zu produzieren, vom Bühnenbild über die animierten Videos bis hin zu den Kostümen. Die Show sollte alle Stationen meiner Karriere als Musiker und Livekünstler würdigen – und da gab es einige. Sie fanden sich im wunderschönen Rahmen des umwerfenden Bühnenbilds wieder. David hatte eine Reihe von Grafiken und Videoclips produzieren lassen, die zu den jeweiligen Songs passten und alten Titeln ein ganz neues Leben einhauchten.

Eines meiner Markenzeichen waren stets meine schrillen Bühnenoutfits. Damit folge ich einer britischen Tradition. Alle großen britischen Künstler kleideten sich in der Regel ziemlich exzentrisch. Ihre Bühnenshows waren stets Spektakel. Ich sitze bei meinen Konzerten nur am Klavier, was in Sachen Entertainment auf Dauer etwas mau ist. Mir war von Beginn an klar, dass ich kein Rod Stewart, kein Marc Bolan, kein Freddie Mercury oder David Bowie war. Ich musste mich also auf besondere Weise präsentieren. Meine Auftritte durften weder mich noch das Publikum langweilen. Wenn ich abends vor der Show mein Bühnenoutfit anziehe, dann fühle ich mich bereit. Bei der Farewell-Yellow-Brick-Road-Tour sollten die Outfits einerseits meine Performance nicht überstrahlen, andererseits aber trotzdem auffällig sein und einen unvergesslichen Eindruck hinterlassen.

Über Jared Leto hatten David und ich auf einer Oscarparty der Zeitschrift Vanity Fair den Modedesigner Alessandro Michele kennengelernt, der lange Zeit die Mode von Gucci geprägt hat. Wir wurden schnell gute Freunde. Dies war der perfekte Zeitpunkt, ihn zu bitten, meine Outfits für die Tour zu entwerfen. Die Mode von Gucci passt perfekt zu mir. Und Alessandro und sein Team gaben mir das Gefühl, etwas ganz Besonderes zu sein. Jedes seiner Designs fühlte sich zeitlos und klassisch und dabei gleichzeitig modern und angesagt an. Die Tour dauerte letztlich vier Jahre, doch am Ende wirkte keines der Outfits altmodisch. In der passenden Kleidung fühle ich mich selbstbewusster, meine Shows werden dann sogar noch besser. Alessandros Designs hatten genau den Vibe, den ich während meiner Tour rüberbringen wollte. Ich wollte meinen gewohnt großen Auftritt und gleichzeitig eine intime Verbindung zu den Fans wahren. Ich bin nicht mehr so jung wie früher, also würde ich keinen Handstand auf dem Konzertflügel hinlegen und auch keine Stühle durch die Gegend kicken. Auf dieser Tour musste es vor allem darum gehen, Momente zu schaffen, in denen ich eine authentische Verbindung zu jedem einzelnen Menschen im Publikum herstelle.

Meine vorherige Tournee, die Wonderful-Crazy-Night-Tour, lief von 2016 bis 2018 und zog sich von Europa über Nord- und Südamerika bis nach Australien. Anlass war mein 33. Studioalbum Wonderful Crazy Night, das ich 2015 mit meiner Band aufgenommen hatte. Während ich im Rahmen der Tour von Stadt zu Stadt gejettet bin, entwarfen David und sein Team bereits das Konzept für die Farewell-Yellow-Brick-Road-Tour. Als ich am 1. Juli 2018 im georgischen Shekvetili das letzte Konzert der Wonderful-Crazy-Night-Tour gespielt habe, stand praktisch schon alles für die Abschiedstournee. Alle Tickets waren bereits ausverkauft. Und ich wusste, dass die Tour ein wilder Ritt werden würde.

Eine moderne Neuinterpretation des Covers von Eltons Album

Goodbye Yellow Brick Road

von Ian Beck

Wenn man so lange auf der Bühne steht, wie ich es getan habe, kommt irgendwann der überwältigende Moment, in dem man erkennt, dass man mit den Fans gemeinsam älter geworden ist und sich weiterentwickelt hat. Nicht viele Musiker können von sich behaupten, dass Großeltern, Eltern und Kinder gemeinsam ihre Konzerte besuchen. Menschen, die mich schon in den Siebzigerjahren gehört haben, zeigten meine Musik später ihren Kindern. Auf diese Weise wurden Elton-John-Platten von Generation zu Generation weitergegeben, wie ein wertvolles Erbstück oder ein altes Familienrezept. Es ist verrückt, wenn man bedenkt, welchen Einfluss meine Songs dadurch gehabt haben. Vor allem in der jüngeren Vergangenheit habe ich zudem einige neue Fans hinzugewonnen. Dank des Films Rocketman aus dem Jahr 2019, der auf meiner Lebensgeschichte basiert, und neueren musikalischen Projekten mit Künstlern wie Ed Sheeran, Dua Lipa, Charlie Puth und Britney Spears ist meine Fangemeinde noch einmal substanziell gewachsen. Wenn ich raus ins Publikum schaue, dann sehe ich dort Menschen unterschiedlichster Generationen, die Lieder mitsingen, deren Texte Bernie und ich Jahrzehnte zuvor geschrieben haben.

Ich freute mich, all die Fans in ihren prächtigen Kostümen im Publikum zu sehen. Die Outfits waren brillant: das »Dodger Stadium«-Kostüm. Die Captain-Fantastic-Outfits. Die Chicken Suits. Am meisten gefiel mir, wenn richtig männliche Kerle bunt glitzernde Outfits trugen. Auf jedem Konzert sah ich Hunderte leuchtender Brillen. Alle gaben sich so viel Mühe mit ihrem Look, fast als würden sie mir zurufen wollen: »Kannst du uns sehen?« Das zauberte mir an jedem Abend ein Lächeln ins Gesicht und half, das Eis zu brechen. Alle wollten eine gute Zeit haben – genau wie ich.

Die Farewell-Yellow-Brick-Road-Tour ging im Sommer 2023 zu Ende. Das letzte Konzert fand am 8. Juli in Stockholm statt. Insgesamt spielte ich während der Tournee 331 Konzerte in Nordamerika, Europa und Ozeanien – eine ganze Menge also! Die Tour war eine einzige ausgelassene Party. Bei mir schwang aufgrund ihrer Endgültigkeit allerdings auch ein wenig Trauer mit. Zu Tourbeginn war ich überrascht, wie viel Liebe mir vom Feuilleton zuteilwurde. Die Rezensionen waren voller positiver Berichte und voll ehrlichen Lobs. Die Verfasser schienen meinen Entschluss, dem Tourleben Goodbye zu sagen, aufrichtig zu bedauern. Diese Art von Trauer ist ansteckend. Je länger die Tour dauerte, umso mehr wurde mir bewusst, dass ich in vielen dieser Städte und Länder vermutlich zum letzten Mal spielte. Meine letzte Nacht in Sydney. Meine letzte Nacht in Wien. Meine letzte Nacht im »Madison Square Garden«, eine Arena, die mir in all den Jahren sehr viel bedeutet hat. Die Tour gab mir aber auch die Chance, Menschen aus meiner Vergangenheit wiederzutreffen, die ich lange Zeit nicht gesehen hatte.

Ich bin bereit für das nächste Kapitel. Bevor ich das Tourleben aber für immer hinter mir lasse, möchte ich einige Erinnerungen mit euch teilen, die ich auf der letzten Tournee meiner Karriere gesammelt habe. Von Allentown bis zum »Dodger Stadium« – das magische Gefühl auf meinem letzten Trip als Livemusiker werde ich niemals vergessen. Meine Fans haben ihre eigenen Erinnerungen von der Farewell-Yellow-Brick-Road-Tour und von all den anderen Konzerten zuvor. Wenn wir all diese Shows auf den folgenden Seiten gemeinsam erinnern, lasst uns nicht traurig sein, dass alles vorbei ist. Lasst uns vielmehr dankbar sein, dass wir so viele Nächte gemeinsam singend verbringen konnten und die Freude dieses ganz besonderen Beisammenseins erleben durften.

Das originale Coverdesign des Albums

Goodbye Yellow Brick Road

von Ian Beck. Beck entwarf es 1973 und gestaltete es 2017 neu.

Tour-Halt

#1

Stadt

Allentown, Pennsylvania

Datum

8. September 2018

Veranstaltungsort

»PPL Center«

Elton verbeugt sich in tiefer Dankbarkeit während des ersten Konzerts der Farewell-Yellow-Brick-Road-Tour.

Je näher die Tour rückte, umso größer wurde unsere Vorfreude. Ich blicke ungern zurück oder zu weit voraus. Während meines Alkoholentzugs habe ich gelernt, im Moment zu leben und nur kleine Schritte zu machen. Vor dem ersten Konzert der Tournee war die Erwartungshaltung allerdings groß. Ich habe gehofft und gebetet, dass die Tour gut wird und ich in der Lage sein würde, gut zu performen.

Ich flog schon einige Tage vor Tourstart nach Allentown. Mit dabei war meine großartige Band: Gitarrist Davey Johnstone, Schlagzeuger Nigel Olsson, Bassist Matt Bissonette, Perkussionist Ray Cooper, Keyboarder Kim Bullard und Perkussionist John Mahon. Mit diesen Menschen habe ich viele Jahre, mit einigen jahrzehntelang zusammengespielt. Wir waren eine eingeschworene Truppe, die gemeinsam gewachsen ist und so mit der Zeit immer besser wurde. Wir kennen uns untereinander alle sehr gut. Ich hatte Glück, dass ich mit so begnadeten Musikern spielen durfte, insbesondere auf einer so bedeutenden Tour.

Als ich in Allentown ankam, hatte die Band schon mehrere Wochen lang in Los Angeles geprobt. Gleichzeitig testete das Kreativteam die Bühnenkonstruktion in einem nahe gelegenen Lagerhaus. Ich hatte drei Tage, um anzukommen und mich warmzulaufen. Ich bin kein großer Freund von Proben oder Soundchecks, deshalb fand ich es toll, ein Gefühl für die Show zu bekommen, ohne dass alles zu strikt durchgeplant war. Ich sah das Bühnenbild zum ersten Mal. Es war ganz in der Nähe in Pennsylvania gebaut worden und die größte und komplexeste Bühne, die ich jemals hatte. Während der Proben in Allentown erlebte ich auch zum ersten Mal die gesamte Produktion mit ihren Lichteffekten und Videos. Alles sah unglaublich aus! Die Show führte durch Jahrzehnte meiner Karriere, ohne dabei nostalgisch zu wirken. Nach der ersten Probe war ich sofort von der künstlerischen Vision des Kreativteams überzeugt. Ich nickte und sagte: »Okay, hier ist uns wirklich etwas Großes gelungen.«

Mir fiel auf, dass David nervös war, weil er sich so stark in den kreativen Prozess eingebracht hatte. Dies war genauso sehr sein Baby wie meins. David sagt immer, dass er sich am wenigsten um mich sorgt, wenn ich auf der Bühne stehe. Er hat immenses Vertrauen in meine Fähigkeit als Liveact. Vielleicht sogar mehr als ich selbst. Ich war bereit. Die Band war bereit. Wir wollten die bestmögliche letzte große Show für die Fans abliefern. Die Konzerte sollten fröhlich und ausgelassen sein, wir wollten ein authentisches Zusammengehörigkeitsgefühl erzeugen. Wenn uns dies in der ersten Nacht gelang, dann würden wir es auch in allen folgenden Nächten schaffen.

Dann war der erste Abend da. Die Tour begann am 8. September in Allentowns »PPL Center«, einer Halle, in der ich 2016 schon einmal gespielt hatte. Ich kam gegen 15:30