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nspiele – Der Fantasy Jugendbuch Bestseller aus den USA. Beinahe hätte ich es geschafft. Fast hätte ich Julian und mich zurück nach Avalon gebracht. Mit meiner neuen Magie. Und mit dem Heiligen Stab, der mich als seine Besitzerin ausgewählt hat. Aber mein eigener Seelenverwandter ist mir in den Rücken gefallen. Macht er mit Kaiserin Sorcha gemeinsame Sache? Ist das der Grund, warum er sich in letzter Zeit so merkwürdig verhält? Ich weiß nicht, wem ich noch trauen kann. Aber eines steht fest: Ich werde nicht zulassen, dass Sorcha mir den Heiligen Stab abnimmt. Denn ich bin Selena Pearce, die auserwählte Kämpferin des Jupiter, Tochter des Erdenengels von Avalon und die Königin der Stäbe. Und eher sterbe ich, als dass ich mich der Kaiserin der Feen unterwerfe. Voller Magie, Mythologie und Romantik nimmt uns die fesselnde Fantasy Serie für Jugendliche von USA Today-Bestsellerautorin Michelle Madow mit ins ganz große Kopfkino! Leser über Feenspiele: "Feenspiele lässt einen Seite für Seite umblättern, um magische Dinge zu erleben, die man niemals vorhersehen würde!" -People at Slate R. Raven, Amazon-Rezensentin ★★★★★ "Was für ein cooles, originelles Konzept!!! Eine epische Geschichte!!" -Kimberly Johnson, Amazon-Rezensentin ★★★★★ "Eine Mischung aus Percy Jackson, Tribute von Panem und antiker römischer Mythologie. Ein großartiger Anfang, wenn man sich fragt, was man nach Percy Jackson lesen soll!" -Swimgirl566, Amazon-Rezensentin ★★★★★
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Seitenzahl: 373
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Zuerst 2020 erschienen unter dem Titel The Faerie Plague (Dark World: The Faerie Games 5).
Titel: Gefürchtet – Die Feenspiele (Buch 5)
Autor: Michelle Madow
Übersetzung: Julian Kiefer
Verlag: verlag von morgen
Cover: Damonza
Deutsche Erstveröffentlichung: Berlin 2022
ISBN: 978-3-948684-40-2
© 2022 verlag von morgen, Berlin
Alle Rechte vorbehalten.
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Epilog
Bonuskapitel
Nachwort und Verlosung
– Selena –
Ich hätte stundenlang seinem beruhigenden Herzschlag lauschen können. Ich wusste nicht, wo wir waren, aber das spielte keine Rolle. Denn Julian hielt mich in seinen Armen und sah mich mit seinen vertrauten eisblauen Augen an, als wäre ich für ihn der wichtigste Mensch der Welt. Er war mein Zuhause.
„Ich liebe dich“, flüsterte er sanft.
Dieser Moment war perfekt.
Doch plötzlich verhärtete sich sein Blick. Seine Miene verzerrte sich vor Wut, Schmerz und Trauer. Er zog sich zurück, als würde er sich vor mir ekeln. Was war mit ihm los?
Ich wollte sein Gesicht berühren, doch auf einmal schoss brennender Schmerz durch meine Handflächen und meine Arme hinauf. Hilflos starrte ich Julian an, aber sein Blick wurde nur hasserfüllter, und er entfernte sich immer weiter von mir. Der Schmerz in meinen Armen wurde unerträglich. Als an mir hinabsah, erstarrte ich.
Meine Arme waren zu schwarzem Glibber zerlaufen. Ich öffnete den Mund, um zu schreien.
Dann erwachte ich mit einem Keuchen.
Die Matratze unter mir war schweißdurchnässt. Meine Muskeln fühlten sich an wie Wackelpudding, und mein Mund war so trocken, als wäre ich tagelang durch die Wüste gewandert.
Stöhnend versuchte ich mich aufzurichten. Aber ich fiel nur wieder zurück in den feuchten Kissenberg. Schon dieses bisschen Anstrengung hatte gereicht, dass mir schwindelig wurde.
Erschöpft starrte ich an die Decke. Über mir hing ein Kronleuchter, der mit Ranken und Blumen verziert war. Ich war immer noch in der Anderswelt.
Aber das Portal, das ich geschaffen hatte … Ich hätte zu Hause sein sollen. Auf Avalon.
Julians harter, distanzierter Blick blitzte wieder vor meinem inneren Auge auf. Schmerz pochte in der Mitte meiner Handflächen. Dann erinnerte ich mich wieder. Er hatte meine Hände mit Dolchen durchbohrt. Er hatte mich davon abgehalten, uns endlich nach Hause zu bringen. Mein eigener Seelenverwandter hatte mich verraten.
Warum nur?
Ich betrachtete meine Hände. Mir klappte bei dem Anblick der Mund auf. Nein, meine Arme waren nicht zu schwarzem Glibber zerflossen wie in meinem Traum. Aber hellbraune Tätowierungen zogen sich von meinen Händen bis zu meinen Ellbogen. Die Haut um die Linien herum war geschwollen und rot. Sie kribbelte, als wäre sie wundgeschrubbt worden.
Ich fuhr mit einem Finger an ihnen entlang und zuckte zusammen vor Schmerz.
Das war keine Tinte, die in meine Haut gesickert war. Es waren Narben.
Ein Wirbelsturm aus Staub und Gesteinsbrocken. Cieras rosa Magiekugeln. Blitze, die sich in meine Arme brennen.
Ich starrte ungläubig auf die braunen Linien. Meine eigene Magie hatte mich vernarbt. Das sollte gar nicht möglich sein.
Ich hob den Blick und sah mich im Raum um. Es war groß, luxuriös und mit reich verzierten Feenmöbeln eingerichtet. Die Fenster zeigten Felder und Paläste, die mich ans Elysium erinnerten – wahrscheinlich Illusionen. Oder?
Panik schnürte meine Brust zusammen. Bin ich tot?
Der Heilige Stab war nicht hier. Julian auch nicht. Im Raum war es so still, dass es mir Angst machte. Ich musste hier raus.
Ich versuchte, meine Beine zu bewegen, aber sie hörten nicht auf mich. Ich kannte dieses Gefühl. Diese Trägheit. Es war wie damals, als Sorcha mich in der Arena berührt hatte, während Octavia und Emmet Molly ermordet hatten. Sie hatte mich mit ihrer Magie beruhigt.
Arme, die sich um meine Taille schlingen. Meine Augenlider werden schwer. Dann wird alles schwarz.
Nachdem Julian meine Magie unterbrochen hatte, musste Sorcha ihre Gabe bei mir eingesetzt haben. Sie hatte mich betäubt.
Sie und Julian arbeiteten zusammen. Dieser luxuriöse Raum war eine Art Gefängnis.
Aber sie konnten mich hier nicht festhalten. Ich würde es nicht zulassen.
Als Erstes musste ich die Betäubung loswerden. Also rief ich meine Magie an. Ein schwaches Licht leuchtete durch die Narben auf meinen Armen … aber ich konnte meine Magie nicht festhalten. Sie fühlte sich flüchtig und ungreifbar an, wie Nebel oder feiner Sand.
Ich war hilflos.
Unmöglich. Ich bin eines der mächtigsten Wesen der Anderswelt. Sorchas Magie ist stark, aber meine ist stärker.
Ich schob die Bettdecke von meinem Körper. Jemand hatte mich in ein weißes, seidenes Nachthemd gekleidet, das einer Königin würdig war. Ich sammelte all meine Kraft, schwang meine Beine vom Bett und schob mich von der Kante.
Meine Beine knickten unter mir ein, und mein Kopf schlug seitlich auf dem harten Holzboden auf. Ich stöhnte vor Schmerz, während schwarze Punkte vor meinen Augen tanzten.
Die Tür öffnete sich knarrend, und ich sah Kristallschuhe eintreten, die mich an Aschenputtel erinnerten.
Ich blinzelte die Punkte weg und drehte meinen Kopf nach oben.
Kaiserin Sorcha starrte mich mit unheimlichen blauen Augen an, so hell, dass sie fast weiß wirkten. Sie trug ein bauschiges weißes Ballkleid und ein Diadem, das gute dreißig Zentimeter hoch war und dessen Diamanten zu der Farbe ihrer Flügel passten. In der einen Hand hielt sie ein Frühstückstablett mit einem Turm aus Gebäckstücken, in der anderen den Heiligen Stab.
Meinen Stab.
Ich öffnete die Hand und stellte mir vor, wie sich der Zauberstab aus ihrem Griff löste und in meiner Handfläche landete.
Es passierte nichts.
Sie drehte sich um und reichte den Stab einem Halbblut, das offenbar mein Zimmer bewachte. „Bring ihn dorthin zurück, wo ich ihn aufbewahrt habe“, befahl sie, und schon war der Stab aus meiner Sicht verschwunden.
Sie schloss die Tür hinter sich und entließ funkelnde diamantfarbene Magie aus ihrer Handfläche in den Türknauf. Das Schloss rastete mit einem Klicken ein.
Ich grub tiefer nach meiner Magie. Die verschlungenen Linien auf meinen Armen leuchteten schwach, aber meine Magie weigerte sich immer noch, sich in meinen Handflächen zu sammeln. Ich stöhnte frustriert, rollte mich auf den Rücken und richtete mich ächzend auf, sodass ich an der Bettkante lehnte. Schweißperlen kullerten über meine Schläfen.
Sorcha trat an den Couchtisch vor dem Kamin und stellte das Frühstückstablett ab. „Du hast fast drei Tage lang geschlafen.“ Ich erschrak. Kein Wunder, dass ich so schwach war. „Du musst hungrig sein.“
Der zuckrige Duft von warmem Gebäck wehte durch die Luft, und mein Magen knurrte. Ich versuchte zu schlucken, aber meine Kehle war so trocken, dass sie schmerzte. „Du hast mich mit deiner Magie betäubt“, krächzte ich, obwohl meine Zunge so taub war, dass ich kaum deutlich sprechen konnte.
Sie nahm ein Glas mit trüber, weißer Flüssigkeit und kam auf mich zu. Ihr Kleid legte sich in einem perfekten Kreis um sie herum, als sie sich vor mich kniete. Dann hielt sie mir das Glas an die Lippen. „Hier. Trink.“
Ich starrte sie an und presste meine Lippen aufeinander.
Sie zog das Glas zurück. „Es ist nur Litschisaft. Er ist nicht mit Drogen versetzt. Er hat keine andere Wirkung, außer dass du Flüssigkeit bekommst.“
Normalerweise hätte ich ihr nicht geglaubt. Aber eine Fee konnte nicht lügen. Und ich war am Verdursten.
Sie musste meine Verzweiflung gespürt haben, denn sie fuhr fort: „Hätte ich dir eine so komfortable Unterkunft gegeben, wenn ich dir wehtun wollte?“
Das war definitiv kein Argument. Die Villa, in der die auserwählten Wettkämpfer während der Feenspiele wohnten, war fürstlich gewesen, und trotzdem hatten die Feen alle bis auf einen von uns in den Tod geschickt.
„Trink einfach“, sagte sie. „Du kannst nicht sprechen, wenn du so dehydriert bist.“
Ich antwortete nicht, und wir starrten uns schweigend an.
Aber es würde mir nichts bringen, stumm und durstig herumzusitzen. Also seufzte ich und griff nach dem Glas.
Sie zog es zurück. „Du bist zu schwach. Du wirst den Saft nur verschütten. Lass mich.“ Sie hielt den Rand des Glases an meine Lippen, und ich öffnete meinen Mund.
Der Saft war süß und köstlich – und viel zu schnell weg.
„So ist es besser.“ Sie nickte und streckte ihre freie Hand aus. „Komm. Ich helfe dir auf einen Stuhl.“
Ich wich zurück und knurrte. „Fassen Sie mich nicht an.“
Ihre Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. „Das ist das temperamentvolle Mädchen, an das ich mich erinnere. Ich wusste, dass es noch da drin steckt. Egal, wie schwach du jetzt bist.“
Ich griff wieder nach meiner Magie, aber sie war genauso weit weg wie zuvor. „Sie müssten es wissen. Immerhin sind Sie diejenige, die mir das angetan hat.“
Sie stellte das leere Glas neben mir ab und ließ die Hände in den Schoß sinken. „Ich habe dich vor dir selbst gerettet. Du solltest mir dankbar sein.“
„Sie haben mir meine Magie genommen.“
„Ich habe deine Magie vorübergehend gedämpft. Alle dreiArten von Magie.“
Sie wusste Bescheid.
So ein Mist.
Ich warf einen Blick über meine Schulter. Meine Flügel waren blau, silber und violett. Der Zauber, mit dem ich sie lediglich blau hatte aussehen lassen, musste nachgelassen haben, als Sorcha ihre Gabe gegen mich eingesetzt hatte.
Ich musste mir eine Erklärung einfallen lassen, und zwar schnell. Sie durfte auf keinen Fall erfahren, dass ich wusste, dass befreite Halbblüter genauso starke Magie besaßen wie Vollfeen.
„Der Zauberstab hat meine Magie entfesselt, als ich ihn berührt habe“, sagte ich. „Da ich halb Fee und halb Hexe bin, ist meine Magie wohl stärker als die eines normalen Halbbluts.“
Sie beäugte mich neugierig. „Viel, viel stärker“, sagte sie. „Sobald wir die Dinge zwischen uns geklärt haben, freue ich mich darauf, zu sehen, was du noch alles mit dem Stab anstellen kannst.“
Ich blinzelte verwirrt. „Sie geben ihn mir zurück?“
Es war zu schön, um wahr zu sein. Es musste einen Haken geben.
„Vielleicht.“ Sie lächelte auf ihre nervtötend ruhige Art. „Der Heilige Stab ist in meinen Händen nichts wert. Er hört nur auf dich.“
Was?
Ich erstarrte. Das hatte ich nicht erwartet.
„Zumindest hört er im Augenblick nur auf dich“, fuhr sie fort, ohne auf meine Überraschung zu reagieren. „Da seine frühere Besitzerin tot ist und niemand anderes Anspruch auf ihn erhoben hat, gehört er nun dir, seit du ihn zum ersten Mal berührt hast. Du kannst den Stab aber auch jemand anderem vermachen, der ihn dann stattdessen benutzen kann.“
„Auf keinen Fall“, sagte ich.
„Das habe ich mir schon gedacht. Und leider gibt es nur eine andere Möglichkeit, die Macht weiterzugeben. Und zwar, indem dich jemand tötet und den Stab an sich nimmt.“
– Selena –
Ich holte scharf Luft. Mir wurde schwindelig.
Sie würde mich umbringen.
Oder?
„Ich war drei Tage lang bewusstlos. Sie hätten mich leicht töten können. Warum bin ich noch am Leben?“ Ich versuchte, so ruhig wie möglich zu klingen. Sorcha zeigte sich niemals aufgewühlt, und ich hatte das Gefühl, dass sie Ruhe auch bei anderen respektierte.
„Ich schätze den Rat deines Vaters“, sagte sie schlicht. „Es würde mir nichts nützen, seine Tochter zu töten. Außerdem könnte ich womöglich deine Hilfe gebrauchen.“
„Sie wollen also einen Deal mit mir machen.“
„Das würde ich vorziehen, ja.“
„So, wie Sie einen Deal mit Julian gemacht haben?“ Meine Zunge fühlte sich taub an, als ich seinen Namen aussprach.
„Julian würde alles für dich tun. Er liebt dich von ganzem Herzen.“
Nein, tut er nicht.
Ich erinnerte mich genau an die kalte Art, mit der er mich angeschaut hatte, bevor ich das Bewusstsein verloren hatte. Es war, als wäre ein Stück meiner Seele aus meinem Körper gerissen worden.
Sie hob eine Augenbraue. „Du zweifelst an seiner Liebe?“
„Niemals“, log ich, woraufhin sie sich zurücklehnte und die Stirn runzelte. Wahrscheinlich fragte sie sich, ob Julian nicht mich betrog, sondern sie.
Eine Sekunde später war sie wieder so gelassen wie zuvor. Aber das spielte keine Rolle. Ich hatte sie endlich einmal mit etwas überrumpelt, und das fühlte sich gut an.
„Er ist hier, in meinem Haus. In einem ähnlichen Gästezimmer wie diesem. Er hat darum gebeten, dich zu sehen.“
Mein Herz machte einen Sprung.
„Bringen Sie mich zu ihm.“ Die Angst vor dem, was er mir sagen würde, ließ meine Brust hohl werden, aber ich ignorierte sie. Ich musste hören, warum er es getan hatte – selbst wenn seine Erklärung mir das Herz brechen würde.
„Komm zuerst mit mir auf den Balkon. Ich muss dir etwas zeigen.“
„Sie werden mir da draußen nichts antun? Und Sie werden mich gleich danach zu Julian bringen?“ Ich musste sichergehen, dass sie nicht vorhatte, mich über die Brüstung zu stoßen.
„Ich verspreche es.“
Ich versuchte, mich auf die Beine zu stellen. Aber meine Muskeln waren immer noch wie Pudding, und ich fiel nur auf die Knie.
Die diamantenen Flügel der Kaiserin funkelten, während sie meine vergeblichen Versuche beobachtete.
Zorn erfüllte mich. Wenn ich Zugang zu meiner Magie hätte, hätte ich das gesamte Stockwerk bereits zu Asche verbrannt.
Aber Sorcha war eine Diplomatin, keine Kämpferin. Um von ihr zu bekommen, was ich wollte, waren Worte gefragt. Nicht Magie.
Also atmete ich tief ein und stellte mir vor, wie eine Welle der Ruhe meine Adern kühlte. Eins, zwei, drei, zählteich in meinem Kopf ab. Dann richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf sie. „Wenn Sie möchten, dass ich aufstehe und Sie begleite, dann müssen Sie aufhören, Ihre Gabe bei mir einzusetzen.“
„Der Zauber belegt habe, habe ich nur deine Magie gedämpft“, sagte sie. Dass du körperlich so schwach bist, liegt einzig daran, dass du deine Magie fast aufgebraucht hast – ein Portal zu deinem Reich zu erschaffen, ist keine Kleinigkeit. Noch dazu hast du drei Tage lang nichts gegessen.“
Ich wünschte, ich könnte widersprechen. Aber selbst wenn Feen lügen könnten – es war nicht das erste Mal, dass ich meine Magie fast aufgebraucht hatte. Ich kannte dieses Gefühl gut.
Und ich kannte auch etwas, das dagegen half.
„In dem Rucksack, mit dem ich hierher geflogen bin, waren zwei goldene Äpfel“, sagte ich. „Wir haben sie auf unserer Reise erhalten. Wenn ich einen davon esse, komme ich wieder zu Kräften.“
„Ich habe sie schon gefunden“, sagte sie. „Es war nett von den Göttern, sie euch zu schenken.“
„Hat Julian Ihnen davon erzählt?“ Ich hielt den Atem an. Er hat doch nicht etwa …
„Ja. Er hat mir die ganze Geschichte erzählt, wie ihr beide den Stab gefunden habt. Die Götter, Sibylle, der Goldene Zweig, die Unterwelt, die Fomorianer – alles. Ihr beide hattet ein ganz schönes Abenteuer.“
Was ist mit dem Sanktuarium?
Ich starrte sie an, blinzelte und wartete, dass sie fortfuhr. Aber sie blieb stumm.
Hatte Julian ihr nichts vom Sanktuarium verraten?
Es sah zumindest nicht danach aus.
Was hatte er vor?
Ich wusste es nicht. Aber wenn ich sie noch länger anstarrte, könnte Sorcha Verdacht schöpfen.
„Wo sind die Äpfel?“, fragte ich, um wieder zum Thema zurückzukommen.
„Sie waren verrottet und von Würmern befallen. Die Götter müssen wohl beschlossen haben, dass ihr sie nicht mehr braucht. Aber dieses Gebäck wurde von einer Fee gebacken, die mit Heilmagie begabt ist.“ Sie holte das Frühstückstablett und stellte es neben mir auf den Boden. Dann setzte sie sich wieder hin und breitete ihr Kleid um sich aus, als würden wir ein Picknick machen. Sie zupfte einen gefüllten Krapfen von der Spitze des Gebäckturms und riss ihn in zwei Hälften. „Such dir ein Stück aus. Ich werde zuerst einen Bissen nehmen. Dann kannst du entscheiden, ob du dieses Essen annehmen willst.“
Ihr Gesichtsausdruck verriet keine üble Absicht. Natürlich nicht. Sie hatte jahrhundertelange Übung darin, andere zu täuschen.
Aber mein Magen war völlig hohl vor Hunger. Ich wollte diesen Krapfen. Ich wollte alle Krapfen.
Was würde Julian tun?
„Diese Hälfte.“ Ich zeigte auf das Stück in ihrer linken Hand.
Sie nickte, nahm einen kleinen Bissen davon und schluckte ihn hinunter. Dann hielt sie mir die andere Hälfte hin.
Aber ich schnappte mir die Hälfte, von der sie abgebissen hatte. Binnen Sekunden hatte ich sie verschlungen.
Sie lächelte.
So machten wir weiter. Ich ließ sie jedes Stück vorkosten, bevor ich es annahm. Schließlich waren nur noch ein paar Krapfen übrig, und ich lehnte mich geschlagen zurück und schlang meine Arme um meinen vollen Bauch.
Arme, die mit wirbelnden Narben übersät waren.
Sie waren abscheulich.
Na gut, vielleicht nicht abscheulich. Die Rankenmuster selbst waren eigentlich ganz hübsch. Aber ich hatte sie nicht freiwillig bekommen. Ich wollte sie dort nicht haben. Sie erinnerten mich an Julians Verrat. Und an mein Versagen, nach Hause zurückzukehren.
„Wie geht es dir jetzt?“, fragte Sorcha.
Meine Magie war so fern wie zuvor. Aber mir war nicht mehr so schwindelig.
„Besser“, sagte ich und kämpfte mich auf die Beine. Obwohl ich nicht gerade in der Verfassung war, mit dem Schwert zu kämpfen, konnte ich wenigstens stehen.
Auch Sorcha stand auf. Sie war kleiner als ich, aber ihre Diamantkrone war so hoch, dass sie meinen Kopf überragte. „Ich sagte ja, dass das Essen helfen würde.“
Sie war so klein. So zerbrechlich. Wenn ich meine Magie gehabt hätte, hätte ich sie mit Leichtigkeit überwältigen können.
Aber meine Magie hörte nicht auf mich. Um am Leben zu bleiben, musste ich also weiterhin so tun, als würde ich mit ihr zusammenarbeiten wollen.
„Kannst du gehen?“, fragte sie.
Ich machte ein paar Probeschritte zu den Türen, die auf den Balkon führten. Wie die anderen Fenster des Zimmers boten auch diese Glasscheiben nur eine Illusion des Elysiums.
Sorcha griff nach der Klinke und schwang die Türen auf.
Grimmige dunkle Wolken hüllten die Stadt in Schatten. Donner grollte, und zwischen ihnen blitzte helles rotes Licht auf, das die Marmorgebäude blutrot färbte.
Blitze.
Rote Blitze.
Es war wie eine Szene in der Hölle.
Es regnete in Strömen, obwohl der Regen nicht in die Kuppel eindrang. Es war auch kein Wind zu spüren. Es war, als wären wir in einem Glashaus.
Ich trat ans Geländer, stützte meine Hände darauf ab und starrte in den unheimlichen roten Himmel hinauf. Ein starkes Gefühl füllte mein Inneres aus, während ich den Anblick auf mich wirken ließ … ein Gefühl von Falschheit.
„Es begann etwa eine Stunde, nachdem du versucht hast, das Portal zu öffnen“, sagte Sorcha neben mir. „Sie nennen es den Roten Sturm.“
Ich riss meinen Blick vom feurigen Himmel los und sah sie an. Sie beobachtete den Sturm mit einem Gesichtsausdruck, den ich bei ihr nie für möglich gehalten hätte.
Angst.
„Ich war das nicht“, sagte ich.
„Ich weiß. Der Sturm begann, nachdem ich deine Magie bereits gedämpft hatte. Es wäre unmöglich gewesen, dass er von dir kommt.“
„Warum haben Sie mich dann hier auf den Balkon gebracht?“
Sie sah mich mit stechendem Blick an. „Weil du die einzige bekannte Person in diesem Reich bist, die über Blitzmagie verfügt.“
„Ich war das nicht“, wiederholte ich. „Diese Magie ist nicht von mir.“
„Offensichtlich. Aber ich hatte gehofft, du könntest sie aufhalten.“
„Deshalbhaben Sie mich nicht wegen des Stabs umgebracht! Sie brauchen meine Magie. Jupiters Magie. Und selbst der Heilige Stab kann Ihnen keine Magie verleihen, die Sie nicht selber schon besitzen.“
„Ich glaube, dass du die Anderswelt sowohl vor dem Roten Sturm als auch vor der Wilden Pest retten kannst. Ich will also nicht deinen Tod. Ich will deine Loyalität. Ich möchte, dass du an meiner Seite kämpfst. Dass wir Verbündete sind – keine Feinde.“
Wut durchströmte mich, und ich klammerte mich fester an das Geländer. „Sie halten mich in der Anderswelt gefangen“, zischte ich, und rote Blitze zuckten zwischen den Wolken hervor. „Während wir hier stehen, versuchen die Dämonen, mein Reich zu erobern. Und jetzt wollen Sie, dass ich hier mit Ihnen kämpfe, anstatt auf die Erde zurückzukehren und meiner Familie zu helfen?“
„Nicht ganz“, sagte sie. „Ich möchte, dass wir zu einer Abmachung kommen. Zu einem Kompromiss.“
Wir blickten uns an, und über uns grollte der Donner.
„Beinhaltet diese Abmachung, dass meine Magie befreit wird und ich nach Avalon zurückkehren darf?“
„Ich bin offen für die Idee. Aber jetzt, wo du den Sturm gesehen hast, lass uns wieder rein gehen. Dein Seelenverwandter ist in seinem Zimmer und wartet darauf, dich zu sehen.“
– Selena –
Sorcha blieb vor den Türen stehen, die aus meinem Zimmer führten. „Wenn du irgendetwas gegen mich unternimmst, werdeich nicht zögern, meine Gabe erneut gegen dich einzusetzen“, warnte sie. „Im Augenblick dämpfe ich nur deine Magie. Aber wie du schon erfahren hast, kann ich auch deinen Körper und deinen Geist betäuben. Ich würde es vorziehen, das nicht noch einmal tun zu müssen.“
„Verstanden.“
„Gut.“ Sie schickte eine Kugel ihrer Diamantmagie auf den Türknauf, das Schloss klickte und sie öffnete die Tür.
Zwei Feen-Wachen waren vor meinem Zimmer postiert. Keiner von ihnen würdigte uns eines Blickes.
„Julians Zimmer ist am Ende des Flurs. Folge mir.“
Wir gingen den Flur hinunter, und die Wachen folgten uns stumm. Mein Herz klopfte bei jedem Schritt auf dem Marmorboden.
Wie lange arbeitet Julian schon mit der Kaiserin zusammen?
Werde ich ihn jemals wieder auf die gleiche Weise ansehen können?
Wem kann ich vertrauen, wenn ich nicht einmal meinem Seelenverwandten trauen kann?
Vielleicht war es dumm von mir gewesen, ihm überhaupt zu vertrauen. Unsere Beziehung hatte mit einer Täuschung begonnen, also wusste ich, dass er dazu fähig war – und gut darin. Julians strategischer Sinn war einer der Gründe, warum Mars ihn als seinen Wettkämpfer auserwählt hatte.
Aber ich hatte geglaubt, dass unsere Seelenverwandtschaftsmale einen Unterschied machen würden. Ich hatte gedacht, er wollte mich um jeden Preis beschützen, nicht betrügen.
Offenbar hatte ich mich geirrt.
Sorcha blieb vor der Tür am Ende des Flurs stehen. Zwei weitere Wachen flankierten die Seiten, genau wie bei meinem Raum. Sie richtete ihre Magie auf die Tür und entriegelte sie, und Hoffnung keimte in meiner Brust auf. Warum sollte sie Julian einsperren und bewachen lassen, wenn sie zusammenarbeiteten?
Sie klopfte an die Tür. „Julian. Selena ist aufgewacht und will dich sehen.“
Ich hielt den Atem an. Sekunden der Stille vergingen.
Dann sagte er schließlich: „Bringen Sie sie herein.“
Die geschlossene Tür dämpfte seine Stimme, aber sie verbarg nicht, wie steif und förmlich er klang. Als wäre er bereit für eine Art Geschäftstreffen.
Sorcha öffnete die Tür und bedeutete mir, voranzugehen.
Ich schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter und trat ein.
Julian stand an der anderen Seite des Raumes. Mit dem Rücken zu uns, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, blickte er aus dem Fenster auf den Roten Sturm, der über ihm tobte. In seinen stahlgrauen Flügeln war keine Spur seiner eisblauen Feenmagie zu sehen.
Er benutzte Feenglanz, um sie zu verbergen.
Sorcha folgte mir hinein und ließ die Tür hinter uns zufallen. Alle vier Wachen waren draußen geblieben.
Ein Schatten zog über die Spitzen von Julians Flügeln, und er drehte sich zu uns um. Sein Blick wanderte zu meinen Armen, und ich verschränkte schnell die Hände hinter dem Rücken, um die Narben zu verbergen.
Seine Kiefermuskeln spannten sich an, doch darüber hinaus zeigte er keinerlei Reaktion.
Sorcha setzte sich auf den Stuhl neben dem Kamin und breitete sorgsam ihr Kleid aus, als würde sie sich auf eine Show vorbereiten.
Aber meine ganze Aufmerksamkeit galt Julian. Es kostete mich jede Anstrengung, mich nicht in seine tröstenden Arme zu stürzen. Das Einzige, was mich zurückhielt, war die Angst, dass er mich wegstoßen würde.
Eine weitere Zurückweisung von ihn würde mich in Stücke reißen.
„Selena“, sagte er schließlich. „Du siehst gut aus.“
Wut flammte in mir auf und erhitzte die Oberfläche meiner Haut. „Das war’s? Du hast mir Dolche durch die Hände geschossen, du hast mich daran gehindert, uns nach Hause zu bringen … und alles, was du sagen kannst, ist, dassich gut aussehe?“
„Es war nie Teil des Plans, unser eigenes Portal zu erschaffen, um uns in dein Reich zu bringen.“
„Nach Avalon zurückzukehren war immer der Plan!“
Er wandte den Blick von mir ab, legte einen Finger an seine Schläfe und atmete tief durch. Dann sah er mich wieder an. „Hast du auch nur einmal an meine Familie gedacht? Sie brauchen mich. Was würde mit ihnen geschehen, wenn wir nicht hierher zurückkommen könnten?“
Ich senkte beschämt den Blick, denn er hatte recht. Ich hatte nur daran gedacht, nach Hause zu kommen. „Wenn ich uns nach Avalon bringen kann, kann ich uns auch hierher zurückbringen. Du hättest deine Familie wiedersehen können. Dafür hätte ich gesorgt.“
„Das kannst du nicht wissen. Unser Plan war es, die Aufgabe der Kaiserin zu erfüllen und Feenmarken zu bekommen, mit denen wir nach Belieben zwischen Avalon und der Anderswelt hin- und herreisen können. Damit nicht nur du deine Familie wiedersehen kannst, sondern ich auch meine.“
„Es tut mir leid. Wirklich. Aber der Plan ist gescheitert. Ich musste irgendetwas tun.“
„Du hast so viel Magie eingesetzt, um das Portal zu schaffen, dass du dich selbst umgebracht hättest, wenn ich dich nicht aufgehalten hätte.“
Ich ging auf ihn zu, hielt aber auf halbem Weg inne. „Ich habe mich nicht umgebracht. Ich wollte uns nach Hause bringen. Und ich war so nah dran. Alles, was ich brauchte, waren nur ein paar Sekunden mehr …“
„Und dann wärst du tot!“, schrie er so laut, dass ich zusammenzuckte. „Du hättest dich sehen sollen. Deine Magie hat deine Haut aufgerissen. Strahlen sind durch die Risse geschossen. Du hast vor Schmerz geschrien. Deine Magie hat dich zerfetzt.“
„Nein, so war es nicht –“
„So war es. Unsere Seelen sind miteinander verbunden. Ich habe gespürt, was du dir antust. Deine Magie zerstörte dich von innen heraus. Deine Narben beweisen es.“
Ich blickte auf die Narben hinunter und fuhr mit den Fingern über sie. „Ich habe mich mehr als je zuvor angestrengt. Aber ich hatte es unter Kontrolle.“
„Das hattest du nicht. Und du warst so von deiner Magie eingenommen – so entschlossen, nach Avalon zurückzukommen –, dass du es nicht einmal bemerkt hast!“
Nein. Ich schüttelte den Kopf. Das ist unmöglich.
Aber ich wusste, dass so etwas möglich war.
Denn es klang so ähnlich wie das, was einer Hexe passierte, wenn sie einen Letzten Spruch wirkte. Einen Zauber, der so weit über ihre Fähigkeiten hinausging, dass sie ihr eigenes Leben dafür gab.
Dieselbe Art Zauber, mit dem meine leibliche Mutter gleich nach meiner Geburt meine Magie gebunden hatte.
Ich wandte mich an Sorcha. Sie konnte nicht lügen. „Ist das wahr? War meine Magie dabei, mich umzubringen?“
Sie schürzte die Lippen, als würde sie ihre Worte sorgfältig wählen müssen. „Wenn wir mehr Magie einsetzen, als wir gewohnt sind, kann uns das erschöpfen. Dann fühlen wir uns körperlich schwach. So ähnlich, wie wenn man einen Muskel beansprucht, den man lange nicht trainiert hat. Aber wenn wir unsere Magie überstrapazieren, warnt sie uns, indem sie uns Schmerzen bereitet. Ich konnte dich durch den Wirbelsturm, den du erzeugt hast, nicht genau sehen, aber dein Seelenverwandter behauptet, dass du sehr starke Schmerzen hattest. Hat er recht?“
Ihre Worte trafen mich wie ein Messer ins Herz. „Ja“, gab ich zu. Obwohl das noch untertrieben war. Denn ich hatte noch nie in meinem Leben einen so furchtbaren Schmerz empfunden. Nicht einmal, als der Minotaurus mich beinahe getötet hätte.
„Julian und ich haben dir das Leben gerettet. Wenn er nicht seine Dolche benutzt hätte, um dich aufzuhalten … und wenn ich nicht meine Gabe benutzt hätte, um deinen Körper so sehr herunterzufahren, dass er sich die Zeit zum Heilen nehmen konnte … dann wärst du jetzt tot.“
– Selena –
Ich blinzelte Tränen weg und blickte zu Julian.
Er sah mich mit so viel Traurigkeit an. Er hatte mir das Leben gerettet, so wie er es schon so oft getan hatte.
Ich ging auf ihn zu und erwartete, dass er mich in seine Arme schließen würde.
Als er das nicht tat, rutschte mir das Herz in die Hose.
Es lag nur noch ein Meter zwischen uns, aber es fühlte sich an wie eine Meile.
„Es tut mir leid. Ich war so wütend, als Prinz Devyn sagte, wir könnten nicht nach Hause gehen. Und ich war so kurz davor, das Portal zu öffnen. Ich konnte Avalon praktisch sehen. Ich konnte es riechen.“ Ich konnte auch mein brennendes Fleisch riechen, aber den Teil ließ ich aus. „Du hast mich aufgehalten, und du sahst so schuldbewusst aus …“ Ich hielt inne. Ich musste vorsichtig sein, was ich sagte, wenn die Kaiserin dabei war. „Ich dachte, du wärst mir in den Rücken gefallen.“
Er versteifte sich und schien mit sich zu hadern. Dann trat er an mich heran, schlang seine Arme um mich und hielt mich fest. Die ganze Anspannung verließ meinen Körper mit einem Mal. Er vergrub sein Gesicht in meinem Haar, und kühle Luft strich an mein Ohr.
Feenmagie.
Ein schalldämmender Zauber, damit Sorcha seine Worte nicht mitbekommen würde. Und er benutzte mein Haar, um ihn zu verbergen.
„Ich weiß, dass du die Kaiserin nicht magst“, sagte er schnell. „Aber ich liebe dich, und ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, damit du sicher nach Avalon zurückkommst. Im Moment bedeutet das, mit ihr zusammenzuarbeiten. Ich habe das unter Kontrolle. Wirst du mir vertrauen und dabei mitspielen? Ich bitte dich.“
Meine Brust zog sich zusammen. Ich hasste die Kaiserin. Sie hielt mich in der Anderswelt gefangen. Sie band auch die Magie der Halbblüter, um sie als Sklaven zu halten.
Die Halbblüter waren mein Volk. Mich hätte leicht dasselbe Schicksal ereilen können, wenn Avalons Magie mich nicht verborgen gehalten hätte. Julian hatte dasselbe Schicksal ereilt. Genau wie Cassia und Bridget. Und Julians Mutter und Schwester – die jetzt auch zu meiner Familie gehörten – waren immer noch Sklaven, die in einer Bruchbude am Stadtrand leben mussten.
Ich konnte den Halbblütern helfen. Aber ich konnte es nicht von hier aus tun.
Julian hatte also recht. Damit wir nach Avalon gelangen und trotzdem in die Anderswelt zurückkehren konnten, um die Halbblüter zu befreien, mussten wir uns mit den Feen gut stellen und eine neue Strategie entwickeln. Gut, dass die Kaiserin bereits erklärt hatte, dass sie sich mit mir verbünden wollte.
Wahrscheinlich dank Julian, wurde mir klar. Er hatte wahrscheinlich schon seit drei Tagen mit ihr geredet. Er musste sie davon überzeugt haben, dass ich ihr lebendig mehr nützte als tot.
Ich konnte nicht fassen, dass ich so an ihm gezweifelt hatte. Ich hatte mich so sehr von meiner Wut lenken lassen, dass ich nicht mehr klar hatte denken können.
Das würde ich nicht noch einmal tun.
Zumindest würde ich versuchen, diese Lektion im Kopf zu behalten. Wenn ich die Königin sein wollte, die die Halbblüter des Sanktuariums, Julian, Gloriana, Bridget und offenbar auch der Heilige Stab in mir sahen, dann musste ich aufhören, impulsiv zu reagieren, und endlich wie eine Königin denken.
„Ich liebe dich“, sagte ich einfach. Ich konnte meine Magie nicht nutzen, um selbst einen schalldämpfenden Zauber zu sprechen. „Ich vertraue dir.“
Die kühle Luft seines Schallschutzzaubers verschwand, und er löste sich von mir und nahm meine Hände in seine. „Ich glaube, du könntest der Schlüssel sein, um diese Seuche zu besiegen. Die Kaiserin ist auch dieser Auffassung.“
„Das bin ich“, warf Sorcha ein. „Nun, da ich mein Versprechen, dich zu deinem Seelenverwandten zu bringen, eingelöst habe und euer Liebesstreit beendet zu sein scheint … bist du bereit, auf meinen Vorschlag einzugehen?“
Nicht wirklich.
Aber ich zauberte mir trotzdem ein Lächeln ins Gesicht. „Ja. Das bin ich.“
„Wunderbar.“ Sie wies auf die Sessel gegenüber von ihr. „Bitte, setzt euch. Ich werde die Wachen bitten, uns Erfrischungen zu bringen, und dann können wir uns unterhalten.“
Eine Wache brachte ein Tablett mit einer Karaffe Drachenfruchtsaft und drei Gläsern herein, bevor er uns wieder alleinließ. Sorcha hob ihr Glas zum Anstoßen. Julian tat es ihr gleich.
Ich rührte mich nicht. „Sie wollen, dass wir einander vertrauen. Bevor wir also reden, möchte ich, dass Sie meine Magie befreien.“
Sie senkte ihr Glas leicht.
„Selena“, sagte Julian langsam.
Ich sah ihn nicht an. Mein Blick blieb auf Sorcha gerichtet. „Ich werde meine Magie nicht gegen Sie einsetzen“, fuhr ich fort. Zumindest jetzt noch nicht. „Ich habe nur Schwierigkeiten, mich zu konzentrieren, wenn meine Magie so gedämpft ist.“
„Ich habe deine Magie gedämpft, nicht deinen Geist. Du solltest keine Schwierigkeiten haben, dich zu konzentrieren. Wir werden zuerst meinen Vorschlag besprechen, bevor ich daran denke, meinen Zauber aufzuheben.“
Trügerische, trügerische Worte. Erst dann würde sie daran denken, meine Magie zu befreien. Das hieß nicht, dass sie es auch tun würde.
Ich kniff die frustriert Augen zusammen. Es kostete mich alle Selbstbeherrschung, mich nicht sofort auf sie zu stürzen.
Aber Julian stieß mich mit seinem Bein an. „Der Wunsch der Kaiserin ist vernünftig. Du brauchst deine Magie im Augenblick nicht. Ich habe vollen Zugang zu meinen Kräften und bin mehr als fähig, uns beide zu beschützen, falls es notwendig sein sollte. Was nicht der Fall sein wird.“
Sorcha schenkte ihm ein zufriedenes Lächeln. „Du solltest auf deinen Seelenverwandten hören. Er ist ziemlich klug.“
Und ich etwa nicht? Ich war eine Einser-Schülerin an der Akademie von Avalon. Aber meine Noten hatten sich in der realen Welt als ziemlich irrelevant erwiesen. Julian hatte viel mehr Erfahrung als ich. Außerdem konnteer uns tatsächlich beide mit seinen Kräften beschützen. Er konnte für mich eine Waffe aus dem Äther ziehen, und für einen Schwertkampf brauchte ich keine Magie.
„Gut.“ Ich griff nach meinem Glas und stieß mit der Kaiserin an.
Julian tat dasselbe, aber seine Hand zitterte.
Ist er nervös?
Sein ruhiger Gesichtsausdruck – so ruhig, dass er mit Sorchas Miene konkurrierte – verriet es mir nicht. Aber ich hatte ihn auch selten nervös gesehen. Wahrscheinlich noch nie. Nicht einmal vor den Arena-Kämpfen, in denen er hatte antreten müssen.
Was hatte er in den letzten drei Tagen getrieben?
Ich würde ihn fragen, wenn wir allein waren. Im Moment musste ich mich auf jede kleine Nuance von dem konzentrieren, was die Kaiserin sagte.
„Auf ein mögliches Bündnis“, sagte sie.
Julian und ich wiederholten ihre Worte, und dann tranken wir. Der Drachenfruchtsaft strotzte nur so vor Süße, und der Schuss Milch darin verlieh ihm etwas Behagliches.
Julian und Sorcha stellten ihre Gläser wieder ab, aber ich hielt meines fest. Ich brauchte etwas, das ich mit meinen Händen tun konnte. Außerdem war das Getränk köstlich.
„Die Kuppeln um die Stadt und die Villen sind stark, aber die Zahl der Befallenen wächst“, begann Sorcha. „Und wir können nicht ewig in Kuppeln leben. Wir müssen einen Weg finden, die Anderswelt zu retten.“
„Ich kann die Befallenen nicht töten“, sagte ich. „Ich habe es bereits versucht.“
Sie winkte ab. „Macht euch darüber keine Sorgen. Was das angeht, habe ich bereits Fortschritte gemacht.“
„Was für Fortschritte?“
Ihr Blick schärfte sich. „Das teile ich euch mit, wenn ihr es wissen müsst. Im Augenblick sorge ich mich um diejenigen, die gebissen wurden, aber noch nicht vollständig an der Seuche erkrankt sind.“
„Sie meinen: die noch nicht zu Zombies geworden sind.“
„Ja. Julian hat mir berichtet, dass ihr sie mit diesem Namen bezeichnet. Zombies. Nun, nach unserem jetzigen Kenntnisstand gibt es eine Inkubationszeit zwischen dem Biss und der Verwandlung in einen Zombie. Aber die Länge dieser Zeitspanne ist von Person zu Person unterschiedlich.“
Julian legte eine Hand auf meine. „Wir möchten herausfinden, ob du jemanden während der Inkubationszeit heilen kannst.“ Er klang ruhig, aber gleichzeitig auch skeptisch.
„Ich bin mir nicht sicher“, sagte ich und konzentrierte mich wieder auf die Kaiserin. „Ich bin noch niemandem in diesem Zustand begegnet. Also hatte ich noch keine Gelegenheit, es zu versuchen.“
„Dann hast du Glück. Denn eine von ihnen ist an einem sicheren Ort weggesperrt und wartet sehnsüchtig darauf, dich zu treffen.“
– Selena –
Eine Wache mit gelben Flügeln brachte uns einfache Kleidung, wie sie von normalen Feen getragen wurde: bunte Baumwollkleider mit dekorativen Nähten. Sorcha ging in ihr Quartier, um sich umzuziehen. Die Wache blieb mit Julian und mir im Raum, während wir uns umzogen, so dass wir nicht frei miteinander sprechen konnten.
Die Kaiserin kam kurz darauf zurück. Ihr Haar war offen, und sie trug ein gewöhnliches hellblaues Kleid mit violetten und silbernen Nähten. Die Farben meiner Magie. Sie provozierte mich. Aber ich presste die Lippen zusammen und sagte nichts, während sie ihre Augen mit Feenglanz von milchig-blau in leuchtend grün verwandelte, ihr Haar von blond zu braun und ihre Flügel von diamant- zu topasfarben.
Sie war kaum wiederzuerkennen.
„Darf ich deine Flügel so verzaubern, dass sie nur noch hellblau erscheinen?“, fragte sie mich. „Keine Fee hat Flügel mit mehr als einer Farbe, und wir wollen keine ungewollte Aufmerksamkeit erregen.“
„Das dürfen Sie“, antwortete ich, und kaum blickte ich über meine Schulter, waren das Violett und das Silber bereits verschwunden.
„Perfekt.“ Sie lächelte und blickte zu der Wache. „Sag den Dienern, sie sollen Aelianas Kutsche vorbereiten. Dann geh und hol den Heiligen Stab. Verbirg seine wahre Gestalt mit einem Zauber und warte mit ihm vor der Tür.“
Er neigte den Kopf. „Eure Hoheit“, sagte er und verließ den Raum.
Sie warf einen Blick auf die Feuerstelle und dann wieder zu mir. „Es gibt etwas Wichtiges, das du wissen solltest, bevor ich deine Magie befreie und dir den Zauberstab zurückgebe.“ Sie sah zu Julian. „Soll ich es ihr sagen, oder willst du es tun?“
Er räusperte sich. „Ich werde es ihr sagen.“ Er sah mich wieder so ernst an wie vorhin, als ich sein Zimmer betreten hatte. „Während du geschlafen hast, habe ich Zeit mit meiner Mutter und meiner Schwester verbracht.“
„Das ist wunderbar“, sagte ich lächelnd.
Er lächelte nicht zurück. „Die Kaiserin hat ihnen großzügig erlaubt, in einem Gemach hier in ihrem Haus zu wohnen. Sie sind nicht weit von hier entfernt.“
Er hätte glücklich darüber klingen sollen. Aber das tat er nicht.
„Sie werden als meine Gäste hier bleiben, bis die Sache mit der Seuche geklärt ist“, sagte Sorcha zu mir. „Ich rate dir dringend, nichts gegen mich oder mein Volk zu unternehmen. Mir bliebe nichts anderes übrig, als mich zu revanchieren. Und wir wollen doch nicht, dass meinen Gästen etwas zustößt, oder?“
Ich erstarrte. „Sie halten sie als Geiseln.“
„Ich biete ihnen den Luxus, als Gäste in meinem Haus zu wohnen. Was darüber hinaus geschieht, hängt davon ab, wie du deine Magie einsetzt.“
Ich drehte mich zu Julian um. Er sah mich stumm an, sein Blick war hart.
Ich habe das unter Kontrolle, hallten seine Worte in meinem Kopf nach.
Julian oder seiner Familie würde ich niemals mutwillig schaden. Die Kaiserin wusste das, und sie verwendete es gegen mich.
So ungern ich es auch zugeben wollte, es war ein kluger Schachzug von ihr.
„Ich verstehe.“
Sie lächelte. „Ich wusste, dass du das würdest. Und jetzt lasst uns aufbrechen.“ Sie führte uns aus dem Raum. Neben der Tür wartete die gelb geflügelte Wache und stützte ein langes Schwert mit einem edelsteinbesetzten Griff auf den Boden.
Das musste der Heilige Stab sein.
Ich verengte die Augen, um durch den Feenglanz hindurchzusehen. Aber da meine Feenmagie gedämpft war, blieb die Illusion bestehen.
„Sie können mir meine Magie genauso gut jetzt zurückgeben“, sagte ich zu Sorcha. „Sie haben deutlich gemacht, dass es nicht in meinem Interesse ist, sie gegen Sie zu verwenden.“
„Sehr gut“, nickte sie und griff nach meinem Arm.
Ich wich zurück.
„Ich kann den Zauber nicht lösen, ohne dich zu berühren. Willst du deine Magie zurück oder nicht?“
„Natürlich will ich das.“
Sie legte ihre Finger auf die Narben an meinem rechten Unterarm. Ihre Berührung kribbelte, und eine Welle fuhr durch meinen Körper, die sich anfühlte, als würde sie ein schweres Gewicht mit sich wegschwemmen. Als die Welle meine Zehen erreicht hatte, nahm Sorcha ihre Finger von meinem Arm und trat einen Schritt zurück.
Mein Innerstes fühlte sich plötzlich ganz leicht an. Die Narben auf meinen Armen leuchteten blau, lila und silbern, und ich jauchzte, als meine Magie wieder aufflammte. Ich griff danach, hielt meine Handflächen hoch und erschuf lila und silberne Kugeln, zwischen denen Dutzende kleine Blitze zuckten, während sie langsam zur Decke stiegen.
Ich blickte wieder auf das Schwert und verengte meine Augen. Die Luft um es herum flimmerte, und an seiner Stelle erschien ein geisterhaftes Bild des Heiligen Stabs.
Die magischen Kugeln lösten sich auf, und ich machte einen Schritt nach vorn, um den Zauberstab an mich zu nehmen. Aber Sorcha stellte sich vor mich.
„Ich gebe dir den Stab, sobald wir unser Ziel erreicht haben.“ Sie nahm ihn der Wache ab und hielt ihn fest.
Elektrizität knisterte in meinen Fingerspitzen. Jeder Muskel in meinem Körper schrie danach, Blitze auf Sorchas Herz zu schießen und sie zu paralysieren. Julian und ich könnten leicht die Wachen ausschalten, seine Mutter und seine Schwester finden und von hier verschwinden.
Aber Julian hatte mir gesagt, ich solle auf seinen Plan vertrauen. Und das letzte Mal, als ich gegen unseren Plan verstoßen hatte, hatte ich mich fast umgebracht und war dann mit gedämpfter Magie aufgewacht.
Also würde ich die Dinge auf seine Art machen.
Fürs Erste.
Sorcha drehte sie sich um und ging den Flur hinunter, und Julian und ich folgten ihr hinaus zu der wartenden Kutsche.
– Selena –
Die gläserne Kutsche wurde von einem normalen Pferd ohne Flügel gezogen. Julian und ich mussten rückwärtsgewandt fahren, Sorcha und die gelb geflügelte Wache saßen uns gegenüber. Die Kaiserin behielt ihre Hand auf dem Stab, und ihre Augen waren auf mich gerichtet.
Die warme Aura des Zauberstabs strich immer wieder über meine Haut und versuchte, mich näher zu ihm zu ziehen.
Ihm zu widerstehen war fast eine Qual.
Die Fahrt über die steinernen Straßen der Zitadelle war holprig, aber sie bot mir einen anderen Blick auf die Stadt als den, den ich von oben gehabt hatte. Die Marmorbauten ragten stolz in die Höhe. Ich hatte Fotos von den Ruinen des alten Roms gesehen, aber es war unglaublich zu sehen, wie die Gebäude zur Blütezeit des Reiches ausgesehen haben mussten.
Feen mit verschiedenfarbigen Flügeln gingen von Geschäft zu Geschäft. Einige von ihnen waren auf Sänften unterwegs, die von Halbblut-Dienern getragen wurden. Sie alle trugen Handschuhe und hielten Abstand zueinander, viele beäugten einander misstrauisch.
„Die Bürger sind wegen der Seuche sehr nervös“, sagte Sorcha. „Ich habe den Festball zur Feier eures Sieges verschoben, bis die Stadt in besserer Stimmung ist.“
„Das ergibt Sinn.“ Ein Ball mir zu Ehren war das Letzte, wo ich im Moment sein wollte.
Sie nickte und starrte geistesabwesend aus dem Wagen.
Schließlich hielten wir vor einem bescheidenen Haus, das mit Ranken und leuchtend rosa Blüten bewachsen war. Es lag am Rande des inneren Rings der Stadt, direkt vor dem Tor, das die glänzenden, luxuriösen Feen-Viertel von den tristen, verwinkelten Wohnblöcken der Halbblüter trennte.
„Das ist der sichere Ort, den ich vorhin erwähnt habe“, sagte Sorcha. „Deine Trainer für die Spiele – Bryan und Finn – wohnen hier.“
„Ich dachte, wir fahren in ein Gefängnis?“
„In der Anderswelt gibt es keine Gefängnisse. Wenn gegen eine Fee wegen eines Verbrechens ermittelt wird, schwäche ich ihre Kraft und Magie mit meiner Gabe. Sie werden dann unter Hausarrest gestellt, bis ein Urteil über sie gefällt ist.“
„Und die Halbblüter?“
„Mit Halbblütern wird schnell und gerecht umgegangen.“
Julian war angespannt. Ich verstand auch ohne Worte, dass die Halbblüter nicht ‚gerecht‘ behandelt wurden. Sorcha glaubte offensichtlich daran, sonst hätte sie es nicht sagen können. Aber ihre Wahrheit war nicht unbedingt die Wahrheit.
„Diese Situation ist jedoch anders“, fuhr sie fort. „Es ist zu riskant, eine befallene Fee in meinem Haus zu behalten, denn die Leute könnten es herausfinden und darüber reden. Finn und Bryan sind die beiden besten Kämpfer der Stadt, also übertrug ich ihnen die Verantwortung für diesen einzigartigen Fall.“
Unser Kutscher trat an die Tür, öffnete sie und beendete damit unser Gespräch.
Sorcha hob ihren Rock an, um nicht über den Saum zu stolpern, und stieg als Erste aus. „Folgt mir hinein. Finn und Bryan erwarten euch.“
Kaum war ich eingetreten, stürzten sich Bryan und Finn auf mich, um mich zu umarmen. Ich befürchtete schon, ich würde ersticken. Endlich ließen sie mich los.
Bryan trug eine schimmernde lila Tunika und eine passende Reithose, und er hatte sich die Haare in demselben leuchtenden Pink gefärbt wie seine Flügel. Finn trug kein Hemd, und seine Hose hing so tief, dass seine wohlgeformten Bauchmuskeln sichtbar waren.
„Du hast dich bei den Feenspielen fabelhaft geschlagen! Alles dank deiner wunderbaren Trainer, versteht sich.“ Bryan strahlte und tänzelte um mich herum, sodass rosafarbene Funken um ihn herumwirbelten. Dann zwinkerte er Julian zu. „Und dein Seelenverwandter ist ein ziemlich heißer Feger, wenn ich das mal so sagen darf.“
Julians Wangen färbten sich rot, und seine Augen huschten durch den Raum, als wüsste er nicht, wohin er schauen sollte.