Feldposten 27848 - Peter Jäger - E-Book

Feldposten 27848 E-Book

Peter Jäger

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Beschreibung

Dieses Buch basiert auf einem Tagebuch, geführt von einem 22jährigen Soldaten, der im 2. Weltkrieg während des Russlandfeldzuges ums Leben kam. Das Tagebuch dokumentiert einen kleinen Abschnitt des zweiten Weltkrieges aus einem anderen Blickwinkel als die Darstellungen in den meisten Geschichtsbüchern - es ist der Blickwinkel eines Obergefreiten mit all den Sorgen und Nöten, die Mannschaften und Unteroffiziere hatten. Die Beschäftigung mit dem Krieg und dem Tod von Kameraden steht zunächst nicht im Vordergrund. Wird dieses Thema jedoch angeschnitten, wie z.B. im Abschnitt "Am Rande des Sowjet-Feldzuges", ist zu erkennen, wie intensiv man sich doch mit dieser Thematik auseinandersetzte. Bemerkenswert ist auch die Akkuratesse, mit der nach dem Tod des OGefr Velte der Nachlass des Gefallenen bis hin zum angebrochenen Päckchen Zigaretten aufgelistet und an die Angehörigen überstellt wurde.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Tagebuch

Am Rande des Sowjet-Feldzuges

Benachrichtigungen an die Familie

Abkürzungen und Begriffe

Vorwort

Das nachfolgende Tagebuch erhielt ich Mitte der 90er Jahre von meiner Patentante. Es beschreibt den letzten Lebensabschnitt ihres Bruders, der 1941 während des Russlandfeldzuges als 22-jähriger Soldat ums Leben kam.

Das Tagebuch dokumentiert einen kleinen Abschnitt des zweiten Weltkrieges aus einem anderen Blickwinkel als die Darstellungen in den meisten Geschichtsbüchern - es ist der Blickwinkel eines Obergefreiten mit all den Sorgen und Nöten, die Mannschaften und Unteroffiziere hatten:

Wer ist der neue Kompaniechef, welche Verpflegung gibt es, wie sind die Unterkünfte?

Man freut sich über Post aus der Heimat, macht sich ab und zu einige Gedanken über einen bevorstehenden Feiertag.

Die Beschäftigung mit dem Krieg und dem Tod von Kameraden steht nicht im Vordergrund. Wird dieses Thema jedoch angeschnitten, wie z.B. im Abschnitt "Am Rande des Sowjet-Feldzuges", ist zu erkennen, wie intensiv man sich doch mit dieser Thematik auseinandersetzte.

Bemerkenswert ist auch die Akkuratesse, mit der nach dem Tod des OGefr Velte der Nachlass des Gefallenen bis hin zum angebrochenen Päckchen Zigaretten aufgelistet und an die Angehörigen überstellt wurde.

Der Text des Tagebuches wurde hinsichtlich Aufteilung, Rechtschreibung und Zeichensetzung kaum verändert, um den authentischen Charakter des Tagebuches zu bewahren.

Zur Vervollständigung und Verdeutlichung wurden Karten und Photos sowie Dokumente zum Tod des OGefr Velte hinzugefügt. Photos wurden bewußt nicht in den Text integriert, sondern als eigene Seiten eingefügt - wie auch das Tagebuch ohne Photos auskommt.

Tagebuch

Tagebuch

des

Obergefreiten Paul Velte

O.U., den 25. Mai 1941

Wir schreiben heute den 25. Mai 1941.

Ich habe mich entschlossen ein Tagebuch zu führen. Die heutige Zeit, in welcher wir leben, hat mich auf den Gedanken gebracht. Wir sind nun seit dem 31. März von Eichstadt, unserem Winterquartier unterwegs. Was haben wir uns damals mit dem Gedanken befaßt, wo wir eigentlich hinkommen sollten. Was kamen da für Parolen auf, doch keine hat sich erfüllt. Gerade deshalb, wo wir nicht wissen was los ist, was in Zukunft geschieht, wo wir hinkommen, mit einem Wort weil wir völlig schwarz sehen in dieser spannungsvollen Zeit will ich dies Tagebuch führen.

Wenn mir in dem wahrscheinlich bevorstehenden Feldzug etwas zustoßen sollte, so bitte ich den Finder dies Tagebuch an meine Eltern zu schicken, unter der Adresse:

Familie

Paul Velte

Remscheid-Hasten

Ludendorffstr. 34

Ich will nun versuchen die Zeit vom 31. März bis zum heutigen Tage nachzuholen. Ich will mir die bemerkenswerten Tage heraussuchen, um den Leser nicht mit belanglosen Dingen zu langweilen.

Der 31. März 1941, 5.00 Uhr morgens. Es regnet in Strömen. Die Motoren unserer Henschel welche den ganzen Winter geruht haben, laufen warm. Heute soll also der Anfang unserer ungewissen Fahrt sein. Die Strecke heißt nach Posen. Dann sollen wir dort verladen werden, wohin, in dunkel gehüllt. Der Befehl zur Abfahrt ist gekommen, wuchtig ziehen die Wagen an.

Ich fahre wieder die 3. Gruppe nur der Unteroffizier ist gewechselt, es ist Uffz Stephan von meinem Jahrgang. Beifahrer ist Heinz Pieper. In Warthbrücken nehmen wir noch Leute der 2. Kompanie auf, dann geht’s weiter. Es ist inzwischen hell geworden, aber es regnet noch immer. Kurz vor Posen biegen wir rechts ab. Wir kommen auf ein kleines Dorf, Ohrendorf zu liegen.

Die Kompanie liegt in der Schule, wir Kraftfahrer auf dem Gut. Wir staunen nicht schlecht über die Truppenverschiebung welche sich augenblicklich vollzieht.

3. April 1941

Wir kommen zum Warthelager. Ein großer Truppenübungsplatz in der Nähe von Posen. Ich habe gehört, daß eine Übung stattfindet. Wie lange wir hier liegen bleiben sollen, wissen wir nicht.

5. und 6. April 1941

Es ist eine große Übung im Gange, im Beisein von 47 Generälen. Es werden die meisten Geschütze ausprobiert, man nennt sie D0 Geschütze. Die Arie schießt über uns weg, so was haben wir noch nicht gehört. Die Luft ist von einem dröhnen erfüllt, Aufschlag auf Aufschlag erschüttert die Erde.

8. April 1941

Ein Blitz wie aus heiterem Himmel. Verladeklötze schneiden. Jetzt kommt wie so oft das große Rätselraten, wo geht es hin. Verschiedene behaupten wir kommen zum Süden. Denn da unten hats angefangen zu knallen.

Andere wieder behaupten, es geht weiter zum Osten.

Aber das will keinem einleuchten. Die kurze Strecke bis zur Grenze und dann verladen.

11. April 1941

01.30 Uhr ist schon wecken. 02.30 Uhr stehen die Fahrzeuge startbereit. Es geht zum Hbh Posen. Endlich 11.00 Uhr werden wir verladen. Bei uns klappt es wieder wie so oft, am Schnürchen. Das Wetter ist prima, nur etwas kühl. 13.00 Uhr setzt sich der Transport in Bewegung.

Tagebuchauszug der gegenüberliegenden Seite

12. April 1941

Morgens 07.00 Uhr werde ich wach. Mein erster Blick gilt wo wir sind. Da wir passieren Warschau. Ich muß an die Siegesparade nach dem Polenfeldzug denken. Voller Stolz fuhren wir da am Führer vorbei. Wir haben unterwegs von Bahnbeamten gehört, daß wir in Sidlce, komischer Name am besten man sagt Sülze, ausgeladen werden. 13.00 Uhr sind wir da. Als erster Wagen verlasse ich den Waggon. Wir kommen in eine Schule zu liegen. Eine richtige Wanzenbude. Bis abends spät Arbeit, daß die Stube in Ordnung wird. An die 20 Wanzen haben wir schon gefangen. Die ganzen Betten werden mit Benzin abgewaschen, daß sich das Zeug einigermaßen verzieht. Und morgen ist Ostern!

13. April Ostern 1941

Ich muß heute für das Btl. Kohlen und Stroh fahren und dabei noch Regen. An das Ostern werde ich noch lange zurückdenken.

OGefr Paul Velte

18. April 1941

Wir sollen wieder verschoben werden. Es geht wieder zurück. Das Ganze soll dann eine zweitägige Übung werden. Bis zum nächsten Quartier sind es 160km. 13.00 Uhr geht die Fahrt los. Bei uns im Führerhaus herrscht eine prima Stimmung, haben ja heute die Osterpäckchen erhalten. So haben mir die Päckchen noch die richtige Osterstimmung gebracht, wenn auch etwas spät. In einer Scheune wird übernachtet.

19. April 1941

11.00 Uhr geht es weiter in einem durch zur neuen Unterkunft. Unterwegs hab ich zwei Platte, welche gewechselt werden müssen. 22.00 Uhr komme ich im neuen Standort, Pulaweg an der Weichsel an. Mein Erstauen ist groß. Wir kommen wahrhaftig in neue mustergültige Kaserne. Aber wenn ich an das Kasernenleben denke, dann grauts mir schon. Zwei Jahre fliegt man nun schon durch die Weltgeschichte und aufmal soll es wieder so werden wie in der Rekrutenzeit. Kann ich mir schlecht vorstellen.

22. April 1941

Ich muß ein Kommando an Nachrichten nach Pionki bei Radom bringen. Die ganze Strecke schlechte Straßen und schlechtes Wetter. Eine Strecke von 150km in 25km Tempo, dazu gehören schon einige Nerven und die hat man ja in der fast dreijährigen Kommiszeit bekommen.

27. April 1941

Zum ersten Male meiner Dienstzeit muß ich auf Kasernenwache. Wachhabender ist Uffz Stephan. Es klappt prima. Heute sind die Arbeitsurlauber zurückgekommen.

28. April 1941

Heute morgen kam der Divisionskommandeur. Meldung alles prima verlaufen, auch sonst hat heute alles geklappt.

07. Mai 1941