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Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum das Loch in Ihrem Donut genau diesen Durchmesser hat? Oder warum ein Wasserglas in der Gaststätte keinen Füllstrich benötigt? Möchten Sie Ihr Herzblatt mit etwas Größerem als einer Magnum Flasche Sekt überraschen? Und erst recht - warum passt trotz richtiger Größenangabe in Inches Bekleidung aus China eigentlich nie? Möchten Sie Ihre Freunde mit dem Wissen beeindrucken, dass Wasser flüssig, fest und gasförmig sein kann - und zwar gleichzeitig? Diese und viele weitere Fragen beantwortet dieses Buch mit einem Augenzwinkern - Fun und Facts um Themen der Messtechnik. Versprochen: viele Dinge werden Sie im Alltag wiederentdecken!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 55
Persönliches Vorwort
2019: das neue Einheitensystem
Definierende Naturkonstanten
Es werde – Licht: das Lumen
Massverkörperungen
Der ägyptische „Cubit“
Banana for Scale
Amerika und das metrische System
Wie Piraten den Amerikanern das Meter gestohlen haben
US Kocheinheiten
US Einheitenkuriositäten
Die Mondlandung
Das NIST und das metrische System
Die Interstate 265 bei Louisville
Canada und irgendein System
Gefangen zwischen imperischen und metrischem System
Kurioses und Wissenswertes
Die Erde dreht sich – zu schnell!
Fest und flüssig und gasförmig
Millihelen – Schönheit zählt!
Der Waffle House Index
Some like it hot – das Scoville
Stundenkilometer – ganz schön langsam!
In Weine liegt die Wahrheit – das Oechsle!
Temperatur
Windchill
Du denkst, es sei kalt?
Länge und Entfernung
Wie groß ist ein Donutloch?
Das chinesische Maßband
Ansprengen - Kaltverschweissen
US Längeneinheiten
Entfernungen – Country units of measurement
Das Smoot
Das Mickey
Flüssigkeiten
Der Füllstrich
Lust auf eine Magnum Flasche Sekt?
Drehmoment
Ugga Dugga
Mengenangaben
Spaghetti – Nudeln machen glücklich
Zeit
Die Bart-Sekunde
Zahlenspielereien
Ein VIERtel ist mehr als ein DRITTel
Darf es etwas mehr oder weniger sein?
Der Pizza-Deal
Literaturverzeichnis
Ich bin Metrologe.
Metrologen sind Menschen, die Messtechnik und Kalibrierung zu ihrem Beruf gemacht haben und alles ganz, ganz genau nehmen und präzise machen (fragen Sie mal meine Frau ….).
Bitte verwechselt das nicht mit Meteorologen – das sind die „Wetterfrösche“. Wenn Metrologen das Wetter vorhersagen würden, würde es selbstverständlich und mit einer erweiterten Unsicherheit und Wahrscheinlichkeit von 95% stimmen!
Ich arbeite einer großen, international operierenden Firma, die industrielle Messtechnik herstellt.
Messtechnik – das hört sich erst einmal langweilig an. Doch wer mit offenen Augen die Welt ansieht, der kann gar nicht anders, als Messtechnik spannend zu finden. Schließlich gibt es ständig und überall Berührungspunkte.
Die Welt der Messtechnik umfasst spannende Messsysteme aller Art – so auch zum Beispiel Crashtest-Dummys – so wie der kleine Kerl im Foto rechts.
Auch wenn er ein wenig traurig aussieht – wir Techniker kümmern uns rührend um ihn - schließlich ist auch er voll mit Sensoren und Messtechnik!
Messtechnik fängt mit dem Aufstehen an: der Zeitmesser (umgangssprachlich auch Wecker genannt) hat uns pünktlich (?) geweckt, die Badezimmerwaage sagt uns wenig später das Gewicht (das kann doch nicht stimmen, oder?).
Ok, nicht alle diese Informationen werden als angenehm empfunden … da ist schon wichtiger, dass der to-go- Kaffeebecher auch die Menge enthält, die bezahlt wird. Schnell auf dem Weg zum Büro noch tanken – doch entspricht ist die abgegebene Menge Sprit wirklich der Menge der Anzeige? Die Kartoffeln auf dem Markt sollen massemäßig natürlich stimmen, unsere Termine tagsüber sollen pünktlich sein – ebenso wie Bus und Bahn.
Abends erwarten wir, dass das Getränk in der Gaststätte den „Eichstrich“ (offiziell Füllstrich genannt) des Glases erreicht, ….
Und bei einem gemeinsamen Abendessen (mit ordnungsgemäß gefüllten Gläsern) mit meinem Chef Thomas R. und dem Chef-Chef Oliver B. entstand die Idee, auch die lustige, kuriose oder spannende Seite von Messtechnik einmal aufzuschreiben – dieses Buch entstand ….
Wir alle haben es wohl mal gelernt: Alle Messungen und Messgrößen sind auf die nur sieben Basisgrößen des internationalen Einheitensystems SI (System International) zurückführbar.
Diese Basisgrößen sind
Länge
Masse
Zeit
Elektrischer Strom
Thermodynamische Temperatur
Stoffmenge
Lichtstärke
In vielen Köpfen steckt vielleicht auch noch die Information, dass in Paris das Urmeter liegt und das Urkilogramm aufgehoben wird.
Aber das ist Geschichte:
Zwischen November 2018 und Mai 2019 - also nur sehr wenige Jahre zurück - geschah fast unbemerkt von der Öffentlichkeit und von Messungen im Alltag etwas Großartiges: Am 16. November 2018 beschließt die Internationale Konferenz für Maße und Gewichte eine grundlegende Änderung des Internationalen Einheitensystems (SI).
Nach einer kurzen Übergangsfrist von nur wenigen Monaten werden nicht mehr 7 Basiseinheiten das Fundament alles Messens bilden, sondern 7 Naturkonstanten.
Die Änderungen traten am 20. Mai 2019 in Kraft nach dem auch das Kilogramm durch eine Konstante ersetzt werden konnte.
Aber was war falsch am Urkilogramm, welches seit 1889 als Prototyp verwahrt wurde und von dem praktisch jede Industrienation eine nationale Kopie besaß?
Wie alle Messgrößen werden diese Primärnormale regelmäßig mit einander verglichen. Im Laufe der Zeit ergaben die Vergleichsmessungen jedoch, dass die Kopien schwerer wurden als das Urkilogramm. Die letzten Vergleiche zeigten, dass die Differenz auf 50 μg (0,000 05 Gramm) angewachsen war,
Obwohl dies sehr wenig erscheint, ist dies eine riesige Menge – je nach Standpunkt und Anwendung. In der Medizin zum Beispiel entspricht 50 μg der Masse eines Wirkstoffs in einem handelsüblichen Medikament z.B. für Schilddrüsenerkrankungen.
Es ist recht unwahrscheinlich, dass sich die Masse des Internationalen Kilogrammprototyps in den 130 Jahren seiner „Regentschaft“ nicht verändert hat.
Dennoch: Per Definition war die Masse dieses Metallstücks 1 kg. Auch wenn es statistisch gesehen unwahrscheinlich ist, so ist eine Konsequenz dieser Definition, dass die Masse fast aller weltweit verteilten Kopien über die Jahre größer geworden ist. Deutlich wahrscheinlicher erscheint es, dass das Urkilogramm an Masse verloren hat. Aber man kann es nicht messen oder nachvollziehen und kennt vor allem die Ursachen nicht. Die Frage „Was war los mit dem Urkilogramm?“ muss dementsprechend wahrheitsgetreu beantwortet werden mit „keine Ahnung“. Dies ist aus wissenschaftlicher und messtechnischer Sicht eine sehr missliche Situation und deshalb war klar: Es muss eine neue Definition für das Kilogramm geben.
Seit dem 20. Mai 2019 bilden sieben Naturkonstanten die Grundlage des neuen Internationalen Einheitensystems SI und damit auch die Grundlage für international vergleichbares Messen:
Ziel war schon lange, keine Artefakte zu nehmen, um die Einheit zu definieren, sondern eine Naturkonstante.
Dieses Ziel wurde Ende 2019 erstmals erreicht. Alle physikalischen Größen sind in einem System von Dimensionen organisiert. Jede der sieben Basisgrößen des SI hat ihre eigene Dimension, die symbolisch durch einen einzigen Großbuchstaben in aufrechter (nicht kursiver) Grundschrift ohne Serife, dargestellt werden.