Ferien mit Ratten - Günter Dönges - E-Book

Ferien mit Ratten E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Butler Parker hatte das Gefühl, daß die beiden Männer ihn nicht schätzten. Er gewann sogar den Eindruck, daß sie etwas gegen ihn hatten. Sie benahmen sich äußerst unzivilisiert und drückten ihre Mißachtung aus. Der erste Mann – er mochte fünfundzwanzig sein – wollte ihm einen Holzknüppel über den Kopf ziehen. Der zweite Mann – er war etwa dreißig – hielt ein Messer in der Hand und ließ erkennen, daß er nicht nur Parkers schwarzen Zweireiher aufzuschlitzen gedachte. »Ihr Benehmen entbehrt jeder Form«, tadelte Josuah Parker höflich, während er mit seinem Universal-Regenschirm den Holzknüppel parierte. Der junge Mann, schlank, drahtig und recht gepflegt aussehend, stöhnte. Er hatte mit dieser Gegenwehr nicht gerechnet und ließ den Prügel fallen. Anschließend griff er nach der Stirn und zählte die bunten Sterne, die er vor seinem geistigen Auge Sah. Er war vom bleigefütterten Bambusgriff des Regenschirmes getroffen worden und entschied sich notgedrungen für eine gewisse Neutralität... Der zweite Mann, untersetzt, massig und mit dem quadratischen Kopf eines jungen Stiers, hatte sich einen Moment irritieren lassen. Er schaute zu seinem stöhnenden Partner hinüber und merkte Sekunden später, daß er sich den Luxus der Neugierde besser nicht geleistet hätte. Butler Parker, der um seinen schwarzen Zweireiher fürchtete, langte herzhaft zu. Er wollte diese unerfreuliche Begegnung so schnell wie möglich hinter sich bringen. Der Massige stöhnte, als der Bambusgriff von Parkers Regenschirm sich auf sein Handgelenk legte. Das Messer wirbelte durch die Luft und landete anschließend klirrend auf den Steinen der Feldmauer. Die beiden Männer, deren Gesichter Josuah Parker wegen der Dunkelheit nicht erkennen

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Butler Parker – 122 –

Ferien mit Ratten

Günter Dönges

Butler Parker hatte das Gefühl, daß die beiden Männer ihn nicht schätzten. Er gewann sogar den Eindruck, daß sie etwas gegen ihn hatten.

Sie benahmen sich äußerst unzivilisiert und drückten ihre Mißachtung aus. Der erste Mann – er mochte fünfundzwanzig sein – wollte ihm einen Holzknüppel über den Kopf ziehen. Der zweite Mann – er war etwa dreißig – hielt ein Messer in der Hand und ließ erkennen, daß er nicht nur Parkers schwarzen Zweireiher aufzuschlitzen gedachte.

»Ihr Benehmen entbehrt jeder Form«, tadelte Josuah Parker höflich, während er mit seinem Universal-Regenschirm den Holzknüppel parierte. Der junge Mann, schlank, drahtig und recht gepflegt aussehend, stöhnte.

Er hatte mit dieser Gegenwehr nicht gerechnet und ließ den Prügel fallen. Anschließend griff er nach der Stirn und zählte die bunten Sterne, die er vor seinem geistigen Auge Sah. Er war vom bleigefütterten Bambusgriff des Regenschirmes getroffen worden und entschied sich notgedrungen für eine gewisse Neutralität...

Der zweite Mann, untersetzt, massig und mit dem quadratischen Kopf eines jungen Stiers, hatte sich einen Moment irritieren lassen. Er schaute zu seinem stöhnenden Partner hinüber und merkte Sekunden später, daß er sich den Luxus der Neugierde besser nicht geleistet hätte.

Butler Parker, der um seinen schwarzen Zweireiher fürchtete, langte herzhaft zu. Er wollte diese unerfreuliche Begegnung so schnell wie möglich hinter sich bringen. Der Massige stöhnte, als der Bambusgriff von Parkers Regenschirm sich auf sein Handgelenk legte. Das Messer wirbelte durch die Luft und landete anschließend klirrend auf den Steinen der Feldmauer.

Die beiden Männer, deren Gesichter Josuah Parker wegen der Dunkelheit nicht erkennen konnte, nahmen übel und hatten keine Lust mehr, sich mit diesem korrekt aussehenden Mann weiter zu beschäftigen. Sie stiegen mehr oder weniger sportlich über die niedrige Steinmauer und verschwanden im Eiltempo.

Butler Parker war an einer Verfolgung nicht interessiert. Sie hätte seiner Ansicht nach doch nichts eingebracht. Er war fremd hier und wäre gewiß auch nur in eine Falle gelaufen. Er drehte sich um und schlenderte zurück zum Weg, den er erst vor wenigen Minuten verlassen hatte.

Dann aber blieb er stehen.

Warum war er überfallen worden? So fragte er sich. Hatten die beiden Männer es nur auf seine Brieftasche abgesehen? Das konnte eigentlich nicht der Fall gewesen sein. Er, Josuah Parker, hatte doch ganz spontan den Fußgängerpfad verlassen, um durch das Wäldchen hinunter zum See zu gehen. Verfolgt hatten sie ihn nicht. Er mußte ihnen ganz zufällig in die Arme gelaufen sein.

Hatten sie ihn daran hindern wollen, ans Ufer zu gelangen? Was hatten die beiden Männer zu verbergen? Warum waren sie derart massiv geworden? Ein Holzknüppel und ein Messer waren Mittel, die der Verhältnismäßigkeit nicht entsprachen.

Butler Parker fand, daß er geradezu verpflichtet war, diesen Dingen auf den Grund zu gehen. Er schritt also gemessen zurück zur Steinmauer und lauschte in die Dunkelheit. Er brauchte nicht lange zu horchen. Schon sehr bald nahm er Geräusche wahr, die er im ersten Moment nicht genau zu identifizieren vermochte. Falls ihn nicht alles täuschte, wurde unten am See irgend etwas verladen.

Nun konnte der Butler überhaupt nicht mehr widerstehen.

Er setzte sich wieder in Bewegung und ging ein gutes Stück über den schmalen Pfad nach unten. Dann aber verließ er ihn und benutzte eine Weide, an die sich das Wäldchen anschloß. Er hatte die ersten Bäume noch nicht ganz erreicht, als ein schwarzer Schatten ihn überfiel. Er bewegte sich flach über dem Boden und entwickelte ein beachtliches Tempo. Es konnte sich eigentlich nur um einen Hund handeln, den man auf ihn angesetzt hatte.

Angst vor Hunden kannte der Butler aber nicht. Er wußte natürlich eine Menge über Dressur und konnte sich vorstellen, daß dieser Vierbeiner auf den Mann dressiert war. Josuah Parker blieb stehen und sah den Dingen und dem Hund mit einiger Gelassenheit entgegen. Insgeheim gratulierte er sich zu seinem Entschluß, nicht zurück zum Bootshafen gegangen zu sein. Hier schienen sich immerhin einige aufregende Dinge abzuzeichnen.

*

Die Dogge war so groß wie ein gut geratenes Kalb.

Sie hatte den Butler fast erreicht und schien sich darauf zu freuen, ihre Fangzähne gebrauchen zu können. Vielleicht war sie ein wenig irritiert, weil das vermeintliche Opfer nicht Hals-über-Kopf weglief. Der Dogge hätte eine kleine Hatz wahrscheinlich mehr Spaß gemacht. Aber nein, das Opfer blieb unbeweglich und offensichtlich ohne Angst stehen. Der ausgezeichnete Geruchssinn lieferte der Dogge keinen Angstschweiß.

Und dann passierte es ...

Der riesige Vierbeiner röhrte lustvoll und setzte zum letzten und entscheidenden Sprung an. Doch in diesem Augenblick spannte Josuah Parker blitzschnell seinen Universal-Regenschirm auf.

Die Dogge stutzte. Sie sah sich einem Hindernis gegenüber, das sie nicht kannte. Sie verzichtete erst mal auf den geplanten Sprung und ging mit sich zu Rate. Sie wollte nichts überhasten und sich auf Dinge einlassen, deren Tragweite sie nicht abzuschätzen vermochte. Sie knurrte drohend, um sich selbst ein wenig Mut zu machen.

Doch dann war dieses schwarze Hindernis plötzlich nicht mehr zu sehen. Das Opfer war erneut gegen den helleren Hintergrund des Himmels zu erkennen. Die Dogge hätte sich am liebsten die Augen gerieben, doch das ließ sich schlecht machen. Sie peilte das Opfer erneut an und nahm Maß.

Bevor sie sich abdrücken konnte, hörte sie die ruhige Stimme des Gegners, auf den man sie gehetzt hatte. Diese Stimme redete der Dogge ein, sie sei ein lieber Hund und ein wahrer Prachtkerl dazu. Der Vierbeiner empfand diese Töne als äußerst angenehm und ließ sich nur zu gern ein wenig schmeicheln. Lobpreisungen dieser Art bekam sie selten genug zu hören.

Aber dann siegte das Pflichtgefühl. Die Dogge ignorierte die Sirenenklänge und machte sich absprungbereit. Sie wollte endlich zur Tat schreiten und etwas für ihr tägliches Futter tun.

Leider spannte sich das Hindernis in diesem Moment wieder auf. Das Opfer verschwand hinter einem Vorhang aus totaler Schwärze. Die Dogge schluckte und kroch einen halben Meter zurück. Sie fühlte sich überhaupt nicht wohl unter dem glatten Fell und hätte sich am liebsten abgesetzt.

Das große, runde und schwarze Etwas bewegte sich nun auf den Vierbeiner zu. Die Dogge winselte und kroch automatisch weiter zurück. Sie wußte nicht, wie sie sich verhalten sollte. Gefahrenmomente dieses Ausmaßes kannte sie nicht.

Josuah Parker hatte bereits erkannt, daß der Kampfeswille des Vierbeiners gebrochen war. Er zog den Schirm zusammen und spannte ihn blitzschnell erneut auf. Gleichzeitig rückte er dem Tier noch näher auf den Leib. Die Dogge winselte, erhob sich und entdeckte plötzlich zu ihrer Erleichterung ein Karnickel, das in der Nähe fasziniert zugeschaut hatte. Die Dogge entschied sich augenblicklich für dieses neue Opfer und hechtete in Richtung Langohr.

Doch das Karnickel war ein alter Kämpe, der die Tücken des Lebens in freier Natur kannte. Es rannte zuerst in Richtung Zick, dann in Richtung Zack. Die Dogge war überhaupt nicht in der Lage, diesen plötzlichen Richtungsänderungen zu folgen. Sie schoß jedesmal weit über das Ziel hinaus. Dann fegte das Karnickel auf die Steinmauer zu, wo es genügend Durchschlüpfe gab.

Parker gestattete sich ein amüsiertes Lächeln und ging ungehindert weiter zu dem kleinen Wald. Um die Dogge kümmerte er sich nicht weiter. Sie befaßte sich intensiv mit der Steinmauer und schnüffelte nach dem Karnickel. Zwischendurch schielte der große Vierbeiner nach diesem seltsamen Exemplar von einem Menschen, ohne sich aber weiter darum zu kümmern.

Parker hatte die ersten Bäume erreicht und lauschte.

Ein starker Motor röhrte auf. Es handelte sich einwandfrei um den Diesel eines Lastwagens. Dann knallten Türen, und kurz nacheinander heulten zwei kleinere Motoren auf. Von irgendwoher kam ein schriller Pfiff, worauf die Dogge in Sicht kam. Wie ein schwarzer Schatten rannte der Vierbeiner nicht weit von Parker entfernt in den Wald zurück, aus dem er gekommen war.

Josuah Parker schritt gemessen weiter und erreichte bald darauf eine Lichtung. Im Mondlicht entdeckte er, daß der Rasen von schweren Reifen förmlich umgepflügt worden war. In der Luft hing noch der aufdringliche Geruch von Auspuffgasen.

Lange hielt Parker sich auf dieser Lichtung nicht auf. Seine innere Alarmanlage hatte sich gemeldet. Er wußte, daß er beobachtet wurde. Um nicht ins Fadenkreuz einer Schußwaffe zu geraten, begab er sich zurück in den Schutz der Bäume, ohne dabei auch nur eine Spur seiner Gemessenheit aufzugeben. Ein Butler Parker benahm sich in allen Lebenslagen stets korrekt.

*

Er genoß den Komfort des Hausbootes.

Josuah Parker hatte sich für ein großes, behäbiges Boot entschieden, auf dem er durch die Norfolk Broads gleiten wollte. Nach langer Zeit hatte Butler Parker sich tatsächlich Urlaub genommen. Er wollte sich für wenigstens zwei Wochen von einer gewissen Lady Simpson erholen, in deren Diensten er als Butler stand.

Die recht abenteuerlich gestimmte Lady war grollend zurück in London geblieben und tyrannisierte wahrscheinlich ihre Sekretärin und Gesellschafterin Kathy Porter. Lady Agatha wäre liebend gern mit in die Broads gekommen und hätte mit Vergnügen an diesen Urlaubswochen teilgenommen, doch Butler Parker war hart geblieben. Aus Erfahrung wußte er nur zu gut, daß seine Herrin auf Gauner und Gangster wie ein Magnet wirkte. Wo immer sie sich auch aufhielt, ein Kriminalfall war niemals fern. Und falls sich wirklich mal keiner anbot, dann sorgte die unternehmungslustige Lady dafür, daß es kurz über lang zu peinlichen Verwicklungen kam.

Nein, Josuah Parker war sich bis vor einer halben Stunde vollkommen sicher gewesen, daß geruhsame Tage auf ihn warteten. Dieser Eindruck war nach dem Zwischenfall oben am See geschwunden. Die Dinge nahmen eine Entwicklung, die er in diesem Fall nicht sonderlich schätzte.

Das gemietete Hausboot lag an einem Flüßchen, dessen Name ihm schon wieder entfallen war. Es gehörte zu einem Labyrinth von Wasserläufen, die von Buschwerk, Schilf und kleinen Waldstücken gesäumt wurden. Hier draußen inmitten der idyllischen Landschaft gab es winzig kleine und verträumt aussehende Dörfer und Marktflecken, Schlösser, Burgen und große Naturschutzgebiete. Parker fühlte sich wohl in den Broads, jenem Landstrich nordöstlich von London, der über Norwich oder Yarmouth zu erreichen ist. Hier konnte er fischen und sich erholen.

Drei Tage lang hatte er diesen Dingen nach Herzenslust frönen können, doch nun schienen die Dinge ihre Wendung genommen zu haben. Menschen, die ihn hatten niederknüppeln wollen und die eine Dogge auf ihn gehetzt hatten, mußten einfach noch mal in Erscheinung treten. Sie würden sich gewiß dafür interessieren, wer ihnen da über den Weg gelaufen war. Parker rechnete fest mit ihrem Erscheinen und hatte sich bereits darauf vorbereitet.

Er befand sich unter Deck und beobachtete von einem Fenster aus den langen Bootssteg, der hinüber zum Gasthof führte. Dort hatte er vor seiner kleinen Wanderung zu Abend gegessen, dort würde man sich wahrscheinlich auch nach ihm erkundigen.

An die Wasserseite dachte Parker fast zu spät.

Doch ein feines Glucksen erregte seine Aufmerksamkeit. Zuerst dachte er an einen Fisch, der vielleicht nach einer Mücke schnappte. Als das Glucksen sich jedoch noch einige Male wiederholte, wechselte Parker seinen Standort und kontrollierte die Flußseite.

Diese Kontrolle zahlte sich voll aus.

Er entdeckte ein Schlauchboot, in dem zwei Männer hockten. Sie hatten sich geduckt und paddelten dicht am Schilfgürtel entlang auf sein Hausboot zu. Instinktiv wußte Parker, daß diese beiden nächtlichen Sportler mit jenen Männern identisch waren, die ihn überfallen hatten.

Butler Parker hatte nichts dagegen, daß sie an Bord kamen, obwohl sie sich keineswegs anmeldeten, wie es die Höflichkeit erfordert hätte. Wie Diebe kletterten sie über die Reling und stahlen sich zum Decksalon hinüber. Sie brauchten etwa zwei Minuten, bis sie die Tür geknackt hatten und traten dann ein. Parker stand gleich neben der Tür und wartete höflich ab. Er wollte die beiden Besucher nicht unnötig erschrecken.

»Wollen wir uns den Typ nicht erst mal kaufen?« fragte eine nicht gerade angenehm klingende Stimme. Sie schien jeden Morgen mit Glasscherben gepflegt zu werden. Soweit Parker es erkennen konnte, gehörte sie dem untersetzten Mann mit dem Kopf eines junges Stiers.

»Gute Idee«, fand der andere Mann und lachte leise, ein wenig hechelnd auf. »Knall ihm eins vor den Schädel! Wir haben noch was gut, Pete.«

»Ich laß dir was übrig«, versprach der Stierschädel. »Nimm dir Zeit, Rob. Nur nichts überstürzen.«

Parker war nicht zu erkennen.

Sein schwarzer Zweireiher verschmolz mit dem dunklen Holz der Vertäfelung. Der Mann, der Pete hieß und ihm eins »vor den Schädel« schlagen sollte, kam arglos zurück und lief direkt in den Regenschirm hinein. Diesmal hatte der Butler die Spitze seiner Mehrzweckwaffe eingesetzt. Die untere Eisenzwinge bohrte sich wie eine Degenspitze in die Magenpartie des Schlägers.

Pete wurde völlig überrascht.

Er produzierte einige sehr undeutliche Laute, fiel auf die Knie und kippte dann zur Seite. Dabei fiel so etwas wie ein Totschläger aus seiner Hand. Pete war derart beeindruckt, daß er auf dem Boden blieb und sich nicht rührte.

»War was?« rief Rob. Der zweite Schläger hatte gar nicht mitbekommen, was seinem Partner passiert war. Als er keine Antwort erhielt, wandte er sich um und schaltete offensichtlich auf Vorsicht. Auf Zehenspitzen pirschte er zur Kabinentür und sah sich plötzlich Josuah Parker gegenüber.

Der Butler grüßte sehr höflich.

Er liftete seine schwarze Melone und besorgte das derart schwungvoll, daß die Wölbung seiner Kopfbedeckung die Stirn des Schlägers berührte. Diese Wölbung war mit solidem Stahlblech ausgefüttert und entsprechend hart. Rob knickste, wollte nach seiner Stirn fassen und entschied sich dann im letzten Moment dafür, vor Parker niederzuknien. Sekunden später lag er neben seinem Partner Pete und beteiligte sich an dem Nickerchen.

Josuah Parker nahm eine Sichtung der Tascheninhalte vor und legte seine Beute auf den Kabinentisch. Anschließend trug er die beiden Männer nacheinander zurück zu ihrem Schlauchboot. Dabei zeigte sich, wie stark und durchtrainiert Parker war. Da er nicht beobachtet wurde, leistete er sich den Luxus, seine Körperkräfte ungeniert einzusetzen.

Nachdem die beiden Schläger im Schlauchboot lagen, löste Parker die Leine und versetzte dem Wasserfahrzeug mit dem Bambusgriff seines Universal-Regenschirms einen energischen Stoß. Das Schlauchboot setzte sich zögernd in Bewegung, wurde von der leichten Strömung erfaßt und dann abgetrieben. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis es in der Dunkelheit verschwunden war.

Parker ging zurück in die Deckkabine. Er wollte sich jetzt die Brieftaschen der beiden Schläger in aller Ruhe ansehen. Zu seiner ehrlichen Überraschung aber waren diese beiden Gegenstände im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr greifbar.

Man hatte sie in der Zwischenzeit abgeholt.

Josuah Parker kam zu dem zwingenden Schluß, daß man ihn doch noch hereingelegt hatte.

*

Schon früh am anderen Morgen war er wieder auf den Beinen.

Butler Parker lustwandelte hinauf zum Wäldchen. Er interessierte sich für die bewußte Waldlichtung, aber auch für eine gewisse Dogge. Seiner bescheidenen Ansicht nach mußte der mächtige Vierbeiner hier aus der Gegend stammen.

Vom kleinen Fluß her trieben Nebelschleier, die von der aufgehenden Sonne bereits geschluckt wurden. Die Vögel tirilierten fast aufdringlich und steckten akustisch ihre Reviere ab. Karnickel hoppelten über die Felder und kümmerten sich kaum um den Morgenwanderer. Instinktiv spürten sie, daß dieser schwarzgekleidete Mann für sie keine Gefahr bedeutete.

Parker konnte sich vorstellen, daß er auch weiterhin beobachtet wurde. Er mußte wieder an die verschwundenen Brieftaschen denken. Gehörte der Dieb zu den beiden Schlägern, die er auf dem kleinen Fluß abgesetzt hatte? Falls das der Fall war, so hatte der Mann eine bemerkenswerte Zurückhaltung gezeigt und darauf verzichtet, klärend einzugreifen. Oder arbeitete dieser Mann gegen die Schläger? Warum hatte er dann nicht seine Hilfe angeboten und gemeinsame Sache mit Josuah Parker gemacht?