Feuer bitte - Christine Grän - E-Book

Feuer bitte E-Book

Christine Grän

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Beschreibung

Ein toter Liebhaber, ein Selbstmord, der vielleicht keiner war, und schmutzige Intrigen in Brüssel – ein neuer Fall für Anna Marx.

Anna Marx, ehemalige Klatschreporterin und nun Privatdetektivin in Berlin, ist nicht kleinzukriegen. Dabei scheint sie Probleme magisch anzuziehen. Diesmal in Form eines toten Anwalts, der in Brüssel als Lobbyist für die Tabakindustrie Geld scheffelt und viele schmutzige Geheimnisse von Politikern kennt. Annas Problem: Der Tote war auch ihr Liebhaber, und er wurde in ihrer Wohnung mit ihrem Baseballschläger erschlagen …

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Seitenzahl: 361

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CHRISTINE GRÄNFeuer bitte

Buch

Rauchen kann tödlich sein. Hätte Anna Marx nicht nach der Zigarette gegriffen, wäre ihr ein Unfall mit fatalen Folgen erspart geblieben. Doch so fährt sie ihren alten Jaguar zu Schrott und verliebt sich in ihren Unfallgegner. Martin Liebling ist die Verkörperung seines Namens, und er verdient viel Geld als Lobbyist in Brüssel – ausgerechnet für die Tabakindustrie. Doch wer zu viel weiß, lebt gefährlich, und Lieblings Leiche bringt Anna nichts als Ärger ein.

Als Detektivin am Rand des finanziellen Abgrunds sollte sie sich um ihren einzigen Auftrag kümmern: das Motiv für einen Selbstmord zu klären. Doch plötzlich scheint es einen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen zu geben. Anna Marx jagt einem Phantom nach, und in Brüssel wird weiter gemordet. Im Sumpf von Geld, Macht und Korruption sucht Anna unbeirrbar nach der Wahrheit. Doch sie hat ihren Preis, und Anna schafft es wieder nicht, von ihrer Sucht zu lassen.

Autorin

Christine Grän gehört seit Romanen wie »Die Hochstaplerin« und »Hurenkind« zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Autorinnen. In den 8oer Jahren hat sie mit Anna Marx einen der ersten weiblichen Detektive in der deutschen Kriminalliteratur geschaffen. Eine Fernsehserie folgte – und eine lange Pause, bis die Detektivin mit »Marx, my love« wieder zum Leben erweckt wurde. Die Autorin lebt in München. Weitere Informationen zur Autorin und ihren Romanen im Internet unter: www.christinegraen.de

Von Christine Grän außerdem bei Goldmann lieferbar:

Marx, my Love. Roman (46175)

Christine Grän

Feuer bitte

Roman

Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100

Datenkonvertierung eBook:

Kreutzfeldt Electronic Publishing GmbH, Hamburg

www.kreutzfeldt.de

1. AuflageApril 2008Wilhelm Goldmann Verlag, München,in der Verlagsgruppe Random House GmbHCopyright © by C. Bertelsmann Verlag, München,in der Verlagsgruppe Random House GmbHISBN: 978-3 -641 -01209-0

www.goldmann-verlag.de

1. Kapitel

Es waren die teuersten zehn Sekunden ihres Lebens.

Anna Marx sah nach rechts auf den Beifahrersitz statt geradeaus auf die Straße. Suchte in ihrer Handtasche die Zigaretten, die sich dem tastenden Griff ihrer Hand entzogen hatten. Zehn Sekunden, in denen ein Wagen in die ampellose Kreuzung einfährt, die Anna in diesem Augenblick passiert. Als sie hochsieht und reagiert, ist es zu spät. Sie weiß es, während sie mit quietschenden Bremsen auf das Auto zuschlittert. Der Himmel ist so nah, und der andere Wagen groß und blau. Metall auf Metall kreischt gemein bei Feindberührung. Kann sie das Weiß in den Augen des anderen sehen, oder ist es nur der Reflex ihrer Angst? Der Gurt schneidet in ihr Fleisch beim Zusammenprall. Es gibt Geräusche, die Ohren nie berühren dürften. Augenblicke, die so bodenlos sind, dass man in ihnen versinken möchte. Sekunden der absoluten Stille. Anna schließt ihre Augen und wünscht sich an einen anderen Ort. Nicht die Hölle, vielleicht die Fidschi-Inseln oder die namibische Wüste. Denn sie lebt noch, sie kann sich fühlen, und alles scheint an seinem Platz zu sein. Nur der Ort ist falsch, die Zeit, die Umstände. Und wenn sie die Augen nicht öffnet, wird dann alles nur ein Traum sein?

Auf der kaum befahrenen Seitenstraße in Zehlendorf stehen zwei ineinander verkeilte Autos, ein neuer BMW und ein alter Jaguar. Der Mann steigt aus, er hält die Hand am Nacken, als wolle er seinen Kopf festhalten. Er betrachtet kurz die traurige Gestalt seines Wagens und öffnet dann vorsichtig Annas Tür. Er berührt ihre Schulter. »Sie sind doch nicht tot, oder?«

Anna öffnet die Augen und sieht durch die gesprungene Scheibe in den blauen Himmel. »Nein. Sie?«

»Wir leben noch«, sagt er, »und ich hatte Vorfahrt.«

Es ist Zeit, der Katastrophe ins Gesicht zu sehen. Es ist blass, irgendwo angesiedelt zwischen alt und jung, nicht gänzlich unsympathisch, obwohl sie ihn zum Teufel wünscht. »Ich weiß das. Sie hätten trotzdem bremsen können.«

»Hab’ ich, aber zu spät, wie Sie auch. Man darf sich nicht auf Vorfahrtsschilder verlassen. Und Sie sollten jetzt aussteigen. Vielleicht läuft ja Benzin aus, es war eine ziemliche Karambolage.«

Annas Hände zittern, und er hilft ihr, den Gurt zu öffnen. Sie nimmt ihre Tasche, die an allem schuld ist, und hebt vorsichtig die Beine aus dem Wagen, fühlt Asphalt unter den Füßen und blinzelt in die unbeteiligte Sonne. Er stützt sie leicht am Arm, als sie steht, und führt sie auf die andere Seite. »Sieht ziemlich schlimm aus. Schade um den schönen, alten Wagen.«

Anna bringt es kaum fertig hinzusehen. Der Jaguar, der so viele Jahre ihr Lieblingstier war. Sie kaufte ihn, obwohl sie wusste, dass er ihre finanziellen Verhältnisse in eine einzige Mesalliance verwandeln würde. Diese hier ist abgründig: Der Wagen ist abgemeldet. Keine Versicherung. Der MK II stand die ganze Zeit über in der Garage, sie wollte ihn an diesem schönen Tag ja nur ein wenig ausführen, das Brummen des alten Motors hören, das Leder riechen ...

... und nun hat sie ihn zu Schrott gefahren und obendrein einen Unfall verursacht, mit Folgen, die sie nicht bezahlen kann. Anna wischt sich mit dem Handrücken eine Träne von der Wange. Eine Blutspur bleibt daran, sie hat sich ihren Handknöchel aufgeschlagen. Nur eine kleine Wunde, doch alles andere schmerzt schrecklich.

Er sieht sie besorgt an, nein, sie ist nicht der Typ, der anmutig in Ohnmacht sinkt. »Schöne Scheiße«, sagt sie und folgt ihm an den Straßenrand. Anna setzt sich auf einen Stein, der groß genug erscheint, und sucht in ihrer Handtasche nach den Zigaretten. Das Tatmotiv, ein Zeichen des Himmels, dass sie endlich aufhören sollte. Anna nimmt eine Zigarette und hält ihm die Packung hin. »Wollen Sie auch eine? Ich finde es nett, dass Sie nicht Ihr Wrack bejammern oder die Frau hinterm Steuer verdammen.« Das meint sie ernst. Es hätte schlimmer kommen können. Es kann immer noch schlimmer kommen ...

Er nimmt eine Zigarette und gibt ihr Feuer. Anna zieht den Rauch tief ein und sieht ihm in die Augen. Sie sind braun und von Fältchen umkränzt. Wird er lachen, wenn sie ihm sagt, dass sie nicht versichert ist?

Ihr Opfer bläst Rauch in Annas Richtung. Sein Lächeln erscheint sorglos. »Ich habe nichts gegen Frauen, auch nicht am Steuer. Autos sind nur Dinge, und die sind austauschbar. Dafür gibt es Versicherungen ... sollten wir nicht die Polizei rufen?«

»Nein.« Anna hält sich die Hand vor den Mund, denn es war ein Schrei, und er sieht sie zum ersten Mal misstrauisch an. Sein Gesicht ist hart geworden, es liegt mehr darin als nur Liebenswürdigkeit und die leichte Sicht der Dinge. »Haben Sie getrunken? Wie heißen Sie überhaupt?«

»Anna Marx. Und Sie?«

»Martin Liebling. Sehr angenehm wäre jetzt nicht die richtige Formel, oder? Was haben Sie gegen die Polizei?«

Ich habe vor einem Jahr einem Bullen in den Unterleib geschossen, denkt Anna, und dass es vielleicht klug wäre, dies nicht zu erwähnen. Die Wahrheit schmeckt nach Zyankali, und sie muss ihm das Gift in kleinen Dosen beibringen. Sie weiß nur nicht, wie. Schnell und schnörkellos: »Der Wagen ist nicht versichert. Er war abgemeldet.«

Anna sieht ihn an, während sie das sagt. Mit einem Blick, der um Gnade fleht, vielleicht sogar winselt. Sie hat schöne, grüne Augen, das weiß sie. Doch der Rest ist nicht unbedingt geschaffen, Männerherzen zu erweichen. Zu alt, sie ist fast einundfünfzig. Etwa sein Jahrgang, aber was heißt das schon im Geschlechterkampf? Dass sie ihn nicht gewinnen kann.

Liebling schweigt, als ob er ihre Worte verdauen müsste. Anna verordnet sich Demut und Buße. »Ich weiß, dass es dumm von mir war. Es tut mir so Leid. Aber konnte ich ahnen, dass ich einen Unfall baue, wenn ich einmal in zwei Jahren mein Auto in Bewegung setze? Ich zahle den Schaden, das verspreche ich. Polizei würde die Sache nur komplizieren ... zumindest für mich. Ich unterschreibe alles, was Sie wollen.«

Sie schafft eine Träne, die, mit Mascara verbunden, über ihre Wange läuft. Er steht mit verschränkten Armen vor ihr, ein Fremder, der sie ruinieren wird, so oder so. Eigentlich ist es ihr egal, soll er doch die Polizei rufen, Anna hat keine Lust mehr auf bedingungslose Unterwerfung. Sie steht auf und zertritt die Zigarette mit der Schuhspitze. Rote Schuhe von Baldini, sie waren auch zu teuer. Für alles zahlt man, für jeden gottverdammten Fehler, und Anna könnte davon ein Lied mit vielen Strophen singen.

»Die Zigarette kann nichts dafür«, sagt Liebling, er ahnt ja nichts. »Also gut, lassen wir die Polizei. Aber es wird Sie eine Stange Geld kosten.«

»Spielt keine Rolle«, erwidert Anna, die vollkommen pleite ist. Seit Tagen, Monaten und Jahren. Seit sie ihren Job bei der Zeitung verloren hat und sich als Privatdetektivin durchs Leben schlägt. Marlowe lässt grüßen, aber der hatte zumindest aufregende Fälle, während sie sich überwiegend mit entlaufenen Katzen und Ehebrechern befasst. Nun, Marlowe ist eine Kunstfigur, und manchmal denkt Anna, dass sie auch eine ist. Erschaffen von einem Meister, der mit Verlierern Pingpong spielt. Sie ist einer seiner Lieblingsbälle, und dieser Aufschlag war zu hart. Sie würde gerne weinen, aus Selbstmitleid, und weil sie sich hier und jetzt vom Leben überfordert fühlt.

Martin Liebling hingegen sieht aus, als ob ihn wenig erschüttern könnte. Gut gefülltes Konto, gut gefüllter Bauch im guten Anzug, die richtigen Schuhe und ein nettes Auto, das schon mal besser ausgesehen hat. Warum musste er in dem Augenblick einbiegen, als sie für Sekunden unaufmerksam war? Shit happens, würde Sibylle sagen. Die beste Freundin, die ihr vielleicht Geld borgen kann. Bis Anna ihren Heiratsschwindler zur Strecke bringt und die Prämie kassieren kann.

»Eine schicksalhafte Begegnung«, sagt Liebling, während er sein Handy aus der Brusttasche holt. »Wir hätten beide tot sein können. Gott sei Dank bin ich einmal nicht zu schnell gefahren. Ich rufe jetzt den Abschleppdienst, wenn’s recht ist. Ich wage nicht, mir vorzustellen, was die Reparatur Ihres Wagens kostet. Meinen schätze ich so auf die zehntausend.«

Mark oder Euro? Anna bremst die Frage, bevor sie ihre Lippen erreicht. Sie winkt ein Auto weiter, das stehen blieb. Nein, sie brauchten keine Hilfe, keine Gaffer, kein Handy. Jeder hat heute eines, und Liebling weiß sogar die Nummer des Abschleppdienstes. Ein Mann, der alles im Leben unter Kontrolle hat, genauso sieht er aus. Eine schicksalhafte Begegnung? Sie wäre ihr zu gerne ausgewichen. Doch es ereilt dich immer, das Schicksal, weil du Fehler machst. Letztendlich ist es nur die Summe aller Dummheiten und Zufälle, und diese Summe ergibt null: den Tod. Ihm noch einmal entkommen zu sein, ist tröstlich, aber nicht glückbringend.

Ihr Crashpartner steht an seinem demolierten Wagen und telefoniert, während Anna ihr Auto ausräumt: Turnschuhe, eine Wasserflasche, leere Zigarettenschachteln, Zeitschriften. Sie stopft alles in ihre große Tasche, das Füllhorn ihres ungeordneten Lebens, und setzt sich dann wieder auf den Stein am Straßenrand. Rauchend. Anna Marx ist ihren Lastern treu ergeben und pfeift auf Himmelszeichen. Sie nimmt Abschied von ihrem geliebten MK II, und hierzu braucht sie eine Krücke.

Ein Glas Whisky wäre auch gut, aber mitten in der Pampa kaum zu kriegen. Und sollte er es sich überlegen und doch die Polizei rufen, wäre es auch nicht klug.

Er steht in der Sonne und sieht erbarmungswürdig aus. Fünfzehn Jahre ist es her, dass sie den Wagen kaufte, mit ihren ersten und letzten Ersparnissen, denn fortan war der alte Jaguar ihr Sparschwein, ein Gefährt von solcher Fragilität, dass ein plötzlicher Wetterumschwung ihn zum Erliegen brachte. Bei heftigen Regenfällen blieb er grundsätzlich stehen, und den Winter mochte er so wenig wie seine Fahrerin, sodass sie ihn meistens in der Garage ließ. Er war einfach nur schön, und vielleicht liebte sie ihn, weil er nicht perfekt funktionierte und kein austauschbares Ding war wie Lieblings Fahrzeug. Sie wird den nachtblauen Gefährten vermissen, obwohl sie ihn in Berlin so gut wie nie gefahren hat. Deshalb hat sie ihn ja auch abgemeldet, und welcher Teufel hat sie geritten, ihn an einem Samstagnachmittag aus der Garage zu holen?

Fjodor hat bei geöffnetem Fenster gesungen, das war ein Grund. Fjodor haust über Annas Wohnung und Büro, und er hält sich für Caruso mit russischem Akzent. Eva Mauz rief an und fragte, ob der Heiratsschwindler, der Mörder ihrer Schwester, schon gefasst sei. Der Wasserhahn tropfte, und auf dem Schreibtisch lagen unbezahlte Rechnungen. Draußen schien die Sonne. Straßenlärm kroch durch schmutzige Scheiben. Der Gummibaum grinste sie an, ach, es gab tausend Gründe, warum sie auf diese wahnwitzige Idee verfiel.

»Der Abschleppdienst ist in fünfzehn Minuten da. Meinen Termin habe ich abgesagt, er war ohnehin nicht so wichtig. Sollen wir irgendwo einen trinken gehen? Darauf, dass wir noch leben?«

Anna sieht Liebling von schräg unten an. »Ich habe auch Hunger. Die normale Reaktion meines Magens auf katastrophale Ereignisse.«

»Passieren die öfter?« Vielleicht wollte Martin Liebling gar nicht auf Annas Rundungen anspielen, doch so interpretiert sie seine Frage und funkelt ihn böse an. »Ich kann auch in meine Stammkneipe fahren und mir dort überlegen, wie ich Ihr blödes Auto bezahlen soll.« O nein, das war falsch. Sie will doch einen guten Eindruck machen, selbst in aussichtsloser Lage. »Nein, ich trinke gerne einen. Es muss der Schock sein. Ich bin böse auf mich und traurig, weil ich mir nie wieder ein so schönes altes Auto leisten kann. In Zukunft werde ich zu Fuß gehen ...«

»... aber nicht mit solchen Schuhen.« Liebling beginnt zu lachen und erwärmt damit Annas Herz. Sie ist ein Single mit Sexproblemen. No Sex. Er trägt einen Ehering, was nicht mehr viel heißt in treulosen Zeiten. Anna hat vor kurzem ernsthaft erwogen, sich einen Ring zu kaufen. Vorspiegelung falscher Tatsachen, aber Sibylle hätte dies ausgiebig kommentiert, und die Begründung »Ich wäre aber gern verheiratet« erscheint selbst Anna als abwegig.

»Sollen wir zu Fuß gehen oder ein Taxi rufen?«, fragt Anna, und sie entscheiden sich für einen Spaziergang durch Zehlendorf, bis sie eine Kneipe finden, die geöffnet hat. Anna wechselt schon einmal in die Turnschuhe, Fußbekleidung, die sie hasst, aber hier und jetzt ist ihr das egal. Wenn Männer zu beneiden wären, dann um ihre Schuhe, die immer Bodenhaftung haben. Liebling steht abseits und telefoniert, dies scheint seine Krankheit zu sein. Danach rauchen sie gemeinsam, diesmal seine Zigaretten, und sehen in den wolkenlosen Himmel, der von Sommer kündet und Tagen, nach denen sich alle sehnen, um dann unter der »Affenhitze« zu stöhnen.

Wie lebt man damit, Liebling zu heißen? Anna sieht ihn von der Seite an. Sein Gesicht ist nicht schön, aber sehr entspannt. Braune, freundliche Augen und graue Haare, die Nase ist zu groß, und die Lippen sind eine Spur zu schmal. Attraktivität unterliegt keinen Normen, zumindest nicht bei Männern. Er sieht aus, als habe er mit sich und der Welt Frieden geschlossen, ohne allzu selbstgefällig zu werden. Er raucht und trinkt, das ist beruhigend, und die sanfte Wölbung des Bauches unter dem schwarzen Jackett lässt darauf schließen, dass er auch der Völlerei nicht abgeneigt ist.

Menschen mit Lastern sind glücklicher, daran glaubt Anna Marx, und zählt sich also zu jenen, die vielleicht kürzer leben, aber länger genießen. Sport ist Mord. Wenn sie über eine Stunde radelt, fühlt Anna sich schon fast olympiareif. Nun, sie wird zumindest nicht mehr Auto fahren. Berlins Straßen werden sicherer. Ist es Glück zu nennen, dass sie einen gerammt hat, der Liebling heißt?

2. Kapitel

Das Bier ist kalt, und die Buletten sind genießbar. Die Kneipe, die sie nach halbstündigem Fußmarsch fanden, ist vom alten, schäbigen Berliner Schlag, eine Orgie in holzgetäfeltem Mief, jedoch mit einem kleinen Garten, in dem Kastanienbäume Schatten werfen. Die lokalen Trinker stehen drinnen an der Theke, während Anna und Martin Liebling auf unbequemen Stühlen in der Sonne sitzen. Anna tankt Wärme, die sie braucht, um nicht zu frieren angesichts der finanziellen Lage, in die sie sich gefahren hat. Sie trinkt Bier in langen, durstigen Zügen.

Liebling hat sein Jackett über den Stuhl gehängt und seinen Bauch ihren neugierigen Blicken preisgegeben. Er ist annehmbar, ein sanft gewölbtes Monument des Genießens, und Anna weiß nur zu gut, dass nicht alles möglich ist: der perfekte Körper und die Erfüllung leiblicher Begierden.

Er ist ein Mann, der gut zuhören kann. Sie hat ihm auf dem Fußmarsch die Geschichte des MK II erzählt, es war ein Nachruf, den sie brauchte, um Bilder aus ihrem Kopf zu verbannen: Das Wrack an der Kette und auf dem Transporter, und das Letzte, was sie sah, war ein blaues Hinterteil mit einem ungültigen Nummernschild. Beide Wagen wurden in eine Werkstatt gebracht, die Liebling ausgesucht hat. Ihr ist es egal, Anna weiß, dass sie die Reparaturkosten für den Jaguar nie bezahlen kann.

Alkohol verflüssigt Skrupel, und Anna spricht aus, was nicht zu verschweigen ist. »Ich weiß nicht, ob ich das Geld auf einmal aufbringen kann. Wären Sie denn mit zwei, drei Ratenzahlungen einverstanden?« Du hast keine Wahl, Liebling, also sag Ja: Anna sieht ihm in die Augen und leckt sich Bierschaum von den Lippen. Ihr Glas ist leer, genau wie ihr Bankkonto. Der Kühlschrank, den sie letzte Woche kaufen musste, fraß das magere Guthaben. Anna lebt von der Hand in den Mund, und für unvorhergesehene Ereignisse gibt es keine Reserven aus bedrucktem Papier.

»Was machen Sie beruflich?«, fragt er, um Zeit zu gewinnen. In diesem Augenblick bereut er, dass er nicht doch die Polizei gerufen hat. Er ist ein Spieler, was daran liegen mag, dass er sein Geld zu leicht verdient. Doch dieses Spiel nimmt Wendungen, die ihm missfallen. Wie kann sie einen alten Jaguar fahren, wenn sie pleite ist?

»Freischaffende Detektivin«, murmelt Anna.

»Wie bitte?«

»Privatdetektivin. Schnüfflerin. Private Eye. Man kann davon leben ... zur Not.« Anna wendet ihr Gesicht zur Sonne und schließt die Augen. »Und was tun Sie für Geld?«

»Berater, ich arbeite in Brüssel, habe aber hier meinen ersten Wohnsitz. Eine Riesenaltbauwohnung in der Potsdamer Straße. Ich habe sie von meiner Großmutter geerbt, und da ich sie nicht zu einem anständigen Preis vermieten kann, wohne ich halt selbst darin, wenn ich in Berlin bin.«

Der Ärmste. Annas Großmutter hinterließ einen Rosenkranz aus Elfenbein, das war’s auch schon. Berater von was und für wen? Anna denkt sofort an windige Geschäfte, sie hat eine kriminelle Phantasie. So ein dummes, kleines Vorfahrtsschild: Hätte es nicht ihn treffen können, wenn er schon so viel mehr hat als sie? Das Leben ist nicht fair. Das hat sie schon oft gedacht, und es ging weiter, das Leben, ohne Rücksicht auf Anflüge von Weltschmerz oder Zweifel an irdischer Gerechtigkeit.

Liebling scheint immer noch zu überlegen, wie er ihrer Bitte begegnen könnte. »Vielleicht kann ich mir das Geld auch borgen, es wird schon irgendwie gehen. Machen Sie sich keine Sorgen! Soll ich irgendwas unterschreiben? Ein Schuldanerkenntnis?«

Liebling nimmt einen Bierdeckel und zieht einen silbernen Kugelschreiber aus seinem Jackett. Er schreibt: Am 30. Mai hat Anna Marx Martin Lieblings Auto zu Schrott gefahren. Sie zahlt.

Er schiebt ihr den Bierdeckel hin, und Anna stutzt nur kurz, bevor sie lachend unterschreibt. »Jurist sind Sie offenbar keiner.«

»Doch, zumindest ansatzweise. Nachdem ich durchs erste Examen gefallen bin, habe ich mit Politologie weitergemacht. Ich mag Ihr Lachen. Sie sind die erste Detektivin meines Lebens. Sind Sie gut?«

Es gibt Fragen, auf die weder Wahrheit noch Lüge passen. Anna entscheidet sich für die ausweichende Antwort: »Gut genug, um Ehebrecher mit ihren Geliebten zu fotografieren. Meistens regnet es, wenn ich vor einer Absteige stehe und darauf warte, dass sie für mich posieren. Und viele Klientinnen weinen, wenn ich ihnen die Fotos zeige. Es ist ein trauriges Gewerbe, überwiegend.« Anna sieht auf seinen Ring: »Ich hoffe, dass Sie mir nie auf diese Weise begegnen. Ein Zusammenstoß reicht mir.«

»Ich bin geschieden«, erwidert Martin Liebling. »Meine Frau ist mit dem Golflehrer abgehauen. Immerhin hat sie inzwischen ein beachtliches Handicap.«

Seine Augen lächeln nicht, während er das sagt. Verrat ist eine Wunde, die nie ganz verheilt. Warum er den Ehering immer noch trägt, verrät er nicht. Anna tippt auf das Naheliegende: Der Ring ist eine gute Abwehrwaffe gegen heiratswütige Frauen. Nett von ihm, dass er sie nicht dazuzählt. Oder er denkt, dass sie schon zu alt ist, um davon zu träumen. Falsch gedacht: Frauen bleiben bis ins Greisenalter romantisch und von der Idee besessen, dass ihr Ritter in strahlender Rüstung noch zu ihnen unterwegs ist. »Ich habe nie geheiratet. Um ehrlich zu sein: Es hat mich nie einer gefragt. Was zu bedauern wäre, wenn ich an die Institution der Ehe glaubte.«

Liebling hat den Bierdeckel mit Annas Unterschrift in seine Jackentasche gesteckt. Sie deutet es als eine Geste des Aufbruchs, doch er bestellt noch zwei Gläser Bier. Das ist gut, weil Annas Durst groß ist und sie nie wieder überlegen muss, ob Alkoholpegel und Autofahren zusammenpassen. Sie holt eine Visitenkarte aus ihrer Handtasche, schließlich muss der Mann wissen, wo er sein Geld eintreibt.

Welches Geld? Liebling studiert die Karte, als ob sie ihm Aufschluss gäbe über Anna Marx im Besonderen. »An welchem Fall arbeiten Sie gerade?«

Anna öffnet einen Knopf ihres T-Shirts. Nicht, um ihn zur Heirat zu verführen, sondern um Sonne an ihre Haut zu lassen. Dieser Tag wäre wunderschön, wenn sie rechtzeitig auf die Straße geschaut hätte, statt nach Zigaretten zu suchen. Sein Blick ist schwer einzuschätzen, doch böse ist er nicht. Es scheint ihn wenig zu berühren, dass sein Wagen demoliert ist. Ein Mann, der nicht an Dingen hängt, das gefällt ihr. Und so erzählt sie ihm unter Weglassung der Namen die Geschichte des Heiratsschwindlers, den sie unbedingt finden muss, um Eva Mauz ihren Seelenfrieden zurückzugeben. Und eine Prämie zu kassieren, auch dieser Aspekt ist von Bedeutung, besonders jetzt.

»Die Schwester meiner Klientin hat sich umgebracht, das war vor vier Wochen. Nennen wir sie Helga. Helga war siebenundfünfzig, als sie sich in ihrem Wohnzimmer erhängte. Es war Selbstmord, und die Schwester ist überzeugt, dass ein Mann daran schuld ist. Einer, dem Helga ihr Erspartes anvertraut haben muss, denn es ist nichts mehr auf den Konten. Ungefähr eine halbe Million, die Schwestern hatten ein Grundstück geerbt und es verkauft. Meine Klientin kennt diesen Mann nicht, sie hat ihn nur einmal von weitem auf der Straße gesehen. Helga war eine Frau, die ihr Privatleben sehr unter Verschluss hielt. Sie war einsam, sie hatte keinen Freundeskreis, und die Schwestern verstanden sich auch nicht besonders gut. Das ist zumindest mein Eindruck. Doch der Selbstmord hat Schuldgefühle ausgelöst. Sie will diesen Mann unbedingt finden, denn sie braucht einen, der verantwortlich ist. Vielleicht will sie auch nur das Geld zurück, ich weiß es nicht, aber es spielt für den Auftrag ja auch keine Rolle. Ich durchkämme also Berlin nach einem Heiratsschwindler, von dem ich weder weiß, wie er heißt, noch, wie er aussieht.«

Anna hält in ihrem Redefluss inne, um einen Schluck zu trinken.

»Die Welt ist schlecht«, sagt Liebling, und sieht so aus, als ob er wüsste, wovon er spricht.

»Und viele Leute leben gut davon«, erwidert Anna. Sie lächeln einander an. Sie wissen nichts voneinander. Darin liegt die Erotik jedes Anfangs – und vielleicht die Tragödie jedes Endes. Anna fühlt ihren Bauch, das ist ein schlechtes Zeichen. Das letzte Mal war es ein schöner Jüngling mit schlechtem Charakter, der chemische Reaktionen auslöste. Man kann sich nicht auf sie verlassen. Vielleicht wäre Helga alias Julia Mauz noch am Leben, wenn sie ihren Bauch ignoriert hätte. Oder sie hätte sich eines Tages aus Einsamkeit umgebracht ... es gibt viele Gründe, das Leben nicht zu lieben ... und keinen einzigen, der gegen die Liebe spricht.

Immerhin bin ich noch keinem Heiratsschwindler aufgesessen, denkt Anna. Einer Reihe von Männern mit guten Manieren und fragwürdigen Eigenschaften, aber sie haben mich nicht umgebracht. Nicht einmal das Prinzip Hoffnung haben sie getötet ...

»Wenn Sie die erste Rate bezahlt haben, lade ich Sie zu einem guten Essen ein«, sagt Liebling. »Es gibt ein paar nette Lokale in Berlin oder Brüssel.«

Es klingt gleichermaßen drohend und verlockend. Ich werde hungern müssen, um meine Schulden zu bezahlen, denkt Anna. Eine Nulldiät wäre angebracht. Sie sieht über den Glasrand hinweg in seine braunen Augen. »Das wäre nett.«

»Ich bin nicht nett.« Er blickt zurück, und Anna senkt als Erste die Augen. »Aber ein Heiratsschwindler bin ich nicht – und wenn, würde ich mir keine darbende Detektivin aussuchen, die ein Auto zu Schrott fährt, das sie sich nicht leisten kann.«

Eine Wolke schluckt die Sonne, und Anna friert plötzlich und greift nach ihrer Jacke. »Ich könnte verstehen, wenn Sie böse auf mich wären.«

Wovon ich mir nichts kaufen könnte, denkt Martin Liebling. Sie ist anziehend. Nicht mehr jung, nicht stromlinienförmig, doch mit schönen Augen und Zähnen, die sie oft zeigt, weil sie gerne lacht. Ein bisschen verrückt, doch eine wohltuende Abwechslung von den dynamischen jungen Frauen, die Brüssels Büros und Betten säumen. Eine Armee von Glücksritterinnen: Sie wollen entweder Karriere machen oder einen heiraten, der es an ihrer Stelle tut. Gott, er ist ein abgebrühter Hai, der die Goldfische nur noch aus Gewohnheit mitnimmt. Alles gelebt und genossen, das ist eine Lebensformel, die ihm zunehmend aufstößt. »Ich bin nicht böse. Ich wollte mir sowieso einen neuen Wagen kaufen. Und wenn Sie Ihre Schulden abstottern, ist das schon in Ordnung. Das wirklich Komische daran ist, dass ich zu einem Termin unterwegs war, den ich abscheulich fand.«

»Warum?«, fragt Anna. Ein Marx-Wort von starker Frequenz.

Martin Liebling sieht in eine Ferne, in die Anna ihm nicht folgen kann. »Ach, ist nicht so wichtig. Ich bin froh, dass ich ihm ausgewichen und Ihnen reingefahren bin. Ehrlich! Und darauf sollten wir noch einen trinken.«

»Sie sind ziemlich schräg.«

Er mustert sie auf eine Weise, die sie unverschämt finden könnte. »Sie auch. Was machen wir nun mit diesem angebrochenen Karambolage-Samstag?«

»Nicht das, was Sie denken«, erwidert Anna. Ihre raue Stimme kann sehr spitz werden. Sie knöpft ihr T-Shirt zu und verhüllt sich in ihrer Jacke. Er grinst, als ob er ihre Bemerkung komisch fände. Seine Augen sind hart in manchen Augenblicken. Sie muss auf der Hut sein: vor sich selbst und anderen. Eine Einstellung, die zu nichts führt außer Einsamkeit in schmerzfreier Zone. Julia Mauz hatte den Sprung ins Leben gewagt und war tödlich enttäuscht worden. Anna versteht sehr gut, warum sie abgehoben hat ohne Netz und Seil. Sie muss nur noch herausfinden, für wen sie es tat. Nicht in Wirtschaften sitzen, Bier trinken und das alte Spiel spielen. Bube sticht Dame, das war schon immer so. »Ich denke, wir sollten uns auf den Weg machen. Die Sonne ist weg.«

»Metaphorisch gesprochen?«

Anna schaut in den blassen Himmel. »Nein, tatsächlich. Und ich kann auch kein Bier mehr trinken.«

Martin Liebling zieht sein Jackett an, es sieht leicht und teuer aus. Er könnte ein Hochstapler sein, denkt Anna, oder ein Mafioso. Kein Mann, den sie jemals kannte, ging mit größeren Summen so sorglos um. »Haben Sie sehr viel Geld?«

Liebling sieht sie an, als wäre sie ein kleines Mädchen, das lustige Fragen stellt. »Nein, aber genug. Wir könnten auch irgendwo anders hingehen und Champagner trinken.«

Anna winkt dem Kellner, der sich in den Garten verirrt hat. »Davon kriege ich erst Schluckauf und dann Kopfschmerzen. Ich war nie der Champagnertyp. Womit verdienen Sie Ihr Geld?«

Während sie bezahlt, zündet sich Liebling noch eine Zigarette an. Er will nicht gehen, sondern mit ihr sitzen bleiben, bis es dunkel wird und so kalt, dass sie einander wärmen müssen. Vielleicht liegt es gar nicht an ihr, sondern daran, dass es Tage gibt, an denen er nicht allein sein kann. In dem Augenblick des Zusammenpralls dachte er, dass er sterben müsse. Dass Engel rothaarig sind und Oldtimer fahren, erschien ihm logisch, und dass Shit sein letztes Wort gewesen wäre, auch. Sie bezahlt mit einem Hunderter, dem einzigen Schein in ihrem Portemonnaie. Und sieht ihn dann fragend an. Womit verdient er sein Geld? Er spricht nicht gern darüber, aber sie würde ohnehin nicht lockerlassen.

»Mit Wissen, Beziehungen und Kontakten. In Brüssel sitzen Parlamentarier und Bürokraten, und sie werden umschwirrt von Lobbyisten. 6000 sind registriert, aber tatsächlich sind es viel mehr – Vertreter von Industrien, Verbänden und Vereinigungen, die ihre Interessen in der EU vertreten. Es ist ein Spiel, bei dem es um sehr viel Geld geht. Ich berate sie – gegen Honorar natürlich. Stillt das Ihren Wissensdurst?«

Anna steht auf und blickt auf ihn herab. »Ein Lobbyist der Lobbyisten? Das ist fast so komisch wie Detektivin. Ich wäre nie darauf gekommen.«

Er sieht sie von unten fast zärtlich an. »Geld ist nie komisch, Anna Marx. Das sollten Sie in Ihrem zarten Alter schon gelernt haben.«

Er berührt ihren Unterarm, als er aufsteht, und Anna zuckt zurück. Es geht nicht, denkt sie, und an das nie mehr nach dem letzten Scheitern. In Turnschuhen ist sie fast auf gleicher Höhe wie er, sie ist eine große Frau, die immer klein und zierlich sein wollte. Das Hirn ist ein Traumspeicher. Doch immerhin befiehlt es ihren Beinen, sich zu bewegen. »Rufen wir zwei Taxen?«, fragt Anna und rekapituliert das noch verbliebene Bargeld.

Martin Liebling hat sein Handy in der Hand. Es hat ein paarmal in seiner Jackentasche vibriert, während sie unter dem Kastanienbaum saßen, doch er hat es ignoriert. »Wir nehmen eines, und ich setze Sie ab.«

»Ich liege nicht auf Ihrem Weg.« Gott, geht es noch zweideutiger? Anna greift an ihre Nase, das tut sie immer, wenn sie verlegen ist. Doch er telefoniert schon, während Anna mit den Füßen im Kies schart. Vielleicht hätte sie doch mit ihm Champagner trinken sollen, statt auf Aufbruch zu drängen. Wenn etwas zu Ende geht, ist sie immer traurig. Also jeden Abend, wenn sie in ihr Bett fällt, das zu groß für eine Person ist. Wer die Mär vom fidelen Single erfunden hat, ist nie alt genug geworden, um die Grausamkeit des Alleinseins zu begreifen. Sibylle hat zumindest ihr Baby. Jemand, mit dem sie reden kann, während es schreit. Jonathan hat kräftige Lungen, und er ist das hässlichste Baby, das Anna je gesehen hat. Und seine Mutter findet ihn schön. Das ist Liebe.

3. Kapitel

»Damen über fünfzig sind schwer vermittelbar.«

»Und Sie können ein Lied davon singen«, entgegnet Anna liebenswürdig und mustert ihr Gegenüber mit sorgfältiger Abneigung. Linda Baum ist eine jener alterslosen Brünetten, die dreißig oder fünfzig sein könnten. Makellos geschminkt und gekleidet im Stil des pastellfarbenen Perlenkettenschicks, mit dem Anna sich nie anfreunden konnte. Obwohl sie heute ein Kostüm trägt anstelle der üblichen Hosen und Pullover, und selbst auf den alten Trenchcoat hat sie verzichtet, trotz des Regens, der Berlin überfallen hat wie eine Dusche, die sich nicht abstellen lässt.

Dennoch: Im Vergleich zur Dame Baum fühlt sich Anna wie die letzte Schlampe. Sie nestelt an ihrem Blusenkragen und sieht sich in dem blasslila Raum nach einem Aschenbecher um. Vergeblich. »Ich bin Raucherin, das kommt erschwerend hinzu«, sagt Anna.

Linda Baum seufzt dezent und steht auf, um aus einer Schublade einen winzigen Aschenbecher in Herzform zu holen. Die Couch, auf der Anna sitzt, ist blasslila und ebenfalls herzförmig. Dies ist ein lila Eheanbahnungsinstitut, und Linda Baum hat es »Aphrodite« getauft und eine Gipsfigur von entfernter Ähnlichkeit im Eingang platziert. Hier wird der reiferen Generation gedient, die ja auch ein Recht auf Liebe hat. So oder ähnlich formulierte es die Baum am Telefon. Die Detektivin tappt im Dunkeln, doch sie könnte sich vorstellen, dass Julia Mauz das »Aphrodite« gewählt hat. Deshalb sitzt Anna auf der Herzcouch: Andere Institute gaben ihr bereits telefonisch zu verstehen, dass Damen über vierzig zur »Krisenklientel« zählten. Es klang so herzlos, dass Anna nicht glaubt, Julia Mauz könnte ein solches Institut auch nur in Erwägung gezogen haben.Linda Baum hingegen war zuvorkommend, und sie ist es auch jetzt, obwohl sie Anna taxiert wie ein Preisrichter die Pfingstkuh.

»Sie sind sehr apart auf Ihre Art«, sagt sie schmeichelnd, und Anna hasst diesen Satz. Sie bläst ihrem Gegenüber Rauch ins Gesicht. Wie muss Julia Mauz gelitten haben, nachdem sie sich einmal entschlossen hatte, ihr Glück zu versuchen. Eine kleine graue Person, so unscheinbar, dass sie sich aufzulösen drohte, wenn man sie lange ansah. So sagte ihre Schwester, und Anna gab ihr Recht, nachdem sie die Fotoalben studiert hatte.

»Sie sind kein Uschi-Glas-Typ«, setzt Linda Baum nach.

»So alt bin ich ja auch noch nicht.« Anna lächelt gewinnend und entblößt strahlende Jackettkronen. Neben dem Jaguar das zweite große Loch in ihren Finanzen. Nein, besser nicht an das Auto denken. »Ich suche einen attraktiven, lebensfrohen und sinnlichen Mann, auf den IQ oder Geld lege ich weniger Wert. Obwohl, ein bisschen klug soll er schon sein.«

Die Brünette schenkt Tee nach und versucht, Annas Rauchschwaden auszuweichen. » Sie sind anspruchsvoll, das gefällt mir. Ich hege keinen Zweifel daran, dass wir den passenden Kandidaten für Sie finden werden.« Sie lacht perlend. »Männer gibt es schließlich wie Sand am Meer.«

Wo? Anna drückt ihre Zigarette in dem winzigen Aschenbecher aus. »Ich bin freiberufliche Journalistin, doch ich habe eine hübsche Summe geerbt, deshalb ...«

Wie viel ist die Frage, die im Raum steht und nicht ausgesprochen wird. Anna hat den Angelhaken ausgeworfen, und Linda Baum hat angebissen, denn ihr Lächeln ist ein wenig breiter geworden. Geld ist so nett, denkt Anna, und ich habe keines. Sie hätte durchaus sparen können in der Zeit, als sie als Redakteurin ordentlich verdiente. Doch sie hat gelebt und ausgegeben. Und einen Großteil der Abfindung, die ihr die Zeitung zahlte, in todsicheren Aktien angelegt, die abgesoffen sind. Julia Mauz hat es einem Heiratsschwindler in den Rachen geworfen. Ist das nun schlimmer oder besser? Vielleicht, denkt Anna, hat sie für die halbe Million ein paar ekstatische Momente genossen. Sie hätte sich nicht umbringen dürfen, nicht des Geldes oder eines Mannes wegen. Ihre Schwester sagt, dass Julia eine stolze Frau war. Sie hat die Demütigung nicht ertragen, das wäre ein Motiv. Stolz stirbt aus. Anna hängt an Gefühlen, die aus der Mode gekommen sind.

Linda Baum hält ihre Teetasse mit abgespreiztem kleinen Finger und nippt graziös daran, während Anna in großen Schlucken trinkt. Maßhalten zählte noch nie zu ihren Stärken, und unter Baums Blicken schrumpft Anna zur Frau mit Unterleib, die einen Mann sucht, weil sie Sex braucht.

Weit gefehlt. Oder nicht? Anna, die eine Reihe einschlägiger Institute angerufen hat, ist sich fast sicher, dass Julia Mauz in diesem lila Zimmer war. Zum einen, weil das Institut mit Diskretion und Fingerspitzengefühl wirbt. Weil Julia sich gewiss überwinden musste, diesen Schritt zu tun.

Zum anderen, weil »Aphrodite« in Julias Stadtteil liegt. Sie besaß keinen Führerschein und gab nicht gern Geld für Taxen aus. Julia ging am liebsten zu Fuß, lange Spaziergänge, die sie mit Menschen in Berührung brachten. Menschen machten ihr Angst und zogen sie an. Sie war zehn Jahre lang mit einem Insektenforscher verheiratet, der in Amazonien an Malaria verstarb. Keine Kinder, sie hat stundenweise in einer Bibliothek gearbeitet, bis sie eingespart wurde und ihre Tage und Abende und Nächte zu Hause verbrachte.

Es sei eine kühle Ehe gewesen, sagte Eva Mauz, und die wenigen Familienfotos bestätigten diese Aussage. Nicht einmal auf dem Hochzeitsfoto lächeln sich die beiden an. Menschen verkommen zu Gefriertruhen, in denen Gier und Leidenschaft in kleinen Häppchen gelagert und selten aufgetaut werden. Bis der Stecker herausgezogen wird ... Anna verdrängt dieses Bild und konzentriert sich auf ihr Ziel: einen Mann zu finden, der Gefühle und Geld gestohlen hat. Welche Anforderungen hätte Julia Mauz an einen möglichen Kandidaten gestellt? Von Sinnlichkeit hat sie gewiss nichts erwähnt, das war ein Fehler. Anna begeht ihrer viele, weil sie impulsiv ist und wenige ihrer Begierden tiefgekühlt sind.

»Darf ich nachschenken?« Linda Baum hat einen Fragebogen auf den Tisch gelegt und hält die Teekanne in der Hand. Das Papier ist fliederfarben.

»Nein, danke. Haben Sie denn schon irgendwelche Kandidaten für mich – auf Fotos oder Video?«

Linda Baum lächelt nachsichtig: »Sie sind ein wenig ungeduldig, Frau Marx. Erst einmal bitte ich darum, dass Sie den Fragebogen in aller Ruhe ausfüllen. Exakte Angaben helfen uns, den geeigneten Kandidaten zu finden. Und Videos, mit Verlaub, sind eine eher vulgäre Variante der Kontaktaufnahme. Die meisten Menschen machen vor der Kamera keine gute Figur, deshalb ziehen wir bei >Aphrodite< den Weg der Worte vor. Auch keine Fotos, nur Beschreibungen, anhand derer man sich beim ersten Treffen erkennen kann. Das ist viel romantischer, glauben Sie mir: die gute alte Rose im Knopfloch.«

Julia war hier, denkt Anna, während sie den Fragebogen überfliegt. Niemals hätte sie sich der Selbstdarstellung mittels Kamera ausgesetzt, dazu war sie viel zu scheu.

»Der Austausch von E-mails ist allerdings erlaubt, wenn dies gewünscht wird. Wir können uns dem Zug der Zeit nicht ganz verschließen. Obwohl: Die Kunst zu lieben ist stets romantisch gewesen, wie schon Novalis schrieb. Die Rechnung ist übrigens beigefügt: Zweitausendfünfhundert Euro plus Mehrwertsteuer, zahlbar innerhalb einer Woche.«

Adieu, Novalis. Anna denkt an unbezahlte Rechnungen und sagt: »Das entspricht in etwa den Kosten einer Oberlidstraffung.«

Linda Baum lächelt nicht mehr. Vielleicht liegt es daran, dass ihr altersloses Gesicht, von Chirurgen nachgebessert, nicht allzu viel Mimik verträgt. Oder es mangelt ihr an Humor. »Wie ich sehe, haben Sie noch nicht daran gedacht, Frau Marx. Sehr klug von Ihnen. Die Männer bevorzugen die natürlichen Geschöpfe Gottes.«

Aber nur bis fünfundzwanzig, denkt Anna. Von da an können wir zusehen, wo wir mit unseren Falten bleiben. Bei Anna sind sie um die Augen verteilt und auf der Stirn eingeprägt, nur die Mundpartie ist bisher verschont geblieben. Linda Baum hingegen ist beinahe faltenlos, und dennoch könnte dieses Gesicht eine alte Maske sein, die abscheuliche Kopie jugendlicher Schönheit. Frauen sind ja so erbarmungslos mit ihren Geschlechtsgenossinnen, während sie Männern fast alle körperlichen Makel verzeihen. Nur stark und sensibel sollten sie sein, klug und humorvoll. Anna vermutet, dass Julia Mauz diese Worte wählte. Sie wünschte sich den ritterlichen Romeo und bekam einen Freibeuter.

»Und wie ist das weitere Prozedere?«

Sie entfernt Annas Aschenbecher mit spitzen Fingern. »Wenn wir den Fragebogen analysiert haben und das Honorar überwiesen ist, stellen wir Ihnen schriftlich einen Kandidaten vor. Sie können dann entscheiden, ob Sie ihn treffen wollen oder ob Sie einen weiteren Vorschlag wünschen. Und so weiter...«

»Das klingt nach grenzenlosem Vorrat«, sagt Anna in den Baum-Rücken, der in rosa Chanel verpackt ist.

Sie dreht sich um: »Es gibt viele einsame Herzen in Berlin, Frau Marx. Ich bin zuversichtlich, dass wir Ihren Herzenspartner finden.«

»Das ist schön. Aber ich habe es ziemlich eilig.« Gott, das war wieder so ein Marx-Lapsus. Linda Baum hat den Mund geöffnet und sieht jetzt leicht dümmlich aus. »Ich meine, dass ich es gar nicht erwarten kann, den Mann meiner Träume zu finden. Ich werde Ihnen Geld und Fragebogen also umgehend zusenden.« Aber nur, wenn Eva Mauz die Kosten trägt, denkt Anna, und dass sie es tun wird, weil sie sich in die »Suche nach dem Mörder« verbissen hat wie ein Bullterrier. Eine Rasse, der sie auch äußerlich ein wenig ähnelt: klein, kräftig, mit dicken Speckfalten um den Hals. Julia war ganz dünn, und sie war grau. Ob sie begonnen hat, sich zu schminken, als sie ihrem Ritter begegnete?

Die herzförmige Couch ächzt, als Anna sich erhebt. Sie hat die Papiere in ihre Handtasche gestopft und schüttelt jetzt eine Hand mit sorgfältig lackierten Nägeln. Dieses Kunststück hat Anna noch nie fertig gebracht. Sie ist der unvollkommenste Mensch, den sie kennt. Allerdings mit Humor gesegnet, der die Schwächen etwas abfedert. Sie hat noch nie von einem Mann gehört, der sich eine humorvolle Frau wünscht. Das wird sie also nicht in den Fragebogen schreiben. »Ich danke Ihnen für die Audienz, Frau Baum.«

Nicht ein Gran ironischen Verständnisses ist erkennbar. Die »Aphrodite«-Kupplerin verzieht ihre Lippen zu einem süßen Lächeln und begleitet Anna zur Tür. »Geliebt wird nur, wer sich selbst liebt«, sagt sie zum Abschied.

»Aber das ist das Schwerste«, erwidert Anna, die immer das letzte Wort haben muss. Doch die Tür hat sich bereits geschlossen, und Anna steht im Flur des Treppenhauses, das nicht herzförmig ist. Sie braucht jetzt Nervennahrung und beschließt, ihre Stammkneipe aufzusuchen, ihr Wohn- und Speisezimmer, Sibylles Kneipe, die »Mondscheintarif« heißt, von mittags bis Mitternacht geöffnet ist und einsamen Herzen zwar keine bessere Hälfte anbietet, doch immerhin Gesellschaft, Lärm und Gelächter, kühle Getränke und heißes Essen.

Sie ist aus Annas Leben nicht wegzudenken, diese Kneipe, so wenig wie die Freundin, die nach Annas Umzug von Bonn nach Berlin der einzige Mensch ist, der ihr wirklich nahe steht. Jemand, den man anrufen kann in Verzweiflung und Freude, eine, die Anna zuhört, wenn sie traurig ist, und mit ihr lacht, was beide lieber tun, aber nicht immer können. Ihre kleine Straße im Scheunenviertel ist Annas Kosmos, den sie nur verlässt, um zu arbeiten, einzukaufen, in ein Restaurant, Konzert oder einen Film zu gehen. Im Sommer radelt sie manchmal an den Wannsee, dies ist ihre einzige sportliche Note, denn sie hasst Leibesübungen in jeglicher Form.

Ausgenommen Sex, und natürlich fällt ihr jetzt Martin Liebling ein, während sie im Bus steht, der durch Regen und Verkehr schlittert. Der unselige Samstag, die Schulden, die Auskunft der Werkstatt, dass sie das Lenkrad und die Kühlerfigur einzeln verkaufen und den Rest verschrotten solle. Mechaniker sind so humorvoll. Sie hat die Figur geholt und den Wisch unterschrieben, dass ihr MK II in die ewigen Jagdgründe eingehen soll. Ihr Namenszug war ein wenig verwischt, und auf dem Nachhauseweg kehrte sie bei Sibylle ein und trank zu viel. »Noch ein Toast auf die schönsten Autos der Welt«, und Freddy, der schwule Barkeeper, tröstete sie damit, dass er wie ein Teufel Caipirinhas mixte. Sibylle bot ihr ein Darlehen von dreitausend Euro an, die Anna mit Babysitten abstottern könne, wenn sie das wollte.

»Nur, bis ich die Prämie für den Heiratsschwindler kassiert habe«, sagte Anna.

Sofern dies jemals geschehen sollte, und ihre größte, vielleicht einzige Chance ist das Heiratsinstitut. Unwahrscheinlich, dass Julia Mauz ihrem Verehrer bei einem Spaziergang begegnet ist. Sie war schüchtern und ließ sich nicht so ohne weiteres ansprechen. Eva Mauz ist davon überzeugt, dass ihre Schwester im Wege der Vermittlung zu Fall gekommen ist. Und beklagt, dass man sie nicht zu Rate gezogen habe. Sie ist, anders als ihre Schwester, ein kommunikativer Mensch. Eine Endlossprechblasenmaschine, die mit beängstigender Herzlichkeit über Menschen herfällt und sie nicht mehr loslässt. Obwohl Eva Mauz allein lebt, wie ihre Schwester es tat, ist sie pausenlos unterwegs zu Bridgeclubs, literarischen Matineen, Wohltätigkeitsveranstaltungen, Ausstellungen, um nur niemals mit sich selbst allein zu sein. So verschieden, doch Anna versteht, warum Julia die Gesellschaft ihrer Schwester mied, so gut sie konnte. Eva Mauz sägt an den Nerven ihrer Mitmenschen. Es vergeht kein Tag, an dem sie nicht anruft und die Detektivin nach »Fortschritten« fragt, um dann von diesem und jenem zu erzählen oder Anna zu einer »wundervollen Lesung im kleinen Kreis« einzuladen. Jeder Tag wird zu einem Ereignis deklariert, und Berlin liebt die älteren, gut situierten Damen, die Kultur, Kaffeehäuser, Friseure und Hundesalons fördern.

Ich bin ein boshaftes altes Weib ohne Geld, denkt Anna, während sie nach einer leeren Bierdose tritt, die scheppernd auf die Straße rollt. An der Bushaltestelle musste sie sich ihren Weg durch diejenigen boxen, die einsteigen wollten. Jugend forscht, wie rücksichtslos man sich durchs Leben und ins Trockene kämpfen kann, wenn die Sintflut kommt. Dann verwandeln sich die Straßen in ein Meer der Gehetzten, die Schirme als Lanzen einsetzen. Anna wünscht sich Gummistiefel anstelle der teuren, italienischen Schuhe, die alles sind, nur nicht wasserdicht. Verfluchte Eitelkeit, die Frauen nicht verlässt, solange sie auf den Füßen stehen.

Kurz bevor sie die Kneipe erreicht, klingelt ihr Handy. Sie fischt danach in ihrer großen Handtasche, findet es auf wundersame Weise und drückt auf den richtigen Knopf.

»Was machen Sie gerade?«

Martin Lieblings Stimme: »Ich stehe im Regen«, sagt Anna. »Klingt gut. Ihre tausend Euro sind bei mir eingegangen, herzlichen Dank.«

»Keine Ursache.« Anna springt auf die Treppe und steht unter dem Vordach. Vor ihr der Regen und hinter ihr die Tür zur trockenen Zuflucht. Er muss sich noch ein paarmal bedanken, bis ich meine Schulden bezahlt habe, denkt Anna und drückt das Handy an ihr nasses Ohr. Am Telefon wird sie immer sehr wortkarg, was daran liegen mag, dass sie modernen Kommunikationsformen nur bedingt gewachsen ist.