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In der Salamanderhöhle bei Zorge wird eine Leiche gefunden. Hauptkommissar Pierre Rexilius, Leiter der Mordkommission Osterode, und sein Team beginnen mit den Ermittlungen. Zunächst scheint die Suche nach dem Täter überschaubar zu sein. Denn die Existenz der abgelegenen Grotte ist nur einem kleinen Personenkreis bekannt. Kurz darauf entdecken die Spurensucher mysteriöse Botschaften auf Sanskrit. Um den Fall lösen zu können, muss Rexilius tief in die indische Mythologie eintauchen. Dabei zeigt sich, dass die Hintergründe der Tat weit über die Grenzen des Harzes hinausreichen. Ein zweiter Mord geschieht. Als der Hauptkommissar schließlich den Mördern auf die Spur kommt, gerät er in ihre Fänge. Verzweifelt versucht Sandra Koch, ihren Lebensgefährten und Kollegen zu retten.
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Seitenzahl: 654
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FEUERFALKE
Innentitel
Impressum
PROLOG
Südharz, in der Nacht vom 13. auf den 14. Mai 2010
Südharz, Zorge, 15. Juli 2010, Vormittag
Südharz, Mittag
Osterode, Inspektion, Nachmittag
Zorge, Abend
Niedersachswerfen, 18 Uhr
Osterode, Inspektion, 16. Juli, Vormittag
Osterode, Inspektion, Nachmittag
Walkenried, 17 Uhr
Osterode, Inspektion, Abend
Bad Sachsa, Abend und Nacht
Osterode, Inspektion, 17. Juli, Vormittag
Walkenried, Mittag bis Nachmittag
Bad Sachsa, Abend
Bad Sachsa, Abend bis Nacht
Südharz, Walkenried, 18. Juli, Vormittag
Osterode, Inspektion, Mittag
Goslar, Spätnachmittag
Zorge, Harz-Guss, 18 Uhr
Walkenried, 19 Uhr
Bad Sachsa, Abend bis Nacht
Osterode, Inspektion, 19. Juli, Vormittag
Ellrich, später Vormittag bis Nachmittag
Zorge, Harz-Guss, 20. Juli, Vormittag
Seesen, Entzugsklinik, Nachmittag
Osterode, Inspektion, Abend
Walkenried, Nacht
Zorge, 21. Juli, Vormittag
Osterode, Inspektion, Mittag
Seesen, Entzugsklinik, Nachmittag
Osterode, Inspektion, später Nachmittag bis Abend
Nordhausen, Radarstation, 22. Juli, Vormittag
Nordhausen, Flugplatz, Mittag
Nordhausen, Innenstadt, früher Nachmittag
Ellrich, eine Stunde später
Osterode, Inspektion, später Nachmittag
Bad Sachsa, Abend bis Nacht
Osterode, Inspektion, Mittag
Herzberg, eine halbe Stunde später
Osterode, Inspektion, Nachmittag
Herzberg, zwanzig Minuten später
Oberharz, Clausthal-Zellerfeld
Clausthal-Zellerfeld, Albert-Einstein-Straße
Osterode, Inspektion, 21 Uhr
Osterode, Inspektion, Verhörraum
Osterode, Inspektion, 24. Juli, Vormittag
Osterode, Inspektion, Verhörraum
Braunlage, eine Stunde später
Osterode, Inspektion, eine Stunde später
Konferenzraum, wenig später
Ellrich, 25. Juli, Vormittag
Oberharz, Buntenbock, Nachmittag
Osterode, Inspektion, Nachmittag
Hasselfelde, Nachmittag
Magdeburg, zwei Stunden später
Hohegeiß, 18 Uhr
Bad Sachsa, Abend und Nacht
Goslar, 26. Juli, Vormittag
Herzberg, Vormittag
Bad Sachsa, Nachmittag
Nordhausen, Innenstadt, Nachmittag
Hohegeiß, Oberharz, Vormittag
Nüxei, Wohl-Fühl-Oase, Abend
Osterode, Inspektion, Verhörraum, Abend
Osterode, Inspektion, 27. Juli, Vormittag
Osterode, Inspektion, Nachmittag
Osterode, Inspektion, 28. Juli, Vormittag
Hannover, Flughafen, Nachmittag
Nüxei, Wohl-Fühl-Oase, Nachmittag
Osterode, Inspektion, Abend
Offenbach, 29. Juli
Nüxei, Wohl-Fühl-Oase, 21 Uhr
Bad Sachsa, Nacht
Osterode, Inspektion, 30. Juli, Vormittag
Göttingen, Internetcafé, Nachmittag
Osterode, Inspektion, 19 Uhr
Goslar, 19:30 Uhr
Goslar, 24 Uhr
Osterode, Inspektion, 31. Juli, Vormittag
Schierke, 1. August, Vormittag
Osterode, Inspektion, Vormittag
Osterode, Inspektion, Konferenzsaal, Nachmittag
Goslar, 2. August, 6 Uhr
Osterode, Inspektion, Mittag
Osterode, Inspektion, 18 Uhr
Clausthal, 3. August, Vormittag
Bad Sachsa, Abend bis Nacht
Osterode, Inspektion, 4. August, Vormittag bis Abend
Bad Sachsa, Abend
Braunlage, Abend bis Nacht
Braunlage, Nacht
Hohegeiß, 5. August, Morgen
Herzberg, 6. August, Morgen
Walkenried, Vormittag
Bad Sachsa, Mittag
Herzberg, Krankenhaus, Nachmittag
Osterode, Inspektion, KTU, Abend
Hahnenklee, Nacht
Osterode, Inspektion, 7. August, Morgen
Zorge, Nachmittag
Zorge, 8. August
Osterode, Inspektion, Abend
Bad Sachsa, Abend bis Nacht
Osterode, Inspektion, 9. August, Vormittag bis Mittag
Braunschweig, Nachmittag
Osterode, Inspektion, Nachmittag
Altenau, später Nachmittag
Osterode, Inspektion, Abend
Clausthal, Abend bis Nacht
Braunschweig, 10. August, Nacht bis Mittag
Osterode, Nachmittag bis Abend
Bad Sachsa, Abend bis Nacht
Bad Sachsa, 11. August, Morgen
Osterode, Inspektion, Vormittag
In Pierres Büro
EPILOG
Bad Sachsa, Barbaras Restaurant, 18. August
Indien, Ganges, 19. August
Der Autor
Mehr Kriminelles aus dem Harz
Feuerfalke
ISBN 978-3-943403-64-0
ePub-Edition
Version 2.0 - 09-2016
© 2016 by Rüdiger A. Glässer
Umschlagfoto © Emin Ozkan/shutterstock.com (# 3828601)
Autorenfoto © Ania Schulz (www.as-fotografie.de)
Lektorat:
Sascha Exner
Druck:
TZ - Verlag & Print, Roßdorf
Verlag:
EPV Elektronik-Praktiker-Verlagsgesellschaft mbH
Postfach 1163, D-37104 Duderstadt
Sie war glücklich. Endlich hatte sich ihr lang ersehnter Wunsch erfüllt. Sie war schwanger. Fast fünfzehn Jahre hatten sie darauf gewartet. In sechs Monaten würde ihr Kind zur Welt kommen. Sie hatte es Nayan noch nicht gesagt, sie wollte ihn mit dieser freudigen Nachricht überraschen. Also hatte sie kurzer Hand einen Flug nach Hannover gebucht, die Koffer gepackt und war zum Flughafen gefahren. Der Arzt hatte gesagt, dass mit dem Fötus alles in Ordnung sei und sie den Flug nach Deutschland wagen konnte, ohne das Kind zu verlieren.
Sie stellte sich lächelnd Nayans Gesicht vor, wenn sie vor seiner Wohnungstür stand und ihm auch noch die Nachricht überbrachte, dass er bald Vater werden würde. Er würde sich wie ein Schneekönig freuen!
Als Nayan vor drei Monaten für fünf Wochen Urlaub gemacht hatte und wieder zurück nach Deutschland flog, war ihr der Abschied sehr schwer gefallen. Als sie seinem Flugzeug hinterhersah, da vermisste sie ihn schon. Im Sommer, hatte Nayan ihr gesagt, werde er sie nach Deutschland holen. Bis dahin werde er sich um alle Formalien gekümmert haben und ihr auch einen Job besorgen. Solange aber hatte sie nicht warten wollen.
Vor zehn Stunden war ihr Flieger in Bangalore gestartet, und jetzt verkündete der Flugkapitän, dass sie sich im Landeanflug auf Hannover befanden. Sie schaute auf das Lichtermeer der Großstadt herab. Aus der Luft sah es auch nicht anders als Bangalore aus.
Sie wusste, dass ein neuer Lebensabschnitt für sie begann. Wie waren die Menschen in Deutschland? Nayan hatte immer gesagt, er habe mit ihnen gute Erfahrungen gemacht. Sie würde die Deutschen schon noch kennen lernen.
Das Flugzeug setzte ruckelnd auf die Landebahn auf und kam schließlich zum Stillstand. Sie stimmte in das Klatschen der anderen Fluggäste mit ein.
Eine halbe Stunde später stand sie mit ihrem Gepäck in der Flughafenhalle und hielt Ausschau nach dem Ausgang, der zur S-Bahn führte. Von dort aus würde sie zum hannoverschen Hauptbahnhof fahren, den Zug nach Göttingen nehmen, noch einmal umsteigen und den Zug nach Walkenried wählen. Die Verbindungen hatte sie sich in Bangalore im Internet herausgesucht. Gut, dass es das World Wide Web gab! Da sie den Ausgang zur Bahn nicht gleich fand, ging sie auf einen Flughafenangestellten zu und fragte ihn danach. Er erklärte es ihr. Kurz bevor sie die Flughafenhalle verlassen konnte, kamen ihr zwei Männer entgegen, von denen einer ein Schild mit ihrem Namen in Brusthöhe hielt. Das konnte doch nicht möglich sein! Leila, ihre beste Freundin, hatte ihren Mund natürlich nicht halten können und Nayan angerufen!
Der Mann mit dem Schild schaute ihr ins Gesicht und lächelte sie sofort an. »Frau Ananti, wir sollen Sie abholen. Nayan ist auf einer Tagung in Dortmund. Er kommt erst morgen zurück. Er hat gesagt, dass er seiner schwangeren Frau unmöglich eine Zugreise mit so viel Umsteigen zumuten kann.«
»Leila Trento hat es meinem Mann verraten, dass wir ein Kind erwarten, stimmt’s?«
»Ja, Frau Trento konnte das nicht für sich behalten«, antwortete der Mann lächelnd. »Frauen…!«
»Darf ich Ihr Gepäck nehmen?«, fragte der Andere. Auch er machte einen sympathischen Eindruck.
»Gern«, antwortete sie. Dann setzten sich die beiden in Bewegung, sie folgte ihnen. Das Auto stand etwa hundert Meter vom Flughafeneingang enfernt. Der Mann, der sie angesprochen hatte, hielt ihr die Tür auf, der andere verstaute ihr Gepäck im Kofferraum. Sie bemerkte auf dem Rücksitz einen weiteren Mann, der ihr galant die Hand gab und sich vorstellte. Inzwischen waren die anderen beiden eingestiegen, starteten den Motor und fuhren los. Sie hörte ein klickendes Geräusch. »Was ist das?«, fragte sie.
»Frank, der Chauffeur, hat den Wagen verriegelt«, sagte ihr Nebenmann, sein freundlicher Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig in einen eiskalten, »damit Sie nicht auf die Idee kommen, auszusteigen, wenn der Verkehr uns zum Halten zwingt.« Dann drückte er ihr ein mit Äther getränktes Tuch auf Mund und Nase. Wenige Atemzüge später fiel sie in eine tiefe Bewusstlosigkeit.
In den letzten Jahren hatte er die Wälder des Harzes kennen gelernt, insbesondere die des Südharzes. Jeden freien Tag, ja fast jede freie Minute hatte er im Wald verbracht. Er wollte diese ganz andersartige Welt verinnerlichen und meditieren. Der Wald verschaffte ihm die dafür nötige Ruhe und Einsamkeit – so wie in seiner Heimat.
Es war mitten in der Nacht, der Vollmond erhellte den Forst. Er war froh, dass er in letzter Sekunde das Mountainbike hatte schnappen können, um mit ihm zu fliehen. Ob er ihnen entkommen würde, das wusste er nicht. Jeden Waldweg hätte er mit geschlossenen Augen fahren können, ohne jemals vom Weg abzukommen oder zu stürzen. Aber die Pfade würden sie mit ihren beleuchteten Geländemotorrädern spielend leicht bewältigen – und das erheblich schneller als er mit seinem Fahrrad. Er hatte nur eine Chance: Er musste überwiegend querfeldein fahren. Fahrradbeleuchtung hatte er nicht, er hoffte, dass das Mondlicht ihm den Weg durch das Unterholz weisen würde.
Eine halbe Stunde war er schon auf der Flucht, er schwitzte, weil er mit maximaler Geschwindigkeit gefahren war und das Gelände steil anstieg. Inzwischen hatte er fast die K 23 zwischen Zorge und Wieda erreicht, er musste sie überqueren, um zum Eichenberg zu gelangen. Dort kannte er eine Wetterschutzhütte, in der er eine kurze Rast einlegen würde, um zu verschnaufen. Wenn seine Verfolger die Straße kontrollierten und in der Nähe waren, dann würde es brenzlig für ihn werden. Er stieg vom Fahrrad und hörte das laute Pochen seines Herzens. Fast hätte er dadurch das wütende Röhren der Verfolgermaschinen überhört. Einen Kilometer waren sie entfernt, schätzte er. Sie waren ihm verdammt dicht auf den Fersen. Er war überzeugt davon, dass sie die Jagd nach ihm über Funk oder Handys koordinierten und dass auch noch andere Fahrzeuge auf ihn angesetzt waren. Er gelangte an die Straße, blickte nach rechts und nach links und beschloss, sie zu überqueren. Als er die andere Seite fast erreicht hatte, schoss ein Auto um eine Kurve. Die Scheinwerfer erfassten ihn. Scheiße!
Er hetzte in den Wald. Sie würden ihm mit dem Auto dorthin nicht folgen können, aber sie würden ihre Kumpane auf den Geländemotorrädern über seinen Standort informieren. Damit wussten die, welchen Weg sie nehmen mussten, um auf seiner Spur zu bleiben. Als der PKW an der Stelle hielt, an der er in den Wald verschwunden war, hörte er Schüsse. Sie feuerten in den Wald, ohne seine genaue Position zu kennen. Damit er nicht von einer zufälligen Kugel getroffen wurde, suchte er Schutz hinter einem dicken Baumstamm. Nach einer kurzen Zeit hörten die Schüsse auf.
Er schwang sich wieder aufs Fahrrad. Das Röhren der Enduros wurde lauter. Sie kamen näher. Er musste das Dickicht finden, dort würden sie ihm trotz der Geländemotorräder nicht folgen können. Der Mond verschwand hinter einer Wolke. Er verharrte einen Moment, damit sich seine Augen wieder an die Dunkelheit gewöhnen konnten, musste sein Fahrrad aber schieben.
Das Dickicht? Es musste doch bald kommen. Hatte er sich verirrt? Nein. Er hatte es erreicht und begann, sich zwischen den dichten Fichten hindurchzuzwängen. Er hatte etwa hundert Meter zurückgelegt, als die Motorräder der Verfolger den Anfang des Gestrüpps erreichten. Sie blieben stehen und leuchteten mit ihren Scheinwerfern in den Fichtenwald. Die Lampen konnten das Unterholz nicht durchdringen, aber er sah schwach ihren Schein.
Sie schienen zu überlegen, wie sie weiter vorgehen sollten. Er bemerkte, wie sich die beiden Maschinen trennten. Offenbar wollten sie das Unterholz umfahren, um ihn auf der anderen Seite abzufangen. Aber dazu mussten sie einen großen Umweg fahren, außerdem war das Gelände rechts und links steil und mit Bächen und kleinen Tälern durchzogen. Es würde ihnen also nichts anderes übrig bleiben, als einige Male von ihren Motorrädern abzusteigen und sie zu schieben. Er wusste, dass er das Dickicht verlassen haben würde, bevor seine Verfolger es umfahren hatten. Sie würden erst einmal dort auf ihn warten.
Die Motoren wurden leiser. Einige Minuten später hatte er das dichte Gewirr aus Sträuchern, Stämmen und Zweigen durchquert, die Wolken hatten sich verzogen, das Mondlicht war zurückgekehrt. Er schwang sich auf sein Fahrrad und setzte seine Fahrt fort. Die Eichenberghütte musste er schnellstens erreichen, sie war auf keiner Karte eingezeichnet und lag versteckt in einem dichten Fichtenwald. Er hoffte, dass sie ihn im Dunkeln nicht finden würden. Er schöpfte wieder Hoffnung, ihnen zu entkommen. Noch einmal blickte er in die Richtung des Dickichts zurück. Die Motorengeräusche der Geländemaschinen wurden wieder lauter. Aus sicherer Entfernung sah er, wie die beiden Lichter der Enduros sich aufeinander zubewegten, schließlich schienen sie sich gegenüberzustehen. Die Fahrer drehten ihre Maschinen so, dass die Scheinwerfer in das Dickicht leuchteten. Sie würden dort eine Zeit auf ihn warten, vielleicht auch beginnen, das dichte Gehölz zu durchsuchen. Er hatte einen kleinen Vorsprung, allenfalls eine Viertelstunde, bis sie bemerken würden, dass er das Dickicht schon durchquert hatte. Leise setzte er sich wieder in Bewegung. Fünf Minuten später erreichte er die Hütte, stellte sein Fahrrad an der Rückseite ab und bedeckte es mit Zweigen. Dann betrat er den Unterstand und setzte sich auf die Bank in der linken Ecke. Erst jetzt bemerkte er, dass der Schweiß an seinem ganzen Körper herablief. Schweißtropfen rannen in seine Augen, die zu brennen begannen, sodass er mit den Ärmeln seines dünnen Fahrradtrikots wischen musste, um wieder klar sehen zu können. Er begann zu frösteln und kauerte sich auf der Bank zusammen. Allmählich wurde sein Atem langsamer, der Herzschlag verminderte sich.
Die Hütte würden sie nicht finden. Er vermutete, dass seine Verfolger noch einige Zeit nach ihm suchten, aber bald aufgeben würden. Nach einer Wartezeit würde er den Wald wieder verlassen und seinen einzig verbliebenen Freund aufsuchen, sich bei ihm erst einmal verstecken und dann dem Harzgebiet, vielleicht auch Deutschland, den Rücken kehren. Die Motoren der Geländemaschinen hatte er nun längere Zeit nicht mehr gehört, wahrscheinlich suchten sie ihn an anderer Stelle oder hatten die Suche ganz aufgegeben. Obwohl er fror, fiel er nach einiger Zeit in einen Dämmerzustand.
Ein leises Brummen, das schnell lauter wurde, ließ ihn aufschrecken. Ein Helikopter! Verdammt! Suchten sie nach ihm etwa auch aus der Luft? Langsam näherte sich der Hubschrauber. Er tastet die Oberfläche ab, dachte er. Wenn sie eine Wärmebildkamera dabei hatten, dann würde es knapp für ihn werden. Er kauerte sich noch enger zusammen, so als könnte er sich dadurch unsichtbar machen.
Die Motoren des Helikopters wurden lauter, er näherte sich immer mehr seinem Standort. Direkt über der Hütte blieb der Hubschrauber in der Luft stehen.
Sie hatten ihn gefunden! Was konnte er jetzt noch tun? In der Hütte bleiben? In diesem Gelände konnte der Helikopter nicht landen. Nein, es würde nicht lange dauern, dann wären sie mit ihren Motorrädern hier. Er musste mit dem Fahrrad fliehen, nur so hatte er noch eine kleine Chance, seinen Verfolgern zu entkommen. Aber wohin? Er dachte fieberhaft nach. Vom Eichenberg nach Zorge, dort jemanden wecken und die Polizei verständigen? Nein! Die Eisengießerei in Zorge! Dort hatte ein Pförtner die ganze Nacht Dienst. Dorthin musste er kommen, bevor sie ihn einholen konnten. Er hoffte inständig, dass ihm das gelingen würde. Er rannte hinter die Hütte, schnappte sein Fahrrad und schoss los. Der Vollmond erhellte den Wald und spendete so viel Licht, dass er sich orientieren konnte. Zunächst wählte er einen Waldweg, nach fünfzig Metern erreichte er eine Lichtung, in die er einbog und einen steilen Hang hinunter fuhr. Der Helikopter folgte ihm drohend. Nachdem er den Hang hinter sich gelassen hatte, traf er auf einen Weg, den er viele Male mit seinem Fahrrad befahren hatte. Parallel dazu floss der Illigesbach, der in Zorge in den gleichnamigen Fluss mündete. Bis zur Eisengießerei waren es noch knapp zwei Kilometer. Nur zwei kurze Kilometer! Keine vier Minuten Fahrt!
Der Pilot des Hubschraubers direkt über ihm schien die gleichen Gedanken zu hegen. Noch konnte die Besatzung aus dem Hubschrauber heraus keinen sicheren Schuss auf ihn anbringen, weil dichtes Baumwerk immer wieder das Ziel verdeckte. Er wusste, dass es gefährlich werden würde, wenn er den Wald verließ und die letzten dreihundert Meter bis zur Eisengießerei auf der Straße zurücklegen musste. Aber soweit sollte er nicht mehr kommen. Als er nach einem Kilometer Fahrt eine scharfe Kurve bewältigt hatte, sah er zwei Enduros auf dem Waldweg, etwa dreißig Meter von ihm entfernt. Sofort schalteten die Fahrer die Scheinwerfer an. Neben den Maschinen knieten zwei schwarzgekleidete Gestalten, die mit Gewehren auf ihn zielten und kurz darauf das Feuer eröffneten. Mehrere Kugeln trafen ihn im Oberkörper, eine ins Herz. In den Sekundenbruchteilen, die er noch lebte, lief sein Leben wie ein Film vor seinem inneren Auge ab. Zum Schluss sah er das Gesicht seiner geliebten Nuri. Was würde aus ihr werden? Wäre er doch niemals nach Deutschland gegangen.
Dietmar Knauer hatte seine Heimat lange nicht mehr gesehen. Vor über vierzig Jahren hatte er Zorge verlassen und war nach Australien ausgewandert. Jetzt war er Rentner und wollte „seinen“ Südharz endlich einmal wiedersehen, vielleicht würde er auch seinen Lebensabend hier verbringen. Seine Frau Jane war vor drei Jahren an einem Schlangenbiss gestorben. Zehn Jahre vorher waren ihre Eltern bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Eigentlich hielt ihn nichts mehr in Australien. Er wusste noch nicht, wie er sich entscheiden würde.
Heute war der dritte Tag, an dem er die Schauplätze seiner Kindheit aufsuchte. Erstaunlicherweise hatte sich nicht viel geändert, zumindest was die Wälder betraf. Heute hatte er den Ort im Wald aufgesucht, wo Ernst Spalbin sich einst erhängt hatte. Der Baum von damals, eine Fichte, war inzwischen gefällt worden und eine Buche an ihrer Stelle gewachsen. Knauer dachte daran, wie er und seine Freunde von damals sich kurz, nachdem die Leiche abgeschnitten worden und die Polizei abgezogen war, unter der Fichte versammelt hatten und fieberhaft diskutierten, was diesen sympathischen Mann dazu bewogen hatte, seinem Leben ein Ende zu setzen. Verdammt, sie waren zu keinem Ergebnis gekommen. Bis heute wusste Knauer es nicht. Die Erwachsenen hatten es den Kindern nie gesagt. Vielleicht würde er es in den nächsten Tagen erfahren, wenn er zwei Freunde von damals traf, die heute noch in Zorge lebten. Vor seinem inneren Auge liefen die Szenen von damals ab, als Spalbin mit seiner Ledertasche von der Arbeit kam und durch die Schlesierstraße ging. Wenn er die Kinder sah, fasste er in seine abgewetzte Arbeitstasche, holte Sahnebonbons heraus und schenkte sie ihnen.
Knauer löste den Blick von dem Baum, schnallte seinen Rucksack wieder auf seinen Rücken und machte sich auf den Weg zu seinem letzten Ziel am heutigen Tag: der Salamanderhöhle mit ihrem kleinen Eingang, der vielleicht einen Meter fünfzig hoch und etwas breiter als ein erwachsener Mann war. Ob er den überhaupt wiederfinden würde?
Zuerst ging er den Waldweg in Richtung Unterzorge. Er überquerte den Illigesbach, bog links in den Weg ein, der zum Eichenberg führte. Parallel dazu schlängelt sich flussaufwärts der Bach. Mit seinem Plätschern schien er Knauer auf seinem Marsch zu begleiten. Wenn Knauer sich richtig erinnerte, dann würde bald ein Steinbruch kommen, in dem sie als Kinder oft gespielt hatten. Hier hatten sie manchmal Szenen aus Karl Mays Winnetou nachgestellt.
Nach einigen Minuten erreichte er den Steinbruch. Viel war davon aber nicht mehr zu erkennen, der Wald hatte Besitz von ihm ergriffen. Nach einem kurzen Halt setzte Knauer seinen Weg fort. Einige hundert Meter noch, dann musste er den steilen Hang hinaufklettern und irgendwo dort, etwa hundert Meter unterhalb des Gipfelpunktes, musste die Höhle sein. Als er die Strecke zurückgelegt hatte, hielt er an und blickte den Hang hinauf. Er war sich sicher, dort oben war die Höhle. Er sah auch den Felsvorsprung, der den Höhleneingang nach oben begrenzte. Würde er wie damals als Kind den Hügel hinaufklettern können? Er nickte. Schließlich hatte er ein Leben lang Sport getrieben. Er begann den Aufstieg, nach fünfzig Metern machte er eine kurze Pause und prüfte noch einmal, ob er wirklich an der richtigen Stelle den Hang hinaufgeklettert war. Er sah jetzt noch deutlicher den Felsvorsprung. Voller Vorfreude beschleunigte er seinen Schritt.
Nach drei Minuten stand er vor dem Eingang der Salamanderhöhle. Er dachte an ein Erlebnis von damals und musste schmunzeln. Dietmar und seine Kumpels hatten Steine gesammelt und sie mit Goldfarbe bemalt. Anschließend hatten sie die Steine in die Höhle gelegt und ein bisschen Bodenmaterial darauf gestreut. Dann waren sie zum Uhdenberg zurückgegangen und hatten Ralph Kurth von ihrem vermeintlichen Goldfund berichtet. Der war in Höchstgeschwindigkeit zur Höhle gerannt, nahm einen bemalten Stein mit und sprintete zu seinen Eltern. »Ich habe Gold gefunden«, schrie er seinen Eltern zu, »jetzt könnt ihr endlich ein Haus bauen.« Nach einer kurzen Prüfung war den Eltern klar, dass Ralph einem Streich zum Opfer gefallen war.
Am Eingang hatte sich nicht viel geändert, dachte Knauer. Er setzte den Rucksack ab und holte seine Taschenlampe heraus. Dann schaltete er die Lampe ein und passierte die Öffnung. Jetzt würde es über einen schrägen Gang etwa zehn Meter in die Tiefe gehen und dann würde er die Haupthalle der Höhle erreichen, die er in seiner Kindheit mit seinen Freunden oft aufgesucht hatte.
Er leuchtete die Wände ab und fragte sich, ob in der Höhle immer noch die faustgroßen Steine lagen, die sie damals mit Goldbronze gestrichen hatten. Die Steine lagen nicht mehr da, aber etwas anderes. Knauer hielt den Strahl der Lampe direkt darauf. Das Blut in seinen Adern schien zu erstarren. Das konnte nicht wahr sein! Vor seinen Füßen lag eine Leiche! Und daneben ein Fahrrad!
Knauer war kein Kriminalist, aber er wusste, dass die Leiche schon längere Zeit in der Höhle gelegen haben musste. Ihm wurde schlecht. Er rannte aus der Höhle und erbrach sich. Einige Minuten später hatte er sich etwas beruhigt. Er holte sein Handy aus dem Rucksack und wählte den Notruf.
Sandra Koch, fünfunddreißigjährige Oberkommissarin der Mordkommission Osterode, hatte die Meldung des Leichenfundes in einer Höhle in Zorge vor fünf Minuten erhalten und war sofort aufgebrochen. Zum ersten Mal seit langer Zeit allein. Pierre Rexilius, der Chef der Moko, hielt sich im Moment in Süddeutschland auf. Sandra vertrat ihn, bis er wieder im Dienst war.
Sandra Koch. Die attraktivste Polizistin der Inspektion. Als sie vor zehn Jahren ihren Dienst in Osterode antrat, setzte ein wahrer Run auf sie ein. Die unverbesserlichen Playboys der Inspektion oder solche, die es noch werden wollten, glaubten, im Handumdrehen bei ihr landen zu können. Keiner hatte Erfolg. Und die Spekulationen schossen ins Kraut. Sie müsse eine knallharte Lesbe sein, meinte eine, in ihrer männlichen Eitelkeit gekränkte Gruppe. Eine zweite Gruppe ging davon aus, dass sie sich mit einfachen Polizisten nicht abgäbe. Sie bilde sich ein, zu Höherem berufen zu sein. Staatsanwälte, Richter, das müsse ihr passendes Kaliber sein. Und eine dritte Gruppe sah sie längst dem hypnotischen Blick, oder was immer es auch war, ihres Chefs Rexilius anheimgefallen.
Tatsächlich hatte sich Sandra Koch von Anfang an in Pierre verliebt. Der war zwar ein ausgezeichneter Leiter der Mordkommission, ihre Liebe aber hatte er lange nicht bemerkt. Erst vor einigen Monaten hatten sich die beiden endlich gefunden und waren ein Paar geworden.
Sandra dachte über diese Zeit nach und lächelte. Harmonisch und schön war das Zusammensein mit Pierre bis jetzt gewesen. Sie hätte es gerne gesehen, wenn Pierre in ihr Haus nach Herzberg gezogen wäre und seine Wohnung in Bad Sachsa aufgegeben hätte. Aber Pierre wollte sich zurückziehen können, vor allem, wenn er mit komplizierten Mordfällen befasst war. Sandra akzeptierte das, inzwischen engagierte sie sich bei einem Projekt, das half, kriminell gewordene Mädchen und Frauen wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Dabei ging es vor allem um Drogenabhängige.
Im Moment war Pierre in Schweinfurt. Seine Schwiegermutter, die in Bad Sachsa gewohnt hatte, war gestorben. Die letzten zehn Jahre ihres Lebens hatte sie in einem Pflegeheim verbracht. Sie hatte an Demenz gelitten und in den letzten beiden Jahren ihre Umwelt nicht mehr wahrgenommen. Der Tod war eine Erlösung für sie gewesen, so hatte es Pierre gesehen. Es war immer ihr Wunsch gewesen, in der Heimat bestattet zu werden. Pierre hatte ihren Leichnam dorthin überführen lassen und war nachgereist, um alle Formalitäten zu erledigen und die Beisetzung zu organisieren. Wahrscheinlich würde er in ein paar Tagen zurückkehren.
Sandra passierte das Ortseingangsschild von Zorge, bog nach etwa dreihundert Metern nach links ab und nach knapp hundert Metern in einen Waldweg ein. Nach der Beschreibung der KTU-Leute musste sie sich immer rechts halten, dann konnte sie die Fahrzeuge der Spurensicherung, die in der Nähe der Höhle standen, nicht verfehlen. Nach einer Fahrt durch ein tief eingeschnittenes Tal sah Sandra die Autos. Ein Kollege stand dort und schien auf sie zu warten. Sandra hielt an und stieg aus. Der Kollege kam auf sie zu. »Morgen! Schau mal den Hang hinauf«, sagte er und zeigte auf eine bestimmte Stelle. »Da oben, wo der Felsvorsprung ist, befindet sich der Höhleneingang. Der Aufstieg ist heftig. Wir mussten unsere ganze Ausrüstung da rauf schaffen. War ’ne schöne Plackerei!«
Sandra begutachtete den Hang. Der hatte bestimmt eine Neigung von fünfzig Grad, und die Entfernung zum Felsen betrug etwa vierhundert Meter. »Das kann ich mir vorstellen«, sagte sie, »ich geh da jetzt mal hoch.« Sie kraxelte los, den Kollegen im Schlepptau. Als sie am Felsvorsprung angekommen war, keuchte sie, obwohl sie regelmäßig Ausdauersport betrieb. Der Spurensicherer hatte auf halber Strecke eine Pause gemacht und setzte erst jetzt seinen Aufstieg fort.
Herbert Wagner, der Chef der Spurensicherung, kniete in der Nähe des Höhleneinganges. »Hallo Sandra«, sagte er, als er seine Kollegin bemerkte, »ich führe dich am besten gleich in die Höhle. Der Zugang ist abschüssig und mit Moos bewachsen. Wir müssen vorsichtig da runter gehen, damit wir nicht stürzen. Außerdem müssen wir den Kopf einziehen, der Zugang ist nur einen Meter fünfzig hoch. Eigentlich nur für Kinder geeignet.«
Wagner ging voran und schaltete seine Taschenlampe ein. Sandra folgte ihm vorsichtig. Nach abschüssigen zehn Metern gelangten sie in die Haupthalle der Höhle. Sie hatte eine ovale Grundfläche mit einer Längsachse von etwa sieben und einer Querachse von fünf Metern. Die Höhlendecke hatte eine Höhe von drei Metern und lief konisch zu.
Das Opfer lag in der Mitte auf dem Rücken, die Arme rechts und links in einem 90-Grad-Winkel um den Körper ausgestreckt. Wie ein Kreuz schien der Leichnam platziert worden zu sein.
Wagner, der Sandra beobachtet hatte, fragte: »Meinst du, dass er mit Absicht so platziert wurde. Ein Ritual?«
Sandra schüttelte den Kopf. »Nein. Der Mörder wollte, dass der Mann für immer verschwindet. Ein Ritualmörder stellt sein Opfer zur Schau! War der Gerichtsmediziner schon da?«
»Nein«, antwortete Wagner, »Er kommt nicht. Wenn wir hier fertig sind, bringen wir die Leiche nach Göttingen. Der Chef der Gerichtsmedizin ist schon informiert.«
Sandra sah sich die Leiche näher an. Auf Brusthöhe befanden sich zwei Einschusslöcher, eins im Bauchbereich. Die Gesichtshaut war grünlich, erstaunlicherweise war kein Madenbefall zu beobachten.
»Die Weichteile des Gesichts können sich durch die lange Zeit, die er hier liegt, verformt haben«, sagte er. »Das wird eine Aufgabe für die Gerichtsmediziner sein. Die kennen sich da besser aus als wir.«
»Was schätzt du, wie lange das Opfer schon tot ist?«, fragte Sandra.
»Schwer zu sagen«, sagte Wagner, »vielleicht ein bis zwei Monate.«
»Warum ist die Leiche dann relativ gut erhalten?«, fragte Sandra zweifelnd. »Und das Shirt sieht fast so aus, als wäre es gestern gekauft worden!«
»Das Shirt ist zu hundert Prozent aus Kunststoff«, antwortete Wagner. »Ich hab mir das schon näher angesehen. Ehe sich das zersetzt, können Jahre vergehen. Was den Todeszeitpunkt betrifft, liege ich vielleicht auch daneben. Professor Spunkes von der Gerichtsmedizin wird das bestimmt genauer eingrenzen können.« Wagner drehte sich von der Leiche weg und ging zum Fahrrad. »Ein tolles Mountainbike«, sagte er. »Leicht, aus Karbon, und mit allem Schnickschnack ausgestattet. Hat sicher zweitausend Euro gekostet. Das Opfer muss ein Profi gewesen sein. Es ist sehr schlank, das ist typisch für durchtrainierte Radfahrer.« Dann machte Wagner eine kurze Pause. »Ich glaube, dass der Mörder den Mann beim Radfahren abgepasst und erschossen hat. Dann hat er ihn samt Fahrrad in die Höhle gebracht.«
»Ja«, sagte Sandra. »Er ist entweder zweimal den Berg hinauf geklettert oder er hat einen Helfer gehabt.«
»Das glaube ich auch. Ich hab noch was Interessantes«, sagte Wagner und zeigte auf eine Stelle am Holm des Rads. »Hier ist ein Emblem des Fahrradhändlers aufgeklebt. Vielleicht können wir das Opfer damit schnell identifizieren.«
Sandra schaute auf die Plakette. »Das Fahrrad ist bei Ollhardt in Niedersachswerfen gekauft worden«, sagte sie. »Wenn der Ermordete der Käufer ist, dann werden wir seine Identität schnell ermitteln können. Ollhardt Senior erinnert sich an jedes Fahrrad, das er in den letzten dreißig Jahren verkauft hat!«
Wagner nickte.
»Wer hat die Leiche überhaupt gefunden?«, fragte Sandra. »Hier kommt doch nicht alle halbe Stunde ein Wanderer vorbei, um die Höhle zu erkunden?«
»Da hast du recht«, antwortete Wagner. »Knauer heißt der Mann. Sitzt oben auf dem Bergkamm auf einem Holzstoß. Sieht aus wie ein Häufchen Elend. Du musst aber noch mal zweihundert Meter bergauf gehen!«
Sandra nickte und verließ die Höhle. Fünf Minuten später stand sie vor dem Holzstoß, auf dem Knauer saß. Der sah wirklich, wie Wagner gesagt hatte, mitgenommen aus. Ein uniformierter Kollege stand bei ihm. Sandra stellte sich vor. Knauer berichtete, wie er die Leiche gefunden hatte. »Ein schrecklicher Anblick. Mir ist jetzt noch schlecht.«
»Wie sind Sie überhaupt auf die Idee gekommen, in die Höhle zu steigen?«, fragte Sandra.
»Ich bin in Zorge geboren«, sagte er. »Meine Eltern sind 1968 nach Australien ausgewandert. Meine Verwandten sind alle verstorben. Vielleicht kehre ich wieder hierher zurück. Allerdings, nach dem Leichenfund muss ich mir noch überlegen, ob ich hier wirklich wieder leben will. Jedenfalls wollte ich die Spielplätze meiner Kindheit mal wieder sehen. Die Salamanderhöhle gehörte dazu. Ich hab’ sie auch gleich wiedergefunden, obwohl ich sie vor über vierzig Jahren das letzte Mal betreten habe.«
Sandra kam eine Idee. War einer von Knauers Spielkameraden vielleicht der Mörder? Dass jemand zufällig auf die Höhle stieß, das war bei der Lage doch sehr unwahrscheinlich. Sie fragte Knauer danach.
»Da haben Sie natürlich recht«, antwortete der, »ich hab schon ein paar Zorger darauf angesprochen. Die jungen Leute kennen die Höhle nicht. Die sitzen doch nur am Computer oder vor dem Fernseher, in den Wald verläuft sich keiner mehr. Aber selbst die älteren Leute wissen nichts von der Salamanderhöhle. Es scheint so, als wären meine damaligen Spielkameraden und ich die Einzigen, die die Existenz der Höhle kennen.« Er machte eine Pause und schaute Sandra an. »Sie glauben, dass der Mörder aus unseren Reihen kommt?«
»Na, ja«, antwortete Sandra, »zumindest könnte einer Ihrer Spielkameraden der Täter sein. Können Sie mir die Namen ihrer Kumpels von damals nennen?«
»Ein paar schon«, sagte Knauer, »aber was aus ihnen geworden ist, weiß ich natürlich nicht. Am besten sprechen Sie mit Harry Bolhardt, der ist Bürgermeister von Zorge. Er gehörte auch zu den Kindern, die damals in der Höhle gespielt haben, und hält heute noch Kontakt mit den meisten Freunden von früher.«
»Haben Sie zufällig die Telefonnummer von Bolhardt im Kopf?«, fragte Sandra.
»Nein, aber ich habe sie gespeichert«, sagte er und tippte etwas in sein Mobiltelefon. Er nannte Sandra die Nummer. Sie griff zum Handy. Von Bolhardts Frau erfuhr sie, dass ihr Mann erst spät am Abend von der Arbeit zurückkam. Nach neunzehn Uhr sei er aber zu sprechen.
»Das war’s erst einmal für heute«, sagte sie zu Knauer. »Wo kann ich Sie erreichen, wenn ich noch Fragen habe?«
»Ich nächtige im Hotel Kunzental. Bleibe mindestens noch zwei Wochen«, sagte er. »Vielleicht auch noch länger.«
Es war eine kleine Runde, die sich am Tisch des Konferenzraumes eingefunden hatte. Sandra, die an der Stirnseite saß, würde für ein paar Tage die Leiterin der Mordkommission sein. Rechts neben ihr saß Wagner, der Chef der Spurensicherung, links Eckert, der Computerexperte.
»Wann wird Henkelmann zurückkommen?«, fragte Wagner.
»Das wird noch ein paar Monate dauern«, sagte Sandra. »Im Moment ist er in der Reha-Klinik. Bleibende Schäden hat er von dem Überfall nicht zurückbehalten. Ob er aber der Alte sein wird, wenn er wieder bei uns ist, weiß ich nicht. Ich hoffe es.«
»Und Marc Junge?«, fragte Wagner.
»Der war fuchsteufelswild, dass ausgerechnet er in den Kosovo musste, um beim Aufbau und bei der Ausbildung der Polizei dort mitzuhelfen«, sagte Sandra.
»Wie lange wird er dort unten bleiben?«
»Ein halbes Jahr. Wir müssen erst einmal ohne die beiden auskommen«, antwortete Sandra, »leider kriegen wir auch keinen Ersatz für sie, hat Oberrat Rauert schon angekündigt.«
Eckert und Wagner holten tief Luft. »Was ist mit Pierre?«, fragte Eckert.
»Ist noch in Schweinfurt. Er regelt die Beerdigung seiner Schwiegermutter. Wahrscheinlich wird er Ende der Woche wieder zu uns stoßen«, sagte Sandra. »Dann lasst uns mal zum vorliegenden Mordfall kommen. Was kannst du uns berichten, Herbert?«
»Wir können davon ausgehen, dass das Opfer vor etwa zwei bis drei Monaten ermordet wurde«, sagte Wagner. »Möglicherweise ist der Getötete mit seinem Fahrrad durch den Wald gefahren, dabei erschossen und anschließend in die Salamanderhöhle gebracht worden. Aber das ist im Moment nur eine Vermutung. Zwei Kugeln haben seinen Körper durchschlagen. Eine ist im Bereich des Herzens steckengeblieben. Sobald der Gerichtsmediziner die Kugel entfernt hat, werden wir das Kaliber kennen. Aufgrund der Größe der beiden Ein- und Ausschusslöcher können wir davon ausgehen, dass der Mann mit einem Gewehr erschossen worden ist. Zum Alter des Opfers wird Professor Spunkes Näheres sagen können.«
Sandra nickte und wollte Wagner gerade etwas fragen, als die Tür aufging und Oberrat Rauert mit einem jüngeren Mann im Schlepptau in den Konferenzraum kam. Sie setzten sich an den Tisch. »Das ist Herr Gronert«, sagte der Oberrat und zeigte auf den jungen Mann. Der stand auf, ging um den Tisch und begrüßte die Mitglieder der Mordkommission per Handschlag. Danach nahm er wieder Platz. »Herr Gronert ist gerade mit seiner Ausbildung fertig geworden«, fuhr Rauert fort. »In den nächsten drei Monaten wird er Erfahrungen in der Mordkommission sammeln. Betrachten Sie es als Auszeichnung, dass das Innenministerium meine Inspektion dafür ausgesucht hat. Herr Gronert wird nach der Zeit bei uns ins Landeskriminalamt nach Hannover wechseln. Ich erwarte, dass Sie ihn unterstützen und Ihr Wissen an ihn weitergeben! Ich habe gehört, dass wir einen neuen Mordfall haben.« Der Oberrat schaute zu Sandra. »Und wir haben eine neue Leiterin der Mordkommission?« Sein Gesicht nahm einen wohlwollenden Ausdruck an.
»Nur vorübergehend«, sagte Sandra. »Herr Rexilius wird spätestens am Ende der Woche wieder bei uns sein. Ja, wir haben einen neuen Mordfall.« Für den Bruchteil einer Sekunde schaute der Oberrat widerwillig drein. Sandra hatte es bemerkt. Ja, dachte sie, am liebsten würdest du Pierre hier überhaupt nicht mehr sehen.
Das Zerwürfnis zwischen Pierre und Oberrat Rauert bestand schon sehr lange. Sandra wusste nicht, wann und warum es angefangen hatte. Vielleicht schon, als die beiden sich zum ersten Mal begegnet sind. Es lag wahrscheinlich daran, dass die Männer einfach zu verschieden waren. Pierre war ein genialer Ermittler, der aber sehr nachlässig mit der Anfertigung seiner Berichte war. Kriminaloberrat Rauert hingegen verstand nicht viel von der kriminalistischen Arbeit, war aber ein pingeliger Verwaltungsfachmann. Berichte mussten ihm unverzüglich vorgelegt werden, damit er sie schnell an die Staatsanwaltschaft weitergeben konnte. Oft strich er Rechtschreibfehler der Kollegen an und gab die Berichte zurück, damit die Fehler korrigiert wurden. Spannungen zwischen den beiden Polizisten waren somit an der Tagesordnung. Besonders gereizt war die Stimmung immer dann, wenn Pierre und der Oberrat sich zusammen in einer Konferenz befanden.
Sandra berichtete von den Erkenntnissen, die sie bis jetzt gesammelt hatten. »Das Fahrrad hilft uns bei den Ermittlungen erst mal weiter. Es wurde bei Ollhardt in Niedersachswerfen gekauft«, sagte Sandra. »Der Seniorchef kann sich an jedes Fahrrad erinnern, das er in den letzten dreißig Jahren verkauft hat. Du, Jürgen, fährst heute noch dorthin und fragst den Fahrradhändler nach dem Besitzer. Ich werde nachher nach Zorge fahren und mit dem Bürgermeister sprechen. Der kann mir was zu den wenigen Leuten sagen, die die abgelegene Höhle kennen.«
»Dann können Sie doch gleich Herrn Gronert mitnehmen«, sagte der Oberrat und sah den Neuling väterlich an. »Er wird sich freuen, schon am ersten Tag seines Aufenthaltes bei uns in Mordermittlungen eingeschaltet zu werden.«
Der Zorger Bürgermeister empfing die beiden Polizisten am Gartentor und führte sie in die Sitzecke seines Arbeitszimmers. Sandra schätzte den einen Meter fünfundsiebzig großen Mann auf knapp sechzig. Ein kurz geschnittener Vollbart und eine große Brille dominierten sein Gesicht.
An den Wänden hingen viele Bilder, die offensichtlich von den politischen Aktivitäten des Kommunalpolitikers zeugten. Sandra fiel eine Aufnahme auf, die Bolhardt innerhalb einer Gruppe von Frauen und Männern mit einem Filmteam zeigten. Der Bürgermeister schien Sandras Blick bemerkt zu haben. »Das Bild zeigt unsere Bürgerpartei mit dem NDR anlässlich einer Preisverleihung. Unsere Gemeinde hat vor vier Jahren den zweiten Platz bei einem Dorfwettbewerb in Niedersachsen gewonnen«, sagte er. Aus seiner Stimme klang Enthusiasmus. Sandra bemerkte sehr schnell, dass sie einen Kommunalpolitiker vor sich hatte, der sein Amt nicht als Pflicht ansah, sondern mit Leib und Seele erfüllte. »Aber Sie sind sicher nicht gekommen, um etwas über die Kommunalpolitik in Zorge zu hören?!«
»Nein«, antwortete Sandra. »Es geht um die Leiche in der Salamanderhöhle. Dietmar Knauer, der das Opfer gefunden hat, glaubt, dass Sie den besten Überblick über die Leute haben, die von der Existenz der Höhle wissen. Knauer lebt ja seit über vierzig Jahren in Australien.«
Bolhardt nickte. »Wir haben als Kinder im Sommer fast jeden Tag in der Höhle gespielt. Es war unser Geheimnis.«
Gronert, der inzwischen seinen Laptop auf den Tisch gelegt und hochgefahren hatte, räusperte sich. »Darf ich das Gespräch auf dem Computer aufnehmen und speichern?«, fragte er vorsichtig.
»Ja, habe nichts dagegen«, antwortete Bolhardt.
Gronert lächelte verlegen.
»Noch nicht mal alle Eltern kannten die genaue Lage der Höhle«, fuhr Bolhardt fort. »Sie heißt übrigens Salamanderhöhle, weil sie ein ausgezeichneter Lebensraum für Feuersalamander ist. Wir haben diese Lurche früher gesammelt und gegen Hirschkäfer oder Maikäfer eingetauscht. Na ja, irgendwann, das muss so gegen Ende der 1960er Jahre gewesen sein, geriet die Höhle in Vergessenheit. Meine Freunde und ich, wir waren aus dem ‚Höhlenalter’ heraus, kurvten lieber mit unseren Maschinen, unseren Mopeds, durch die Gegend. Die nachfolgenden Generationen hatten kein Interesse mehr an der Höhle. Und heute gehen die meisten Kinder ja nicht mehr in den Wald, um zu spielen. Heute hängen sie lieber stundenlang vor ihren Computern rum!«
Sandra nickte. »Da haben Sie recht. Wieviele Leute kommen denn infrage?«
Bolhardt schwieg einen Moment, schien still zu zählen. »Ich komme auf zehn Männer und eine Frau.«
»Trauen Sie jemandem aus diesem Kreis einen Mord zu?«
Bolhardt schien wieder zu überlegen. »Na ja, einem von ihnen, Ralph Kurth, dem hätte ich es zugetraut. Er ist schon damals auf die schiefe Bahn geraten. Hat Mopeds geklaut, selbst uns hat er nicht verschont. Irgendwann – das muss etwa 1972 gewesen sein –, ist Kurth nach Frankfurt abgehauen und hat dort seine kriminelle Karriere noch vertieft. Soll im Drogenhandel tätig gewesen sein. 1996 hat uns die Nachricht erreicht, dass er in Frankfurt Opfer eines Bandenkrieges geworden ist. Man hat ihn in der Nähe des Flughafens erschossen aufgefunden. Deshalb fällt er natürlich als möglicher Kandidat heraus. Den anderen traue ich einen Mord nicht zu!«
Derjenige, der Kenntnis von der Höhle hat, muss ja nicht unbedingt der Mörder sein, dachte Sandra. Vielleicht war er ja nur beteiligt oder hat dem Mörder die Höhle als ‚Endlager’ vorgeschlagen. »Ihre Spielkameraden von damals«, sagte Sandra, »leben die noch hier in der Gegend?«
»Ich schreibe Ihnen die Namen auf und was sie heute machen«, antwortete Bolhardt, holte ein Blatt vom Schreibtisch, setzte sich wieder zu den beiden Polizisten und begann zu schreiben. Gronert dreht sich zu Bolhardt hin und fing an, die Namen und Aufenthaltsorte in seinen Laptop einzugeben. Einmal fragte der Praktikant Bolhardt nach einem Ort, den er auf dem Blatt nicht hatte lesen können. Der gab ihm bereitwillig Auskunft.
»Von den neun Männern – Kurth fällt ja heraus – und der einen Frau leben fünf noch in der Gegend. Die arbeiten alle bei Harz-Guss, der Eisengießerei, die am Ortseingang von Zorge steht. Harz-Guss ist seit über hundert Jahren der größte Arbeitgeber des Südharzes. Die meisten finden in der Fabrik, wie ihre Eltern, eine lebenslange Arbeit. Die Frau ist übrigens heute dort Chefsekretärin.«
Bolhardt wurde kurz unterbrochen von seiner Frau, die Nachschub an Kaffee und Kuchen brachte, obwohl noch genug vorhanden war.
»Knauer, ihn haben Sie ja schon kennengelernt«, sagte Bolhardt, »wohnt in Australien. Einer lebt in Hannover und der dritte in Goslar. Den in Goslar, Karl Ede, können Sie als Verdächtigen auch streichen. Er sitzt seit zwanzig Jahren im Rollstuhl. Erstaunlicherweise haben wir uns alle, bis auf Knauer, Australien ist einfach zu weit entfernt, ein paar Mal hier in Zorge getroffen und über die alten Zeiten gesprochen. Auch über die Salamanderhöhle. Beim letzten Mal, das ist jetzt fünf Jahre her, haben wir der Höhle sogar einen Besuch abgestattet. Karl haben wir den Hang hinauf und in die Höhle getragen. Er sollte schließlich den wichtigsten Ort seiner Kindheit trotz seiner Behinderung einmal wieder sehen können.«
»Waren damals eigentlich auch die dabei, die noch in der Umgebung leben?«, fragte Sandra.
»Ja«, antwortete Bolhardt.
»Hm. Und wirklich keinem von ihren Freunden trauen Sie einen Mord zu?«, hakte Sandra nach.
»Na, ja, ausschließen kann ich das natürlich nicht, denn wen kennt man schon so genau. Aber keiner ist meines Wissens nach straffällig geworden.«
Und wenn es eine Person gibt, vielleicht ein Tourist oder Höhlenforscher, der die Höhle entdeckt hat, dachte Sandra. Sie fragte Bolhardt danach.
»Dass ein zufällig vorbeikommender Wanderer die Höhle entdeckt haben könnte«, antwortete er, »kann ich mir kaum vorstellen, denn der Höhleneingang ist sehr klein und als solcher kaum zu erkennen. Außerdem verdecken ihn dichte Büsche. Ein Wanderer geht ja auch nicht so einfach den steilen Hang hinauf. Aber das haben Sie ja selbst schon gesehen.«
Ja, da hatte Bolhardt natürlich recht, dachte Sandra.
»Und dass Höhlenforscher die Salamanderhöhle entdeckt haben könnten, kann ich mir auch nicht vorstellen«, fügte der Bürgermeister hinzu, »die interessanten Höhlen kommen in der Karstlandschaft in Walkenried, Neuhof und weiter im Südharz bis nach Sangerhausen vor.«
»Herr Gronert, haben Sie noch Fragen an Herrn Bolhardt?«, fragte Sandra den Praktikanten.
»Äh… nein«, sagte dieser etwas verunsichert.
Oh, habe ich ihn nun aus dem Konzept gebracht, weil ich im erlaubt habe, Fragen zu stellen, schmunzelte Sandra in sich hinein.
Es war kurz vor achtzehn Uhr, als Eckert vor dem Fahrradgeschäft von Ollhardt einen Parkplatz fand. Er stieg aus dem Auto, holte das Mountainbike, das sie in der Salamanderhöhle gefunden hatten, aus dem Kofferraum und marschierte damit in den Laden. Eckert wusste, dass sein Chef Pierre Rexilius die Ollhardts seit vielen Jahren kannte. Rexilius hatte all seine Fahrräder und das Zubehör immer hier gekauft.
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