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ES WIRD DÜSTER! Auftragskiller verfolgen Fal und die anderen Verbannten auf ihrem Weg durch eine fremde Welt, in der mehr Gefahren lauern, als sie es sich jemals hätten erträumen können. Zur selben Zeit ist Toverun in Aufruhr. Es scheint, als gleiten Präsident Fillgert die Fäden aus der Hand. Er ist immer noch fest entschlossen, sie nicht vollends loszulassen. Koste es, was immer es wolle. Auch wenn er dafür die Spielregeln ändern muss. Vergangenheit trifft auf Gegenwart, als die Verbannten ihre grausamen Geschichten erzählen. Wie groß ist der Unterschied zwischen Gut und Böse und kann jemand, der so schreckliche Dinge getan hat, noch etwas Gutes vollbringen? Wer ist Freund und wer ist Feind?
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Seitenzahl: 397
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Dieses Buch enthält potenziell triggernde Inhalte zu folgenden Themen:
Folter, Gewalt, Mord, Mobbing, Kannibalismus, sexuelle Gewalt, Depressionen, Suizid, Drogenmissbrauch, Prostitution und sexuelle Inhalte.
Für meine Schwester Rebecca
♥
Barbareanus ruft uns!
Für mich gilt: Kein Millimeter nach rechts. Nie wieder ist jetzt! Wer etwas anderes sagt und meint, er müsse Hass und Hetze verbreiten, hat bei mir und meinen Büchern keinen Platz. Wir müssen als Gesellschaft zusammenarbeiten, um unsere Demokratie, unsere Menschlichkeit und unseren Frieden zu sichern. Diese Bücher sollen ein sicherer Hafen sein! Antidemokratische Haltung wird hier keinen Nährboden finden, denn hier bestimmen die Werte Gleichheit, Gerechtigkeit und Zusammenhalt.
40 Made Of Stone
– Somewhere Else/ No Special Place In Time
41 The Barn
– 29. September
42 Skin
43 Dear Diary
44 Paperbox
– A While Ago
45 The Hole In The Ground
– 30. September
46 Waell
47 The Ugly Truth
48 Sister, Sister
– A While Ago
49 Revenge, Revenge
50 The Main Characters
– 2. Oktober
51 Sad Boy
– A While Ago
52 Old Friends
53 Not Alive
– 2.–3. Oktober
54 Xane
55 Deals With The Devil
– A While Ago
56 A Broken Heart
57 The Head
– 3. Oktober
58 Loser?
59 The Leader
60 Shattered Glass
– 3. Oktober
61 The Cliff
– 3. Oktober
62 Empty House
– 3. – 4. Oktober
63 Beating Hearts
– 4. Oktober
64 Plan
– 4. Oktober
65 Grearts/The Dead
66 WoodCrown
67 i lost my mind
– 4. Oktober
68 Nothing Left
69 fneep
– 4. Oktober
70 APERFECTPLACETODIE
71 DeadSpy
– 5. Oktober
72 Salt
73 Where The Fuck Is My Comb?
– 5. Oktober
74 Running From Stairs
– 6. Oktober
75 A
– 7. Oktober – Mitternacht
76 Die Zwei Dunklen
77 BIG EYES
78 Cut Me Open, Rip Me Apart, Drink My Blood, Eat My Flesh, Break My Bones And Do It Slowly
79 Something In Between
– 8. Oktober
80 The Son
81 Safespot
– 9. Oktober
82 DAYONE/Death Of A King
83 “Faldor Feyn”
84 Blood And Smoke
– 13. Oktober
85 Genau Wie Er Es Sich Wünschte
Er atmete ein, langsam grub sich frische Luft in seine verhärtete Lunge, es knackte in seinem Inneren.
Nicht fähig sich zu rühren, saß er da.
Alles war still um ihn herum. Nichts rührte sich.
Sie waren fort. Sie waren alle fort.
Sie hatten ihn im Stich gelassen. Er schrie, doch sein Mund öffnete sich nicht. Kein Ton war zu hören. Oder vielleicht hörte er sich nur selbst nicht mehr.
Wut brannte in ihm wie ein Feuer, lodernd schlug er um sich, doch seine Arme bewegten sich nicht. Er versuchte sich zu befreien, sein Gefängnis von sich zu stoßen.
Wie hatte sie es nur wagen können. Noch schaffte er es nicht hinaus. Noch.
Doch er wusste, der Fluch war gebrochen. Etwas war erwacht, tief in seinem Innern. Und irgendwo anders ebenfalls.
Er würde wieder auferstehen. Er würde sie alle wieder um sich scharen und er würde mächtiger sein als jemals zuvor.
Erneut schrie er, aus Zorn, Wut und Verzweiflung, und er sendete seinen Ruf aus und lockte sie zu sich. Er wollte Rache. Sein Zorn war nicht mehr zu bändigen.
Er wusste, was er brauchte. Hoffte, sie würden seiner Stimme folgen, hoffte, sie würden sich ihm wieder ergeben.
Sein Ruf war lang und er hallte wider. Manch einer mag das Rauschen des Windes vernommen haben, das so anders klang als sonst. Überall auf den Welten verkrochen sich Gestalten in ihre Höhlen, kauerten sich zusammen, voller Angst vor dem, was jetzt kommen würde.
Sie hörten das Verlangen nach Blut.
Das Blut würde ihn erwecken. Und es gab nichts, was ihn stoppen konnte.
Ein Knacken ertönte, sein Mund formte sich zu einem Lächeln. Und er sprach, zum ersten Mal seit hunderten von Jahren.
»Ich werde dich töten, Mutter. Und meine Rache wird grausam sein.«
Und irgendwo, tief im Dunkeln verborgen, öffnete Scott seine Augen und brüllte aus Leibeskräften.
Der Boden war nicht so weit entfernt, wie ich gedacht hatte, und doch blieb mir beim Aufprall die Luft weg. Neben mir keuchte Kara und irgendwo in der Nähe schrie Cliff. Einer der anderen musste einen Zauber angewendet haben, sodass wir uns bei der Landung nicht alle Knochen brachen.
Ich richtete mich auf, der Kies, der den Boden neben den Gleisen bedeckte, bohrte sich in meine Handflächen. Kara stemmte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht in die Höhe, ihr Fuß schien verdreht zu sein und sie fluchte leise.
Ich lief zu den anderen hinüber. Peit hatte nur einen kleinen Kratzer auf der Wange und schien sonst unversehrt zu sein. Earl war ebenfalls nicht stark verletzt, das viele Blut auf ihm, das mich auf dem Zugdach erschreckt hatte, schien mehr von anderen zu stammen als von ihm selbst. Bei Fera wusste ich nicht, ob sie noch blutete, das Blut hatte ihr halbes Gesicht rot gefärbt, aber so, wie sie sich bewegte, schien es auch nicht ihres zu sein. Ich versuchte meine Gedanken nicht zu den Unschuldigen im Zug wandern zu lassen. Wie viele hatten für unsere Anwesenheit bezahlen müssen?
Cliff war blass und Earl besah sich sogleich seine Schulterwunde. Gaven umklammerte immer noch seine Hand, die das Messer von Fillgerts Auftragsmörder durchbohrt hatte, und fauchte Fera an, sie nicht anzufassen. Seine Haare hatten sich aus dem Pferdeschwanz gelöst und sahen, obwohl er sie geschnitten hatte, wieder zerzaust aus.
»Es ist nicht besonders tief«, sagte Earl, kramte eine kleine Dose aus seiner Tasche – Vee musste sie ihm mitgegeben haben –, nahm einen Finger voll Creme und fuhr über Cliffs Wunde. Nichts passierte.
»Warum passiert nichts?«, rief Cliff panisch.
»Ich glaube …« Earl fuhr erneut über die Wunde. Eine dünne Schicht aus Haut zog sich nun darüber. »Ich glaube, die Klinge war vergiftet. Wir haben hier draußen nicht genügend Mittel, um deine Verletzung vollständig zu heilen.« Er half Cliff auf die Beine. »Kommt, wir müssen verschwinden. Wer weiß, wie viele Mörder hier noch sind.«
Er und Fera stützten Cliff, und wir überquerten den Kiesabschnitt und liefen auf eine Wiese, die vom Nebel fast ganz verschluckt wurde. Der Regen verschlechterte unsere Sicht und ich musste mir immer wieder über die Augen wischen.
Meine nasse Kleidung erschwerte das Gehen und in meinem Körper pochten leise Schmerzen, die ich zu ignorieren versuchte.
»Bleibt zusammen«, sagte Fera, und wir stolperten orientierungslos in den Nebel hinein.
Irgendwann hörte der Regen auf und der Nebel verzog sich. Meine Beine schmerzten und ich klaubte immer wieder kleine Scherbensplitter aus meinem Haar heraus.
Ich stützte Kara, die alle paar Minuten ihren Fuß und den Zug und jeden, der darin gesessen hatte, verfluchte.
Ich wusste nicht, wie weit wir gelaufen waren, doch schließlich gelangten wir zu einem kleinen Waldstück.
Wasser tropfte von den Blättern – ein beruhigendes Geräusch, das mich an zuhause erinnerte. Man konnte die Schienen von hier aus nicht mehr sehen.
»Dort«, sagte Gaven und deutete mit seiner heilen Hand auf eine Hütte zwischen den Bäumen. Tief sog er die Luft ein und nickte Earl zu. »Es ist niemand da.« Er war blass geworden.
Zusammen mit Peit ging ich vor und drückte die Klinke hinunter. Die Tür war verschlossen. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich auch verletzt war. Meine Hände waren aufgeschnitten, meine Schuhe vom Feuer angesengt worden und auch die Scherbe, die in meinem rechten Schuh steckte, machte sich nun bemerkbar. Wir brachen das Schloss auf und betraten die Hütte.
Es schien schon lange niemand mehr hier gewesen zu sein. Staub lag auf Regalen und einem Tisch, das Bett hatte keine Matratze und eine Ratte flitzte vor uns davon.
Wir legten den vor sich hin fluchenden Cliff auf den Esstisch und Fera verschloss die Tür von innen.
Earl zog Cliff das Oberteil aus. Seine Wunde hatte einen schwarzen Rand bekommen. Es schien, als würde sich das auströpfelnde Blut verhärten, und es bog sich in Form einer Pflanze aus der Wunde heraus.
»Verdammt«, sagte Earl, was Cliff nicht sonderlich beruhigte.
»Was ist denn?!«, brüllte er. Earl sah zu Fera hinüber, die aber nicht darauf achtete und stattdessen mich gegen die Wand drückte.
Kara stieß einen protestierenden Schrei aus. Sie hatte sich auf das Bettgestell gesetzt und wollte aufstehen, doch ihr geschwollener Knöchel ließ das nicht zu.
Fera funkelte mich an. »Was wollten die von dir? Und warum kannten sie dich?«
»Ich weiß es nicht!«, rief ich und drückte sie weg. »Ich hab den Typen nur ein Mal gesehen, Tage, bevor wir verstoßen wurden!« Ich hatte gar nicht schreien wollen. »Ich weiß nicht, was die wollten!«
»Fera, ich brauche dich hier!«, sagte Earl streng. Wie um sich zu beruhigen, strich sie sich über ihren Kopf, ehe sie sich Earl zuwandte, aber nicht ohne mir noch einen finsteren Blick zuzuwerfen.
Sie hielten beide die Hände über Cliffs Wunde. Wie aus einem Munde flüsterten sie Zauber, die jenseits meines Wissens lagen, und die Wunde verschloss sich, doch wieder floss Blut heraus und auch eine schwarze Flüssigkeit. Das sah nicht besonders gut aus. Cliff stöhnte schmerzvoll auf und bohrte seine Fingernägel in das Tischbein. Wunden zu heilen war ein aufwendiger Prozess, man brauchte dafür Hilfsmittel, Zauber und starke magische Kraft. So viel wusste ich. Doch all das fehlte uns an diesem Ort.
Earl zog einen Verband aus seinem Rucksack und wickelte ihn mehr schlecht als recht um die Wunde. Cliff blieb auf dem Tisch liegen und nachdem Earl ihm etwas zu trinken gegeben hatte, schlief er ein. Nun machten Fera und Earl sich daran, die Wunden der anderen zu verarzten. Earl trocknete unsere Kleidung so gut wie möglich, aber ich konnte sehen, wie viel Kraft es ihn kostete.
Draußen hatte es erneut zu regnen begonnen, es prasselte schwer auf das Dach und gegen die Fensterscheiben. Ich fühlte mich so erschöpft wie noch nie und wischte mir über die Augen, ich wollte nicht weinen. Nicht wenn all die anderen dabei waren.
Fera schiente Karas Fuß mit einem schwachen Zauber, sodass der Knochen steif wurde, und strich etwas von Vees Wundersalbe über den Knöchel. Earl bestrich Gavens Hand mit einem Öl und wickelte einen Verband darum. Das Messer des Ziegenbarts hatte kein Gift in sich getragen.
»Wenn wir zuhause wären«, sagte Earl und deutete auf Cliff, der zischend atmete, »dann wäre diese Wunde absolut kein Problem.«
Ich wusch mir die Hände – immerhin kam in dieser verlassenen Hütte noch Wasser aus dem Hahn – und zog mir den rechten Schuh aus, schnappte mir einen Verband und schlang ihn um die Wunde, die die Scherbe verursacht hatte, dann schlüpfte ich sofort wieder in den Schuh und steckte meine Hände in die Jackentaschen. Ich wollte nicht, dass sie noch mehr Magie und Creme wegen mir verschwendeten, wenn es nur ein paar Kratzer waren.
»Er kann nicht mehr mitkommen«, sagte Fera, während Earl eine Wunde an ihrem Kopf umwickelte. Anschließend wusch sie sich das Blut aus ihrem Gesicht und setzte sich dann ein paar Meter von Cliff entfernt auf einen Stuhl.
Earl band sich die Haare zusammen. »Ich weiß.« Er sah Peit an, der auf einem Stuhl zusammengesunken war und, seitdem wir aus dem Zug geflohen waren, nichts mehr gesagt hatte. »Peit.« Langsam hob er den Kopf und sah Earl an. »Meinst du, du kannst mit Cliff nach Hause gehen und ihn sicher zu Vee bringen? Er braucht dringend ihre Hilfe.«
Peit zögerte. »Was, wenn noch weitere Leute kommen?« Seine Stimme war voller Angst, man konnte es ihm nicht verübeln. Er hatte gerade miterlebt, wie stark Magie sein konnte und wie Leute ermordet wurden, was Magie alles innerhalb von ein paar Sekunden anrichten konnte, und er hatte nur eine halbe Hälfte gesehen.
Dennoch war es für einen Normalen noch einmal anders als für einen Magischen, der mit dem Wissen der Magie und mit Mord um sich herum aufgewachsen war. (Wahrscheinlich war es auch nicht normal, in der magischen Welt mit dem Wissen von Mord und Gewalt aufzuwachsen, aber der Krieg war nicht so lange her. Es gab immer noch viel Angst.)
Wenn ich darüber nachdachte, war heute tatsächlich der erste Tag, an dem ich jemanden sterben gesehen hatte. Hätte es mich nicht eigentlich mehr interessieren müssen, hatte ich einfach schon zu viel gehört? Ich hatte nicht gedacht, dass man so einfach verkraftete, dass jemand vor seinen Augen starb, doch offenbar schien es mich recht kaltzulassen. Oder ich stand einfach noch unter Schock, wer wusste das schon.
Kara schien, ihren Knöchel umklammernd, in Gedanken versunken zu sein. Als ich mich neben sie auf das Bettgestell setzte, lächelte sie knapp und lehnte ihren Kopf gegen meine Schulter.
Earl setzte sich auf einen Stuhl mit nur drei Stuhlbeinen und wippte hin und her.
»Es tut mir leid«, sagte er. »Hätte ich gewusst, was passiert, hätte ich euch nicht mitgenommen.« Er wandte sich wieder Peit zu, um seine Frage zu beantworten. »Ich kann dir nicht versprechen, dass niemand mehr kommt. Aber es wird mindestens einen Tag brauchen, bis mein Bruder es erfährt und er neue Leute losschickt, oder sie uns finden. Es dürfte kein Problem für euch sein zu fliehen. Ich werde euch ein Auto besorgen.«
Peit nickte langsam. »Ich denke, das geht klar.« Ich glaubte, dass er es nur sagte, damit er sich die Chance nicht verbaute, mitgenommen zu werden.
»Wenn jemand noch mit den beiden mitgehen will, halte ich euch nicht auf.« Earl sah vor allem Kara an, doch sie schüttelte energisch den Kopf. »Ich werde nicht gehen.«
Vielleicht hätte sie sogar zugestimmt. Aber ich wusste, dass sie Angst hatte und nicht mit einem Verletzten und einem Normalen reisen wollte. Es war auch nur verständlich, auch ich war nicht besonders scharf darauf.
»Wir werden morgen weiterreisen«, sagte Earl. »Wenn es aufgehört hat zu regnen und Cliff sich ein wenig erholt hat.«
Er stand auf und betätigte einen Schalter am Herd und zur Überraschung aller flammte eine kleine Flamme auf. Earl lachte triumphierend.
Ich wollte am liebsten noch etwas sagen – dass ich nicht wusste, was die Typen gewollt hatten und irgendetwas. Doch ich wusste ja auch nicht mehr. Nur, dass ich mal diesen Ziegenbarttyp komplett betrunken geküsst hatte und ich verstand wirklich nicht, warum er mich umbringen wollte. War ich denn wirklich so schlecht?
Der Typ hatte gesagt, Fillgert hätte ihn geschickt. Warum wollte Fillgert uns töten und warum hatte der Typ gesagt, dass er mich wollte?
Was hatte das alles zu bedeuten? Sie hatten uns zwar töten wollen, aber sie waren auch gleichzeitig das erste Zeichen der magischen Welt, das wir bisher erlebt und das Earl, Fera und die anderen wahrscheinlich seit mehreren Jahren gesehen hatten.
»Sie müssen Tränke haben«, sagte ich und sah die anderen an. »Wenn sie hergereist sind, sind sie mit Tränken gekommen.«
»Blitzmerker«, sagte Fera und Earl stupste sie an.
»Wir könnten sie holen.« Ich stand auf. »Wenn wir jetzt losgehen, dann …«
Earl unterbrach mich. »Nein.« Er hob die Hand.
»Wenn sie gestorben sind, werden sie jetzt schon geborgen. Wenn nicht, dann sind sie wieder weg. Wir hätten schneller reagieren müssen.«
»Ja, das stimmt«, sagte Gaven. »Wir waren ja nur abgelenkt dadurch, dass sie uns töten wollten!« Er schrie und warf einen Stuhl durch die Gegend. »DAS ERSTE ZEICHEN!« Er schrie abermals und schlug gegen die Wand.
Fera trat einen Schritt auf ihn zu. »Beruhige dich, Gaven!«
Gavens Fingernägel wuchsen, er fuhr sich durch das zerzauste Haar. »Ich. Will. Mich. Nicht. Beruhigen!« Mit jedem Wort schlug er auf die Wand ein. Das Holz der Hütte brach und ich hörte es in der Wand rascheln.
»GAVEN!« Earl sprang auf, packte ihn bei den Schultern und zog ihn an sein Gesicht heran. »Ja, es war ein Zeichen und es wird weitere Zeichen geben. Es hat begonnen, es wird einen Weg geben. Das ist nicht die Zeit aufzugeben!« Er schüttelte Gaven, der ihn reglos anstarrte, seine Augen verloren den irren Glanz und er sackte auf dem Boden zusammen.
Earl trat von ihm weg, schnappte sich einen Topf und reinigte ihn, schmiss anschließend Nudeln aus seinem Rucksack hinein und schaltete eine der Herdplatten an. Irgendwann ging der Herd aus und dann ließen er und Fera den Topf vor sich schweben und wechselten sich mit dem Erhitzen des Wassers ab.
Nachdem die Nudeln fertig waren, aßen wir sie schweigend. Draußen setzte ein Gewitter ein und Donner grollte, als Cliff wieder aufwachte und sich mühsam aufrichtete. Er konnte sich kaum bewegen.
Earl fütterte ihn mit einigen Nudeln, an denen er sich fast übergab, danach wollte er nichts mehr essen. In der Mitte der Hütte entfachte Earl ein Feuer und um uns zu wärmen, versammelten wir uns alle davor.
»Ist es immer so?«, fragte Peit. »Bei euch zuhause auf Toverun? Kämpfe und Mord?«
Cliff saß gegen Fera gelehnt da und konnte die Augen nur angestrengt offen halten. Er war in Earls Mantel gehüllt und Fera streichelte abwesend seinen Arm, ohne auf das zu achten, was gerade geredet wurde.
Earl schüttelte den Kopf.
»Es gab viele Kriege und Schlachten. Viele, von denen niemand weiß, dass sie passiert sind. Und es wird auch aufs Neue Kriege geben, aber es ist ein wundervoller Ort. So unbeschreibliche Schönheit habe ich noch nie gesehen und ich wusste es erst wirklich zu schätzen und habe die Schönheit erst erkannt, als ich hier angekommen bin.«
»Ich habe Angst«, sagte Peit und sah uns an. »Ich hab gedacht, ich sterbe in diesem Zug.« Er rieb sich über die Augen.
Earl klopfte auf seinen Rücken. »Es kann sehr beängstigend sein«, sagte er. »Aber wir haben alle überlebt und wir werden alle überleben.« Er lächelte uns an. Ich glaubte, er hatte durch all das neue Hoffnung geschöpft und war nun bereiter denn je, alles dafür zu tun, einen Weg nach Hause zu finden. Er zwinkerte mir zu und ich musste an Illn denken, wahrscheinlich hatte er schon eine Nachricht geschickt und wurde nur aufgehalten. Ich war mir sicher, dass er Lanees Mutter alles erzählt hatte, und wahrscheinlich hatte er einfach länger gebraucht, um zu antworten.
»Wisst ihr«, sagte Peit. »Ich bin euch so dankbar. Für alles, was ihr mir gezeigt habt. Dafür, dass ihr mir eine andere Welt gezeigt habt und dass ihr mir gezeigt habt, dass es mehr gibt als nur dieses Leben, dass es Hoffnung gibt.« Er grinste und die anderen lächelten traurig. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, und ich glaubte auch nicht, dass ich derjenige war, der etwas sagen sollte.
»Wir danken dir.« Earl klopfte Peit auf die Schulter.
»Was meinst du mit Schlachten und Kriegen, von denen niemand etwas weiß?«, fragte ich neugierig. Warum sollte etwas wie eine Schlacht vor uns verborgen werden?
Earl grunzte unsicher und sah kurz zu Gaven hinüber.
»Toverun ist schon so alt. Es kann nicht alles berichtet werden. Eine kleine Schlacht kann der Untergang für viele Menschen sein, aber nicht bedeutend genug, um ein gesamtes Buch zu schreiben. Die Leute entscheiden sich nur dazu, über etwas zu schreiben, das des Schreibens lohnenswert ist. Es weiß nicht einmal jeder über die Schlacht der Drachen Bescheid. Die Welt ist groß, Fal, größer, als wir alle denken.« Er lachte und auch ich musste lächeln, doch ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, dass man nicht mehr wusste über die Geschichte des Planeten, auf dem wir lebten. Aber wahrscheinlich war es wirklich zu viel zu berichten und man konnte gar nicht alles über die Vergangenheit lernen.
»Es war wirklich schlimm«, sagte Kara und hielt ihre zitternden Hände über das Feuer.
»Der Typ meinte, Fillgert hat ihn geschickt«, sagte Cliff matt, machte das Peace-Zeichen und kicherte in sich hinein.
»Ja, das wissen wir.« Fera tätschelte Cliff die Schulter.
Durch die Decke tropfte Wasser auf den Boden.
»Warum sollte er uns töten wollen?« Earl strich sich über den Bart.
»Er hat dich verstoßen!«, sagte Fera.
»Ja, aber wenn er mich hätte töten wollen, hätte er es schon viel früher tun können. Warum ausgerechnet jetzt?«
»Warum sollen wir wissen, was in dem gestörten Kopf deines Bruders vorgeht?«, knurrte Gaven.
»Er war nicht immer so«, sagte Earl und versank offenbar in Gedanken.
Den restlichen Tag verbrachten wir damit, uns Geschichten zu erzählen, Fera und Earl erzählten von ihrer Schulzeit und auch Kara und ich gaben unsere Lieblingsgeschichten zum Besten.
Peit stellte fest, dass die Schule dort gar nicht so anders war wie die Schule hier. Bis auf die Magie natürlich.
Es war eigentlich ein schöner Abend, irgendwann jedoch wurden wir alle still und hingen unseren Gedanken an den Tag und die Leute hinterher, die uns angegriffen hatten. Ich versuchte einen Zusammenhang herauszufinden, allerdings wollte es mir nicht gelingen. Warum?, war die einzige Frage, die sich in meinem Kopf wiederholte und mich, als wir uns auf den harten Boden hinlegten, nicht schlafen ließ.
Lanee saß auf dem Bett. Sie hatte Angst, schon die ganze Zeit plagte sie sie. Sie hatte Angst vor diesem Ort und vor den Leuten hier, die alle Mörder oder Schlimmeres waren. Zwar war Stan derjenige, wegen dem sie hier waren, doch er verstand sie. Er fühlte genau dasselbe wie sie. Und nun hatten Fal und Kara sie auch noch verlassen, sie war verzweifelt.
Da öffnete sich die Tür und Stan betrat das Zimmer. Er trug einen Rucksack über den Schultern, seine Miene wirkte grimmig.
Sie sah wie automatisch auf seine Hand hinab. Die Haut wellte sich etwas nach oben wie Papier, das langsam verbrannte, und gab zusehends mehr von seiner gläsernen Hand frei. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis seine gesamte Haut abgefallen war. Im Gesicht wurde sie schon immer dünner, und Stans Augen waren fast durchgehend rot unterlaufen, auch sie wurden mit jedem Tag glasiger und sahen mehr und mehr so aus wie vor seiner Verwandlung.
»Was hast du vor?«, fragte Lanee und in ihrer Stimme lag Angst. Würde er sie nun auch verlassen wie all die anderen vor ihm?
Ihr Herz klopfte laut, sie konnte nur noch schwer atmen.
»Wir gehen weg von hier.« Stan warf ihr ihre Tasche zu, die sie von ihrer Mutter bekommen hatte.
»Aber was ist mit Fal und Kara?«, fragte Lanee, während sie ihre Tasche nahm und über ihre Schulter schwang. Ihre Stimme klang schwach und nach Tränen.
Sie drehte sich von Stan weg.
»Sie haben uns verlassen, sie haben uns zurückgelassen. Sie sind jetzt Teil von denen. Wir müssen fliehen, solange wir noch können.«
Lanee nickte und dachte an die Worte ihrer Mutter, die an Fal gerichtet gewesen waren: »Lass sie nicht allein! Lasst euch nie allein!« Doch genau das hatte Fal getan. Er hatte sie und Stan zurückgelassen, in einem Haus voller Mörder und grausamer Leute.
»Okay.« Sie nickte. Stan nahm ihre Hand und führte sie nach unten.
Die Blicke der Leute hafteten an ihnen, doch Lanee versuchte nicht darauf zu achten. Die Angst hatte sie gepackt, wo sollten sie nur hingehen, was sollten sie tun.
Doch schon hatte Stan die Eingangstür aufgestoßen und war mit ihr hinausgestürmt. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
»Siehst du. Ganz einfach.« Er zog sie weiter über den Schotterweg zum Waldrand hinüber.
Da sagte eine Stimme hinter ihnen: »Wo wollt ihr denn hin?« Es war Vee, sie trug ihr grünes Kleid und lächelte die beiden an.
»Wir gehen«, sagte Stan und stellte sich schützend vor Lanee. Vee seufzte und verdrehte die Augen.
»Das kann ich nicht zulassen, tut mir leid.«
»Ihr müsst uns gehen lassen, wenn wir gehen wollen«, schrie Lanee.
Vee sah sie über Stans Schulter hinweg an. »Das willst du doch nicht wirklich«, sagte sie. »Diese Welt ist kein schöner Ort. Man überlebt nicht leicht, wenn man nicht zu Hause ist.
Alles ist anders hier. Meine Schwester und ich hätten kaum überlebt, wären wir nicht zu Earl gekommen …«
»Dann sind Sie halt eben schwächer als wir. Sie blöde Schlampe!«
Lanee zuckte bei der Beleidigung zusammen. Sie dachte daran, wie freundlich Vee zu ihr gewesen war, als sie hier angekommen waren.
»Und jetzt lassen Sie uns gehen.« Stan wollte sie nach hinten schleudern.
»Oh«, sagte Vee und in ihren Augen funkelte es kurz, als sie Stans magischen Versuch mit dem Schlenker ihres Zeigefingers abblockte. »Du nennst mich nicht Schlampe.«
Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken oder eine Bewegung zu machen, fiel Stan nach hinten um. Ohnmächtig von Vees Zauber befallen.
Lanee schrie auf, fing Stan auf und legte ihn sanft auf den Boden. Tränen strömten über ihr Gesicht. »Was haben Sie getan!« Sie schüttelte Stan, der sich nicht regte, aber langsam ein- und ausatmete.
»Er schläft nur.« Vee kam auf Lanee zu. »Lanee. Versteh doch, ich will nur das Beste für dich und deine Freunde. Dort draußen könnt ihr nicht überleben.«
»Nein!«, schrie Lanee. »Ich glaube Ihnen nicht! Sie sind eine Mörderin!«
Vee lachte leise und kniete sich dann zu ihr. Lanee wich von ihr weg, doch Vee legte die Hände auf ihre Schläfen und schloss die Lider. Lanee konnte sich von einem auf den anderen Moment nicht mehr bewegen und Vee verschwamm vor ihren Augen. Sie sah einen Mann am Boden, er lag dort und schrie, während jemand über ihm stand und seine Hand auf und ab bewegte. Es knackte fortwährend und der Mann schrie lauter und spuckte Blut, als sich die Knochen seines rechten Armes durch seine Haut bohrten.
Dann erhob sich eine Gestalt aus dem Schatten des Raumes. Lanee sah sich um. Sie konnte Vees Gesicht und das ihrer Schwester an einem kleinen Fenster erkennen. Die Gestalt erhob sich und lief über das Blut am Boden. Es war Fillgert.
Er sah auf den Mann hinunter und dieser sah in seine Augen. Tränen liefen über Vees Gesicht und sie packte die Hand ihrer Schwester.
Fillgert pfiff und aus dem Schatten kroch auf allen vieren eine Gestalt mit langen Beinen auf den Mann am Boden zu. Ihr Gesicht war verzerrt. Die Kreatur streckte lange Finger nach dem Mann aus und zog ihn in die Dunkelheit.
»Ein neuer Freund«, sagte die Kreatur und kicherte, während sie mit dem Mann im Dunkeln verschwand, und dann hörte man nur noch die Schreie des Mannes.
Lanees Blick wurde klarer und sie sah wieder Vee vor sich knien.
»Was war das?«, fragte sie erschrocken. Die Schreie des Mannes hallten in ihrem Kopf wider.
»Das war mein Bruder Nate. Er wurde von Fillgert gefoltert, weil er irgendetwas herausgefunden hatte, und meine Schwester Fera wollte Fillgert deswegen töten und unseren Bruder befreien. Sie hat es nicht geschafft und so wurde sie verstoßen. Ich kam mit ihr. Wir sind keine schlechten Menschen, Lanee, und das bist du auch nicht.«
Lanee sah zu Boden und ließ sich von Vee auf die Beine helfen.
»Ich will einfach nur wieder nach Hause.« Sie wischte sich übers Gesicht.
»Das will jeder von uns«, sagte Vee. »Deswegen müssen wir zusammenhalten. Es wird alles gut werden. Ich verspreche es dir.« Sie führte Lanee zum Haus zurück. Stan schwebte hinter ihnen her, seine Beine kratzten über den Boden. »Ich kann verstehen, dass du Angst hast. Das ist ganz normal.« Lanee nickte. Es fühlte sich nun etwas sicherer an, zu wissen, dass wenigstens Vee keine brutale Mörderin war. Wenigstens irgendjemand, der noch für sie da war.
Sie brachten Stan in sein Zimmer, in dem er sich ausschlafen sollte.
»Dein Bruder«, sagte Lanee, während Vee sie durch die Gänge in den Gemeinschaftsraum führte, in dem Karas Vater mit ein paar anderen Leuten saß und sie anlächelte, als sie den Raum betraten. »Lebt er noch? Und was war das für ein Wesen?«
Vee lächelte traurig. »Ich kann dir beides nicht beantworten.« Sie setzte sich mit ihr an einen freien Tisch und reichte ihr eine Tasse Tee. Lanee trank einen großen Schluck. »Ich habe nur davon gehört, dass es einer der Rapplatuk, mit denen die erfolglosen Experimente durchgeführt wurden, sein könnte. Aber wie gesagt, sie waren meistens erfolglos. Also bin ich mir nicht sicher.«
»Aber Rapplatuks sind doch eigentlich friedliche Waldwesen.«
»O ja.« Vee nickte. »Das sind sie meistens.« Sie lächelte Lanee an, doch weitere Erklärungen gab sie ihr nicht.
Lanee atmete tief durch. Auch wenn die Angst sie von innen heraus auffraß, versuchte sie nicht wieder zu weinen.
»Aber was ich weiß, ist, dass ich Nate suchen werde, sobald wir hier rauskommen«, sagte Vee und zwinkerte ihr zu.
Lanee dachte daran, wie der Mann blutend am Boden lag. Sie konnte seine Schreie noch immer hören. »Ich hoffe, dass er noch lebt.«
Eep setzte sich zu ihnen, die Frau mit den langen schwarzen Haaren namens Maggie nahm neben ihm Platz. Lanee wusste nicht, was sie tun sollte, und schlürfte ihren Tee.
»Hey, wie geht es dir?«, fragte Eep sie.
Sie lächelte kurz. »Ganz gut.«
»Sie hat noch ein wenig Angst«, sagte Vee und Lanee wandte den Blick zu Boden.
»Sollen wir es ihr zeigen?«, fragte Eep, und Vee nickte.
Maggie verdrehte die Augen. »Ach, kommt schon. Muss das sein.«
»Ich denke ja.« Eep stand auf. »Komm, Lanee.«
Auch Vee erhob sich und nach kurzem Zögern folgte Lanee den beiden. Maggie blieb zurück, sie legte die Beine auf den Tisch und schlug ein dünnes, sehr zerlesenes Buch auf.
Vee und Eep führten Lanee einen Gang entlang, durch eine Tür, dann eine Treppe hinunter, und die Angst raubte ihr den Atem, aber sie blieb nicht stehen. An einer verschlossenen Tür machten sie halt. Ein paar Stücke aus braunem Holz waren in die Eisentür gerammt worden. Hinter der Tür war ein Scharren zu hören und ein leises Stöhnen, das klang, als käme es von einem verwundeten Tier.
»Was ist dahinter?«, fragte Lanee ängstlich, und zu ihrem Entsetzen öffnete Eep die Tür.
Er öffnete sie nur kurz, doch Lanee konnte trotzdem die Frau sehen, die auf dem Boden des kleinen Raumes saß und sie wütend anstarrte. Sie hatte lange braune Haare und große Augen.
Eep schloss die Tür wieder und sie hörten einen Schrei, dann krachte es und die Tür schepperte.
»Wer ist das?«, fragte Lanee.
Eep legte eine Hand auf das Eisen. »Das ist Lori.«
»Warum ist sie hier eingesperrt?«
»Sie ist krank«, sagte Vee. »Sie hat mehrere Leute getötet. Sie sieht sie nicht mehr als Menschen. In ihrem Kopf ergibt das alles keinen Sinn mehr. Sie schreit die ganze Zeit: Sie sind tot, sie sind tot.«
»Kann man ihr nicht helfen?«
»O doch, das kann man.« Vee lächelte ihr zu.
»Aber nicht hier, ihre Krankheit ist schlimm, aber nicht unheilbar. Wir wollten sie dir zeigen, damit du weißt, dass Fillgert Leute verstößt, die keine Kontrolle darüber haben, was sie tun. Wir sind keine schlechten Menschen.«
Lanee starrte immer noch auf die Tür. »Warum bricht sie die Tür nicht einfach auf?«
»Oh, das versucht sie.« Eep deutete auf die kleinen Holzstücke, die in die Tür gedrückt waren. »Das ist Blauweidenholz. Gaven hatte es bei sich, es unterdrückt die Magie. Bist du in einem Raum oder einem Haus, das nur aus Blauweidenholz gebaut ist, verlierst du im Laufe der Zeit deine Magie. Du kannst sie nicht mehr anwenden. Deswegen kann sie diese Tür nicht aufbrechen, sie unterdrückt ihre Magie.«
Lanee nickte. Sie hatte schon vom Blauweidenholz gehört und wie gefährlich es sein konnte. Auf Dauer schädigte es die Magie eines magischen Wesens.
»Könnt ihr sie nicht heilen?«
»Doch, aber nicht hier. Dazu fehlen mir die Mittel«, sagte Vee und machte sich wieder auf den Rückweg. Ihre Schuhe klackerten über den Boden. »Wenn wir zuhause sind, werde ich ihr helfen.« Sie blickte über die Schulter. »Ich kann es kaum erwarten, sie kennenzulernen.«
Eep folgte ihr und Lanee beeilte sich von den Geräuschen hinter der Tür wegzukommen. Am Ende der Kellertreppe hielt Vee ihnen die Tür auf und sie schlüpften hindurch.
»Wenn du magst, kannst du mir dabei helfen.« Vee strahlte Lanee an.
»Ich hab noch keine ärztliche Ausbildung«, sagte Lanee, musste jedoch lächeln. Vee zwinkerte ihr zu.
»Ein Praktikum kann gar nicht schaden.«
Ihre Mutter würde bestimmt ausrasten, wenn sie wüsste, dass sie hier mit einer Verstoßenen redete und sich so langsam mit ihr anfreundete.
Als sie abends im Bett lag, nachdem sie mit Eep, Vee und Maggie ein paar Kartenspiele gespielt hatte, lächelte Lanee immer noch.
Sie dachte gar nicht mehr an Stan, der in seinem Zimmer aufgewacht war und auf seine Hand starrte, von der sich unablässig die Haut schälte.
Er wischte sich eine Träne aus dem Gesicht und legte sich wieder hin. Es war es alles nicht wert gewesen, er hatte alles verdorben. Er drehte sich zur Wand und zum ersten Mal seit einer langen, langen Zeit wünschte er sich die Tage zurück, als nur er und Fal durch die Wälder geschlichen waren und die schönsten Orte und Tiere entdeckt hatten.
Es war alles verloren.
Alles verloren.
Hallie saß zwischen Enna, Niall, Ian und Georgina. In der verlassenen Hütte nahe am Waldrand waren sie ungestört. Hallie wusste selbst nicht, was sie dazu bewogen hatte, den anderen so etwas in den Kopf zu setzen, und doch fühlte sie eine Aufregung, die ihre Hände leicht zittern ließ. Sie mochte diese Art von Aufregung irgendwie.
»Fillgert hat heute Abend um fünf ein Treffen in dem kleinen Gasthaus am Waldrand«, sagte sie. Ihr fiel der Name des Gasthauses nicht mehr ein. Sie war wirklich sehr aufgeregt. Was sie vorhatten, verstieß gegen etwa fünfhundert Regeln. Während sie das dachte, vergaß sie komplett den Schulaufsatz, den sie über Fillgert schreiben sollte.
Alle Auszüge des Tagebuchs in Der jüngste Präsident aller Zeiten: Wie Fargrim Fillgert Präsident wurde hatten sie sich angeschaut und der Entschluss schien gefasst zu sein. Hallie war ein Jahr jünger als die anderen. Sie hatte sie ein paarmal in der Schule gesehen, aber sie hatte sich nie großartig mit ihnen beschäftigt. Sie hatte auch gehört, was mit diesem Ian auf dem Abschlussball der Abgänger geschehen war. Es interessierte sie eigentlich nicht besonders. Nie hätte sie gedacht, dass sie mal einer Gruppe Schulabgänger dabei helfen würde, das Tagebuch des Präsidenten zu stehlen, und noch weniger hätte sie gedacht, wie viel Freude es ihr bereitete.
»Sollen wir das wirklich tun?«, fragte Georgina. Sie schien sich nun tatsächlich ein wenig Sorgen zu machen.
»O Mann, Georgina«, sagte Enna. »Das wird voll krass. Stell dir doch mal vor, was in seinem Buch drinsteht. Das wird voll krass!«
»Ich bin mir nicht so sicher.« Georgina wandte sich an Hallie. »Bist du dir sicher, dass er weg ist?« Hallie nickte.
»Meine Mutter arbeitet für Fillgert, sie kommt sogar mit ihm mit. Ich weiß es sicher.«
»Aber vor dem Tor stehen immer Wachleute«, sagte Georgina. »Das klappt nie.«
»Dann müssen wir sie ablenken.« Ennas Augen leuchten. »O Mann!« Sie stieß Georgina an. »Dann machen wir voll die Show für die, weißt du noch damals für Andy.«
Georgina lachte. »Ja, Mann, das war so heftig.« Sie dachte noch einen Moment nach, doch sie musste immer wieder grinsen. »Na schön, ich bin dabei.«
»Dann gehen wir rein«, sagte Hallie und wandte sich an Niall. »Ich kann dir den Weg zu Fillgerts Zimmer zeigen, dort wird er sicher sein Tagebuch aufbewahren.«
Niall nickte. »Gute Idee.« Er wirkte auch etwas nervös.
»Und was ist mit mir?«, fragte Ian.
Enna warf ihm einen abwertenden Blick zu. »Um ehrlich zu sein, hat dich niemand eingeladen.«
Ian schwieg, er schien nicht zu wissen, was er tun sollte.
»Er kann Wache halten«, sagte Hallie und fühlte sich wie in einem Buch. Ian warf ihr einen dankbaren Blick zu, Enna verdrehte die Augen. »Ihr wisst, dass das dumm ist, oder?« Hallie wollte sie nicht mal von ihren Plänen abhalten, aber irgendjemand musste ja etwas sagen. »Wir könnten in ernste Schwierigkeiten geraten.«
Enna zog die Brauen zusammen. »Ich dachte, du wärst auch dafür?«
»Das bin ich auch, aber ich denke, wir sollten uns darüber bewusst sein, was wir tun.«
»Wir tun das Richtige«, sagte Niall. »Wir müssen die Unschuld unserer Freunde beweisen. Uns wird schon nichts passieren.« Er grinste, aber Hallie sah, wie seine Mundwinkel zitterten.
Hallie richtete sich auf und in diesem Moment schwang die Tür der Hütte auf. Drei Leute betraten den Raum, sie schienen in Nialls Alter zu sein und grinsten die fünf an. Sie hatte in der Schule von ihnen gehört, sich aber immer im sicheren Abstand zu ihnen aufgehalten. Das waren Bryce und seine Lakaien Roger und Blair.
»Dylan meinte, ihr wollt den Präsidenten bestehlen«, sagte Bryce und hinter ihm kicherte Blair ihr ätzendes Lachen. Roger stand wie immer schweigend neben den beiden.
Niall sprang auf. »Ich wüsste nicht, was dich das angehen sollte, Bryce!«
»Na ja, es geht mich schon etwas an«, sagte Bryce. »Ich meine, es ist der Präsident. Und man sollte ihn nicht bestehlen oder bei ihm einbrechen.« Bryce deutete auf Ian. »Wow, sogar die Schwuchtel habt ihr dabei.« Die anderen beiden lachten laut auf. Ian stürmte an Hallie vorbei und warf sich auf Bryce, schlug ihm ins Gesicht und Blut strömte aus Bryce’ Nase. Der warf Ian nach hinten, wodurch dieser krachend auf einem kleinen Holztisch landete.
»Ihr wollt also Stress?«, rief Bryce und holte aus.
Doch die anderen waren schneller. Hallie riss ihm die Füße vom Boden und Enna schleuderte Blair nach hinten. Roger wollte fliehen, doch Georgina hielt ihn auf und warf ihn auf Bryce, der, halb aufgestanden, erneut zu Boden ging.
Niall half unterdessen Ian auf die Beine, dann eilten sie alle an den sich Aufrappelnden vorbei und schlugen die Tür hinter sich zu.
Hallie drückte die Klinke fest mit der Hand, sodass sie heiß wurde und mit der Tür verschmolz.
»Das sollte sie aufhalten«, sagte Hallie, und die anderen sahen sie erstaunt an. Dann rannten sie durch die Gassen und konnten schließlich zwischen den Dächern hindurch das Präsidentengebäude sehen.
Hallie sah auf ihre Uhr. Es dauerte noch etwa eine Stunde, bis das Essen der Leute von Fillgert anberaumt war.
Sie zog ihren kleinen Briefbeutel aus der Tasche, sie hatte eine Nachricht von ihrer Mutter bekommen. »Gehe jetzt zum Essen. Werde dir etwas mitbringen, wir sehen uns dann heute Abend. Hab dich lieb.«
Hallie lächelte, ihre Mutter wusste nicht, was sie vorhatte, und irgendwie stieg ihre Freude dadurch noch mehr.
Sie steckte den Beutel und den Zettel zurück in ihre Hosentasche.
Es war das erste Mal, dass sie so etwas tat, wahrscheinlich sogar das erste Mal, dass sie mit Gleichaltrigen abhing und etwas unternahm. Es war zwar etwas Illegales, aber ein bisschen Spaß musste ja auch sein. Sie war ein Teenager, da durfte man schon ein paar Sachen machen, die nicht besonders schlau waren, außerdem war sie sich sicher, dass sie nicht die ersten Teenager waren, die in das Präsidentengebäude einbrechen würden. Es war alles sicher, sie hatten es gut durchdacht. Das stimmte doch, oder?
»Sagen wir, ich finde gerade raus, du hast mich betrogen«, sagte Enna und prüfte ihr Aussehen in einem kleinen Taschenspiegel.
»Was?« Georgina sah sie fragend an.
»Na ja, dass du mit meinem Freund geschlafen hast.«
Georgina nickte zu Ian. »Na ja, das wär eher was für ihn.« Dann wandte sie sich wieder Enna zu. »Aber finde ich echt gut, wegen den Wachen, weißt du.«
Enna nickte allwissend. »Ja, Mann, das ist cute. Und wir improvisieren einfach, ja?«
Georgina kicherte. »Wird hart gut.« Sie machten einen einstudierten Handschlag und umarmten sich.
»Wie viel Zeit brauchen wir circa?«, fragte Niall Hallie und sie überlegte kurz.
»Sagen wir zwanzig Minuten.«
»Schafft ihr das?«
Enna und Georgina sahen sich an. »Ich denke, wir werden das hinbekommen«, sagte Enna und lächelte stolz. »Nervig kann ich auf jeden Fall sein.«
»Wem sagst du das«, sagte Niall, und Enna schlug ihm gegen den Arm, aber sie grinste weiter.
»Wenn irgendwelche Wachen oder sogar Fillgert kommen, versuchst du sie irgendwie aufzuhalten«, sagte Niall an Ian gewandt, der nickte. »Wir gehen hinten herum und schleichen uns dann rein.« Die anderen nickten einstimmig.
Die restliche Zeit verbrachten sie damit, den Plan auszuarbeiten. Enna und Georgina arbeiteten ein wenig an ihrem Streit, den sie den beiden Wachleuten vorspielen wollten, und die anderen mussten mit ihnen lachen.
»Sie gehen«, sagte Hallie, nachdem eine Gruppe das Präsidentengebäude verlassen hatte. Der Mond tauchte gerade hinter den Wolken auf.
»Dann los«, sagte Niall, und er, Ian und Hallie liefen los.
Es ging an einigen Hütten vorbei, dann bogen sie links ab, um hinter das Präsidentengebäude zu gelangen. Hier waren keine Hütten mehr, die ihnen Schutz boten. Sie rannten über die freie Wiesenfläche, während der Präsident und einige seiner Wachleute zwischen den Hütten auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes verschwanden.
Alle drei drückten sich an die strahlend weiße Wand des Präsidentengebäudes und lugten um die Ecke.
Niemand hatte sie bemerkt. Da kamen auch schon Enna und Georgina über die vordere Wiese auf das Tor zu, das von den Fackeln an beiden Seiten erleuchtet wurde.
»Schau!«, sagte Georgina und deutete auf die Wachen. »Ich sagte doch, da stehen Wachen, wie mein Vater es gesagt hat.«
Enna stieß sie weg. Sie kamen den beiden Wachmännern näher, die ihre Unterhaltung unterbrachen und die beiden genervt beobachteten.
»Ich hab dir halt nicht mehr geglaubt, weil ich dir nichts mehr glauben kann!«, rief Enna und stieß Georgina zu Boden.
»Warum, Bitch!«, schrie Georgina, rappelte sich auf und gab Enna eine Ohrfeige.
Hallie hatte noch nie etwas so Faszinierendes gesehen.
»DU HAST MIT MEINEM FREUND GESCHLAFEN!«, brüllte Enna und zog ein Messer aus der Tasche, rammte es neben Georgina in das Gras.
»O mein Mächtiger«, murmelte Hallie. Sie wusste nicht mehr, ob die beiden es nun ernst meinten oder immer noch spielten. War das Messer auch Teil des Plans?
»AHHHH!«, schrie Georgina und rannte vor Enna weg. »Hilfeeee!« Die Wachen machten sich auf den Weg zu den beiden.
Enna ließ das Messer fallen und riss Georgina zu Boden, sie schlugen aufeinander ein und die beiden Wachen versuchten sie nun auseinanderzureißen.
»Jetzt«, sagte Hallie und rannte gefolgt von Niall und Ian dicht an der Hauswand entlang.
Sie erreichten die Tür. Die Wachen waren gar nicht weit von ihnen entfernt. Wenn sie sich umdrehten, würden sie sie sofort sehen. Hallie drückte die Klinke hinunter. Sie war verriegelt. Niall hielt seine Hand auf das Schloss und konzentrierte sich. Nur wenige Sekunden später klickte es, und die Tür schwang einen Spaltbreit auf.
Sie schlüpften hinein und drückten die Tür zu.
Keine Sekunde zu spät, denn in diesem Moment rissen die beiden Wachen Enna und Georgina auseinander und schickten sie weg.
Enna und Georgina trotteten davon und sahen besorgt auf die verschlossene Tür.
»Das waren aber keine zwanzig Minuten«, sagte Georgina.
Enna fuhr sich über die Stirn. »Ich glaube, wir haben echt einen Fehler gemacht.«
In Enna stieg auf einmal die Angst hoch. Wie leichtsinnig hatten sie bitte gehandelt. Leute in ihrem Alter waren verstoßen worden, was sollte den Präsidenten davon abhalten, sie auch zu verstoßen?
Sie packte Georgina am Arm. »Lass uns verschwinden.« Nach einigem Zögern sagte sie: »Wir wissen nichts hiervon. Ich will wirklich gerne hierbleiben.«
Georgina war blass und schaute von Enna zur Tür des Präsidentengebäudes und wieder zurück. Dann nahm sie Enna bei der Hand, und sie beeilten sich nach Hause zu kommen.
Ein paarmal sah Enna noch zurück, doch sie versuchte nicht mehr daran zu denken – wenn sie nicht da gewesen waren, dann musste sie auch daran glauben, dass sie nicht da gewesen waren.
***
Die Luft im Präsidentengebäude war kalt. Hallie atmete tief durch. Sie fror. »Kommt«, hauchte sie und begann die Treppen emporzusteigen, die sich ohne Geländer nach oben wanden. Die anderen folgten ihr und redeten kaum ein Wort.
Sie spähten um die Ecken und Hallie fühlte sich mit jeder Sekunde unwohler. Sie hätten es nicht tun sollen.
Niall wischte sich den Schweiß von der Stirn. Es war so still, dass es unheimlich war.
Sie liefen durch den Gang aus Glas, ehe sie an eine Kreuzung aus drei Gängen gelangten und Hallie einen Moment überlegen musste. Niall forderte sie flüsternd auf, ein wenig schneller zu machen. Hallie entschied sich für links und sie huschten eine weitere Treppe hinauf, diesmal eine schmale.
Die Treppe endete an einer Tür und diese führte in ein prunkvolles Schlafzimmer.
Die Wände waren in verschiedene zueinanderpassende Tapeten gehüllt, an einigen Stellen war darauf gemalt worden. Insgesamt erweckte das Zimmer den Eindruck eines fast vollendeten Gemäldes. Auf einer Kommode lagen Pinsel und Farbe. Offenbar bemalte Fillgert die Wand in seiner Freizeit selbst. Mondlicht erhellte den Raum, tauchte ihn in ein silbriges Licht. Es war einer der wenigen Räume, die nicht vollständig weiß waren. Pflanzen rankten sich an der Wand empor und standen in vielen verschiedenen Töpfen im Zimmer verteilt.
»Geh du nach unten und warne uns«, sagte Niall zu Ian, woraufhin dieser widerwillig das Zimmer verließ. »Na dann los. Suchen wir nach diesem Tagebuch.«
Alles in diesem Raum kündete von penibler Ordnung, sogar die Stifte auf dem Schreibtisch waren nach Größe geordnet. Hallie öffnete die Schubladen, doch das Tagebuch war nicht darin. Eigentlich war gar nichts darin. Bis auf ein paar Papiere, einige weitere Stifte und andere Büroutensilien. Sie lief zu einer Kommode hinüber und öffnete die kleinen Türen, doch außer ein paar losen Papieren war auch dort nichts Brauchbares zu finden.
Niall öffnete eine Tür zu einem weiteren Raum, während Hallie die Schublade des Nachttisches neben dem Bett aufzog. Ein dünnes schwarzes Buch lag darin, auf dem ein goldener Stift ruhte. In das Leder des Buches war ein großes, verziertes F gestickt.
Hallies Herz schlug immer höher und sie nahm das Buch heraus. Darunter lag ein weiteres Buch, es hatte die gleiche Größe, nur prangte auf dem Einband ein E.
Als sie die beiden Bücher betrachtete, fiel ihr auf, dass das F viel schlampiger ausfiel als das fein gearbeitete E. Fast so, als hätte die Person, die das F-Buch bestickt hatte, nicht wirklich gewusst, wie sie es machen sollte.
Hallie dachte nicht weiter daran und auch nicht, wem das Buch mit dem E gehörte. Aber wie von selbst fragte sie sich, ob es Fillgerts Bruder Earl gehörte. Warum hatte er es aufbewahrt? Es juckte in ihren Fingern, sie wollte es nehmen und lesen, doch hierfür waren sie nicht hier. Sie sah nach hinten.
Niall war noch in dem anderen Raum. Sie wagte es nicht, ihn zu rufen, und öffnete das Buch.
Auf der ersten Seite stand in kritzeligen Buchstaben: Eigentum von Fargrim Fillgert, darunter war krakelig ein lächelnder Smiley gemalt.
Sie schlug die weiteren Seiten auf. Diese waren alle fein säuberlich und in ordentlicher Handschrift geschrieben. Als lägen mehrere Jahre zwischen der ersten Seite und den weiteren.
Sie begannen tatsächlich mit Fillgerts Weg zum Präsidenten. Hallie überflog die Seiten und blätterte immer schneller und schneller, dann war da auf einmal eine fast unbeschriebene Seite. Sie passte nicht in das Tagebuch hinein, alle anderen Seiten waren sehr dicht beschrieben und nur diese Seite stach heraus und wellte sich nicht wie all die anderen.
Auf der Seite stand nur ein Name: Faldor Feyn.
Hallie stockte der Atem, sie wischte sich den Schweiß aus der Stirn. Das war der Junge, der verbannt worden war. Der Freund von Niall und den anderen. Sie blätterte weiter und starrte angestrengt auf die nächste Seite.
Heute habe ich einen Jungen gesehen. Sein Name ist Faldor Feyn. Ich weiß nicht, warum ich seinen Namen weiß, ich habe ihn noch nie zuvor gesehen.
Dann gab es eine Zeile Abstand.
Ich fühle eine eigenartige Verbindung. Es …
Weiter konnte Hallie nicht lesen, der Rest des Satzes war fett durchgestrichen. Ihr Blick wanderte auf der Seite nach unten.
Irgendetwas stimmt nicht. Ich muss ihn loswerden …… ……………………………… Ich bin verwirrt!
Hallie wusste nicht, was sie denken sollte. Sie blätterte eine Seite weiter, doch auf den nächsten drei Seiten stand nichts mehr.
Dann ging es am 20. September weiter und Hallie konnte kaum erwarten, was sie nun lesen würde. Das war wenige Tage vor der Verbannung gewesen.