Finanzielle Selbstverteidigung - Markus Miller - E-Book
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Finanzielle Selbstverteidigung E-Book

Miller Markus

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Beschreibung

Was tun wenn es wirklich zum Crash an den Finanzmärkten kommt? Wie handeln, wenn man sich auf bisher scheinbar sichere Institutionen wie Banken und staatliche Einrichtungen nicht mehr verlassen kann? Und was, wenn sich der Staat selbst immer stärker in das Leben seiner Bürger einmischt, sei es durch immer höhere Abgaben, neue Steuern oder grundsätzlich restriktivere Rahmenbedingungen? Was, wenn all das urplötzlich zutrifft und kaum Zeit bleibt sich vorzubereiten? Die Antwort lautet: Finanzielle Selbstverteidigung. Markus Miller ist einer der führenden Experten auf dem Gebiet von Kapitalschutz und Vermögenserhalt. Er gibt dem Leser 90 Sofortstrategien an die Hand, die größtmögliche Sicherheit vor dem Hintergrund stark zunehmender geopolitischer, innenpolitischer, steuerlicher, wirtschaftlicher, technologischer und rechtlicher Risiken bieten.

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Markus Miller

FINANZIELLE SELBSTVERTEIDIGUNG

Profi-Strategien zum Schutz Ihres Vermögens, Ihrer Daten, Eigentumsrechte und Privatsphäre!

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

4. Auflage 2021

© 2019 by FinanzBuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Die im Buch veröffentlichten Ratschläge wurden von Verfasser und Verlag sorgefältig erarbeitet und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Ebenso ist die Haftung des Verfassers beziehungsweise des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ausgeschlossen.

Korrektorat: Anja Hilgarth

Umschlaggestaltung: Pamela Machleidt

Umschlagfoto: privat

Satz und Grafiken: Müjde Puzziferri, MP Medien, München

eBook: ePubMATIC.com

ISBN Print 978-3-95972-269-8

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96092-493-7

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96092-494-4

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.finanzbuchverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de.

Inhalt

Eigenverantwortung statt Staat!

I. Entwicklungen in der globalen Welt, Europa und Deutschland: Die Analyse von Fakten und Zahlen

Globale Entwicklungen

Entwicklungen in Deutschland und Europa

II. Geldsysteme der Zukunft

1. Die Curve Card: Die Kreditkarte, mit der Sie auch alle anderen dabeihaben

2. Fünf empfehlenswerte Multibanking-Apps

3. Das Borderless-Konto: So verwalten Sie mehr als 40 Währungen

4. Blockchain: Die Revolution unseres Geldsystems

5. Kryptowährungen: So funktioniert die führende digitale Währung Bitcoin

6. Krypto-Tresore: Hier bewahren Sie Ihre Cryptocoins am sichersten auf

7. Die Card Wallet der Österreichischen Staatsdruckerei

8. Diese Zahlkarten verbinden das bestehende Geldsystem mit der neuen Kryptowelt

9. Goldmoney: Physisches Gold wird zur digitalen Währung

10. Dukascopy bietet ein mit Bitcoin aufladbares Konto

11. In Deutschland gibt es bereits ein Krypto-Investment- und -Kreditsystem

III. Datenschutz & Privatsphäre

1. EU-PSD2-Richtlinie: Schützen Sie sich vor den Nachteilen – nutzen Sie die Vorteile!

2. Kombinieren Sie jetzt Online-Kaufen mit diskretem Barzahlen!

3. So schützen Sie Ihre persönlichen Daten durch ein Virtuelles Privates Netzwerk

4. E-Mail- und Passwort-Check: So prüfen Sie, ob Sie von einem Datendiebstahl betroffen sind

5. Ihr sicheres E-Mail-Konto in der Schweiz

6. So einfach und flexibel surfen Sie ab sofort anonym im Internet

7. Internet-Suche: Nutzen Sie DuckDuckGo als Alternative zu Google

8. Das Komplettpaket für Datenschutz und Privatsphäre

9. Der hochsichere Online-Speicher mit Passwortmanager

10. Nutzen Sie RFID-Blocker für Ihre Bankkarten, Ihren Personalausweis und Reisepass

11. So regeln Sie Ihren digitalen Nachlass einfach und effektiv

12. Fast wie Bargeld: Die Mastercard der Reisebank

IV. Vermögensanlage und Kapitalschutz

1. Adler, Delfin, Elefant oder Hirsch – Welcher Anlegertyp sind Sie?

2. Vier bewährte Empfehlungen für die Erstellung Ihres persönlichen Risiko-Reports

3. Vorbild Superreiche: Machen Sie jetzt Ihre eigene professionelle Finanzausschreibung

4. Die erste digitale Aktien-Vermögensverwaltung aus dem Fürstentum Liechtenstein

5. Edelmetall-Sparpläne: Es lebe der Cost-Average-Effekt!

6. Realwert-Kunst: BullionArt bietet limitierte Skulpturen aus Silber

7. Die Welt der Technologiemetalle bietet Ihnen jetzt große Gewinnchancen

8. Genossenschaftsanteile: bewährte und zukunftsfähige Anlagealternative!

9. Zinshaus-Alternativen: Immobilieninvestments ab 1.000 Euro

10. Garagen und Stellplätze als attraktive Immobilieninvestments

11. Norwegen: Die drei besten Banken für Ihr Geld

12. Catawiki: Die Handelsbörse für Uhren, Schmuck, Kunst, Oldtimer und besondere Objekte

13. Flüssiges Gold: Nutzen Sie die neue Handels-Plattform für Whisky-Investments

14. Nutzen Sie den kostenfreien Finanzmanager von »Rentablo« für Ihre Depotanalyse

15. Das kostenlose Depot für Ihre Kinder, Enkel- oder Patenkinder

16. So investieren Sie risikooptimiert in chancenreiche Megatrend-Aktien!

17. Die fünf besten AAA-Währungen als Alternative zum Euro

18. Meine Top-Alternative für Ihr Schweizer Konto oder Depot

19. So einfach gründen Sie rechtssicher eine Auslandsfirma mit Bankkonto

20. So einfach eröffnen Sie online ein Bankkonto in Australien

21. Die Euro Pacific Bank aus Puerto Rico bietet Ihnen attraktive US-Vorteile

22. Der Notfallordner: Die zentrale Ablage für Ihre Alters- und Risikovorsorge

23. Die wichtigsten Strategien zum Schutz Ihrer Immobilien

24. Betongold: So einfach erhalten Sie rund um Ihr Immobilie Geld vom Staat

25. Der Top-Anbieter für Seniorenberatungen

26. Kauf, Verkauf, Erbschaft, Schenkung oder Scheidung: Immobilienwertgutachten lohnen sich

27. Edelmetalle und Sachwert-Investments: 0 % EU – 100 % Liechtenstein

28. Der Top-Dienstleister für Investments in physische Diamanten

29. Numismatik-Portfolio: Kaiser Wilhelm als hervorragendes Einstiegsinvestment

30. Bankenunabhängige Schließfächer in Zürich bieten Ihnen Sicherheit und Flexibilität

31. Attraktive Edelmetall-Sparpläne auf physische Münzen

V. Versicherungsschutz

1. Digitalisieren und optimieren Sie Ihr Versicherungsportfolio

2. Verlust von Grundfähigkeiten: So versichern Sie Ihr Einkommen und schützen Ihr Kapital!

3. Diese beiden Cyberschutz-Versicherungen bieten Ihnen viel Leistung für kleines Geld

4. So schützen Sie Ihre sensiblen Daten vor Internet-Betrügern

5. Auch mit 100 Euro Sparbeitrag können Sie die Liechtenstein-Vorteile nutzen

6. Meine vier Top-Anbieter für Krebsversicherungen

7. Risiko Schicksalsschlag: Diese sieben Versicherungen bieten Ihnen einen guten Schutz

8. Der Check Ihrer Krankenversicherung muss höchste Priorität haben!

9. Meine vier Top-Anbieter für Internationale Krankenversicherungen

VI. Rechtsschutz

1. Die zehn besten Rechtsschutzpolicen für Ihren Kapitalschutz

2. Die persönliche Absicherung für alle juristischen Fragen des täglichen Lebens

3. So einfach kommen Sie jetzt als Kapitalanleger oder Verbraucher zu Ihrem Recht

4. So wahren Sie Ihre Rechte bei Konflikten mit Ärzten

5. Ihre Krankenkasse zahlt nicht? So einfach legen Sie jetzt Widerspruch ein

6. Was tun, falls sich Ihre Versicherung weigert zu bezahlen?

7. Raus aus Rürup: Versicherungen und Vermittler kassieren 38 % der Prämien!

8. Dank dieser drei Vorteile ist das gerichtliche Mahnverfahren bares Geld wert

9. Mit diesen sechs Anbietern schaffen Sie sich Ihre eigene Rechtsabteilung

10. Ponzi und Scam: So erkennen Sie Betrugssysteme

11. Diese Top-Kanzlei hilft Ihnen bei Anlagebetrug und Falschberatung

12. Zinsbetrug: Lassen Sie sich von Ihrer Bank nicht weiter abzocken!

VII. Steuerschutz

1. Sie haben die Pflicht, Steuern zu zahlen – nutzen Sie Ihr Recht, Steuern zu sparen!

2. Die sechs erfolgreichsten Strategien für Verhandlungen mit Ihrem Finanzamt

3. Steuerfahndung im Haus? Die sechs wichtigsten Verhaltenstipps

4. Nutzen Sie die kostenlosen Angebote und Hilfen des Bundeszentralamts für Steuern

5. Investmentfonds: Die Nachteile der Vorabpauschale und wie Sie sie umgehen

6. Erhöhung Abgeltungsteuer voraus: Fondspolicen werden zukünftig noch attraktiver

7. Die Depotabschöpfungs-Strategie für Liechtenstein: Intelligent anlegen und Steuern sparen

8. Mit »smartsteuer« wird Ihre Steuererklärung fast zum Kinderspiel

9. Vorbild Superreiche: Bezahlen Sie keine Dummensteuern!

10. Hat Ihr Steuerberater eine grenzüberschreitende Kompetenz?

11. Was tun bei gravierenden Problemen mit Ihrem Anwalt oder Steuerberater?

VIII: Auswandern

1. Grundlagen, Fallstricke und Checkliste für Ihre erfolgreiche Wohnsitzverlagerung ins Ausland

2. Nutzen Sie die großen Chancen der Liechtenstein-Lotterie!

3. Notfallplan Paraguay: So einfach und günstig erhalten Sie eine Aufenthaltsgenehmigung

4. Daueraufenthalt und Steuerfreiheit: Das Thailand-Elite-Programm macht es möglich

5. Auswanderungs-Planung? Hier können Sie sich informieren und beraten lassen

IX. Schlusswort

X. Markus Miller – Über den Autor

Eigenverantwortung statt Staat!

Sehr geehrte Damen und Herren,

den Begriff der Resilienz lesen und hören Sie in den letzten Jahren immer häufiger. Darunter versteht man ganz grundlegend eine psychische Widerstandsfähigkeit, die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und diese durch einen Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen als Anlass für Entwicklungen zu nutzen. Diese Vorgehensweise lässt sich auch auf alle anderen Bereiche unseres täglichen Lebens übertragen, allen voran auf wirtschaftliche und finanzielle Ereignisse, ebenso wie auf die in Meilenstiefeln immer weiter fortschreitende Digitalisierung, die auch gleichbedeutend ist mit einer Abschaffung gewohnter Dinge, wie beispielsweise unserem Bargeld oder dem Bankensystem, wie wir es derzeit noch kennen.

Die Politik vernachlässigt die Fürsorgepflicht zum Schutz ihrer Bürger

Eine eigenverantwortliche und selbstbestimmte finanzielle Selbstverteidigung wird für Sie immer wichtiger, weil sich die Welt, wie wir sie kennen, massiv verändert und verlässliche Systeme aus der Vergangenheit schlicht erodieren in ihren Leistungen und Schutzfunktionen. Beispielsweise vergeht kaum eine Woche, ohne dass ein neuer Datenskandal offenbart wird. Und was macht unsere Politik? Wenn sie nicht gerade eigene Datensammel- und Überwachungsprojekte wie den Staatstrojaner oder die Vorratsdatenspeicherung anstößt, trägt sie lediglich unbefriedigend zum Schutz Ihrer Privatsphäre und Bürgerrechte bei.

Die Antwort auf die zunehmend restriktiven Rahmenbedingungen seitens der Politik, aber auch die progressiven Entwicklungen durch die enorme Dynamik des technologischen Fortschritts liegt in Ihrer »Finanziellen Selbstverteidigung«, zu der auch zunehmend der digitale Selbstschutz gehört. Sie müssen sich bewusst sein, dass Daten die Goldminen des 21. Jahrhunderts sind. Verlassen Sie sich dabei in all diesen Bereichen nicht auf den Staat und die Politik oder scheinbar gewohnte Institutionen wie klassische Banken. Setzen Sie eigenverantwortlich und selbstbestimmt auf intelligente Selbstschutz-Strategien. Nutzen Sie dabei konservativ Altbewährtes, setzen Sie aber bitte auch gleichzeitig auf Zukunftstechnologien und Zukunftsmärkte.

Schaffen Sie sich jetzt Ihr eigenes Datenschutz-, Finanz- und Geldsystem!

Ich zeige Ihnen intelligente Praxis-Strategien für den Schutz Ihres Vermögens, Ihrer Daten, Eigentumsrechte und Privatsphäre – speziell vor dem Hintergrund bzw. im vorausschauenden Hinblick auf die stark zunehmenden geopolitischen, innenpolitischen, steuerlichen und rechtlichen Risiken unserer Welt und Ihres Lebens, in Kombination mit der dynamisch voranschreitenden Digitalisierung und den großen Herausforderungen von Demografie und Migration.

Finanzielle Selbstverteidigung ist die Kombination von Progression und Protektion.

Mit »Finanzieller Selbstverteidigung« halten Sie kein theoretisches Werk in den Händen, sondern ich gebe Ihnen – basierend auf meinen jahrzehntelangen Erfahrungen und meinem umfassenden Experten-Netzwerk – einen Praxisleitfaden mit bewährten Sofortstrategien an die Hand, eine Kombination aus Schutz durch Protektions-Strategien und ebenso innovativen wie progressiven Empfehlungen und Handlungsalternativen.

Dadurch erhalten Sie eine praxisnahe Gebrauchsanleitung, die Ihnen Orientierung und Sicherheit gibt, vor dem Hintergrund stark zunehmender geopolitischer, innenpolitischer, steuerlicher, wirtschaftlicher, technologischer und rechtlicher Risiken, sodass Sie jedes Risiko auch direkt in eine Chance transformieren können!

Mit den besten Grüßen!

Ihr

Markus Miller

PS: Über meine regelmäßigen BLOGS auf unseren beiden Online-Portalen www.geopolitical.biz und www.krypto-x.biz bleiben Sie auch in der Zukunft über aktuelle Entwicklungen, Chancen und Risiken unserer sich dynamisch verändernden Welt bestens informiert. Nutzen Sie diese freien Möglichkeiten!

I. Entwicklungen in der globalen Welt, Europa und Deutschland: Die Analyse von Fakten und Zahlen

Globale Entwicklungen

Geopolitik: Die Welt ist aus den Fugen geraten

Das von Ian Bremmer gegründete Analysehaus Eurasia Group mit Sitz in New York hat in seinem renommierten Global Risk Report 2019 ein sehr düsteres Bild gezeichnet. Das grundlegende Fazit ist: Der Erosionsprozess der geopolitischen Ordnung, wie wir diese seit Jahrzehnten kennen, ist aktuell auf der ganzen Welt in vollem Gange. Nachfolgend habe ich für Sie die zehn größten geopolitischen Risiken aus dem Global Risk Report 2019 übersichtlich zusammengefasst:

Gefährliche Saat

Die geopolitischen Gefahren, die auf der ganzen Welt Gestalt annehmen, werden in den kommenden Jahren Früchte tragen.

USA-China

In den Beziehungen zwischen Washington und Peking ist etwas Grundlegendes gebrochen, das nicht wieder zusammengefügt werden kann. Unabhängig davon, was zukünftig mit den wirtschaftlichen Verbindungen beider Länder geschieht.

Cyberkriminalität

Hacker sind raffinierter geworden, Gesellschaften sind stark von digitalen Diensten abhängig. Die Bemühungen, sich auf grundlegende Regeln für den Cyberkrieg zu einigen, sind im Nirwana verlaufen.

Europäischer Populismus

Die aktuellen Entwicklungen in zahlreichen Ländern verdeutlichen, dass Populisten und Protestbewegungen in Europa stärker sind als je zuvor.

Politische Spannungen in den USA

Während die Wahrscheinlichkeit, dass Donald Trump angeklagt und aus seinem Amt entfernt wird, äußerst gering ist, wird die politische Volatilität außergewöhnlich hoch sein.

Stagnation des Fortschritts (Innovation Winter)

Wir sind auf dem Weg zu einem globalen Innovationswinter, einer politisch bedingten Reduktion des Finanz- und Humankapitals. Dieses wichtige Investitionskapital steht für die nächste Generation aufstrebender Technologien damit weniger stark zur Verfügung.

Koalition der Unwilligen

Die von den USA geführte Weltordnung erodiert seit einigen Jahrzehnten. Wir sehen jetzt die wachsenden Reihen einer Koalition von Weltführern, die nicht bereit sind, die globale liberale Ordnung aufrechtzuerhalten. Einige sind sogar entschlossen, sie zu Fall zu bringen.

Mexiko

Der neue Präsident des Landes – Andres Manuel Lopez Obrador – beginnt seine Amtszeit mit einem gewissen Maß an Macht und Kontrolle über das politische System, das in Mexiko seit den frühen 1990er Jahren nicht mehr zu sehen war.

Ukraine

Der Zusammenstoß in der Kertsch-Straße im November 2018 war ein Vorgeschmack auf die kommenden Spannungen. Putin betrachtet die Ukraine weiterhin als wesentlich für den Einflussbereich Russlands.

Nigeria

Nigeria steht vor den härtesten Herausforderungen seit dem Übergang zur Demokratie im Jahr 1999. Im bevölkerungsreichsten Land Afrikas leben über 190 Millionen Menschen.

Auch die Risk-Map, die von der globalen Risikoberatung Control Risks publiziert wird, zeichnet im Hinblick auf politische und wirtschaftliche Risiken ein derartiges Bild. Die Zukunft ist – als eines der zentralen Ergebnisse – voller Herausforderungen für Unternehmen, die ihren Geschäftsbetrieb noch nicht der neuen, von nationalistischer Politik und Regulierung bestimmten Weltordnung angepasst haben. Bis vor Kurzem konnten sich globale Konzerne darauf verlassen, im Zuge der Globalisierung mithilfe etablierter Wirtschaftszonen international erfolgreich tätig sein zu können.

Die Top 5 der globalen Risiken

Dieser Parameter hat sich verändert. Unternehmen benötigen als wesentliche Eigenschaft eine hohe Anpassungsfähigkeit für die Zukunft, um widerstandsfähig zu bleiben. Gleiches gilt für Privatpersonen. Die Widerstandsfähigkeit oder Resilienz mit entsprechenden Strategien zur »Finanziellen Selbstverteidigung« ist ein wichtiges Gut für den Erfolg oder gar die Existenz. Nicht nur für Unternehmen, sondern auch für Sie als Privatperson. Nachfolgend die Top 5 der globalen Risiken von Control Risks.

Der Handelskonflikt zwischen den USA und China deutet neue Weltordnung an

Der Handelsstreit zwischen den USA und China wird die geopolitische Dynamik bestimmen. Die Spannungen zwischen den beiden Nationen werden den Geschäftsverkehr erschweren, und zwar nicht nur für diejenigen europäischen Unternehmen, die Standorte in beiden Ländern haben, sondern auch für jene, die nur indirekt mit diesen Ländern verbunden sind.

Die globale Daten-Achterbahn

Das Kräftemessen zwischen den drei Philosophien der Datenregulierung wird ein neues Maß an Risiko für die internationale Geschäftswelt darstellen. Für China sind Daten etwas, das kontrolliert werden muss. Für die EU sind Daten etwas, das beschützt werden muss. Die USA wiederum sehen Daten als etwas, das kommerzialisiert werden sollte. Unternehmen müssen darauf vorbereitet sein, Daten innerhalb und zwischen diesen drei Domänen zu sammeln, zu speichern und zu übermitteln, und dies vor dem Hintergrund uneinheitlicher Regulierungsvorgaben und einer eskalierenden Bedrohung der Cyber-Sicherheit.

Politische Patt-Situation in den USA

Der Schraubstock des legislativen Stillstands wird sich um die Politikgestaltung in Washington festziehen und die USA in eine Phase erhöhter politischer Unsicherheit stürzen. Die wiedererstarkte Fraktion der Demokraten im Repräsentantenhaus wird versuchen, den Präsidenten dauerhaft scharf unter die Lupe zu nehmen. Der Widerstand der republikanischen Mehrheit im Senat und des Weißen Hauses wird jegliche Hoffnung auf eine konstruktive Zusammenarbeit für die Geschäftswelt zunichtemachen

Extreme Wetterphänomene

Einige der schwersten Beeinträchtigungen der Geschäftswelt werden in den nächsten Jahren durch extreme Wetterphänomene und ihre Auswirkungen verursacht werden. Stürme, Überflutungen, Dürren und Waldbrände – die Kosten für die Unterbrechungen in der Produktion, im Vertrieb, im Verkauf und bei Reisen werden in der kommenden Zeit in die Höhe schießen. Die letztjährigen Rekordzahlen für Versicherungsforderungen im Zusammenhang mit Wetterschäden werden 2019 voraussichtlich übertroffen werden.

Multinationale Konzerne werden staatenlos

Angesichts der Ausbreitung nationalistischer Tendenzen überall auf der Welt besteht für globale Unternehmen in den nächsten Jahren das Risiko, zu staatenlosen Nomaden zu werden. Formelle und informelle Schranken nehmen weiter zu. Reibungsloser Handel gerät ins Stocken, Lieferketten werden brüchig. Global Player müssen sich neu ausrichten und sich den aktuellen Realitäten stellen, sonst werden sie von einer Welt im Wandel überrollt.

Wirtschaftspolitik: Die Schwerpunkte verschieben sich immer mehr

Die G7 entsprechen schon längst nicht mehr den großen Sieben

Die gravierenden globalen Veränderungen und der Rückschritt Europas zeigen sich auch an der Wirtschaftsentwicklung einzelner Länder, die von der konventionellen Lobby der G7-Staaten gar nicht berücksichtigt wird. Das Kürzel »G7« stand ursprünglich für die sieben größten Wirtschaftsnationen der Welt. Doch ginge es rein danach, müsste der selbsternannte Elitekreis schon längst ganz anders aussehen. Die bis 1980 zurückreichenden Daten des Internationalen Währungsfonds IWF zeigen, dass Kanada schon seit den Achtzigerjahren kein Kandidat für die Treffen mehr wäre.

Stattdessen hätten zeitweilig Brasilien und seit den Neunzigern China dabei sein müssen. Seit der Jahrtausendwende gehört auch Indien zu den größten Wirtschaftsnationen, ebenso wie Russland (für die UdSSR gibt es keine IWF-Daten) und neuerdings auch Indonesien. Die europäischen Staaten müssten dagegen mit Ausnahme von Deutschland allesamt weichen.

Wie die G7 eigentlich aussehen müsste – größte Wirtschaftsnationen nach Anteil am weltweiten BIP (in Kaufkraftparität):

1980

1990

2000

2010

2019

1

USA

USA

USA

USA

China

2

Japan

Japan

China

China

USA

3

Deutschland

Deutschland

Japan

Indien

Indien

4

Italien

Italien

Deutschland

Japan

Japan

5

Brasilien

China

Indien

Deutschland

Deutschland

6

Frankreich

Frankreich

Frankreich

Russland

Russland

7

Großbritannien

Brasilien

Russland

Brasilien

Indonesien

8

Indien

Großbritannien

Italien

Frankreich

Brasilien

Quelle: IWF/statista

Das Welt-Finanzvermögen ist massiv ungleich verteilt

Nicht nur die Wirtschaftsleistung der Welt ist auf wenige große Staaten verteilt, sondern auch das private Finanzvermögen. Die Hälfte des weltweiten privaten Vermögens liegt in den Händen von Millionären – 2015 waren es noch 43 %. Das geht aus dem Global Wealth Report der Boston Consulting Group (BCG) hervor. Damit gehören mehr als 100 Billionen US-Dollar 22,1 Millionen Dollar-Millionären, die andere Hälfte der 205,9 Billionen Dollar privaten Vermögens teilen sich die restlichen 7,6 Milliarden Weltbürger. Immobilienbesitz oder der Besitz nicht börsennotierter Firmen fließt nicht mit in die Untersuchung ein, der Report bezieht sich lediglich auf Finanzvermögen, also Bargeld, Aktien und Wertpapiere und Fonds.

Quelle: BCG/statista

Welt-Ressourcen: Die Erde ist überlastet

Earth Overshoot Day: Wenn die Jahresressourcen erschöpft sind

Die großen globalen Herausforderungen zeigen sich vor allem auch im Umgang mit unseren begrenzten Rohstoffen und Ressourcen. Natürliche Ressourcen sind ein wesentlicher Produktionsfaktor und damit Grundlage für unseren Wohlstand. Zu den natürlichen Ressourcen gehören alle Bestandteile der Natur, z. B. Wasser, Boden, Luft, aber auch Lebewesen und nicht nachwachsende Rohstoffe wie Metalle oder Mineralien. Die Entnahme und die Nutzung von Ressourcen haben einen erheblichen Einfluss auf die Umwelt und auf den Menschen.

Deutschland hat – auch im internationalen Vergleich – einen sehr hohen Bedarf an Rohstoffen. Pro Jahr werden mehr als 44 Tonnen fossile Energieträger, Mineralien und Metalle sowie Biomasse pro Kopf genutzt – mit zum Teil erheblichen negativen Umwelteffekten. Deutlich vor Augen geführt wird uns dieser Verbrauch durch den jährlichen »Earth Overshoot Day«, der im Jahr 2019 bereits am 29. Juli war.

An diesem Tag hat die Menschheit also ihr Budget an natürlichen Ressourcen für das Jahr 2019 aufgebraucht. Das jedenfalls geht aus den Berechnungen des Global Footprint Network hervor. Das Datum ist in den letzten 20 Jahren um ganze zwei Monate vorgerückt, wie die nachfolgende Grafik verdeutlicht.

Einigermaßen im Einklang standen Angebot und Nachfrage zuletzt Anfang der 70er. Schuld sind vor allem die westlichen Industrienationen. Würden alle Menschen so leben wie in den USA, bräuchten wir fünf Erden. Für den deutschen Lebensstil bräuchte es hochgerechnet drei Erden.

Quelle: Global Footprint Network/statista

Ökologischer Fußabdruck: Die Welt ist offensichtlich nicht genug

Seit 1970 lebt die Welt Jahr für Jahr früher auf Pump. In diesem Fall nicht finanziell, sondern ökologisch. 2019 fiel der sogenannte Welterschöpfungstag ganze drei Tage früher als noch im Jahr 2018 (1. August). Wie die nachfolgende Grafik zeigt, sind es vor allem die Industrienationen, die die Welt bereits nach sieben Monaten an den Rand ihrer Ressourcen bringen.

Auf dem ersten Platz liegen die USA. Die Bevölkerung verbraucht jährlich so viele natürliche Ressourcen, dass alle 7,5 Milliarden Erdenbürger bei gleichem Lebensstil fünf Planeten wie die Erde bräuchten, um nachhaltig zu leben. Australien folgt mit 4,1 dahinter. Ein weltweiter Lebensstil wie in Deutschland würde drei Erden benötigen. Damit fiel der »Erdüberlastungstag« hierzulande auf den 3. Mai.

Quelle: Global Footprint Network, National Footprint Accounts 2019/statista

Natürliche Rohstoffe: Wasser und Sand sind wertvolle Ressourcen

Wenn Privatanleger an Rohstoffe denken, fallen in erster Linie die Namen der Edelmetalle Gold und Silber, Öl oder auch Diamanten. Viel weniger denken wir beim Thema Rohstoffe an Wasser oder gar Sand.

Seit 1993 findet der Weltwassertag statt, bei dem im Jahr 2019 die Wasser- und Sanitärversorgung für alle Menschen weltweit im Mittelpunkt stand. Wasser ist der am meisten verbrauchte Rohstoff der Welt. Sauberes Trinkwasser ist ein wertvoller Rohstoff, dessen sind wir uns viel zu wenig bewusst.

Laut Daten des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft verbrauchen die Deutschen durchschnittlich 123 Liter Wasser täglich. Der Löwenanteil (44 Liter) davon fließt in Dusche, Badewanne und Waschbecken, weitere 33 Liter spülen die Bundesbürger die Toilette herunter. Weitaus weniger verbraucht der Einzelne für essen, trinken und Geschirr spülen, wie die nachfolgende Grafik zeigt.

Quelle: BDEW/statista

Nachfrage: Der Verbrauch von Mineralwasser steigt

Trinken ist wichtig, vor allem an heißen Sommertagen oder bei körperlicher Belastung. Laut einer Erhebung des Statista Consumer Market Outlook (CMO) kaufen Verbraucher in Deutschland immer mehr Mineralwasser. Vor neun Jahren lag der Absatz im Schnitt bei 137,4 Litern Wasser pro Kopf. Im Jahr 2019 sind es voraussichtlich 163,4 Liter pro Kopf, wie die nachfolgende Grafik zeigt – ein Anstieg von fast 19 %. Bis zum Jahr 2021 prognostiziert der Statista CMO eine weitere Absatzsteigerung auf rund 165 Liter Mineralwasser pro Kopf.

Quelle: Statista Consumer Market Outlook

Ressourcen: Sauberes Trinkwasser ist unfair verteilt

Wasser ist das grundlegendste Element zum Leben, sei es zum Durststillen, zur Hygiene oder zur Reinigung von Kleidung und Wohnung. Doch jeder dritte Mensch auf der Welt hat keinen Zugang zu sauberem, giftstofffreiem Trinkwasser, wie das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef und die Weltgesundheitsbehörde WHO in einem aktuellen Bericht aufzeigen. Vor allem in den Subsahara-Staaten und in Teilen Ozeaniens ist die Wasserversorgung oft mangelhaft. Hier haben viele Menschen nicht einmal Zugang zu einer Basis-Wasserversorgung – einer Quelle, zu der man es in einer halben Stunde zu Fuß hin und zurück schafft und die frei von gefährlichen Fäkalbakterien und anderen Giftstoffen ist. Viele Menschen trinken deshalb verunreinigtes Wasser aus Kanälen oder Flüssen und sterben dadurch an Hepatitis oder Durchfallerkrankungen.

Steigende Konflikte um Wasser

Der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist eine der größten Herausforderungen für die Zukunft. Zwar ist der Anteil der Weltbevölkerung mit einer Basis-Trinkwasserversorgung seit dem Jahr 2000 insgesamt gestiegen. Trotzdem bleibt Wasser weiterhin unfair verteilt: Während in Europa und Nordamerika nahezu 100 % der Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, sind es in den Subsahara-Staaten nur 61 %, in Ozeanien sogar nur etwas mehr als die Hälfte der Menschen (55 %).

Laut Unicef wäre es gar nicht so schwierig, die Trinkwassersituation zu verbessern. Allerdings würden Politiker in den betroffenen Ländern oft kein lohnendes Wahlkampfthema darin sehen. Im Zuge des Klimawandels wird sich das Problem des Wassermangels voraussichtlich noch weiter verschärfen. Ich bin davon überzeugt, dass wir auf unserer Welt schon in naher Zukunft massive Verteilungskämpfe und Kriege um Wasser - in Form des Zugangs zu sauberem Trinkwasser – sehen werden.

Quelle: Unicef/WHO/statista

Wertvoller Rohstoff: Der Preis für Sand steigt seit Jahren!

Kies, Steine oder gar Sand beurteilen vermutlich nur die wenigsten unter uns mit dem Begriff »wertvolle Rohstoffe«. So ging es mir ganz grundlegend auch, bis mir zwei TV-Reportagen (»Wenn der Welt der Sand ausgeht« und »Sand stehlen und überleben«) aktuell die Augen geöffnet bzw. die Bildung erweitert haben. Ich lebe auf Mallorca und habe somit täglich das Meer und den Sand am Strand vor Augen. Ebenso kennen Sie vermutlich den abwertenden Spruch, den wir sehr häufig verwenden: »Das gibt es wie Sand am Meer.«

Damit meinen wir in der Regel ein bestimmtes Gut, von dem es offensichtlich so viel gibt, dass es uninteressant ist bzw. zu schein scheint. Genau das trifft auf Sand selbst aber gar nicht zu. Sand ist ein immer knapper werdender, wertvoller Rohstoff! Deutschland ist beispielsweise der wichtigste Produzent von Kies und Sand in Europa. Dennoch gibt es auch in diesem Bereich selbstverständlich weit günstigere Fördermöglichkeiten in der Welt. Leider aber nicht zu den strengen Umweltstandards und vorteilhaften Arbeitsbedingungen, wie wir diese in Deutschland haben. In den Fernseh-Reportagen ging es z. B. um die fragwürdige Förderung von Sand aus Flüssen in Asien, zu Lasten der dortigen Bevölkerung, und die Förderung von Vulkansand in Afrika.

Sand ist nach Wasser der meistverbrauchte Rohstoff der Erde

Durch Bevölkerungswachstum und wachsenden Wohlstand steigt der Bedarf immens. Doch die weltweiten Vorräte werden immer knapper. Wie die nachfolgende Infografik zeigt, ziehen dadurch die Sand-Preise an. So stieg der Index, der die Preise für in Deutschland hergestellten Sand abbildet, in den letzten 17 Jahren um über 30 % an und überholte dabei den Gesamtindex für alle Erzeugerpreise.

Rund 95 % der produzierten Kiese, Sande und gebrochenen Natursteine werden von der Bauindustrie verwendet, denn Beton besteht etwa zu 80 % aus Kies und Sand. Daraus werden u. a. Pflaster- und Mauersteine und Kanalrohre hergestellt. Allein für den Bau eines durchschnittlichen Einfamilienhauses werden beispielsweise rund 200 Tonnen Sand benötigt. Auch diese Entwicklung ist nur ein Mosaikstein für die Welt aus den Fugen, in der wir aktuell leben. Entwicklungen wie Wasserknappheit werden beispielsweise Fluchtursachen verstärken und die Migration erhöhen. Dazu später mehr.

Quelle: Statistisches Bundesamt/statista

Entwicklungen in Deutschland und Europa

Die Zukunft wird also auf den unterschiedlichen Ebenen mehr als große Veränderungen und Herausforderungen für Staaten, Unternehmen, Gesellschaften und jeden einzelnen Bürger mit sich bringen. Die Welt ist in den vielfältigsten Bereichen aus den Fugen geraten und gerade Europa, die Europäische Union und das Euro-System stehen vor gigantischen Herausforderungen. Das Ausscheiden Großbritanniens – egal ob überhaupt oder in welcher Art und Weise der Schritt dann endgültig vollzogen wird – ist ein fatales Signal und eine massive Schwächung der EU.

Selbst ein »Exit vom Brexit« – also ein Verbleiben Großbritanniens in der EU – oder eine spätere Rückkehr in die EU wäre jetzt längst mit neuen massiven politischen und wirtschaftlichen Verwerfungen verbunden. Aber auch ohne den Brexit sind die Herausforderungen innerhalb der Europäischen Union enorm. Abgesichert ist die Europäische Union durch den ESM-Vertrag und die EU-Bankenunion. Im Notfall werden Vermögensinhaber und Steuerzahler für die Defizite haften.

Wirtschaft: EU-Europa muss reformiert werden

Falls Sie mich schon kennen, wissen Sie, ich bin kein Schwarzmaler, ich blicke grundsätzlich optimistisch in die Zukunft. Allerdings müssen endlich Reformen in EU-Europa konsequent durchgeführt werden, um überhaupt eine realistische Chance zu haben, das schwer angeschlagene Euro-System zu retten bzw. zu erneuern – ohne dass eine weitere Spaltung stattfindet. Der lateinische Begriff der Reformation bedeutet eine Wiederherstellung oder Erneuerung. Die christliche Kirche hat diesen Weg bekanntlich schon vor Jahrhunderten bewältigen müssen.

Die kirchliche Erneuerungsbewegung zwischen 1517 und 1648 führte dabei zur Spaltung des westlichen Christentums in verschiedene Konfessionen mit dem Dreißigjährigen Krieg als Höhepunkt, der das Mächtegefüge auf dem Kontinent entscheidend veränderte. Mit dem Austritt Großbritanniens haben wir jetzt auch eine erste gravierende Spaltung in der EU. Wie schwer es darüber hinaus ist, die notwendigen Strukturreformen durchzusetzen, zeigen die Entwicklungen in Griechenland, aber gerade auch in den beiden großen, schwer angeschlagenen Volkswirtschaften Italien und Frankreich.

Die irrationale Behandlung der Griechenland-Probleme ist ein Vorlaufindikator für das Scheitern von Euro und EU

Sie kennen mit Sicherheit die weltberühmte »Odyssee«, das griechische Epos von Homer, mit den Abenteuern des Odysseus. Davon abgeleitet hat sich der Begriff der Odyssee mittlerweile als Synonym für eine Irrfahrt etabliert. Zum 20.08.2018 endete das letzte Rettungsprogramm für Griechenland. Nach acht Jahren hat das Land den Euro-Rettungsschirm ESM verlassen und will, soll bzw. muss seitdem auf eigenen Beinen stehen. Ob das gelingt, wage ich stark zu bezweifeln.

Seit 2010 hat Griechenland enorme Darlehen von den Euro-Ländern und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) erhalten. Wirklich besser geht es der griechischen Wirtschaft trotz der rund 289 Milliarden Euro an Hilfen allerdings nicht. Jeder 5. Grieche ist heute arbeitslos. Große Teile der Bevölkerung sind aufgrund der Sparzwänge frustriert und verarmt. Im Jahr 2018 wird die geschätzte Staatsverschuldung Griechenlands rund 350 Milliarden Euro betragen. Das Staatsdefizit liegt damit aktuell nach Schätzung des IWF bei gut 191 % des Bruttoinlandsproduktes und damit höher als noch im Vorjahr, wie die nachfolgende Grafik zeigt.

Quelle: Internationaler Währungsfonds/statista

Griechenland ist ein Drogenabhängiger auf lediglich temporärem Teilentzug

Die Situation in Griechenland ist vergleichbar mit einem Drogenabhängigen, der nach acht Jahren exzessiven Drogenkonsums von einem Tag auf den anderen auf Entzug gesetzt wird. Das Land erhält keine neuen Finanzhilfen aus dem Euro-Rettungsschirm ESM. Die bestehenden Schulden bleiben hingegen selbstverständlich bestehen. Die Sichtweise des deutschen Bundesfinanzministers Olaf Scholz ist daher schlicht als irrational zu bewerten. Der SPD-Politiker beurteilt das – vorläufige – Ende der Rettungshilfen für Griechenland als »Aufbruchssignal für Europa«.

Scholz sagte wörtlich: »Der Abschluss des Griechenland-Programms ist ein Erfolg. Die düsteren Prophezeiungen der Untergangspropheten sind nicht eingetreten. Das ist gut.« Was für ein Irrglaube bzw. Wunschdenken von Olaf Scholz. Im Februar 2018 hat Olaf Scholz – noch in seiner Funktion als Hamburger Bürgermeister – auch den skandalösen Zwangsverkauf der gescheiterten HSH Nordbank als »sehr gutes Ergebnis« bezeichnet. Und die möglichen Risiken des G20-Gipfels - im Rahmen dessen es faktisch zu einem temporären Kontrollverlust der Ordnungsmacht kam und Teile Hamburgs in Schutt und Asche gelegt wurden - verglich er zuvor beschönigend, naiv und verantwortungslos mit einem Hafengeburtstag.

Der Fall Griechenland belegt die planwirtschaftliche Irrationalität der EU

Besser als »Odyssee« passt für die Entwicklung allerdings die Bezeichnung »staatliche Insolvenzverschleppung«. In den letzten 8 Jahren stand Griechenland mindestens drei Mal vor dem faktischen Staatsbankrott. Stets wurde kurz vor Eintritt dieses Ereignisses ein neues Rettungspaket seitens der Europäischen Union auf den Weg gebracht. Den gigantischen, aufgelaufenen und nach wie vor bestehenden Schuldenberg wird das kleine Griechenland auf konventionellem Wege (Wirtschaftswachstum + Steuereinnahmen) niemals zurückzahlen können.

In der EU-Politik bestand und besteht nach wie vor die absolut berechtigte Sorge, dass eine griechische Staatspleite andere Euro-Länder mit in den Abgrund reißen und damit die EU und den Euro in ihrer Existenz selbst gefährden könnte. Deswegen wurde stets auf den notwendigen bzw. rational unumgänglichen Schuldenschnitt für Griechenland verzichtet. Unabhängig davon, ob Olaf Scholz Finanzminister bleibt oder nicht, steht fest: Die Odyssee Griechenlands und EU-Europas wird weitergehen!

Die ungelösten Probleme einfach immer weiter in die Zukunft verschoben. Der griechische Staatshaushalt soll bis ins Jahr 2060 unter Beobachtung bleiben. Das ist einfach nur noch absurd Die nächste Stufe, diese Fehlsteuerung zu kaschieren, ist dann nach meiner Erwartung der gemeinsame EU-Staatshaushalt, den Macron gebetsmühlenartig fordert. Diese verantwortungslose Politik wird nach meiner festen Überzeugung dazu führen, dass die EU und der Euro zum Scheitern verurteilt sind. Ein Scheitern kann nur verhindert werden, indem die Staatsbürger und Steuerzahler für die Fehlentwicklungen mit ihren Privatvermögen in (Teil-)Haftung genommen werden. Ein Staatsbürger bürgt für den Staat. Bevor ein Staat fällt, wird er diese Bürgschaft in Anspruch nehmen und auf das Vermögen seiner Staatsbürger zurückgreifen.

Staatsbürger bürgen für den Staat!

Da Italien im Gegensatz zu Griechenland zu den großen Volkswirtschaften der EU zählt, ist die tickende Zeitbombe hier noch weitaus größer. Italien will – unter welcher Regierung auch immer – mehr Schulden machen und keine Reformen. Frankreichs Präsident Macron setzt Reformen um, die allerdings jetzt bereits zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen in Paris und weiteren Städten – Stichwort Gelbwesten – geführt haben. Deswegen mussten auch in Frankreich bereits zahlreiche wichtige Reformen zurückgefahren werden, zu Lasten der Stabilität und Zukunftsfähigkeit von EU und Euro.

Quelle: Eurosat/statista

Die Notenbank Italiens ist mittlerweile der größte Gläubiger des Landes

Italiens Staatschulden belaufen sich inzwischen auf rund 2 Billionen Euro. Das Vertrauen ausländischer Investoren in den italienischen Staat, die Banken und die Kapitalmärkte ist längst massiv eingebrochen. Das wird deutlich an den stark gestiegenen Risikoaufschlägen für italienische Staatsanleihen. Hier gibt es längst ein großes Klumpenrisiko in Italien. Rund 66 % aller italienischen Staatsanleihen werden derzeit bereits von inländischen Investoren gehalten. Der größte Gläubiger des italienischen Staates ist mittlerweile die Banca d’Italia.

Die Notenbank Italiens hält italienische Staatsanleihen in der Größenordnung von rund 380 Milliarden Euro. Das sind rund 20 % aller Staatsschulden, Tendenz weiter steigend. Interessant sind die Vergleichszahlen aus dem Jahr 2015. Hier lagen die Investitionen in italienische Staatsanleihen noch bei lediglich 108 Milliarden Euro. Eine Notenbank, die ihren eigenen Staat in dieser Art und Weise – ganz offensichtlich – finanziert, ist schlicht Teil eines Schneeballsystems! Dafür gibt es unzählige weitere Belege. Allen voran auch bei der Europäischen Zentralbank EZB.

Der ESM vergemeinschaftet die Staatshaushalte, EDIS die Bankeinlagen!

Die Europäische Einlagensicherung EDIS wird Ihnen als Bankkunde verharmlosend als EU-Bankenunion verkauft. Eine gemeinschaftliche Haftung würde die Sicherheit Ihres Bankkontos erhöhen. Genau das Gegenteil ist aber der Fall – außer natürlich, Sie führen Ihr Bankkonto bei einer italienischen oder griechischen Pleitebank. Dann steigt die Sicherheit in der Tat. So wie deutsche Steuerzahler über den Europäischen Stabilitätsmechanismus ESM für Schieflagen von Krisenländern haften, so werden Kunden solider Banken zukünftig über EDIS zusätzlich für Krisenbanken haften. EDIS ist eine EU-Staatsversicherung, gezogen auf die Bankkonten der Bürger! Aber es wird noch schlimmer.

Der Begriff des Europäischen Stabilitätsmechanismus ESM (www.esm.europa.eu) ist vielen Anlegern und Steuerzahlern mittlerweile bekannt, ohne dass sie allerdings die gravierenden Auswirkungen im Detail kennen. In aller Kürze: Der ESM macht aus den Bürgern und Steuerzahlern Deutschlands sozusagen eine Gesellschaft mit unbeschränkter Haftung für alle anderen EU-Länder! Das weniger bekannte EDIS (European Deposit Insurance Scheme, ec.europa.eu) macht genau dasselbe auf Ebene der EU-Banken, was der ESM auf Ebene der EU-Staaten tut.

Quasi unbekannt ist hingegen der 2015 ins Leben gerufene Einheitliche Abwicklungsausschuss SRB (Single Resolution Board) mit Sitz in Brüssel unter Leitung von Elke König. Der SRB (srb.europa.eu) soll die ordnungsgemäße Abwicklung von insolvenzbedrohten Finanzinstituten mit möglichst geringen Auswirkungen auf die Realwirtschaft und die öffentlichen Finanzen der teilnehmenden EU-Länder und anderer Länder gewährleisten.

Dadurch können auch Sparer und Privatanleger zur Sanierung notleidender Banken herangezogen werden. Das ist eine weitere Aufbau- und Ausbaustufe von EDIS. Aber es kommt noch schlimmer. Auch Wertpapierdepots sollen unter bestimmten Bedingungen enteignet werden können.

Der ESRB könnte auch Wertpapierdepots in die Haftungsmasse einbeziehen

Der Europäische Ausschuss für Systemrisiken ESRB (European Systemic Risk Board, www.esrb.europa.eu) mit seinem Vorsitzenden Mario Draghi hat jetzt vorgeschlagen, dass bei ETFs und Investmentfonds die Kurse in »Notsituationen« ausgesetzt werden können. Das ist zumindest eine Vorstufe, zukünftig auch Wertpapierdepots bei EU-Banken in die Haftungssysteme einzubeziehen. Sie kennen mich, ich bin kein Panikmacher, aber diese sich jetzt entwickelnde Kombination von ESM, EDIS, SRB und ESRB ist für mich ein absolutes Warnsignal und zumindest ein Vorlaufindikator, der Sie weiter sensibilisieren muss.

Verlagern Sie Ihre Wertpapierdepots zu kostengünstigen Discountbrokern in der Schweiz!

Ein wichtiger Grundsatz, den ich zugleich als wichtigstes Kapitalschutz-Gebot definiere, lautet: »Wer streut, rutscht nicht aus!« Das gilt nicht nur für den Winter, sondern unter dem Schlagwort Diversifikation vor allem auch für Ihr Vermögensmanagement. Aufgrund der beschriebenen Entwicklungen will ich Sie nochmals ausdrücklich dafür sensibilisieren, Standbeine außerhalb des Rechtsraumes der Haftungsgemeinschaft und Umverteilungsunion der EU zu schaffen. Allen voran im Fürstentum Liechtenstein und in der Schweiz. Das gilt übrigens auch für Sie, falls Sie in Österreich wohnen. Detaillierte Empfehlungen finden Sie in den folgenden Praxiskapiteln.

Die Europäische Union ist eine Haftungs- und Umverteilungsgemeinschaft!

Ökonomen rechnen, Juristen machen Verträge – Politiker brechen Verträge

Die Nachfolgerin des italienischen EZB-Präsidenten Mario Draghi ist Christine Lagarde, die vorherige Direktorin des Internationalen Währungsfonds IWF. Christine Lagarde ist Rechtsanwältin und Politikerin. Im Kabinett von Francois Fillon war sie in der Zeit der Finanzkrise von 2007 bis 2011 als erste Frau die Finanzministerin Frankreichs. An der Spitze der Europäischen Zentralbank ist sie nicht nur die erste Frau, die diese Position bekleidet, sondern auch die erste EZB-Präsidentin, die keine Ökonomin ist.

Ich bin wahrlich kein Gegner von Quereinsteigern, aber ein Chefarzt muss zwingend ein ausgebildeter Mediziner sein. Ich finde es sehr gefährlich, dass jetzt eine Juristin die EZB führt, die über keine geldpolitische Expertise verfügt. Ein gelernter Ökonom wie der Bundesbankpräsident Dr. Jens Weidmann wäre die bessere Wahl gewesen. Er wurde aber offensichtlich auf Druck der Euro-Problemländer Italien, Griechenland, Spanien, aber natürlich auch Frankreich, verhindert. Als Ausgleich wurde Ursula von der Leyen EU-Kommissionspräsidentin. Eine Politikerin, die eigentlich kurz vor dem Aus stand.

Die letzte Europawahl war eine Farce für die Demokratie!

Entgegen der wählbaren Kandidaten einigten sich die EU-Regierungschefs nach langen Verhandlungen auf Ursula von der Leyen als Kandidatin für den Posten der EU-Kommissionspräsidentin, die anschließend vom Parlament auch gewählt wurde. Damit wichen die 28 Regierungschefs vom Spitzenkandidatenprozess ab. In Deutschland hat von der Leyen als Verteidigungsministerin immer weiter an Beliebtheit verloren, wie die nachfolgende Grafik zeigt. Für die Europäische Union und die Demokratie in Europa war diese Wahl eine Farce.

Die Wahl von Ursula von der Leyen zur EU-Kommissionspräsidentin könnte zumindest gut für die Bundeswehr sein. Wobei – wenn ich mir die neue Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer so anschaue in ihrer militärischen Kompetenz, bin ich mir da mehr als unsicher. Christine Lagarde wird jedenfalls nicht gut für den Euro sein, denn sie ist eine politische Erfüllungsgehilfin der massiv überschuldeten Euro-Staaten.

Quelle: Infratest Dimap/statista

Christine Lagarde sagte im Jahr 2010 wörtlich: »Wir mussten die Verträge brechen, um den Euro zu retten.«

Fazit: Genau darauf müssen Sie sich jetzt einstellen: Die Rechtsstaatlichkeit wird – als Opfer dieser Entwicklungen – zu Ihren Lasten weiter eingeschränkt!

Der Weg in die Negativzinswelt

Reaganomics und Thatcherismus sind so präsent wie selten zuvor

Die Notenbanken bemühen sich also, die Kapitalmärkte zu beruhigen. Zinserhöhungen sind auf Jahre hinaus ganz offensichtlich kein Thema mehr, selbst in den USA. Im Gegenteil, der Weg in eine Negativzinswelt scheint vorprogrammiert. Zeitpunktbezogene Kursprognosen sind deswegen für mich meist Schall und Rauch, weil der weiteren Geopolitik die Schlüsselrolle zukommt. Diese ist spätestens seit der Amtsübernahme von Donald Trump allerdings absolut unberechenbar.

Unser Geldsystem ist längst chronisch krank. Der Ausbruch dieser Krankheit begann bereits Anfang der 80er Jahre. Der damalige US-Präsident Ronald Reagan setzte auf seine neue Wirtschaftspolitik der Liberalisierung der Finanzmärkte (Reaganomics). Seit dieser Zeit befinden sich die Zinsen in einem fallenden Trend bei gleichzeitig massiver Ausweitung von Staatsverschuldung und Geldmenge.

Großbritannien ging mit dem »Thatcherismus« einen vergleichbaren Weg, ebenso zahlreiche andere Industriestaaten. Diese Politik führte zu großen Umverteilungen innerhalb der Gesellschaft und war der Beginn einer Spaltung zwischen Arm und Reich.

Staaten verdienen durch Negativzinsen Geld mit ihren Staatsschulden

Die moderne Umverteilungspolitik ist nicht besser. Sie trägt einen sehr beschönigenden Begriff namens Modern Money Theory (MMT). Dahinter steht das Konzept, dass Staaten mit ihren Schulden Geld verdienen, nämlich durch die Einführung von Negativzinsen. Parallel dazu drucken Notenbanken neues Geld und kaufen damit Staatsanleihen. Vorbild ist die Bank of Japan, die mit selbst gedrucktem Geld mittlerweile die Hälfte aller japanischen Staatsanleihen aufgekauft hat.

Diese Theorie ist also längst in der Praxis angekommen und spürbar. Die Folgen sind eine stille Enteignung der Bürger, Steuerzahler und Vermögensinhaber durch unbegrenzte Geldvermehrung, bei gleichzeitiger Geldentwertung. Sollte dieser Weg nicht zum Erfolg führen, wird es zu einer direkten Enteignung kommen.

Deutschland sparte dank der Niedrigzinsen bereits über 368 Milliarden Euro

Staaten benötigen Kapital, um etwa Haushalte und Projekte zu finanzieren. Dieses Kapital leihen sie sich am Finanzmarkt über die Ausgabe von Staatsanleihen. Für dieses geliehene Kapital zahlen sie den Investoren Zinsen, die durch die anhaltende Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank auf ein Langzeittief gefallen sind. So musste der deutsche Staat vor Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2007 Investoren noch 4,23 % Zinsen auf zehnjährige Staatsanleihen zahlen – zehn Jahre später lagen die Zinsen nur noch bei 0,37 %. Der deutsche Staat konnte durch die niedrigen Zinsen also viel Geld sparen. Nach Berechnungen der Bundesbank beläuft sich die kumulierte Zinsersparnis im Zeitraum von 2007 bis 2018 auf die Summe von 368 Milliarden Euro.

Wie die nachfolgende Infografik auf Basis von Daten der Bundesbank (veröffentlicht durch das Handelsblatt) zeigt, hat damit kein EU-Land mehr von den niedrigen Zinsen profitiert als Deutschland. Ebenfalls massiv profitiert haben demnach Frankreich und Italien, gefolgt von Spanien und den Niederlanden. Die Zinsersparnisse machen die Staaten einerseits handlungsfähig, weil sie damit – wie von der EZB beabsichtigt – u.a. Strukturreformen finanzieren können. Andererseits verleitet es einige Regierungen auch dazu, höhere Schulden aufzunehmen und z. B. vor Wahlen Geschenke an potenzielle Wählerschichten zu verteilen. In Griechenland und Italien etwa ist dieses Phänomen sehr gut zu beobachten.

Quelle: Bundesbank/statista

Die Schweizer Nationalbank verdient 2 Milliarden CHF mit Negativzinsen

Eine Zentralbank oder Notenbank ist eine Institution, die für die Geld- und Währungspolitik eines Staates oder Währungsraumes zuständig ist. Zentralbanken wurden in den meisten Ländern mit dem Ziel geschaffen, das Preisniveau unter Kontrolle zu halten sowie ein wirtschaftliches Gleichgewicht und die Geldwertstabilität zu gewährleisten. Diese Grundaufgaben gelten auch für die Notenbank der Schweiz. Die Schweizerische Nationalbank SNB ist allerdings eine ganz besondere Zentralbank.

Sie ist börsennotiert und neben Zürich selbst an den Börsenplätzen Stuttgart und Frankfurt mit der ISIN-Nr.: CH0001319265 handelbar. 55 % der Aktien der Schweizer Nationalbank SNB gehören den Schweizer Kantonen, 45 % der Anteile befinden sich im Streu- bzw. Privatbesitz. Die Schweizerische Nationalbank musste im Jahr 2018 einen Verlust in Höhe von 14,9 Milliarden Schweizer Franken verbuchen. Das entspricht umgerechnet einem Fehlbetrag in Höhe von 13,2 Milliarden Euro.

Zum Vergleich: Die Deutsche Bank, als wichtigstes Kreditinstitut der größten Volkswirtschaft Europas, hat derzeit einen Börsenwert von lediglich 16 Milliarden Euro. Die Schweizer Notenbank sitzt auf gigantisch hohen Devisenreserven in Höhe von 764 Milliarden Schweizer Franken. Diese sind überwiegend in Euro und US-Dollar veranlagt. Die Abwertung des Euros gegenüber dem Schweizer Franken war wesentlich dafür verantwortlich, dass die Fremdwährungspositionen der SNB insgesamt einen Verlust von 16,3 Milliarden Schweizer Franken verzeichneten.

Trotzdem kann die SNB aufgrund ihrer großen Bewertungsreserven in Höhe von über 45 Milliarden Schweizer Franken auch für 2018 eine Dividende in Höhe von 2 Milliarden Schweizer Franken an den Bund und die Kantone ausschütten. Auch die Privaten Aktionäre erhalten eine Dividende in Höhe von 15 Schweizer Franken pro Aktie, was auf Basis des aktuellen Aktienkurses von 5.000 CHF allerdings einer Rendite von lediglich 0,3 % entspricht. Die umstrittenste Bilanzposition bei der Schweizerischen Nationalbank für das Jahr 2018 ist ein Gewinn in Höhe von 2 Milliarden Schweizer Franken aus Negativ-Zinseinnahmen. Banken müssen für ihre Einlagenkonten bei der Notenbank – 0,75 % p.a. bezahlen.

Umfrage unter Bankkunden: Negativzinsen stoßen auf wenig Verständnis

Für Negativzinsen haben Bankkunden nur wenig Verständnis. Laut einer Umfrage des Onlineforschungsinstituts YouGov aus dem Jahr 2017 würde jeder zweite Bankkunde in Deutschland (54 %) sein Konto kündigen, falls sein Kreditinstitut Negativzinsen ab dem ersten Euro Guthaben verlangen sollte. Von den befragten Sparkassen-Kunden gaben sogar 57 % an, in diesem Fall ihr Konto kündigen und die Bank wechseln zu wollen.

Von den Volks- und Raiffeisenbank-Kunden würden 47 % diese Maßnahme ergreifen, wie die Grafik zeigt. Ein kleiner Teil der Bankkunden könnte sich jedoch auch vorstellen, alternative Anlageformen wie Aktienfonds auszuprobieren, um dem Negativzins zu entgehen. Nur 4 % der Bankkunden würden gar nichts unternehmen. Laut YouGov dürfte das Ergebnis der Umfrage für viele Banken und Sparkassen in Deutschland eine Warnung sein, die mit dem Gedanken spielen, einen Negativzins zu erheben.

Quelle: YouGov/statista

Behalten Sie stets Artikel 14 Grundgesetzes (GG) im Hinterkopf!

Die EZB erhebt derzeit – noch – einen Negativzinssatz in Höhe von –0,5 % p.a. Vor diesen Rahmenbedingungen müssen Sie stets unser Grundgesetz im Hinterkopf behalten. In Artikel 14 des Grundgesetzes (GG) steht eine für alle Vermögensinhaber ebenso bedeutende wie in Krisenzeiten sehr gefährliche Passage: »Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen«. Faktisch ist das eine Sozialismus-Klausel.

Negativzinsen sind faktisch ein Mittel und Weg der stillen Enteignung!

Rentensysteme: Die Rentenüberlastungsjahre kommen

Das durchschnittliche Renteneintrittsalter wird weiter steigen

Gehen wir einen weiteren Schritt tiefer. Nicht nur die Ressourcen der Erde und die Staatsfinanzen sind überlastet, auch die Rentensysteme sind nicht für den demografischen Wandel ausgelegt. Für viele Menschen werden im Alter »Rentenüberlastungsjahre« die bittere Folge sein.

Die Franzosen genießen im Vergleich aller OECD-Länder die längste Zeit im Ruhestand: Bei den Frauen sind es 27,6 Jahre, bei den Männern waren es 2016 fast 24 Jahre, wie die aktuellsten verfügbaren Daten zeigen. Das könnte sich allerdings in den kommenden Jahren ändern: In Frankreich könnte das Renteneintrittsalter von 62 auf 64 Jahre steigen, so schlägt es zumindest der »Hochkommissar für die Rentenreform« vor.

Doch selbst mit der Änderung würden die Franzosen trotzdem noch einen deutlich längeren Ruhestand genießen als die Einwohner vieler andere Länder, wie die nachfolgende Grafik zeigt. Hierzulande steigt das gesetzliche Rentenalter aktuell von 65 auf 67 Jahre, der Prozess wird 2029 abgeschlossen sein. 2016 verbrachten deutsche Frauen durchschnittlich 22,6 Jahre im Ruhestand, bei den Männern waren es 19,5 Jahre. Speziell in Deutschland wird die Überalterung der Bevölkerung eine der größten Herausforderungen der Zukunft.

Geringer ist die Zeit in den USA und Südkorea. Insgesamt verbringen Frauen in allen Ländern aufgrund ihrer höheren Lebenserwartung mehr Zeit im Ruhestand als Männer. Die Berechnung der Rentendauer basiert auf dem durchschnittlichen Renteneintrittsalter – das weiter steigen wird – und der durchschnittlichen Lebenserwartung zum Zeitpunkt des Ausscheidens aus dem Arbeitsmarkt für jedes der untersuchten Länder.

Quelle: OECD, statista

Die Rente ist sicher, die Kaufkraft aber nicht

Wie die nachfolgende Infografik auf Basis von Zahlen der Deutschen Rentenversicherung zeigt, ist die Lücke zwischen eingenommenen Rentenbeiträgen und den Rentenausgaben über die Jahre größer geworden. 1992 lag der Anteil der Rentenausgaben, der durch Beiträge gedeckt ist, bei 92,2 % – 2017 lag er lediglich noch bei rund 84 %.

Quelle: Deutsche Rentenversicherung/statista

Fazit: Die Kaufkraft der nominalen Rentenzahlung verfällt zunehmend!

Die absolute Rentenzahlung mag – frei nach Norbert Blüm – sicher sein. Die Kaufkraft der nominalen Rentenzahlung wird aber zunehmend verfallen. Zusätzlich wird das Rentensystem quersubventioniert werden müssen, um in Zukunft überhaupt zahlungsfähig zu bleiben aufgrund des demografischen Wandels. Immer mehr Rentnern stehen weniger Beitragszahler gegenüber.

Die Menschen werden zunehmend älter

Möglichst lange leben – diesen Wunsch hegen viele. Die Lebenserwartung in Deutschland steigt kontinuierlich, und auch weltweit werden die Menschen immer älter. Dementsprechend steigt auch die Zahl der Menschen, die 100 Jahre und älter werden, wie die nachfolgende Grafik zeigt. Die Anzahl der über 100-Jährigen ist in diesem Jahr auf einen neuen Höchstwert von rund 533.000 Personen weltweit gewachsen, für das kommende Jahr erwarten die Vereinten Nationen (UN) noch einmal 50.000 mehr.

Damit hat sich ihre Zahl seit der Jahrtausendwende fast vervierfacht, wie das Statistische Bundesamt bekannt gab. Im globalen Durchschnitt kamen im Jahr 2000 noch 25 Menschen über 100 Jahre auf eine Million Einwohner. Im Jahr 2019 sind es bereits 69. Knapp 80 % davon sind Frauen. Es steht außer Frage, dass allein aufgrund der steigenden Lebenserwartung der Menschen auch das Renteneintrittsalter weiter steigen muss und wird.

Quelle: Vereinte Nationen/statista

Der medizinische Fortschritt sorgt für eine immer höhere Lebenserwartung …

Der medizinische Fortschritt mit neuen medizinisch-technischen Diagnose- und Behandlungsmethoden verändert den Gesundheitssektor massiv. Während die Menschen vor 100 Jahren im Durchschnitt nur 30 Jahre alt wurden, beträgt das globale Durchschnittsalter heute 71,5 Jahre. Dass die Lebenserwartung weltweit steigt, liegt vor allem an der erfolgreichen Bekämpfung von Infektionskrankheiten, aber auch einer besseren Früherkennung und den Behandlungsmöglichkeiten von Krankheiten, die früher als unheilbar galten. Das höhere Durchschnittsalter sorgt wiederum langfristig für eine steigende Nachfrage nach Medikamenten und medizinischen Dienstleistungen.

… oft jedoch in Krankheit und Pflege

So ist das Krankheitsspektrum heute stark von chronischen Erkrankungen geprägt, die vom biologischen Alter beeinflusst werden, aber auch vom Wandel der Lebensgewohnheiten. Und die Ausgaben im Gesundheitswesen hängen stark vom Alter ab: Die Hälfte der gesamten Krankheitskosten in Deutschland fällt für Patienten über 65 Jahre an – ihr Anteil an der Bevölkerung liegt bei 21 %. Ein wesentlicher Grund für die die steigenden Gesundheitskosten ist neben der höheren Lebenserwartung der massive Anstieg der Pflegefälle.

Quelle: Statistisches Bundesamt/statista

Die Gesundheits-Ausgaben explodieren

Der Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt der OECD-Länder wird stetig größer. Es wird erwartet, dass dieser von 6,2 % im Jahr 2010 bis zum Jahr 2060 auf rund 9,5 % ansteigt, was eine Vervierfachung des Gesundheitsmarktes bedeutet. Damit einher geht eine größere Vielfalt des Sektors mit zunehmendem Zusammenspiel von Medizin, Biotechnologie und Technik. Deswegen machen gezielte Investments in die Zukunftsmärkte Biotechnologie und Alternde Gesellschaft sehr viel Sinn. Mehr dazu in den Praxiskapiteln »Vermögensanlage und Kapitalschutz«.

Im Jahr 2035 hat Deutschland ein Drittel mehr Pflegebedürftige zu versorgen. Bei einem gleichbleibenden Gesundheitszustand der Bevölkerung rechnet das Institut der deutschen Wirtschaft mit einer Million neuen Pflegebedürftigen. Nach Schätzungen des Instituts der deutschen Wirtschaft bedeutet das einen Einstellungsbedarf von 150.000 Fachkräften in der Altenpflege bis 2035.

Quelle: Statistisches Bundesamt/Institut der deutschen Wirtschaft/statista

Die Sorgen der Bürger vor Altersarmut nehmen zu

Aufgrund dieser Entwicklungen ist es nicht verwunderlich, dass die Sorgen zahlreicher Bürger vor den Herausforderungen des Alters zunehmen. Im Jahr 2018 lebten 47 % der Deutschen von ihrer eigenen Erwerbstätigkeit – im Jahr 2000 waren es nur 41 %. Das geht aus Daten des Statistischen Bundesamts hervor. Dabei ist der Anteil mit 49,5 % in Hamburg am höchsten, mit 43,9 % in Bremen am niedrigsten. Der Anteil derjenigen, die von öffentlichen Leistungen (ohne Renten und Pensionen) lebten, blieb deutschlandweit unverändert bei 6,6 %, mit dem geringsten Wert von 3,7 % in Bayern und dem höchsten mit 12,9 % in Bremen.