Firefly Creek - Lilian Kaliner - E-Book
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Firefly Creek E-Book

Lilian Kaliner

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Beschreibung

Nominiert für den DELIA-Literaturpreis 2022 – Willkommen in Firefly-Creek, der Stadt der Glühwürmchen, und willkommen auf der Ranch der Bennetts! Endlich wieder zu Hause! Wie hat Ethan Bennett diese herrliche Landschaft um die Silverwood Ranch vermisst. Nachdem er seinen Job in Sydney verloren hat, will er einen Neuanfang wagen, und wo ginge das besser als zu Hause? Sofort ist er wieder mittendrin im turbulenten Alltag der großen Bennett-Familie, wo es rau, aber herzlich zugeht. Doch mit einem hat Ethan nicht gerechnet – mit der wunderschönen Liz, die den chaotischen Haushalt seines Vaters und seiner vier Brüder führt. Eine Frau wie sie hat er noch nie getroffen – so zart und dennoch stark. Wieso nur beginnt Ethans Herz laut zu schlagen, wenn sie ihn anlächelt? Warum ist jede flüchtige Berührung wie ein Funkenschlag? Liz stellt seine Pläne gründlich auf den Kopf ... Der 1. Band der Firefly-Creek-Reihe: fünf unwiderstehliche Brüder, fünf berührende Liebesgeschichten und eine eigenwillige Familie, die dein Herz im Sturm erobern wird.

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Seitenzahl: 528

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Lilian Kaliner

Firefly Creek

Sehnsucht in deinem HerzenRoman

Roman

 

 

Über dieses Buch

 

 

Willkommen in Firefly-Creek – in der Stadt der Glühwürmchen

Endlich wieder zu Hause! Wie hat Ethan Bennett diese herrliche Landschaft um die Silverwood Ranch vermisst. Nachdem er seinen Job in Sydney verloren hat, will er einen Neuanfang wagen, und wo ginge das besser als zu Hause? Sofort ist er wieder mittendrin im turbulenten Alltag der großen Bennett-Familie, wo es rau, aber herzlich zugeht.

Doch mit einem hat Ethan nicht gerechnet – mit der wunderschönen Liz, die den chaotischen Haushalt seines Vaters und seiner vier Brüder führt. Eine Frau wie sie hat er noch nie getroffen – so zart und dennoch stark. Wieso nur beginnt Ethans Herz laut zu schlagen, wenn sie ihn anlächelt? Warum ist jede flüchtige Berührung wie ein Funkenschlag? Liz stellt seine Pläne gründlich auf den Kopf ...

Der 1. Band der neuen Australien-Reihe: fünf unwiderstehliche Brüder, fünf berührende Liebesgeschichten und eine eigenwillige Familie, die dein Herz im Sturm erobern wird.

 

 

Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de

Biografie

 

 

Lilian Kaliner (*1984) lebt mit ihrem Mann, zwei Kindern, einem Hund und vielen Hühnern in einem kleinen Örtchen in der Nähe von Freiburg. Mit ihrem heutigen Mann reiste sie in einem uralten Campingbus durch Australien. Sie haben bei knapp vierzig Grad Kirschen gepflückt, um die Reise zu finanzieren, haben an einsamen Stränden übernachtet, sind in Tasmanien von der Kälte überrascht worden – und haben kurz danach geheiratet. Als ihr die Idee zu einer Romanreihe mit einer turbulenten Großfamilie kam, war klar, dass sie in Australien spielen würde.

 

Die Autorin ist auf Instagram und Facebook zu finden.

 

 

Weitere Informationen finden Sie unter www.fischerverlage.de

Für meinen Mann, der auf meinen Vorschlag, alles zu verkaufen, was wir hatten, und nur mit einem Rucksack nach Australien zu reisen, mit »okay« antwortete.

Prolog

15 Jahre früher

»Mr. Bennett!« Aufdringlich schallte die Frauenstimme durch die trockene, heiße Luft. Harry Bennett ließ das Brandeisen zischend in den Wassereimer fallen und sah seufzend auf.

Eine resolut wirkende ältere Dame in eleganter Bluse und Halbrock kam eilig mit missmutiger Miene auf den Rinderauslauf zu. Mühsam tippelte sie in hochhackigen Schuhen über den unebenen Boden. Jeder ihrer Schritte wirbelte eine kleine Staubwolke auf, die der leichte Wind über den Hof davontrug.

»Mrs. Samson, die Schulleiterin, das kann ja lustig werden«, kommentierte John und löste den Strick vom Hals des Kalbes. Stürmisch rannte das Tier zurück zu seiner Mutter und verschwand in der Rinderherde, die dicht gedrängt im hinteren Bereich der Einzäunung stand und unablässig muhte.

»Halt dich zurück«, ermahnte Harry seinen ältesten Sohn, dessen rabenschwarzes Haar unter dem Lederhut hervorsah. Diese aufdringliche Frau hatte Harry gerade noch gefehlt. Nicht zuletzt ihretwegen hatte er den Anrufbeantworter ausgesteckt. Ihm war klar, was nun kommen würde, die Frage war nur, welcher seiner Söhne dieses Mal etwas ausgefressen hatte. Prüfend sah er zum sechzehnjährigen Jim hinüber, der an der Scheunenwand lehnte und abwehrend die Hände hob. Schon jetzt hatte Jim ein breiteres Kreuz als seine beiden älteren Brüder, und Harry überlegte für einen Moment, ob es ihm wohl noch gelingen würde, ihn übers Knie zu legen. Er musste schmunzeln. Noch niemals hatte er Hand an seine Söhne gelegt, auch wenn sie seine Geduld so manches Mal auf die Probe gestellt hatten. Sein Blick wanderte weiter zu Samuel, seinem Zweitgeborenen, an dessen Mundwinkeln sich ebenfalls ein Grinsen abzeichnete. Harry kniff die Augen zusammen, woraufhin sein Sohn sich daranmachte, das nächste Kalb einzufangen.

»Mr. Bennett«, keuchend kam die Schulleiterin vor dem Zaun zum Stehen.

»Mrs. Samson.« Harry nickte ihr zu und nahm den Hut ab. Langsam trat er auf sie zu und rieb sich mit dem Arm den Schweiß von der Stirn. Dann zog er die Lederhandschuhe aus und sah sie abwartend an.

»Da Sie nicht auf meine Anrufe reagieren, musste ich mir die Zeit nehmen und zu Ihnen rausfahren.« Vorwurfsvoll schüttelte sie den Kopf, und Harry konnte Schweißperlen in ihrem Haaransatz erkennen. Mit ihrer ordentlichen Kleidung und den penibel hochgesteckten Haaren passte sie nicht auf die abgelegene Farm. Warum war sie nicht in ihrem klimatisierten Büro geblieben und ließ ihn und seine Jungs in Ruhe?

»Wer war es diesmal?«, fragte er gelassen.

»Die Zwillinge«, platzte es aus ihr heraus. Suchend sah sie sich um. »Wo sind die beiden?«

»Wie Sie sehen, bin ich beschäftigt. Ich kann Ihnen nicht sagen, wo sich Quentin und River rumtreiben.«

Sie ließ ein entrüstetes Schnaufen hören.

»Was haben sie denn angestellt?« Harry kratzte sich am Kopf. Bis zum Abend mussten die restlichen Jungtiere markiert werden, für dieses Gespräch hatte er wirklich keine Zeit.

»Die Klassenkaninchen …«

Stöhnend lehnte Harry sich gegen den Zaun. »Leben die Viecher noch?«

»Ja, das tun sie. Das ist aber auch das einzig Gute an der Sache.« Sie kramte in der Handtasche und zog etwas heraus. »Kommt Ihnen das hier bekannt vor?«

Harry griff nach dem Haarschneidegerät, mit dem er seinen Söhnen die Haare stutzte. »Sie haben doch nicht etwa …?«

»… die Kaninchen rasiert«, vollendete Mrs. Samson den Satz pikiert.

Hinter Harry erklang grölendes Gelächter. Er warf seinen Söhnen einen strafenden Blick zu. Augenblicklich verstummten sie, grinsten dennoch weiter amüsiert.

»Ich nehme an, das wächst nach. Also alles halb so wild«, stellte Harry nüchtern fest und warf das Gerät neben das offene Scheunentor.

»Alles halb so wild?« Mrs. Samsons Stimme klang spitz.

»Mrs. Samson, ich werde mir die beiden vornehmen. Das kommt nicht wieder vor«, sagte Harry geduldig.

»Das glauben Sie doch selbst nicht. Wir haben vier Bennetts in der Schule, und ihre Akten platzen allesamt aus den Nähten. Der da«, sie zeigte auf Jim, »hat letztes Jahr den Arndt-Jungen verprügelt. John und Samuel sind zum Glück inzwischen nicht mehr unser Problem.« Missmutig sah sie auf die beiden Ältesten, die mittlerweile die Schule abgeschlossen hatten und auf der Farm arbeiteten.

»Soweit ich informiert bin, hatte der Arndt-Junge angefangen. Was kann ich dafür, dass Jim besser zielen kann?«, knurrte Harry und rieb sich erneut über die Stirn. »Was ist mit Ethan?«, erkundigte er sich nach seinem dreizehnjährigen Sohn.

»Er ist Klassenbester«, gab die Schulleiterin mit säuerlicher Miene zu.

Harry verkniff sich einen Kommentar.

»Das entschuldigt nicht das Verhalten der anderen, und Ethan lässt sich viel zu oft in ihre Streiche mit hineinziehen. Seit ich diese Schule leite, bereiten mir Ihre Jungs Kopfzerbrechen. John und Samuel haben immerhin irgendwie den Abschluss geschafft, jetzt bleiben uns noch Jim, Ethan und die Zwillinge.« In ihrem Gesicht zeichneten sich Sorgenfalten ab.

Harry stieß einen Seufzer aus und fuhr sich über den Nacken. So ungelegen ihm ihr Besuch kam, er verstand dennoch, was sie dazu bewegt hatte. Er kannte seine Söhne besser als sonst jemand, sie lebten und arbeiteten hier Seite an Seite. Und ihm war klar, welchen Eindruck ihr Verhalten auf Außenstehende machen musste.

»Mr. Bennett«, begann die ältere Dame erneut.

»Nennen Sie mich Harry«, brummte er versöhnlich.

Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. »Harry, ich weiß um Ihre«, sie zögerte, »um Ihre spezielle Situation.«

»Davon gehe ich aus.«

»Den Jungen fehlt ein weiblicher Einfluss. Ich bin sicher, Sie geben Ihr Bestes.« Mit gerunzelter Stirn sah sie in den Auslauf, wo John und Samuel gerade dabei waren, in Arbeitshosen und mit nacktem Oberkörper ein weiteres Kalb niederzuringen, während Jim das Brandeisen erhitzte.

Bei dem Anblick machte sich Stolz in Harrys Brust breit. Mit ihren zwanzig, neunzehn und sechzehn Jahren packten sie bei allem mit an. Ihr Arbeitseifer hatte die Farm in schwierigen Zeiten am Laufen gehalten, in denen kein Geld für Aushilfen da gewesen war. Und trotzdem wusste Harry, an was es ihnen mangelte. »Ich kann mir keine Frau aus dem Ärmel schütteln«, sagte er leise.

»Wäre ein Kindermädchen vielleicht eine Möglichkeit? Die Zwillinge sind erst in der dritten Klasse, wenigstens diesen beiden könnte das noch helfen.«

»Das haben wir schon hinter uns.« Mühsam verdrängte Harry den Gedanken an Fiona. In den drei Jahren, die sie bei ihnen gelebt hatte, waren die Kinder förmlich aufgeblüht. Doch dann war sie gegangen. »In diesem Haus wird es keine Frau mehr geben«, erklärte er bestimmt.

Mrs. Samson zuckte mit den Schultern. »Sie wissen jetzt Bescheid, ich möchte Sie nicht weiter von der Arbeit abhalten.«

»Ich versuche, mit Quentin und River zu reden. Es tut mir leid, dass sie Ihnen solche Probleme bereiten«, bemühte er sich, das Gespräch zu einem guten Ende zu bringen. Er wischte seine Hand an der Hose ab und hielt sie ihr hin.

Zögernd griff sie danach. »Bevor ich es vergesse.« Noch einmal kramte sie in der Tasche und zog einen Umschlag heraus. »Das hier ist die Einverständniserklärung, damit Ethan die Klasse überspringen kann.«

Irritiert nahm Harry den Umschlag entgegen. »Er soll überspringen?«

»Hat er Ihnen das nicht gesagt?«

Mit gerunzelter Stirn sah er zum Haus hinüber. »Wir reden nicht viel miteinander, meistens liest er, oder er lernt und vergräbt sich in seinem Zimmer.« Im Gegensatz zur Schulleiterin war es bei ihm Ethan, um den er sich sorgte. Er fand einfach keinen Zugang zu dem Jungen. Wann immer er ihn um Hilfe bei der Farmarbeit bat, konnte er über Ethans Unbeholfenheit nur den Kopf schütteln. Die anderen fünf Söhne trieben ihn mit ihren Späßen und Streichen zwar häufig zur Weißglut, allerdings war er selbst in ihrem Alter ähnlich gewesen. Er war sich sicher, dass aus ihnen etwas werden würde. Sie waren die Zukunft der Farm. Doch Ethan hatte andere Stärken, und oft genug verspürte Harry Hilflosigkeit, wenn es um die Beziehung zu seinem Viertältesten ging. Und nun hatte Ethan ihm nicht einmal davon erzählt, dass er eine Klasse überspringen sollte. Seufzend faltete er den Umschlag zusammen und steckte ihn in die Hosentasche. »Ich werde mir die Zwillinge vorknöpfen. Aber ich kann nicht versprechen, dass es was bringt.«

»In Ordnung.« Mit einem verständnisvollen Lächeln verabschiedete sich Mrs. Samson.

 

Geduldig wartete Harry ab, bis das Auto vom Hof fuhr. Er steckte zwei Finger in den Mund und ließ einen lauten Pfiff erklingen. Dann sah er hinauf zu der kleinen Luke unter dem Scheunendach. »Kommt runter, ich weiß, dass ihr dort oben steckt«, grollte er mit lauter Stimme.

Schuldbewusst traten Quentin und River aus der Scheune und schlüpften durch die Latten des Zauns. Harry deutete auf das Haarschneidegerät. »Ihr habt wirklich die Kaninchen rasiert?«

»War verdammt schwierig, sie haben so gezappelt«, erklärte Quentin stolz.

»Du sollst nicht fluchen«, wies sein Vater ihn zurecht. »Warum hat das keiner mitbekommen?«

River sah zu Boden. »Wir haben uns in der Pause ins Klassenzimmer geschlichen.«

Stöhnend kniete Harry sich vor seine Söhne. »Ihr wisst, dass ihr mich manchmal wahnsinnig macht?«

Beide zogen eine Schnute.

»Ihr mistet zur Strafe den Pferdestall aus. Und versucht in Zukunft zumindest, euch besser zu benehmen«, sagte er ernst. »Es gibt hier nur diese eine Schule, also sorgt gefälligst dafür, dass ihr nicht rausgeworfen werdet.« Kaum hatte er den Satz beendet, flitzten die beiden Richtung Stall. Quentins dunkle Locken wippten dabei fröhlich auf und ab, während in Rivers kurzgeschorenen Haaren Staub in der Sonne glitzerte. So ähnlich sich die Zwillinge im Wesen waren, so unterschiedlich sahen sie aus. Beide trugen Hosen, die von ihren wilden Spielen eingerissen waren und dringend ausgebessert werden mussten. Stattdessen würde Harry einfach einen Stapel neue Jeans kaufen. Er und seine Familie wurden von den Bewohnern des nahegelegenen Ortes Firefly Creek auch so schon neugierig beäugt. Seine Jüngsten sollten nicht noch als Kaninchen rasierende vernachlässigte Wilde bekanntwerden. Wobei sich die jüngste Glanzleistung seiner Söhne sicherlich längst herumgesprochen hatte.

Harry erhob sich. Den Rasierer würde er wegschließen, ehe es auch noch die Farmkatze erwischte. Schmunzelnd stapfte er zu den anderen zurück. Vielleicht würde er morgen, wenn er die Jungs von der Schule abholte, einen Blick auf die rasierten Kaninchen werfen. Seine älteren Jungs hatten ihm schon einige schlaflose Nächte beschert, doch die Zwillinge hatten offensichtlich vor, sie um Längen zu übertreffen. Anscheinend hatten seine Söhne während des Gesprächs drei weitere Kälber gebrandmarkt. Anerkennend klopfte er John auf die Schulter. Sicherlich hatte Harry vieles bei ihrer Erziehung falsch gemacht, aber doch nicht alles. Noch einmal sah er zum Haus hinüber. Er musste dringend einen Weg finden, mit Ethan zu sprechen.

Kapitel 1

Heute

Liz klemmte sich den Geldbeutel unter den Arm und eine Chipstüte unter das Kinn und griff mit den Händen nach den beiden anderen Packungen. Mit einem verschämten Lächeln verabschiedete sie sich von dem schlaksigen Jugendlichen, der hier an der Tankstelle jobbte, und trug ihren Einkauf nach draußen zum Auto. Was musste dieser Junge nur von ihre denken? In regelmäßigen Abständen kam sie hierher, um sich mit ihren Lieblingsknabbereien einzudecken. Alle zwei, drei Wochen schob sie eine Ausrede vor, üblicherweise dass die Milch oder das Brot aus seien, um sich für eine Stunde von der Farm zu stehlen. Und genau wie heute wählte sie dafür meist einen Sonntagabend, wenn im Ort nicht viel los war. Ach ja, die Milch! Augenrollend öffnete sie die Beifahrertür und warf die Tüten auf den Sitz. Dann lief sie eilig zurück in die Tankstelle und nahm eine Milchflasche aus dem Kühlregal. Niemand sollte hinter ihren kleinen Schwindel kommen. Natürlich hatten sie noch Milch auf der Farm, sogar reichlich. Aber da nur selten jemand außer ihr die Vorratskammer betrat, würde es keinem auffallen. Sie schob dem Jungen eine Fünf-Dollar-Note über den Tisch. »Der Rest ist für dich.«

»Einen schönen Abend, Mrs. Bennett«, hörte sie ihn gerade noch rufen, als die Tür hinter ihr zufiel. Zufrieden stieg sie in den gelben Kleinwagen und legte die Milch auf die Rückbank. Als sie den Schlüssel ins Schloss steckte, dröhnte Discomusik aus den Lautsprechern. Ein Lächeln zog sich über ihr Gesicht, während sie auf die breite Hauptstraße fuhr und den Wagen dann kurz hinter dem Ortsschild auf den verwilderten Parkplatz lenkte. Sie schnappte sich die Chipstüten und stieg aus. Einen Moment lang stand sie nur da und atmete die frische Abendluft ein, bevor sie auf die ausgeblichene Holzbank zuging. Ihre Bank. Die Bank, auf der Samuel ihr damals den Antrag gemacht hatte. Wie lange war das jetzt her? Sie runzelte die Stirn und riss eine Packung auf. Käsebällchen. Während sie das erste auf ihrer Zunge zergehen ließ, genoss sie das herrlich künstliche Aroma.

War es tatsächlich schon sechseinhalb Jahre her? Die Zeit verging wie im Flug, wenn man viel zu tun hatte. Samuels Antrag war völlig unerwartet gekommen und ziemlich unspektakulär gewesen. Und doch in jeder Hinsicht perfekt. Anscheinend hatte er ursprünglich geplant, bei seinem nächsten Besuch in Melbourne, wo Liz damals als Lehrerin arbeitete, um ihre Hand anzuhalten. Doch dann hatte er es nach dem Wochenende, das Liz mit ihm und seiner Familie auf der Farm verbracht hatte, nicht aushalten können, so lange zu warten. Das war so typisch Samuel gewesen, wie er den Antrag mit einem verschmitzten Grinsen auf dieser altersschwachen Bank über eine Eistüte hinweg genuschelt hatte. Und natürlich hatte sie nicht anders gekonnt, als ihm strahlend um den Hals zu fallen, ohne sich darum zu scheren, dass sie sich die Bluse mit seinem Eis eingesaut hatte.

Die ganze Fahrt bis zum Flughafen in Adelaide hatte Liz es nicht fassen können, dass sie tatsächlich heiraten würden. Wie ein Wirbelsturm war Samuel in ihrem Leben aufgetaucht. Alles entwickelte sich so schnell. Gerade einmal einundzwanzig war sie bei seinem Antrag gewesen und er achtundzwanzig. Und sie hatten sich erst etwas über ein halbes Jahr lang gekannt. Als sie sich in dem Club in Melbourne, in dem Liz sich damals öfter mit ihren Freundinnen traf, begegneten, war es für beide Liebe auf den ersten Blick gewesen – ganz so wie in einem kitschigen Liebesfilm. Samuel war für einen Kurztrip mit seinen Freunden nach Melbourne geflogen und sprichwörtlich in ihr Leben gestolpert, als er versehentlich seinen Drink auf ihrer Hose verschüttete. Drei Wochen und unzählige Telefonate später flog er erneut hin, um mit ihr auszugehen. Und Liz hatte ihn mit einem Kuss belohnt, der ihr Leben auf den Kopf stellen sollte. Die Lehrerin aus Melbourne und der Rinderfarmer aus Südaustralien – in welch gänzlich gegensätzlichen Welten sie damals lebten. Und doch sollte seine Welt auch zu ihrer werden. Und das schneller als gedacht.

Liz griff nach der zweiten Chipstüte, riss sie auf und legte sie neben sich auf die Bank. Und dann folgte die letzte. Wie üblich reihte sie alle neben sich auf, streckte die Beine aus und sah in den Himmel. Das Wetter war zu schlecht, um den Sonnenuntergang beobachten zu können. Schon den ganzen Tag über war der Himmel ungewohnt grau. Sie zog die Strickjacke enger um ihren Oberkörper und bereute, dass sie nichts Wärmeres mitgenommen hatte. Auch wenn sie glaubte, den Frühling beinahe schon riechen zu können, so war es doch noch Winter. Und dieser konnte in Südaustralien mitunter unangenehm kalt werden.

Liz drehte den Kopf und schielte über ihre Schulter auf den Bachlauf, nur wenige Meter hinter der Bank. Natürlich würde es heute nicht die zauberhaften Glühwürmchen zu sehen geben, denen Firefly Creek den Ortsnamen verdankte. Doch auch wenn sie wusste, dass mit dem Auftauchen der Tierchen erst wieder im November zu rechnen war, versicherte sie sich dennoch jedes Mal aufs Neue, dass ihr dieses einmalige Schauspiel nicht entging. Die Glühwürmchen stellten so ziemlich die einzige Besonderheit dieser Gegend dar. Firefly Creek hatte keine spektakulären Berge, lag weit abseits der Küste, nicht einmal ein Kino gab es hier – dafür endloses Weideland und Rinderherden. Aber sie hatten die Glühwürmchen, und Liz konnte es jedes Jahr kaum erwarten, dass die wenigen Wochen begannen, in denen das entzückende Treiben in der Dämmerung zu beobachten war.

Ihre Hand angelte nach einem Bacon-Chip. Drei Monate nach ihrem ersten Treffen war Samuel die neun Stunden zu ihr mit dem Auto gefahren, um sie seinem älteren Bruder vorzustellen. Als John in seinem karierten Hemd, mit ausgeblichenem Lederhut auf dem Kopf und mürrischem Gesicht an dem kleinen Tischchen in ihrer winzigen Apartmentküche vor ihr gesessen hatte, war die Situation anfangs befangen. Doch kaum hatte er die tiefe Zuneigung seines Bruders zu Liz erkannt, wurde Johns Ausdruck milder. Ohne es zu wissen, hatte sie an diesem Tag ihren zukünftigen Schwager kennengelernt – und mit ihm einen Mann, der ihr später zu einer großen Stütze werden sollte.

Liz kratzte mit den Fingernägeln am spröden Holz. Zum Glück hatte sie damals, am Tag seines Antrags vor sechseinhalb Jahren, nicht geahnt, wie wenig Zeit ihr und Samuel noch bleiben sollte. Und sie war dankbar für die Unwissenheit, die ihnen zumindest zwei weitere unbeschwerte Jahre geschenkt hatte. Gerade einmal zwei glückliche Jahre mit ihrem Mann, bis sich alles änderte. Kurz vor der Hochzeit hatte sie ihren Job in Melbourne aufgegeben und war hierhergezogen. Wie immer hatte Samuel keine halben Sachen gemacht und ein kleines Häuschen für sie beide am Ortsrand gekauft. Wie hatte sie dieses Haus geliebt! Liz konnte zu Fuß zu ihrer neuen Arbeit an der Grundschule gehen, während Samuel jeden Morgen zur Farm seiner Familie fuhr. Sie versuchte, die Gedanken zu verscheuchen, die ihr an diesem Ort unweigerlich jedes Mal kamen. Und doch zog die Bank sie immer wieder magisch an. Das hier war ihr Platz. Nur selten kam hier jemand vorbei, und noch seltener hielt sich jemand länger auf dem trostlosen, von knorrigen Eukalyptusbäumen und kniehohem gelbem Gras umgebenen Parkplatz auf.

Auf einmal hörte sie Reifen knirschen und sah, wie ein für diese Gegend ungewöhnlich elegantes, teuer wirkendes Auto auf die freie Fläche vor ihr rollte. Frustriert schnaufte Liz und leckte ihre mit Krümeln überzogenen Fingerspitzen ab. Den Fahrer des Wagens konnte sie durch die getönten Scheiben nur schemenhaft erkennen. Dann öffnete sich die Tür, ein Mann stieg aus und schritt eilig auf eine Baumgruppe zu. Liz kniff die Augen zusammen. Das kann nicht sein. Sie betrachtete das weiße Hemd, das sich über seinen Rücken spannte und von einer anscheinend langen Fahrt verknittert war. Oder doch? Der Mann blieb vor der Baumgruppe stehen, und Liz hielt den Atem an, als sie sein Profil sehen konnte. Ethan! Genau in diesem Moment blickte er über seine Schulter und ließ von seinem Gürtel ab, an dem er sich eben zu schaffen gemacht hatte.

Ruckartig drehte er sich von dem Baumstamm weg. »Entschuldigen Sie bitte, ich habe Sie nicht gesehen!«, rief er und ging zurück zu seinem Wagen. Hatte er sie etwa nicht erkannt? Für Liz hingegen bestand kein Zweifel: Sie kannte diesen Kerl, der sich seit Jahren nicht mehr in Firefly Creek hatte blickenlassen. Trotz der langen Autofahrt, die hinter ihm liegen musste, waren seine dunkelblonden Haare akkurat frisiert. Sein ganzes Auftreten wirkte auffallend gepflegt. Nicht einmal die Ärmel des perfekt sitzenden Hemds waren hochgerollt. Scheinbar unschlüssig, was er angesichts ihrer Anwesenheit tun sollte, zog er sein Handy aus der eleganten Anzughose und lehnte sich gegen die Motorhaube. Mit zusammengezogenen Augenbrauen betrachtete er das Display, während seine Finger darauf herumtippten.

Sollte es sie ärgern, dass er sie nicht erkannte? Nein, sicherlich lag es an der langen Zeit, die seit damals vergangen war, und Liz hatte sich seitdem sehr verändert, nicht nur, was ihre Frisur betraf. Wie oft hatten sie sich schon getroffen? Liz dachte an eine Zeit zurück, die sowohl die schönsten als auch schmerzhaftesten Momente ihres Lebens enthielt. Drei Mal. Drei Mal hatten Sie und Ethan sich insgesamt gesehen. Bei ihrem ersten Weihnachtsfest auf der Farm, bei der Hochzeit und schließlich das letzte Mal bei Samuels Beerdigung vor etwa viereinhalb Jahren. Unwillkürlich griffen ihre Finger in den Stoff ihrer Hose, dann blickte sie wieder zu Ethan. Niemand hatte ihr gesagt, dass er vorhatte zu kommen. Sicherlich würde Harry ihr so eine Information nicht vorenthalten. Sie sollte aufstehen und sich ihm erneut vorstellen. Oder aber sie erlaubte sich einen kleinen Spaß mit ihm. Grinsend lehnte sie sich etwas vor. »Haben Sie Hunger?«

Mit hochgezogenen Augenbrauen sah er vom Handy auf und blickte dann auf die Chipstüten neben ihr. Er schien zu zögern, steckte dann jedoch das Handy ein. »Sie haben da einen beachtlichen Vorrat«, rief er zurück und lachte freundlich.

»Etwas viel für mich«, gestand sie.

»Dann werde ich mich wohl oder übel aufopfern müssen«, sagte er und trat auf sie zu. Ethan setzte sich an das andere Ende der Bank, so dass die Chipstüten zwischen ihnen lagen, und Liz nahm wahr, wie er sie unauffällig betrachtete. Ein Bennett mit blauen Augen und hellen Haaren, das war ein ungewohnter Anblick, fand Liz. »Also, was haben wir hier alles?« Er begutachtete das Knabberzeug.

Bedeutungsschwer deutete sie auf eine Tüte nach der anderen. »Käsebällchen, Bacon-Chips und mein Favorit – Zwiebelringe.«

Er nickte beeindruckt. »Eine ganz besondere kulinarische Zusammenstellung, das muss ich zugeben.« Er lachte auf, und sein warmer Tonfall hatte einen entspannenden Effekt.

»Vermutlich sind Sie Besseres gewohnt, drüben in Sydney.«

Aus den Augenwinkeln musterte er sie und legte den Kopf schief. »Woher wissen Sie denn, dass ich aus Sydney komme?« Nervös richtete er sich ein wenig auf.

Sie sollte es ihm sagen. Gestehen, dass sie sich einen Spaß mit ihm erlaubte. Und doch war die Situation einfach erfrischend amüsant. Stattdessen deutete sie auf sein Auto. »Ein Kennzeichen aus New South Wales. Und Sie sehen aus wie einer aus der Großstadt.«

»Einer aus der Großstadt«, echote er. »Ist das was Schlechtes?«

»Ich bin selbst aus Melbourne«, erklärte sie und gab ihm so einen kleinen Hinweis, damit er selbst darauf käme, neben wem er da saß.

»Ethan Bennett.« Er beugte sich über die Tüten zu ihr rüber und streckte seine Hand aus.

»Elizabeth Monroe«, stellte sie sich mit ihrem Mädchennamen vor und suchte in seinem Blick vergeblich nach einem Funken der Erkenntnis. Dann hast du es auch nicht anders verdient. Sie unterdrückte ein Kichern und hielt ihm die Käsebällchen hin.

»Danke für die Einladung, Elizabeth.« Zögernd steckte er sich eines in den Mund.

»Und, schmeckt’s?«, hakte sie nach.

»Verdammt gut und vermutlich auch verdammt ungesund.«

»Das fürchte ich auch.« Entspannt lehnte sie sich wieder zurück und nahm sich ebenfalls eins.

»Drei Tüten?«, fragte er.

»Es schmeckt nur in genau dieser Kombination perfekt. Sie müssen sie der Reihe nach essen und am Ende Ihre Finger ablecken.«

»Die Finger ablecken?« Er lachte heiser auf.

Liz nickte ernst. »Das ist das Beste daran. Dann haben Sie den Geschmack von allen drei Sorten auf einmal auf der Zunge.«

»In Ordnung.« Demonstrativ folgte er ihrer Anleitung. »Eine wahre Gaumenfreude«, sagte er kauend und steckte sich Daumen und Zeigefinger in den Mund.

Tatsächlich wirkte der Mann neben ihr überraschend ausgelassen. Liz wusste nicht viel über Ethan. Die wenigen Informationen, die sie nach und nach über ihn aufgeschnappt hatte, waren seltsam vage. Nur selten wurde auf der Farm Ethan erwähnt, und dann drohte die Stimmung sogleich zu kippen. Warum war er hier? Sie betrachtete ihn neugierig. »Und, Ethan Bennett aus Sydney, was verschlägt Sie in dieses verschlafene Nest mitten im Nirgendwo?«

Erneut versteifte sich seine Haltung, und seine Gesichtszüge wurden starr. »Um ehrlich zu sein, weiß ich das selbst nicht so genau«, sagte er leise.

Auf einmal empfand sie Mitgefühl für diesen Mann, den sie kaum kannte. Etwas schien ihn zu bedrücken. »Kommen Sie von hier?« Innerlich tadelte sie sich, dass sie diese Scharade nicht rechtzeitig beendet hatte. Jetzt war der richtige Moment verstrichen, und sie konnte nur hoffen, dass er ihr im Nachhinein deswegen nicht böse sein würde.

»Sieht man mir das an?« Schon etwas entspannter linste er in ihre Richtung.

»Nein, sicher nicht.«

»Ist aber so.« Er nahm sich die Packung mit den Käsebällchen und schob sich mehrere in den Mund. Liz ließ ihm Zeit und knibbelte an ihren Fingernägeln herum. »Ich möchte meine Familie besuchen«, fuhr er nach einer gefühlten Ewigkeit fort.

»Sie freuen sich sicher darauf, Sie wiederzusehen«, entgegnete Liz und lächelte ihm zu.

»Daran habe ich so meine Zweifel.« Er schüttelte den Kopf. »Wechseln wir lieber das Thema. Was macht eine Frau mit drei Chipspackungen abends alleine auf diesem Parkplatz?«

Liz lachte und vergrub ihr Gesicht in den Handflächen. Sie wusste, wie merkwürdig das auf ihn wirken musste. »Das hier ist meine kleine Auszeit. Ich kümmere mich um einen großen Haushalt, und manchmal habe ich einfach das Bedürfnis nach etwas Ruhe. Dann tue ich so, als müsste ich dringend etwas einkaufen, und stattdessen setze ich mich hierhin und futtere heimlich Junkfood.«

Sein Lachen schallte durch die Abendluft und über den Parkplatz. Amüsiert sah er sie mit feuchten Augen an. »Tatsächlich?«

»So ist es.« Schulterzuckend schnappte sie ihm die Käsebällchen weg und legte sie zurück an ihren angestammten Platz.

»Sind Sie Haushälterin, oder ist Ihre Familie so groß?«

»Beides.«

»Große Familien sind so eine Sache …«, sinnierte er und wirkte melancholisch.

»Fahren Sie jetzt gleich zu Ihrer?«, hakte sie nach.

Ethan schüttelte den Kopf. »Ich muss noch etwas Mut fassen, um ehrlich zu sein.«

»Aber es wird bald dunkel.«

»Sicher klingt das armselig, aber es kostet mich eine Menge Überwindung, nicht einfach ins Auto zu steigen und wieder zurückzufahren.«

»Das ist nicht armselig. Es klingt so, als ob das alles für Sie nicht einfach ist.«

»Man kann vor der Vergangenheit nicht davonlaufen«, murmelte er und lächelte ihr matt zu.

Liz strich über das raue Holz der Bank. »Nein, das kann man nicht.« Beinahe konnte sie schon das Ziffernblatt ihrer Uhr nicht mehr erkennen. Es wurde höchste Zeit, dass sie sich auf den Heimweg machte. Ruckartig stand sie auf und schlang die Arme um den Oberkörper. Mit jeder Minute wurde es frischer. »Ich schenke Ihnen den Rest der Chips. Und wenn sie leer sind, dann fahren Sie weiter zu Ihrer Familie, ja?«

Er erhob sich und hielt ihr erneut die Hand hin. »Dann vielen Dank für Ihre Gesellschaft, Elizabeth.«

Sie nahm die Wärme wahr, die von seiner Handfläche ausstrahlte und auf ihre überging. »Jederzeit wieder.« Sie ging zu ihrem Auto und stieg ein. Als sie gewendet hatte, blickte sie noch einmal zu dem einsamen Schatten auf der Parkbank zurück, bevor sie davonfuhr. »Bis gleich, Ethan.«

 

Unzufrieden rollte Liz sich in dem breiten Bett zusammen und starrte in der Dunkelheit auf die Umrisse des Fensters. Wegen der Wolken waren heute leider keine Sterne am Himmel zu sehen. Ethan war nicht gekommen. Vermutlich war er längst auf dem Weg zurück nach Sydney. Sie hatte niemandem erzählt, dass sie ihm bei ihrem Ausflug begegnet war, und sie hatte sich insgeheim auf Harrys überraschte Miene gefreut, wenn er Ethan nach so langer Zeit erblicken würde. Auch wenn er ein Raubein war, Harry musste sich einfach über die Heimkehr seines Sohnes freuen. Harte Schale, weicher Kern – auf niemanden traf dieser Spruch besser zu als auf ihren Schwiegervater. Nur mit großer Mühe hatte sie den Drang unterdrücken können, für Ethan schon das Bett im Gästezimmer zu beziehen. Doch sie wollte keine Nachfragen riskieren. Es war ihr nicht leichtgefallen, beim Kartenspiel mit den anderen Familienmitgliedern am Küchentisch ihre Aufregung zu verbergen. Schon lange hatte sie sich nicht mehr so aufgekratzt gefühlt, und sie behielt unablässig die Seitentür im Blick. Doch irgendwann hatte sie erkannt: Ethan würde nicht kommen. Er hatte einen Rückzieher gemacht. Es sollte kein Wiedersehen geben. Und niemand in der Familie wusste, dass es fast eins gegeben hätte.

Über eintausenddreihundert Kilometer lagen zwischen Firefly Creek und Sydney, das hatte sie vorhin recherchiert. Vermutlich war Ethan die gesamte Strecke in einem Rutsch durchgefahren, jedenfalls hatte er entsprechend müde ausgesehen. War es nicht gefährlich, sich nach so einer langen Fahrt erneut ins Auto zu setzen, um zurückzufahren? Was stand nur zwischen ihm und den restlichen Bennetts, dass er sich nicht zurück auf die Farm traute? Ethan war der einzige Sohn, der Firefly Creek verlassen hatte – um Karriere zu machen. Jedenfalls reimte Liz sich dies aus den wenigen Informationen zusammen, die sie aufgeschnappt hatte. Konnte das der Grund dafür sein, dass die Beziehung zwischen ihm und den anderen so angespannt war? An diesem einen Weihnachtsfest damals, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren, erschien Ethan ihr schweigsam, doch wenn sie ehrlich war, konnte sie sich kaum daran zurückerinnern. Sie war an dem Tag einfach nur aufgeregt gewesen, ihren zukünftigen Schwiegervater kennenzulernen. Der Trubel dieser großen Familie hatte Liz beinahe überwältigt. Monate später war Ethan zu ihrer Hochzeit eingeflogen, doch auch da hatte sich nicht die Gelegenheit für ein Gespräch ergeben. Liz kuschelte sich ein wenig tiefer ins Kissen und blinzelte in die Dunkelheit. Und dann hatten sie sich ein drittes und letztes Mal auf der Beerdigung gesehen. Allerdings war dieser schreckliche Tag in Liz’ Erinnerung als eine diffuse Aneinanderreihung von Beileidsbekundungen, Tränen und Händeschütteln abgespeichert. Aber sie glaubte, dass Ethan noch am gleichen Tag abgereist war. Er hatte am Abend jedenfalls nicht mit an dem alten Küchentisch gesessen, als sie nur im engsten Kreis ihres Mannes gedachten und Harry Geschichten aus Samuels Kindheit erzählte. Ethan hatte scheinbar kaum eine Rolle in dieser Familie gespielt, und das, wo der restliche Bennett-Clan doch meist wie Pech und Schwefel zusammenhielt. Große Familien sind so eine Sache. Mit seinen Worten im Ohr sank sie in einen unruhigen Schlaf.

Kapitel 2

Kam es ihm nur so vor, oder roch die Luft hier anders? Würziger als in der Stadt und trotzdem gleichzeitig lieblich. Ethan ließ das Fenster ein Stück weiter hinunter, und die Kühle des Morgens drang ins Auto. Fluchend drosselte er das Tempo, immer wieder sprangen Kieselsteine vom Schotterweg gegen den weißen Lack des Mercedes. Für ein Stadtauto wie dieses waren die Pisten hier in der südaustralischen Pampa nicht gedacht, doch nun hatte er sein Ziel fast erreicht. Er befand sich bereits auf dem Land seiner Familie. Als er den schmerzenden Rücken durchstreckte, war ein ungesundes Knacken zu hören. Einen ganzen Tag Auto zu fahren und danach die Nacht in ebendiesem zu verbringen schien keine gute Idee gewesen zu sein. Und doch hatte er einfach mehr Zeit gebraucht. Eine Nacht mehr. Fahrig strich er sich durch die Haare, die sich ohne die übliche Dusche am Morgen nur schwer in Position bringen ließen.

Ethans Blick schweifte über die Grasflächen bis zu den sanften Hügeln weiter hinten. 971 Hektar fruchtbares Weideland breiteten sich vor ihm aus. Und der ungewöhnlich wolkenverhangene Himmel passte gut zu seiner Stimmung. Der trockene Boden knirschte unter den Rädern, während er sich immer weiter auf das Farmhaus zubewegte. In der Ferne war eine Schafherde zu erkennen. Wie kleine Wattebäusche verteilten sich die Tiere auf einer Fläche, die ihm nach all den Jahren in der Großstadt unvorstellbar groß erschien. Und doch war ihm alles hier vertraut. Er trat auf die Bremse und riss das Lenkrad zur Seite. Selbst das verdammte riesige Schlagloch war noch da. Kopfschüttelnd lenkte er den Wagen drum herum. Warum nur beseitigten seine Brüder diese Gefahrenstelle nicht endlich? Er lachte trocken auf. Weil sie diese Wege alle auch mit geschlossenen Augen würden fahren können. Sie kannten das Land und jeden Stein auf ihm in- und auswendig. Nur er wäre beinahe hineingerasselt. War das ein Zeichen, dass er nicht hierhergehörte? So, wie er es schon immer gespürt hatte?

Zögernd beschleunigte er wieder. Wenn er jetzt umdrehte, würde er vermutlich lange Zeit nicht den Mut aufbringen wiederzukommen. Auch wenn es ihm nicht behagte, so war es doch an der Zeit zurückzukehren. Was ihn hier nach über vier Jahren der Abwesenheit erwartete, wusste er nicht, allerdings kannte Ethan das Naturell seines Vaters. Viele Worte würde er sicher nicht verlieren. Nur welche es waren, konnte er schwer abschätzen. Und auch er selbst wusste nicht recht, was dieser Besuch in ihm auslösen würde. Nein, er hatte nicht den geringsten Schimmer, was genau er hier eigentlich wollte.

Und doch hatte ihn etwas in seinem tiefen Inneren dazu gebracht, sich auf die lange Fahrt von Sydney hierher zu machen. Und das, obwohl Ethan nicht davon ausging, dass ihn seine Familie mit offenen Armen empfangen würde, doch mit etwas Glück würde es nicht in einem Fiasko enden. Lange genug hatte er sich vor diesem Moment gedrückt. Es war an der Zeit, seine Familie endlich wiederzusehen, auch wenn ihr Verhältnis nicht immer einfach war. Trotz allem hoffte er, hier, in seinem alten Zuhause, einen Rückzugsort zu finden, um seine beruflichen Sorgen für einige Tage aus den Gedanken zu verbannen und neue Kraft zu schöpfen.

Seufzend drehte er das Radio leiser, als das Haus in Sichtweite kam. Erhaben lag es am Ende des Weges. Zwar hatte das alte Gebäude mit der grau-roten Steinfassade die besten Jahre schon hinter sich, dennoch strahlte es noch immer etwas Herrschaftliches aus. Zu Hause. Zumindest war es das einst für ihn gewesen. Den Wagen parkte er neben mehreren verbeulten Pick-ups und zwei Gelände-Motorrädern, die auf dem sandigen Parkplatz standen. Wem die Bikes gehörten, war nicht schwer zu erraten. Schon früher waren seine jüngeren Brüder Quentin und River verrückt nach Geschwindigkeit gewesen. Stundenlang hatten sie an alten rostigen Bikes rumgeschraubt, bis diese wieder liefen. Meistens wurden sie in kürzester Zeit auf dem großen Farmgrundstück zu Schrott gefahren, und das Spiel begann von Neuem. Wie alt waren die Zwillinge jetzt? Drei- oder vierundzwanzig? Ethan schüttelte den Kopf und stellte den Motor ab. Ja, er war lange nicht hier gewesen. Aber dafür hatte er gute Gründe gehabt. Jeder in seiner Familie wusste, was er schon immer gespürt hatte: dass er nicht hierhergehörte. Trotzdem fühlte er sich jetzt schuldig, als er auf das Haus starrte. »Verdammt«, zischte er und stieg aus. Auf einmal kamen all die unterdrückten Gefühle von früher in ihm hoch. Schlagartig fühlte er sich wieder so fehl am Platz wie damals, in seiner Kindheit. Der ungelenke magere Kerl mit den beiden linken Händen, der nichts zustande brachte, was hier von Nutzen war.

Das Lachen eines Kookaburra hallte durch die Luft. Ethan hielt die Hand über die Augen, um trotz der tief stehenden Morgensonne etwas zu sehen, doch der Vogel zeigte sich nicht. Dort, in den hohen Bäumen, die um das Haus verteilt standen, musste das Tier sitzen, und es wirkte, als würde es hämisch über Ethans Rückkehr lachen. Erneut atmete Ethan die aromatische Luft ein, den Geruch seiner Kindheit. Silverwood erschien ihm nach all den Jahren unverändert, höchstens etwas runtergekommener als in seiner Erinnerung, und auch die Ziegel des alten Gemäuers machten nicht mehr den besten Eindruck. Und doch war das Haus, abgesehen von den Spuren der Zeit, noch immer genau so, wie sein Urgroßvater es einst erbaut hatte. Die trockene Rasenfläche neben dem Haus hatte wie üblich dringend einen Schnitt nötig, und der Wind wirbelte den staubigen Boden des Parkplatzes in kleinen Wolken auf, die um das Haus herumtanzten. Ja, alles war, wie es immer gewesen war.

Zehn Jahre. Vor zehn Jahren war er hier ausgezogen und nur mit einem Rucksack, einem Karton und der rostigen Karre, die er sich gerade so hatte leisten können, in sein neues Leben gestartet. Sein Vater hatte ihm beim Abschied fünfhundert Dollar in die Hand gedrückt. Mehr war nicht drin gewesen bei einem Haushalt mit sechs Kindern. Das Studium hatte Ethan sich durch ein Darlehen und seinen Nebenjob in einem Steuerberaterbüro finanziert, wo er nachmittags nach der Uni die Sekretärin gespielt hatte. Schmunzelnd dachte er daran zurück, wie er jahrelang Akten sortiert und Kopien gemacht hatte. Doch der Job hatte nicht nur seine Ausbildung finanziert, er hatte Ethan auch interessante Einblicke in die Welt der Finanzen beschert. So hatte er analysiert, wie die Klienten ihr Vermögen vermehrten – wie sie investierten und welche Risiken sie dabei eingingen. Und wie sehr sich dies am Ende lohnen konnten. Allerdings nicht für jeden.

Ethan lief am Vordereingang vorbei und durchquerte das offene Metalltor, das in den vernachlässigten Blumengarten und zu dem schmalen Weg entlang der Hauswand führte. Als er die Küchentür fast erreicht hatte, hörte er von innen Stimmengewirr. Ein letztes Mal atmete er tief durch, dann schritt er auf die offene Tür zu und blieb im Türrahmen stehen. Keiner bemerkte ihn. Sein Vater lehnte mit einer Tasse in der Hand an der Küchenzeile und besprach etwas mit John, der mit ausgestreckten Beinen am Tisch saß und ebenfalls Kaffee trank. Einen Moment lang musterte er seinen ältesten Bruder. Er wirkte kaum verändert, nur die Furchen auf der Stirn waren neu. Der Abdruck auf seinen schwarzen Haaren verriet, dass er um diese frühe Stunde bereits den Hut aufgehabt haben musste. Wie er John kannte, war er als Erster auf gewesen und hatte vermutlich bereits die Pferde gefüttert. Seine markanten, harten Gesichtszüge unter dem Dreitagebart zusammen mit dem stets ernsten Blick ließen seinen Bruder verschlossen wirken.

Ethan sah nun zu Jim hinüber, der an der anderen Seite des Tisches in der Zeitung las. Er hatte einen zufriedenen Ausdruck, während seine Augen die Zeilen überflogen, doch Ethan war sich sicher, dass ihm das Gespräch von John und Harry nicht entging. Jim, der Ruhige der Brüder mit einem Herzen aus Gold, wirkte auf den ersten Blick wie ein gemütlicher Bär und konnte das Temperament, das allen Bennetts in die Wiege gelegt wurde, viel besser zügeln als der Rest der Familie. Und doch konnte auch Jim seinem Nachnamen alle Ehre machen und gelegentlich über die Stränge schlagen. Endlich spürte Ethan ein Gefühl von Sicherheit. Er kannte diese Menschen, auch nach Jahren noch konnte er in ihren Gesichtern lesen. Gerade als er etwas sagen wollte, räusperte sich sein Vater. Er sah Ethan aus wachen, dunklen Augen prüfend an, doch verrieten die Gesichtszüge des alten Mannes keine Regung. Der graue Schnauzbart erschwerte die Einschätzung von Harrys Gemütslage zusätzlich. Harry war groß, ebenso groß wie seine Söhne, und hatte auch mit seinen fünfundsechzig Jahren noch dieselbe respekteinflößende Ausstrahlung wie eh und je.

»Morgen.« Ethan trat in die Küche und blickte angespannt von einem zum anderen. Niemand sagte etwas.

»Ich weiß, ich komme unangemeldet …« Mehr brachte er nicht heraus.

John presste die Zähne aufeinander, und seine Kiefermuskulatur trat angespannt hervor, so wie es gewöhnlich geschah, wenn ihm etwas nicht passte. Harry schwieg noch immer. Sein Vater erteilte Ethan schon jetzt eine Lektion. Es war unschwer zu erkennen, dass er hier nicht willkommen war. Oder bildete er es sich nur ein?

»Ethan. Ich fasse es nicht!« Jim warf die Zeitung zur Seite und sprang auf. Grinsend kam er auf ihn zu und stieß ihm gegen den Oberarm. »Das ist ja eine Überraschung.«

»Das ist es in der Tat«, knurrte Harry und ging ein paar Schritte auf Ethan zu. Dann hielt er ihm die Hand hin.

Erleichtert griff Ethan danach. Noch immer war der Händedruck seines alten Herrn fest.

»Was willst du hier? Bleibst du länger oder nur für heute?« Jim lachte ihn offen an. Wenigstens er freute sich offensichtlich über Ethans Besuch.

»Ein paar Tage vielleicht, wenn es in Ordnung ist?«

Ethans Blick wanderte zu Harry, und dieser nickte, ehe er sich wieder gegen die Küchenzeile lehnte. »Hast du zu viele Urlaubstage über, dass du uns mit einem Besuch beehrst?«

Ethan schluckte. »Ich dachte, es wäre endlich mal wieder an der Zeit, nach der Familie zu sehen.«

»Das ist es wohl.« Unter seinen buschigen Augenbrauen hervor sah Harry ihn an und schlürfte an seiner Tasse.

Plötzlich war ein Kreischen zu hören. Irritiert beobachtete Ethan, wie ein kleiner Junge mit einem Holzschwert in der Hand in die Küche stürmte. Vor Harry baute er sich in Angriffsstellung auf und streckte ihm herausfordernd das Schwert entgegen.

»Nicht um diese Uhrzeit, Oliver.« Harrys Stimme klang gewohnt mürrisch, doch Ethan glaubte unter seinem Schnauzbart ein Lächeln zucken zu sehen.

»Oliver?« Verblüfft betrachtete er das Kind.

»Samuels Sohn«, erklärte Harry, obwohl es nicht notwendig war, und tätschelte den Kopf des Jungen.

Ethan hatte auf den ersten Blick erkannt, dass dies sein Neffe sein musste. Er war seinem verstorbenen Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Nur die blonden Haare, die ihm wild in die Stirn fielen, mussten von seiner Mutter stammen. Samuel war dunkelhaarig gewesen, so wie alle Bennett-Brüder – bis auf Ethan.

»Ollie?« Eine helle Stimme schallte durch das Haus, und Ethan runzelte die Stirn. Gleich darauf waren Schritte auf der Treppe zu hören. »Ach, du bist ja schon unten.« Eilig rauschte eine junge Frau in die Küche, ohne Ethan zu bemerken.

Er hielt die Luft an. »Elizabeth«, formten seine Lippen tonlos. Elizabeth war also in Wahrheit Liz – seine Schwägerin. Sie war ihm gleich merkwürdig bekannt vorgekommen, und doch hatte er den Finger nicht darauf legen können, woher sie sich kannten. Er kniff die Augen zusammen und betrachtete den kurzen blonden Bob. Damals waren die Haare seiner Schwägerin viel länger gewesen, wenn ihn nicht alles täuschte. Und hatte sie nicht eine Brille getragen? Anscheinend wohnten sie und ihr Sohn hier. Er hatte nie darüber nachgedacht, wo sie nach Samuels Tod wohl lebten. Hatte Samuel nicht damals dieses kleine Haus in Firefly Creek gekauft? Es war ihm nicht in den Sinn gekommen, dass die beiden in Silverwood eingezogen sein könnten.

Noch immer hatte sie ihn nicht entdeckt, sie war zu beschäftigt damit, dem Kind einen Pulli überzuziehen und seine Haare mit einem Kamm zu bändigen, während der Kleine weiter mit dem Schwert auf Harry zielte. Zufrieden nickte Liz, dann richtete sie sich auf. Als sie sich umdrehte, weiteten sich ihre Augen. »Du meine Güte. Ethan.« Einen Augenblick zögerte sie, dann trat sie auf ihn zu und umarmte ihn hastig. »Was machst du denn hier?«, murmelte sie, und er glaubte, ein Aufblitzen in ihren Augen zu sehen. Schlagartig wurde ihm klar, dass sie ihn am Abend zuvor bereits erkannt haben musste. Die große Familie, vor der sie hin und wieder flüchtete, war also seine.

»Er besucht uns für ein paar Tage.« Jim setzte sich wieder an den Tisch und griff nach der Zeitung.

»Wirklich?« Mit gespieltem Erstaunen sah sie zu Ethan. »Dann richte ich dir nachher das Gästezimmer ein.« Ohne auf eine Antwort zu warten, ging sie zum Herd und griff nach einer Pfanne. »Es gibt Spiegelei, wer Rührei will, kann es sich selber machen. Wir sind heute etwas spät dran. Bedankt euch bei eurem Neffen dafür.«

»Spiegeleier sind gut.« Unbewegt stand Harry weiter an seinem Platz und musterte Ethan aus den Augenwinkeln. »Wie läuft es in der Stadt?«, brummte er.

»Kann mich nicht beklagen, es läuft sehr gut. Viel zu tun wie immer«, antwortete Ethan ausweichend. »Kann ich einen Kaffee haben?«

»Ach, natürlich. Bitte entschuldige.« Liz ging zum Küchenschrank und nahm eine Tasse heraus. »Du musst die ganze Nacht durchgefahren sein von Sydney.«

»Das bin ich«, sagte er, noch immer etwas irritiert von der Situation.

Sie reichte ihm die Tasse und zwinkerte ihm verschwörerisch zu.

»Danke.« Zögernd setzte er sich und schenkte aus der Kanne, die auf dem Tisch stand, die dunkle, verheißungsvoll dampfende Flüssigkeit ein. Vorsichtig nahm er den ersten Schluck. Der Kaffee war kräftig, und selbstverständlich trank ihn jeder hier schwarz, so wie es in diesem Haus schon immer gewesen war. Wie sehr Ethan sich in diesem Moment nach der einzigartigen Röstung seines Lieblings-Barista sehnte, die er sich jeden Morgen auf dem Weg ins Büro gönnte und die erst zusammen mit der aufgeschäumten Milch ihr volles Aroma entfaltete. Doch er brauchte dringend Koffein nach der unbequemen und größtenteils schlaflosen Nacht, und diesen Zweck sollte das Gebräu in seiner Tasse erfüllen.

»Wer bist du?«, fragte ein dünnes Stimmchen.

Schmunzelnd beugte Ethan sich zu dem kleinen Jungen hinunter, der neben ihm stand und ihn vorwitzig beobachtete.

»Ich bin dein Onkel Ethan.«

Einen Augenblick lang schien der Junge zu überlegen. »Ich habe viele Onkel.«

»Das stimmt allerdings.« Wie eigenartig es war, in dieses Gesicht zu sehen. Wie eine Miniversion von Samuel stand Ollie vor ihm. Ethan spürte einen stechenden Schmerz in seiner Brust, als er an den Verlust des Bruders erinnert wurde.

»Magst du Schwerter?«, wollte der Junge wissen.

»Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke schon.«

Zufrieden nickte der Kleine. »Ich habe noch eins. Wir können miteinander kämpfen.«

»Ist das nicht gefährlich?«, fragte Ethan, unsicher, wie er auf das Angebot reagieren sollte, und bemerkte, wie John die Augen verdrehte.

»Die Schwerter sind doch nur aus Holz und nicht scharf«, erklärte Ollie nachsichtig. »Und ich kann ganz arg gut kämpfen!«

»Dann machen wir das später, okay? Ich bin eben erst angekommen«, schlug Ethan vor und hoffte, den Jungen damit zufriedenzustellen.

Ruckartig schob John seinen Stuhl zurück. »Liz, ich frühstücke heute nicht.« Mit einem Seitenblick auf Ethan stiefelte sein Bruder an ihm vorbei. »Harry, ich kontrolliere die obere Weide«, erklärte er knapp.

»Ist gut«, brummte sein Vater und setzte sich an den Tisch, während John seinen Hut von einem Haken an der Wand nahm und die Küche verließ.

Na wunderbar. Dass John nicht begeistert sein würde, ihn zu sehen, war ihm klar gewesen, dafür waren sie die letzten Jahre vor seinem Auszug zu schlecht miteinander ausgekommen. Aber dass er seine Abneigung so offen zeigte, machte Ethan wütend. Gerade einmal zehn Minuten waren vergangen, seit er das Haus betreten hatte, und schon verspürte er die altbekannte Anspannung. Erschöpft nahm er einen Schluck von seinem Kaffee.

»Ethan, wie viele Eier möchtest du?« Liz sah ihn abwartend an.

Rasch hob er zwei Finger. Liz eilte in der Küche umher, schnitt Brot auf und kontrollierte die Eier in der Pfanne. Jetzt, da er sich genauer umsah, fiel ihm auf, dass es in der Tat ordentlicher war als früher. Nirgends lag stapelweise Post, es stand kein dreckiges Geschirr herum, und ein Regal an der Wand war mit Früchten und Gemüse derart überladen, dass er befürchtete, es würde unter der Last hinunterkrachen. Allem Anschein nach waren hier Frauenhände am Werk.

Liz schob ihm einen Teller hin und verteilte die anderen auf dem großen Tisch. Ollie kletterte auf den Stuhl am Kopfende und versuchte, mit einem stumpfen Messer sein Ei zu zerteilen. Zufrieden kaute er, nachdem er das erste Stück mit der Hand in den Mund gesteckt hatte.

»Nimm Besteck, oder das Essen kommt weg«, ermahnte seine Mutter ihn.

Der Kleine griff nach der Gabel und spießte ein weiteres Stück auf.

»Wo bleiben die Zwillinge? Ist gestern wohl wieder spät geworden.« Sie stützte die Hände in die Hüften und schüttelte den Kopf.

Harry fluchte vor sich hin und schritt zum Flur. Dann schallte ein markdurchdringender Pfiff durch das Haus, und bald darauf war in der oberen Etage ein Rumpeln zu hören. Laut feixend trampelten Quentin und River die Treppe hinunter und stürmten in die Küche. Quentin setzte sich an den Tisch und fiel über das Frühstück her, während River sich das Hemd in die Hose steckte, entschuldigend zu seinem Vater sah, um dann Ethan anzublicken.

»Ich glaub’s nicht!« Strahlend kam er auf ihn zu.

Ethan stand auf und betrachtete seinen jüngeren Bruder, der inzwischen ein Mann geworden war. Er trug eine graue Arbeitshose, aus deren Seitentaschen Schraubenzieher in diversen Größen ragten, und ein schwarzes, enganliegendes Shirt, das an seinen Schultern spannte. Ethan stellte fest, dass der jüngste Spross der Familie tatsächlich verflucht gut aussah. Sicherlich hatte dieses verschmitzte Grinsen schon so manches Herz gebrochen. Als Ethan nach Sydney gezogen war, um zu studieren, waren die Zwillinge noch Halbstarke gewesen. Jetzt sah er zwei kräftige, gut aussehende junge Männer vor sich. Doch in Rivers Augen funkelte nach wie vor der Schalk.

»Ich freue mich, dich zu sehen.« Amüsiert streckte Ethan einen Arm aus und zog River zu sich heran, um ihn kräftig zu umarmen und wie früher mit der Handfläche über dessen kurzgeschorene Haare zu fahren.

»Bleibst du länger?«

»Ein paar Tage vielleicht.«

»Dann müssen wir unbedingt eine Party machen. Wenn schon mal alle Bennett-Söhne im Haus sind«, sagte Quentin, während er kauend vom Frühstück aufsah und seine Hand zum Gruß hochhielt. Schmunzelnd betrachtete Ethan den vertrauten Lockenkopf. Inzwischen trug sein Bruder zwar die Haare an den Seiten kürzer, doch oben standen sie so wild ab wie früher. Und noch immer zierte eine kleine Narbe Quentins linke Augenbraue. Wie gut Ethan sich an den Moment erinnerte, als River seinen Bruder bei einem Stockkampf verletzt hatte, woraufhin Quentin sein blutüberströmtes Gesicht stolz grinsend Harry präsentierte, der den Achtjährigen kreidebleich ins Auto beförderte und ihn zur Gemeindekrankenschwester fuhr. Fünf Stiche waren notwendig gewesen, um das Malheur zu beseitigen. Die frechen Sommersprossen auf Quentins Wangen passten zu seinem lebendigen Wesen. Sobald der Sommer begann, breiteten sich diese auch über das restliche Gesicht aus. Ethan überlegte, ob die Zwillinge inzwischen wohl gleich groß waren? Ständig hatten sie sich Rücken an Rücken aneinandergestellt, um zu sehen, welcher Bruder den anderen übertrumpfte. Ethan nahm sich vor, bei Gelegenheit nachzusehen, wer am Ende das Rennen gemacht hatte.

»Es gibt hier keine Partys, das habe ich euch oft genug gesagt.« Harrys Ton ließ wie immer keinerlei Widerspruch zu und riss Ethan aus seinen Gedanken.

»Dann feiern wir eben im Pub.« River setzte sich neben Ethan und schenkte sich Kaffee ein.

»Mal schauen. Heute bin ich ziemlich erledigt«, erklärte Ethan. Nur mit Mühe konnte er den Blick von seinen jüngeren Brüdern lösen. In seiner Erinnerung waren sie noch immer die kleinen Jungs, die die Kaninchen rasiert hatten. Schlagartig wurde ihm klar, was er in all den Jahren verpasst haben musste.

»Du musst uns unbedingt von Sydney erzählen. Dort kann man bestimmt gut Party machen.« Erwartungsvoll sah River ihn an.

»Auf alle Fälle. Das will ich ganz genau wissen«, pflichtete Quentin ihm bei.

Knallend setzte Harry seine Tasse auf der Tischplatte ab. Ein Zeichen, dass ihm die Unterhaltung reichte.

River zwinkerte Ethan zu und griff eilig nach dem Brot.

Während Ethan einen weiteren Schluck nahm, ließ er seinen Blick über die Personen am Tisch schweifen: Jim, dessen Augen weiterhin auf die Zeitung geheftet waren, die Zwillinge, Ollie, der ein Stück Ei von der Tischplatte abkratzte, seinen Vater, der mit gerunzelter Stirn in die Tasse starrte, und Liz, die sich neben ihren Sohn gesetzt hatte und endlich selbst aß. Er war also wieder hier. Noch immer war Ethan sich nicht sicher, wie sich das anfühlte. Zu viele unterschiedliche Dinge spukten ihm durch den Kopf. Es war eigenartig, nach all den Jahren wieder an diesem Tisch zu sitzen.

 

Kaum war das Frühstück vorüber, sprangen alle auf.

»Jim, du hilfst John heute mit der verstopften Pumpe auf der großen Weide.« Harry griff nach seinem Hut, der ordentlich in der Reihe von Lederhüten an der Wand hing.

»Dann lade ich alles auf. Wenn wir nicht rechtzeitig fertig werden, bringt uns dann jemand Lunch?«, fragte sein Bruder und sah erwartungsvoll zu Liz.

»Natürlich.« Sie lächelte ihm zu und sammelte das Besteck und die Teller vom Tisch ein.

»Bist du bereit für den Kindergarten, Buddy?« River stand auf und nahm einen kleinen Rucksack von der Arbeitsplatte.

Verwundert sah Ethan auf. Wieso fuhr River seinen Neffen in den Kindergarten?

River fing seinen Blick auf und erklärte: »Liegt auf dem Weg. Ich arbeite in der Werkstatt im Ort. Ich bin Mechaniker.«

Das passte zu ihm. Schon immer hatte er an allem herumgeschraubt, was einen Motor hatte. Erst jetzt fielen Ethan die dunklen Ölränder an Rivers Fingernägeln auf.

»Morgens nehme ich Ollie mit, so spart sich Liz eine Fahrt.«

Kreischend warf sich der Junge gegen die Beine seiner Mutter. Liz beugte sich hinunter und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

»Wir wollten doch kämpfen.« Vorwurfsvoll sah er erst sie an, dann Ethan.

»Das könnt ihr heute Mittag machen, mein Schatz.« Noch einmal bemühte Liz sich, die verstrubbelten Haare ihres Sohnes mit den Fingern zu bändigen.

»Ja, natürlich«, beeilte Ethan sich zu sagen. Es war ihm etwas peinlich, dass er nicht recht wusste, wie man mit Kindern umging. Er hatte in Sydney eigentlich nur mit Erwachsenen zu tun gehabt und in dem Bereich keine Erfahrungen gesammelt. Und nun stand plötzlich sein Neffe vor ihm, und Ethan hatte keine Ahnung, was von ihm erwartet wurde.

Strahlend nickte der Kleine, griff nach Rivers Hand, und sie verließen die Küche mit schnellen Schritten.

Offensichtlich war hier alles bestens organisiert, und binnen weniger Minuten waren nur noch Liz und Ethan im Raum. Er trank den Rest seines Kaffees und brachte die Tasse zum Geschirrspüler. Er war unsicher, wie er sich verhalten sollte.

»Ich nehme an, du hast im Auto geschlafen?«, durchbrach Liz die unangenehme Stille, während sie die Butter im Kühlschrank verstaute.

Ethan brummte bestätigend. »Hast du früher nicht eine Brille getragen?«

Er hörte ein leises Lachen, dann sah sie ihn über die Schulter an. »Soll das eine Entschuldigung sein, weil du mich nicht erkannt hast?«

»Zumindest eine Erklärung.«

Mit einem Lächeln drehte sie sich zu ihm um. »Ist schon gut, es sind viele Jahre vergangen, seit wir uns das letzte Mal getroffen haben.« Dann deutete sie auf ihre Augen. »Laser. Ich hatte keine Lust mehr, ständig die Gläser zu putzen.« Liz machte eine Pause und legte den Kopf schief. Über ihrer schmalen Nase bildeten sich Fältchen, als sie diese krauszog. »Bist du mir böse, weil ich dir nicht gesagt habe, wer ich bin?«

»Nein, natürlich nicht. Eigentlich ist es doch eine amüsante Anekdote.« Endlich war ihm leichter ums Herz. »Nur tu mir den Gefallen und erzähl den anderen nicht, dass ich schon gestern hier war und nicht den Mumm hatte, gleich herzukommen.« Grinsend zog er die Augenbrauen hoch. »Im Gegenzug verpetze ich dich nicht wegen deinem Chipsgelage.«

»Das klingt fair«, sagte Liz. »Magst du deine Sachen reinbringen?« Sie machte sich daran, den Stapel an Tellern einzuräumen.

»Das sollte ich wohl.« Er trat vor die Tür und sah sich um. Wie oft hatte er morgens das Haus durch diese schmale Seitentür verlassen? Alles hier war ihm noch immer vertraut. Zügig lief er um das Haus, öffnete den Kofferraum und nahm seine Tasche heraus. Wieder schrie der Kookaburra, und auch dieses Mal klang es, als würde er Ethan auslachen – weil er sich wie ein Fremder in seinem eigenen Zuhause fühlte.

Ein kühler Wind wehte durch die Bäume. In gut zwei Monaten würde der Frühling Einzug halten. Doch jetzt, im August, konnte es hier in Südaustralien morgens empfindlich frisch sein. Erneut schweifte sein Blick über das alte Haus. Der Efeu an der einen Ecke der Hauswand hatte sich im Lauf der Jahre weiter nach oben gerankt. Bald würde er am Dach ankommen. Silverwood hatte sich wirklich nicht verändert, und das würde es wohl auch nie. Ethan trat ein Stück zur Seite und sah auf das kleine Eukalyptuswäldchen, das ein paar hundert Meter hinter dem Haus wuchs und das seinen Urgroßvater zu dem Namen der Farm inspiriert hatte, Silverwood. In der Morgensonne glänzten die Blätter der Bäume silbrig grün.

Zurück in der Küche, stellte er die Tasche auf dem Tisch ab.

»Bring dein Gepäck doch direkt hoch, ich komme gleich nach«, sagte Liz, während sie die Krümel auf der Tischplatte zusammenfegte.

Ethan griff nach seiner Tasche und ging die alte, breite Holztreppe mit den knarzenden Stufen hinauf. Für einen Moment zögerte Ethan, ehe er das glatte Holz des Handlaufs berührte. Es hatte ihm und seinen Brüdern immer großen Spaß gemacht, diesen hinunterzurutschen, und auch Harrys Drohungen hatten sie nicht davon abhalten können. Vor Ethan lag der breite Flur mit dem abgenutzten Dielenboden. Rechts und links reihten sich die Zimmer seiner Brüder aneinander. Er atmete tief ein, dann öffnete er die Tür zu seinem ehemaligen Kinderzimmer. Sein Blick huschte durch den ordentlichen Raum und über die mit Blumen bedruckte Bettwäsche auf dem Bett, in dem er damals geschlafen hatte. In dem offenen Schrank hingen bunte Kleider und Frauenpullover. Ein Hauch von Lavendel kitzelte in seiner Nase. Anscheinend wohnte Liz nun in seinem alten Zimmer. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Fausthieb, dass er nun keinen Platz mehr in diesem Haus hatte. Auch wenn es nachvollziehbar war, dass sie sein Zimmer inzwischen anderweitig nutzten, musste er dennoch schlucken. Leise schloss er die Tür wieder und sah sich im Flur um. Mit Gästezimmer hatte Liz vermutlich das ehemalige Elternschlafzimmer gemeint. Nach dem Tod von Ethans Mutter war Harry in einen kleineren Raum direkt neben dem Büro im Erdgeschoss gezogen. Dort war es stiller gewesen als oben bei den Brüdern. Wenn es noch so war wie früher, dann verschanzte Harry sich in seiner knappen Freizeit wahrscheinlich auch heute mit Vorliebe in seinem Büro. Ethan grinste in sich hinein. Er und seine Brüder hatten immer wieder Vermutungen angestellt, was der Alte dort wohl trieb. Mit Büroarbeit hielt Harry sich nämlich ungern auf. Vermutlich saß er lieber sinnierend in seinem Sessel und dachte über alte Zeiten oder seine Zucht nach und trank von dem guten Whisky, den er dort vor seinen Söhnen versteckte. Warum eigentlich hatte er seinem Vater keine Flasche mitgebracht? Er hatte einfach nicht daran gedacht bei all dem Stress der letzten Zeit.

Zielstrebig öffnete Ethan die dritte Tür auf der linken Seite und trat ein. Noch immer standen die gleichen Möbel in dem Raum wie damals. Das große Holzbett und der dunkle, wuchtige Schrank. Doch auch hier herrschte weniger Chaos als in seiner Erinnerung. Früher hatten an jeder freien Stelle Kartons gestanden, die mit allem möglichen Zeug vollgestopft waren, jetzt war der Raum bis auf einige Bilder an den Wänden leer. Er ließ die Tasche auf den Boden fallen und trat ans Fenster. Von hier aus waren der Hof hinter dem Haus und die Scheune zu sehen, und etwas weiter weg der Pferdestall. Dahinter erstreckte sich auf der einen Seite das weite Farmland, und auf der anderen befand sich ein kleiner Wald. Weit entfernt auf der Weide waren einige Rinder zu erkennen.

»Ich habe dir frische Bettwäsche gebracht.« Liz kam mit eiligen Schritten in den Raum und griff nach dem Kopfkissen.

»Das kann ich selbst erledigen, mach dir keine Umstände wegen mir«, versuchte er, sie aufzuhalten.

»Kein Problem, das geht schnell.« Lächelnd zwängte sie das Kissen in den Bezug.

Unauffällig musterte er seine Schwägerin von der Seite. Er hatte sie nie richtig kennengelernt. Als Samuel mit ihr zusammenkam, hatte Ethan schon in Sydney gewohnt. Dank ihr war er nicht mehr die einzige Person mit blauen Augen in diesem Haus, was sich aus welchem Grund auch immer irgendwie gut anfühlte. Nicht nur optisch war er immer der Außenseiter in der Familie gewesen. Liz war relativ klein und reichte ihm nicht einmal bis zur Schulter. Wie zierlich sie in der Küche zwischen all den hochgewachsenen Bennett-Männern gewirkt hatte. Mit konzentriertem Blick bezog sie nun die Matratze.