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In den knapp 50 Gedichten dieses Bandes nimmt Martin Walser eine lyrische Vermessung der Bodenseelandschaft vor: »Kein Feld reicht weit / kein Hügel will höher sein / als der andere. Alles ist / süchtig nach Bemessenheit.« Und er tut das mitunter so virtuos, wie er es auch als Prosaautor in unzähligen Büchern zelebriert hat; so scharfsinnig und poetisch zugleich, dass es den Lesern ob der Schönheit der berühmten Walser-Sätze fast schwindelig werden kann. Martin Walsers hiesige Gedichte sind ein literarischer Schatz, der lange darauf gewartet hat, aus den Tiefen des Bodensees ins Licht der Öffentlichkeit gehoben zu werden.
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Seitenzahl: 20
Schwimmen heißt glauben, dass man es kann.
M. W.
Biographie
Großmutters Nase
Sonntagnachmittag
Zum Muttertag
Frühlingsschrift
Über den silbernen Septembersee
Postkarte für meinen Kollegen Kassandro
Das Leben als Stimmung
Rudere noch in den Abend hinein
Der See schaufelt Licht
Naturnotiz
Handarbeit
Föhn
Zletzschd
Rückzug
Hiesiger Lebenslauf
Ernte
Sauber liegt das Gesicht
Dein Mund
Ich bin ein Onkel am Bodensee
Auf dem Boden
Wie viele Seepferde
Ideal
Es ist
Am Bodensee
Möchte vergangen sein wie Schnee
Sonne und Wind spielen mit Bäumen
Ich schwimme im Regen
Wenn ich am Wasser stehe
So fremd wie ich ist mir keiner
Trockene Ruten des Winterstrauchs
Immer fliegen im Jahr
Auf dem dunklen Wasser Abendgold
Silbern fließt der See durchs Licht
Feierlich, Sonne und Glanz
Zuruf
Keine Melodie ist mein
Wenn man mich blind in tausend Seen würfe
Ich liege auf der grünen Lippe
Wenn ich eine Säge in einer gewissen Entfernung höre
Von wem spricht das Licht?
Der See rauscht sanft
Die Berge schwimmen im Blau
Wie viel Silber zaubert der See
Stünde ein Wort am Ufer
Dezember füllt den Garten mit Schnee
Wohin jetzt
Hier:
Im Haus schwimmt ein Klavierkonzert
Draußen rauscht die Sonne
In den Bäumen wohnt nichts
Kein Feld reicht weit
Auf breiten Sträuchern kochen Mückenschwärme
Hell klingt der Kies von Schritten
Morgensilber dringt vom See
Der See ist eben
Der
Bodanrück
s’Wasserburger Johr – wia’n as amol gsi isch
Nachbemerkung
Textnachweise
Über den Autor
Bei meiner Geburt starben drei Mütter. Im Parterre
jauchzten die Messer vor Freude. Zirka vierzehn
Zungen fand man in meinem Mund vor, als man sich,
nach meinem ersten Schrei, verwundert über
mich beugte. Mein Vater begann mich zu interpretieren.
Im Beichtstuhl griff mir der Pfarrer in den Schlund
und hatte von den zarten Zünglein gleich zirka drei
ausgerissen. Ich werde sie verbrennen, sagte er und
absolvierte mich.
Ich schwor den ersten Eid und war um eine Zunge ärmer.
Ich bedankte mich für ein Stück Brot, das man mir