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Geschichten über junge Großstadtmenschen, die miteinander in Beziehung stehen, sexuell, in Liebe, in Abhängigkeit. Sie sind lesbisch, hetero oder bisexuell, in einigen Geschichten erleben Frauen, die in heterosexuellen Beziehungen stecken, das erste Mal Sex mit anderen Frauen. Sie lieben eine/n oder lieben viele, streiten sich, schlafen miteinander. Teils spielen die Erzählungen im Fantasyambiente, so treiben auch Nixen und Vampirinnen ihr Unwesen. Sie können die Dramen des Begehrens verschärft und mörderischer ausspielen. Jönsson schreibt hart, schonungslos und unbarmherzig, manchmal wirken ihre Sätze wie atemlose Spoken-Word Performances. Doch unter der Härte der Sprache, hinter den manches Mal brutalen Handllungssträngen ist immer wieder eins zu erahnen: die Liebe. Sie zeigt sich in vielen Varianten, im Scheitern, im Glück, in ihrer Zartheit und Verletzlichkeit, selbst in einer schmierigen Bahnhofskneipe morgens um fünf, nach durchwachter Nacht und endlosem Streit.
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Seitenzahl: 252
Cornelia Jönsson
Fischfang
Liebesgeschichten
konkursbuch Verlag Claudia Gehrke
Inhaltsverzeichnis
Titelseite
Zum Buch
Zur Autorin
Eva
Küsse von Lebenden
Engelskind
Jedes Herz ist eine revolutionäre Zelle
All die schönen Schmetterlinge
Black Friday
Mutterwort (Free Pussy Riot)
Das Wasser wird nicht nass
Der Gast
Die Geburt der Tochter
Dein Blick, vor all den Jahren
Die spezifische Stofflichkeit dieser Berührung
Nachts noch mal los
Der Fall der Gespenster nachts um halb zwei
Kraft
Proximität
Im Wald
Rotkäppchen
Dazwischen
Spinnen
Eiskönigin
Die Prinzessin und das Ungeheuer
Fischfang 1: Auf hoher See
Fischfang 2: Fressen und gefressen werden
Fischfang 3: Ufergang
Es war einmal ein Mann, der wohnte direkt am Wasser. Was für ein Wasser das war, spielt hier keine Rolle. Es hätte ein Meer sein können oder auch ein See, im Süden oder Norden – es ist gleichgültig. Der Mann jedenfalls besaß ein kleines Häuschen, das nur aus einem einzigen Raum bestand. Hier schlief, aß und arbeitete er. Der Mann war Künstler und das Häuschen sein Atelier. Er sah selbst aus wie ein Kunstwerk: Dezente Muskeln, kaum Fett, die Haut goldbraun, die Augen goldgrün.
Fischfang 4: Geschwindigkeit
Impressum
Geschichten über junge Großstadtmenschen, die miteinander in Beziehung stehen, sexuell, in Liebe, in Abhängigkeit.
Sie lieben Männer und lieben Frauen, lieben eine/n oder viele, sind hetero, lesbisch oder bi.
Teils spielen die Geschichten im Fantasy-Ambiente, so treiben auch Nixen und Vampirinnen ihr Unwesen. Sie spielen ein mörderisches Spiel mit der Leidenschaft.
Die Geschichten erzählen vom Verlieben, von Dreiecksbeziehungen, von Sex, von Trennung oder Neubeginn, vom Tod, vom Leben.
Auch wenn es mit der Liebe manchmal nicht auf Dauer „klappt“, finden die Figuren am Ende der Erzählungen oft dazu, ihren eigenen Weg einzuschlagen, mit allen Schwierigkeiten. Sie stellen fest, dass Liebe nicht das Einzige ist, was zählt. In einigen Geschichten sind die Figuren surreale Fantasy- und Märchenwesen. Mit Nixen und Vampirinnen lassen sich die Dramen des Begehrens verschärft erzählen.
Jönsson schreibt hart, schonungslos und unbarmherzig. Einige Texte haben den Sound einer Spoken-Word-Performance. Doch hinter den manches Mal brutalen Handlungssträngen taucht die Liebe immer wieder auf, in Zartheit und Verletzlichkeit.
Cornelia Jönsson wurde 1980 in Lörrach geboren, studierte Theaterwissenschaften und Philosophie, später auch Psychologie, arbeitete als Regieassistentin und Dramaturgin in verschiedenen Theatern und als freie Autorin für Zeitungen; zurzeit arbeitet sie in einem Wohnprojekt für Menschen aus dem Maßregelvollzug.
Romane, Beiträge in Anthologien und Sachbücher. Ein Theaterstück, das 2008 uraufgeführt wurde. Walter-Kempowski-Preisträgerin der Hamburger Autorenvereinigung.
Es sind vier Tage vergangen. Ich verlasse zum ersten Mal das Bett. Ich setze mich in der Küche auf das sonnenbeschienene Fensterbrett und schaue hinunter auf mein Stück Stadt, mein Stück Straße. Ich weiß, dass sie aus kleinen Pflastersteinen besteht, doch von hier oben kann ich es nicht erkennen. Zu weit weg die Steine, mindestens zehn Meter. Ich könnte die Zehen ein wenig bewegen, dann würden meine Sandalen hinunterfallen, vielleicht auf einen Kopf, vielleicht auch nur auf die Straße. Ich könnte mich auf meine Arme stützen, das Becken nach vorne drücken und mich fallen lassen. Vielleicht auf einen Kopf, vielleicht auch nur auf die Straße. Es ginge ganz leicht, es bräuchte nur ein kleines bisschen Muskelkraft und eine Sekunde Zeit. Es gäbe kaum Einfacheres jetzt.
Trotzdem klettere ich von dem Fensterbrett zurück in die Küche, obwohl es der mühsamere Weg ist und der mir weniger einleuchtende. Ich gehe zum Waschbecken oder meine Beine tragen mich dorthin und ich sträube mich nicht.
Als es gerade anfing, warm zu werden. Als ich das erste Mal in Rock und Sandalen zur Arbeit ging. An einem Sonntagvormittag, an dem die Menschen zu zweit oder zu mehreren auf einen Kaffee zu uns kamen und gingen, ohne die Zeitung gelesen zu haben, hin zu irgendeinem See, einem Wald, einer Fahrradtour. Da kam auch Eva und war schön, mit rotem, dicken Pferdeschwanz und schwarzem Hemd über schwarzen Jeans. Eva zeichnete irgendetwas und mir war unwohl, als ich ihr ihren Espresso brachte. Wie sie mich ansah. Aus grauen Augen, Fältchen in den Winkeln – dieser fordernde Zug.
Eva war zu schnell für mich. Eva dringt nicht allmählich durch, sie schlägt ein. Ich stellte ihre Tasse neben ihre Zeichnungen mit gesenktem Blick und spürte ihre kühle Hand auf meinem heißen Kopf, während sie fragte:
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