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Der FISH, jetzt auch fürs Privatleben. Endlich hat das Autorenteam um Stephen C. Lundin sein so erfolgreiches Motivationskonzept vom Fischmarkt auch auf das Privatleben übertragen. Was Millionen Menschen im Beruf glücklicher und zufriedener gemacht hat, hilft jetzt auch zu Hause, wieder zueinander zu finden und die alltäglichen Hürden zu überwinden. Die vier Säulen der FISH!-Philosophiespiele, mache anderen eine Freude, sei präsent, wähle deine Einstellung – funktionieren auch im Privatleben. So kommt wieder Schwung ins Liebesleben – in jeder Beziehung.
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Seitenzahl: 133
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Aus dem Amerikanischen von Sabine Schilasky
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
ISBN 978-3-636-06101-0 | Print-Ausgabe
ISBN 978-3-86882-146-8 | E-Book-Ausgabe (PDF)
Der Abdruck von Auszügen aus „Sweet Darkness“ aus The House of Belongings von David Whyte erfolgte mit Genehmigung des Autors und des Verlags Many Rivers Press (© 1997 by David Whyte).
Der Abdruck von Auszügen aus „The Journey“ aus Dream Work von Mary Oliver erfolgte mit Genehmigung von Grove/Atlantic, Inc. (© 1986 by Mary Oliver).
© 2004 by Stephen C. Lundin, John Christensen All rights reserved Titel des Originals: Fish! for Life Aus dem Amerikanischen übersetzt von Sabine Schilasky
E-Book-Ausgabe (PDF): © 2009 bei mvgVerlag, FinanzBuch Verlag GmbH, München.www.mvg-verlag.de
Print-Ausgabe: © 2004 bei mvgVerlag, Frankfurt/M. Ein Unternehmen der Süddeutscher Verlag Hüthig Fachinformationen
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Umschlaggestaltung: INIT, Büro für Gestaltung, Bielefeld Redaktion: Barbara Imgrund, Heidelberg Satz und Gestaltung: Beate Soltész Druck: Druckerei Theiss,Wolfsberg Printed in Austria
Mit siebzehn Jahren begann für mich ein Abschnitt, den ich im Nachhinein als „die sechs Sommer, die mein Leben prägten“, bezeichne. Während dieser sechs Sommer arbeitete ich jeweils vierzehn Wochen als Betreuer im Camp Courage.
Camp Courage ist ein Feriencamp für schwerbehinderte Kinder, von Kindern mit Querschnittslähmung bis hin zu solchen mit Muskelschwund. Ein fantastischer Ort, wirklich. Dort wurde den Kindern alles geboten, was auch „normale“ Feriencamps bieten: Schwimmen, Kanufahrten, Nachtwanderungen und Lagerfeuer. Ein paar Dutzend jugendliche Betreuer standen den Kindern bei allen Aktivitäten zur Seite. Ihre Eltern, denen der Alltag mit ihren kranken Kindern eine Menge abverlangte, konnten diese Wochen genießen und einmal eine Pause einlegen. Ganz besonders jedoch profitierten die Betreuer von den Erfahrungen, die sie im Camp machten. Sie ahnten es nicht unbedingt immer, doch sie lernten hier Dinge, die sie ein Leben lang begleiteten. Ich war einer von ihnen, und mir ist dort so manches aufgegangen.
Was ich im Camp Courage erlebte, hat meine Weltsicht nachhaltig beeinflusst. Das Camp war der lebendigste, fröhlichste und optimistischste Ort, an dem ich je gearbeitet habe. Und er war geprägt von einer lebensbejahenden Aufrichtigkeit, die jedwede Heuchelei im Keim erstickte. Der Umgang mit und die Nähe zu den Kindern war von einer Intensität, wie ich sie selten irgendwo anders erlebt habe.
Wir hatten eine Menge Spaß, und die Kinder waren wundervoll. Besonders beeindruckte mich die Art, wie sie mit ihren Behinderungen fertig wurden. Sie haben mir gezeigt, was es bedeutet, sich gegen alle Widerstände persönliche Freiheit zu erkämpfen. Obwohl sie mit körperlichen Einschränkungen leben mussten, nahmen sie sich die Freiheit, einfach alles auszuprobieren, was sich ihnen darbot. Und wir Betreuer lernten von ihnen, unsere besten Eigenschaften unter Beweis zu stellen. Wir wollten ihnen die Sommerwochen so schön wie möglich gestalten, denn wir wussten, dass einige von ihnen nicht lange genug leben würden, um im nächsten Jahr wiederzukommen.
Vierzig Jahre vergingen, bis mir klar wurde, was mich Camp Courage vor allem lehrte: nämlich präsent in der Welt zu sein. Dieses Präsentsein ist der zentrale Aspekt der FISH!Philosophie. Die Bezeichnung ergab sich – wie so vieles im Leben – durch einen Zufall. Mein Kollege John Christensen verbrachte eine Woche in Seattle, wo er den Dichter David Whyte filmte, der seine Poesie in die Wirtschaftswelt trägt. Nach Beendigung der Filmarbeiten musste er den Samstag in der Stadt verbringen, bevor er nach Hause zurückreisen konnte. Also machte John einen Einkaufsbummel, bei dem er zufällig auf einem Fischmarkt landete. Die Stimmung, die dort herrschte, faszinierte den Dokumentarfilmer so sehr, dass er sie auf Film bannte.Während wir das Material zusammen-schnitten und mit dem Namen „FISH!“ versahen, verfasste ich das gleichnamige Buch, und so entstand die FISH!-Philosophie.
Wer auf die FISH!-Philosophie stößt, erkennt sie an den folgenden „Zutaten“ (die in unterschiedlich starker Ausprägung auftauchen können):
Spiele (Spaß und Leichtigkeit),
Bereite anderen Freude (das Positive im Umgang mit anderen fördern),
Sei präsent (den Moment leben und anderen ungeteilte Aufmerksamkeit widmen)
und
Wähle deine Einstellung (erkennen, dass man die Einstellung selbst bestimmt, mit der man an die Dinge herangeht).
Dem ersten FISH!-Buch folgte ein zweites, Noch mehr FISH!, mit wahren Geschichten aus Unternehmen, und ein drittes, Für immer FISH!, das sich mit der Frage beschäftigt, wie die FISH!-Philosophie langfristig zu erhalten ist. Dieses vierte Buch nun ist gewissermaßen ein Destillat meiner Erlebnisse auf den Vortragsreisen, auf denen ich immer wieder von Zuhörern angesprochen wurde, die mir ihre Erfahrungen mit FISH! schilderten und häufig mit einem verschwörerischen Lächeln hinzufügten: „Wissen Sie übrigens, dass die FISH!-Sache bei mir zu Hause auch funktioniert?“ So kam es, dass ich nach und nach auch einige private FISH!-Geschichten erfuhr.
Diese Geschichten haben mir klar gemacht, dass wir am Ende unseres Arbeitstages viel mehr mit nach Hause bringen als die Papiere, die wir am Abend durchgehen müssen, unsere leeren Thermoskannen und die Reste von unserem Mittagessen. Wir tragen unsere FISH!-Philosophie heim. Wie das aussieht, wenn die FISH!-Philosophie in unsere vier Wände Einzug hält, beschreibt dieses Buch.
Stephen C. Lundin
Vier Jahre sind vergangen, seitdem Lonnie Mary Jane einen Heiratsantrag gemacht hat. Damals saßen sie in ihrem Lieblingscafé und redeten. Beide erkannten zu jener Zeit, dass aus ihrer Freundschaft mehr geworden war. Und als Mary Jane nun Lonnie, wie so oft, um ein Stück von dem Brötchen bat, das sie sich meist teilten – wobei Mary Jane den Löwenanteil verzehrte –, schob er ihr nicht etwa den Teller mit besagtem Brötchen zu, sondern etwas ganz anderes. Es war der Kopf eines Mönchsfisches, dessen Maul weit offen stand. Und aus dem aufgesperrten Maul blinkte ein Verlobungsring. Nachdem Mary Jane sich von ihrem ersten Schrecken erholt hatte, nahm sie Lonnies Antrag begeistert an und ließ sich von ihm den Ring anstecken.
Lonnie hätte auch einen beliebigen anderen Fischkopf wählen können, denn als Fischhändler auf dem berühmten Fischmarkt am Pike Place konnte er auf einen umfangreichen Vorrat zurückgreifen. Der Fischstand, an dem er arbeitete, war nicht nur einer von vielen Marktständen, zu dem die Leute kamen, um Fisch zu kaufen. Er war außerdem ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen, die scharenweise dorthin reisten, um den Fischhändlern bei der Arbeit zuzusehen.Wer von diesem Fischstand wegging, nahm nicht nur ein Abendessen mit, sondern auch ein Lächeln und ein paar tolle Geschichten. Mary Jane und Lonnie waren sich vor fünf Jahren erstmals hier begegnet, als Mary Jane in ihrer Mittagspause von dem regen Treiben am Stand angelockt worden war. Seinerzeit schleppte sie außer ihrer braunen Lunchtüte auch ein riesiges Problem mit sich herum. Und Lonnie, der die Sorgenfalten auf ihrer Stirn sah, tat, was er so gut konnte: Er verwickelte sie in ein nettes Gespräch, bis sich anstelle eines Stirnrunzelns ein Lächeln auf Mary Janes Gesicht zeigte. Während Lonnie sich ihre Geschichte anhörte, nahm er ihr ein wenig von der Last, an der sie so schwer zu tragen hatte.
Lonnie hatte zu jener Zeit keine Ahnung gehabt, was genau Mary Jane bedrückte; er reagierte einfach menschlich auf einen Menschen, der dringend eine Aufmunterung zu brauchen schien. Mary Jane hatte kurz zuvor ihren Mann verloren und war als allein erziehende Mutter zweier Kinder auf die Gehaltserhöhung dringend angewiesen, die mit der neuen Position einherging, welche man ihr angeboten hatte. Deshalb hatte sie Ja gesagt – und das, obwohl sie wusste, welcher Ruf der Abteilung vorauseilte, die sie fortan leiten würde. Anfangs hatte sie noch gehofft, die Geschichten über ihre neuen Mitarbeiter wären übertrieben gewesen, doch wie sich herausstellte, war die Arbeitssituation sogar schlimmer, als sie es sich ausgemalt hatte.Vom ersten Tag an machten ihre demotivierten und zynischen Mitarbeiter ihr das Leben schwer. Als sie auf den Fischmarkt kam, war Mary Jane ratlos und verängstigt. Sie wusste, dass sie die Arbeitssituation ändern musste, hatte aber keine Ahnung, wie sie das anstellen sollte.
Lonnie verwickelte sie also in ein Gespräch, und sie erzählte ihm von ihrer Beförderung bei First Guarantee Financial und der mürrischen Belegschaft, die sie übernommen hatte. Er wollte sich ausschütten vor Lachen, als er erfuhr, welchen Spitznamen die Abteilung bei den Managern des Unternehmens hatte: „Giftmülldeponie“. Zugleich aber bewunderte er Mary Janes Entschlossenheit und war neugierig auf die Geschichten, die sich hinter den gigantischen Fassaden der Bürogebäude rund um den Markt ereigneten.
Mary Jane fragte ihn danach, warum es auf dem Fischmarkt so lebendig zuging und ob sie hier etwas lernen konnte, das sich auf ihren Arbeitsplatz übertragen ließ. Lonnie wollte ihr gern helfen, nicht nur weil es nun einmal seinem Naturell entsprach, andere Menschen nach Kräften zu unterstützen, sondern auch weil er mehr Zeit mit ihr verbringen wollte; denn er fand Mary Jane vom ersten Augenblick an ausgesprochen sympathisch. Also verabredeten sie ein Treffen, bei dem Lonnie ihr ausführlich beschreiben wollte, wie das Leben auf dem Fischmarkt aussah.
Mary Jane lernte schnell und wandte das Gelernte auf ihre Abteilung an. Bald schon begannen ihre Mitarbeiter, von sich aus den Fischmarkt zu besuchen und sich dort Anregungen zu holen, wie sie die Arbeit in ihrer Abteilung befriedigender gestalten konnten. Es dauerte nicht lang, da war bei First Guarantee in aller Munde, was im dritten Stock geschah.
Mary Jane und ihre Kollegen entdeckten für sich jene alte Weisheit neu, die auf dem Fischmarkt lebendig geworden war, und wandelten gemeinsam ihre Abteilung zu einem Arbeitsplatz, der am Ende so begehrt war, dass man Wartelisten für die Bewerber aus anderen Abteilungen einrichten musste. Die Arbeit war dieselbe wie vorher, doch die Art und Weise, wie die Leute morgens in ihren Arbeitstag starteten, hatte sich grundlegend verändert. Aus den demotivierten Angestellten wurde ein Team, dessen Leistung bei internen wie externen Kunden Bewunderung erntete.
Doch all das lag Jahre zurück. Inzwischen hatte Mary Jane Lonnie geheiratet, wurde nochmals befördert und hatte zwischen Arbeit und Haushalt kaum noch Zeit für sich und ihre Familie.
Beim Staubwischen hielt Mary Jane Ramirez für einen Moment vor den Hochzeitsbildern auf dem Kaminsims inne. Sie sah sie sich nach langer Zeit einmal wieder genauer an. Beim Anblick der bunt gemischten Schar aus Fischhändlern und Angestellten der First Guarantee vor der Kirche musste sie lächeln. Dann schaute sie durchs Fenster hinaus in den Sonnenschein und dachte: Von Tagen wie diesen erzählt man niemandem, der nicht hier wohnt.Wüssten sie, wie wunderschön es bei uns ist, dann würden immer mehr Leute herziehen wollen, und wir kämen auf dem Freeway gar nicht mehr aus dem Stau heraus.
Sie arbeitete sich beim Putzen bis in den obersten Stock des Hauses vor, wo der Dachboden zu einem Arbeitszimmer ausgebaut war.Von den Fenstern aus hatte man einen fantastischen Blick auf die Skyline der Stadt. An den Wänden hingen Familienfotos. Mary Jane liebte diesen Raum, denn er stand für ihr neues Leben mit Lonnie. Doch heute Morgen fiel ihr etwas auf: nämlich dass all diese Fotos in den ersten beiden Jahren ihrer Ehe aufgenommen worden waren. Wo aber waren die letzten beiden Jahre?
Vor jedem der viktorianischen Fenster stand ein Schreibtisch, und Mary Jane dachte daran, wie oft die Familie in der ersten Zeit gemeinsam die Abende im Arbeitszimmer verbracht hatte. Mary Janes Kinder Brad und Sarah hatten ihre Hausaufgaben gemacht, Lonnie gelesen und Mary Jane die Reste ihres Papierkrams für die Firma erledigt. Damals hatte sie viel Wert darauf gelegt, Zeit mit ihrer Familie zu verbringen, und so war sie sehr froh gewesen, Job und Familie verbinden zu können, indem sie ihre Arbeit umgeben von ihren Kindern und ihrem Mann tun konnte.
Bei der Erinnerung daran überkam sie ein leichtes Schwindelgefühl; sie musste sich setzen. Das Arbeitszimmer mit den vielen Fotos aus glücklichen Tagen hatte in ihr Beunruhigung ausgelöst. Was ist aus dem Traum geworden, der mein neues Leben werden sollte? Ich habe das Gefühl, von Arbeit und Routine verschlungen zu werden, ohne etwas dagegen unternehmen zu können.Wo sind die wunderbaren Momente geblieben, die Lonnie und ich erlebten, als wir frisch verliebt und jung verheiratet waren?
Mary Jane sah auf ihren Schreibtisch. Unter ihrem Kalender lugte die Ecke eines Stück Papiers hervor, das sie sofort wieder erkannte, wie man einen alten Freund wieder erkennt. Auf diesem und ähnlichen Blättern hatte sie sich während der schwierigsten Phasen ihres Arbeitslebens täglich Notizen gemacht.
Nun betrachtete sie die zerknitterten und mit Kaffee befleckten Notizen.Angefangen hatte es damals als Bericht von ihren Besuchen auf dem Fischmarkt, aus denen sich allmählich eine umfangreiche Beschreibung ihrer Arbeit bei First Guarantee ergeben hatte. So viel ist passiert, seit ich das erste Mal mit einem großen Problem und ohne eine Aussicht auf Lösung auf den Fischmarkt kam.
Sie nahm die Papiere auf. Ich sollte sie noch einmal ins Reine schreiben, aber diesmal werde ich alles in mein Tagebuch eintragen. Als sie die unterste Schreibtischschublade öffnete, dachte sie: Wie es aussieht, habe ich einen Schreibfimmel. Denn darin fanden sich ordentlich sortierte Stifte in allen Farben und mehrere Papiersorten. Sie holte die Schachtel mit ihrem „Spezialpapier“ heraus, das einzig ihrem Tagebuch vorbehalten war. Ein Komponist würde wohl Pergament benutzen, dachte sie. Es wird Zeit, dass ich diese Notizen in eine Form bringe, die ihrer Bedeutung gerecht wird.
Sie begann, die Aufzeichnungen sauber zu übertragen, die zusammen ihre FISH!-Philosophie ergaben, angereichert mit ihren Erfahrungen seit dem letzten Eintrag. An einem der alten Blätter klebte ein Post-it mit den Worten „Natürliche Energie“. Warum habe ich das notiert? Sie legte die Notiz für einen Moment beiseite.
Die FISH!-Philosophie
Die FISH!-Philosophie ist eine Lebenseinstellung – basierend auf alten Weisheiten –, die man auf dem Fischmarkt am Pike Place tagtäglich beobachten kann. Die zwölf Fischhändler, die auf den zirka 120 Quadratmetern arbeiten, bringen ihre Philosophie in allem, was sie tun und sagen, zum Ausdruck.Wie die Spitze eines Eisbergs vermittelt ihr Verhalten den Besuchern eine Ahnung von den tieferen Strukturen, die sich unter der Oberfläche verbergen.
Die Weisheit, auf die sich die Fischhändler stützen, haben sie nicht erfunden. Sie existiert seit Menschengedenken; sie wurde auf dem Fischmarkt nur neu entdeckt, als die Händler sich vornahmen, ihr Arbeitsleben zu etwas Besonderem zu machen. Sie erkannten, dass Spaß zu haben und zu spielen, anderen Freude zu bereiten, präsent zu sein und ihre Einstellungen frei zu wählen wichtige Voraussetzungen für ein angenehmes Arbeitsumfeld sind. Ihre Schlagwörter „Spiele“, „Bereite anderen Freude“, „Sei präsent“ und „Wähle deine Einstellung“ wurden zu einer Art Kurzschrift für ihre Auslegung uralten Wissens.
Die vier Grundelemente der FISH!-Philosophie fügten sie auf die für den Fischmarkt geeignete Weise zusammen. Indem sich die Fischhändler fest vornahmen, weltberühmt zu sein, wurden sie es schließlich auch. Heute kommen die Leute von überall her angereist, um das Phänomen mit eigenen Augen zu bestaunen. Und die meisten nehmen nicht nur Fisch mit nach Hause, sondern auch Bilder, Geschichten und Erinnerungen, die ihnen nicht mehr aus dem Kopf gehen.
Lonnie hat mir geholfen, die FISH!-Philosophie für mich zu entdecken, und ich half meinen Leuten bei First Guarantee, sie kennen und schätzen zu lernen. Dann sahen die Kollegen aus anderen Abteilungen, was bei uns vor sich ging, und machten sich ebenfalls auf, die FISH!-Philosophie zu erobern. Schließlich hörte man in anderen Unternehmen von unserem Erfolg und kam zu dem Schluss, dass, was in einem Finanzunternehmen möglich ist, überall sonst auch funktionieren konnte. Und selbst wenn sie es nicht gleich umsetzten, so waren sie doch zumindest neugierig geworden.
Leider stellten sich manche Firmen vor, sie könnten die Ergebnisse der FISH!-Philosophie erzielen, ohne sich wirklich mit der Idee und dem Weg zur Umsetzung zu beschäftigen. Sie hatten von den großen Veränderungen bei First Guarantee erfahren und wollten dieselben Resultate für sich erreichen, und das sofort.
Mary Jane dachte: Jetzt weiß ich, warum ich mir „natürliche Energie“ notiert habe.
Viele der Unternehmen, die schnelle Resultate wollten, waren nicht bereit, wirkliche Veränderungen durchzusetzen. Ihr Beispiel hat mich zu dem Schluss gebracht, dass die FISH!-Philosophie nur mit natürlicher Energie funktionieren kann. Man kann seine Kollegen ermutigen, die FISH!-Philosophie zu entdecken und nach ihr zu leben, doch man kann sie weder dazu drängen noch es ihnen vorschreiben. FISH! ist letztlich ein Modell, das wir anderen vorleben, ihnen jedoch nicht aufnötigen können. „Natürliche Energie ist der Schlüssel zum Erfolg, will man alle Beteiligten für die Idee gewinnen!“
Die meisten von uns haben in ihrem Leben schon eine ganze Reihe von „Kursen“ absolviert. Deshalb reagieren wir oft ablehnend, wenn wir das Gefühl haben, jemand will uns Vorschriften machen oder uns manipulieren, statt uns zu unterstützen.
FISH! aber kann man niemandem aufzwingen. Man kann die Idee anderen bloß vorleben, sie ihnen beschreiben, mit ihnen diskutieren und ihnen nahe bringen. Das erfordert eventuell einiges an Geduld, aber die meisten Menschen wünschen sich ein besseres Leben und werden sich darauf einlassen, sobald sie erkennen, dass hier nichts Aufgesetztes oder Unechtes im Spiel ist. Authentizität ist das Stichwort, und den Weg dahin bewältigen wir allein mit natürlicher Energie.
Während Mary Jane ihre Notizen zum ersten Grundelement der FISH!-Philosophie, „Spiele“, in Reinschrift übertrug, fiel ihr Blick auf den Kalender mit den Einträgen in unterschiedlichen Farben.