FLEISCHESLUST IN UNTERFILZBACH - Eva Adam - E-Book + Hörbuch

FLEISCHESLUST IN UNTERFILZBACH E-Book und Hörbuch

Eva Adam

4,3

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Beschreibung

Im niederbayerischen Dorf Unterfilzbach geht es um die Wurst: Der ehemalige Metzger Max Saxinger ist zum konsequenten Tierschützer und "Kuhflüsterer" mutiert und will nun alle Unterfilzbacher zum Vegetarismus bekehren. Das stößt jedoch nicht durchweg auf Begeisterung. Nachdem Metzger Saxinger plötzlich tot im Stall des Huberbauern gefunden wird, ist die Liste der Verdächtigen dementsprechend lang. Und der erprobte Bauhof-Detektiv Hansi Scharnagl hat sofort das ungute Gefühl, dass der zuständige Kommissar Bernhard Dietl bei seinen Ermittlungen auf dem Holzweg ist. Doch auch im Hause Scharnagl herrscht wieder einige Aufregung. Der Stammhalter Hansi Junior will endlich seine Jungfräulichkeit verlieren und erhält dabei tatkräftige Unterstützung von seiner Schwester Isabelle. Zudem treiben die Beziehungsprobleme von Hansis Freund Sepp Müller, ein geheimnisvoller schwarzer Van, seine sportbegeisterte Frau Bettina und seine große Leidenschaft für weißen Presssack den armen Familienvater beinahe an den Rand der Verzweiflung … Band Vier der erfolgreichen niederbayrischen Krimikomödie um "Hobby-Detektiv" Hansi Scharnagl und die ebenso schrulligen wie liebenswürdigen Bewohner des beschaulichen Dorfes Unterfilzbach – für Fans der Regionalkrimis von Rita Falk, Jörg Maurer und Volker Klüpfel. 

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Zeit:11 Std. 22 min

Sprecher:Günter Schoßböck
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Fleischeslust in Unterfilzbach

Krimikomödie

Dieses Buch wurde vermittelt von der Literaturagentur erzähl:perspektive, München (www.erzaehlperspektive.de)

Impressum

überarbeitete Ausgabe Copyright Gesamtausgabe © 2024 LUZIFER Verlag Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Cover: Michael Schubert

Dieses Buch wurde nach Dudenempfehlung (Stand 2024) lektoriert.

ISBN E-Book: 978-3-95835-563-7

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Widmung:

Für Anita.

Inhaltsverzeichnis

Fleischeslust in Unterfilzbach
Impressum
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Über die Autorin

Kapitel 1

Presssack Carpaccio

Mei, is des ned schee?, dachte Hansi Scharnagl glücklich, als er an einem Sonntagmorgen allein in der Küche saß und sich sein Frühstück à la Hansi lautstark schmecken ließ. Er genoss die Ruhe und die Freiheit, sich alles so zuzubereiten, wie er es gern hatte, ohne sich von seiner Frau Bettina gleich wieder einen Gesundheitsvortrag anhören zu müssen.

Normalerweise freute sich Hansi, wenn er einmal ausschlafen konnte, denn es lagen einige anstrengende Wochen mit Unmengen von geräumtem Schnee hinter ihm. Allerdings wusste er nur zu gut, dass seinem geliebten Zuckerschoaserl Bettina sein »besonderes Frühstück« wieder Anlass zur Kritik geben würde, deshalb war er gerade ganz gern unbeobachtet. Dafür verzichtete er heute sogar auf ein paar Stunden Schlaf, auch wenn er durchaus einige Nickerchen im Minus war. Der Winter hatte in den letzten Wochen noch mal alles gegeben, bevor er sich nun hoffentlich endgültig verabschieden würde.

Als Bauhofmitarbeiter in seiner Heimat Unterfilzbach durfte Hansi mit dem größten Räum- und Streufahrzeug die Straßen im Dorf räumen. Hansi war unendlich stolz auf »seinen« luxuriös ausgestatteten Snow-Magic-Hero 1000. Sosehr er das Schneeräumen auch liebte, es bedeutete leider auch, dass er manchmal schon um vier Uhr morgens seinen Dienst antreten musste. In letzter Zeit war das Verhältnis zwischen Hansi und seinem neurotischen Chef, dem Bauhofkapo Wiggerl Hackl, sehr angespannt gewesen. Deshalb fühlte Hansi förmlich jedes Mal Wiggerls Genugtuung, wenn der seinen besten Schneepflugfahrer mitten in der Nacht aus dessen süßen Träumen reißen konnte. Zuerst war der Winter recht verhalten gestartet, aber in den letzten Wochen kamen die Schneemassen geballt vom niederbayerischen Himmel und das hieß Dauerstress für das Räum- und Streukommando im idyllischen Unterfilzbach. Zudem hatte die Bauhoftruppe momentan absoluten Personalnotstand, was für den grundnervösen Wiggerl wieder einmal eine aufreibende Belastungsprobe darstellte. Hansis bester Freund Sepp Müller hatte nämlich am Bauhof gekündigt, und seit er weg war, fühlte es sich an, als hätten gleich fünf Männer den Dienst quittiert. Aber Sepp war jetzt für die Forschungsabteilung bei seinem Vater in dessen Firma verantwortlich. Dass der Brandl Alfons überhaupt Sepps Vater war und dass Sepp eigentlich ein Professor war, hatte Hansi bis vor Kurzem noch gar nicht gewusst. Lange Jahre hatten sie Seite an Seite in Unterfilzbach Schnee geräumt und die öffentlichen Rasenflächen gemäht. Aber nun war Sepp bei der »Brandl Brand Bekämpfung GmbH« für die Entwicklung neuer Feuerlöscher zuständig. Die ganze Geschichte mit Sepps Professur in den USA sah Hansi eher als die »dunkle Vergangenheit« seines Freundes. So was Hochgeistiges war dem Vollbluthandwerker Scharnagl immer schon suspekt gewesen und er hatte sich mit dieser neuen Tatsache anfangs schon recht schwer getan. Bis er nach einigen Gesprächen mit Bettina zugeben musste, dass Sepp eigentlich immer noch der Gleiche war – Professur hin oder her. Erst als ihm dies bewusst geworden war, konnte Hansi sich mit der neuen Gegebenheit arrangieren. Aber im Geheimen war er schon ein wenig stolz auf seinen intelligenten Spezl. Es freute Hansi natürlich auch, dass in Sepps Leben momentan alles so gut lief, aber er fehlte ihm einfach unendlich. Der arme Scharnagl hatte regelrecht »Liebeskummer«. Es machte ihm schon zu schaffen, dass sich die Freunde nur noch selten sahen, das war für Hansi nur schwer auszuhalten. Schließlich war Sepp sein Seelenverwandter, seine bessere Hälfte – natürlich auf eine andere Art als sein Zuckerschoaserl Bettina. Der Müller Sepp wusste halt immer Rat, wenn Hansi seine chaotischen Gedanken ordnen musste, und nun war er praktisch von heute auf morgen auf sich allein gestellt, der Scharnagl. Allerdings hatte er jetzt einen Ausgleich gefunden. Irgendwie musste er sich schließlich von seinem Kummer ablenken und mit seiner neuen Entdeckung funktionierte das ganz gut.

Seit einigen Tagen hatte er eine neue Leidenschaft, die er nur allzu gern zelebrierte. Hansis Lieblingsmetzgerei Aschenbrenner hatte einen »neuen« Presssack im Angebot. Eigentlich war er gar nicht neu, denn Presssack weiß und rot ist selbstverständlich Standardprogramm in einer gut sortierten Fleisch- und Wursthandlung – vor allem in Bayern. Aber der Unterfilzbacher Metzgermeister Reiner Aschenbrenner hatte kürzlich ein altes Originalrezept seines Großvaters – Gott hab ihn selig – aufgestöbert und das schmeckte sogar noch mal besser als der Presssack, den die Metzgerei Aschenbrenner bisher verkauft hatte. Seit Hansi diese neue alte Wurstsorte in der Auslage der Metzgerei entdeckt hatte, bekam sein Leben wieder einen Sinn. Zumindest sah er wieder Lichtblicke im tristen Alltag ohne Sepp. Johann Scharnagl war halt einfach ein Gourmet durch und durch.

Die restlichen Familienmitglieder schliefen an diesem frühlingsangehauchten Sonntagmorgen noch, deshalb nutzte Hansi die Einsamkeit in der Küche und bereitete sich seinen geliebten weißen Presssack mit voller Hingabe zu. Hauchdünne Scheiben schnitt er mit seinem scharfen Messer, dessen Nutzung er allen anderen Scharnagls strikt untersagt hatte, und arrangierte sie liebevoll auf einem Teller. Als er die Zwiebeln in Ringe schnitt, liefen ihm ganze Tränenbäche aus den Augen, aber das störte ihn in keiner Weise. Zu guter Letzt rührte er eine Marinade aus Essigessenz, kaltgepresstem Sonnenblumenöl, einer Prise Salz und einem Hauch Zucker an. Als krönenden Abschluss nahm er seine riesige Pfeffermühle, die er im letzten Urlaub in Südtirol erstanden hatte, und verteilte den frisch gemahlenen schwarzen Pfeffer über seinem deftigen Frühstück. Wobei er dieses Gericht momentan zu jeder Tages- und Nachtzeit essen könnte.

Andächtig saß Hansi am Küchentisch und ließ sich jeden Bissen auf der Zunge zergehen, bis Bettina verschlafen in die Küche schlurfte. Als er das Herannahen seiner Ehefrau wahrnahm, verschluckte er sich vor Schreck an einem Zwiebelring.

»Hansi, es ist gerade mal Viertel nach sieben. Heute ist Sonntag und es schneit zur Abwechslung mal nicht. Warum um alles in der Welt bist du denn schon auf?«

Jetzt erst roch sie die aromatische Säure, die in der Luft lag.

»Ach geh! Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Zum Frühstück! Schon wieder saurer Presssack!«, empörte sich die Dame des Hauses und verzog das Gesicht.

»Ja mei, wenn‘s mir halt so schmeckt«, antwortete Hansi trotzig und kaute demonstrativ weiter.

»Schade, dass dir nicht auch einmal ein gesunder Salat so gut schmeckt wie dein Presssack Carpaccio«, murmelte Bettina zynisch, während der Kaffeevollautomat lautstark die Bohnen zu mahlen begann.

Sie setzte sich Hansi gegenüber, pustete in ihren heißen Kaffee und beobachtete ihn wortlos ein paar Minuten, wie er die Reste seines Presssacks mit Zwiebeln in sich hineinschob. Der Wurstgourmet versuchte angestrengt, ihren Blicken auszuweichen.

Jetzt geht‘s gleich wieder los. Gleich kommt wieder: Hansi, wie soll das denn weitergehen mit dir?, argwöhnte er währenddessen gedanklich.

Bettina stellte ihre Tasse langsam auf den Tisch und beugte sich nach vorn.

»Hansi, wie soll das denn weitergehen mit dir?«

Ich hab‘s doch gewusst, Zefix, ärgerte sich Hansi innerlich und bereute, dass er nicht noch eine halbe Stunde früher aufgestanden war.

Aber so kann es in der Tat nicht weitergehen. Wo kommen wir denn da hin, wenn sich ein Hansi Scharnagl in seinem eigenen Haus ständig anpöbeln lassen muss, nur weil er mal einen sauren Presssack isst, ging es ihm durch den Kopf, und er spürte, wie der Ärger in ihm aufstieg.

Ganz langsam legte er sein Besteck zur Seite, damit er noch ein paar Sekunden geistige Vorbereitungszeit für seine anstehende Verteidigungsrede herausschinden konnte.

»Bettina. Zuckerschoaserl. Hab ich dir schon mal einen Vorwurf gemacht, wenn du etwas von deinen komischen Lieblingsgerichten gegessen hast? Hab ich dich da auch nur ein einziges Mal so grantig angeschaut wie du mich jetzt, wenn du dieses greißlige indische Glump, dieses schwedische …«

»… ayurvedische!«, unterbrach ihn Bettina mitten im Satz.

»… von mir aus ayurvedisch. Is mir doch wurscht, wie der Fraß heißt. Hab ich dich da vielleicht grantig und vorwurfsvoll angeschaut? Ha? Sag a mal? Hab ich dich dann schon einmal geschimpft? DU kannst essen, was DIR schmeckt, Bettina, und ICH kann essen, was MIR schmeckt. Punkt! Wir sind doch beide keine kleinen Kinder mehr. Langsam regt mich das wirklich auf.«

So, das hat jetzt wirklich gutgetan. Endlich hatte sich Hansi Luft gemacht. Das kann auf Dauer absolut nicht mehr so weitergehen.

Hansi fühlte sich befreit, stand auf und stellte seinen Teller in den Geschirrspüler. Er war völlig davon überzeugt, dass dieses Thema nun ein für alle Mal »gegessen« war. Allerdings sollte er seine Frau nach über fünfundzwanzig Jahren der Zweisamkeit besser kennen.

»Hansi, du setzt dich jetzt hierher und hörst mir einfach einmal zu.« Bettina sprach diesen Satz mit so einer Autorität aus, dass sich Hansi nicht mehr traute, auch nur irgendeinen Mucks von sich zu geben.

»Wie du weißt, war ich letzte Woche beim Vortrag vom Tierschutzverein. Zwar hat da eigentlich der Saxinger Max über die Qualen der industriellen Tierhaltung gesprochen, aber außer dem Max war auch noch der Dr. Fredl als Gastreferent da, und der ist übrigens ein ganz fähiger Mann. Ein Ernährungsmediziner aus Regensburg, der sehr angesehen ist, haben die Leut gesagt. Und weißt du, was der alles gesagt hat? Weißt du das, Hansi?«

Bettinas bohrender, ernster Blick ließ Hansi etwas in sich zusammensacken.

»Nein, natürlich nicht, Bettinalein. Ich war ja nicht dabei«, stotterte Hansi eingeschüchtert.

»Da hättest du aber vielleicht besser mitgehen sollen! Also, der Dr. Fredl hat gesagt, dass übermäßiger Fleischkonsum ein absolutes Himmelfahrtskommando sei. Und dass DU einen mehr als übermäßigen Fleisch– und Wurstkonsum praktizierst, Hansi, darüber brauchen wir ja nicht diskutieren, oder?«

»Mei … was heißt jetzt übermäßig …«

»HANSI! Keine Diskussion!« Bettinas Blick verfinsterte sich noch einmal um drei Stufen. »Also, ich sag dir jetzt, was auf dich zukommt, wenn du so weitermachst, mein lieber Johann Gerhard Scharnagl. Zuerst einmal hast du ein viel höheres Krebsrisiko, vor allem Darmkrebs. Du jammerst mir eh schon immer die Ohren voll, dass deine Verdauung nicht so ganz … sagen wir mal ideal ist, oder etwa nicht? Wie oft sitzt du denn fast eine Stunde am Klo? Also normal ist das nicht. Herzinfarktrisiko, Cholesterinspiegel, alles absolut erhöht. Die Unmengen gesättigter Fettsäuren, die du täglich in dich reinstopfst, werden dich bald umbringen. Wenn du wenigstens ab und zu auch einmal eine fettarme Giggerlwurst oder ein Putensteak essen würdest, aber nein, Herr Scharnagl isst ja auch nur Schwein oder Rind. Das hat noch viel mehr Cholesterin als ein Giggerl. Dass Fleischesser viel schneller fettleibig werden, muss ich dir jetzt wohl nicht erzählen, oder? Das sieht man an dir ganz hervorragend. Hast du in den letzten Wochen schon einmal in den Spiegel geschaut, wie du eigentlich ausschaust? Nix mehr kleines süßes Hansi-Wamperl. NEIN! Der Hansi hat jetzt eine richtig ausgewachsene Wampen. Du bringst dich selber um, wenn du so weitermachst. So schaut‘s aus, Hansi!«

Bettina war direkt außer Atem, sosehr hatte sie sich in Rage geredet.

Hansi saß regungslos da und konnte erst einmal gar nix sagen. Nach ein paar Minuten des Sammelns musste sich der Angeprangerte dazu aber dann doch äußern.

»Das ist jetzt auch gschert, richtig gemein ist das sogar, Bettina. Du weißt ganz genau, wie sehr ich den Sepp vermisse. Gönn mir doch zumindest ein kleines bisserl Spaß im Leben gegen meinen Kummer.« Hansi war niedergeschlagen.

»Und weil du den Sepp vermisst, musst du dich jetzt selber umbringen mit deiner Ernährung? Wenn du nur ab und zu mal einen sauren Presssack oder ein Lüngerl oder Weißwürst essen tätst … das würde ich mir ja noch eingehen lassen. Aber du isst ja sonst nix anderes mehr. Wann hast du das letzte Mal eine gelbe Rübe oder einen Apfel gegessen? Weißt du das überhaupt noch? Bewegen tust du dich auch nicht mehr. Vom Auto in dein Bauhofgefährt, dann wieder heim vor den Fernseher oder zum Dorfwirt. Such dir halt einen Sport! Nordic Walking, Wandern, Yoga oder Schwimmen? Das könntest du alles machen, auch in deinem Alter. So wie du das betreibst, ist das alles nicht gesund, verstehst du das nicht? Du schnaufst ja schon wie ein Brauereiross, wenn du nur die Treppe zum Schlafzimmer hochsteigen musst. Das kommt alles von deiner Wampen und der wenigen Bewegung.«

Jetzt wird‘s ja hinten höher als vorn, dachte Hansi getroffen. Er musste sich jetzt irgendwie verteidigen. So wie sie das darstellt, ist’s schließlich auch wieder nicht. Langsam spürte er regelrechte Wut in sich brodeln.

»So, so. Und das weißt du jetzt alles von einem Vortrag beim Tierschutzverein? Weißt du was, Bettina? Seit der Saxinger Max so zum Spinnen angefangen hat, drehen ein paar Weiber im Dorf komplett durch. Dem Günter seine Sabine kocht jetzt auch kein Fleisch mehr, weil ihr der Max ausführlich erzählt hat, wie sich die Kälbchen fühlen, wenn sie geschlachtet werden. Als ob er wissen tät, wie sich ein Kaiberl fühlt. Und jetzt fängst du auch noch an. Langsam dürft ihr echt alle mal einen Punkt machen! Das ist ja die totale Panikmache! Der Max hat früher auch im Schlachthof gearbeitet, und das hat ihm jahrelang gar nix ausgemacht, und auf einmal kann er seinen Beruf nicht mehr ausüben. So schad ist‘s drum. Der Max hat immer die besten Sülzen beim Aschenbrenner gemacht, da hat der Reiner seinen besten Metzger verloren.«

Zwischenzeitlich kam das Nesthäkchen Indira in ihrem roten Flanellpyjama in die Küche geschlurft. Wortlos setzte sie sich auf einen Stuhl und rieb sich die Augen, während sie dem Streitgespräch ihrer Eltern lauschte und ausgiebig gähnte.

Bettina versuchte zwar weiterhin sachlich zu bleiben und ihren Mann für eine fleischlose Ernährung zu begeistern, aber nun war ihr langsam bald jedes Mittel recht.

»Von heut auf morgen ist diese totale Kehrtwende beim Max ja auch wieder nicht gekommen. Ich habe mich letzte Woche nach dem Vortrag lange mit ihm unterhalten. Früher hat er seinen Beruf geliebt, aber irgendwann im Lauf der Zeit hat er halt jedes Mal eine gewisse Verbindung zu den armen Kühen und Schweinen aufgebaut, bevor er sie geschlachtet hat. Auf Dauer hat er das dann alles einfach nicht mehr gepackt. Zuerst dachte er, es würde besser werden, wenn er selber kein Fleisch und keine Wurst mehr essen tät, deswegen ist er dann auch erst Vegetarier und später sogar Veganer geworden. Körperlich ging es ihm dann viel besser, aber seelisch wurde es immer schlimmer. Er hatte ganz furchtbare Gewissensbisse. Jede Nacht hat er von den großen Augen der kleinen Kälbchen geträumt, wie sie ihn traurig angeschaut haben, bevor er ihnen das Bolzenschussgerät an den Kopf gehalten hat. Hast du schon mal in traurige Kuhaugen geschaut, Hansi? Oder in die von einem kleinen Babyschweinderl? Gibt es denn was Niedlicheres? Und dann liegt das arme Tier irgendwann einfach in der Pfanne und ist zu einem Schnitzel oder zu einem sauren Presssack geworden. Das ist doch bestialisch!«

Hansi hatte durchaus eine sehr sensible Seite und versuchte gerade krampfhaft die großen, warmen, braunen, sanftmütigen Kuhaugen, die ihn in diesem Moment treuherzig anblickten, aus seinem Kopf zu verdrängen. Er wollte das alles nicht hören und schon gar keine traurigen Kuhaugen sehen.

Indira räusperte sich hörbar und machte sich bereit, ihre Meinung zu diesem Thema kundzutun. Hansi ahnte Schlimmes. Seine Frau war ja schon rigoros, aber jetzt auch noch seine jüngste Tochter … am liebsten wäre er aufgesprungen und einfach davongerannt.

Das Scharnagl-Nesthäkchen war von jeher schon immer eine kleine Revoluzzerin gewesen. Gesellschaftlich und politisch interessiert, blitzgescheit und gern bei jeglicher Diskussion dabei. Sie stand kurz vor ihrem Abitur und würde anschließend in Chicago ihr Studium der Umwelttechnik antreten, wofür sie durch Sepps alte Professorenverbindungen sogar ein Stipendium erhalten hatte. Diesen anstehenden Abschied wiederum wollte Mama Bettina momentan mit aller Macht verdrängen.

Schon vor einiger Zeit hatte auch Indira auf vegetarisch umgestellt, auch wenn sie ihre geliebten Döner mit extra Soße und »viel scharf« schmerzlich vermisste. Es versteht sich von selbst, dass auch Indira beim Vortrag des Tierschutzvereins anwesend war, und natürlich musste sie sich hier und jetzt in die Familiendiskussion einmischen.

»Also Papa, eigentlich weißt du ganz genau, dass die Mama zu hundert Prozent recht hat, gell? Erstens einmal schaust du unglaublich schlecht aus in letzter Zeit, direkt aufgeschwemmt und g‘wampert, wie ausgespieben. Dass das alles nicht gesund ist, wirst ja selber wissen. Aber wenn die Gesellschaft nicht bald umdenkt, wird das sowieso ein böses Ende nehmen. Für alle! Weil durch die Massentierhaltung entstehen ja auch brutal viel Emissionen, vor allem Methan. Wegen des hohen Bedarfs an Soja als Futtermittel werden wahnsinnig große Urwaldflächen gerodet, das ist Zerstörung von Ökosystemen im großen Stil. Dadurch schreitet die globale Erderwärmung noch schneller voran. Das muss du auch alles bedenken, Papa. Daran bist du schuld!«

Das gesamte Blut in Hansis Körper schoss in sein Gehirn. Er versuchte mit absoluter Konzentration die Ruhe zu bewahren.

»Das war so klar, Indira, dass du jetzt wieder mit der Umwelt und dem Klima daherkommst. Wisst ihr was? Ich geh jetzt wieder ins Bett. Heute ist Sonntag, endlich einmal ein freier Tag, und ich hab wirklich keine Lust auf eure Moralpredigten und Panikmache, nur weil wir jetzt einen Kuhflüsterer im Dorf haben, der alle narrisch macht. Das habt‘s jetzt davon. Ruscht‘s mir doch alle den Buckel runter!«

Mit einem Satz sprang Hansi auf und stapfte wütend hinauf ins eheliche Schlafgemach. Wortlos blickten ihm seine Tochter und seine Frau hinterher.

»Ich mach mir echt Sorgen um deinen Vater, Indira«, unterbrach Bettina nach ein paar Minuten die eingekehrte Stille in der scharnaglschen Küche.

»Ich weiß, Mama. Aber wenn so einer wie der Saxinger Max so eine krasse Wandlung durchmachen kann, dann ist es beim Papa auch nicht aussichtslos.«

»Vielleicht sollte der Max einmal mit ihm reden«, sagte Bettina nachdenklich.

»Hm, ich glaube, das ist keine gute Idee. Ob der Papa mit seiner Verbohrtheit ausgerechnet auf den momentan umstrittensten Menschen im ganzen Dorf hören würde?«, entgegnete Indira zweifelnd.

Bettina wirkte ratlos. Sie hoffte inständig, bald eine Lösung zu finden, wie sie seine Lebensweise in eine gesündere Richtung lenken konnte.

Es ist schon erstaunlich, wie sich ein Paar so unterschiedlich entwickeln kann, zumindest essenstechnisch, dachte Bettina grüblerisch. Sie selbst lebte schon lange Jahre fleischarm und ernährte sich sehr gesund. Seit Kurzem verzichtete sie vollkommen auf Wurst und Fleisch, so wie es gerade viele Unterfilzbacher taten. Es war eine regelrechte Neuvegetarierwelle über das Dorf geschwappt, seit der Max mit seiner »besonderen Mission« so von sich reden machte.

Nach der frühmorgendlichen Grundsatzdiskussion erfasste die zwei Scharnagl-Damen ein leichtes Hungergefühl. Gemeinsam bereiteten sich Mutter und Tochter ein schmackhaftes – und natürlich vegetarisches – Frühstück zu. Nach einer kleinen Plauderei über dies und jenes kamen die beiden wieder einmal, wie so oft in letzter Zeit, auf das Topthema in Unterfilzbach zu sprechen.

»Aber der Max ist schon ein Phänomen. Findest du nicht, Indira?«

»Und wie! Das ist schon eine Gabe, wie der mit den Tieren umgehen kann. Der Huberbauer-Junior Vinzenz hat mir erzählt, dass der Max vor ein paar Tagen ihre beste Milchkuh Ilse, die seit Wochen partout keine Milch mehr geben wollte, quasi über Nacht geheilt hat. Er war die ganze Nacht bei Ilse im Stall und am nächsten Tag hat sie der Huberbauer wieder gemolken, als wenn nie was gewesen wäre. Das ist schon der Wahnsinn!«

»Im Supermarkt haben sie erzählt, dass die Tierärztin Dr. Pauli schon dermaßen grantig auf den Max ist, weil ihr alle Patienten davonlaufen. Alle Tierbesitzer fragen nur noch den Max um Rat, vor allem die Bauern. Mit den Kühen und Schweinen kann er es ganz besonders, unser Unterfilzbacher Kuhflüsterer«, schmunzelte Bettina.

Die Kasse im KaufGut-Supermarkt war natürlich eine höchst ergiebige Quelle an Dorftratsch, deshalb war Bettina meistens auf dem neuesten Stand, denn als Kassiererin hielt sie gern mal ein Pläuschchen mit der Kundschaft. Sie wusste die absoluten Unterfilzbach-Breaking-News meistens sogar noch vor Hansi, der durch seine Tätigkeit im ganzen Dorf und durch seine Bauhofkollegen ebenfalls bestens mit dem neuesten Tratsch versorgt wurde. Allerdings wurde Bettina im KaufGut eben meist noch einen Tick schneller über die brandheißen Gerüchte informiert, darüber hatte sich ihr Mann schon mehr als einmal geärgert. Zwischen Dosenkonserven und vierlagigem Toilettenpapier ratschte es sich doch noch mal ausführlicher als beim Heckenschneiden und Hundetoiletten ausleeren.

Isabelle und Hansi junior, die beiden restlichen Scharnagl-Kinder, waren inzwischen ebenfalls erwacht und gesellten sich zu Indira und Bettina an den gedeckten Frühstückstisch.

Die Hysterie um den ehemaligen Metzger, neuerdings fast militanten Tierschützer und Kuhflüsterer Max Saxinger hatte sich im Dorf inzwischen schon so weit hochgeschaukelt, dass sich die Dorfbewohner untereinander selbst erst einmal grundsätzlich in Fleischesser und Vegetarier oder gar Veganer einteilten. Es gab nur schwarz oder weiß – was davon gut beziehungsweise böse war, wechselte natürlich je nach Gesinnung.

Die Erstgeborene Isabelle war seit Kurzem Neuvegetarierin, aber eher im Stil einer Trendsetterin. Der einzige Sohn der Scharnagls, Hansi junior, war ebenso wie sein Vater der Spezies Fleischliebhaber zuzurechnen. Wobei eine ausgeprägte Wursternährung als Handwerker quasi zum Berufsbild gehörte. Im Arbeitsalltag als Elektriker auf einer bayerischen Durchschnittsbaustelle wäre eine vegane Ernährung auch ziemlich schwierig bis unmöglich gewesen, rein schon wegen der »Rudelverpflegung« der Baustellenfacharbeiter. Selbst wenn der kleine Hansi nun um jeden Preis Vegetarier hätte werden wollen – was er natürlich nicht wollte –, hätte das für viele unangenehme Sprüche vonseiten seiner Kollegen gesorgt.

Als sich Hansi junior setzte, verzog er gleich einmal das Gesicht.

»Gibt‘s heut keine Wurst?«

»Mei Hansi, jetzt schau doch einmal, ob du nicht deine ewige Leberkäs-Esserei zumindest ein bisserl reduzieren kannst. Dann würde auch dein Wamperl ein wenig kleiner werden, und wer weiß … vielleicht schaut dich dann auch endlich einmal eine Frau an«, grinste Isabelle in Richtung ihres Bruders.

»Ach Isa, kannst du nicht endlich mal aufhören, ständig darauf rumzureiten?«, nuschelte Hansi mit hochrotem Kopf.

Beim Thema Frauen war der Zwanzigjährige sehr sensibel. Leider hatte er noch immer fast keine bis gar keine Erfahrung mit dem anderen Geschlecht gesammelt.

»Jetzt stell dich nicht so an. Ich glaube, wenn du dich ein wenig zusammenreißen würdest und mich mal machen lassen tätst, dann würd da schon was gehen mit den Mädels.«

Isabelle war eine begehrte Starfriseuse in »Karins Friseur Stüberl«, allerdings arbeitete sie dort nur noch drei Tage die Woche. Seit sie ihre Weiterbildung als »Make-up-Artist« abgeschlossen hatte, wurde sie tatsächlich immer öfter für Fotoshootings gebucht. Sie schien ihre Sache wirklich gut zu machen. Ihr ohnehin enormes Selbstbewusstsein bekam durch die neue Karriere noch einmal einen kräftigen Schub verpasst.

Der Scharnagl-Stammhalter hingegen wurde immer niedergeschlagener, wenn er sich gezwungenermaßen wieder und wieder mit seinen beiden Schwestern vergleichen musste. Indira war die Gescheite der Familie, die nun tatsächlich als erste Scharnagl in der Geschichte ein Studium beginnen würde, und das auch noch in Amerika. Isabelle war eine Bilderbuchschönheit und bei der Männerwelt immer schon heiß begehrt, aber nun machte sie auch noch eine steile Karriere. Als wenn ihr Ruf als Dorfschönheit nicht schon ausgereicht hätte. Und er selbst war nur der kleine Hansi, den zwar irgendwie jeder mochte, aber das war es dann auch schon. Am Wochenende hing er mit seinen Freunden ab, die fast alle der gleiche Typ waren, respektive das gleiche Wamperl vor sich hertrugen. Viel lieber hätte er auch endlich gern eine Freundin gehabt, mit der er Zeit verbringen konnte. Aber leider hatte er noch nie wirklich mit Frauen – seine Schwestern einmal ausgenommen – zu tun.

»Vielleicht solltest du einfach auch mal außerhalb von Unterfilzbach nach den Damen schauen, hier kennt dich ja schon jede, und da will dich anscheinend keine«, plapperte Indira gedankenlos weiter vor sich hin.

»Oh ja. Wir melden dich bei einer Dating-App an. Da hast eine große Auswahl. Ich hab mich auch vor ein paar Wochen mal aus Spaß registriert. Dann hatte ich aber innerhalb zwei Stunden gleich 214 Nachrichten in meinem Postfach, das war mir dann auch wieder zu stressig. Aber bestimmt wär da für dich was dabei, Hansi. Zumindest eine wird sich schon erbarmen …«, schmatzte Isabelle in Richtung ihres Bruders.

»Das ist doch eine saugute Idee. Und dann lässt du unsere Star-Visagistin mal was an dir machen. Vielleicht bringt‘s tatsächlich was. Schlimmer als jetzt kann‘s ja eigentlich nicht werden«, sprach Indira wenig sensibel.

Das traf den kleinen Hansi natürlich wieder einmal mitten ins männliche Ego.

»Isabelle! Indira!«, ermahnte sie die Mutter streng.

»Mei, wenn mich die Weiber nicht mögen, wie ich bin, dann sollen sie es halt bleiben lassen!«

Hansi stand auf, ging energisch auf den Kühlschrank zu, schnappte sich trotzig die Wurst-Tupperbox und knallte sie demonstrativ auf den Küchentisch.

Nach ein paar Minuten betretener Stille wurden Bettinas Sorgen erneut zum Gesprächsthema.

»Mama, vielleicht solltest du für den Papa und dich ein gemeinsames Hobby suchen. Also irgendwas Sportliches, damit er sich halt wieder ein wenig bewegen könnte. Ich weiß jetzt zwar auch nicht was, aber da muss es doch was geben.«

Indira bemühte sich in letzter Zeit sehr um ihre Mutter, deshalb versuchte sie auch angestrengt eine Lösung für Bettinas beziehungsweise Papa Hansis »Problem« zu finden. Die jüngste Tochter hatte schon seit Wochen ein schlechtes Gewissen, denn sehr bald stand ihre Abreise in die USA bevor. Auch wenn sich Bettina ihren Kummer darüber vor Indira nie anmerken lassen hätte, so wusste das Nesthäkchen natürlich nur zu gut, wie schwer es Bettina fiel, sie gehen zu lassen.

»Sport ist jetzt beim Papa schon eine schwierige Sache …«, sagte Isabelle nachdenklich und schmatzend, während sie von ihrer Dreikornsemmel mit Streichkäse abbiss. »Nimm ihn halt einmal mit zum Yoga! Ich mein, so anstrengend kann ja das Atmen und Herumliegen nicht sein. Das schafft bestimmt auch noch der Papa.«

»Ha!? Sag a mal, geht‘s noch? Das kann auch nur jemand sagen, der noch nie beim Yoga war«, sprach die erfahrene Yogini Bettina erzürnt. »Yoga ist sehr wohl anstrengend! Außerdem ist das nicht nur Sport, das hat auch etwas mit Meditation und dem Weg zu sich selbst zu tun. Wenn man nicht bei der Sache ist und dazu nicht bereit, dann braucht man gar nicht erst anfangen. Ich glaube jetzt nicht unbedingt, dass euer Vater da geeignet wäre. Schon beim Kamasutra-Kurs vor zwei Jahren war es unglaublich anstrengend mit ihm, jedes Mal fing er vor einer Kurseinheit eine Mordsdiskussion an, ob er denn überhaupt mitgehen müsste. Und das war Kamasutra! Also, ich meine … erstens sollte man da schon zu zweit sein, und dann, na ja … das hat ihm dann schon auch manchmal gut gefallen, wenn wir die Übungen daheim gemacht haben.«

»MAMAAAA!«, riefen ihre drei Sprösslinge entsetzt im Chor.

»Wie wäre es denn mit Tanzen? Walzer, Fox, Square Dance … oder so was. Wäre das denn nix?«, versuchte Indira schnell das Thema zu wechseln.

»Das ist wieder so ein typischer Weibersport. Als wenn einem richtigen Mann die Umeinanderhopserei Spaß machen tät.« Der kleine Hansi war offensichtlich immer noch in seiner Männlichkeit gekränkt.

»Vielleicht musst du ganz anders denken, Mama. Es müsste etwas sein, das ihm gefällt und das ihn zwingt, sich zu bewegen«, sinnierte Indira weiter.

»Hm, ja, eventuell müsste man so etwas suchen … das könnte eine gute Idee sein, mein Scheißerl.«

Offensichtlich in Gedanken abgeschweift und mit einem leichten Grinsen im Gesicht biss Bettina bei diesem Satz in eine Scheibe frisch aufgeschnittenen Kohlrabi.

Nach dem ausgiebigen Frühstück mit ihren Kindern beschloss Mama Scharnagl kurzerhand, das heutige Mittagessen ausfallen zu lassen. Sie hätte ohnehin nur einen vegetarischen Linsen-Hackbraten auf den Speiseplan gesetzt, und um sich weitere Diskussionen mit ihrem – noch immer bockigen – Ehemann zu ersparen, ließ sie die Küche heute lieber kalt.

Hansi kam allerdings pünktlich zur Mittagszeit aus seinem selbst gewählten Exil, dem ehelichen Schlafgemach, wieder in das Erdgeschoss geschlichen.

»Gibt’s heute nix zum Essen?«, fragte er verwundert.

»Mei, Bärle, was hältst du davon, wenn wir zwei einfach gemütlich zum Dorfwirt gehen und jeder bestellt sich das, was er mag? Die Kinder haben sowieso gefrühstückt wie die Weltmeister, die haben sicher so bald keinen Hunger.«

Beim Stichwort Dorfwirt erhellte sich Hansis Gesicht augenblicklich. Sonntags gab es dort immer einen frischen, knusprigen Schweinsbraten oder manchmal auch deftige Schweinshaxen. Bei diesen kulinarischen Gedanken lief Hansi sofort das Wasser im Mund zusammen.

»Das ist die beste Idee, die du seit Langem gehabt hast, mein Zuckerschoaserl!«

Keine drei Minuten später stand das hungrige Bärle fix und fertig angezogen im Flur und drängelte zum Aufbruch.

»Bist du jetzt endlich fertig, Bettina? Wenn du noch länger brauchst, ist das Schweinerne beim Dorfwirt wieder aus!«

»Ja, ja … ich komm ja schon. Aber es ist immer noch so kalt draußen, ich hab nur meinen Wintermantel wieder aus dem Keller geholt. Ist halt noch nicht Frühling.«

Den zehnminütigen erfrischenden Fußmarsch bis zum Dorfwirt genossen die Scharnagls in vollen Zügen. Die Luft war zwar eisig, aber klar, jedoch wärmte die zarte Frühlingssonne sowohl ihre Nasenspitzen als auch die leicht angespannten Gemüter.

Als sie in die Schwemmbichlgasse einbogen, in welcher der Unterfilzbacher Dorfwirt Herbert Wagner sein gutgehendes Wirtshaus betrieb, hörten sie aufgeregtes Stimmengewirr. Aus der Ferne konnten sie eine kleine Menschentraube vor dem Haupteingang zur Gaststube erkennen. Ob reflexartig oder sensationslüstern – die Scharnagls erhöhten beide gleichzeitig ihr Schritttempo.

Am Schauplatz des Tumults angekommen, stach ihnen als Erstes ein großes Bettlaken ins Auge, dessen Enden an zwei Holzstangen befestigt waren. »FLEISCHESSER SIND MÖRDER« stand mit krakeliger Schrift in großen Buchstaben auf dem Stück Stoff und war für alle sichtbar aufgespannt.

Max Saxinger, seines Zeichens Ex-Metzger, Kuhflüsterer und Tierschützer, stand vor dem Dorfwirtshaus und wollte offensichtlich auf den Missstand des Fleischkonsums in diesem Etablissement – und wahrscheinlich auch überhaupt generell – aufmerksam machen. Ein aufgebrachter Herbert Wagner, gut bürgerlicher Gastronom und bekennender Fleischesser, stand laut schreiend vor Max. Dieser wiederum schrie ebenfalls nicht weniger laut zurück.

»Wennst dich jetzt nicht gleich schleichst, dann vergess ich mich, das sag ich dir, Max! Ich zieh dich gleich raus aus deinen veganen Haferlschuhen, dass es nur so pfeift. Was bist du denn für ein riesengroßer Depp geworden? Des gibt‘s ja ned!«

»Das kannst du gern probieren, Herbert. Tätlicher Angriff auf friedlichen Demonstranten, sag ich nur. Brauchst ja nur deine Speisekarte ändern. Wenn jemand wie du diese bestialische Tötung von unschuldigen Tieren unterstützt, dann muss ja endlich einmal einer darauf aufmerksam machen. Man kann heutzutage auch ganz gut vegetarisch kochen, wenn man nur will!«, brüllte der Saxinger.

Kurz war Herbert schon davor, Max an seiner Jacke zu packen, aber er konnte sich in letzter Sekunde doch noch beherrschen und trat wieder einen Schritt zurück. Wahrscheinlich hatte ihn der kurze Blick zu der angewachsenen Zuschauermenge noch mal zurückgehalten.

»Weißt was, ich ruf jetzt die Polizei. An einem Spinner wie dir mach ich mir doch die Hände ned dreckig. Dann ist jetzt gleich a Ruh. Das ist ja geschäftsschädigend.«

Wütend machte der Dorfwirt auf dem Absatz kehrt und eilte zurück in seine Gaststätte.

Hinter Max standen noch zwei motivierte junge Unterstützer dieser Kampagne, die Bettina auch beim Vortrag des Tierschutzvereins gesehen hatte, allerdings waren sie ihr ansonsten unbekannt.

»Fleischesser sind Mörder!«, rief das Trio wieder und wieder den Schaulustigen entgegen.

Ungefähr zwanzig Unterfilzbacher hatten sich bereits um die Demonstranten geschart und waren allesamt etwas verunsichert über das Spektakel, das sich dort gerade vor ihren Augen abspielte. Die meisten davon waren auf dem Weg zum sonntäglichen Wirtshausbesuch und hatten sich eigentlich auf ihren Schweinebraten oder andere deftige Speisen gefreut. Dementsprechend verlegen standen sie nun alle vor den Demonstranten und wussten nicht so recht, ob sie das Wirtshaus betreten sollten oder nicht.

Just in diesem Moment kam die rüstige Dorfratschen Berta Hinkhofer des Weges und musste selbstverständlich sofort wissen, was hier in ihrem »Revier« vonstattenging. So ein Ereignis war für die extrovertierte Berta geradezu ein Fest.

»Ja, was ist denn jetzt da los? Max! Spinnst jetzt komplett? Des schaut dir gleich, erst selber als Metzger arbeiten und dann dagegen demonstrieren. Bald müssen sie dich einliefern. Deine arme Frau, was die alles mitmachen muss! Schämen tät ich mich, Max, in Grund und Boden schämen.«

Wie es so Bertas Art war, musste sie jedes Ereignis in Unterfilzbach und der restlichen Welt kommentieren. Dabei war es ihr auch relativ egal, ob dies ihre Gesprächspartner interessierte oder nicht. Auf persönliche Gefühle oder Empfindlichkeiten nahm sie von Haus aus keine Rücksicht. Das wusste auch Hansi nur zu gut, denn er hatte in der Vergangenheit schon des Öfteren kleinere Konflikte mit dem Fräulein Hinkhofer ausgetragen. Die Anspielung auf Max‘ Frau war allerdings gar nicht so weit hergeholt. Luise Saxinger arbeitete schon jahrelang als Fachverkäuferin in der Metzgerei Aschenbrenner, dort hatte sie sogar ihren Max vor über dreißig Jahren kennen und lieben gelernt. Die 180-Grad-Wandlung ihres Ehemanns war ihr aber ebenso suspekt wie den meisten seiner Mitbürger. Seit der Max und seine radikalen Bekehrungsversuche überall im Dorf diskutiert wurden, ging sie nur noch mit eingezogenem Kopf durch den Ort. Auch ihrem Arbeitgeber gegenüber, dem Metzgermeister Reiner Aschenbrenner, verspürte Luise eine große Portion Scham. Eigentlich war Luise eine ganz patente Person und durchaus lebenslustig – aber das war früher gewesen. Seit der Mutation ihres Mannes war auch Luise eine andere geworden. Seine Frau konnte der Max bisher auch noch nicht bekehren, obwohl er es ganz bestimmt versucht hatte. Luise arbeitete weiterhin engagiert hinter der Fleischtheke und biss auch nach wie vor sehr gern in eine frische Weißwurst, jedoch nicht mehr ganz so lebenslustig wie früher.

»Hast du denn überhaupt eine Genehmigung für deine depperte Demonstration da?«, musste nun Berta der Sache weiter auf den Grund gehen. Sie ging energisch auf das Trio mit dem Transparent zu. Dabei hatte es kurz den Anschein, als ob dort der Sheriff von Unterfilzbach höchstpersönlich für Recht und Ordnung sorgen musste. Berta stand mit verschränkten Armen und ungeduldig klopfendem Vorderfuß vor den Protestlern und erwartete augenscheinlich eine Rechtfertigung oder am besten eine schriftliche Genehmigung des Ordnungsamts.

Da die Temperatur immer noch winterlich war, führte Berta auch heute wieder ihren kuscheligen Nerzmantel aus. Auf dieses Erbstück ihrer Großtante Frieda war das Fräulein Hinkhofer ganz besonders stolz. Sie hielt diese »Kostbarkeit« schon seit Jahren ganz besonders in Ehren und flanierte damit nur an Sonn- und Feiertagen majestätisch durchs Dorf. Was jetzt aber ein Nerzmantel bei einem Hardcore-Tierschützer auslöste, kann man sich eigentlich denken. Diese Kettenreaktion hatte allerdings die Hinkhoferin wohl gerade nicht bedacht.

»Berta! Was willst DU mir jetzt sagen, ha? DU bist ja noch schlimmer als alle miteinander. Schau dich einmal an! Du bist nicht nur eine Mörderin, du bist ja regelrecht abartig. Was würdest du sagen, wenn ich dir deine alte, runzlige Haut abziehen würde und mir daraus einen Mantel nähen tät? Ich würd sagen, DU sollst dich schämen. Pfui Deife!«

Widerworte war Berta nicht unbedingt gewohnt, zumindest keine so drastischen. Außerdem wusste sie irgendwie gerade im Moment nicht so recht, was ihr der Max damit sagen wollte. Der ging noch einen Schritt weiter auf Berta zu, sie berührten sich fast. Er überragte die bald Siebzigjährige um mehr als einen Kopf, aber die Hinkhoferin ließ sich dadurch nicht im Geringsten einschüchtern. Sie wich keinen Millimeter zurück. Max kramte in seiner Jackentasche, ohne den Blick von Berta zu wenden, und holte etwas hervor. Die Zuschauermenge, die inzwischen zu einer stattlichen Anzahl von circa fünfzig Personen angewachsen war, hielt den Atem an. Es war mucksmäuschenstill, nicht mal ein Auto fuhr durch die Schwemmbichlgasse.

Plötzlich unterbrach ein Geräusch die gespenstische Ruhe.

SCHSCHSCHHHHHHHHHHTTT.

Weder die Beobachter noch Berta konnten sofort zuordnen, woher dieses Geräusch kam oder was der Auslöser dafür war. Erst nach und nach wurde sichtbar, was gerade passiert war. Der schöne geerbte Nerzmantel verwandelte seine goldbraune Farbe an einer sehr großen Fläche auf Bertas Rücken in Neonpink.

Max nutzte Bertas Überraschung und setzte sein Vorhaben an Bertas Frontseite fort.

SCHSCHSCHHHHHHHHHHTTT!

Er sprühte Tante Friedas Erbstück beherzt von oben bis unten mit einer Sprühdose fast vollständig in ein leuchtendes, kräftiges Rosarot.

Erst jetzt hatte Berta verstanden, was mit ihrem Nerz passiert war. Sie griff sich an ihre Brust und begann schwer zu atmen. Bettina hatte kurz die Befürchtung, Berta hätte einen Herzinfarkt, so schnell stand ihr der kalte Schweiß auf der Stirn. Max lachte nur höhnisch und auch seine Mitstreiter stimmten in das Gelächter mit ein.

Auch wenn Bettina das Tragen eines Pelzmantels niemals befürwortet hätte, so tat ihr Berta in diesem Moment sehr leid und sie eilte ihr zu Hilfe. »Berta? Geht’s dir gut?«

Darauf schien Fräulein Hinkhofer gewartet zu haben, denn sie ließ sich theatralisch und mit laut hörbarem Stöhnen in Bettinas Arme fallen. Die Hinkhoferin war zwar keine große Frau, aber breit war sie allemal. Deshalb hatte Bettina alle Mühe, sie aufzufangen und sich gleichzeitig selbst auf den Beinen zu halten.

»Hansi! Geh her da und hilf mir gefälligst!«, schrie die Ersthelferin aus Leibeskräften.

Aufgeregte Schaulustige rannten und plapperten wild durcheinander. Die Köppl Gabi, ihres Zeichens jahrzehntelanges Mitglied beim Bayerischen Roten Kreuz, eilte Bettina ebenfalls zu Hilfe und brachte Berta sicherheitshalber gleich einmal in die stabile Seitenlage – für eine Mund-zu-Mund-Beatmung sah sie jedoch noch keine Veranlassung.

»Mein Asthmaspray, schnell! In meiner Tasche …«, rief die Hinkhoferin lautstark röchelnd.

Anscheinend zeigte Bertas dramatischer Zusammenbruch seine gewünschte Wirkung, denn nun schimpften einige Augenzeugen des Vorfalls wüst auf Max und seine Gefolgschaft ein. Hansi befürchtete schon eine Schlägerei und trat vorsichtshalber einen Schritt zurück, lieber assistierte er seiner Frau und Gabi beim Sanitätsdienst, das allerdings eher passiv.

Als wenn der Tumult nicht schon groß genug gewesen wäre, kam in diesem Moment die Polizei mit Blaulicht, heulender Sirene und einem Affenzahn in die Schwemmbichlstraße eingebogen. Man hätte vermuten können, es gäbe hier eine blutige Geiselnahme zu verhindern, so hochmotiviert sprangen zwei Polizisten aus ihrem Fahrzeug und mischten sich sofort mitten unter die aufgewühlten Bürger.

Nach circa zehn Minuten hatten die Polizisten allerdings souverän die angespannte Lage unter Kontrolle gebracht. Die Demonstration wurde augenblicklich aufgelöst. Wie Berta schon vermutet hatte, konnten die Aktivisten keine Anmeldung vorweisen und außerdem befanden sie sich auf dem Privatgrund des Dorfwirts.

Selbstverständlich erstattete Berta an Ort und Stelle sofort Anzeige wegen Beleidigung, Nötigung und Sachbeschädigung. Anschließend bestand sie auf einen Sanka und eine professionelle ärztliche Versorgung, obwohl sie nach den drei Bärwurz, die sie vom Dorfwirt für ihren Kreislauf verlangt hatte, wieder recht fit wirkte.

Nachdem sich die hochemotionale Situation aufgelöst hatte, standen Hansi und Bettina noch kurz vor der Dorfwirtschaft und mussten sich erst noch einige Minuten sammeln.

»Ja Wahnsinn, Bettina, was war denn das jetzt grad? Das war ja wie in einem Fernsehbericht aus Wackersdorf damals, wie‘s dort immer demonstriert haben.«

Hansi war immer noch überwältigt von der Dramatik und der Aggression, die bis vor zwanzig Minuten in der Luft gelegen hatte. Während sich das Ehepaar Scharnagl noch etwas von ihrem Erlebnis erholte, schlenderte ein anderes Liebespaar auf den Dorfwirt zu. Hansis bester Freund Sepp Müller und Bettinas beste Freundin Maria Aschenbrenner gingen, Hand in Hand und scheinbar wie auf Wolken, nebeneinander her und lächelten sich alle zehn Sekunden verliebt an.

»Mei schau, Bettina, da kommt der Sepp.« Hansi strahlte voller Freude und fühlte direkt Schmetterlinge in seiner Bauchgegend.

»Oh ja, mei schee … und die Maria ist übrigens auch dabei, Hansi«, bemerkte Bettina leicht spöttelnd.

»Sepp, Sepp! Hier! Schau, ich bin hier!«, rief Hansi aufgeregt, um auch sicherzugehen, dass ihn sein Freund nicht übersehen würde.

Sepp und Maria. Endlich hatten sie sich nach einigen Irrungen und Wirrungen gefunden, und nun schien es, als wollten sie sich nie mehr loslassen. Nachdem sich das ganze Liebesdrama über fünfundzwanzig Jahre lang hingezogen hatte, waren Bettina und Hansi sehr erleichtert. Wobei Scharnagl sich doch innerlich eingestehen musste, dass er nun etwas eifersüchtig auf Maria war.

Die frisch geschiedene Maria Aschenbrenner, die nach wie vor einen sehr freundschaftlichen Umgang zu ihrem Exmann und nun Geschäftspartner Reiner pflegte, war gerade dabei, mit ihrer Teenagertochter Sophia zu ihrer großen Liebe Sepp in sein schnuckeliges Häuschen am Ortsrand zu ziehen. Bettina, die das Paar sehr gut kannte, befürchtete allerdings, dass die fürsorgliche Maria und der eigenbrötlerische Sepp sich erst zusammenraufen mussten, bis das gemeinsame Leben ohne größere Komplikationen funktionieren konnte.

»So ganz ohne Startschwierigkeiten wird es wohl nicht gehen. Dazu seid ihr zu verschieden. Du darfst den Sepp da nicht überfordern«, hatte sie ihre Freundin vor ein paar Wochen zur Behutsamkeit gemahnt.

Die jedoch wollte das alles nicht hören und endlich ihr neues Glück mit Vollgas genießen.

Sepp hingegen, der bis auf eine Kurzzeit-Männer-WG, noch nie mit einer anderen Person unter einem Dach gelebt hatte, sagte bei auftretenden Problemen zwischenmenschlicher Art sehr lange nichts, bis ihm irgendwann alles zu viel wurde. Aber genau dort, in der Paarkommunikation, konnten größere Komplikationen auftreten, vermutete Bettina. Sie nahm sich vor, die neue Beziehung aus der Ferne ein wenig zu »betreuen.«

»Das ist ja eine schöne Überraschung, wir haben uns ja jetzt wirklich lange nicht gesehen«, freute sich Frau Scharnagl, als das Liebespaar vor ihnen stand.

Hansi war wortkarg, aber sichtlich aufgeregt. Dabei strahlte er bis über beide Ohren wie ein Maikäfer.

»Wir wollten grad zum Dorfwirt, auf einen schönen Schweinsbraten. Was macht ihr?«, fragte Maria ebenfalls erfreut.

»Wir auch! Dann essen wir doch gemeinsam was«, schlug Hansi vor.

Nachdem Maria und Sepp im Wirtshaus von den Scharnagls über das gerade eben passierte Spektakel ausführlich informiert worden waren, war die Metzgereibesitzerin leicht bedrückt.

»Ich sag‘s euch, das macht mich wirklich noch narrisch. Alle denken jetzt, sie müssten sofort sterben, wenn sie bei uns Fleisch oder Wurst kaufen. Dabei sind Menschen doch von Natur aus Allesesser. Wir sollen ja neben Planzlichem durchaus auch Tierisches essen. Im Fleisch ist doch viel Eiweiß, Eisen und sogar Vitamine, auch wenn das anscheinend keiner in unserem Dorf weiß. Das alles sagt der Max halt nicht, der Depp, der depperte. Ich könnt ihm die Gurgl umdrehen, das könnt ihr mir glauben.«

»Spatzl, jetzt reg dich doch nicht schon wieder auf wie ein schwindsüchtiges Giggerl«, versuchte Sepp seine Maria zu beruhigen.

»Ja genau! Da hörst du’s, Bettina.«

Hansi musste Maria sofort unterstützen, da sprach ihm endlich jemand aus der Seele. Seine Eifersucht legte sich gerade ein wenig und die neue Freundin seines Seelenverwandten rückte augenblicklich wieder in seinen Sympathiekreis.

»Hansi, das ist auch alles richtig. Aber halt in Maßen! Und nicht, wie du es machst – in Massen«, entgegnete Bettina. Dabei schickte sie ihrem Mann einen mahnenden Blick quer über den Tisch, auf dem soeben drei dampfende frische Schweinsbraten und eine Gemüselasagne von der Bedienung abgestellt wurden. »Das versteh ich auch, Maria. Und jeder sollte essen, was ihm schmeckt, wenn es nicht zu einseitig ist, so wie bei unserem Presssack-König da«, argumentierte sie und wiederholte den strengen Blick, den Hansi absolut nicht leiden konnte.

»Ein Argument, das der Max halt auch immer bringt … also ich mein … ähm … ist die Massentierhaltung und da, so leid es mir tut, Spatzl, muss ich ihm schon auch recht geben«, versuchte Sepp sehr vorsichtig seine Bedenken zu äußern.

»Also sag a mal! Auf welcher Seite stehst du denn? Wie oft hab ich dir denn schon gesagt, wie sehr wir da aufpassen. Wir kaufen unsere Schlachttiere nur von den Bauern, die wir kennen und die auch geprüft sind.«

Demonstrativ legte Maria ihr Besteck zur Seite und verschränkte ihre Arme. So wie es aussah, war dieses Thema wohl schon des Öfteren zum Konflikt zwischen den Neuverliebten geworden.

»Ach Spatzl …«, hauchte Sepp und strich Maria dabei sanft über die Wange.

Diese Geste schien sie sofort zu beruhigen. Frau Aschenbrenner atmete tief durch. »Ich weiß ja eh, tut mir leid. Aber ich kann es halt einfach nicht mehr hören. Versetzt euch mal in meine Lage. Der Umsatz bei uns im Geschäft geht so brutal zurück. Wenn das so weitergeht, müssen wir bald Personal ausstellen. Der Max war immer ein guter Angestellter, fleißig und engagiert. Aber auf einmal fängt der zum Spinnen an. Wenn der Viehtransporter gekommen ist, hat er mit den Sauen und Kälbern geredet und sie gestreichelt. Mit seiner Steirischen Harmonika ist er sogar mal zur Arbeit gekommen und hat ihnen was vorgesungen. Stellt‘s euch das mal vor! Ich lass mir schon was eingehen und mir tun die Tiere auch leid, aber manchmal muss man halt einfach auch die Nahrungskette anerkennen. Außerdem muss ja jedes Tier einmal sterben. Gerade haben wir eine Katze mitten am Feldweg liegen sehen, ich glaub, das war der kleine Giovanni von der Friseuse Karin. Da macht auch nicht gleich jemand eine Demonstration. Oder die Rehe, Katzen und Hasen, die auf der Straße einfach überfahren werden …«

»Was? Mit der Steirischen hat er gespielt? Gstanzl oder Volkslieder?«, musste Hansi jetzt dringend wissen.

»Hansi, jetzt bleib halt sachlich.« Und schon wieder traf ihn dieser gewisse Blick seiner Frau.

»Ich hab das ernst gemeint, Bettina. Entschuldige, dass ich atme.« Hansi konnte durchaus sehr bockig sein.

»Es gibt da irgendwie kein richtig oder falsch. Aber der menschliche Verdauungstrakt ist auf Mischkost ausgelegt, selbst wenn das einige nicht wahrhaben wollen. Das ist wissenschaftlich bewiesen. Doch einige wollen es jetzt besser wissen als die Natur selber.« Die arme Maria wirkte regelrecht verzweifelt.

»Ach, der Max wird sicher bald wieder ruhiger und dann wird es bestimmt auch wieder besser mit eurem Umsatz. Die Unterfilzbacher werden sich schon beruhigen, Maria. Weißt ja, wie das ist. Nächste Woche treiben sie wieder eine andere Sau durchs Dorf, wie man so schön auf Bayerisch sagt.«

»Aber, jetzt kommt‘s mir erst. Was hast du gerade gesagt? Der Karin ihr kleiner Giovanni? Mei, das tut mir aber leid. So ein verschmuster Kater …«, fühlte Bettina mit der Friseurin, die auch gleichzeitig die Arbeitgeberin ihrer Tochter war und höchstwahrscheinlich das Frauchen des armen toten Katers. »Das muss ich nachher gleich der Isabelle erzählen, womöglich sucht die Karin ihren Giovanni schon überall.«

Den kleinen Kater kannten alle Kundinnen von »Karins Friseur Stüberl«, denn dort schmiegte er sich nur zu gern an die Beine der Damen, die gerade eine frische Dauerwelle oder Strähnchen verpasst bekamen.

»Ja, auf dem Feldweg liegt er, wenn man von Sepps Haus in Richtung Dorf geht, weißt schon. Aber er sah nicht so aus, als ob er überfahren wurde. Vielleicht war er auch schon alt. Wie gesagt, jeder muss halt einmal sterben, auch die Tiere«, sagte Maria.

Die Aufregung und Hansis Nervenbelastung war wegen der vorangegangenen, scheinbar niemals endenden wollenden Tier-Fleisch-Vegetarier-Diskussion nun wirklich groß genug gewesen. Darum bestellte er einfach eine Runde Bärwurz für die Tischgesellschaft. Der war sogar vegan und somit konnte keiner der Anwesenden etwas dagegen einwenden.

Noch bis in die Abendstunden saßen die zwei Paare beim Dorfwirt zusammen und ratschten. Wobei sie beschlossen, die Themen Max, Schlachten, Massentierhaltung und Presssack zumindest für heute zu umgehen.

Kapitel 2

Elmar

Am Tag nach der spektakulären Demonstration vor der Dorfwirtschaft hatte ganz Unterfilzbach wieder einmal großen Redebedarf. Und wo konnte man sich besser über die aktuellen Ereignisse austauschen als im örtlichen Supermarkt? Das KaufGut-Einkaufsparadies in der Dorfstraße bot noch mehr soziale Kontakte als die Apotheke, der Recyclinghof und der Friedhof zur Pflanz- und Gießzeit zusammen. Außerdem hatte sich bereits herumgesprochen, dass Bettina gestern wohl eine Augenzeugin an vorderster Front gewesen war. Also würden die Dorfbewohner an der Supermarktkasse weitere Insider-Informationen ganz unverfänglich erfragen können – dachten sie zumindest.

Das wusste natürlich auch Berta Hinkhofer nur zu gut und war deshalb die erste Kundin, die Bettina heute abkassierte. Sie war zwar bekanntermaßen höchstpersönlich in die gestrigen Geschehnisse verwickelt, aber Berta sah ihre Anwesenheit im Supermarkt auch eher als Möglichkeit, die Meinungsbildung etwas in »ihre Richtung zu korrigieren«. Demonstrativ legte sie zwei Dosen mit veganem Brotaufstrich vor Bettina auf das Fließband.

»Mei Bettina, danke noch mal für gestern, gell! Wenn du und die Gabi nicht so schnell Erste Hilfe geleistet hättet, dann weiß ich wirklich nicht, was passiert wäre.«

»Kein Thema, Berta, das war ja selbstverständlich. Geht’s dir wieder besser?«

»Na ja, ich fühl mich zwar schon noch sehr schwach, aber der Doktor meinte, ich muss nicht unbedingt im Krankenhaus bleiben, obwohl ich glaube, er hätte mich schon lieber dabehalten, er wollte es nur nicht zugeben«, sprach sie mit leidvoller Stimme und sah dabei trotzdem irgendwie ziemlich fit aus.

»Na dann ist ja alles noch mal gut ausgegangen, Berta. Schau, dass du dir ein wenig Ruhe gönnen kannst. Geh heim und leg dich a bisserl hin.«

Bettina versuchte das Gespräch so kurz wie möglich zu halten, denn es hatte sich bereits eine längere Schlange gebildet. Die Kundschaft stand dicht gedrängt hinter Berta und versuchte angestrengt, den Dialog zwischen der Kassiererin und Kundin Nummer eins mit anzuhören.

»Na ja, gut ausgegangen? Kann man ja jetzt wirklich nicht sagen. Mein armer Nerzmantel! Tante Frieda würd sich im Grab umdrehen, wenn sie das wüsst. Eine solche Unverschämtheit! Aber ich hoffe inständig, dass die Mühlen der Gerechtigkeit mahlen und jeder seine gerechte Strafe bekommt. Hoffentlich sperren sie den Max jetzt dann endlich ein, den groben Lackl, den brutalen. Hast ja gesehen, Bettina, wie der eine arme hilflose Frau wie mich behandelt hat. Da versucht man zu vermitteln und dann kommt so was dabei raus! Ich hab‘s ja nur gut gemeint, kennst mich doch. Ich will ja immer nur jedem helfen. Weißt ja, was ich für ein großes Herz hab. Auch für Tiere hab ich übrigens ein großes Herz, ein ganz ein großes sogar. Nur weil man ab und zu Fleisch isst, ist man ja noch lange kein schlechter Mensch. Mhmph … also … ich trink jetzt noch eine Tasse Kaffee im Stehcafé vorn beim Bäcker, das kann ja für den Kreislauf nicht schaden und vielleicht magst du ja noch was wegen gestern wissen, Bettina. Dann kommst halt auch auf ein Tasserl vorbei, in deiner Pause oder so.«

Berta sprach sehr laut und deutlich, als wenn sie eine offizielle Bekanntmachung verlesen würde. Dem Fräulein Hinkhofer war ihr »guter Ruf« extrem wichtig. Vor allem befürchtete sie, nach dem gestrigen Tag könnte sie nicht mehr wie die Unterfilzbacher Mutter Teresa erscheinen, als die sie sich gern selbst sah. Natürlich wusste jeder im Dorf, wie sie wirklich war, und da kam der Vergleich mit Mutter Teresa sicher keinem Einzigen in den Sinn. Aber es wusste auch ein jeder, dass ihre Selbsteinschätzung ziemlich weit von der Realität entfernt lag. Die Dorfbewohner nahmen die »Queen of Dorftratsch« inzwischen mit Humor, zumindest die meisten.

»Ja, is scho recht, Berta. Gute Besserung. Pfiade«, sprach Bettina und wendete sich der nächsten Kundin zu, sonst hätte Bertas Image-Aufbesserungs-Vortrag nie geendet.

Die Kassiererin wurde tatsächlich auch noch von den nächsten drei Kunden gefragt, was denn gestern beim Dorfwirt genau passiert war. Jedoch beschränkte sie sich auf die Fakten und fasste diese höflich in einem Satz zusammen.

»Der Max hat vor dem Wirtshaus gegen das Fleischessen demonstriert und hat der Berta ihren Pelzmantel mit Farbe angesprüht. Mehr war da nicht. Bar oder mit Karte?«, wiederholte sie inzwischen schon zum dritten Mal. Langsam ging ihr das übersteigerte Interesse wirklich auf die Nerven.

Als Letzte in der Schlange stand jetzt die Dorftierärztin Dr. Marion Pauli vor Bettina und wollte zwei Dosen Ravioli bezahlen. Bettina fand, dass sie heute gar nicht gut aussah. Sie musste wohl Sorgen haben, denn unter ihren Augen waren tiefe Schatten zu sehen und ihr Gesicht wirkte fahl. Die Mittfünfzigerin war eigentlich immer eine gepflegte Frau gewesen, die gut und teuer gekleidet war, aber Bettina sah sie auch nicht sehr oft. Heute trug sie allerdings einen verschlissenen Mantel und ihr Make-up wirkte verschmiert. Außerdem machte sie einen ziemlich nervösen Eindruck.

»Macht dann 3 Euro 96, Frau Dr. Pauli.«

»Ich möchte gern mit Karte zahlen.«

Während sie ihre EC-Karte in das kleine schwarze Kästchen steckte, trat Frau Doktor von einem Bein auf das andere und hatte anscheinend noch etwas auf dem Herzen. Mit zögerlicher Stimme flüsterte sie: »Frau Scharnagl, wissen Sie zufällig, ob Herr Saxinger denn nun in Polizeigewahrsam ist? Also … ähm … ich meine, wurde die Anzeige von Frau Hinkhofer denn weiterverfolgt?«

»Ich habe keine Ahnung, Frau Dr. Pauli, das kann ich Ihnen nicht sagen, tut mir leid.«

Bettina kannte Dr. Pauli von zahlreichen Tierarztbesuchen aus der Zeit, als Indira noch ihr Meerschweinchen Gerhard hatte. Das Scharnagl-Nesthäkchen war immer sehr besorgt um Gerhards Wohlergehen gewesen, deshalb fanden sich Mutter, Tochter und der tierische Patient ziemlich oft in Dr. Paulis Praxis ein. Die Tierärztin war ihr zwar nicht unsympathisch, allerdings fand sie ihre Behandlungspreise nicht unbedingt günstig. Bis Gerhard allen Indizien nach der blutrünstigen Nachbarskatze zum Opfer gefallen war, hatte das kleine Fellknäuel der Familie Scharnagl eine ganze Stange Geld gekostet.

So wie Bettina die Tierärztin in Erinnerung hatte, war sie früher ausgesprochen selbstbewusst und ein ziemlicher Genussmensch gewesen. Nicht unbedingt eine Landtierärztin, wie sie im Buche stand. Wahrscheinlich hatte sie diesen beruflichen Weg auch nur auf Drängen ihres Vaters, dem ehemaligen Dorftierarzt – Gott hab ihn selig – eingeschlagen. Sicher war es sehr bequem, als junge Ärztin eine gut gehende Praxis zu übernehmen.

Als ihr Vater dann verstorben war, verpasste Frau Dr. Pauli als Erstes ihren Behandlungspreisen einen deutlichen Aufschlag. Die Herrchen, Frauchen und Bauern in der Umgebung nahmen dies mit Knurren und Murren hin, allerdings auch nur, weil es keine Alternative weit und breit gab. Durch die damit verbundene Steigerung ihrer Einnahmen konnte sie sich dann natürlich ein feudales Leben leisten, was sie auch tat. Ein schickes Cabrio folgte dem nächsten, ein junger Liebhaber wechselte sich mit einem noch jüngeren ab. Jedoch war in letzter Zeit immer wieder zu hören, dass die Pauli wohl in finanzielle Schwierigkeiten geraten sei. Was letztendlich der Auslöser dafür war, konnte Bettina nicht sagen. Falsche Börsenspekulationen oder undurchdachte Geldanlagen, ausufernde Männergeschichten und noch viele weitere vermeintliche Gründe für den vermuteten Ruin machten die Tratschrunde im Dorf.

Eindeutig hingegen war die extreme Alkoholfahne, die Bettina aus ihrer Richtung entgegenwehte.

»Aber jetzt mal ehrlich, Frau Scharnagl, dieser Saxinger gehört doch eingesperrt! Finden Sie nicht? Es kann doch nicht sein, dass der auf einmal Tiere behandelt! Ein Metzger! Wo kommen wir denn da hin? Stellen Sie sich mal vor, er hätte Ihren Gerhard behandelt und hätte einen Fehler gemacht und Gerhard wäre dann gestorben. Für was hab ich denn studiert, wenn heute jeder dahergelaufene Depp Tiere behandeln könnt?«, ärgerte sich die Pauli jetzt und war offensichtlich sehr zornig.

Dass ihr die Patienten in Scharen davonliefen, war für ihre angespannte finanzielle Situation natürlich nicht zuträglich. Es war klar, dass sie für Max deshalb keine große Sympathie hegte.

»Mei, Frau Dr. Pauli, ich kann dazu nichts sagen. Ich bin kein Fachmann und wir haben auch kein Tier mehr. Bitte entschuldigen Sie mich, ich muss jetzt dringend die neue Lieferung Tampons einräumen«, versuchte sich Bettina aus der unangenehmen Situation zu winden und flüchtete regelrecht aus ihrem Kassensitz.

Die angeschlagen wirkende Frau Dr. Pauli fand allerdings recht schnell eine geeignete Gesprächspartnerin, mit der sie sich über den Saxinger Max austauschen konnte. Wahrscheinlich waren sich die beiden Damen bei diesem Thema auch sehr einig. Am Ausgang des Supermarkts hatte sich Berta an einem Stehtisch vor den Backwaren postiert und bereits einige neugierige Hausfrauen um sich versammelt.

»Frau Dr. Pauliiiii!!!«, konnte Bettina noch Bertas kreischende Stimme vernehmen, während sie selbst schon auf dem Weg in die Abteilung für Hygieneartikel war.

Das Thema Saxinger und seine Revolte riss im Supermarkt während des ganzen Tages nicht ab. Es gab anscheinend kein wichtigeres Thema mehr. Entsprechend froh war Bettina, als das Ende ihrer Schicht endlich in greifbare Nähe rückte. Zuvor kassierte sie aber noch ihre letzte Kundin des Tages ab. Es war ihre beste Freundin Maria. Sie kaufte eine ganze Batterie an Putzmitteln ein.

»Servus Maria, ja du liebe Zeit … was hast du denn vor?«, fragte Bettina verwundert, als sie ein ganzes Sortiment an Scheuermilch, Essigreiniger, Schwämmen und Toilettensteinen über den Scanner zog.

»Du kannst dir nicht vorstellen, wie es beim Sepp daheim ausschaut. Auf den ersten Blick sauber, aber wenn man genau hinschaut … ich sag‘s dir … nicht unbedingt hygienisch. Typischer Männerhaushalt. Aber das wird sich ja jetzt ändern.«

»Ehrlich? Also ich fand, dass der Sepp das immer sehr gut im Griff hatte. Wie weit bist du denn schon mit deinem Umzug? Seid ihr bald fertig?«

»Na ja, Sopherl und ich wohnen seit Donnerstag letzter Woche bei Sepp. Aber es ist halt alles noch voller unausgepackter Kartons. Jetzt muss ich das Haus erst einmal auf Vordermann bringen. Und vor allem braucht es dort dringend eine weibliche Note. Da ist überhaupt keine Deko weit und breit. Stell dir das mal vor«, war Maria aufgeregt.

»Du Maria, ich hab jetzt gleich Schluss. Magst noch mit zu mir heimkommen? Auf eine Tasse Kaffee? Ein kleiner intimer Ratsch unter Frauen wäre wieder mal fällig, meinst nicht? Gestern waren die Männer dabei, da kann man ja nicht richtig reden.«

»Ja, a bisserl Zeit hätt ich noch. Gerne, trink ma schnell a Tasserl.«