Flieg, mein roter Adler II - Udo Wieczorek - E-Book

Flieg, mein roter Adler II E-Book

Udo Wieczorek

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Beschreibung

Erster Weltkrieg: Vinzenz und Josef, einst beste Freunde, stehen sich auf gegnerischen Seiten gegenüber. Aufgewachsen in einem Tiroler Bergdorf wurden sie getrennt, als Josefs Mutter einen italienischen Grafen heiratete. Doch Josefs schönes neues Leben birgt auch Schattenseiten. Im Dunkeln verborgen entspinnt sich gegen ihn und seine Familie die tödliche Intrige eines mächtigen Gegners. Umgeben von den majestätischen Alpen, getrieben vom Grauen des Krieges müssen sich die ehemaligen Freunde entscheiden, welchen Weg sie wählen. Eine falsche Entscheidung könnte ihr Ende bedeuten. Teil zwei des dreiteiligen Historienromans.

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Seitenzahl: 430

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Udo Wieczorek

Flieg, mein roter Adler

Band II

Historischer Roman

Impressum

Personen und Handlung sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

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www.gmeiner-digital.de

Gmeiner Digital

Ein Imprint der Gmeiner-Verlag GmbH

© 2015 – Gmeiner-Verlag GmbH

Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

Telefon 0 75 75/20 95-0

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten

E-Book: Mirjam Hecht

Umschlagbild: © fakegraphic – Fotolia.com, © love1990 – Fotolia.com, © Udo Wieczorek, © Harald Biebel – Fotolia.com

Umschlaggestaltung: Simone Hölsch

ISBN 978-3-7349-9382-4

Widmung

In einem schrecklichen Krieg zwischen grünen Hängen, schroffen Wänden und Gletschereis haben einst Tausende junger und alter Menschen selbstlos ihr Leben gegeben. So paradox es auch anmutet, kämpften sie auf beiden Seiten in derselben Absicht; erbittert und grausam für Gott, ihren König und Kaiser und ihr geliebtes Vaterland.

In unserer heutigen Welt, die von völlig anderen Werten geprägt ist, scheint jene bedingungslose Aufopferung nicht mehr nachvollziehbar. Doch in diesen kargen, vergangenen Tagen der Not waren gerade diese Grundfesten des Lebens alles, was die Menschen besaßen, woran sie glauben konnten.

Zwischen Selbstverwirklichung und unserer inneren Einsamkeit fehlt es uns längst an der notwendigen Zeit und dem geistigen Raum, um dieses einst so starke Zugehörigkeitsgefühl und jene rücksichtslose Bescheidenheit, ja Selbstaufgabe, begreifen zu können. Das Leid der Menschen, welche diesen Krieg über- und durchlebt haben, ist für immer und ungeteilt in der Tiefe der Geschichte versunken. Nicht aber das mahnende Wissen darüber.

Dieses Buch ist all jenen gewidmet, die ihr einsames Grab in den Bergen ihrer Heimat gefunden haben. In den Bergen, die wir heute so lieben, die auch sie einst geliebt haben.

Diese Zeilen gehören jenen, an die sich niemand mehr erinnert.

Der zweite Teil

In seinem großen Zimmer ließ sich Visarelli erschöpft in den vertrauten Ledersessel fallen. Er realisierte nicht, dass aus ihm in den vergangenen Stunden endgültig ein anderer Mensch geworden war. Irgendetwas, dessen er sich nicht erwehren konnte, hatte mit dem finalen Paukenschlag eines Mordes uneingeschränkt von ihm Besitz ergriffen. Es drängte ihm in seinem unterschwelligen Wahnsinn einen teuflischen Plan auf und suggerierte ihm, dass dies der einzige Ausweg aus seiner krankhaften Lethargie sei.

Viele Male war sein Gehirn oberflächlich darüber hinweggegangen. Er konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, wann er zum ersten Mal darüber nachgedacht hatte. Sooft er über diese Möglichkeit einer Lösung sinniert hatte, verwarf er sie allemal wieder. Damals, als er noch wusste, wer er war. Anfangs erschrak er vor sich selbst und den furchtbaren Gedanken. Er konnte nicht begreifen, wie er überhaupt eine solche Lösung in Erwägung zu ziehen vermochte. Sein gepeinigtes Unterbewusstsein offerierte ihm aber immer deutlicher und mit irrwitziger Fantasie den Weg aus dieser nicht enden wollenden Misere.

Zu lang waren die einsamen Abende in der Kaserne gewesen. Und zu viele wache Nächte vergingen, um nicht immer wieder an dem noch vagen Vorhaben zu feilen.

»Nur vor sich hinsinnen, einen Weg zu Ende denken!«, sagte er immer wieder vor sich hin und wusste schon im selben Moment genau, dass am Ende dieser schrecklichen Gedankenzüge nur eine Tat stehen konnte. Er suchte verzweifelt nach einer Rechtfertigung, welche die ohnehin schon leise Stimme seines Gewissens gänzlich hätte verstummen lassen können. Doch er fand weder ehrliche Worte noch die Stärke, sich ganz und gar von seiner angebeteten Maria abzuwenden. Stattdessen flüchtete er sich in immer noch ausgefeiltere und detailliertere Visionen.

Es musste perfekt sein, durfte nicht den geringsten Anschein einer Absicht oder geplanten Aktion erwecken. Es musste wie eine dramatische Schicksalsfügung wirken. Selbst der Graf sollte davon überzeugt sein, dass er allein für dieses hinterhältig vorbereitete Schicksal verantwortlich war.

Im Innersten hatte er sich längst für das entschieden, was er bislang immer zu verdrängen suchte. Und die Entscheidung fiel nicht erst jetzt in diesen einsamen schweren Stunden. Nein, schon lange, bevor er überhaupt an die Durchführbarkeit dachte, hatte er die dramatischen Folgen seines Tuns für die Betroffenen insgeheim akzeptiert. Der einzige Unterschied zum heutigen Abend bestand darin, dass er all dies nicht etwa verdrängte; er begehrte es. Und er fragte sich, weshalb er nach dem Erlebnis auf der Hochzeit des Grafen an der Schlossmauer nicht schon den Mut gehabt hatte, jenen Plan zu Ende zu denken.

Bisher opferte er seine Arbeitskraft voll und ganz dem Staate, an dem ihm mehr lag als an seinem eigenen Leben. Seit sich aber seine Pläne als ein immer deutlicherer Lösungsweg aufdrängten, konnte er zum ersten Mal für sich selbst die Früchte seines Berufes ernten. Alles, was er in den Jahren seines Wirkens beim Geheimdienst erlernt hatte, das messerscharfe Denken, das unablässige Hinterfragen, das endlose Abwägen von Reaktionen benutzte er nun uneingeschränkt, um an das angestrebte eherne Ziel seines Wahns zu gelangen.

Ein paar Abende später saß er wieder stumm und still an seinem Tisch und starrte auf das leere Blatt Papier, das mit wenigen Buchstaben den vielleicht letzten, kläglichen Versuch wiedergab, einen anderen Weg zu finden.

»Verehrteste Gräfin zu Monti, liebste…«, war auf dem Bogen zu lesen. Die Schrift hatte von den gewohnten, schwungvollen Zügen in ein zittriges Wirrwarr gewechselt, welches niemand mehr im Stande war zu entziffern. Ein hässlicher, verschmierter Tintenfleck hatte die Zeile beendet und bekundete mit unzähligen kleinen Punkten daneben unverkennbar das gewaltsame Ende der Schreibfeder.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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