Flugzeuggedanken - Joachim Ringelnatz - E-Book

Flugzeuggedanken E-Book

Joachim Ringelnatz

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Beschreibung

Eine Gedichtsammlung, u.a. mit folgenden Werken: Flugzeuggedanken Einsamer Spazierflug Versöhnung Fallschirmabsprung meiner Begleiterin Ein Freund erzählt mir Bär aus dem Käfig entkommen Helfen Frühling Flugzeug am Winterhimmel Der Sänger Gedenken an Wedekind Freunde, die wir nie erlebten An der Alten Elster Fliegerleute Dreiste Blicke Streit Wie machen wir uns gegenseitig das Leben leichter? An Alfred Schloßhauer Kindergebetchen An ein startendes Flugzeug Stalltüren Dickhäuter Museumsschweigen Madonnengesichter Klein-Dummdeifi Zimmermädchen Fernflug Stammtisch Individueller Aus der Vogelkunde Raketenwagen auf der Avus Rakete ins Erdfern Giraffen im Zoo Müder Juniabend Freiballonfahrt mit Autoverfolgung Zwischen Lipp und Kelchesrand Über meinen gestrigen Traum

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Flugzeuggedanken

Joachim Ringelnatz

Inhalt:

Joachim Ringelnatz – Biografie & Bibliografie

Flugzeuggedanken

Einsamer Spazierflug

Versöhnung

Fallschirmabsprung meiner Begleiterin

Ein Freund erzählt mir

Bär aus dem Käfig entkommen

Helfen

Frühling

Flugzeug am Winterhimmel

Der Sänger

Gedenken an Wedekind

Freunde, die wir nie erlebten

An der Alten Elster

Fliegerleute

Dreiste Blicke

Streit

Wie machen wir uns gegenseitig das Leben leichter?

An Alfred Schloßhauer

Kindergebetchen

An ein startendes Flugzeug

Stalltüren

Dickhäuter

Museumsschweigen

Madonnengesichter

Klein-Dummdeifi

Zimmermädchen

Fernflug

Stammtisch Individueller

Aus der Vogelkunde

Raketenwagen auf der Avus

Rakete ins Erdfern

Giraffen im Zoo

Müder Juniabend

Freiballonfahrt mit Autoverfolgung

Zwischen Lipp und Kelchesrand

Über meinen gestrigen Traum

Flugpost-Liebesgabe

Kuttel Daddeldu über Nobile

Begrüßung eines soeben Gelandeten

Manila

Trostworte an einen Luftkranken

Schlechter Tag

Frucht-Zucht-Frucht

Deutsche Sommernacht

Rheinkähne

Spielen Kinder doch ...

Im Flughafen Oberwiesenfeld

Freundschaft

Freundschaft

Entomologische liebe

Sonntagspublikum vor Bühnen

An die Masse

Hundstagsgespräch

Dem Mann, der ...

Offener Antrag auf der Straße

Drei Tage Tirol

Aus der Kundenkunde

Geld allein

Die Fliege im Flugzeug

An einen Glasmaler

Schöne Fraun mit schönen Katzen

Bürger, den ich meine

Und glaubte doch es überwunden

Du und die Nacht

Gruß an Junkers

Blues

Mein Wannenbad

Humorvolle Spinner

Wohlgemeint an Biedermann

Chemnitzer Bußtag 1928

Trennung von einer Sächsin

Platzmusik in Stuttgart

An meine Herberge in Stuttgart

Der letzte Tag vergangnen Jahrs

Silvester

Lebhafte Winterstraße

Stille Winterstraße

Winterflug 1929

Leben wie im Karneval

Faschingsvollmond

Entschuldigungsbrief

Preisaufgaben

Abermals in Zwickau

Brief auf Hotelpapier

Königsberg in Preußen

Asta Nielsen weiht einen Pokal

Arbeit

Gespräch mit einem Blasierten

Fluidum

Abgesehen von der Profitlüge

Zu dir

Sehnsucht nach Berlin

Großplatztauben

Eine Zuschauerin im Flughafen

Natur

Schroffer Abbruch

Rückkehr zweier Thüringer aus England

Meine alte Schiffsuhr

Nach der Trennung. Lichterfelde

Enttäuschter Badegast

Leere Nacht

Einem ängstlich Einsteigenden

An einen Geschäftsfreund

Schläge

Hymnüs'chen

An meinen Zigarettenrauch

Das scheue Wort

Der große Christoph

Spielball

Ein ehemaliger Matrose fliegt

Neidisches über einen Klo-Mann

Seehund zum Robbenjäger

Kauderwelscher Bettlerdank

Der Unfall

Morsche Fäden

Köln-Brüssel-London

7. August 1929

Gruß ins Blaue

Wer hat gewonnen?

Flugzeuggedanken, Joachim Ringelnatz

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

Loschberg 9

86450 Altenmünster

ISBN: 9783849619213

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

Frontcover: © Vladislav Gansovsky - Fotolia.com

Joachim Ringelnatz – Biografie & Bibliografie

Deutscher Humorist und Schriftsteller, geb. am 7. August 1883 in Wurzen, verstorben am 17. November 1934 in Berlin. Sohn eines Zeichners und Schriftstellers.  Nach vielen Problemen in der Schule und einem Verweis vom Königlichen Staatsgymnasium in Leipzig bricht er 1901 die Schule ganz ab und beginnt als Schiffsjunge zur See zu fahren. Dazwischen hält er sich mit immer anderen Gelegenheitsarbeiten über Wasser und beendet sogar eine kaufmännische Lehre. 1906 zieht es ihn nach München, wo er in die Künstlerszene eintaucht und beginnt, seine schriftstellerischen Arbeiten zu veröffentlichen. Als der Erste Weltkrieg ausbricht zieht es R. wieder auf See und er heuert bei der Kriegsmarine an. Nach dem Krieg arbeitet er als Archivar in Berlin und sein großer kommerzieller Erfolg bricht an. Er absolviert unzählige Auftritte in ganz Deutschland, wird aber 1933 von den Nationalsozialisten mit einem Auftrittsverbot belegt. Seine finanzielle Situation rutscht schnell ins Bodenlose und bei seinem Tod ist er völlig verarmt. Er  stirbt an einer Lungenentzündung.

Wichtige Werke:

1909: Simplicissimus-Künstler-Kneipe und Kathi Kobus1910: Gedichte1910: Kleine Wesen1910: Was Topf und Pfann’ erzählen kann. Ein lustiges Märchen1912: Die Schnupftabaksdose. Stumpfsinn in Versen und Bildern1913: Ein jeder lebt’s. Novellen1917: H.M.S.D.1920: Joachim Ringelnatzens Turngedichte1920: Kuttel Daddeldu oder das schlüpfrige Leid1921: Die gebatikte Schusterpastete1921: Der lehrreiche, erstaunliche und gespassige Zirkus Schnipsel! Entdeckt von Joachim Ringelnatz1921: Mannimmond, eine einaktige Groteske1921: Bühnenstar und Mondhumor. Einaktige Groteske1922: Taschenkrümel1922: Die Woge. Marine-Kriegsgeschichten1922: Weitab von Lappland1922: Janmaate. Topplastige Lieder1922: Fahrensleute1923: Vorstadt-Bordell1923: Kuttel Daddeldu erzählt seinen Kindern das Märchen vom Rotkäppchen und zeichnet ihnen sogar was dazu1924: …liner Roma…1924: Nervosipopel. Elf Angelegenheiten1927: Reisebriefe eines Artisten1927: Doktors engagieren. Operette in drei Akten1928: Allerdings. Gedichte1928: Einige Gedichte von Joachim Ringelnatz1929: Flugzeuggedanken1931: Joachim Ringelnatz. Auslese aus seinen Gedichten und seiner Prosa1932: Gedichte dreier Jahre1932: Die Flasche. Eine Seemannsballade1932: Briefe aus dem Himmel. Kammerspiel in drei Akten1933: 103 Gedichte1934: Gedichte, Gedichte von Einstmals und Heute

Flugzeuggedanken

Dort unten ist die Erde mein

Mit Bauten und Feldern des Fleißes.

Wenn ich einmal nicht mehr werde sein,

Dann graben sie mich dort unten hinein,

Ich weiß es.

Dort unten ist viel Mühe und Not

Und wenig wahre Liebe. –

Nun stelle ich mir sekundenlang

Vor, daß ich oben hier bliebe,

Ewig, und lebte und wäre doch tot – –

O, macht mich der Gedanke bang.

Mein Herz und mein Gewissen schlägt

Lauter als der Propeller.

Du Flugzeug, das so schnell mich trägt,

Flieg schneller!

Einsamer Spazierflug

Nun ich wie gestorben bin

Und wurde ein Engelein,

Fliege ich über dein Wohnhaus hin.

Häuschen klein.

Die du als Witwe wieder umworben

Sein magst,

Da ich doch schon verstorben

Bin –. Was du wohl sagst?

Ob du gefaßt bist oder klagst?

Oder ob dein Humor wieder steht,

Du dessen eingedenk bist,

Daß ein aufrichtiges Gebet

Ein unterweges Selbstgeschenk ist?

Ach, wie es dir wohl geht?

Ob du dich verlassen meinst?

Ob du gar Gott verneinst,

Anstatt daß du dankbar

Bist. Wüßte ich, daß du jetzt so weinst

Wie einst, da ich krank war,

Kippte ich die Maschine kurz

Steil ab auf Sturz.

Oder sollte einem Engelein

Solch ein Kegelpurz

Verboten sein??

Versöhnung

Es ließe sich alles versöhnen,

Wenn keine Rechenkunst es will.

In einer schönen,

Ganz neuen und scheuen

Stunde spricht ein Bereuen

So mutig still.

Es kann ein ergreifend Gedicht

Werden, das kurze Leben,

Wenn ein Vergeben

Aus Frömmigkeit schlicht

Sein Innerstes spricht.

Zwei Liebende auseinandergerissen:

Gut wollen und einfach sein!

Wenn beide das wissen,

Kann ihr Dach wieder sein Dach sein

Und sein Kissen ihr Kissen.

Fallschirmabsprung meiner Begleiterin

Wie sie den Fallschirm mir zeigt und erklärt,

Kann ich nur halb zuhörn und zusehen.

Ich muß daran denken, wie ganz verkehrt

Oft Frauen mit ihren Schirmen umgehen.

Ich bin doch sonst kein solch Angstpeter.

Aber nun – – Und nun sind wir so weit,

Vielmehr so hoch. Etwa zweitausend Meter!

Wir erheben uns. »Alles bereit?«

Ich öffne die Türe.

»Gott soll Sie erhalten

Und Ihren seidenen Schirm entfalten.

Ich schösse mich tot, wenn ich jemals erführe – –«

Mir graust.

Das Frauenzimmer ist abgesaust.

Ich blicke ihr nach. Einmal überschlägt sie

Sich, wird ein Punkt, dann ein Pünktchen, und, ach,

Plötzlich ein sonnig blitzendes Dach,

Und ich weiß: Das Dach trägt sie.

Ich schließe die Türe und reiße die Watte

Aus meinen Ohren. Ich fühle mich frei

Und sicher. Und ärgre mich doch dabei,

Weil sie mehr Schneid als ich hatte.

Ein Freund erzählt mir

»Ich sah auf der Wiese – Oskar ist Zeuge –

Eine Dame sich aus der Kniebeuge

Langsam erheben

Und vor ihr etwas wie Segeltuch schweben.

Eine tausendköpfige Menge gafft

Nach dieser Lady in Hosen aus Loden.

Dann, langsam, bläht sich das Segel und strafft

Seine Taue. Die ziehen die Dame vom Boden.

Und hoch in die Wolken. Grotesk anzuschauen.

Das Weib schwebt unter dem Schirm an den Tauen.

Dann schließt sich der Schirm, aber trägt dennoch sie

Höher und höher, man weiß gar nicht, wie.

Dann zeigt sich ein Flugzeug. Die Tür der Kabine

Steht offen, und aus der Öffnung sieht

Ein Mann mit einer Ringelnatzmiene.

(Es gibt doch wahrhaftig nicht viel solcher Nasen!)

Und wieder plötzlich – nein, alles geschieht

Ganz langsam – also unplötzlich neigt

Der Schirm sich nach unten. Die Dame steigt

Fußoberst weiter. Und solchermaßen,

Im Bogen, schweben der Schirm und die Dame

Ins Flugzeug hinein. Und sie oder du,

Einer von euch schlägt die Türe zu.«

Film. Rückwärts gedrehte Zeitlupenaufnahme.

Bär aus dem Käfig entkommen

Was ist nun jetzt?

Wo sind auf einmal die Stangen,

An denen die wünschende Nase sich wetzt?

Was soll er nun anfangen?

Er schnuppert neugierig und scheu.

Wie ist das alles vor ihm so weit

Und so wunderschön neu!

Aber wie schrecklich die Menschheit schreit!

Und er nähert sich geduckt

Einem fremden Gegenstande. –

Plötzlich wälzt er sich im Sande,

Weil ihn etwas juckt.

Kippt ein Tisch. Genau wie Baum.

Aber eine Peitsche knallt.

Und der Bär flieht seitwärts, macht dann halt.

Und der Raum um ihn ist schlimmer Traum.

Läßt der Bär sich locken. Doch er brüllt.

Läßt sich treiben, läßt sich fangen.

Angsterfüllt und haßerfüllt

Wünscht er sich nach seines Käfigs Stangen.

Helfen