Joachim Ringelnatz - Joachim Ringelnatz - E-Book

Joachim Ringelnatz E-Book

Joachim Ringelnatz

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Beschreibung

Mit alphabetischem Index und 30 Illustrationen aus der Hand des Autors 580 Werke auf 2717 Seiten Seine skurrilen, spielerisch verschwurbelten Verse, die nicht selten vor Zynismus triefen, und doch eine sensible Seele offenbaren, machten Ringelnatz zu einem der schöpferischsten Multitalente Deutschlands zwischen den Weltkriegen. Zeitlebens meist pleite, konnte er sich nur schlecht mit einer Bürgerlichkeit arrangieren. Ringelnatz blieb nur wenig Zeit, seinen aufkeimenden Ruhm zu genießen, die Nazis erteilten Veröffentlichungs- und Auftrittsverbot. Armut, Alkoholismus und die Tuberkulose trieben ihn ins Grab. Heute bleibt uns ein großes Werk aus Gedichten, Abzählreimen, Geschichten, Tagebüchern, Dramen und skurrilen Figuren, wie der Seemann Kuttel Daddeldu. Wenn man Ringelnatz ständige Existenznöte betrachtet, überrascht dieser Fleiß umso mehr. Sein Verdienst war das Spiel mit dem Wortwitz. Seine Gedichte zählen heute zu den populärsten Texten deutscher Literatur. Seine wichtigsten Werke sind hier veröffentlicht: Die Schnupftabaksdose, Turngedichte, Kuttel Daddeldu oder das schlüpfrige Leid, …liner Roma…, Kinder-Verwirr-Buch und mehr als 500 weitere Null Papier Verlag

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Seitenzahl: 2072

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Joachim Ringelnatz

Joachim Ringelnatz

Gesammelte Werke

Joachim Ringelnatz

Joachim Ringelnatz

Gesammelte Werke

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2024Klosterstr. 34 · D-40211 Düsseldorf · [email protected]: Jürgen Schulze 2. Auflage, ISBN 978-3-954186-49-5

null-papier.de/katalog

Inhaltsverzeichnis

Joa­chim Rin­gel­natz

Ly­rik

Turn­ge­dich­te

Al­ler­dings

Mi­liz

Lus­tig quas­selt

Lied­chen

Von ei­nem, dem al­les da­ne­ben­ging

Mor­gen­won­ne

Schö­ne Fraun mit schö­nen Kat­zen

Nichts ge­schieht

So gut wie schlecht

Ab Ko­pen­ha­gen

In­sel Hid­den­see

Gro­ßer Vo­gel

Die Über­hol­ten

Jene kleins­ten ehr­li­chen Ar­tis­ten

Hei­mat­lo­se

Im Park

Nie bist du ohne Ne­ben­dir

Es ist bes­ser so

Er­zäh­lun­gen

Die Wal­fi­sche und die Frem­de

Vom Ta­barz

Der arme Pil­mar­ti­ne

Die Ode an Eli­sa

Dra­ma im Zoo

Der ehr­li­che See­mann

Kut­tel Dad­del­du er­zählt sei­nen Kin­dern das Mär­chen vom Rot­käpp­chen und zeich­net ih­nen so­gar was dazu

Rät­sel­haf­tes Os­ter­mär­chen

Vom an­dern aus ler­ne die Welt be­grei­fen

Die wil­de Miß vom Ohio

Durch das Schlüs­sel­loch ei­nes Le­bens

Der tä­to­wier­te Api­on

Je­mand er­zählt von Il­li­neb

Das schla­gen­de Wet­ter

Ner­vo­si­po­pel

Dip­lin­gens Ab­we­sen­heit

Vom Baum­zapf

Ab­seits der Geo­gra­phie

Ehe­ren und Hol­ze­ren

Vom Zwie­bel­zahl

Die Blo­cka­de­bre­cher

Die zur See

Nord­see­mor­gen 1915

To­ten­tanz

Auf der Schau­kel des Krie­ges

Der Frei­wil­li­ge

Aus dem Dun­kel

Flag­gen­pa­ra­de

Nach zwei Jah­ren

Lich­ter im Schnee

Fah­rens­leu­te

Die Zeit

Das hal­be Mär­chen Är­ger­lich

Kut­tel Dad­del­du

Avant-pro­pos

Vom See­mann Kut­tel Dad­del­du

Dad­del­dus Lied an die fes­te Braut

See­mann­streue

Abend­ge­bet ei­ner er­käl­te­ten Ne­ge­rin

Die Weih­nachts­fei­er des See­manns Kut­tel Dad­del­du

Kut­tel Dad­del­du und Fürst Witt­gen­stein

Kut­tel Dad­del­du be­sucht einen En­kel

See­manns­ge­dan­ken übers Er­sau­fen

Kut­tel Dad­del­du im Bin­nen­land

Kut­tel Dad­del­du und die Kin­der

Ma­tro­sens­ang

Lo­gik

Re­zept

Das Terr­ba­ri­um

Die Amei­sen

No­va­ja Brotn­ein

Glad­dera­datsch

Es setz­ten sich sechs Schwal­ben

Über­fahrt

Das Ge­sel­len­stück

An­spra­che ei­nes Frem­den an eine Ge­schmink­te vor dem Wil­ber­for­ce­mo­nu­ment

Die Blind­schlei­che

Mut­ter Früh­bei­ßens Tratsch

Fei­er­abend­klän­ge ei­nes ein­hän­di­gen Me­tall­dre­hers an sei­ne Frau mit preis­ge­krön­ten Bei­nen

Es wa­ren zwei Mo­le­kü­le

Bil­lar­dop­fer

Mein harm­los Lied

Bal­la­det­te

Noc­tam­bu­la­tio

Was der Lift­boy äu­ßert

Die Na­gel­fei­le

Die Ba­de­wan­ne

Lam­pe und Spie­gel

Der Glo­bus

Flie und Ele

Der Brief­mark

Zwei Schwei­ne­kar­bo­na­den

Der Band­wurm

Flie­ge und Wan­ze

Die Schnupf­ta­baks­do­se

Schau­der­voll, es zog die rei­ne

Schick­sal der Schlau­be

Die Ge­bur­ten­zahl

Stoff­wech­sel

Miß Long­wie­les Stoß­gäh­nen

Vier Trep­pen hoch bei Däm­me­rung

Mein Riecht­wi­eich

Früh­lings­an­fang auf der Bank vorm An­hal­ter Bahn­hof

Lied aus ei­nem Ber­li­ner Drosch­ken­fens­ter

Jene bra­si­lia­ni­schen Schmet­ter­lin­ge

Vorm Brun­nen in Wimp­fen

...li­ner Roma...

1.

2.

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7.

8.

9.

10.

11.

12.

Als Ma­ri­ner im Krieg

1 –– Ein­be­ru­fung und Ka­ser­ne

2 –– Mit »Ble­xen« in der Werft

3 –– In See auf »Ble­xen« und »Vul­kan«

4 –– Mi­nen­ab­tei­lung

5 –– Fes­tung Fried­rich­sort und Fisch­damp­fer »Ber­ge­dorf«

6 –– Fahrt nach dem Os­ten

7 –– War­ne­mün­de

8 –– Kor­rü­gen

9 –– Ruß­land

10 –– Von Os­ten nach Wes­ten

11 –– Ma­tro­sen­ar­til­le­rist und R.-O.-A

12 –– Vi­ze­feu­er­wer­ker und die H.M.S.D

13 –– Kom­man­dant und Leut­nant

14 –– Bat­te­rie See­heim

15 –– Re­vo­lu­ti­on

16 –– Heim­kehr

Die Fla­sche und mit ihr auf Rei­sen

Die Fla­sche

Ers­ter Akt

Zwei­ter Akt

Drit­ter Akt

Mit der »Fla­sche« auf Rei­sen –– (Ein Ta­ge­buch von 1932)

Pre­mie­re in Han­no­ver

Zwangs­ur­laub und drei Tage Kas­sel

Go­tha, Lie­ben­stein, Sal­zun­gen, Ei­sen­ach

Bad Kis­sin­gen

Ko­blenz und Ab­ste­cher

Vier Tage Darm­stadt

Pforz­heim

Ba­se­ler Lecker­li

Zü­rich, lei­der nur ein Tag Zü­rich

Mün­chen

Nürn­berg

Würz­burg

Wie­der in Kis­sin­gen, Plau­en ab­ge­sagt

4 Tage Bad Els­ter

Pra­ha-Peux

In Te­p­litz aus­ge­spielt

Flug­zeug­ge­dan­ken

Flug­zeug­ge­dan­ken

Ein­sa­mer Spa­zier­flug

Ver­söh­nung

Fall­schirm­sprung mei­ner Beglei­te­rin

Ein Freund er­zählt mir

Bär aus dem Kä­fig ent­kom­men

Hel­fen

Früh­ling

Flug­zeug am Win­ter­him­mel

Der Sän­ger

Ge­dan­ken an We­de­kind

Freun­de, die wir nie er­leb­ten

An der al­ten Els­ter

Flie­ger­leu­te

Dreis­te Bli­cke

Streit

Wie ma­chen wir uns ge­gen­sei­tig das Le­ben leich­ter?

An Al­fred Schloß­hau­er

Kin­der­ge­bet­chen

An ein star­ten­des Flug­zeug

Stall­tü­ren

Dick­häu­ter

Mu­se­ums­schwei­gen

Ma­don­nen­ge­sich­ter

Klein-Dumm­dei­fi

Zim­mer­mäd­chen

Fern­flug

Stamm­tisch In­di­vi­du­el­ler

Aus der Vo­gel­kun­de

Ra­ke­ten­wa­gen auf der Avus

Ra­ke­te ins Erd­fern

Gi­raf­fen im Zoo

Mü­der Ju­nia­bend

Frei­bal­lon­fahrt mit Au­to­ver­fol­gung

Zwi­schen Lipp und Kel­ches­rand

Über mei­nen gest­ri­gen Traum

Flug­post-Lie­bes­ga­be

Kut­tel Dad­del­du über No­bi­le

Be­grü­ßung ei­nes so­eben Ge­lan­de­ten

Ma­ni­la

Trost­wor­te an einen Luft­kran­ken

Schlech­ter Tag

Frucht-Zucht-Frucht

Deut­sche Som­mer­nacht

Rhein­käh­ne

Spie­len Kin­der doch...

Die Freu­de an Ko­mö­die

Im Flug­ha­fen Ober­wie­sen­feld

Freund­schaft (*Ers­ter Teil*)

Freund­schaft (*Zwei­ter Teil*)

En­to­mo­lo­gi­sche Lie­be

Sonn­tags­pu­bli­kum vor Büh­nen

An die Mas­se

Hunds­tags­ge­spräch

Der Mann, der...

Of­fe­ner An­trag auf der Stra­ße

Drei Tage Ti­rol

Aus der Kun­den­kun­de

Geld al­lein

Die Flie­ge im Flug­zeug

An einen Glas­ma­ler

Schö­ne Frau­en mit schö­nen Kat­zen

Bür­ger, den ich mei­ne

Und glaub­te doch es über­wun­den

Du und die Nacht

Gruß an Jun­kers

Blues

Mein Wan­nen­bad

Hu­mor­vol­le Spin­ner

Wohl­ge­meint an Bie­der­mann

Chem­nit­zer Buß­tag 1928

Tren­nung von ei­ner Säch­sin

Platz­mu­sik in Stutt­gart

An mei­ne Her­ber­ge in Stutt­gart

Der letz­te Tag ver­gang­nen Jahrs

Sil­ves­ter

Leb­haf­te Win­ter­stra­ße

Stil­le Win­ter­stra­ße

Win­ter­flug 1929

Le­ben wie Kar­ne­val

Fa­schings­voll­mond

Ent­schul­di­gungs­brief

Preis­auf­ga­ben

Aber­mals in Zwickau

Brief auf Ho­tel­pa­pier

Kö­nigs­berg in Preu­ßen

Asta Niel­sen weiht einen Po­kal

Ar­beit

Ge­spräch mit ei­nem Bla­sier­ten

Flui­dum

Ab­ge­se­hen von der Pro­fit­lü­ge

Zu dir

Sehn­sucht nach Ber­lin

Groß­platz­tau­ben

Eine Zuschaue­rin im Flug­ha­fen

Na­tur

Schrof­fer Ab­bruch

Rück­kehr zwei­er Thü­rin­ger aus Eng­land

Mei­ne alte Schiff­suhr

Nach der Tren­nung. Lich­ter­fel­de

Ent­täusch­ter Ba­de­gast

Lee­re Nacht

Ein ängst­lich Ein­stei­gen­den

An einen Ge­schäfts­freund

Schlä­ge

Hym­nüs’chen

An mei­nen Zi­ga­ret­ten­rauch

Das scheue Wort

Der große Chri­stoph

Spiel­ball

Ein ehe­ma­li­ger Ma­tro­se fliegt

Nei­di­sches über einen Klo-Mann

See­hund zum Rob­ben­jä­ger

Kau­der­wel­cher Bett­ler­dank

Der Un­fall

Mor­sche Fä­den

Köln –– Brüs­sel –– Lon­don

7. Au­gust 1929

Gruß ins Blaue

Wer hat ge­won­nen?

Kin­der-Ver­wirr-Buch

Klei­ne Lü­gen

Ba­bies

Kind, spie­le!

Bein­chen

Schlän­gel­chen

Nie bist du ohne Ne­ben­dir

Die Guh gibt Milch und stammt aus Leip­zig

Un­ter Was­ser Bläs­chen ma­chen

Kin­der, spielt mit ei­ner Zwirns­rol­le!

Das He­xen­kind

Den Un­ter­schied bei Mann und Frau

Ema­nu­el Pips

Arm Kräut­chen

Erns­ter Rat an Kin­der

Kin­der, ihr müßt euch mehr zu­trau­en!

Bist du schon auf der Son­ne ge­we­sen?

Kin­der­sand

Kin­der wei­nen

An Ber­li­ner Kin­der

Sil­ves­ter bei den Kan­ni­ba­len

Ge­plap­per an Gross­pa­pa

Die neu­en Fer­nen

Doch ihre Ster­ne kannst du nicht ver­schie­ben

Rät­sel­haf­tes Os­ter­mär­chen

Vom an­dern aus ler­ne die Welt be­grei­fen

Die Schnupf­ta­baks­do­se

Die Schnupf­ta­baks­do­se

Die Amei­sen

War ein­mal ein Schwe­fel­holz

Nein, schimpf­te die Rin­gel­nat­ter

Es war ein Bri­kett, ein großes Ge­nie

Sie fau­le, ver­bum­mel­te Sch­lam­pe

Das Schlüs­sel­loch

Es tra­fen sich von un­ge­fähr

Der Pflas­ter­stein

Ruhe ist viel wert

Der Ohr­wurm moch­te die Tau­be nicht lei­den

Es leb­te an dis­kre­tem Orte

Die Ba­de­wan­ne prahl­te sehr

Es wa­ren ein­mal zwei Gum­mi­schuh

Es bil­de­te sich ein Ge­misch

Lack­schuh sprach zum Was­ser­stie­bel

Ein Ta­schen­krebs und ein Kän­gu­ruh

Frau Tee­ma­schi­ne sang auf dem Feu­er

Re­zept

Man stirbt hier vor Lan­ge­wei­le

Es war ein­mal ein Kra­gen­knopf

Die Nacht erstarb. Und der Tag er­wach­te

An ei­nem Tei­che

Im dunklen Erd­teil Afri­ka

Der Mensch braucht –– ohne sich zu spu­ten

Tan­te Qual­le und der Ele­fant

Ein Schutz­mann wur­de plötz­lich krank

Es war ein Stück­chen Fro­ma­ge de brie

Ein Pin­sel mit sehr ta­lent­vol­len Bors­ten

Ein Lied, das der be­rühm­te Phi­lo­soph Hae­ckel vor sich hin­s­ang

Ein Na­gel saß in ei­nem Stück Holz

Der Spie­gel, der Kamm

Es war eine gel­be Zitro­ne

Das Na­del­kis­sen bil­de­te sich ein

Es war ein­mal ein Kan­ni­ba­le

Ein bet­tel­ar­mer, bra­ver Mann

Ein küh­nes Roß­haar er­klär­te den an­dern

Es war ein­mal ein schlim­mer Hus­ten

Ein Kehl­kopf litt an Mi­grä­ne

Er­ra­re hu­ma­num est

Kal­te, falsche, rück­sichts­lo­se

Die Nacht war kalt und ster­nen­klar

Sie ha­ben sich ges­tern schreck­lich be­tra­gen

»Oh«, rief ein Glas Bur­gun­der

Es war ein Stahl­knopf ir­gend­wo

An der Zehe gleich vorn

Mein Le­ben bis zum Krie­ge –– Au­to­bio­gra­phie

Frü­he­s­tes

An der Al­ten Els­ter

Un­se­re Spie­le da­heim

Un­se­re Dienst­mäd­chen

Des Jah­res Fes­te

In der Volks­schu­le

Gym­na­si­um

Mei­ne On­kels

Auf der Pres­se

Mein Schiffs­jun­gen­ta­ge­buch

Stel­lungs­los

Auf der »Flo­ri­da«

»Das Aben­teu­er um Wil­ber­for­ce« –– I. Teil

See­fahr­ten

Ein­jäh­rig-Frei­wil­li­ger

Kauf­manns­lehr­ling und Kom­mis

»Das Aben­teu­er um Wil­ber­for­ce« –– Schluß

Mün­chen und Buch­hal­ter

Haus­dich­ter im Sim­pli­zis­si­mus

Ta­bak­haus zum Haus­dich­ter

Ein­fluß­rei­che neue Freun­de

Hals­wigs­hof

Bil­der­lings­hof

Klein-Oels

Der Rote Münch­hau­sen

Ei­sen­ach und Lau­en­stein

Mün­chen vor dem Krie­ge

Ein je­der leb­t’s

Die wil­de Miß vom Ohio

Das Gute

Zwie­back hat sich amü­siert

Auf der Stra­ße ohne Häu­ser

Ver­ge­bens

Sie steht doch still

Ge­pols­ter­te Kut­scher und Ret­ti­che

Durch das Schlüs­sel­loch ei­nes Le­bens

Der tä­to­wier­te Api­on

Das –– mit dem »blin­den Pas­sa­gier«

Das Grau und das Rot

Phan­ta­sie

Ge­hei­mes Kin­der-Spiel-Buch

Ab­zähl-Rei­me

Mai­kä­fer­ma­len

Him­mels­klö­ße

Das Berg­mann­spiel

Schlacht mit rich­ti­gen Bom­ben

Das Dok­tor-Kno­chen­split­ter-Spiel

Afri­ka­ni­sches Duell

Eine Er­fin­dung ma­chen

Sich in­ter­essant ma­chen

Volks­lied

Über­ge­wicht

Spuk mit Rüm­mel mit Kum

Die Ra­ke­te und der Ka­ter

Tan­te Qual­le und der Ele­fant

Ein Tisch­bein hing

Ein nied­li­ches Eich­hörn­chen

Es war ein fau­les Kro­ko­dil

»Ruhe ist viel wert«

So fand ich ges­tern Nach­mit­tag

Nun sieh mal an! Ei ei!

Es leb­te an dis­kre­tem Orte

Es war eine gel­be Zitro­ne

Ein küh­nes Roß­haar er­klär­te den an­dern

Es war ein­mal ein schlim­mer Hus­ten

Mei­ne Tan­te, Frau Be­bat­te

Kas­per­le-Ver­se

Kas­per­le

Schöns­te Frau

Schutz­mann

Leh­rer

Tip­pel­max

Dienst­mäd­chen Kloß­blond

Teu­fel

Dok­tor Mys­te­ri­ös

Alte Kö­nig

Prin­zes­sin Kn­öll­chen

Dienst­mann Küm­mel­här­chen

Rie­sen­kro­ko­dil

Der Tod

Ma­tro­se Rin­gel­natz

In­dex

Dan­ke

Dan­ke, dass Sie sich für ein E-Book aus mei­nem Ver­lag ent­schie­den ha­ben.

Soll­ten Sie Hil­fe be­nö­ti­gen oder eine Fra­ge ha­ben, schrei­ben Sie mir.

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Franz Kaf­ka - Ge­sam­mel­te Wer­ke

Ste­fan Zweig - Ge­sam­mel­te Wer­ke

E. T. A. Hoff­mann - Ge­sam­mel­te Wer­ke

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Jo­seph Roth - Ge­sam­mel­te Wer­ke

Mark Twain - Ge­sam­mel­te Wer­ke

Kurt Tuchols­ky - Ge­sam­mel­te Wer­ke

Ru­dyard Kip­ling - Ge­sam­mel­te Wer­ke

Ril­ke - Ge­sam­mel­te Wer­ke

und wei­te­re …

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Joachim Ringelnatz

Joa­chim Rin­gel­natz wird 1883 als jüngs­tes von drei Ge­schwis­tern in Wur­zen bei Leip­zig ge­bo­ren. Sei­ne El­tern sind bei­de künst­le­risch tä­tig. Die Schul­zeit ist schwer für Rin­gel­natz: Er sieht in sei­nen Leh­rern »re­spekt­for­dern­de Dun­kel­men­schen« und wird von Mit­schü­lern für sein Aus­se­hen ge­hän­selt. Er flüch­tet sich in Trotz, Un­ge­hor­sam und ers­te Ver­su­che als Au­tor.

Als er sich in ei­nem ju­gend­li­chen Über­schwang den Arm tä­to­wie­ren lässt, fliegt er vom Gym­na­si­um. Die Pri­vat­schu­le, auf der er da­nach lan­det, ver­lässt er mit der An­mer­kung im Zeug­nis, der Ab­sol­vent sei »ein Schul­rü­pel ers­ten Ran­ges«.

Rin­gel­natz will See­mann wer­den, aber auch auf See wird er Be­lei­di­gun­gen und Spott aus­ge­setzt. Sei­ne Er­fah­run­gen sind er­nüch­ternd. Zu­rück in Ham­burg schlägt er sich mit mehr als drei­ßig ver­schie­de­nen Ge­le­gen­heits­jobs durch. So wech­seln in den nächs­ten Jah­ren Ar­mut, Bet­teln und ge­le­gent­li­che Heu­ern auf Schif­fen ein­an­der ab. In die­ser zeit wird Rin­gel­natz schwer al­ko­hol­ab­hän­gig.

Der Jun­g­au­tor passt nicht in ein ge­re­gel­tes Le­ben, kur­ze Pha­sen der Bür­ger­lich­keit wech­seln sich ab mit Aus­schwei­fun­gen, Va­ga­bun­den­tum und Kon­flik­ten mit der Ob­rig­keit –– sei­nem Va­ter ein­ge­schlos­sen.

Ein ent­schei­den­des Er­eig­nis im Le­ben Joa­chim Rin­gel­natz’ ist 1909 der Be­ginn sei­ner Auf­trit­te in der Münch­ner Künst­ler­knei­pe Sim­pli­cis­si­mus. Rasch wird er dort zum fes­ten Mit­glied des En­sem­bles um Carl Ge­org von Maas­sen, Erich Müh­sam und Frank We­de­kind. Aber selbst dort fühlt er sich we­nig an­er­kannt und am Ran­de ste­hend, ver­dient er doch für sei­ne Auf­trit­te we­nig mehr als ein, zwei Bier.

Wie­der aus Geld­not er­öff­net Rin­gel­natz in Mün­chen einen Ta­ba­kla­den, schei­tert aber auch dort - na­tür­lich gran­di­os. Par­al­lel ver­öf­fent­licht er wei­ter­hin un­ter ver­schie­de­nen Pseud­ony­men Ge­schich­ten, Ge­dich­te und einen ers­ten Ro­man (»Was ein Schiffs­jun­gen-Ta­ge­buch er­zählt«; in die­ser Samm­lung un­ter dem Ti­tel »Mein Schiffs­jun­gen­ta­ge­buch« ver­öf­fent­licht).

Wei­ter mit­tel- und ziel­los, ein Va­ga­bund, von Ge­le­gen­heits­jobs zu Ge­le­gen­heits­jobs tin­gelnd, u. a. als Pri­vat­leh­rer, Wahr­sa­ge­rin (sic!) und Biblio­the­kar, mel­det sich Rin­gel­natz zu Be­ginn des Ers­ten Welt­kriegs frei­wil­lig zur Ma­ri­ne. An­fäng­lich von der bei vie­len in­tel­lek­tu­el­len Deut­schen be­kann­ten Kriegs­ro­man­tik ge­trie­ben, weicht sei­ne Be­geis­te­rung schnell ei­ner Er­nüch­te­rung, als er er­kennt, dass selbst der Kom­miss nichts für ihn üb­rig hat und ihm jede Mög­lich­keit der Be­för­de­rung oder gar Be­haup­tung im Krie­ge vor­ent­hält. Er be­en­det den Krieg als we­nig be­schäf­tig­ter Kom­man­dant ei­nes Mi­nen­such­boo­tes.

Es folgt ein ent­beh­rungs­rei­ches ers­tes Nach­kriegs­jahr vol­ler Käl­te und Hun­ger, zu­dem er­blin­det er durch die Spät­fol­gen ei­ner Schlä­ge­rei auf ei­nem Auge. Im De­zem­ber 1919 ver­fasst er die ers­ten Ge­dich­te un­ter dem Pseud­onym Joa­chim Rin­gel­natz. Die wah­re Be­deu­tung des Na­mens ist wei­ter­hin um­strit­ten.

1920 hei­ra­tet Rin­gel­natz die fünf­zehn Jah­re jün­ge­re Leh­re­rin Leon­har­da Pie­per, bei­de zie­hen als Schwarz­mie­ter in eine Münch­ner Woh­nung; das Ge­dicht »Angst­ge­bet in Woh­nungs­not« zeugt von die­sen Er­fah­run­gen. Ab da ar­bei­tet er be­reits als rei­sen­der Vor­trags­künst­ler. Rin­gel­natz, der stets im Ma­tro­sen­an­zug auf­tritt, wird schnell be­kannt. 1927 schafft er es so­gar in den Rund­funk. Im sel­ben Jahr er­schei­nen auch sei­ne bei­den er­folg­reichs­ten Ge­dicht­samm­lun­gen: »Kut­tel Dad­del­du oder das schlüpf­ri­ge Leid« und »Turn­ge­dich­te«.

Trotz die­ser ers­ten, noch klei­nen Er­fol­ge lei­det das zeit­le­bens kin­der­lo­se Paar wei­ter Not, Rin­gel­natz muss wei­ter­hin auf Rei­sen ge­hen, trotz sei­ner an­ge­schla­ge­nen Ge­sund­heit und auf­kei­men­der Un­lust. 1932 geht er als Schau­spie­ler in sei­nem ei­ge­nen Stück »Die Fla­sche« mit ei­nem En­sem­ble des Stadt­thea­ters Nord­hau­sen auf Gast­spiel­rei­se durch Deutsch­land.

1933 er­tei­len die Na­zis Rin­gel­natz Auf­tritts­ver­bot. Die meis­ten sei­ner Bü­cher wer­den be­schlag­nahmt oder ver­brannt. Sei­ne Ma­le­rei ge­hört jetzt zur ent­ar­te­ten Kunst. Rin­gel­natz und sei­ne Frau ver­ar­men noch mehr, weil die Büh­nen­auf­trit­te die Haup­tein­nah­me­quel­le ge­we­sen sind. Ers­te Sym­pto­me der Tu­ber­ku­lo­se tre­ten auf. Nach ei­nem län­ge­ren Auf­ent­halt im Sa­na­to­ri­um, der von Freun­den fi­nan­ziert wird, und aus dem er sich spä­ter selbst ent­lässt, stirbt Rin­gel­natz am 17. No­vem­ber in sei­ner Ber­li­ner Woh­nung.

Lyrik

Turngedichte

(Text der er­wei­ter­ten Auf­la­ge von 1923)

1923 by Kurt Wolff Ver­lag A.-G., Mün­chen.

Zum Aufstellen der Geräte

(Ein Mus­ter)

So un­ter­wegs in ei­nem schö­nen Hecht­sprung Er­blick­te er das Licht der Welt, das Le­ben, Und hat –– ob­wohl er da­mals doch noch recht jung –– Sich doch so­fort in Hilfs­stel­lung be­ge­ben. Den Knie­sturz übend und manch and­re Tu­gend, Ver­ging ihm eine tur­ne­ri­sche Ju­gend Im Wa­chen teils und teils im Traum Und Frei­tagnach­mit­tags am Schwe­be­baum. Vor­tur­ner wur­de er und Lö­wen­bän­di­ger, See­mann und Schorn­stein­fe­ger, Akro­bat Und schließ­lich tur­ne­ri­scher Sach­ver­stän­di­ger Im trans­si­bi­ri­schen Ar­tis­ten­rat. Er las die Mor­gen­zei­tung stets im Hand­stand, Vom Hang der Frei­heit sprach sein ro­ter Schlips. Er glich –– wie er im Turn­saal an der Wand stand –– Dem all­be­kann­ten Her­ku­les aus Gips. In­ha­ber al­ler sil­ber­nen Po­ka­le, Er­warb er sich den Fran­zis­ka­ner­preis Und im Au­gust in Hal­le an der Saa­le Die Jahn­ko­kar­de mit dem Lor­beer­reis. Ein zar­ter Kern in ei­ner rau­hen Scha­le. Er hat sich mit ei­nem Sal­to mor­ta­le Aus dem Le­ben Über ein Fel­sen­ge­län­der Hin­weg­be­ge­ben.

Turnermarsch

(Me­lo­die: Lei­se fle­hen mei­ne Lie­der)

Schlagt die Pau­ken und Trom­pe­ten, Tur­ner in die Bahn! Tur­ner­spra­che laßt uns re­den. Vi­vat Va­ter Fe­lix Dahn! Laßt uns im Gleich­schritt auf­mar­schie­ren, Ein stol­zes Re­gi­ment. Laß die Fan­fa­ren tre­mu­lie­ren! Fal­tet die Fah­nen ent! Die har­te Brust dem Wet­ter dar­zu­bie­ten, Reißt die ger­ma­ni­sche Lo­den­jop­pe auf! Kom­met zu Hauf! Wir wol­len uns im fried­li­chen Wett­kampf üben. Braust drei Hepp-hepps und drei Hur­ras Um die deut­schen Ei­chen­bäu­me! Trinkt auf das Wohl der deut­schen Frau­en ein Glas, Daß es das gan­ze Va­ter­land durch­schäu­me. Heil! Um­schlingt euch mit Herz und Hand, Ihr Brü­der aus Nord-, Süd- und Mit­tel­deutsch­land! Daß einst um eure Urne Eine glei­che Ge­ne­ra­ti­on tur­ne.

Freiübungen

(Grund­stel­lung)

Wenn eine Frau in uns Be­gier­den weckt Und die­se Frau hat schon ihr Herz ver­ge­ben, Dann (Arme vor­wärts streckt!) Dann ist es rat­sam, daß man sich ver­steckt. Denn spä­ter (lang­sam auf den Fer­sen he­ben!) Denn spä­ter wird uns ein Ge­fühl um­schwe­ben, Das von Fa­mi­li­en­sinn und gu­ten El­tern zeugt. (Arme –– beugt!) Denn was die Frau an ei­nem Man­ne reizt, (Hüf­ten fest –– Bei­ne spreizt! –– Grund­stel­lung) Ist Ehr­bar­keit. Nur die hat wah­ren Wert, Auch auf die Dau­er (Gan­ze Ab­tei­lung, kehrt!). Das ist von bei­den Tei­len der be­gehrts­te, Von dem man sagt: (Rumpf­beu­ge) Das ist der al­ler­werts­te.

Kniebeuge

Kniee –– beugt! Wir Men­schen sind Nar­ren. Sterb­li­che El­tern ha­ben uns einst ge­zeugt. Sterb­li­che We­sen wer­den uns spä­ter ver­schar­ren. Schä­bi­ge Göt­ter, wer seid ihr? und wo? Wa­rum las­set ihr uns nicht län­ger so Men­sch­lich ver­har­ren? Was ist denn Le­ben? Ein ewi­ges Zu­sich­neh­men und Von­sich­ge­ben. –– Schmach euch, ihr Göt­ter, daß ihr so schlecht uns ver­sorgt, Daß ihr uns Geist und Wür­de und schö­ne Ge­stalt nur borgt. Eure Schöp­fung ist Plun­der, Das Werk so­do­mi­ti­scher Nach­tung. Ich bli­cke mit tiefs­ter Ver­ach­tung Auf euch hin­un­ter. Und re­det mir nicht län­ger von Gna­de und Mil­de! Hier sit­ze ich; for­me Men­schen nach mei­nem Bil­de. Wehe euch Göt­tern, wenn ihr uns drü­ben er­weckt! Bei­ne streckt!

Zum Bockspringen

(Nach ei­ner Fa­bel Ae-sops)

Wie war die Ge­schich­te mit Bobs Wau­wau? Ich er­in­ne­re mich nicht ganz ge­nau, Ob die­ser Hund Bobs –– Eins, zwei, drei –– hops! –– Ob die­ser Hund ein Reb­huhn ge­bar? Auf wel­cher Sei­te er schwan­ger war, Und in­wie­fern und ob’s –– Eins, zwei, drei –– hops! –– Ein Da­ckel war, der das Reb­huhn er­zeug­te, Und ob er das arme Ge­flü­gel dann säug­te. –– Ich glau­be, der Da­ckel war ein Mops. –– –– Eins, zwei, drei –– hops! –– Je­den­falls fraß er zu je­der­manns Är­ger Nur Wi­ckel­ga­ma­schen und Kö­nigs­ber­ger, Auch Dan­zi­ger Klops. –– Eins, zwei, drei –– hops! –– Ein selt­sa­mer Mops war Bobs Wau­wau. –– Eins, zwei, drei –– hops! –– au! au!

Wettlauf

Pub­li­kum un­ge­dul­dig scharrt –– Schar­ren las­sen –– hier Start –– Ta­schen­tuch? keins –– Schweiß –– heiß –– zum Be­weis des Nichtauf­ge­regt­seins: Bil­lett Spu­cke kne­ten. Ach­tung: eins! Nicht mehr Zeit aus­zu­tre­ten –– Was? Rau­chen ver­be­ten? –– Sie da, der Drit­te, wei­ter zu­rück­tre­ten –– Soo! –– End­lich Mu­sik –– Der be­kann­te Au­gen­blick, wo –– wenn der Tri­kot nur nicht so spann­te –– Schwei­ne­rei –– Wäre fa­tal –– Ach­tung: Zwei! Teu­fel noch­mal! Hei­li­ger Jo­seph, steh mir bei! Ach­tung: Drei! Ta­pel­ti, ta­pel­ti, ta­pel­ti Mut! Gut! Kopf sen­ken! Arme vom Leib! Frie­da den­ken! Herr­li­ches Weib! Scha­de, daß Mund stinkt! Das war sie! –– lacht –– winkt –– Oh, oh! Oh, oh! Mein Tri­kot! Vor­ne ge­spal­ten. Ta­schen­tuch vor­hal­ten –– Jetzt Quark! Nur lau­fen! 10 000 Mark –– Wo­chen­lang sau­fen –– Wenn’s glückt –– Schul­den be­zah­len –– Tan­te ver­rückt –– Meyers prah­len –– Sie­ger gra­tu­liert –– Pho­to­gra­phiert –– Hän­de­druck –– Tun als ob schnup­pe –– Wän­de­schmuck –– Lor­beer­sup­pe –– Zei­tungs­re­kla­me –– Film­auf­nah­me –– Frie­da sei­de­nes Kleid –– Otto platzt Neid –– En­gel­mann –– Wut –– An­ton –– Pump –– Aus­hal­ten! Mut! Weg da! Lump! –– Ei­ner von bei­den –– Weg ab­schnei­den –– Puff! Was bild’t sich –– Uff! Gilt nich! Fes­te druff! Gar nicht küm­mern! Schä­del zer­trüm­mern! Zucht­haus –– Flucht –– Haus –– Schan­de –– Tan­te –– Ster­ben –– Beer­ben –– Un­sinn! Was Quatsch! Quatsch! Teu­fel noch mal! La­ter­nen­pfahl. Mehr links, ach! ach! Stopp! Frie­da! Halt! Krach! Klad­dera­datsch! Knätsch daun! au! aus! Oh­h­h­hh! –– Pub­li­kum Ap­plaus.

Klimmzug

Das ist ein Sym­bol für das Le­ben. Im­mer auf­wärts, him­mel­an stre­ben! Fes­te zieh! Nicht nach­ge­ben! Stel­le dir vor: Dort oben win­ken Schnäp­se und Schin­ken. Trach­te sie zu er­rei­chen, die Schnäp­se. Span­ne die Mus­keln, die Bi­zep­se. Ach­te ver die Be­schwer­den. Nicht ein­schla­fen. Nicht müde wer­den! Du mußt in Ge­dan­ken wäh­nen: Du hör­test un­ter dir einen Sch­lund gäh­nen. In dem Sch­lund sind Igel und Wöl­fe ver­sam­melt. Die freu­en sich auf den Men­schen, der oben bam­melt. Zu! Zu! Tu nicht über­le­gen. Im­mer wei­ter, herr­li­chen Zie­len ent­ge­gen. Soll­te dich ein Floh am Po knei­fen, Nicht mit bei­den Hän­den zu­gleich da­nach grei­fen. Nicht so ruck­weis hin und her schlen­kern; Das paßt nicht für ein Volk von Tur­nern und Den­kern. Klim­me wa­cker, Al­ter Knacker! Klim­me, klimb Zum Olymp! Hö­her hin­auf! Glück­auf! Kra­gen to­tal durch­weicht. Äh –– äh –– äh –– end­lich er­reicht. Das Un­be­schreib­li­che zieht uns hin­an, Der ewig­weib­li­che Turn­va­ter Jahn.

Felgeaufschwung

Die wir im Fel­ge­auf­schwung uns be­fin­den, Schwer wie das Ei­sen, das der Rist­griff faßt, Und wur­de uns der eig­ne Leib zur Last. Und lang­sam se­hen wir den Tag ent­schwin­den. Ein ab­ge­ris­se­nes Sich­vor­wärts­schwin­gen –– Ein see­len­lo­ses Stei­gen über nichts. –– Von Lei­den spricht das Zu­cken des Ge­sichts. Nur in der Fer­ne tönt ein Ve­s­per­klin­gen. Nun sinkt das Haupt her­ab, und wie zum Schwö­ren Hebt sich der Füße za­ges Dop­pel­spiel. Und aber­mals er­lahmt die Kraft am Ziel, Um wie­der sich von neu­em zu be­tö­ren. Und wer­den doch den to­ten • über­win­den, Der Geist ist wil­lig, doch das Fleisch ist weich, Sitz­wel­lend einst, dem Wel­len­sit­tich gleich, So wer­den wir uns dro­ben wie­der­fin­den.

Während der Riesenwelle

Seht ihr mich? Und spürt ihr nicht den Wind, Den ich ma­che? Ja, das ist ge­fähr­lich! Aber mir, dem al­ten See­mann, sind Rie­sen­wel­len eben un­ent­behr­lich. Käme mir jetzt ei­ner in die Spei­chen (Wär’ es auch ein Rie­se aus Gra­nit), Wür­de er doch da­mit nur er­rei­chen, Daß ich ihn in dün­ne Schei­ben schnitt. Aber nicht die Her­stel­lung von Schei­ben Denk ich mir als Le­bens­zweck. O nein! Eine Sä­ge­müh­le möcht’ ich trei­ben, Möcht’ ein Schwungrad für Dy­na­mo sein. Wenn ich plötz­lich jetzt die Hän­de stre­cke (Und ich habe ähn­li­ches im Sinn), Ja dann –– split­tert au­gen­blicks die De­cke, Und der Wel­len­rie­se –– ist da­hin.

Am Barren

(Al­la don­na te­des­ca)

Deut­sche Frau, dich ruft der Barrn, Denn dies trau­li­che Ge­län­der För­dert nicht nur Hirn und Harn, Son­dern auch die Mus­kel­bän­der, Un­ter­leib und Ober­lip­pe. Sollst, das Hüft­ge­lenk zu stäh­len, Dich im Knick­stütz ihm ver­mäh­len. Deut­sches Weib, komm: Kip­pe, Kip­pe! Deut­sche Frau, nun laß dich wie­der El­len­griffs im Schwimm­hang nie­der. So, nun Ha­cken­schluß! Und schwin­ge! Schwin­ge! Hur­tig rum den Leib! O, es gibt noch wun­der­vol­le Din­ge. Rol­le vor­wärts! Rol­le! Rol­le rück­wärts, deut­sches Weib! Deut­sche Jung­frau, weg das Arm­band! In die Hose! Aus dem Ro­cke! Aus dem Streck­stütz in den Arm­stand, Nun die Flan­ke. Sehr gut! Dan­ke! Deut­sches Mäd­chen –– Ho­cke, Ho­cke! Mußt dich keck eman­zi­pie­ren Und mit kind­li­chem »Ätsch-Ät­sche« Über Män­ner tri­um­phie­ren, Mußt wie Bom­be und Kar­tät­sche Dei­ne Kräf­te de­mons­trie­ren. Deut­sches Mäd­chen –– Grät­sche! Grät­sche!

Kniehang

Ich woll­te, ich wär’ eine Fle­der­maus, Eine ganz ver­lusch­te, ver­laus­te, Dann hing ich mich früh in ein Wa­ren­haus Und fle­der­te nachts und maus­te, Daß es Herrn Sil­ber­stein graus­te. Denn Me­ter­flaus, Flie­der­mus, Fle­der­maus –– (Es geht nicht mehr; mein Ver­stand läuft aus.)

Am Hängetau

Das Hän­ge­tau ist lang und steil. Je­doch die Übung an dem Seil Ist heil­sam und ver­edelt. Die­weil du klet­terst, wächst das Tau Dir hin­tenraus und we­delt À la Wau­wau. Ma­rie, die un­ten nach dir blickt, Kommt mit der Quas­te in Kon­flikt. Ich wet­te um ein Faß Ge­lee: Drei Me­ter über der Er­den Er­faßt dich plötz­lich die Idee, Du möch­test See­mann wer­den. Der Klet­ter­schluß miß­lingt dir frei­lich. Er klingt auch häß­lich pa­pa­gei­lich. Schon die­ser­halb und um so mehr Schwankst du ver­zwei­felt hin und her Als atem­lo­ser Pen­del. Und jäh um­gibt dich in der Luft Ein un­ar­ti­ku­lier­ter Duft Sehr ab­seits von La­wen­del. Und dann er­reichst du ganz ver­zagt Den Bal­ken un­ter Pus­ten, Und weil Ma­rie von un­ten fragt, Und weil die Stim­me dir ver­sagt, So fängst du an zu hus­ten. Die Dame fragt, ob schwin­del­frei Und schüt­telt die Ma­nil­la. Du mimst voll Angst und Heu­che­lei Den schwär­me­n­den Go­ril­la. Doch weil all­mäh­lich Zeit ver­geht Und nir­gends eine Lei­ter steht, Ent­schließt du dich voll Grau­sen Und prä­sen­tierst dein Hin­ter­teil Und an­gelst lan­ge nach dem Seil Und läßt dich plötz­lich sau­sen. Du plumpst der Dame auf die Brust Und tust, als tätst du das be­wußt, Und blähst dich wie ein Se­gel. Und nickst ein hei­te­res All­heil! Und lachst und fühlst dich doch der­weil Teils Bur­schen­schaft, teils Fle­gel. Kein Mäd­chen, nicht ein­mal die Braut, Sieht ger­ne Hän­de ohne Haut.

Rundlauf

Heran in die Tie­fe, seit­ab in die Höh –– Auf der Rei­se im Krei­se ge­wiegt. Die Mä­dels, die Bu­ben, Ma­da­me und Mon­sieur, Das bau­melt und tau­melt und fliegt. Es schwe­ben die Rö­cke wie Glo­cken da­hin, Und ein viel tä­to­wier­ter Ge­sell, Der fie­delt und sieht nur die Klöp­pel dar­in, Und er spielt, und er fühlt Ka­rus­sell. Ein stru­deln­der Drall im äthe­ri­schen Bad, Vor dem selbst der Kö­nig sich bückt. O Le­ben im Win­kel von 50 Grad, Du lachst uns und machst uns ver­rückt.

Zum Keulenschwingen

Die Mero­win­ger sind weit ver­zweigt. Es leb­te ein Mero­win­ger, Den die Ge­schich­te uns lei­der ver­schweigt, Ein wa­cke­rer Keu­len­schwin­ger. Mit bei­den Hän­den und Lei­den­schaft Schwang er die Keu­len, die schö­nen. Er schwang sie mit bar­ba­ri­scher Kraft Un­ter lei­sem teu­to­ni­schen Stöh­nen. Er teil­te die Lüf­te und teil­te vor­bei Mit sei­ner ge­wuch­ti­gen Keu­le. Er schlug sei­ner Mut­ter die Ba­cke ent­zwei, Er­schlug sei­ne Kin­der und Gäu­le. Er­schlug mit über­na­tür­li­cher Kraft Des Kö­nigs wie­hern­des Voll­blut. Da wur­de er aber fort­ge­schafft In eine Zel­le für Toll­wut. Man nahm ihm die Keu­le, er konn­te nicht mehr Sie schwin­gen in sau­sen­den Kur­ven. Die Zel­le ward still und na­he­zu leer, Man hör­te nur Schrit­te schlur­fen. Doch ei­nes Ta­ges dröhn­te es dumpf. Der Wäch­ter tat sich be­ei­len. Da sah er einen nied­ri­gen Rumpf Mit sei­nen leib­ei­ge­nen Keu­len Die Wän­de der Zel­le ver­beu­len. Da fing der Mann an zu heu­len.

Das Turngedicht am Pferd

(Schon den Rö­mern be­kannt)

Es leb­te an der Mün­dung der Do­bru­dscha Ein Roll- und Bier- und Lei­chen­wa­gen­kut­scher. Der riß le­ben­di­gem Ge­tier –– o Graus! –– Mit kal­tem Blut die Pfer­de­schwän­ze aus. Ho­p­la! Je­doch ver­scherz­te er mit sol­chen Strei­chen Sich den Ver­kehr mit Roll und Bier und Lei­chen Und frön­te nun dem Trunk, auch ne­ben­bei Der Kunst, spe­zi­ell der Pfer­de­schläch­te­rei. Ho­p­la! Man traf ihn manch­mal un­ter Via­duk­ten Mit Pfer­de­köp­fen, die noch leb­haft zuck­ten, Und frag­te man dann nach dem Preis pro Pfund, Dann brüll­te er und hat­te Schaum vorm Mund: »Ho­p­la!« Doch aber­mals aus dem Be­ruf ge­sto­ßen, Er­gab er sich dem Schick­sal al­ler Gro­ßen Und wur­de –– sol­ches traf sich eben gut –– Pe­dell an ei­nem Turn­in­sti­tut. Ho­p­la! Schon im Be­griff, sein Le­ben um­zu­wan­deln, Be­soff er sich und stürz­te über Han­teln. Er wuß­te sel­ber nicht, wie weit, wie tief; Je­doch er frag­te gar nicht, son­dern schlief. ...la... Punkt Mit­ter­nacht be­merk­te der Be­täub­te, Daß sich sein Haar mit lei­sem Knir­schen sträub­te. Er wach­te auf und sah im blei­chen Glanz Ein Pferd, ein Pferd, ganz ohne Haupt und Schwanz. ...pla! Nun reck­te sich das aben­teu­er­li­che Ge­s­penst und wuchs ins Un­ge­heu­er­li­che. Drei Me­ter moch­te es ge­wach­sen sein, Da hielt es inne, schnapp­te plötz­lich ein. Ho­p­la! Und nun, wohl in Er­man­ge­lung von Äp­feln, Be­gann es Sä­ge­mehl aus sich zu tröp­feln. »Mensch«, rief es, »der du Tie­re quä­len kannst, Auf! Sprin­ge über mei­nen Le­der­wanst. Ho­p­la!« Er sprang be­reits, wie ihn die For­mel bann­te, Er sprang und fiel, er­hob sich wie­der, rann­te Und sprang und rann­te, sprang und sprang und sprang, Wohl stun­den-, tage-, wo­chen-, jah­re­lang. Ho­p­la! Ho­p­la! Ho­p­la! Ho­p­la! Bis plötz­lich un­ter ihm das Pferd zer­krach­te. Da brach er auch zu­sam­men, und er­wach­te. In­dem er schwur, nie wie­der nachts zu pi­cheln, Be­merk­te er, ge­reizt durch frem­des Sti­cheln, Daß ihn, der doch sich täg­lich glatt ra­sier­te, Ein lan­ger Zwi­ckel­bart aus Roß­haar zier­te. Ho!

Bumerang

War ein­mal ein Bu­me­rang; War ein We­ni­ges zu lang. Bu­me­rang flog ein Stück, Aber kam nicht mehr zu­rück. Pub­li­kum –– noch stun­den­lang –– War­te­te auf Bu­me­rang.

Fußball

(nebst Abart und Aus­ar­tung)

Der Fuß­ball­wahn ist eine Krank- Heit, aber sel­ten, Gott sei Dank. Ich ken­ne wen, der litt akut An Fuß­ball­wahn und Fuß­ball­wut. So­wie er einen Ge­gen­stand In Ku­gel­form und ähn­lich fand, So trat er zu und stieß mit Kraft Ihn in die bun­te Nach­bar­schaft. Ob es ein Schwal­ben­nest, ein Tie­gel, Ein Käse, Glo­bus oder Igel, Ein Krug, ein Schmuck­werk am Al­tar, Ein Ke­gel­ball, ein Kis­sen war, Und wem der Ge­gen­stand ge­hör­te, Das war et­was, was ihn nicht stör­te. Bald trieb er eine Schwei­nebla­se, Bald stei­fe Hüte durch die Stra­ße. Dann wie­der mit ge­üb­tem Schwung Stieß er den Fuß in Pfer­de­dung. Mit Schwamm und Sei­fe trieb er Sport. Die Lam­pen­kup­pel brach so­fort. Das Nacht­ge­schirr flog ziel­be­wußt Der Tan­te Ber­ta an die Brust. Kein Ab­wehr­mit­tel woll­te nüt­zen, Nicht Sta­chel­draht in Stie­fel­spit­zen, Noch Puf­fer au­ßen an­ge­bracht. Er sieg­te im­mer, 0 zu 8. Und übte wei­ter frisch, fromm, frei Mit To­ten­kopf und Strau­ßen­ei. Er­schreckt durch sei­ne wil­den Stö­ße, Gab man ihm nie Kar­tof­fel­klö­ße. Selbst vor dem Po­dex und den Brüs­ten Der Frau er­griff ihn ein Ge­lüs­ten, Was er je­doch als Mann von Stand Aus Höf­lich­keit meist über­wand. Da­ge­gen gab ein Schwar­ten­ma­gen Dem Flei­scher An­laß zum Ver­kla­gen. Was beim Ge­mü­se­markt ge­sch­ah, Kommt ei­ner Schlacht bei Leip­zig nah. Da schwirr­ten Äp­fel, Ap­fel­si­nen Durch Pub­li­kum wie wil­de Bie­nen. Da sah man Blut­oran­gen, Zwet­schen An blas­sen Wan­gen sich zer­quet­schen. Das Ei­gelb über­zog die Lei­ber, Ein Fisch­korb platz­te zwi­schen Wei­ber. Kar­tof­feln spritz­ten und Zitro­nen. Man duck­te sich vor den Me­lo­nen. Dem Kraut­kopf folg­ten Kür­bis­schüs­se. Dann don­ner­ten die Ko­kos­nüs­se. Ge­nug! Als al­les dies ge­tan, Griff un­ser Held zum Grö­ßen­wahn. Schon schä­kernd mit der U-Boots­mi­ne Be­sann er sich auf die La­wi­ne. Doch als pom­pö­ser Fuß­ball­stö­ßer Fand er die Erde noch viel grö­ßer. Er rang mit man­cher­lei Pro­ble­men. Zu­nächst: Wie soll man An­lauf neh­men? Dann schiff­te er von dem Bal­kon Sich ein in ei­nem Luft­bal­lon. Und blieb von da an in der Luft, Ver­schol­len. Hat sich selbst ver­pufft. –– Ich war­ne euch, ihr Brü­der Jahns, Vor dem Ge­brauch des Fuß­ball­wahns!

Der Athlet

Mein Name ist Mur­xis, der Kraft­mensch ge­nannt. Mei­ne Nah­rung ist Gou­lasch vom Ele­fant In ei­ner Sau­ce des Stär­ke­meh­les. Mei­ne Hei­mat ist das Zen­trum Süd­wales, Up­sa­la! Ich wur­de durch einen Kai­ser­schnitt Ge­bo­ren, mit Hil­fe von Dy­na­mit. Daß ich noch leb­te, war rei­nes Glück. Von mei­ner Mut­ter blieb we­nig zu­rück. 20 kg mit dem klei­nen Fin­ger. Man bau­te um mich eine Art von Dock. Mit Stre­be­stüt­zen im 16. Stock Ei­nes Wol­ken­krat­zers von Rocke­fel­ler. Das Stock­werk brach, man fand mich im Kel­ler Mit ver­schränk­ten Ar­men. Ich war in al­len Städ­ten der Welt Als Mus­ter von Her­ku­les aus­ge­stellt. Wer das be­zwei­felt –– 5 Gro­schen ––, der ford­re An der Kas­se die Wachs­ka­bi­netts­ord­re. Ich nen­ne mich selbst den Ve­nus von Milo. Brut­to­ge­wicht: 200 Kilo! Es ha­ben mich Kö­ni­gin­nen be­tas­tet. Ich habe ein­mal drei Wo­chen ge­fas­tet Und un­ter­neh­me auch heu­te noch Schrit­te Zu mei­ner Ent­las­tung. Und des­halb bit­te Ich die Herr­schaf­ten um ein klei­nes Dou­ceur.

Boxkampf

Bums! –– Kock, Ca­na­da: –– Bums! Kä­sow aus Mos­kau: Puff! puff! Kock der Ca­na­di­er: –– Plumps! Rich­tet sich aber­mals uff. Ob dann der Kä­sow den Kock haut, Oder ob er das voll­zieht, Ob es im Bauch­stoß, im Knock-out Sprich –– »nock«, wie bei But­tern­ockerl­sup­pe Oder von seit­wärts ge­schieht –– Kurz: Es ver­lau­fen die heit’ren Stun­den wie Kin­der­pi­pi. Spa­ren wir da­her die weit’ren Ter­mi­ni tech­ni­ci. Und es en­det zu­letzt Reiz­voll, wie es be­ginnt: Kock wird töd­lich ver­letzt. Kä­sow aber ge­winnt. Lei­che von Kock wird be­deckt. Saal wird lang­sam ge­räumt. Kä­sow be­spült sich mit Sekt. Lei­che aus Ca­na­da träumt: Box­kampf –– Bo­xer –– Bo­xen –– Bo­xel –– Box­kalf –– Box­trott –– Box­tail –– Box­beu­tel.

Ringkampf

Gib­son (sehr ner­vig), Aus­tra­li­en, Schul­ze, Ber­lin (ziem­lich groß). Bei­ßen und Ge­ni­ta­li­en Krat­zen ver­bo­ten. –– Nun los! Ob sie wohl see­lisch sehr lei­den? Gib­son ist blaß und auch Schulz. Wa­rum füh­len die bei­den Wech­selnd ein­an­der den Puls? Ängst­lich hus­tet jetzt Gib­son. Da­rauf schluckt Schul­ze Ca­chou. Gib­son will Schul­zen jetzt stip­sen. Ha! Nun grei­fen sie zu. Pa­cken sich an, auf, hin­ter, ne­ben, in, Über, un­ter, vor und zwi­schen, Statt, auch längs, zu­fol­ge, trotz Ste­hen auf die Fra­ge wes­sen. Doch ist hier nicht zu ver­ges­sen, Daß bei die­sen letz­ten drei Auch der Da­tiv rich­tig sei. (Pfei­fe des Schieds­rich­ters.) Wo sind die Bei­ne von Schul­ze? Wem ge­hört denn das Knie? Wirr wie le­ben­di­ge Sül­ze Mengt sich die Ana­to­mie. Ist das ein Kopf aus Aus­tra­li­en? Oder Ge­säß aus Ber­lin? Je­der ver­sucht Re­pres­sa­li­en, Je­der läßt kei­nen ent­fliehn. Hat sich der Schieds­mann be­meis­tert, Lan­ge par­tei­los zu sein; Aber nun brüllt er be­geis­tert: »Schul­ze, stell ihm ein Bein! Zwin­ge den Mann mit den Ner­ven Nie­der nach Sit­te und Jus. Kannst du dich über ihn wer­fen Just wie im Koi, dann tu’s!«

Zum Schwimmen

(Die Brü­der)

Plumps! Nun liegst du end­lich drin, Nun hat es wirk­lich nicht mehr Sinn, Noch län­ger den Den­ker und Dich­ter zu mi­men. Sonst gib­t’s mal was mit dem le­der­nen Rie­men! Lacht mal den On­kel aus, ihr Kin­der! Wißt ih­r’s? Das ist der Er­fin­der Des draht­lo­sen Schwe­be­klis­tiers, Der Pans­la­po­pel, der große Mann! Wie Sei­den­pa­pier liegt die Hose an. Der Dok­tor phil. und der Dok­tor jur. –– –– Ja, prus­te du nur! Wie eif­rig du spuckst Und das Ge­spuck­te noch ein­mal ver­schluckst. Du »Au­tor« von »Das Le­ben von Stosch!« –– Eine Qual­le bist du, ein schlei­mi­ger Frosch, Ein wuls­ti­ger, schwuls­ti­ger, schwapp­li­ger, nas­ser. Und willst der Ver­fas­ser Der Bio­gra­phie sein! Zie­he das Knie ein! Nach aus­wärts die Bei­ne! Du Stu­ben­ho­cker! Hier sind ein paar Stei­ne Am Ufer recht lo­cker. –– –– Sieht aus wie Blau­kraut mit Som­mer­spros­sen. Na? Eins, zwei, drei –– vier, fünf, die Hän­de ge­schlos­sen! Und: eins, zwei, drei –– vier, fünf; noch bes­ser, viel bes­ser! Ich wer­de dir was von we­gen Pro­fes­sor! Los: eins, zwei, drei –– vier, fünf. Du Schlump­sack, nur wei­ter! Wird’s? Eins, zwei, drei –– vier, fünf. Nun ’ran an die Lei­ter! Du aus­ge­schwän­ger­tes Schwie­len­schwein! Ein Wort –– und ich sto­ße dich noch­mals hin­ein.

Zum Wegräumen der Geräte

Ve­te­ri­när, gleich­zei­tig Ve­teran, Ein Mann, der 92 Jah­re zähl­te, Daß man zu­letzt ihn aus Ge­wohn­heit wähl­te, Und trotz­dem bieg­sam, schmieg­sam wie ein Schwan. Das war –– trotz ei­nes halb­ge­lähm­ten Bei­nes –– Der Ehren­vor­stand uns­res Turn­ver­ei­nes. Und wirk­lich nahm er’s noch im Dau­er­lauf Und Schleu­der­ball mit je­dem Renn­pferd auf. Wett­läu­fer sah ich –– nun Gott weiß wie­viel, Doch ih­rer kei­ner hielt wohl mit der glei­chen Be­schei­den­heit ge­las­sen vor dem Ziel. Denn nie­mand konn­te ihm das Was­ser rei­chen. Dann griff er ab­seits zum Po­kal. Und Hei! Wie Don­ner klang sein Frisch-Fromm-Fröh­lich-Frei. Wie sich sein Voll­bart, den er gern sich wisch­te, Nach ei­nem 80-cm-Sprung Mit Ko­kos­fa­sern ei­ner Mat­te misch­te, Das bleibt mir ewig in Erin­ne­rung. Im Sprin­gen konn­te über­haupt dem Al­ten Zu­letzt wohl kei­ner mehr die Stan­ge hal­ten. Ein­mal, nach dem Ge­nuß von sehr viel Weiß­wein, Ver­stauch­te er beim Spalt­sitz auf dem Reck Ganz un­ver­mu­tet plötz­lich sich das Steiß­bein. Er aber wich und wank­te nicht vom Fleck. Im Ge­gen­teil, er brach, um uns zu ne­cken, Sich noch den Sitz­knor­ren der Sitz­bei­ne am Be­cken. Er turn­te gern der Ju­gend et­was vor Und müh­te sich vor Bu­ben oder Mä­deln, Die Bei­ne in die Rin­ge ein­zu­fä­deln, Wo­bei er nie­mals die Ge­duld ver­lor. Dann staun­te ehr­furchts­voll solch jun­ges Ding, Wenn er wie Christ­baum­schmuck im Nest­hang hing. Denn was ein Nest­häng­chen wer­den will, krümmt sich bei­zei­ten.

Laufschritt-Couplet

Wenn doch die Pfer­de­bahn noch wär’! Da wur­de bald der Kon­duk­teur Und bald der Gaul ver­dro­schen, Und manch­mal lief man ne­ben­her Und spar­te sich den Gro­schen. Die Feu­ers­brunst er­griff mich sehr. Das Schul­ge­bäu­de steht nicht mehr. Schon spie­len Kin­der fromm um­her Mit den ver­kohl­ten Stücken. Dann räumt man auf, der Platz wird leer Und nun be­ginnt die Feu­er­wehr All­mäh­lich an­zu­rück­en. Der Lauf­schritt freut beim Mi­li­tär Uns über alle Ma­ßen. Zwar drückt der Affe reich­lich schwer, Ganz ab­ge­sehn von dem Ge­wehr, Der Bla­se und den Bla­sen, Doch au­ßer­dem: man fühlt sich sehr, Singt: »Wenn ich doch ein Vög­lein wär’« Und kann sich so von un­ge­fähr Das Mit­tag­brot ver­ga­sen.

Die Lumpensammlerin

Hält sie den Kopf ge­senkt wie ein Zie­gen­bock, Ihre Ge­mü­sen­ase, Ihr spit­zer Hö­cker, ihr ge­stückel­ter Rock Ha­ben die glei­che farb­lo­se Dreck­sym­pho­nie Der Stra­ße. Mi­mi­kry. Selb­stän­dig krab­beln ihre knö­cher­nen Hän­de Die Gos­se ent­lang zwi­schen Keh­richt und Schlamm, Fin­den Bil­let­te, Na­deln und Horn­ge­gen­stän­de, Noch einen Knopf und auch einen Kamm. Über Spei­chel und Rotz zit­tern die Fin­ger; Hun­de­kö­tel wer­den wie Pfer­de­dün­ger Sach­lich bei­sei­te­ge­scho­ben. Lum­pen, Kork, Pa­pier und Me­tall wer­den auf­ge­ho­ben, Ste­tig –– stopf –– in den Sack ge­scho­ben. Der Sack stinkt aus sei­nem ver­buch­te­ten Leib. Er hat viel spit­ze­re Hö­cker. Er ist noch zie­gen­bö­cker Als je­nes arg mür­be Weib. Schlür­fend, schweig­sam schleppt sie, schleift sie die Bür­de. Wenn sie je­mals nie­sen wür­de, Was we­gen Ver­stop­fung bis­her nie ge­sch­ah, Wür­de die gute Alte zer­stäu­ben Wie ge­pus­te­ter Pa­pri­ka. –– Und was wür­de üb­rig­blei­ben? Eine Schnal­le von ih­rem Rock, Sie­ben Steck­na­deln, ein Ber­lock, Ver­gol­det oder ver­ni­ckelt. Vi­el­leicht auch: Viel­mals ein­ge­wi­ckelt Und zwi­schen zwei fet­ti­gen Pap­pen: Fünf­zig gül­ti­ge, sau­be­re blaue Lap­pen. Ir­gend­wo wür­de ein Stall er­bro­chen, Fän­de man sor­tiert, ge­sta­pelt, ge­bün­delt, um­schnürt Lum­pen, Stan­ni­ol, Strump­fen­bän­der und Kno­chen. Was hat die Hexe für ein Le­ben ge­führt? Vi­el­leicht hat sie La­tei­nisch ge­spro­chen. Vi­el­leicht hat einst eine Zofe sie ma­ni­kürt. Vi­el­leicht ist sie vor tau­send Jah­ren als Spul­wurm Durch das Ge­därm ei­nes Mars­be­woh­ners ge­kro­chen.

Sorge dividiert durch 2 hoch x

Grü­beln und grü­beln nun stun­den­lang –– Bing –– Bumpf –– Bang –– –– Korks jetzt! Lona, und prost! Kling! Klang! Ein Schur­ke ist gar kein Feind. Hoch steht überm zeit­li­chen Raf­fi­ne­ment Die ewi­ge Re­gel: Daß im­mer mal wie­der die Son­ne scheint. Liebs­tes, ar­mes, ver­quol­le­nes Kind, So wie wir bei­de im Au­gen­blick so sind, Scheint uns die Son­ne noch im­mer recht an­stän­dig lind. Ihn macht sie frös­teln oder sie kocht ihn jetzt heiß. Blei­ben wir aber so! Sein wir nie scha­den­froh! Ist auch die Sa­che sehr un­an­ge­nehm –– Je­des w soll schwin­den im Schweiß, Oder –– nein, vor al­lem und au­ßer­dem –– –– Na du weißt –– –– Und ich weiß –– ––

Stimme auf einer steilen Treppe

Drei Söh­ne hab’ ich bei die Ula­nen ver­lo­ren, Mein Mann fiel aus dem drit­ten Stock. Aber –– es wird lus­tig wei­ter­ge­bo­ren! Ich habe nur noch den einen, den Um­stands­rock. Macht es mir nach: Wer­det schwan­ger, ihr Wei­ber! Alle Wei­ber müs­sen schwan­ger sein. Dann sprin­gen die Män­ner vor eure ge­schwol­le­nen Lei­ber Links und rechts bei­sei­te und sind ganz klein. Al­ler An­fang ist schwer. Pfeift auf die Fehl­ge­bur­ten und Miß­ge­bur­ten. –– Wenn nicht im­mer mal wie­der zwei Men­schen hur­ten, Blie­ben zu­letzt die Wirts­häu­ser leer, Gab’s kei­ne Sol­da­ten mehr. Die Schwei­ne­rei ist nun doch ein­mal Sit­te und Brauch. Gott hat uns Wei­ber zu Schöp­fe­rin­nen ge­salbt. Schiebt also trot­zig eu­ren ge­la­de­nen Bauch Über die Fried­hö­fe hin. –– Und kalbt!

Chansonette

War ein ech­ter Prinz und hat War­zen im Bett. Und knie­te vor je­der Schlei­fe. Va­ters Lei­che lag auf dem Bü­gel­brett Und roch nach Ge­ne­ver und Sei­fe. Wenn der Pfaf­fe un­ter mei­ne Rö­cke schielt, Sagt die Alte, werd’ ich Geld be­kom­men. Mei­nem Bru­der, der so schön die Flö­te spielt, Ha­ben Sie die Nie­ren raus­ge­nom­men. Glaubst du noch an Gott? und spielst du Lot­te­rie? Mei­ne Schwes­ter kommt im Juli nie­der. Doch der Kerl ist ein ge­mei­nes Vieh. Schenk mir zwan­zig Mark; du kriegst sie wie­der. Au­ßer­dem: ich brau­che ein Kor­sett, Und ein Na­del­chen mit blau­en Stei­nen. In ein Klos­ter möcht ich. Oder bei’s Bal­lett. Manch­mal muß ich ganz von sel­ber wei­nen.

Das Geschwätz in der Bedürfnisanstalt in der Schellingstraße

Heu­te wur­de Geld ein­ge­sam­melt, Wo ich an­ge­stellt bin, in dem Büro, Für die Frau von je­mand, der sich er­häng­te. Eine Büch­se ging rum. Und je­der schenk­te. Drei Mark; das ist bei uns im­mer so. Es braucht nie­mand zu wis­sen, wo­dran ich bin. Ich habe das Geld mei­ner Mut­ter ge­stoh­len. Ich habe noch ges­tern acht Mark für Koh­len Be­zahlt. Und die Alte stumpft doch bloß so hin. Und bei ih­rer Schwind­sucht und so­wie­so Kann es ja doch nicht mehr lan­ge wäh­ren. Ich kann auch nicht ewig fünf Men­schen er­näh­ren Bei der Ar­beit in dem Büro. Ich möch­te mal wie­der eine Muh­sik hö­ren; Das stimmt einen wie­der mal froh.

Worte eines durchfallkranken Stellungslosen in einen Waschkübel gesprochen

Bloß weil ich nicht aus Preu­ßen ge­bür­tig. Wo hab’ ich nur den Impf­schein ver­lo­ren? Das lan­ge War­ten auf den Kor­ri­do­ren, Das ist so un-, so un­wür­dig. Wä­ren we­nigs­tens mei­ne Haa­re ge­scho­ren. Und den Durch­fall habe ich auch. Das geht mit­ten im Ge­spräch plötz­lich eis­kalt aus dem Bauch. Als mich Miß Hed­win er­kann­te und rief, Die hab’ ich vor Jah­ren, in Genf, ein­mal –– ver­setzt. Nun sind mei­ne Ab­sät­ze schief. Und sie trug ein Reit­kleid und füt­ter­te Kücken. Aber ich darf mich nicht bücken. Denn mei­ne –– ach mein gan­zes Herz ist zer­fetzt. Ob ich ge­speist habe? Ob mir die He­cke ge­fie­le? Ja ich habe –– ge­speist. –– (In Genf! Und zu­letzt, vor drei Ta­gen, Sem­mel mit Senf) Und mich kön­nen alle He­cken Am Asche ––. Ver­ges­sen sei Genf, ver­ges­sen die gan­ze Schweiz! Dürf­te ich nur noch ein­mal in Seif­hen­ners­dorf oder Zeitz Stei­ne klop­fen. Ach! –– ich möch­te je­nem ver­damm­ten Stel­len­ver­mitt­lungs­be­am­ten Sieb­zehn Le­gi­ti­ma­ti­ons­pa­pie­re mei­nes Groß­va­ters müt­ter­li­cher­seits In den Ra­chen stop­fen! Auch hat mich vor­über­ge­hend durch­zuckt: Ich woll­te ster­ben nach ei­ner grel­len Ra­ke­ten­tat. Ich habe Ly­sol und einen Drill­boh­rer ver­schluckt. Ich sand­te ein Ku­vert an den Ham­bur­ger Se­nat; In das Ku­vert hat­te ich kräf­tig ge­spuckt. Aber nie­mand glaubt an den Dreck. Nun ist mei­ne Sei­fe weg; Ir­gend je­mand stö­bert in mei­nen Ta­schen. –– Ich kann mir doch nicht Das Ge­sicht Mit ei­nem Bouil­lon­wür­fel wa­schen. Nun war­te ich auf gi­gan­ti­sches Welt­ge­schehn. Wenn’s mich –– zu­sam­men mit den an­dern –– zer­fleischt, Wenn das Ster­ben der an­de­ren, Glück­li­chen mich um­kreischt, –– Dann –– Dann will ich mir eine Zi­ga­ret­te drehn!

Nachtgalle

Weil mei­ne bei­den Bei­ne Er­folg­los müde sind, Und weil ich ge­ra­de ein­sam bin, Wie ein hau­sie­ren­des Streich­holz­kind, Setz ich mich in die An­la­gen hin Und wei­ne. Nun hab ich lan­ge ge­weint. Es wird schon Nacht; und mir scheint, Der lie­be Gott sei be­schäf­tigt. Und das Le­ben ist –– al­les, was es nur gibt: Wahn, Kraut­sa­lat, Kampf oder Sei­fe. Ich er­he­be mich leid­lich ge­kräf­tigt. Ich weiß eine Zei­tungs­frau, die mich liebt. Und ich pfei­fe. Ein que­ren­des Auto tu­tet. –– Nicht Gold noch Stein wa­ren echt An dem Ring, den ich ges­tern ge­fun­den. –– Die nächt­li­che Stra­ße blu­tet Aus tau­send Wun­den. Und das ist so recht.

Wenn ich allein bin

Wenn ich al­lein bin, wer­den mei­ne Ohren lang, Mei­ne, mei­ne Pul­se hor­chen bang Auf que­res Krei­schen, ster­ben­den Ge­sang Und all die Stim­men schee­ler Lee­re. Wenn ich al­lein bin, leck ich mei­ne Trä­ne. Wenn ich al­lein bin, bohrt sich mei­ne Sche­re, Die Na­gel­sche­re in die Zäh­ne; Sielt höh­nisch trä­ge sich her­um die Zeit. –– Der Trop­fen hängt. –– Der Zei­ger steht. –– Ein­mal des Mo­nats steigt ein Post­pa­ket Auf­rüh­re­risch in mei­ne Ein­sam­keit. So sen­det aus Meran die Tan­te Lie­se Mir tau­send from­me, auf­merk­sa­me Grü­ße; Ein’ je­den ein­zeln sau­ber ein­pa­piert, Mit Schleif­chen und mit Fich­ten­grün gar­niert, Vier­blät­ter­klee und an­derm Blu­men­schmuck –– Ich aber rup­fe das Ge­mü­se Heraus mit ei­nem schar­fen Ruck, Zer­knül­le flüch­tig über­füh­lend Den Al­les-Gute-Wün­sche-Brief Und fi­sche gif­tig tau­chend, wüh­lend, Aus all den Knit­tern und Ro­set­ten Das ein­zi­ge, was po­si­tiv: Zwei Mark für Zi­ga­ret­ten. Die Bil­der mei­ner Stu­be hän­gen schief. In mei­ner Stu­be düns­ten kal­te Bet­ten. Und mei­ne Hoff­art kuscht sich. Wie ein Fal­ter Sich ängst­lich ein­zwängt in die Bor­ken­rin­de. Wenn ich al­lein bin, dreht mein Fe­der­hal­ter Schwarz­brau­nen Ho­nig aus dem Ohr­ge­win­de. Bin ich al­lein: Starb, wie ein Hund ver­reckt, Hat mich ein frem­des Weib mit ih­ren Schlei­ern Aus Mit­leid oder Ekel zu­ge­deckt. Doch durch die Ma­schen seh ich Fes­te fei­ern, Die mich ver­ga­ßen über jun­ger Lust. –– Ich rei­ße aus­ein­an­der mei­ne Brust Und las­se stei­gen all die Vö­gel, die Ich ein­ge­ker­kert, grau­sam dort ge­fan­gen, Ein Le­ben lang ge­fan­gen­hielt, und nie Be­saß. Und die mir nie­mals san­gen. Wenn ich al­lein bin, pups ich lau­ten Wind. Und bete laut. Und bin ein ur­alt Kind. Wenn ich ––

Das Geseires einer Aftermieterin

Mei­ne Stel­lung hat­te ich ver­lo­ren, Weil ich mei­nem Chef zu häß­lich bin. Und nun habe ich ein Mäd­chen ge­bo­ren, Wo kei­nen Va­ter hat, und kein Kinn. Als mein Vor­mund sich er­häng­te, Be­saß ich noch das Krepp­di­schin­ge­wand, Was ich spä­ter der Anni schenk­te. Die war Mas­seu­se in Hel­go­land. Aber der bin ich nun böse. Denn die ließ mich im Stich. Und die ist gar kei­ne Mas­seu­se, Son­dern geht auf den ––. Mir ist nichts nach­zu­sa­gen. Ich habe mit ei­nem Zahn­arzt ver­kehrt. Der hat mich auf Hän­den ge­tra­gen. Doch ich habe mir sel­ber mein Glück zer­stört. Das war im Eng­li­schen Gar­ten. Da gab mir’s der Teu­fel ein, Daß ich –– um auf Gu­stav zu war­ten –– In der Nase bohr­te, ich Schwein. Gu­stav hat al­les ge­sehn. Er sag­te: das sei kein Be­neh­men. Was hilft es nun, mich zu schä­men. Ich möch­te manch­mal ins Was­ser gehn.

Gewitter

Oben in den Wol­ken krach­te der Don­ner. Am Ufer des In­di­schen Ozeans balz­te ein Kind. Wür­de der Mond noch mon­der, die Son­ne noch son­ner, So wür­den die Men­schen viel­leicht noch dreh­li­cher, als sie schon sind. Tau­send Men­schen lach­ten und wein­ten; Sechs von dem Tau­send wuß­ten, warum; Zwei von den sech­sen aber mein­ten Von sich sel­ber, sie sei­en ei­gent­lich dumm. Brei­te Stra­ße film­te mir vor­bei, Links und rechts mit Lich­tern und Re­fle­xen Fech­tend und mit Wor­ten und Ge­schrei. Hel­le Nacht er­goß sich brau­send. Und ich grüß­te ehr­furchts­voll die zwei, Und ich beug­te stau­nend mich den sech­sen, Knie­te, echt und bet­telnd, vor dem Tau­send. Vor dem Grand Ho­tel zu den Drei Moh­ren Kreis­te jäm­mer­lich ein Hund und schiß. Ne­ben­bei, von ir­gend­wem ver­lo­ren, Lag ein künst­li­ches Ge­biß. Doch ich räus­per­te und spie, Und ich rotz­te, Bis ich ei­ner wei­chen Phan­ta­sie Wür­dig trotz­te. Und zur glei­chen Zeit mag ein Kom­mis (Ele­gan­te Klei­dung –– sau­ber –– Schaf) Auf dem Tep­pich heiß ge­stam­melt ha­ben, Ei­ner, der vom lie­ben Gott was woll­te, Was das Haupt­buch und den nächs­ten Tag be­traf; Dach­ten an­de­re an Schüt­zen­gra­ben. Denn der Don­ner groll­te.

Der Zahnfleischkranke

Was geht mich der Früh­ling, was geht mich dein dum­mes Ge­sicht, Dein Le­ben an. Aber nur wei­ne nicht. Geh, Mäd­chen! Geh! Geh! Mir tun mei­ne Zäh­ne, Dei­ne Knietsch­trä­ne tut noch mehr weh. Eine ent­zün­de­te Wur­zel­haut Kennt kei­ne Braut, Noch Kunst noch Kon­sta­bler. Wer mir jetzt eins in die Fres­se haut, Oder ein Kinn­la­den­schuß Wä­ren im­mer­hin dis­ku­ta­bler. Ster­ben jetzt, wäre Ge­nuß. Siehst du den gel­ben Schaum? Das Fleisch ist ganz weich. Selbst wenn ich schlie­fe, Blä­hen ver­säum­te Prä­ser­va­ti­ve Sich Luft­schif­fen gleich In mei­nen Traum. Sto­chern muß ich; gib eine Ga­bel! Was sagt du? Halt dei­ne –– Schna­bel!!

Aus dem Tagebuch eines Bettlers

Ich klin­gel­te. Ich bet­tel­te um Brot. Um alte Sa­chen. Ich be­schrieb an­schau­lich die Not. Ich kann so eine jäm­mer­li­che Mie­ne ma­chen. Mei­ne Fa­mi­lie sei teils hung­rig, teils tot. Nur ein klei­nes, har­tes, ver­schim­mel­tes Rest­chen Brot, Wo­mit ich ei­gent­lich Geld mein­te. Der Herr ver­nein­te. Ich ver­such­te di­ver­se Ge­bär­den. Ich kann so ur­plötz­lich ganz ma­ger wer­den. Ich tau­mel­te krank. Ich –– stank. Da wur­de ich ge­packt. Fünf Mi­nu­ten spä­ter war ich nackt. In ei­ner Wan­ne im Bad Bei drei­ßig Grad. Ich wein­te. –– Ich wuß­te: Hier half kein Be­teu­ern. Man fing an, mei­ne Krus­te Her­un­ter­zu­scheu­ern. Die­ser Herr war ein Schelm. Ich wur­de auf die Stra­ße ge­sto­ßen. Ich fand mich in schwar­zen Ho­sen, Lack­schu­hen, Frack und Tro­pen­helm. Ich fand kein Geld. –– Mir wur­de bang, Ich fand nur ein Tram­bahn-Abon­ne­ment. Und ich ging auf die Rei­se, Fuhr mit der Sech­zehn stun­den­lang Im­mer im Krei­se. Was hal­fen die no­blen Sa­chen? Ich bet­tel­te. Pro­be­wei­se. Ich kann so eine kum­mer­vol­le Mie­ne ma­chen. Aber die Leu­te be­gan­nen zu la­chen Und die Hal­te­stel­le zu ver­pas­sen. Ich sann auf einen Schla­ger. Ich wur­de ur­plötz­lich ganz ma­ger. Ich wur­de ge­walt­sam aus der Tram­bahn her­un­ter­ge­las­sen. Da wa­ren die An­la­gen und Gas­sen Auf ein­mal ganz trau­rig und fremd. Als ich aus dem Pfand­hau­se kam, Trug ich nur noch Hose, Bar­fuß und Hemd. Ich muß­te mir einen An­zug leih’n. Ich ging mit der Grä­fin Ma­bel­le, Die ei­gent­lich eine Bü­fett­mam­sell Ist und ge­sucht wird, in ein Ho­tel. Wir speis­ten: Hirsch­bra­ten mit Knicke­bein. Wir san­gen zu zwei’n: »Wer hat uns ge­traut ––...« Und zu­letzt, ganz laut: »Wohl­auf noch ge­trun­ken, den fun­keln­den Wein ...«

Von einem, dem alles danebenging

Ich war aus dem Krie­ge ent­las­sen, Da ging ich einst wei­nend bei Nacht, Wei­nend durch die Gas­sen. Denn ich hat­te in die Ho­sen ge­macht. Und ich habe nur die eine Und nie­man­den, wo sie rei­ne Macht oder mich ver­lacht. Und ich war mit mei­ner Wir­tin der Quer. Und ich irr­te die gan­ze Nacht um­her, In­ner­lich al­les voll Sor­gen. Und sie hät­ten viel­leicht mich am Mor­gen Als Lei­che her­aus­ge­fischt. Aber weil doch der Mor­gen Al­les Leid trock­net und alle Trä­nen ver­wischt ––

Allerdings

Ernst Ro­wohlt Ver­lag K.-G. a. A., Ber­lin W 35

Gins­ter ge­wid­met

Ich habe dich so lieb

Ich habe dich so lieb! Ich wür­de dir ohne Be­den­ken Eine Ka­chel aus mei­nem Ofen Schen­ken. Ich habe dir nichts ge­tan. Nun ist mir trau­rig zu Mut. An den Hän­gen der Ei­sen­bahn Leuch­tet der Gins­ter so gut. Vor­bei –– ver­jährt –– Doch nim­mer ver­ges­sen. Ich rei­se. Al­les, was lan­ge währt, Ist lei­se. Die Zeit ent­stellt Alle Le­be­we­sen. Ein Hund bellt. Er kann nicht le­sen. Er kann nicht schrei­ben. Wir kön­nen nicht blei­ben. Ich la­che. Die Lö­cher sind die Haupt­sa­che An ei­nem Sieb. Ich habe dich so lieb.

Alte Winkelmauer

Alte Mau­er, die ich oft be­näs­se, Weil’s dort dun­kel ist. Himm­li­sches Ge­fun­kel ist In dei­ner Bläs­se. Pilz und Feuch­tig­kei­ten Und der Wet­ter­schliff der Zei­ten Ga­ben dei­ner Haut Wo­gen­de Ge­sich­ter, Die nur ein Dich­ter Oder ein Künst­ler Oder Nu­rei­ner schaut. »Kön­nen wir uns weh­ren?« Frag­t’s aus dir mild. Ach, kein Buch, kein Bild Wird mich so be­leh­ren. Was ich an dir schau­te, Et­was da­von blieb Im­mer. Nie ver­trau­te Mau­er, dich hab’ ich lieb. Weil du gar nicht pre­digst. Weil du nichts er­le­digst. Weil du gar nicht willst sein. Weil mir dei­ne Fle­cken Ah­nun­gen er­we­cken. Du, ei­nes Schat­tens Schein. Nichts da­von wis­sen Die, die sonst hier pis­sen, Doch mir winkt es: Komm! Seit ich dich ge­fun­den, Macht mich für Se­kun­den Mei­ne Not­durft an dir fromm.

Nach dem Gewitter

Der Blitz hat mich ge­trof­fen. Mein stäh­ler­ner, lin­ker Man­schet­ten­knopf Ist weg­ge­schmol­zen, und in mei­nem Kopf Summt es, als wäre ich be­sof­fen. Der Dok­tor Ber­nin­ger äu­ßer­te sich Dar­über sehr un­ge­zo­gen: Das mit dem Sum­men wär’ ty­pisch für mich, Das mit dem Blitz wär’ er­lo­gen.

Alter Mann spricht junges Mädchen an

Gu­ten Tag! –– Wie du dich be­mühst, Kei­ne Ant­wort aus­zu­spre­chen. »Gu­ten Tag« in die Luft ge­grüßt, Ist das wohl ein Sitt­lich­keits­ver­bre­chen? Jage mich nicht fort. Ich will dich nicht ver­ja­gen. Nun wer­de ich je­des wei­te­re Wort Zu mei­nem Spa­zier­stock sa­gen: Sprich mich nicht an und sieh mich nicht, Du Schlan­kes. Ich hat­te auch ein­mal ein so blan­kes, Jun­ges Ge­sicht. Wie vie­le hat­ten, Was du noch hast. Schen­ke mir nur dei­nen Schat­ten Für eine kur­ze Rast.

Ritter Sockenburg

Wie du zärt­lich dei­ne Wä­sche in den Wind Hängst, lie­bes Kind Vis à vis, Die­sen An­blick zu ge­nie­ßen, Geh ich, wel­ken Efeu zu be­gie­ßen. Aber mich be­merkst du nie. Dei­ne vo­gel­fer­nen, wun­der­großen Kin­derau­gen, ach er­ken­nen sie Mei­ner Sehn­sucht süße Phan­ta­sie, Jetzt ein Wind zu sein in dei­nen Ho­sen ––? Kein Ge­sang, kein Pfei­fen kann dich lo­cken. Und die Sehn­sucht läßt mir kei­ne Ruh. Ha! Ich hän­ge Wä­sche auf, wie du! Was ich fin­de. So­cken, Her­ren­so­cken; Al­les and­re hat die Wasch­an­stalt. So­cken, hoh­le Jung­ge­sel­len­fü­ße We­deln dir im Win­de wun­de Grü­ße. Es ist kalt auf dem Bal­kon, sehr kalt. Und die Mäd­chen­hös­chen wur­den tro­cken, Mit dem Win­ter kam die Fa­schings­zeit. Aber drü­ben, am Bal­kon, ver­schneit, Eis­ver­här­tet, hin­gen hun­dert So­cken. Ihr Be­sit­zer leb­te fern im Nor­den Und war ho­mo­se­xu­ell ge­wor­den.

Umweg

Ging ein Herz durchs Hirn Güte su­chen, Fand sie nicht, doch hör­te da durchs Ohr Zwei Ma­tro­sen land­be­geis­tert flu­chen, Und das kam ihm so recht rüh­rend vor. Ist das Herz dann durch die Nase kro­chen. Eine Rose hat das Herz ge­sto­chen, Hat das Herz ver­kannt. In der Luft hat was wie an­ge­brannt Schlecht ge­ro­chen. Und das Was­ser schmeck­te nach Ver­rat. Lei­se schlich das Herz zu­rück, Sch­lich sich durch die Hand zur Tat, Häm­mer­te. Und da däm­mer­te Ihm das Glück.

Schenken

Schen­ke groß oder klein, Aber im­mer ge­die­gen. Wenn die Be­dach­ten Die Ga­ben wie­gen, Sei dein Ge­wis­sen rein. Schen­ke herz­lich und frei. Schen­ke da­bei Was in dir wohnt An Mei­nung, Ge­schmack und Hu­mor, So daß die ei­ge­ne Freu­de zu­vor Dich reich­lich be­lohnt. Schen­ke mit Geist ohne List. Sei ein­ge­denk, Daß dein Ge­schenk Du sel­ber bist.

Der wilde Mann von Feldafing

Er schi­en zum Kriegs­mann ge­bo­ren. Er trug nach al­len Sei­ten hin Bart. Selbst sei­ne Bei­ne wa­ren be­haart Und steck­ten in Stie­feln mit Spo­ren. Und trut­zig über der Schul­ter hing Ihm ein ge­wich­tig Ge­wehr. Mit ge­run­zel­ter Stir­ne ging Er auf dem Bahn­hof von Felda­fing Hin und her. Und ste­hend, stolz und schul­ter­breit Fuhr er dann zwei Sta­tio­nen weit. Die Kin­der be­staun­ten ihn sehr. Doch ehe noch ein Tag ver­ging, Schritt er schon wie­der durch Felda­fing Mit ei­nem Ruck­sack schwer. Doch weil es so stark reg­ne­te, Daß nie­mand ihm be­geg­ne­te, Är­ger­te er sich sehr. Als er durch sei­nen Gar­ten schritt, Sang dort ein Vö­gel­chen Ki­witt, Da griff er zum Ge­wehr: Puff!!! Ein kur­z­es Rö­chel­chen –– Ein klei­nes Lö­chel­chen –– Dann eine Kat­ze –– und et­was spä­ter: Ein klei­nes Knö­chel­chen Und eine Fe­der. –– Der wil­de Mann von Felda­fing.

Marschierende Krieger

Vor mir her schritt In­fan­te­rie, Eine gan­ze Kom­pa­nie Kräf­ti­ger Sol­da­ten. Stramm im Tak­te tra­ten Sie den Sand, Schrit­ten acht­los über einen Klei­nen Kä­fer, den ich fand. Ich blieb ste­hen, Um ihn zu be­se­hen, Und weil’s hin­ter je­nem Mi­li­tär Stark nach Schweiß und Le­der roch. Da: –– Der Kä­fer kroch Plötz­lich fort, als ob er le­bend wär. Doch ich kon­sta­tier­te noch: Nur zwei Stein­chen an zwei Sei­ten ret­te­ten –– Gleich­sam wie als Fel­sen­wän­de –– die­sen –– Gleich­sam zwi­schen ih­nen ein­ge­bet­te­ten –– Kä­fer vorm Zer­tram­pelt­wer­den durch die Rie­sen. Gro­ße Rie­sen –– klei­ne Tie­re –– Und ich lief, die Wan­der­soh­len, Die so stan­ken, ein­zu­ho­len, Weil ich gar zu gern im Takt mar­schie­re. Und ich hus­te­te und spuck­te Staub und muß­te vier­mal nie­sen. Und ich schluck­te. Und ich duck­te Mich vor Fel­sen­wän­den und vor Rie­sen.

Blindschl

Ich hat­te ein­mal eine Lieb­schaft mit Ei­ner Blind­schlei­che an­ge­fan­gen; Wir sind ein Stück Le­ben zu­sam­men ge­gan­gen Im un­glei­chen Schritt und Tritt. Die Sa­che war ziem­lich sen­ti­men­tal. In ei­nem feu­da­len Thü­rin­ger Tal Fand ich –– nein glaub­te zu fin­den –– ein­mal Den le­der­nen Hand­griff ei­ner Da­men­hand­ta­sche. Es war aber kei­ner. Ich nann­te sie »Blind­schl«. Sie nann­te mich Nach we­ni­gen Ta­gen schon »Ei­che­rich« Und dann, denn sie war sehr ge­leh­rig, Ver­ständ­li­cher ab­ge­kürzt »Erich«. All­mit­tags ha­ben ge­mein­sam wir Am glei­chen Ti­sche ge­ges­sen, Sie Re­gen­wür­mer mit zwei Trop­fen Bier, Ich to­te­re De­li­ka­tes­sen. Sie op­fer­te mir ih­ren zier­li­chen Schwanz. Ich lehr­te sie über­win­den Und Kno­ten schla­gen und Spit­zen­tanz, Schluck­de­gen und Selbst­bin­der bin­den. Sie war so ap­pe­tit­lich und nett. Sie schlief Nacht über in mei­nem Bett Als wie ein küh­len­der Schmuck­reif am Hals, Me­tal­lisch und doch so schön weich­lich. Und wenn ihr wirk­lich was schlimms­ten­falls Pas­sier­te, so war es nie reich­lich. Kein Se­xu­el­les und kei­ne Dres­sur. Ich war ihr ein Freund und ein Leh­rer, Was kei­ner von mei­nen Be­kann­ten er­fuhr; Wer mich be­such­te, der sah sie nur Auf mei­nem Schreib­tisch steif ne­ben der Uhr Als bron­ze­nen Brief­be­schwe­rer. Und Jah­re ver­gin­gen. Dann schlief ich ein­mal Mit Blind­schl und träum­te im Bet­ti (Jetzt wer­de ich wie­der sen­ti­men­tal) Gera­de, ich äße Spaghet­ti. Da kam es, daß ir­gend­was aus mir pfiff. Mag sein, daß es fürch­ter­lich krach­te. Fest steht, daß Blind­schl er­wach­te Und –– sie, die sonst nie­mals nachts muck­te –– Wild zün­gel­te, daß ich nach ihr griff Und sie, noch träu­mend, ver­schluck­te. Es gleich zu sa­gen: Sie ging nicht tot. Sie ist mir wie­der ent­wi­chen, Ist in die Wäl­der ge­schli­chen Und sucht dort ein­sam ihr täg­li­ches Brot. Vor­bei! Es wäre –– ich bin doch nicht blind –– Ver­ge­bens, ihr nach­zu­schlei­chen. Weil ihre Wege zu dun­kel sind. Weil wir ein­an­der nicht glei­chen.

Schlummerlied

Will du auf Töpf­chen? Fühlst du ein Dürst­chen? Oder ein Würst­chen? Sen­ke dein Köpf­chen. Drau­ßen die schwar­ze, kal­te Nacht ist böse und fremd. Dei­ne Hän­de fal­te. Der lie­be Gott küßt dein Hemd. Gute Ruh! Ich bin da, Dei­ne Mut­ter, Mama; Müde wie du. Nichts mehr sa­gen –– Nicht fra­gen –– Nichts wis­sen –– Au­gen zu. Horch in dein Kis­sen: Es at­met wie du.

Angstgebet in Wohnungsnot

(1923)

Ach, lie­ber Gott, gib, daß sie nicht Uns aus der Woh­nung ja­gen. Was soll ich ihr denn noch sa­gen –– Mei­ner Frau –– in ihr ver­heul­tes Ge­sicht!? Ich rin­ge mei­ne Hän­de. Weil ich kei­nen Aus­weg fän­de, Wenn’s ei­nes Tags so wirk­lich wär: Bett, Klei­der, Bü­cher, mein Se­kre­tär, –– Daß das auf der Stra­ße stän­de. Sollt ich’s ver­set­zen, ver­kau­fen? Ist all doch nö­tigs­tes Gerät. Wir wür­den, ein­mal, die Not ver­sau­fen, Und dann: wer weiß, was ich tät. Ich hän­ge so an dem Bil­de, Das noch von mei­ner Groß­ma­ma stammt. Gott, gie­ße doch et­was Mil­de Über das stei­ner­ne Woh­nungs­amt. Wie mei­ne Frau die Nacht durch­weint, Das barmt durch all mei­ne Träu­me. Gott, laß uns die lie­ben zwei Räu­me Mit der Son­ne, die vor­mit­tags hin­ein scheint.

Antwort auf einen Brief des Malers Oskar Coester

Ein Wort auf das, was du ge­spro­chen. Stütz gu­ten Kopf in gute Hand Und laß dein Herz ans Wein­glas po­chen: Hei­mat ist kein be­grenz­tes Land. Auch wo man Mut­ter­spra­che spricht, Ist Hei­mat nicht. Mich deucht, es will auch nichts be­sa­gen, Ob ei­ner sei­ne Hei­mat kennt. Denn Lüge ist, was auf Be­fra­gen Das Heim­weh uns als Hei­mat nennt. Ein schmut­zig Loch kann rüh­rend sich ver­knei­fen, Und höchs­te Wür­de kann zur Bla­se rei­fen. Stich fest in das Hu­mo­ri­sche! Hei­mat? Wir alle fin­den kei­ne, Oder –– und al­ler­höchs­tens –– eine Im­pro­vi­sa­to­ri­sche. Es kommt auch gar nicht dar­auf an. –– –– Ich dan­ke dir für den Ver­gleich Mit ei­nem bra­ven Rei­ters­mann. Man tue mög­lichst, was man kann. Coes­ter, du bist von Gott aus reich. Schä­um aus, was du zu schen­ken hast; Das Letz­te wäre dir noch Last. Und war­te frech, doch fromm auf Lei­den. Denn du wächst ne­ben dem Jahr­hun­dert. Du bist der größ­re von uns bei­den. Ich habe dich so oft be­wun­dert. –– Wie kläg­lich ist es zu be­nei­den. –– Du wur­dest lei­der mir von fern Noch lie­ber, als du warst im Na­hen. Nun, da wir lan­ge uns nicht sa­hen, Bild ich mir ein: Du hast mich gern. Ach bit­te kom­me bald zu­rück Mit off­nem, un­ver­wit­zel­tem Ver­traun. Ich wün­sche dir fürs neue Jahr viel Glück, Eine Frau (zur Hoch­zeit mich ein­la­dend) Und and­re große Ne­ben­fraun Und was du sons­tens wich­tig brauchst. Daß du nie an­ders, als wie ba­dend, Auch für Mi­nu­ten nur un­ter­tauchst.

Mensch und Tier

Wenn ich die Ge­sich­ter rings stu­die­re, Fra­ge ich mich oft ver­zagt: Wie­viel Men­schen gib­t’s und wie­viel Tie­re? –– Und dann hab’ ich –– un­ter uns ge­sagt –– Äu­ßerst dumm ge­fragt. Denn die Fra­ge in­tres­siert doch bloß Län­der­weis sta­tis­ti­sche Bü­ros, Und auch die­se wür­den sich sehr quä­len, Um zum Bei­spiel Läu­se nach­zu­zäh­len. Dum­mer Mensch spricht oft vom dum­men Vieh, Doch zum Glück ver­steht das Vieh ihn nie. In dem neu­en Kor­ri­dor von Po­len Ga­ben sich zwei Pfer­de einen Kuß, Und die Fol­ge war ein dün­nes Foh­len, Wel­ches stun­den­lang Im­mer an­ders, als man dach­te, sprang. Wenn es auch in Po­len Sehr viel Läu­se gibt, –– –– Aber wer ein sol­ches Foh­len Sieht und dann nicht liebt, Blei­be mir ge­stoh­len.

Seepferdchen

Als ich noch ein See­pferd­chen war, Im vo­ri­gen Le­ben, Wie war das won­nig, wun­der­bar Un­ter Was­ser zu schwe­ben. In den träu­men­den Flu­ten Wog­te, wie Güte, das Haar Der zier­lichs­ten al­ler See­stu­ten, Die mei­ne Ge­lieb­te war. Wir senk­ten uns still oder stie­gen, Tanz­ten har­mo­nisch um einand, Ohne Arm, ohne Bein, ohne Hand, Wie Wol­ken sich in Wol­ken wie­gen. Sie spiel­te manch­mal gra­zi­öses Ent­fliehn, Auf daß ich ihr fol­ge, sie ha­sche, Und leg­te mir ein­mal im An­sich­ziehn Eier­chen in die Ta­sche. Sie blick­te trau­rig und stell­te sich froh, Schnapp­te nach ei­nem Was­ser­floh, Und rin­gel­te sich An ei­nem Sten­gel­chen fest und sprach so: Ich lie­be dich! Du wie­herst nicht, du äp­felst nicht, Du trägst ein farb­lo­ses Pan­zer­kleid Und hast ein be­küm­mer­tes al­tes Ge­sicht, Als wüß­test du um kom­men­des Leid. See­stüt­chen! Schnör­kel­chen! Rin­gel­naß! Wann war wohl das? Und wer be­dau­ert wohl spä­ter mei­ne rest­li­chen Kno­chen? Es ist bei­na­he so, daß ich wei­ne –– Lol­lo hat das ver­trock­ne­te, klei­ne Schmerz­ver­krümm­te See­pferd zer­bro­chen.

Hilflose Tiere

Wenn ein Hund kotzt, soll man kei­nen Au­gen­blick Ihn dann stö­ren, Soll man auf ihn hö­ren. Töne sind Bruch­stücke von Mu­sik. Ob ge­räusch­voll oder lei­se, Mas­sig oder klein bei klein –– Kann es doch die schöns­te Spei­se, Kann es bei­spiels­wei­se Ham­mel­keu­le in Ma­dei­ra sein. Auch das Dich­ten ist ein Von­sich­ge­ben. Ei­sen bricht. Und al­les geht vor­bei, Auch die Wol­ke und das Le­ben. Und ein einz’­ger Koch verdirbt den gan­zen Brei. Mag sich also kei­ner über­he­ben, Der auf Mensch­tum und Ge­sund­heit protzt. Wenn ein Hünd­chen kotzt –– Öf­fent­lich ge­nau so wie zu Hau­se –– Sollst du mit ihm lei­den, Maul­korb ihm durch­schnei­den; Denn sonst wirkt der Korb wie eine Brau­se. Will das Rüh­ren­de dir häß­lich schei­nen, Den­ke: Gro­ßes spie­gelt sich im Klei­nen. Wirst dich doch der eig­nen Übel­keit Nie­mals schä­men. Gön­ne Tie­ren we­nigs­tens die Zeit, Wi­der­wär­ti­ges zu­rück­zu­neh­men. Oder laß das ru­hig lie­gen. Weil Ro­heit nie­mals Glück bringt oder Se­gen. Je­der soll vor sei­ner Türe fe­gen. Und die Stie­felsoh­le ist kein Kör­per­teil.

Ballade

Tief im In­ners­ten von Sach­sen über­fie­len ei­nes Abends zwei Halb­wüch­si­ge Knor­pel von Schweins­ha­xen Eine Bull­dog­ge aus der Walachei. Sie um­zin­gel­ten den al­ten Hund. Hin­ter­lis­tig woll­ten sie das mat­te Tier, das kei­ne Zäh­ne mehr im Mund Und auch kei­ne Haa­re dar­auf hat­te, An den Au­gen tref­fen, hin­ter­her Ihm die Zun­ge schlit­zen und durch Zwi­cken Sei­nen Gau­men rei­zen und noch mehr, Um zu­letzt ihn plötz­lich zu er­sti­cken. Woll­ten so. Je­doch es kam nicht so. Denn die Dog­ge, ohne sich zu weh­ren, Zog den Schwanz ein, heul­te laut und floh Und be­gann so­fort sich zu ver­meh­ren. Und die neu­en jun­gen Hun­de knurr­ten Schon am sel­ben Tag, als man sie warf, Hat­ten spit­ze Zäh­ne, und sie wur­den Ganz spe­zi­ell auf Ha­xen­kno­chen scharf. Und die En­kel­hun­de bis­sen spä­ter Jede Haxe ohne Un­ter­schied. Und so rächt die Sün­de sich der Vä­ter Bis ins tau­sends­te und letz­te Glied.

Meditation

Wol­le­ball hieß ein klei­ner Hund, Über den ein je­der lach­te, Weil er kei­ne Bei­ne hat­te und So viel süße Schwei­ne­rei­en mach­te. Wa­rum ist man über­all ge­niert? Wa­rum darf man nicht die Wahr­heit sa­gen? Wa­rum re­den Men­schen so ge­ziert, Wenn sie ein Bein übers and­re schla­gen? Um dies über­schätz­te homo sum Werd’ ich täg­lich wir­rer und be­zech­ter. Ach, die Schlech­tig­keit ist gar zu dumm, Doch die Dumm­heit ist noch zehn­mal schlech­ter. Hat der Wol­le­ball von sei­nem Herrn Nichts ge­wußt, nur Lau­nen mit­emp­fun­den, Hat­te der ihn and­rer­seits sehr gern Und ver­stand im Grun­de nichts von Hun­den. Er ist tot, auf den ich sol­ches dich­te. Mir ist Wurscht, wo sein Ge­bein jetzt ruht. Aber die Poin­te der Ge­schich­te Muß ich sa­gen: er war her­zens­gut. Und sein Wol­le­ball war gut. Er groll­te