Fotoprojekte mit Kindern und Jugendlichen - Christel Rittmeyer - E-Book

Fotoprojekte mit Kindern und Jugendlichen E-Book

Christel Rittmeyer

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Beschreibung

Ziel dieses Buches ist es, Akteuren im schulischen und außerschulischen Bereich einen Werkzeugkasten an die Hand zu geben, um das Thema Fotografie in der Bildungsarbeit und in der Freizeitpädagogik kreativ und vielfältig einzusetzen. Dabei steht die praktische Medienarbeit im Vordergrund; einige Aspekte der Medienrezeption werden ebenfalls aufgegriffen. Die Autorinnen stellen Foto-Projekte und Workshopinhalte aus ihrer vielfältigen Arbeit vor, mit Tips und Hinweisen zur Projektdurchführung.

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Abbildung 1 Jugendliche Fotografin, Kinderprogramm MUNDOlogia (ST)

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

1.1 Über dieses Buch

1.2 Arbeit mit dem Buch

1.3 Pädagogisch-psychologische Aspekte des Fotografierens

1.4 Zum Entwicklungsstand der Fotopädagogik und Fotodidaktik

2 Methoden

2.1 Einstiege und erste Fotografierübungen

2.1.1 Übung 1: Gruppeneinteilung

2.1.2 Übung 2: Methoden zum Kennenlernen

2.1.3 Übung 3: Bildgestaltung

2.1.4 Übung 4: Bildausschnitt

2.2 Arbeitshilfen / Infotexte / Arbeitsblätter

2.2.1 Überlegungen zum Kauf einer Kamera

2.2.2 Auf die Haltung kommt es an!

2.2.3 Die Kamera richtig halten!

2.2.4 Motivprogramme für verschiedene Situationen (Info Text)

2.2.5 Das „Lichtfenster“: Die Blende – Infoblatt

2.2.6 Das „Lichtfenster“: Die Blende – Arbeitsblatt

2.2.7 Infoblatt: Tiefenschärfe als Gestaltungsmittel

2.2.8 Die Belichtungszeit (Info Text)

2.2.9 Arbeitsblatt Blende und Tiefenschärfe

2.2.10 Ausprobieren und Experimentieren für Fortgeschrittene

2.2.11 Hinweise zu den Arbeitsblättern:

2.3 Einstieg in die Bildgestaltung – Übungen

2.3.1 Passpartoutrahmen für die Motiv-/Bildauswahl (Arbeitsblatt)

2.3.2 Bildrezeption

2.3.2.1 Fotografische Stilmittel identifizieren (Übung)

2.3.2.2 Kalenderfotos (Übungs-Beispiel)

2.3.2.3 Übung: Diskussion „Gutes Foto“

2.4 Ideenfindung und Kreativitätstechniken

2.4.1 Kreativität durch Querdenken

2.4.2 Arbeit mit dem gegenteiligen Gedanken

2.4.3 Weitere Möglichkeiten für innovative und kreative Bildideen

2.4.4 Weitere Möglichkeiten der Bildfindung

2.5 Einstieg in die Bildbearbeitung

2.6 Einführung in GIMP

2.6.1 Struktur und Orientierung

2.6.2 Die wichtigsten Werkzeuge

2.6.2.1 Farben wählen

2.6.2.2 Auswahlwerkzeuge (Siehe Abbildung, orange Markierung)

2.6.2.3 Magnetische Schere für Objekte mit guter Kontur

2.6.2.4 Objekte mit einfarbigem Hintergrund: Auswahl invertieren

2.6.2.5 Kopieren und Einfügen:

2.6.2.6 Transformation (siehe Abbildung 17, rosa Markierung)

2.6.2.7 Retuschieren

2.6.2.8 Speichern und exportieren

2.6.2.9 Bild heller oder dunkler machen

2.6.2.10 Farbton Sättigung

2.6.3 Tutorials und Hilfe

2.6.4 Exkurs Bilddatenbanken online /Bildrechte /

2.6.4.1 Creative Commons/Pixabay

3 Foto und Recht

3.1 Allgemeine Überlegungen

3.2 Urheberrecht

3.3 Recht am eigenen Bild - Persönlichkeitsrechte

3.4 Bildrechte im Schulalltag und in der pädagogischen Arbeit

3.5 Umsetzung im Unterricht

3.5.1 Übungen zu Bildrechten

3.5.1.1 Arbeitsblatt mit Fallbeispielen

3.5.1.2 Hinweise zum Arbeitsblatt mit Fallbeispielen

3.5.2 Unterrichtseinheit „Fotos im Internet - alles nicht so einfach“

Teil II

4 Projekte

4.1 Projekte zu Elementen der Bildgestaltung und Komposition

4.1.1 Farbe

4.1.1.1 Farben sammeln

4.1.1.2 Arbeitsblatt Objektiv und Brennweite

4.1.2 Stillleben

4.1.2.1 Stillleben („Stilles Leben“) fotografieren

4.1.3 Schatten

4.1.4 Schattenspaziergang

4.1.4.1 Arbeitsblatt Schatten

4.1.5 Strukturen

4.1.6 Strukturen finden und fotografieren

4.1.7 Ungewöhnliche Perspektiven

4.1.8 Aus verschiedenen Perspektiven fotografieren

4.1.8.1 Perspektive – Arbeitsblatt

4.2 Porträt

4.2.1 Einführung

4.2.2 Überlegungen zur Porträtfotografie

4.2.3 Gespiegelte Portraits und halbe Gesichter

4.2.4 Tierportrait

4.2.5 Mehrfachbilder

4.2.6 Bilder im Stil von Andy Warhol

4.2.7 Retusche und Schönheit

4.2.7.1 Bildmanipulation und Schönheitsideale als Unterrichtsthema

4.2.7.2 Praktische Medienarbeit: Schönheitsideale und Bildmanipulation

4.2.8 Projekt Einzel- und Gruppen- Porträt

4.3 Sozialer und öffentlicher Raum

4.3.1 Die eigene Umgebung dokumentieren

4.3.2 Die eigene Lebenswelt fotografieren

4.3.3 Stadtrallye

4.3.4 Fotorallye auf dem Schulgelände und im Düsseldorfer Hafen

4.3.5 Düsseldorf ist nicht nur Glanz und Glamour

4.3.6 Buchstaben-Safari

4.3.7 Projekt Stadtteildoku Denkmäler

4.3.8 Lost Places

4.4 Zeit

4.4.1 Jahreszeiten

4.4.2

Aspekte von Zeit

4.4.3 Dokumentation des Werkunterrichts

4.4.4 Ästhetik der materiellen Veränderung

4.5 Bewegung

4.5.1 Bewegungsunschärfe

4.5.2 Motive einfrieren

4.10.2.1 Info- und Arbeitsblatt „Bewegungen einfrieren“ mit manueller Einstellung der Belichtungszeit

4.5.3 Scharfes Objekt – verschwommener Hintergrund

4.5.4 Langzeitbelichtung – Watteartiges Wasser, Lichtspuren auf der Autobahn

4.6 Fotoexperimente/ experimentelle Fotografie

4.6.1 Spiegelungen

4.6.2 Experimentelles Verschwenken

4.6.3 Zoomburst

4.6.3.1 Zoom-Burst (Arbeitsblatt)

4.6.4 Drehen

4.6.5 Farbige Objekte abstrakt fotografieren:

4.6.6 Folien, Papier-/Kartonbögen, zerknülltes Papier fotografieren

4.6.7 Lichtmalerei

4.6.8 Vier Experimente mit Langzeitbelichtung

4.6.8.1 Lichtmalerei: Belichtungszeit zwischen 10 und 30 Sekunden

4.6.8.2 Mehrfachaufnahmen

4.6.8.3 Zoomburst und bewegte Kamera

4.6.8.4 Alles im Fluss…

4.6.9 Künstliche Dunkelheit: Lichterketten & Co. in der Blackbox

4.7 Sonstige spezielle Themen der Fotografie

4.7.1 Makrofotografie: Lilliputwelt

4.7.2 Öl auf Wasser

4.7.3 Tieraufnahmen: Haustiere, Frösche, Tierpark, Zoo

4.7.3.1 Wir fotografieren im Tierpark, im Zoo und am Froschteich

4.8 Kunstprojekte

4.8.1 Minimal Art

4.8.2 Landart

4.8.3 Graffiti

4.8.4 Urban Knitting und Street Art

4.9 Geschichten erzählen mit Fotografie

4.9.1 Szenen fotografieren mit Gliederpuppen (Vorübung zur Fotostory)

4.9.2 Blitzfotostory

4.9.3 Fotostory/Fotoroman

4.9.4 Künstlerischer Comic auf Basis einer Fotostory

4.9.5 Stop Motion

4.9.6 Schritt – für – Schritt - Anleitung zum Trickfilm mit der App Stop Motion Studio Pro

5 Anhang: Infos, Links und Literatur

5.1 Bildgestaltung (Prinzipien, Regeln, Beispiele)

5.2 Aufgabenkarten zur Bildgestaltung - Kopiervorlage

5.3 Kommentierte Literatur

5.4 Aufsätze und Bücher

5.5 Linkliste zu unseren Themen

5.6 Abbildungsverzeichnis

5.7 Nachweis der Autorenschaft und Bildeigenschaften der verwendeten Fotos

1 Einleitung

1.1 Über dieses Buch

Ziel dieses Buches ist es, Akteuren im schulischen und außerschulischen Bereich einen Werkzeugkasten an die Hand zu geben, um das Thema Fotografie in der Bildungsarbeit und in der Freizeitpädagogik kreativ und vielfältig einzusetzen. Dabei steht die praktische Medienarbeit im Vordergrund; einige Aspekte der Medienrezeption werden ebenfalls aufgegriffen.

Pädagogische Konzepte für den Einsatz von Fotografie sind in der aktuellen medienpädagogischen Bildungslandschaft eher unterrepräsentiert. Dabei bietet die Arbeit mit digitaler Fotografie ein breites Spektrum an Möglichkeiten. Der niederschwellige Zugang und die inzwischen omnipräsente Verfügbarkeit der Technik rufen geradezu nach einem vermehrten und vielfältigen Einsatz in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit und der Freizeitpädagogik.

Die Arbeit mit dem Medium Fotografie leistet einen Beitrag zur Vermittlung von Medienkompetenz, und ist inzwischen in den Bildungsplänen aller Schularten integriert. Mithilfe fotopädagogischer Übungen und Projekte lässt sich zudem ein Mehrwert generieren, der besonders im Bereich der sogenannten Schlüsselqualifikationen zum Tragen kommt. Teamarbeit und soziales Lernen, vorausschauendes und planendes Handeln, strukturierte Vorgehensweise, den Blick für das Wesentliche entwickeln, visuell kommunizieren zu können und eine visuelle Lesefähigkeit zu entwickeln („visual literacy“) sind nur einige der positiven Aspekte. Außerdem haben die digitalen Medien einen hohen Aufforderungscharakter, sind lebensweltnah und deshalb hoch motivierend. Die Teilnehmer sind in der Regel mit Begeisterung bei der Sache.

Durch die unmittelbare Rückmeldung des Ergebnisses auf dem Kameradisplay kann das eigene Handeln gezielt verändert werden, um bessere Bilder zu erzeugen. Die Möglichkeit zum Selbstausdruck sowie die Herstellung kreativer Produkte und deren Präsentation tragen zu Selbstwirksamkeitserfahrungen bei, die sich positiv auf die Persönlichkeitsentwicklung auswirken können. Besonders lernschwache Schüler oder Menschen mit Sprachdefiziten können sich visuell ausdrücken und dadurch ihre Gefühle und Sichtweisen ausdrücken und kommunizieren.

Die Autorinnen verfügen über eine langjährige Erfahrung in der pädagogischen Arbeit mit dem Thema Fotografie. Dr. Christel Rittmeyer hat mehr als fünf Jahre eine Foto-AG für Schülerinnen und Schüler mit psychischen Beeinträchtigungen aller Schulstufen und -formen an einer Schule für Kranke geleitet. Sie bearbeitete die Thematik außerdem im Rahmen ihrer Lehrtätigkeit an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und hat drei Zeitschriftenbeiträge zur Thematik verfasst.

Sandra Tell entwickelt seit etwa fünfzehn Jahren foto- und medienpädagogische Bausteine und Projekte, z.B. für SchülerInnen und Pädagogik-StudentInnen an der Pädagogischen Hochschule Freiburg. Sie arbeitet als Medienpädagogin mit verschiedensten Zielgruppen und in den unterschiedlichsten Kontexten.

Aus dieser Praxisarbeit entstand die Idee, die gesammelten Erfahrungen in Buchform zugänglich zu machen.

Die vorhandenen Projekte und Ideen sind alle (teilweise vielfach) praxiserprobt. Viele Inhalte können Sie direkt umsetzen, mit kleinschrittigen Anleitungen und Tipps für Ihre Praxis. Einige Projekte dienen als Inspiration, um eigene ähnliche Projekte durchzuführen und bieten Beispiele aus der Praxis und methodische Hinweise.

1.2 Arbeit mit dem Buch

Der vorliegende Band ist als Praxisbuch mit konkreten Anleitungen konzipiert. Das Buch hat Modulcharakter, so dass Sie auch Projektideen umsetzen können, ohne das gesamte Buch durchzuarbeiten. Falls an anderer Stelle grundlegende Inhalte aus anderen Kapiteln vorausgesetzt werden, gibt es einen entsprechenden Verweis.

Aus dem Buch lassen sich sowohl Bausteine für eine Didaktik der Fotografie im klassischen Sinne einer Fotoschule entnehmen (Schulung der Wahrnehmung, Bildgestaltung und Bildaufbau…), als auch innovative Ideen und Einzelbausteine, die sich auch für die Integration in andere Projekte oder Unterrichtseinheiten eignen.

Unsere Motivation ist es, eine Vielfalt fotopädagogischer Ideen für den Einsatz in schulischer und außerschulischer Bildungsarbeit aufzuzeigen. Dabei ist es uns wichtig, dass viele unserer Projekte ohne aufwändige technische Ausrüstung durchgeführt werden können - lediglich für einige Ideen sind Spiegelreflexkameras oder ähnlich ausgestattete Kameramodelle erforderlich. Viele Projekte lassen sich genauso gut mit dem Smartphone, einem Tablet oder einer Kompaktkamera durchführen.

Die Bausteine und Projekte sind teilweise ohne fotografische Vorkenntnisse umsetzbar, für einige sind Kenntnisse z.B. von der Arbeit mit Blendeneinstellungen oder Belichtungszeit von Vorteil - alle erforderlichen Schritte werden aber in der Beschreibung oder in separaten Info- und Arbeitsblättern erklärt.

Bezüglich der Bildbearbeitung gibt es verschiedene Möglichkeiten, welche Programme/Apps benutzt werden können. Für kleine Arbeiten bieten sich viele verschiedene Apps, sowie online-Programme an, es können auch kostenlose PC-Programme benutzt werden. Hinweise finden Sie in den entsprechenden Kapiteln. Für die didaktische Heranführung an komplexere Bildbearbeitungswerkzeuge und Arbeitsabläufe haben wir uns für die kostenlose, frei verfügbare Software GIMP entschieden. Sie ist sehr leistungsfähig und nach einer kurzen Übungsphase auch selbständig nutzbar (vgl. Richter 2012).

Die Übungen und Projekte sind in der Regel mit Hinweisen auf die Zielgruppe versehen, sowie mit Angaben zum Schwierigkeitsgrad.

In den fünf Kapiteln geht es im Einzelnen um:

Teil 1: Einführung

Angaben zu den Autoren und der Konzeption sowie eine didaktische Einführung in die Fotografie, die deren Relevanz aus pädagogisch-psychologischer Perspektive aufzeigt.

Teil 2 – Methoden

In diesem zweiten Teil geht es um einige wesentliche übergreifende Aspekte der praktischen Arbeit: Wie kann ich einsteigen – wie finde ich Ideen – wie arbeite ich zum Thema Bildrezeption – wie setze ich die Thematik Bildgestaltung konkret um.

Kapitel 3 – Rechtliche Aspekte

Auf diesen Seiten geht es um wesentliche gesetzliche Aspekte des Fotografierens, die für Fotografieren allgemein und speziell das Fotografieren in schulischen bzw. didaktischen Zusammenhängen relevant sind.

Teil 4 – Fotoprojekte

Kapitel drei ist das „Herzstück“ des Buches. Hier geht es um konkrete Projekte, die mit unterschiedlichen Voraussetzungen und unterschiedlicher Ausrüstung durchgeführt werden können. Informationen zum Alter der Schüler sowie der Schwierigkeit sowie Angaben zu dem, was bei dem jeweiligen Thema vorausgesetzt wird, erleichtern dem Leser die Orientierung und die Übertragung auf die eigene Praxis.

Thematisch geht es bei den Fotoprojekten zunächst um den Bereich der Bildgestaltung, danach das Porträt, anschließend um Makrofotografie, danach werden Projekte zur experimentellen Fotografie vorgestellt, sowie Projekte zum Thema Zeit, Bewegung „einfangen“ und Bewegungseindruck im Bild erzeugen, Projekte zum Thema öffentlicher und sozialer Raum, Dokumentation, Kunstprojekte, Medienkritik und Medienanalyse sowie Fotoprojekte im Übergang zum filmischen Arbeiten.

Teil 5 – Links und Literatur

In der Literaturliste wird die Literatur aufgeführt und teilweise kommentiert, die in diesem Buch verwendet wurde. Die Links sollen es ermöglichen, sich ohne viel Aufwand zu einzelnen Aspekten im Internet kundig zu machen, fotografische Communities kennen zu lernen und die erwähnten Werkzeuge auszuprobieren.Außerdem befinden sich im Anhang eine Regelsammlung zur Bildgestaltung und die Bildnachweise sowie technische Infos zu einzelnen Fotos aus dem Buch.

1.3 Pädagogisch-psychologische Aspekte des Fotografierens

Das Fotografieren ist aus verschiedenen Gründen besonders geeignet, Kinder und Jugendliche, vor allem auch solche mit Entwicklungsrisiken, zu unterstützen. Ein Grund ist, dass alle kreativen Verfahren eine Möglichkeit zum Selbstausdruck bieten. Ein zweiter Grund sind besonders der Fotografie als medialem Ausdrucksmittel innewohnende Eigenschaften wie leichte Zugänglichkeit und Zusammenfallen von Produktion und Produkt, wie weiter unten ausführlicher aufgezeigt wird.

Mit allen bildnerischen Aktivitäten kann das verbale Verhalten begleitet, unterstützt, verstärkt und vor- sowie nachbereitet werden. Ästhetische Aktivitäten können zum einen die sprachtragenden Funktionen (Wahrnehmung, Motorik, Soziabilität, Kognition und Emotion) unterstützen (domainunspezifische Wirkung). Darüber hinaus kann mit kreativen Aktivitäten die Sprache auf allen vier Sprachebenen gefördert werden (phonetisch-phonologische, semantisch-lexikalische, morphologisch-syntaktische und kommunikativ-pragmatische Ebene) (vgl. Quiram-Jurkiewicz und Rittmeyer 2012). Die Wirksamkeit, die auf die vier Sprachebenen bezogen ist, wird als domainspezifisch bezeichnet.

Bildnerische Verfahren sind darüber hinaus eine eigenständige Form des Ausdrucks und der Kommunikation. Sie sind ein besonderer Modus der Dialogizität (vgl. Kirchner 2006 und Uhlig 2006), der auch noch in rudimentärer Form verstanden werden kann.

„In Bildern können Gefühle kodiert werden, auch unbewusste (Angst, Hass, Aggression). Dadurch ermöglichen sie einen individuellen Ausdruck auf symbolischer Ebene, der selbst dann, wenn er elementar, rudimentär ist, im Prinzip noch verstanden werden kann.“ (Wichelhaus 1995, S.74).

Wie die Malerei und z. B. das plastische Gestalten ist auch die Fotografie eine symbolische Sprache (vgl. Craig 2009, S.25). Mit Fotografien kann man etwas ausdrücken, was nur schwer in Worte zu fassen ist. Für Menschen mit Schwierigkeiten in der Kommunikation können Fotos die Bedeutung einer neuen, umfassenden Sprache gewinnen.

Wenn der Ausdruck von Vorstellungen, Gefühlen oder (visuellen) Erfahrungen mit verbaler Sprache nicht möglich ist, können Fotografien anstelle verbaler Beschreibungen verwendet werden. Wie bestimmte Wörter in der verbalen Sprache ist es in der Fotografie beispielsweise sehr gut möglich, ein Foto als eine Metapher zu verwenden.

Durch die Darstellung von emotional Bewegendem kann etwas auf den Punkt gebracht, ausgedrückt, dadurch Distanz geschaffen und zugleich auch eine neue Einsicht und Einstellung gegenüber dem Dargestellten gewonnen werden.

Das Medium Fotografie bietet darüber hinaus die Gelegenheit zu individuellem Ausdruck. Fotografie ist eine Sprache, bei der es kein richtig oder falsch gibt und die einen unmittelbaren Zugang zu inneren Bildern mit all ihren Gefühlsqualitäten ermöglicht (vgl. Wellemeyer 2006, S.51).

Eine weitere Besonderheit der Fotografie ist ihre leichte Zugänglichkeit (vgl. Craig 2009, S.21). So ist das Aufnehmen eines Fotos mit weniger Angst vor dem Versagen behaftet als beispielsweise die Anwendung anderer kreativer Verfahren wie z. B. ein Bild malen oder ein Musikinstrument spielen.

Ein weiterer Vorteil des Fotografierens ist, dass Prozess und Produkt zusammenfallen. Der Prozess ist sehr konkret erfahrbar Das Produkt ist außerdem seit der Entwicklung der Sofortbildkamera und mehr noch der Digitalkamera sofort greifbar und noch dazu inzwischen auch annähernd kostenlos. Wegen dieser Eigenschaft ist die Fotografie übrigens auch ideal für Menschen, die Konzentrationsprobleme haben oder denen es schwer fällt, sich an Informationen zu erinnern und diese in eine Reihenfolge zu bringen. Außerdem ist die Fotografie bei gering ausgeprägter Frustrationstoleranz und Ausdauer geeigneter als beispielsweise Malen oder Zeichnen.

Neben diesen spezifischen Möglichkeiten kann sich Fotografieren auf die psychischen Funktionen Gedächtnis; Selbst-Achtung, Sozialverhalten, persönliche Weiterentwicklung und Entwicklung einer Freizeitbeschäftigung positiv auswirken. Craig macht in ihrem zwischenzeitlich auch ins Deutsche übertragenen Buch für die einzelnen Aspekte gut geeignete, leicht umsetzbare und auch auf Schüler übertragbare Aktivitätsvorschläge.

1.4 Zum Entwicklungsstand der Fotopädagogik und Fotodidaktik

Der großen Verbreitung von Fotos im Alltag besonders von Kindern und Jugendlichen steht eine Vernachlässigung der konzeptionellen aktiven Medienarbeit in Pädagogik und Didaktik gegenüber. An vielen Schulen ist Equipment kaum vorhanden. Hier betonen wir nochmals, dass die Ausrüstung in den von uns vorgeschlagenen Projekten in vielen Fällen keine tragende Rolle spielt, auch wenn sicher an einigen Stellen bestimmte Funktionen der Kamera oder eine spezielle App notwendig sind.

Im Moment wird viel über das Konzept „bring your own device“ oder BYOD diskutiertalso darüber, ob und wie der Einsatz privater Geräte in Projekten oder im Unterricht stattfinden kann sofern versicherungsrechtliche (Haftpflicht) und datenschutzrechtliche Aspekte (Recht am Bild wenn Personen mit fremder privater Kamera fotografiert werden) berücksichtigt werden.

Der Datenschutz ist auch ein Grund dafür, dass viele Projekte nicht im Internet veröffentlicht werden, und so viel fotopädagogische Arbeit im halböffentlichen Raum stattfindet.

Nur wenige Werke der Fachliteratur befassen sich monographisch mit einer Begründung und Möglichkeiten der Umsetzung fotopädagogischer Arbeit. Hier ist an erster Stelle eine Publikation von Holzwarth (2011) zu nennen, die Prinzipien fotografischer Arbeit beschreibt und sich auf 34 Seiten mit Fotografie Projekten für Kinder und Jugendliche befasst.

Ein weiteres Werk ist das Buch „Fotografieren macht Schule“ von Monica Beurer aus dem Jahre 2006, das im Einzelnen gute Hinweise für die Umsetzung gibt, aber keinen Leitfaden liefert, mit dem über einen längeren Zeitraum fotopädagogische Kompetenzen systematisch aufgebaut werden können.

Auf der theoretischen Ebene haben Holzbrecher und Schmolling in mehreren (2004 und 2006) wichtige Beiträge zu einer Begründung der Fotopädagogik geleistet. Zudem hat Holzbrecher (2013) in Fotografie – Bildungsmedium und Forschungsperspektive, Zeitschrift MedienPädagogik Themenheft Nr. 23: Visuelle Kompetenz (S. 2) als wesentliche Funktion der Fotografie die „Entschleunigung der Wahrnehmung“ herausgestellt.

Dem kommt eine immer größere Bedeutung in einer Welt des immer schneller, immer kürzer, immer neuer, immer flüchtiger bei.

Mit unserem Buch sollen nun Projekte und Praxismodule für die konkrete Anwendung in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit vorgestellt werden, und damit den Akteuren im pädagogischen Feld handlungsorientierte Bausteine an die Hand gegeben werden. Dieser Band schlägt die Brücke zwischen klassischen fotopädagogischen Bausteinen und neuen Ideen im Bereich der Grundlagen digitaler Fotografie.

In diesem Buch werden Basisprojekte für den Einsatz der Fotografie in der Bildungsarbeit gezeigt. Wir hoffen, in einem weiteren Band weitere innovative Projektideen vorstellen zu können- besonders im Bereich des künstlerischen Ausdrucks, der freizeitpädagogischen Arbeit und multimedialer Ideen. Auch das Thema Bildrezeption, das in theoretischer Form bereits im Band „Bildrezeption und Bildverstehen“ (Marotzki und Niesyto (Hrsg.) 2006) aufgegriffen wird, bietet in Verbindung mit der Betrachtung des Jugendlichen Selbstausdrucks mittels Fotografie noch weitere Anwendungsbeispiele in der Arbeit mit Jugendlichen.

2 Methoden

2.1 Einstiege und erste Fotografierübungen
2.1.1 Übung 1: Gruppeneinteilung

Für die Einteilung Gruppen beliebiger Größe:

Fotos werden nach Anzahl der gewünschten Gruppenmitglieder in Teile geschnitten.

Die Teilnehmer suchen Ihr Foto/ Ihre Gruppe.

Paare einteilen:

Foto-Paare bilden: Jeder zieht ein Foto, immer zwei Fotos gehören zusammen (gleiches Foto (z.B. Komplettansicht und Detail (Makro); oder Foto und Text oder gleiches Motiv….)

2.1.2 Übung 2: Methoden zum Kennenlernen

Fotos oder Werbeseiten aus Zeitschriften werden in die Mitte eines Sitzkreises gelegt.

Jeder wählt sich das Foto, das ihn am meisten anspricht und begründet das im Laufe der Vorstellungsrunde.

Variante für Teilnehmer, die bereits selbst fotografieren:

Die Teilnehmer legen alle gleichzeitig ein selbst fotografiertes und mitgebrachtes Bild in den Kreis (vor Kursbeginn organisieren).

Ein Teilnehmer fängt an, wählt sich ein fremdes Bild, stellt sich und seine Wahl („Was hat mich an dem Bild angesprochen?“) kurz vor.

Der Fotograf des Bildes übernimmt, sagt kurz etwas zu seinem Bild.

Dann wählt er selbst ein weiteres fremdes Bild aus, begründet seine Wahl, stellt sich vor und so weiter.

Mit dieser Methode lässt sich leicht erkennen, wer welche Vorkenntnisse oder welchen fotografischen Blick jemand hat und welche Motive die Person bevorzugt. Außerdem können nebenbei auch schon Aspekte eines guten Fotos erarbeitet werden oder die verschiedenen Genres der Fotografie herausgearbeitet werden.

2.1.3 Übung 3: Bildgestaltung

Ziel:

Grundlegende technische und gestalterische Fähigkeiten erproben und erlernen.

Handlungsschritte:

Abbildung 2 "Ganz von Unten", Fotoseminar PH Freiburg (ST) Danach werden die Bilder

Die Teilnehmer erhalten in Gruppen zu je 3-4 Personen eine Kamera und einen Stapel Karten mit Fotografier - Aufgaben.

Die Aufgaben sollten mit jüngeren Teilnehmern vor dem Fotografieren gemeinsam besprochen und erklärt werden.

Zeitbedarf: ca. 90 Minuten: Die Gruppe hat ca. 45 Minuten Zeit, um die Aufgaben zu erledigen. besprochen

Tipp: Um die Bilder sofort ansehen zu können kann man das kostenlose PC-Programm Irfanview benutzen (installierbare Version auf http://irfanview.de oder als tragbare Version von www.portableapps.com). Damit lassen sich Bilder direkt drehen (aber nur die Vorschau, die Datei wird nicht verändert). Es lohnt sich, die Grundlegenden Tastenkombinationen zu verwenden: Taste L=links drehen; R= rechts, Enter für Vollbild, Esc um aus Vollbildmodus zurück zu kommen, H spielgelt horizontal, V spiegelt vertikal, I ruft die am Bild gespeicherten Zusatzinformationen auf….

Aufgabenbeispiele:

Das Gleiche Ding in drei Fotos ganz verschieden fotografieren.

Etwas ganz von …… fotografieren.

Viel Tiefe im Bild (Vorder-, Mittel-, Hintergrund )

Verwackeltes Bild oder verwischtes Motiv.

Ein Rätselbild (Detailaufnahme) und die dazugehörende Auflösung.

Ein Bild gegen die Sonne oder eine andere Lichtquelle- einmal mit und einmal ohne Blitz.

Ein ungewöhnliches Bild machen.

Eine sehr nahe Nahaufnahme.

….

Die Aufgabenkarten „Mach ein Foto…“ zum Ausdrucken zu dieser Übung finden sie im Kapitel 5.2 .Wenn für jede Gruppe ein Kartensatz auf ein andersfarbiges Papier gedruckt wird, kann man leichter die Übersicht behalten, welche Aufgabenkarten zusammen gehören. Außerdem kann man die Gruppenordner für die Abgabe dann nach der Farbe benennen. Wenn die Karten wieder verwendet werden sollen, können sie laminiert werden,

Die Aufgabe kann entweder so durchgeführt werden, dass nur die Lösungen als Fotos von der Gruppe abgegeben werden, (ggf Dateien umbenennen, Dateiendung (z.B. .jpg) dabei unbedingt beibehalten!) oder man bespricht auch die nicht gelungenen Fotos und zeigt den Weg zum Endergebnis auf. (Was hat nicht geklappt, was wurde daraufhin verändert…).

Lernchancen:

Mit dieser Aufgabe können technische Details (Scharfstellen!, Blitz an oder aus, Gegenlichtsituationen, etc.) thematisiert werden. Aber auch Phänomene wie Linsenreflexe oder die Tiefenunschärfe können hier angesprochen werden.

Auf jeden Fall sollte bei den gestalterischen Überlegungen zu den Bildern auf den Bildrand und die Platzierung des Motivs eingegangen werden:

Ist das, worum es dem Fotografen ging, auch im Bild als Thema/Motiv erkennbar? Gerade jüngere Kinder neigen dazu, viel „Luft“ um das Motiv zu fotografieren und nicht nahe genug heran zu gehen.

Was könnte man noch weglassen, was stört, was ist vielleicht abgeschnitten und sollte drauf? Auch die Ausrichtung des „Horizonts“ (ist er gerade, oder bewusst deutlich schräg oder stört eine leichte Schräge den Bildeindruck?

Könnte das Bild durch eine geringe Veränderung des Standorts noch verbessert werden?

2.1.4 Übung 4: Bildausschnitt

Ziel:

Gute Bildausschnitte erkennen und gestalten lernen.

Erkennen, dass die Wahl eines guten Bildausschnittes (Fotomotiv) sehr individuell ist.

Erkennen, dass weniger oft mehr ist.

Material:

Ganzseitige Werbeanzeigen oder Reportage - Fotos aus Zeitschriften (möglichst komplexe Bildinhalte)

Weißes Papier zum Abdecken

ggf. Winkel aus Papier/Pappe

Zeitbedarf: insgesamt 15-25 Minuten:

Handlungsschritte:

ca. 5 Minuten Bildausschnitte auswählen

die Fotos drei Runden lang betrachten (abhängig von der Anzahl der Teilnehmer je ca. 2-4 Minuten)

ein Auswertungsgespräch am Ende (ca. 5- 10 Minuten)

Vorbereitung

Ein großer Tisch, an dem alle rundum Platz haben/ um ihn herum gehen können.

Anweisung an die Teilnehmer: Die Aufgaben still für sich ausführen. Kommentare beim gemeinsamen Betrachten möglichst vermeiden, sich die Gedanken für das Auswertungsgespräch am Ende merken.

Handlungsschritte:

Die Teilnehmer suchen sich spontan aus den (z.B. auf dem Boden) ausgebreiteten Bildern eines zur Bearbeitung heraus. (Das sollte schnell gehen, damit die Bilder insgesamt noch nicht genau angesehen wurden.)

Die Teilnehmer nehmen das gewählte Bild/ die Werbeseite mit an ihren Platz.

Jeder Teilnehmer wählt aus dem vor ihm liegenden Bild zwei (verschiedene, gute, interessante) Bildausschnitte aus. Dabei können zwei Papierschablonen (Winkel) hilfreich sein.

Tipp: Ausschnitte nur merken, nicht anzeichnen, dann kann das Material wiederverwendet werden.

Wenn alle die Entscheidung getroffen haben, legt jeder auf seinem Blatt den ersten Ausschnitt und deckt den Rest des Fotos mit weißem Papier ab, so dass nur noch der gewählte Ausschnitt als eigenständiges Foto sichtbar bleibt.

Die gesamte Gruppe wandert nun gemeinsam rund um den Tisch und schaut sich (möglichst ohne Kommentare) alle Bilder an.

Wenn alle wieder an ihrem Platz angekommen sind, folgen der zweite Ausschnitt und wieder eine Betrachtungsrunde.

Die letzte Betrachtungsrunde erfolgt, nachdem die Bilder/Werbeanzeigen komplett aufgedeckt wurden und ganz zu sehen sind.

Jetzt kann ein Austausch darüber stattfinden, was die Teilnehmer beim Betrachten wahrgenommen haben. Was ist ihnen aufgefallen, was hat sie überrascht, welche Erkenntnisse haben sie gewonnen?

Beispiele für Erfahrungen mit dieser Übung:

Weniger ist mehr, der Ausschnitt lenkt die Aufmerksamkeit auf ein Detail.

Manche Details fallen im gesamten Bild kaum auf (auch wenn sie schon als hervorgehobener Ausschnitt aus der Vorrunde bekannt waren.)

In manchen Bildern können die Teilnehmer während der Betrachtung keinen Zusammenhang zwischen den beiden Ausschnitten erkennen.

Manche Motive drängen sich auf, andere sind interessant aber höchst individuell und würden von anderen Teilnehmern teilweise so gar nicht als Motiv wahrgenommen und „fotografiert“.

Einige Ausschnitte können anders interpretiert werden als das Gesamtbild. Hier zeigt sich die Möglichkeit zur Manipulation durch weggelassen des Zusammenhangs.

Eine weitere Erkenntnis besteht darin das in einer so kleinen zweidimensionalen Wirklichkeit wie dem vorliegenden Bild bereits zahlreiche Motive vorhanden sind. Wenn die Teilnehmer später beim Fotografieren keine Bildideen entwickeln, lohnt es sich also, versuchsweise den Raum für die Motivsuche zu reduzieren anstatt zu erweitern.

Ein Beispiel dafür, wie Ausschnitte die Wahrnehmung der Welt verändern können:

http://www.boredpanda.com/broken-india-instagram-cropped-limitless/ (Zugriff vom 26.09.2019)

2.2 Arbeitshilfen / Infotexte / Arbeitsblätter
2.2.1 Überlegungen zum Kauf einer Kamera

(Arbeitshilfe für PädagogInnen 1)

Wenn keine Kompaktkamera zur Verfügung steht, kann auch sehr gut mit einem Smartphone oder einem Tablet/ Ipad in das Fotografieren eingestiegen oder längerfristig gearbeitet werden (vgl. dazu: http://www.areamobile.de/specials/24717-hilfreiche-tipps-fuer-die-handy-fotografie-gastbeitrag Zugriff vom 26.09.2019).

Der Einsatz eines Smartphones als Einstieg in das Fotografieren hat eine Reihe von Vorteilen:

Es fallen keine Anschaffungskosten an

Die Jugendlichen sind mit diesen Geräten vertraut.

Sie haben diese Geräte meist dabei und können somit immer damit fotografieren. (Bei Schulen allerdings zu berücksichtigen, wie der Umgang mit diesen Geräten geregelt ist - Schulordnung!).

Die Geräte sind unauffällig und werden nicht in erster Linie mit Fotografieren verbunden. Von daher ist die Hemmschwelle, auch im öffentlichen Leben zu fotografieren, relativ gering. (Bitte die Persönlichkeitsrechte beachtenheimliches/ ungefragtes Fotografieren von Personen sollte thematisiert werden!)

Mit diesen Geräten kann vor der Anschaffung einer Fotokamera ausprobiert werden, ob man auch langfristig am Fotografieren interessiert ist.

Wird das Thema „Fotografie“ über einen längeren Zeitraum, z. B. im Rahmen einer AG, angeboten, so ist der Kauf von Kameras oder Tablets in Erwägung zu ziehen.

Hierbei sind u. a. folgende Aspekte zu berücksichtigen:

Mit welcher Zielgruppe habe ich es zu tun? Soll die Kamera auch komplexere Anwendungen ermöglichen?

Welches Budget steht mir zur Verfügung?

Ist die Kamera für die Hände der Schüler geeignet (z. B. bei Grundschülern nicht zu groß oder zu schwer)?

Kommt auch ein gebrauchtes Modell in Frage?

Auslaufmodelle (Restexemplare, wenn ein neues Nachfolgermodell angekündigt ist) sind in der Regel technisch bewährt, aber oft viel preisgünstiger!

Habe ich auch in letzter Zeit neu aufgekommene Systemkameras im Blick? (Diese können übrigens wie auch einige Spiegelreflexkameras für Einsteiger gut verständliche Erklärungshilfen in Form eines Guide aufweisen.)

2.2.2 Auf die Haltung kommt es an!

Richtig stehen beim Fotografieren!

(Arbeitshilfe für PädagogInnen 2)

Eine stabile und sichere Haltung der Kamera dient dazu, Verwacklungen in den Bildern und damit entstehende Unschärfe zu vermeiden.

Zunächst sollte falls vorhanden der Kameragurt um den Hals gelegt werden oder das Sicherungsband am Handgelenk befestigt werden, Smartphones und Tablets sollten mit angewinkelten Armen stabil mit zwei Händen angefasst werden.

Tipp: Um Schaden an den Geräten zu vermeiden empfiehlt es sich, weitere klare Absprachen zu treffen, besonders wenn die Schüler in Gruppen unterwegs sind: die Erfahrung zeigt, dass besonders folgende Sicherheitshinweise für jüngere Kinder wichtig sind: nicht rennen mit dem Gerät; die Sicherungsschlaufen bei Fotoapparaten immer anlegen; der Person, die die Kamera gerade benutzt, diese nicht aus der Hand reißen weil man selbst was tolles entdeckt hat und es dringend fotografieren muss…

Folgende Aspekte sind für einen stabilen Stand wichtig:

Breitbeinige Position

Gerade aufgerichteter Oberkörper

Entspannte Schulter,

Linker Oberarm liegt zur Stabilisierung einer schwereren Kamera locker am Körper an

Ggf. kann man sich auch hinknien, wobei aus Stabilitätsgründen ein Bein in einem rechten Winkel aufgestellt werden sollte.

Abbildungen 3 a-c Haltungen beim Fotografieren, Abdruck mit Erlaubnis der Autorin: http://www.julijastoffersen.de/

Zu vermeiden ist es auf jeden Fall, in eine gebückte Haltung zu gehen, weil dadurch die Stabilität verlorengeht und die Bilder verwackeln können.

Aus Gründen der Stabilität ist bei Digitalkameras der Blick durch den Sucher (sofern vorhanden) dem Blick aufs Display vorzuziehen. Auf jeden Fall sollte die Kamera nah am Körper gehalten werden. Je weiter die Arme ausgestreckt sind, umso instabiler ist das Bild, da jede kleine Bewegung im Körper mit der Entfernung eine viel größere Verwacklung auslöst (vgl. Arackal 2011, 14f).

Bei Aufnahmen aus der Hand, bei denen es voraussichtlich zu einer längeren Belichtungszeit kommt kann man auch versuchen, den eigenen Körper an einer Wand zu stabilisieren oder die Kamera auf einen Untergrund/ an eine Wand zu stützen.

Wer kein Stativ mitnehmen möchte und dennoch eine stabile Lagerung für die Kamera benötigt, dem empfehlen wir, mit Dinkel- oder Kirschkernkissen oder Sandsäckchen zu experimentieren. Besonders kleinere Kameras lassen sich so in der richtigen Position abstellen. Mit dem Selbstauslöser vermeidet man Bewegungen durch das Drücken des Auslösers.

2.2.3 Die Kamera richtig halten!

(Arbeitshilfe für Pädagogen 3)

Worauf ist beim Halten einer Spiegelreflex- Kamera bzw. einer Kamera mit Zoomfunktion durch Drehen des Objektivs zu achten?

Die Kamera sollte am besten auf der linken Hand aufliegen

Das Zoomen direkt am Objektiv sollte mit dem Daumen und Zeigefinger erfolgen

Mit einer Hand festhalten, mit der anderen auslösen!

Eine Ausnahme hiervon ist jedoch das Erzeugen eines Zoombursts, wenn kein Stativ zur Verfügung steht. In diesem Falle gibt es keine andere Möglichkeit, als mit einer Hand den Auslöser zu betätigen und mit der anderen Hand das Objektiv zu drehen.

2.2.4 Motivprogramme für verschiedene Situationen (Info Text)

Hinweis: Aus diesem Info Text kann entweder ein Lückentext (siehe dazu weitere Beispiele im Buch) gemacht werden, in dem je nach Unterricht und Vorwissen der Teilnehmer unterschiedliche Wörter zu ergänzen sind oder den Jugendlichen könnte die Aufgabe gestellt werden, eine Tabelle mit den Vorzüge, Nachteilen und Besonderheiten der jeweiligen Motivprogramme zu erstellen.

Bereits vergleichsweise preisgünstige digitaler Spiegelreflexkameras sowie nahezu alle Kompaktkameras und immer mehr Smartphones bieten (auf dem Funktionsrad oder im Menu) eine größere Anzahl von vordefinierten Aufnahmemodi. Diese Voreinstellungen sind gut dazu geeignet, nahezu alle Motivbereiche mit den optimalen Voreinstellungen einzufangen, ohne sich großartig Gedanken über die besten/ geeigneten Einstellungen machen zu müssen. Von daher sind die Motivprogramme gerade für wenig erfahrene Benutzer ein guter Einstieg. Aber auch für erfahrenere Kamerabenutzer sind die Motivprogramme hilfreich. Sie entlasten in Situationen, in denen es schnell gehen soll und keine Zeit für die manuellen Einstellungen bleibt.

Abbildung 4 Einstellrad mit Motivprogrammen an der Nikon D5100 (CR)

Die gängigsten Voreinstellungen sind:

Vollautomatik

Bei dieser Voreinstellung muss der Fotograf lediglich auf das Motiv halten und abdrücken. Dies ist für den Fotografie-Start oder Situationen, in denen es sehr schnell gehen soll, von Vorteil und komfortabel. Steht mehr Zeit zur Verfügung oder bei mehr Fotografiepraxis sollten dann jedoch andere Voreinstellungen ausprobiert werden, die ebenfalls leicht einzustellen sind, aber zu besseren Bildergebnissen führen. Diese Voreinstellungen werden in der Folge vorgestellt.

Porträt

Im Wesentlichen werden hier zwei Voreinstellungen durchgeführt: die Blende wird relativ groß eingestellt und die Farbsensibilität optimiert.

Durch Blendenöffnung wird der Bereich, in dem das Foto scharf wird, relativ eng gehalten. Die fotografierte Person hebt sich dadurch vom unscharfen Hintergrund ab und erscheint plastisch. Die automatische Optimierung der Farbsensibilität im Programm Porträt bewirkt, dass Haut Töne möglichst natürlich erscheinen.

Landschaft

Beim Motivprogramm Landschaft ist die Farbsensibilität auf die in der Natur überwiegend vorkommenden Farben Grün (Wälder, Wiesen) sowie Blau (Himmel, Meer, Seen) abgestimmt. Dies bedeutet, dass die Kamera diese beiden Farben etwas „aufdreht“, damit der Himmel in kräftigem Blau und die Wiese schön „saftig-grün“ aufgenommen werden (vgl. a.a.O, S.22).

Die Blende wird von der Kamera automatisch stets soweit wie möglich geschlossen, um eine möglichst große Schärfentiefe zu erzielen. Außer für Landschaftsmotive ist dieses Programm auch gut für die Architekturfotografie geeignet.

Sport

Das Motivprogramm Sport ist für Motive gedacht, die sich mehr oder weniger schnell in Bewegung befinden. Von daher ist es nicht auf den Sport in engerem Sinne beschränkt, sondern schließt auch Motive wie sich schnell bewegende Tiere im Zoo, Möwen am Strand oder das Fotografieren eines Hochgeschwindigkeitszuges mit ein (vgl. a.a.O, S.24).

Beim Motivprogramm Sport versucht die Kamera stets die kürzest mögliche Belichtungszeit zu erzielen, weil dies Voraussetzung für ein scharfes Bild bei Bewegungen ist. Deshalb ist für den Einsatz eine sehr helle Umgebung empfehlenswert.

Standardmäßig ist aber auch die ISO-Automatik aktiviert, die die Empfindlichkeit der Kamera immer dann selbständig nach oben reguliert, wenn die Belichtungszeit zu lang zu werden droht (vgl. ebd.).

Kinder

Das Motivprogramm „Kinder“ weist einerseits Übereinstimmungen zum Motivprogramm Sport auf, geht andererseits aber noch darüber hinaus. Wie das Motivprogramm Sport hat das Motivprogramm Kinder möglichst kurze Belichtungszeiten, um die stets in Bewegung befindlichen Kinder scharf abzulichten. Darüber hinaus weist das Motivprogramm „Kinder“ noch zwei weitere Einstellungen auf, die das Sportgramm nicht hat: einmal die erhöhte Farbsättigung, welche die Farben Rot, Grün und Blau kräftig leuchten lässt und zum Zweiten eine Einstellung, die die Haut Töne optimal im Sinne von natürlich erscheinen lässt (ähnlich wie das Porträt). Zusammengenommen kann das somit als eine Mischung aus Sport- und Porträt-Motivprogramm begriffen werden und stellt damit eines der komplexeren Motivprogramme dar (vgl. a.a.O., S.23).

Makro

(bei einigen Kameramodellen eine extra Kamera-Funktion, oft durch ein Blumensymbol gekennzeichnet) Makro-Fotografien gehören zu den beliebtesten Kategorien von Foto-Amateuren. Das Motiv-Programm aktiviert zwar selbständig die optimalen Voreinstellungen für Makro-Aufnahmen. Dennoch können diese damit nicht mal eben auf die Schnelle geschossen werden. So gelingen wirklich hochwertige Makros beispielsweise nur mit einem entsprechenden Makro-Objektiv. Außerdem ist die Verwendung eines Stativs dringend zu empfehlen.

Für ein gutes Makro sollte außerdem vom Autofokus auf den manuellen Fokus umgeschaltet werden und statt des Automatik-Blitzes entweder kein Blitz (bei genügend Licht) oder ein Aufsteckblitz verwendet werden.

Aber auch mit immer mehr Smartphones lassen sich gelungene Makroaufnahmen ohne aufwendige Kameratechnik herstellen. Für Projekte wie die „Lilliputwelt“ kann ein Smartphone oder Tablet erstaunlich gute Dienste leisten.

Nachtportrait-und Feuerwerksmodi

Diese Funktionen dienen dazu, Langzeitbelichtungen durchzuführen. Bei einigen wird der Blitz abgefeuert und danach das Hintergrund-Restlicht eingefangen. So lassen sich Portraits in dunkler Umgebung fotografieren. Der reine Blitz würde nur den Vordergrund, und das auch nicht stimmungsvoll, einfangen.

Wichtig bei diesen Modi: Stativ benutzen oder Kamera fixieren!

Diese Langzeit- Modi können auch Verwendung finden, wenn mit längerer Belichtungszeit experimentiert werden soll (z.B. Lichtmalerei, Zoom-Burst auf Lichtquellen) und sich die Belichtungszeit an der Kamera nicht gezielt einstellen lässt.

2.2.5 Das „Lichtfenster“: Die Blende – Infoblatt

(Die roten Wörter sind die späteren Lücken und werden auf dem folgenden Arbeitsblatt unten aufgeführt)

Die Blende ist eine mechanische Vorrichtung im Objektiv, mit der sich die Weite der Objektivöffnung regeln lässt. Sie besteht in der Regel aus mehreren Lamellen, die eine polygonale (vieleckige) Öffnung bilden. Über die Blende kann man steuern, wieviel Licht auf den Sensor fällt.

Die Blende wird als Blendenzahl angegeben. Diese ergibt sich aus dem Verhältnis von Brennweite (z.B. Weitwinkel oder Tele-Objektiv) zu Öffnungsweite der Optik (Blendenöffnung).

„Eine geschlossene Blendenöffnung erzeugt eine große Blendenzahl – zum Beispiel Blende ƒ16.“

Abbildung 5 Offene und geschlossene Blende (Bearbeitung (ST), Pixabay Lizenz CC0)Quelle: http://www.markuswaeger.com/2011/03/25/kreativ-fotografieren_blendenschritte/ (Zugriff vom 20.1.2020)

Die Wahl der Blende ist entscheidend für das Phänomen „Tiefenschärfe“.

Ist die Blende geschlossen, so fällt wenig Licht ein, aber der Bereich, der scharf abgebildet wird, ist groß (große Tiefenschärfe).

Ist die Blende geöffnet, fällt viel Licht ins Objektiv. Die Schärfe um den scharf gestellten Bereich herum nimmt schnell ab (geringe Tiefenschärfe).

Bei Kompaktkameras und Smartphones etc. ist dieser Effekt oft nicht sehr ausgeprägt, da der Unterschied zwischen der kleinsten und größten Blende kaum ins Gewicht fällt.

Tipp: Um mit der Kompaktkamera größere Unschärfe im Bildverlauf zu erzeugen muss man das Motiv heranzoomen und/oder auch mit der Kamera sehr nah an das Motiv gehen. Ist die Entfernung Fotograf-Motiv wesentlich kleiner als die Entfernung Motiv-Hintergrund, wird der Hintergrund eher unscharf abgebildet.

2.2.6 Das „Lichtfenster“: Die Blende – Arbeitsblatt

Die ___________ ist eine __________________ Vorrichtung im _______________, mit der sich die Weite der Objektivöffnung regeln lässt. Sie besteht in der Regel aus mehreren ______________, die eine ___________________ Öffnung bilden. Über die Blende kann man steuern, wieviel ____________ auf den Sensor fällt.

Die Blende wird als _____________ angegeben. Diese ergibt sich aus dem Verhältnis von Brennweite (z.B. Weitwinkel oder Tele-Objektiv) zu Öffnungsweite der Optik (Blendenöffnung).

„Eine _____________ Blendenöffnung erzeugt eine große Blendenzahl – zum Beispiel Blende ƒ16.“

Abbildung 6 Offene und geschlossene Blende (Bearbeitung (ST), Pixabay Lizenz CC0)Quelle: http://www.markuswaeger.com/2011/03/25/kreativ-fotografieren_blendenschritte/ (Zugriff vom 20.1.2020)

Die Wahl der Blende ist entscheidend für das Phänomen „Tiefenschärfe“.

Ist die Blende geschlossen, so fällt ________________ ein, aber der Bereich, der ____________________ wird, ist groß (________________________).

Ist die Blende geöffnet, fällt viel Licht ins Objektiv. Die Schärfe um den scharf gestellten Bereich herum nimmt schnell ab (geringe Tiefenschärfe).

Bei Kompaktkameras und Smartphones etc. ist dieser Effekt oft nicht sehr ausgeprägt, da der Unterschied zwischen der kleinsten und größten Blende kaum ins Gewicht fällt.