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»Es war im Frühjahr 1943, daß ich den seltsamen Roman zu schreiben begann, den ich vor einigen Monaten beendete u. aus dem ich Ihnen heute ein paar Abschnitte vorlesen darf.« Heute, das war in diesem Fall der 8. Juni 1947, an dem Thomas Mann im Zürcher Schauspielhaus aus dem ebenfalls 1947 erschienen Roman las. Seine Einführung basiert auf einem Konzept, das sich für die Lesungen in weiteren schweizerischen Städten in den darauffolgenden Wochen als nützlich erwies: Eine Textlücke im Manuskript erlaubte es, die Einführung zu variieren und dem jeweiligen Ort anzupassen. Hier bezieht sich das dritte der vier Fragmente auf Zürich, auf jenes Theater, das »mit seiner gesamten Produktion der umringenden Tyrannei so kühn und unverängstigt die Stirn geboten« hatte wie kein anderes. Der entsprechende Abschnitt wurde in einem Programmheft des Schauspielhauses abgedruckt (August/September 1947), hingegen scheint sich beispielsweise das vierte Fragment dieser Version auf einen anderen Lesungsort zu beziehen.
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Seitenzahl: 13
Thomas Mann
[Fragmente von Einführungen zu Vorlesungen aus »Doktor Faustus« in der Schweiz, 1947]
Essay/s
Fischer e-books
In der Textfassung derGroßen kommentierten Frankfurter Ausgabe(GKFA)Mit Daten zu Leben und Werk
Dies ist ein Wiedersehen, ein sehr rührendes für mich und eines, das von Trauerstimmung umflossen ist. Auf dieser Bühne, in diesem Stuhl, an diesem Tisch saß ich vor 9 Jahren, am Vorabend meiner Abreise von Zürich, und las Ihnen – ich sage Ihnen und einige von Ihnen sind wirklich auch damals dabei gewesen – ein Kapitel aus dem Goethe-Roman vor, an dem ich damals arbeitete. Nun stellt das Leben, das traumhafte Leben, diese Situation wieder her, sodaß die ganze Zeitmasse zwischen jetzt und damals versunken schien und Jetzt und Damals in einander verschwimmen.
Und doch, was haben wir alles erlebt, Sie hier, und ich dort drüben in den United States, wohin ich damals nach jener Vorlesung abreiste! Welche Erschütterungen, Beängstigungen, Glaubensprüfungen, Glaubensbestätigungen, die dann aber auch keine reine Freude waren, haben diese 9 Jahre mit sich gebracht!
Ich bin nicht gern von der Schweiz geschieden .... Aber ohne die auch mir heilige Neutralität dieses Landes zu verletzen – – –