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Französische Liebesnächte Yvonne war viel zu jung, viel zu schön und das Verlangen nach Liebe, das in ihrem schlanken, biegsamen Körper pulsierte, war viel zu groß, als daß sie noch viel länger das einsame Leben einer Witwe hätte führen können, die zwar wohlhabend war, aber zurückgezogen in einem feudalen Landhaus vor den Toren von Paris lebte. Viele Männer warben um Yvonnes Gunst. Aber keiner hatte es bislang vermocht, ihr Herz zu erobern, welches sich nach der potenten Kraft eines wirklichen Mannes sehnte, der die schwelende Unruhe ihres Schoßes zügeln konnte. Der junge Graf, der auf dem Schloss nebenan wohnte, konnte dies ehr wohl. Mit ihm, dem kühnen Draufgänger und Weiberhelden, erlebte sie dann auch den süßen Sinnentaumel einer heißen Liebesnacht. Doch den Grafen lockte es nach Paris, wo er, der eine feste Bindung an eine Frau ohnehin scheute, ein ausschweifendes Leben führte. Dabei vergaß er die schöne Yvonne, die sich in Sehnsucht verzehrte, fast völlig. Je länger die Trennung dauerte, desto größer wurde die Liebe zu ihm …
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Seitenzahl: 185
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eBook-Ausgabe 08/2018
Edition Stephenson - #0046
© Carl Stephenson Verlag GmbH & Co. KG, Schäferweg 14, 24941 Flensburg Alle Rechte vorbehalten einschließlich der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien E-Mail: [email protected] Internet: www.stephenson.de Besuchen Sie uns auf www.stephenson.de Ein großes erotisches Verlagsprogramm erwartet Sie dort. eISBN 978-3-7986-0986-0
Der warme Frühlingstag war viel zu schwül für die Jahreszeit. Madame Yvonne Gamelin hatte sich in den temperierten Wintergarten auf das breite Ruhebett zurückgezogen, neben dem zur Linken ein zierliches Tischchen stand, dessen Marmorplatte eine Karaffe mit gekühltem Himbeersaft und eine große Silberschale voller kandierter Früchte trug.
Die bunte Markise milderte das gleißende Sonnenlicht. Die gedämpfte Helligkeit tat Yvonne Gamelins großen, stets ein wenig erstaunt dreinblickenden Augen wohl.
Yvonne war eine voll erblühte Frau von 22 Jahren, die um ihre unbestrittenen Reize wusste. Die Avancen der Männer unterstrichen ihre Schönheit deutlicher als ein zärtlich schmeichelnder Spiegel. Ihr ebenmäßiges Gesicht mit dem zierlichen Näschen und dem üppigen Mund begeisterte selbst ihre erbittertsten Rivalinnen. Und der kokette Aufschlag ihrer langbewimperten Lider war dazu angetan, Jünglinge wie Greise gleichermaßen zu verwirren.
Allerdings hatte Madame Yvonne die Augen jetzt geschlossen, um der gewohnten mittäglichen Erholung zu pflegen, welche ihrem bezaubernden Aussehen so förderlich diente. Reglos wie eine aus glattem Marmor gemeißelte Aphrodite lag sie auf der weichen Ottomane. Kein Kleidungsstück versuchte die Anmut ihres schwellenden Leibes zu mindern, der wie ein Inbegriff erotischer Sünde aussah. Nur das lange, goldblonde Haar, das mit dem um eine Nuance dunkler schimmernden Vlies im warmen Dreieck ihres Schrittes korrespondierte, floss ihr zärtlich weich über die schmalen Schultern.
Die Rechte ruhte untätig im sinnlichen Schoß, als müsse sie seine einladende Blöße bedecken, während die linke Hand sich sanft unter den Kopf geschoben hatte. Die zierlichen Füße waren auf ein kleines Kissen gebettet, mit dessen flauschigen Quasten die Zehen gelenkig spielten. Aber trotz dieser kurzweiligen Beschäftigung blieben die schlanken, langen Beine fest geschlossen, als gelte es jederzeit auf der Hut zu sein.
Yvonne Gamelins Brüste wölbten sich in verführerischem Schwunge wie zwei Hügel grenzenloser Lust. Die sinnlichen Hüften rundeten sich in ausladender Kühnheit so aufreizend, dass kein zufälliger Betrachter ruhig geblieben wäre.
Viele Männer warben um Yvonnes Gunst. Aber noch keiner hatte es vermocht, ihr Herz zu erobern. Denn seit dem Tode ihres Gatten, des recht wohlhabenden Kaufmannes Alexandre Gamelin, lebte sie zurückgezogen in ihrem feudalen Landhaus vor den Toren von Paris, wo sie nur die Domestiken um sich duldete und sonst keinen Menschen. Sie müsse, so erzählte man sich, zunächst einmal Abstand gewinnen von dem schweren Verlust, der sie getroffen hatte. Dabei lag der unselige Tag, an welchem ein heimtückisches Fieber den nicht mehr ganz jungen Handelsherrn hinweggerafft, schon mehr als zwei Jahre zurück.
Während sie sich mit geschlossenen Augen entspannte, dachte Yvonne ohne sonderliche Gefühlsregungen an den verstorbenen Alexandre. Unwillkürlich verglich sie ihn mit dem kräftigen, lebensstrotzenden Gärtner, wobei der Tote nicht gerade vorteilhaft abschnitt.
Monsieur Gamelin hätte gut und gerne ihr Vater sein können. Zudem war er klein und beleibt, wenn man ihn nicht gar als korpulent bezeichnen wollte. Sein Asthma, das Yvonne anfangs in kindlicher Naivität für vitale Leidenschaft gehalten hatte, ließ die körperliche Spannkraft stets rasch erlahmen, was die junge Frau jedoch mangels besserem Wissen noch geduldig hinnahm. Das vom vielen Trinken aufgedunsene, viel zu feiste Gesicht mit dem massigen Doppelkinn jedoch blieb für Yvonne bis zum letzten Atemzuge ein familiäres Greuel, welches nur von dem sagenhaften Reichtum Alexandres erfolgreich gemildert wurde. Denn Geld überbrückt oft die tiefsten Klüfte.
Dennoch war Yvonne ihrem Gatten zu allen Zeiten eine treue Ehefrau gewesen, die ihn nicht ein einziges Mal hintergangen hatte, obwohl sich ihr täglich ungezählte Gelegenheiten boten. Denn die jungen Kavaliere umschwärmten sie wie Bienen den Honig, und der gute Alexandre war sehr oft und ausgedehnt in Geschäften unterwegs.
Vielleicht hätte Madame Yvonne ihre Tugend nicht gar so standhaft bewahrt, aber sie wollte das Leben in sagenhaftem Luxus nicht durch einen flüchtigen Fehltritt aufs Spiel setzen. Umso weniger, als ihr Gatte in dieser Hinsicht nicht mit sich spaßen ließ und in beiläufigem Gespräch warnend mit rigoroser Scheidung ohne die geringste Abfindung gedroht hatte. Yvonne indessen, die aus sehr armen Verhältnissen stammte, spürte nicht die geringste Lust, in die nur zu gut bekannte Mittellosigkeit zurückgestoßen zu werden, die ihr tausendmal unerträglicher erschien als körperliche Entsagung, zumal ihr die sexuelle Erfüllung, das Ziel aller heimlichen Wünsche jeder Frau, noch niemals zuteil geworden war.
So blieben die Triebe ihres aufreizenden Körpers auch weiterhin ungeweckt, ohne dass Yvonne unter dem Mangel an erotischer Betätigung über Gebühr gelitten hätte. Denn was man nicht kennt, dass vermisst man nur selten.
Hin und wieder jedoch geschah es, dass Madame Yvonne sich nach der potenten Kraft eines wirklichen Mannes sehnte, der die schwelende Unruhe ihres Schoßes mit gezielten Zärtlichkeiten zügelte. Der Gärtner Louis zum Beispiel, der immer so unanständig enge Beinkleider trug, war anscheinend wie geschaffen dazu. Und immer, wenn Yvonne sich plastisch vorstellte, was sich hinter der prall gewölbten Knopfleiste seiner Hosen lauernd verbarg, wurde ihr ein wenig schwindelig.
Ihre Gedanken schweiften vom toten Alexandre zum verdammt lebendigen Louis über, und ein leiser Seufzer entrang sich ihrer üppigen Brust. Trotzdem wäre es ihr nie und nimmer in den Sinn gekommen, sich mit einem dienstbaren Geist zu paaren, auch wenn er noch so kühn und mannbar aussah. Denn zwischen Herrschaft und Gesinde gab es naturgegebene Grenzen, die niemand ungestraft überschreiten durfte. Die Reue dauerte dann vielleicht ein Leben lang. Bot man dem Teufel den kleinen Finger, dann wollte er sicherlich bald die ganze Hand. Mit dem Schoß mochte es nicht viel anders sein.
Die umsichtige Vernunft hinderte Yvonne jedoch nicht daran, sich auf dem breiten Ruhebett in ausschweifenden Phantasien zu ergehen. Sie malte sich sehr bildhaft aus, wie der nackte Gärtner Louis sich ihr in stolzer Pose kühn näherte, wie er sich triumphierend über sie beugte und ihre sensiblen Brüste streichelte, wie er mit festem Griff ihre wehrlosen Beine spreizte und, ohne ihren schwachen Widerstand überhaupt zur Kenntnis zu nehmen, mit seinem mächtigen Glied sieghaft in ihren wohlbehüteten Schritt eindrang.
Bei dieser süßen Vorstellung war es ihr, als krabbelten tausend Ameisen zwischen ihren Schenkeln. Ein unverschämter Kitzel breitete sich in ihrem Schoß aus, so dass sie mit den Fingern der Rechten nach dem Herd der Unruhe griff und sich eigenhändig Linderung zu verschaffen begann. Zuerst rieb sie die beiden Rosenblätter sanft aneinander. Doch als sich der Reiz zu unzähmbarer Lust verstärkte, da intensivierte sie die masturbierenden Bewegungen in einem hemmungslosen Affekt, der ihr schier die Besinnung zu rauben schien.
Ein wohliges Gefühl überflutete ihren Unterleib und breitete sich rasch über den ganzen Körper aus. Der Lustreiz ging über in einen unbeschreiblichen Rausch, welcher Yvonne erschauern ließ. Bald stieß sie leise, spitze Schreie aus. Nun nahm sie auch noch die andere Hand zu Hilfe. Ihr Becken hob und senkte sich stoßweise und hart.
Aber plötzlich ebbten die heißen Empfindungen wieder ab, ohne dass Madame Yvonne Gamelin den Gipfel der Seligkeit erreicht hätte. Das Intermezzo klang unbefriedigt aus, wie immer, wenn sie einmal Hand an sich legte, was selten genug geschah. Und weil sie es nicht besser kannte, tröstete sie sich mit der resignierenden Feststellung, dass es keine wirkliche Erfüllung gab, zumal auch Alexandre sie ihr zu Lebzeiten niemals hatte schenken können. Man musste sich damit abfinden, dass der Genuss unzulänglich war wie alles im Leben. Mit geröteten Wangen ließ Madame Yvonne von sich ab. Ihr Busen wogte in nachklingender Anstrengung, und ihre Atemzüge normalisierten sich nur allmählich wieder, obwohl doch kaum etwas Nennenswertes geschehen war. Denn ein Anfang ohne Vollendung wird immer nur sinnloses Stückwerk bleiben.
Erschöpft überlegte die junge Frau, was sie wohl falsch machen mochte. Denn sie wusste sehr wohl, dass es irgendwo eine körperliche Erlösung geben musste, von der sich ihre Unwissenheit nichts träumen ließ, auch wenn sie sich noch so sehr um die Entdeckung des unaussprechlichen Geheimnisses bemühte. Aber sie ahnte, dass sie eines Tages dem Mysterium auf die Spur kommen würde. Allerdings hat man mit 22 Jahren nicht mehr allzu viel Zeit, das Rätsel der Erotik zu lösen. Andere Frauen waren in diesem empfehlenswerten Alter schon die Geliebten ungezählter feuriger Liebhaber gewesen. Und die Gräfin Dubarry, glaubte Yvonne einmal gehört zu haben, legte seinerzeit bereits mit 19 Lenzen den König Louis an die Kette.
Der Hufschlag eines Pferdegespannes riss die Träumende aus ihren Gedanken. Federnd rollte eine Kutsche auf dem Kiesweg vor dem Portal aus. Die Rosse schnaubten vernehmlich.
Und dann schellte auch schon die Glocke aus Messing neben der Haustür. Ihr voller Klang hallte gellend durch das geräumige Vestibül.
Yvonne streckte sich wohlig aus. Sicher würde das Hausmädchen Fanni gleich herbeieilen und den Besucher bescheiden, dass Madame die Ruhe pflegte.
Eine dicke Fliege umkreiste hartnäckig die kandierten Früchte. Ihr aufdringliches Surren unterstrich die mittägliche Stille, die friedlich auf Haus und Garten lastete.
Wieder läutete die Glocke. Diesmal länger und eine Spur drängender. Gleich darauf knarrte die Haustür. Feste Männerschritte kamen die wenigen Stufen zum Wintergarten herauf.
Die nackte Hausherrin fühlte das Herz bis zum Halse schlagen. Wo, um alles in der Welt, mochte Fanni nur stecken? Warum hatte sie nicht geöffnet?
Und plötzlich schoss es Madame Gamelin durch den Kopf, dass sie ja Fanni ins nahe Dorf geschickt hatte. Himmel, wie konnte sie das nur vergessen! Sie war jetzt völlig schutzlos und mutterseelenallein im Hause!
Ihr blieb keine Zeit mehr, sich etwas überzuwerfen.
Ihre Kleider lagen unerreichbar auf der Bergére im Salon.
«Hallo?» rief eine volle, sonore Bassstimme fragend. «Ist niemand da?»
Es klopfte verhalten am Rahmen der offenen Tür, und schon trat ein eleganter Monsieur ein, in welchem Yvonne den Grafen von Estiché erkannte, den Herrn des benachbarten Landgutes, dessen Felder und Wiesen an die ihren grenzten.
Yvonne machte aus der Not eine Tugend. Weil sie wusste, wie lächerlich eine unbekleidete Frau wirkt, die verschämt und genierlich ihre Nacktheit zu bedecken versucht, traf sie keine Anstalten, sich von der Liegestatt zu erheben. Denn was sich bei einer raffinierten Kokotte in den Wellenlinien ästhetischer Schönheit abspielte, das sieht, von einer braven und ungeübten Bürgersfrau dargeboten, höchstens peinlich aus.
Madame Yvonne Gamelin tat das Beste, was sie hätte tun können. Sie stellte sich ganz einfach schlafend, in dem Bewusstsein, dass sie sich ihres makellosen Leibes nicht zu schämen brauchte. Durch die fast völlig geschlossenen Lider gewahrte sie nicht unzufrieden, wie der stattliche Graf suchend in die Runde schaute und bei dem unvermuteten Anblick, den sie ihm bot, sichtlich zusammenzuckte.
«Ooooh», flüsterte er überwältigt, wobei er sich in verständlicher Erregung ans Herz fasste. «Welch herrliches Bild! Keine Aphrodite könnte schöner sein!
Er näherte sich unsicher.
Yvonne stockte der Atem. Die Schläfen schienen unter dem dröhnenden Pulsschlag zerspringen zu wollen. Das Herz weitete sich süß in ihrem vollen Busen.
Jetzt beugte sich der Graf über die scheinbar Schlafende. Seine Augen liebkosten ihre unverhüllte Gestalt vom Scheitel bis zur Sohle. Ein unbeschreibliches Verlangen erfüllte ihn. Er konnte sich einfach nicht sattsehen an den schwellenden Reizen der Wehrlosen, die sich sonst immer so abweisend und unnahbar gab.
Einen Moment lang zögerte der Graf von Estiché. Dann fasste er nach Yvonnes leblos herabgeglittenen Rechten, führte sie an die Lippen und bedeckte den Handrücken mit einem anbetenden Kuss, der Yvonne wohlig erschauern ließ.
Wäre der Graf just in diesen Sekunden kühner geworden, Yvonne wusste nicht genau, ob sie ihm widerstanden hätte. Denn es war einfach zu schön, dem männlichen Kavalier in hilfloser Nacktheit ausgeliefert zu sein. Zu plötzlich hatte sich diese pikante Situation ergeben. Und warum sollte auch eine tugendhafte Schöne nicht einmal schwach werden dürfen? Schließlich lebte Yvonne Gamelin schon lange genug in ihrer selbstauferlegten Askese.
Dauernde Entsagung ist lediglich das Vorrecht frommer Nonnen, deren Sinne einzig und allein auf das Jenseits gerichtet sind. Immerhin war der Graf ein anziehender Mann, in dessen Armen schon viele ehrbare Damen sowohl Schamhaftigkeit als auch Gegenwehr aufgegeben hatten, wie man in den Salons der Nachbarschaft hinter vorgehaltener Hand ausgiebig zu berichten wusste.
Madame Gamelin nahm sich mit aller Kraft zusammen, um sich nicht durch einen Seufzer oder eine andere unbedachte Reaktion zu verraten. Denn sie wollte den Edelmann nicht über Gebühr provozieren. Das, was soeben hier vorging, genügte ihrer ausschweifenden Phantasie völlig. Einen größeren Nervenkitzel hätte sie im Augenblick auch gar nicht zu ertragen vermocht, zumal sie in erotischer Hinsicht wahrlich niemals verwöhnt worden war.
Der Graf gab ihre Hand frei. Behutsam ließ er sie zurück auf das Laken gleiten. Einen zögernden Moment lang überlegte er, ob er seine Lippen nicht in stummer Würdigung weiblicher Vollkommenheit auf Yvonnes Nabel oder gar ihren unschuldigen Schoß drücken sollte. Doch dazu gebrach es ihm an Mut. Mit einer entsagenden Bewegung richtete er sich wieder auf.
Schweratmend warf der Graf einen letzten Blick auf Madame, deren marmorgleicher Leib sich ihm noch immer reglos offenbarte, dann verließ er den Wintergarten, erfüllt von einer Stimmung, in der sich Euphorie und Bedauern die Waage hielten. Ein nur zu gut bekanntes Gefühl durchrieselte dabei seine kraftvollen Lenden. Es kostete ihn ziemliche Überwindung, stark zu bleiben und nicht umzukehren.
Bevor er aus dem Haus trat, ordnete der Landedelmann den Inhalt seiner Beinkleider, die ihm schier zu eng geworden zu sein schienen. Dabei stieß er einen unbeherrschten, gleichwohl leisen Fluch aus, weil ihn das schwache Fleisch allzu sehr peinigte.
Mit gemessen zur Schau getragener Beherrschung öffnete der Graf die Tür, um zu seiner Kutsche zurückzukehren, als er auf der Schwelle mit dem geschwind heimkehrenden Hausmädchen Fanni beinahe zusammenstieß.
«Himmel!» entfuhr es dem hübschen Kind. «Herr Graf haben mich aber ganz schön erschrocken!» «Erschreckt», korrigierte er Fanni nachsichtig, wobei er sie prüfend von oben bis unten musterte. «Sehe ich denn wirklich so furchterregend aus?» «Keinesfalls», beeilte sich das Hausmädchen zu sagen. «Aber ich war nicht darauf vorbereitet, in der halbdunklen Halle einem Manne zu begegnen.» «Eine hübsche Mademoiselle sollte immer damit rechnen, einen Monsieur zu treffen», belehrte er sie lächelnd, ohne den Blick von ihr zu wenden.
Fanni besaß nicht die schwellenden Formen von Madame Gamelin, obwohl sie nur wenige Lenze jünger war. Sie hatte ein natürlich anmutiges Gesicht mit glänzenden braunen Augen, die keck und gleichzeitig hungrig blickten. Ihre volle Brust trug sie herausfordernd im freigebigen, beinahe gewagten Dekolleté. Wenn sie ging, wiegten sich ihre sinnlichen Hüften und die harmonischen hinteren Rundungen in einer aufreizenden Weise, die jeden Mann erregte.
«Ein Hausmädchen hat stets demütig und züchtig zu sein», entgegnete sie artig, wobei sie dem Grafen jedoch einen feurigen Blick zuwarf, in welchem eine spöttische Herausforderung aufblitzte.
«Gut gebrüllt, du temperamentvolle Löwin!» Er fasste sie anerkennend an den Schultern, und der Kitzel, den Madame Gamelins Anblick in seinen Lenden entfacht hatte, verstärkte sich.
«Und nun lassen Sie mich bitte vorbei!» Fanni drückte ihren vollen Einkaufskorb mit beiden Händen an sich, wobei sie an dem Grafen vorüber zu schlüpfen versuchte.
«Gemach, gemach», lachte er betont harmlos und nahm ihr mit einer Höflichkeit, die einem Manne blauen Geblütes einem dienenden Mädchen gegenüber nicht ziemte, den Korb galant ab.
Sie duldete es zwangsläufig und schritt durch die Halle voran in die Küche, die sich zum Kräutergärtlein hin erstreckte. Graf Estiché folgte ihr in kurzem Abstand.
In Fannis Nacken kräuselten sich braune Locken. Ihre Haut, soweit sie sichtbar war, schimmerte in einem leicht elfenbeinfarbenen Pastellton, der kontrastreich gegen die hellgrüne Bluse abstach, die Fannis Oberkörper prall umschloss.
Zu einem anderen Zeitpunkt hätte Gaston Graf von Estiché die hübsche Fanni schwerlich beachtet. Denn er pflegte — wie alle Herren von Stand — nur Kontakt mit Damen ebenbürtiger Herkunft. Doch weil ihn Madame Yvonne ungewollt in körperliche Erregung versetzt hatte, nahm er es im Augenblick mit Fannis niederem Rang nicht gar so genau. Ja, merkwürdigerweise provozierte ihn die einfache, unverbildete Anmut des hübschen Kindes vom Lande über alle Maßen. Und er schalt sich insgeheim einen Narren, dass er nicht schon früher auf die Reize des Hausmädchens aufmerksam geworden war. Ihm schien, als sei er bisher blind für die Verlockungen der gemeinen Schöpfung gewesen.
In der Küche angekommen, deutete Fanni neben dem blankgescheuerten Tisch auf den gekachelten Boden: «Stellen Sie den Korb nur einfach hier ab, Herr Graf! Vielen Dank für Ihre ritterliche Hilfe!» Er setzte den geflochtenen Behälter auf die Erde. Und weil er keinen passenden Ansatzpunkt fand, wandte er sich wieder zur Tür, zumal er nicht recht wusste, wie man mit einfachem Küchenpersonal verkehrt, ohne sich seiner Würde zu begeben.
Auf halbem Wege jedoch hielt er, einer plötzlichen Eingebung folgend, inne und drehte sich noch einmal um. Er sah animiert, wie sich Fanni arglos nach dem Korb bückte, so dass er einen ausführlichen Blick auf die langen, schlanken Beine unter dem Rock erhaschen konnte. Zu allem Überfluss quollen auch noch die beiden prallen Liebesäpfel, den physikalischen Gesetzen der Schwerkraft unterworfen, aus dem einladenden Ausschnitt der Bluse.
Leise und mit angehaltenem Atem schlich sich der Graf zurück. Und blitzschnell schob er seine Hand unter Fannis Rock, wo sie auf Anhieb den neuralgischen Zenit ihres Schrittes fand, dessen Zugang durch kein überflüssiges Wäschestück behindert wurde. Denn die Mädchen auf dem Lande lieben es an heißen Sommertagen viel luftiger als die feinen Damen aus der Stadt.
Fanni zuckte nur leise zusammen. Aber sie sagte nichts. Vielmehr versuchte sie sich zu entspannen und alle Muskeln zu lockern. Ob sie ihn aus lähmender Überraschung oder aus sinnlichem Genuss gewähren ließ, vermochte der Graf nicht zu sagen. Und er wollte es auch gar nicht wissen. Zu süß lockte Fannis Liebesfrucht, die sich seiner Hand wie von allein öffnete.
Gaston von Estiché wog Fannis Kleinod prüfend zwischen den Fingern. Deutlich fühlte er das Blut im lebendigen Schritt der Kleinen pulsieren. Und süßer Honig begann seine Fingerspitzen zu netzen. Nur langsam richtete sich Fanni auf, als fürchte sie, den Grafen mit einer zu plötzlichen Bewegung zu vergrämen.
«Genug», flüsterte sie zitternd. «Genug!»
Sie wandte ihren Kopf zu ihm und fuhr sich mit der spitzen Zunge über die lockenden Lippen. Dabei hob sie lauschend den Kopf und deutete mit dem weich geschwungenen Kinn warnend zur Tür. «Madame Gamelin schläft fest», raunte Gaston ihr beruhigend zu. «Von ihr droht uns keine Gefahr!» Da drehte sich Fanni vollends um. Dabei quittierte sie mit einem leisen Ausruf der Enttäuschung, dass die Hand des Grafen den Kontakt zu ihrer Märchengrotte unterbrach. Sie empfand das abrupte Ende der zärtlichen Liebkosungen als schmerzhaft, und sie verhehlte nicht, dass sie sich nach einer Fortsetzung sehnte.
«Küssen Sie mich!» Sie drängte sich verlangend in seine Arme. Ihr Busen ruhte wogend an seiner gestärkten Hemdbrust. Ihr halbgeöffneter Mund bot sich dem Grafen willig an.
In einem glühenden Kusse fanden sich ihrer beider Lippen. Die Zungen umspielten einander gierig. Gaston schien Fanni den Atem aus den Lungen zu saugen, so sehr ergriff er Besitz von dem süßen Mädchen.
Seine Finger wühlten unbeherrscht in ihrem Venushügel. Fannis Hand, die keiner Führung bedurfte, betastete wissend die Wölbung seiner Hose und drückte erregt die gräfliche Lanze.
Gerade wollte Gaston die niedliche Fanni über den Küchentisch legen, als Madame Gamelin aus dem Wintergarten nach ihr rief: «Fanni! Wo steckst du denn nur? Ist Besuch gekommen? Wer hat denn nur vorhin an der Haustür geschellt?»
«Es geht jetzt nicht», flüsterte Fanni dem Grafen erhitzt ins Ohr. «Es ist unmöglich, so gerne ich Ihnen zu Diensten sein möchte!»
Sie machte sich frei, fuhr sich mit den Händen durch das dichte Haar und rückte die apfelrunden Brüste im Ausschnitt wieder zurecht. Auf ihren hektisch geröteten Wangen glühte süßes Fieber. «Fürwahr», stimmte Gaston ihr widerwillig zu. «Im Augenblick ist wirklich nicht die günstigste Gelegenheit. Aber wir holen doch unser kleines Schäferspiel so bald als möglich nach?»
«Wenn Sie es wünschen!» Sie sah ihm schelmisch schräg von unten ins Gesicht. «Soll ich Sie heute Nacht besuchen, Herr Graf?»
«Nein», wehrte er beinahe bestürzt ab. «Um Himmels willen, nein! In meinem Hause haben die Wände Ohren. Und Gerüchte besitzen schnelle Beine!» «Dann werde ich in meiner Kammer auf Sie warten», entschied Fanni mit einem resoluten Nachdruck, den Gaston ihr niemals zugetraut hatte. «Ich sorge dafür, dass alle Türen unverschlossen sind.» «Und wo wohnst du, schönes Kind?»
«In der Mansarde.» Sie deutete mit dem Zeigefinger nach oben. «Immer die Treppen hinauf! Sie können den Weg nicht verfehlen! Bisher hat noch jeder Mann in mein Zimmer gefunden!»
«Du bist ein kleines, ausgekochtes Biest», lobte Gaston anerkennend. Denn die unverbildete Fanni bezauberte ihn mehr als nötig.
Sie machte einen untertänigen Knicks, wie es sich für ein braves Hausmädchen gehört, und fragte mit artiger Distanziertheit, als habe sich überhaupt nichts ereignet: «Soll ich den Herrn Grafen jetzt Madame melden?»
«Hol‘s der Teufel!» Gaston hatte tatsächlich vergessen, dass er gekommen war, um Yvonne Gamelin seine Aufwartung zu machen. Kaum zu glauben, aber die kleine Hexe Fanni schien allein zu dem Zwecke geschaffen, seine Sinne zu verwirren. Zustimmend nickte Gaston: «Sag deiner Herrin, dass ich warte!»
«Gewiss doch.» Fanni führte ihn in die Halle, wo sie ihm einen knarrenden Korbsessel anbot, der nicht so recht zu dem anderen kostbaren Inventar zu passen schien.
Mit provozierend wiegenden Hüften stieg das Mädchen die wenigen Stufen zum Wintergarten hoch. Der Graf von Estiché setzte sich umständlich und betrachtete nicht unzufrieden die Spitzen seiner schwarzen Lackstiefel. Insgesamt verglich er die schöne Madame Yvonne mit dem hübschen Mädchen Fanni. Vor die Wahl gestellt, hätte er nicht auf Anhieb zu entscheiden vermocht, welcher er den Vorzug geben sollte. Am liebsten wollte er beide besitzen, war jedoch klug genug zu wissen, dass dies ein unerfüllbarer Wunschtraum bleiben musste. Aber in Gedanken ist alles erlaubt. Und noch viel mehr.
Es dauerte einige Minuten. Dann erschien Fanni wieder in der Tür. Ihre rassige Gestalt hob sich plastisch und dennoch weich gegen das warme Tageslicht ab, das ihre Konturen umspielte.
«Herr Graf, Madame lassen bitten!»
Gaston räusperte sich hüstelnd. Dann eilte er festen Schrittes in den Wintergarten.
Diesmal war Madame Yvonne nicht mehr nackt. Sie trug ein hochgeschlossenes Kleid von zeitloser Eleganz. Eine seidene Biedermeierstola, die über dem Dekolleté von einer elfenbeinernen Gemme zusammengehalten wurde, bedeckte Schultern und Busen.
Yvonne Gamelin saß dekorativ ausgestreckt auf dem Ruhebett und sah fragend dem Edelmann entgegen.
«Mein lieber Graf! Was verschafft mir die Ehre Ihres unverhofften Besuches?» Sie streckte Gaston die Rechte entgegen, die er mit einem galanten Kuss bedachte. Dabei erinnerte er sich nicht ohne Amüsement, dass er erst vor wenigen Minuten diese Hand mit seinen sinnlichen Lippen berührt hatte.