Frau Grunz-Grunz und ihr Sohn, der kleine Heinrich - Hanna Borchert - E-Book

Frau Grunz-Grunz und ihr Sohn, der kleine Heinrich E-Book

Hanna Borchert

4,9

Beschreibung

Als Bauer Möller und seine Frau Ella denken, ihre beiden Schweine sind gestohlen worden und sogar die Polizei einschalten, da liegen sie falsch. Sohn Heinrich und seine Mutter Grunz-Grunz haben sich vielmehr auf den Weg gemacht, um die Welt zu erkunden. Auf ihrer ungewöhnlichen Weltreise schließen sie nicht nur mit vielen anderen Tieren Freundschaft, sondern kommen sogar bis nach Istrien, wo sie zwei richtige Trüffelschweine treffen und von ihnen lernen, Trüffel zu suchen und zu – finden. Mit dem vielen Geld, das man für diese Spezialität bekommt, können Heinrich und seine Mutter Grunz-Grunz anderen Tieren und auch Menschen helfen. Aber auch die beiden Weltreisenden kommen als blinde Passagiere unterwegs das eine oder andere Mal in Gefahr und werden nur dank der Hilfe ihrer Freunde nicht entdeckt. Ein menschlicher Freund, der bedankt sich für die Hilfe von Heinrich und Mama Grunz-Grunz sogar mit einem großen Paket an Bauer Hans Möller in der Maisfeldstraße 5 in 19080 Maisfeldshagen, dem er einen wichtigen Brief beilegt. Als der Bauer ihn liest, schöpft er neue Hoffnung, seine beiden Schweine wiederzusehen, und auch Heinrich und seine Mutter Grunz-Grunz haben auf ihrer ungewöhnlichen Weltreise bald mit Heimweh zu kämpfen. Ob sie auch tatsächlich wieder nach Maisfeldshagen zurückkommen? Und wie wird man sie dort empfangen? INHALT Der Aufbruch Herta ist traurig Heinrich darf nicht jubeln Der Abschied von Freunden Jakob, ein neuer Freund Die Luft ist rein Mama und Heinrich schwimmen Grüße an Herta Ein Erkennungsruf Der Auftrag Verbündete Das Wagnis Babsi, die Brieftaube, erzählt Die Stimme im Flugzeug Babsi ist in Gefahr Die Angst, entdeckt zu werden Die Ratte hilft Durst und Hunger Glück an der Mülltonne Freude bei Sonni und Manni Ole hat Geburtstag Eingeladen zum Essen Tränen zum Abschied Heinrich und Mama schauen zu Heinrichs erste Trüffel Tom hat Tränen in den Augen Bello darf nicht sterben Nun wird alles gut Tränen der Freude Der schöne Papagei Papos Idee Heinrich träumt Der Brief Das Schiff legt ab Wieder an Land Der Briefträger kommt Schutz unter einem Zelt Heinrich geht allein Der Stall Die Ratte antwortet Das Warten Hilferufe Rudi erzählt Felix kommt geflogen Papo holt Hilfe Heinrich geht hinaus Heinrich ist verliebt Oh, oh, Heinrich Nach Hause Soffie kommt Heinrich hat es eilig Jakob hat so ein Bauchgefühl Der Berg ist in der Nähe Die Suche Die Rehfamilie Hoffnung Die Heimkehr Das Wiedersehen Das Fest

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Impressum

Hanna Borchert

Frau Grunz-Grunz und ihr Sohn, der kleine Heinrich

Zwei Trüffelschweine gehen auf Weltreise

ISBN 978-3-95655-242-7 (E-Book)

ISBN 978-3-95655-243-4 (Buch)

Titelbild: Barbara Opel

© 2015 EDITION digital®elvetica",sans-serif'>Pekrul & Sohn GbR Godern Alte Dorfstraße 2 b 19065 Pinnow Tel.: 03860 505788 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.ddrautoren.de

Ich danke allen, die mich motiviert oder die mir geholfen haben, dieses Buch zu veröffentlichen:

Frau Erika Nagel und ihrem Mann, Herrn Dr. Detlef Nagel für das Korrektorat,

Frau Barbara Opel für das Titelbild.

Danken möchte ich auch meiner Schwiegertochter Elke Borchert, meinem Bruder Ernst-Otto Rehm und Heidi Degner.

Alle haben sie mit mir gemeinsam das gemacht, was es nun ist, ein Kinderbuch für 6- bis 10-Jährige.

Der Aufbruch

Heinrich ist nun schon gewachsen und überlegt, was wohl noch kommt in seinem schönen Schweineleben. So hat er die Idee, seine Mutter zu fragen: „Was kommt noch so Schönes auf mich zu, Mama, wenn ich größer und erwachsener bin?“

Frau Grunz-Grunz sieht Heinrich ganz erschrocken an. Sie schüttelt den Kopf und antwortet ganz besorgt, dabei schlägt sie die Augen nieder. „Das kann ich dir nicht sagen. Was kommt, kann niemand vorhersehen.“

„So, so.“ Heinrich schaut nach oben, wo Herta, die Spinne, wohnt, und fragt: „Weißt du es auch nicht, Herta?“

Herta schaut zu den Pferden hinüber. „Fred und Franz können es dir vielleicht sagen.”

Heinrich stellt sich auf seine Hinterfüße und schaut über das Gitter. „Ach ja, sagt es mir doch bitte, wie geht es weiter in meinem Leben?”

Die Pferde schauen sich an, schütteln den Kopf und verraten nichts, denn sie glauben zu wissen, was passieren kann.

„Das ist ja nicht gerade interessant, was ihr gesagt und nicht gesagt habt. Na gut, dann denke ich mir eben alleine etwas aus.”

So fing alles an, und auch sein Abenteuer begann.

„Ach, bitte, Mama“, bettelt Heinrich, „lass uns die Welt ansehen, sie ist sicher groß und schön. Hier eingesperrt zu sein, ist nicht mein Wunsch.”

Mama schaut entsetzt ihren Heinrich an. „Aber Heinrich, wie soll das gehen? Es ist noch nie ein Schwein auf Weltreise gegangen.”

„Ach, bitte, Mama, überlege, wie wir hier rauskommen. Alles andere findet sich schon.”

Mit großen Augen blickt Frau Grunz-Grunz ihren Heinrich immer wieder an. Die Spinne erschrickt, als sie von Heinrichs Idee hört. Auch die Pferde sehen sich verwundert an. „Ich weiß nicht“, sagt das eine Pferd, „toll ist der Gedanke schon.“ „Ja“, bestätigt das andere Pferd und lächelt sogar dabei. Nun liegt es an Mama, wie sie hier ungesehen rauskommen.

Mama sagt: „Ich überlege ja schon.“ Alle Augen schauen auf sie. „Wenn der Bauer zum Füttern kommt, streichelt er Heinrich immer über den Rücken und krault ihn am Ohr. Dann ist der Stall offen. Wir werden einen Gegenstand dazwischen legen, damit das Schloss nicht wieder einschnappen kann. Wir hätten ein leichtes Spiel, wenn es klappt. Die Tür wäre für uns dann auf.“

„Oh ja, oh ja, das ist ja prima! Gleich heute Nacht wollen wir es versuchen!“, jubelt Heinrich.

„Nicht so übereifrig“, erwidert Mama, „so etwas will gut überlegt sein. Wir schlafen noch eine Nacht darüber und beobachten heute genau, wie wir es machen könnten.”

Heinrich ist damit einverstanden und gibt Ruhe.

Auch Herta, die Spinne, lobt: „Weise, weise von dir, Grunzi.“ Die Pferde nicken dazu und sind mit dem Aufschub auch zufrieden. „Ob wir wohl schlafen können heute Nacht? Es ist doch ziemlich aufregend, was in unserem Stall so vor sich geht“, sagt Herta und reibt sich die Augen. „Gute Nacht, alle miteinander“, wiehern die Pferde.

Herta ist traurig

Am nächsten Morgen ist eine eigenartige Stimmung in der Luft, keiner spricht ein Wort. Sogar Heinrich ist ganz verändert. Wie wird es sein? Und was wird kommen, wenn ihnen der Ausbruch gelingt?

Jetzt heißt es, Ruhe zu bewahren und nur nicht umherzappeln, sonst glaubt der Bauer womöglich noch, Heinrich wäre krank. Da Heinrich der Liebling im Stall des Bauern ist, würde es sofort auffallen, wenn er sich anders verhält. Auch Frau Grunz-Grunz liegt etwas unruhig in der Ecke. Sie überlegt und überlegt, alles muss klappen, einen zweiten Versuch werden sie nicht bekommen.

Der Bauer kommt zum Füttern in den Stall. Die Pferde sind zuerst an der Reihe. Sie werden bald gesattelt, denn sie sollen zur Pferdeschau in die Stadt. Dort werden Pferde vorgeführt, um verkauft zu werden. Es kann sein, dass man sich nicht wiedersieht. Traurig schauen sie umher, doch der Bauer merkt nichts. Die Eimer werden in den Futterkrippen entleert, Heinrich wird noch etwas hinterm Ohr gekrault und schon ist der Bauer wieder gegangen.

Doch nun hält es Heinrich nicht mehr aus und fragt: „Herta, was sagst du nun zu unserem Ausbruch, meinst du, dass wir es schaffen?” Die Spinne nickt nur mit dem Kopf und meint: „Ja, ja, sicher, sicher, ihr geht mit Überlegung an die Sache ran und wisst genau, was zu tun ist, damit hat man ja schon fast gewonnen.“ Sie sagt es, wie sie noch nie gesprochen hat. Sie ist traurig, denn sie ahnt, wenn es gelingt, würden sie sich nie wiedersehen.

Heinrich bemerkt ihre Traurigkeit und sagt: „Komm doch mit!”

Die Spinne sieht Heinrich ungläubig an: „Weißt du nicht, dass Spinnen nicht so lange leben?”

„Schade, dass es so ist, aber da kann man nicht helfen, glaube ich, nicht wahr, Herta?”

„Ja, Heinrich, da kann niemand etwas machen. Euch aber wünsche ich gutes Gelingen und viele schöne Erlebnisse auf eurer Reise.”

„Danke, Herta, wir werden Glück brauchen, um in der weiten Welt zurechtzukommen.” Es wird schon dunkel und Heinrich denkt: „Bald haben wir es geschafft, es muss nur noch alles gut gehen.“

Frau Grunz-Grunz liegt in der Ecke. Sie sammelt Kräfte für die Reise und denkt: „Wir werden noch einmal zu essen bekommen. Es wird die letzte Mahlzeit sein, die uns serviert wird. Deshalb müssen wir ordentlich satt sein, wenn wir aufbrechen.”

Der Bauer kommt und bringt für alle etwas mit, auch für Mama und Heinrich. Heinrich schaut zum Bauern auf, der lächelt Heinrich an. Er öffnet die Tür und krault Heinrich den Rücken. Er sieht nicht, dass Heinrich Tränen in den Augen hat. Wie auch, denn es ist schon dunkel geworden. Nun kommt es darauf an. Gelingt es, etwas ins Schloss zu schieben? Der Bauer wendet sich von Heinrich ab und Frau Grunz-Grunz zu. Sie ist aufgestanden und frisst ganz dicht an der Tür. „Lass mich durch, geh etwas zur Seite, ich komme ja sonst nicht raus“, lacht der Bauer. Frau Grunz-Grunz macht nur leicht mit dem Po Platz.

Der Bauer geht hinaus, schließt wie immer die Tür hinter sich. Doch das Pferd fängt auf einmal laut an zu wiehern, sodass der Bauer nicht hört, ob es klick gemacht hat. Im Glauben, es sei alles in Ordnung, verlässt er den Stall.

Das Pferd macht einen langen Hals, um zu sehen, dass der Bauer wirklich ins Haus gegangen ist. „Ja, ja, er ist fort“, schnaubt Fred. „Nun bin ich aber gespannt, ob es funktioniert hat. Geht die Tür auf oder nicht?“

Heinrich darf nicht jubeln

Alle blicken wie versteinert auf das Schloss. Geht es auf? Ist es ein Abschied? Öffnet es sich nicht, ja, dann bleibt alles, wie es war. Jetzt heißt es, Ruhe zu bewahren und mit Geduld den Riegel zu bewegen.

Frau Grunz-Grunz steht schon vor der Tür. Heinrich drückt sich an Mama. „Heinrich, mach etwas Platz und du weißt, psst, psst, auch wenn die Tür wirklich aufgeht, nicht laut jubeln.“ Heinrich nickt, auch die Pferde nicken, sie schnauben leise.

Nun nimmt Mama allen Mut zusammen und schiebt den Holzstab zur Seite. Er war nicht eingerastet. Wenn jetzt nichts mehr davor liegt, bekommt sie die Tür auf.

Heinrich drängelt Mama zur Seite: „Vielleicht erst ich. Ich schiebe nur ein wenig, ganz leise.“ Mama nickt: „Vorsichtig, Heinrich, schiebe erst deinen Kopf durch die Tür.“

Heinrich drängelt sich durch den Spalt, der sich schon leicht geöffnet hat, wackelt etwas mit dem Hinterteil und dann ist er auf der Tenne. Vor Freude dreht Heinrich sich im Kreis. Doch dann! Mama ist noch nicht auf den Gang herausgekommen, schafft sie es nicht? „Mama, komm doch, die Tür ist auf!“

„Ja, ja, ich sehe es, ich komme gleich.“ Sie schaut noch einmal zurück. Gut hatten sie es hier, es war warm und trocken und zu essen hatten sie immer reichlich. Aber jetzt, was kommt jetzt auf sie zu? So bequem wird es bestimmt nicht und nie mehr werden. Wie sagt ein altes Sprichwort: „Wenn es dem Esel zu wohl ist, geht er aufs Eis tanzen.“ So kommt es ihr gerade vor. Als gingen sie auf dünnem Eis. „Aber nun genug der Wehmut, nach vorne schauen!“ Sie tritt auf den Gang hinaus. Auch Mama dreht sich einmal um sich selbst und bestätigt: „Es hat geklappt. Der Abschied fällt uns schwer, aber wir müssen los.“

„Wir haben noch viel vor“, versichert Heinrich. Er schaut zu Herta hoch: „Erzähl deinen Kindern von uns. Irgendwann kehren wir wieder heim, dann werden sie uns von dir berichten.”

„Lebt wohl", verabschiedet sich Herta und das Herz ist ihr schwer.

Heinrich wendet sich zu den Pferden: „Nun zu euch, ihr lieben Pferde. Habt Dank für euer Wiehern. Ich weiß wohl, dass ihr uns damit einen großen Gefallen getan habt. Ihr werdet verkauft. Ihr seid gesund und von besonderer Schönheit. Ich hoffe, dass ihr wieder ein gutes Zuhause findet. Ich glaube fest daran, dass wir uns wiedersehen werden.

Der Abschied von Freunden

Heinrich weint, sein Herz krampft sich zusammen. „Ja, wir werden uns noch einmal begegnen, ganz bestimmt.“ So macht Heinrich sich Mut und geht auf das große Tor der Scheune zu. „Gleich sehe ich die große, weite Welt, ein paar Schritte noch und ich bin im Freien.“ Heinrich ruft: „Mama, bitte, lass uns gehen.“ Er sagt es, ohne sich noch einmal umzudrehen. Es fällt schon schwer genug, er möchte nicht die Augen der anderen sehen. Er weiß wohl, dass sie wie er traurig sind. „Bin ich erst einmal mit Mama im Freien, so wird auch der Abschiedsschmerz weniger“, hofft Heinrich.

Sie hatten leichtes Spiel, durch die große Tür zu kommen, denn der Bauer lässt immer die kleine linke Tür im großen Tor offen stehen, damit frische Luft im Stall ist.

„So“, sagt Heinrich zu Mama, „gleich ist es soweit, ich freue mich auf das, was da kommt“, und sie treten leise ins Dunkel hinaus. Sie müssen am Haupthaus vorbei, gehen mit großen Schritten darauf zu. Doch dann geht das Licht am Haus noch einmal an, der Bauer kommt heraus. Sie hören, wie der Bauer sagt: „Ich schaue noch einmal zu den Hunden.” Mama und Heinrich erschrecken. Gut, dass sie schon auf der anderen Seite des Hofes sind.

Der Bauer redet zu sich selber: „Ich weiß nicht, heute bin ich irgendwie traurig. Ich weiß nur nicht warum. Es liegt etwas in der Luft, ob es wohl ein Gewitter gibt? Davor ist mir auch immer so komisch. Na ja, es ist alles in Ordnung. Bei den Hunden schläft schon alles, dann gehe ich jetzt auch schlafen“, und er schließt die Haustür ab.

Es ist schon dunkel, als sie ihr Zuhause verlassen haben. Frau Grunz-Grunz sagt: „Ich habe in meinem ganzen Leben nicht gemerkt, dass Schweine in der Nacht fast nichts sehen können. Na gut, gehen wir halt langsam, bis wir sicher sind, dass man uns nicht mehr einholt.“ Doch das ist nicht so leicht. In welche Richtung soll die erste Reise gehen?

Heinrich ruft: „Sieh mal, Mama, den großen Stern am Himmel, darauf gehen wir zu. Dieser Stern soll uns immer ein Punkt sein, auf den wir schauen. Wollen wir zurückgehen, haben wir den Stern im Rücken. Gehen wir aber in unser Abenteuer, soll er uns wie eine Laterne leuchten.“

„Ja, so machen wir es, das ist eine gute Idee", antwortet Mama. „Nun aber weiter und langsam, wir können zu wenig sehen, um schnell zu laufen. Wir bleiben dicht aneinander, damit wir uns nicht verlieren.“

Sie waren schon eine Zeit unterwegs, als beide gleichzeitig ausrufen: „Ich kann nicht mehr.“ Sie lachen, es ging beiden so. „Ja, jetzt ist es genug. Lass uns noch etwas ruhen, bis es hell wird“, sagt Mama. Doch sie ruhten nicht nur, sie schliefen tief und fest aneinander gekauert.

Laut hören sie ein Auto hupen. Sie sind plötzlich hellwach. Es ist schon hell, sie haben zu lange geschlafen.

„Vorsichtig, Heinrich, nicht zu früh auf die Straße gehen, erst einmal erkunden, was los ist, wo wir sind. Oder ist ein Ort in der Nähe?“

„Wo ist unser Stern? Ich kann ihn nicht finden“, fragt Heinrich.

Auch Mama schaut zum Himmel. „Nein, er ist nicht zu sehen, er ist bestimmt wieder da, wenn es dunkel wird“, meint Mama. „Doch jetzt im Hellen müssen wir auf der Hut sein, damit wir nicht in eine Gefahr laufen.“

„Sind wir noch nicht in Sicherheit?“, fragt Heinrich.

Doch diese Frage kann Mama auch nicht beantworten. „Mal sehen, mal sehen“, weicht Mama aus. Beide gehen vorsichtig weiter. Sie staunen nicht schlecht, als sie plötzlich vor einem See stehen.

„Das trifft sich ja gut“, sagt Heinrich jubelnd, „da kann ich baden und trinken zugleich!“

„Oh, oh“, warnt Mama, „lass uns lieber erst einmal schauen, ob wir hier alleine sind. Dann kannst du alles machen, was du machen möchtest. Doch Vorsicht, Vorsicht und immer wieder Vorsicht, dass wir nicht entdeckt werden.”

Jakob, ein neuer Freund

„Da hat sich etwas bewegt“, flüstert Frau Grunz-Grunz.

„Wo, wo?”, fragt Heinrich und stolpert auf das Wasser zu.

„Halt, wer da?“, tönt eine krächzige Stimme zu Heinrich.

„Oh, oh, ich ...“, stammelt Heinrich ganz aufgeregt, „ich, ich, möchte nur etwas trinken, bitte schön.“

Der Rabe lacht und sperrt den Schnabel auf: „Ja, bitte schön, es ist ja auch nicht mein See. Ich war nur so erschrocken, euch hier zu sehen. Es kommt selten jemand hierher.“

Nun kommt Frau Grunz-Grunz auch näher und fragt: „Wo sind wir hier und was ist um uns herum?“

„Was um euch herum ist, fragst du? Seltsam, wo kommt ihr denn her?”

„Eine lange Geschichte, aber so viel, wir sind auf der Durchreise und brauchen deine Hilfe, bitte schön.“

„Meine Hilfe! Womit kann ich euch schon helfen?“, fragt der Rabe. „Ich fliege doch nur umher, mal hierhin, mal dahin. Und jetzt bin ich eben mal hier, weil ich durstig war.“

„Unser Glück“, sagt Heinrich, „dass wir dich getroffen haben. Du weißt sicher sehr viel. Raben sind nämlich sehr intelligent. Sie können mehr als alle anderen Vögel auf der Welt.“

Der Rabe hebt den Kopf und fragt: „Stimmt das?“

„Ja, das stimmt“, antwortet Frau Grunz-Grunz, „ihr könnt besser kombinieren als wir.”

„'Kombinieren' - was ist das denn? Habe ich noch nie gehört.”

„Ihr könnt besser begreifen und ihr fällt sehr viel öfter die richtigen Entscheidungen.”

„Meinst du, dass wir schlauer sind?”

„Ja, das ist das richtige Wort, schlau.”

„Wenn es so ist, dann braucht ihr mich wohl doch.”

„Und ob wir dich brauchen”, ruft Heinrich, „du kannst nämlich fliegen.“

„Ja“, bestätigt er, „das ist ja wohl nicht so schwer.”

„Doch, für uns schon”, sagt Heinrich, „wir können es nämlich nicht.“

Der Rabe schaut die beiden an: „Na klar, ihr seid zu fett, darum könnt ihr nicht fliegen, hab ich recht?“

„Na, na“, entgegnet Frau Grunz-Grunz, „sieh uns doch einmal an, schau noch mal genau hin. Wir sind Schweine von einem Bauernhof, ganz einfache Hausschweine.”

„Wenn ihr nicht fliegen könnt, was könnt ihr dann?“

Heinrich und Mama schauen sich an. „Was wir können?“, Heinrich überlegt, „baden, fressen, quieken, grunzen und laufen auf vier Füßen.”

„Ich finde, das ist so viel, was ihr könnt, und ich glaube, dass das noch nicht alles ist. Aber nun genug davon. Vorgestellt haben wir uns noch nicht so richtig. Ich bin Jakob, ein Rabe.”

„Toll, ein richtiger Rabe! Dürfen wir deine Freunde sein?“

Jakob nickt.

„So richtige Freunde, weißt du, auf die man sich verlassen kann?“

Jakob nickt noch einmal: „Freunde zu haben, ist toll, auch für mich.”

„Jakob, fliege doch bitte über den See und schau, ob für uns die Luft rein ist. Wir wissen nicht, ob wir in Sicherheit sind. Wir wissen auch nicht, was vor uns liegt und ob wir unbemerkt weitergehen können“, bittet Heinrich.

„Oh, das ist für mich nicht schwer, Ausschau zu halten, ob die Luft rein ist“, krächzt der Rabe und lächelt. So etwas hat er im ganzen Leben noch nicht gehört. „'Ob die Luft rein ist'. Na gut, ich fliege dann mal los. Es dauert nicht lange, und ich bin wieder da.“

„Toll, toll!“, ruft Heinrich, „du bist für uns eine große Hilfe.”

„Ich schau mir alles an und bin gleich zurück.”

„Wir werden auf dich warten und dann auf deinen Rat vertrauen. Bis zu deiner Rückkehr werde ich mich auch ruhig verhalten, versprochen“, sagt Heinrich mit etwas Ungeduld in der Stimme, denn er würde zu gern Baden gehen. Doch das könnte gefährlich sein, sollten sie nicht allein sein. Jakob war schon hoch in der Luft, nur ein kleiner Punkt noch am Himmel. Frau Grunz-Grunz legt sich unter einen Baum mit viel Laub. Ja, Schatten braucht sie. Die Sonne steht schon hoch am Himmel und es ist sehr heiß.

Die Luft ist rein

„Ob Jakob wohl wiederkommt, Mama?“, fragt Heinrich.

„Aber natürlich, er ist doch jetzt unser Freund. Raben können auch gut sehen. Er wird uns schon wiederfinden, da bin ich mir ganz sicher. Komm in den Schatten, Heinrich, und ruhe dich aus. Wenn die Luft rein ist, müssen wir weiter.”

Heinrich schmiegt sich an Mama und schläft sofort ein.

„Gut so“, denkt Mama, „sie ist sicher anstrengend für dich, die neue Freiheit. Es dauert nicht lange, und Jakob ist wieder da.

Heinrich hört seine Stimme, wacht auf und fängt gleich an zu fragen.

„Langsam, langsam, Heinrich, ich erzähle alles, aber immer eins nach dem anderen. Nun hört gut zu. Die Luft ist für euch rein. Der See ist nicht tief und auch nicht sehr groß. Die Straße hinterm See ist nicht sehr befahren, also keine Gefahr für euch. Das Dorf ist schon weit genug weg. Aber nun kommt es. Hinter dem See kommt ein Berg und hinter dem Berg ein Flugplatz. Das ist für euch natürlich sehr schön.“

„Sehr schön“, wiederholt Heinrich.

„Ihr müsst wissen, mit einem Flugzeug kann man fliegen. Wie ein Vogel.”

„So wie du?“, fragt Heinrich.

„Ja, so ähnlich, nur besser. Ein Flugzeug hebt sich in die Luft und bringt euch von hier fort. Nur wohin, wisst ihr nicht. Lediglich der Pilot und seine Besatzung wissen es. Die müssen es ja wissen. Keiner fliegt ohne Ziel“, spricht Jakob ohne abzuwarten, was Heinrich erwidern möchte.

„Das war aber ein langer Satz und so viel“, staunt Heinrich. „Ich möchte dich etwas fragen.“

„Was denn, Heinrich?“, sagt Jakob.

„Ist die Welt groß?“

„Oh, das wirst du schon noch erleben, sie ist sehr, sehr, groß.“

Mama und Heinrich schwimmen

„Nun“, sagt Frau Grunz-Grunz, „dann wollen wir mal los, sonst schaffen wir es nicht mehr, es wird bald dunkel.”

Jakob bestätigt: „Es wäre gut, wenn ihr bis zum Sonnenuntergang den Flugplatz erreichen könntet.”

„Mal sehen, ob es uns gelingt.”

„Könnt ihr schwimmen?”

„Ja, etwas“, sagt Frau Grunz-Grunz, „doch Ausdauer fehlt uns, wir sind nicht gut trainiert.”

„Wenn es so ist”, hilft Jakob, „dann müsst ihr den See an der flachsten Stelle durchschwimmen und ich weiß auch schon, wo. Ich fliege voraus und ihr kommt immer hinterher.“

„Und baden?"“ fragt Heinrich.

„Das wirst du noch genug, wenn du erst schwimmen musst,“ meint Jakob.

„Lass es gut sein, Heinrich. Jetzt machen wir das, was Jakob sagt“, ermahnt Mama.

Jakob fliegt voraus, immer am Strand entlang. Langsam, damit die zwei folgen können. „Hier ist es”, ruft Jakob, „hier ist es flach und es ist die schmalste Stelle bis ans andere Ufer. Ich werde euch begleiten und am anderen Ufer auf euch warten.”

Sie kamen gut auf der anderen Seite an. Jakob war schon da und begrüßte sie: „Na, gute Schwimmer seid ihr wirklich nicht. Aber ihr habt es geschafft, und nur das zählt. Trotzdem, ihr ward toll, schließlich seid ihr Schweine und keine Fische.”

„Fische“, sagt Frau Grunz-Grunz, „wir haben Hunger und müssten etwas essen, ein Fisch wäre gut.”

„Die lassen sich nicht so leicht fangen“, belehrt sie Jakob, „sie sind schnell und glitschig, ein Schwein hat da keine Chance. Aber der Berg ist voller Bäume, es kann ja sein, dass unter den Bäumen was Essbares zu finden ist.”

„Oh ja“, ruft Frau Grunz-Grunz begeistert aus, „da wühlen wir und werden schon etwas zu essen finden. Wir müssen über den Berg, um zum Flugplatz zu kommen. Da finden wir unterwegs etwas. Wir haben keine Zeit, um uns lange mit Nahrungssuche aufzuhalten. Es muss dunkel sein, wenn wir uns ins Flugzeug schleichen. Leicht wird es sicher nicht werden, als blinder Passagier hineinzukommen.“

„Ja, das glaube ich auch." Jakob macht dabei ein ängstliches Gesicht.

Grüße an Herta

„Zieh bitte nicht so ein Gesicht, Heinrich, wir müssen nur vorsichtig sein. Ein Flugzeug wird oft zum Abend beladen, dann sind die Ladeflächen oder auch Laderampen oft längere Zeit unten. Es muss irgendwie klappen“, sagt Frau Grunz-Grunz, „wir brauchen Glück, viel Glück, um unbemerkt ins Flugzeug zu kommen.”

„Jakob, du musst sicher wieder zu deiner Familie?“, fragt Frau Grunz-Grunz, „wir halten dich nur auf.“

„Nein, nein, ganz so schlimm ist es nicht“, antwortet Jakob, „wir haben unsere Kinder schon groß. Sie sorgen für sich allein. Aber meine Frau Elsa wird wohl schon warten. Na gut, ich fliege ins Dorf zurück und schaue mal nach dem Rechten.”

Heinrich schaut auf und fragt: „Fliegst du etwa in unser Dorf, wo wir zu Hause sind, zu unseren lieben Bauern?“

„Ja, sicher. Ein anderes Dorf gibt es hier in der Nähe nicht.”