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Die Bedeutung der Freimaurerei für die kulturelle Entwicklung ist heute unbestritten. Freimaurer waren praktisch auf allen kulturellen Gebieten tätig und leisteten so einen wichtigen Beitrag für die europäische Kultur. Zahlreiche Künstler aus allen Schaffensgebieten waren Freimaurer, bedeutend auch die zahlreichen wissenschaftlichen Initiativen von Freimaurern in Gelehrtengesellschaften, Akademien und Universitäten. Über den engeren Kunstbegriff hinaus bedeutet Kultur aus freimaurerischer Perspektive auch die Entfaltung jener menschlichen Fähigkeiten, die als "Veredelung und Vervollkommnung der menschlichen Persönlichkeit" umschrieben werden. Die kulturelle Bedeutung der Freimaurerei lag und liegt auch heute im Bestreben, möglichst alle Glaubensbekenntnisse und die verschiedenen gesellschaftspolitischen Auffassungen in toleranter Form zu vereinigen. Die Beiträge renommierter WissenschafterInnen in diesem Band zeigen aus interdisziplinären Perspektiven den freimaurerischen Einfluss auf das europäische Geistesleben auf. Mit Beiträgen von Kurt Drexel, Karlheinz Gerlach, Roland Martin Hanke, Kristiane Hasselmann, Michael Niedermeier, Helmut Reinalter, Ursula Schaumburg-Terner und Peter Volk.
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Seitenzahl: 271
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Helmut Reinalter (Hg.)
Freimaurerische Kunst – Kunst der Freimaurerei
Reihe: Quellen und Darstellungen zur europäischen Freimaurerei
hg. von Helmut Reinalter
in Zusammenarbeit mit dem Institut für Ideengeschichte und der Wissenschaftlichen Kommission zur Erforschung der Freimaurerei
Band 5
Herausgegeben von Helmut Reinalter
StudienVerlag
Innsbruck
Wien
Bozen
© 2005 by Studienverlag Ges.m.b.H., Erlerstraße 10, A-6020 Innsbruck
E-Mail: [email protected]
Internet: www.studienverlag.at
Buchgestaltung nach Entwürfen von Kurt Höretzeder
Satz und Umschlag: Studienverlag/Thomas Auer
Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlor- und säurefrei gebleichtem Papier.
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar.
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ISBN 978-3-7065-5779-5
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Roland Martin Hanke:Vorbemerkung
Helmut Reinalter:Einleitung
I. Freimaurer als Künstler
Karlheinz Gerlach:Kunst und Künstler in den Freimaurerlogen des Alten Preußen 1739-1806
II. Freimaurerische Bildwelten, Symbolik und Ritualistik
Ursula Schaumburg-Terner:Freimaurerische Bildwelten – Zur Ikonographie der freimaurerischen Symbolik
Kristiane Hasselmann:Das Freimaurer-Ritual als Cultural Performance
III. Literatur, Musik und Gartenarchitektur
Peter Volk:Hermann Hesses „Morgenlandfahrt“ und „Glasperlenspiel“. Metaphern der Freimaurerei?
Kurt Drexel:„Die Ihr einem neuen Grade der Erkenntnis nun euch naht!“ Überlegungen zu Mozarts Freimaurermusik
Michael Niedermeier:Der Herzogliche Englische Garten in Gotha und das Geheimbundwesen
Autorinnen und Autoren
Sehr geehrter Tagungspräsident,
sehr verehrte Mitglieder der Wissenschaftlichen Kommissionund der Quatuor Coronati!
Es ehrt die Verantwortlichen des Deutschen Freimaurermuseums, dass Sie ihre vierte wissenschaftliche Tagung zur Erforschung der Freimaurerei an jenem Ort abhalten, an dem das Deutsche Freimaurermuseum seit 100 Jahren sein Zuhause findet! Die wechselvolle Geschichte des Museums, aber auch sein Schatz an Archivalien bezeugen die Wichtigkeit, sich innerhalb der Freimaurerei über deren Ursprung, die Bemühungen um deren Selbstverständlichkeit und der in ihr sich eingefundenen Persönlichkeiten Klarheit zu verschaffen.
Die „Königliche Kunst“, wie die Freimaurerei ihren Umgang mit den von ihr propagierten Idealvorstellungen menschlichen Zusammenlebens beschreibt, spiegelt sich auch im Leben wider.
Das Tagungsthema: „Freimaurerische Kunst – Kunst der Freimaurerei“ wird deutlich machen helfen, dass die Brüder niemals losgelöst von den Interaktionen der Gesellschaft in ihren Tempeln werden arbeiten können. Ihre Rituale bedienen sich Techniken, die über die Jahrhunderte außerhalb ihrer Tempel erprobt wurden, sie selbst aber wären in der Lage, die vorgegebene Dramaturgie mit wahrem Leben zu erfüllen.
In diesem Sinne wünsche ich der Tagung einen guten Verlauf und fruchtbare Ergebnisse der Einzelvorträge.
Dr. Roland Martin Hanke
Vorsitzender des Deutschen Freimaurermuseums
Aus Anlass des zehnjährigen Gründungstages der Wissenschaftlichen Kommission zur Erforschung der Freimaurerei fand vom 24. bis 25. Mai 2002 in Bayreuth die vierte Tagung zum oben erwähnten Thema statt. Die Wissenschaftliche Kommission wurde 1992 nach mehreren Vorgesprächen mit dem Meister der Forschungsloge Quatuor Coronati Bayreuth anlässlich einer Konferenz an der Universität Innsbruck gegründet. Sitz dieser Einrichtung war die Forschungsstelle „Demokratische Bewegungen“ an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck. Die Gründe für die Einsetzung der Kommission lagen in den freimaurerischen Beständen in Merseburg (heute Berlin-Dahlem), Moskau und Posen, die in enger Kooperation mit der nicht-freimaurerischen Forschung von der Kommission wissenschaftlich aufgearbeitet werden sollten. Nach der Auflösung der Forschungsstelle 2001 wurde in Innsbruck ein neues, privates Institut für Ideengeschichte gegründet, das als neuer Sitz der Kommission fungiert.
Bei dieser Tagung ging es vorrangig um das Thema „Freimaurerei und Kultur“. Die Bedeutung der Freimaurerei für die kulturelle Entwicklung ist, wie die Vorträge verdeutlichen, heute unbestritten. In England nahmen die Werkleute der alten Bauhütten schon im 17. Jahrhundert immer mehr adelige Förderer und Naturwissenschaftler auf, wodurch die Substanz so verändert wurde, dass um 1700 die Handwerker bereits in den Hintergrund traten. Bei den „accepted Masons“ fällt besonders der enge Zusammenhang mit der Royal Society, der englischen Akademie der Naturwissenschaft, auf. Daraus erklärt sich das starke Interesse an exakten Wissenschaften und das Streben nach Toleranz. Andrew Michel Ramsay, Redner der Großloge von Frankreich, trat besonders für eine gemeinsame Arbeit der Freimaurer an einer allgemeinen Enzyklopädie ein, die das Geistesgut der Aufklärung und den damaligen Wissensstand zusammenfassen und verbreiten sollte. In Frankreich waren zahlreiche Freimaurer an den Aufklärungsideen beteiligt. Das bedeutsamste wissenschaftliche und kulturelle Werk, an dem Freimaurer aktiv beteiligt waren, bildete die Enzyklopädie, die nach dem Muster des englischen Vorbilds von Chambers angeregt wurde. Aus der Zusammenarbeit an diesem großen Vorhaben ergab sich bei den Mitarbeitern ein weitgehender Konsens in Fragen der Religion, Ethik und den Staatswissenschaften. Aus dem Kreise der Enzyklopädisten entstand schließlich in Paris die Loge „Neuf Soeurs“, die auch als „Philosophenloge“ bezeichnet wurde. In Wien entwickelte sich die Loge „Zur wahren Eintracht“ unter Ignaz von Born zu einem kulturellen Zentrum von großer Ausstrahlung. Born wollte aus ihr eine Art freimaurerische Akademie der Wissenschaften machen. Schriftsteller, Künstler, Wissenschaftler und Musiker drängten in diese Bauhütte, die alles umfasste, was damals in Wien kulturellen Rang und Namen aufwies.
Kultur aus freimaurerischer Perspektive bedeutet die Entfaltung jener menschlichen Fähigkeiten, die als Veredelung und Vervollkommnung der menschlichen Persönlichkeit umschrieben werden. Diese besteht vor allem darin, dass der Mensch in immer höherem Maße zur Selbsterkenntnis und Selbstbeherrschung gelangt. Dieser Aspekt wurde in einigen Vorträgen direkt angesprochen. Die Freimaurerei kennt auch den wichtigen Begriff der „königlichen Kunst“, eine Bezeichnung, die bereits im Konstitutionenbuch von Anderson die Bauwissenschaft und Architektur als die edelsten und vornehmsten aller Künste bezeichnet. Später wurde dann die Freimaurerei als „königlichen Kunst“ charakterisiert, weil sie die Würde der Grundsätze, die sie einprägt, als Lebenskunst versteht. In diesem Sinne hat sie den Zweck und den Weg aufzuzeigen, wie man das Leben sinnvoll gestalten kann. Hier spielt vor allem die „Ästhetik der Existenz“, aus dem Leben ein Kunstwerk zu machen, eine zentrale Rolle. Lebenskunst im freimaurerischen Sinne konstituiert sich nicht über die Befolgung von Normen, sondern über die Haltung des Individuums.
Die Kunst bewegt sich für die Freimaurerei an der Grenze des Wissbaren und bemüht sich, diese manchmal zu überschreiten, um sie sichtbar, hörbar, greifbar und fühlbar zu machen. Die Kunst bindet Freimaurer durch das Problem des Erlebens und des Verstehens. Diese starke Affinität zur Kunst wurde häufig mit dem Symbol des „rauhen Steins“ verglichen: der Künstler arbeitet am Kunstwerk, der Freimaurer am unbehauenen Stein. Die kulturelle Bedeutung des Freimaurerei lag und liegt auch heute im Bestreben, möglichst alle Glaubensbekenntnisse und die verschiedenen gesellschaftspolitischen Auffassungen in toleranter Form zu vereinigen, in der Pflege und Vertiefung der Symbole und der Ritualistik sowie in den Reden, Liedern, Dichtungen, Romanen, Bildern, Gläsern, Keramikarbeiten, Medaillen, Kupferstichen und in der Gartenarchitektur, die zum Teil von namhaften freimaurerischen Schriftstellern, Dichtern, Musikern und Künstlern geschaffen wurden. Dazu gehören auch die zahlreichen wissenschaftlichen Initiativen von Freimaurern in Gelehrtengesellschaften, Akademien und Universitäten. Auch das Theater als reproduzierendes System spielte in der Freimaurerei in Form des Rituals und der Dramaturgie der rituellen Arbeit eine zentrale Rolle.
Nach einer Einführung in das Thema, in der Helmut Reinalter auch die zehnjährige Tätigkeit der Wissenschaftlichen Kommission würdigte, stellte Karlheinz Gerlach bedeutsame deutsche Freimaurer als Künstler vor. Ursula Terner und Kristiane Hasselmann setzten sich mit freimaurerischer Symbolik und Ritualistik auseinander. Dabei wurde klar, welche künstlerische Bedeutung freimaurerische Ikonographie, Symbolik und Rituale haben. Mit interessanten Aspekten zu Mozarts Freimaurermusik beschäftigte sich Kurt Drexel und Peter Volk mit dem „Glasperlenspiel“ von Hermann Hesse als Metapher der Freimaurerei. Michael Niedermeiers Beitrag befasst sich an einem konkreten Beispiel, nämlich des Herzoglich Englischen Gartens in Gotha, mit dem Einfluss feimaurerischer Symbolik auf die Gartenkunst des 18. Jahrhunderts.
Besonderer Dank gebührt der Forschungsloge Quatuor Coronati Bayreuth, die die Tagung finanziell maßgeblich gefördert hat, und den Autoren, die ihre Vorträge für den Druck überarbeitet haben.
Helmut Reinalter
Was zog den Künstler des 18. Jahrhunderts zu den Freimaurern? Wohl doch die geistige Nähe der Freimaurerei zur Aufklärung – oder zu ihrem Gegenpol, dem Irrationalismus –, aber auch das die Phantasie anregende Geheimnis, die bildhafte Symbolik und das spielerische Brauchtum, die Nähe zu Hof und Staat, die soziale Breite, die Geselligkeit. Die Aufnahmebegründung mündete vermutlich wie bei vielen anderen in den Wunsch, in den Kreis tugendhafter und ehrenwerter Männer zu treten, die womöglich die berufliche Karriere fördern könnten.
Die Freimaurerei1 entstand in Großbritannien nach der Glorreichen Revolution (1688) als ein gemeinsamer Verein des Bürgertums und des verbürgerlichten Neuen Adels. Ihre Form und ihre Bräuche waren die der alten Steinmetzinnungen, der lodges, ihre Ideen die der Frühaufklärung und der parlamentarischen Monarchie. Die Freimaurer bekannten sich zu religiöser Toleranz, Gleichheit und Brüderlichkeit und verbannten nach den Erfahrungen der englischen Revolution religiösen Streit und Politik aus den Logen.
Die Freimaurerei verbreitete sich in wenigen Jahrzehnten über den Kontinent, dort jedoch unter anderen gesellschaftlichen, nicht bürgerlichen, sondern feudalen Verhältnissen.
Die erste deutsche Freimaurergesellschaft ist die 1737 gegründete Loge de Hambourg. Sie nahm 1738 den preußischen Kronprinzen Friedrich auf. Er ließ von Hamburger Freimaurern 1739 auf seinem Schloss Rheinsberg die erste Loge in Brandenburg-Preußen einrichten, die Loge première oder Loge du Roi. Nach seiner Thronbesteigung gründeten Kaufleute am 19. September 1740 in Berlin die Loge aux trois globes. Sie wurde die Mutter der Freimaurerei in Brandenburg-Preußen. Die Mutterloge zu den drei Weltkugeln erhielt in der deutschen Freimaurerei einen Platz ersten Ranges. Friedrich II. stellte die Freimaurer in den preußischen Staaten, dem nach dem Habsburgerreich größten deutschen Territorialstaat, unter seinen Schutz, legitimierte sie somit. Er akzeptierte den Ehrentitel eines natürlichen Großmeisters, also eines Schirmherrn (Protektors) aller künftigen Logen in Brandenburg-Preußen.
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