Freuds Psychoanalyse - kurz & einfach - Stefan Rogal - E-Book

Freuds Psychoanalyse - kurz & einfach E-Book

Stefan Rogal

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Beschreibung

Sigmund Freud gilt zurecht als der einflussreichste Psychologe aller Zeiten. Mit seiner Psychoanalyse hat er nicht nur eine Theorie zum Verständnis des Seelenlebens geschaffen, sondern ein gänzlich neues Bild des Menschen sowie der Gesellschaft. Bei aller berechtigten Kritik an einzelnen Aspekten dieses Gedankengebäudes wird die Psychoanalyse immer zeitlos bleiben. Das Heft bietet eine kurze und leicht verständliche Einführung.

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Stefan Rogal

Freuds Psychoanalyse - kurz & einfach

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Einleitung

Freuds „topographisches“6 Modell

Liebe und Tod: die Triebe

Die Entwicklung der Libido

Libido-Fixierung

Vom Lustprinzip zur Moral: Es – Ich – Über-Ich

Das Es – der dunkle Kern unseres Wesens

Das Ich – Instanz der Vernunft

Das Über-Ich: „Sittenwächter“ und Idealbild

Vatermord und Inzest: der Ödipuskomplex

Kastrationsangst

Penisneid

Weg zum Unbewussten: der Traum

Der „Hüter des Schlafes“

Schutz und Qual: die Angst

Die primären Ängste

Die Abwehrmechanismen

Verdrängung

Projektion

Reaktionsbildung

Identifikation

Rationalisierung

Verschiebung

Regression41

Verleugnung

Sublimierung42

Was ist neurotisch – was ist „normal“?

Die Hauptformen der Neurose

Die schizoide Neurosenstruktur

Die depressive Neurosenstruktur

Die zwanghafte Neurosenstruktur

Die hysterische Neurosenstruktur

Die meisten Neurosen sind „Mischformen“

Impressum neobooks

Einleitung

Nichts im Seelenleben geschieht zufällig und ohne Grund; ein großer Anteil unserer Psyche ist uns unbewusst, wir wissen nichts von ihm, und dennoch beeinflusst er unser Handeln und Fühlen. Diese beiden Grundsätze waren gewissermaßen die tragenden Säulen der Theorie über das Seelenleben, mit der Sigmund Freud am Anfang des 20. Jahrhunderts an die Öffentlichkeit trat. […]

Vielen gilt Sigmund Freud als der Entdecker des Unbewussten. Doch etwa angefangen vom heiligen Augustinus1 (354-430) über Paracelsus2 (um 1493-1541) bis hin zu Johann Friedrich Herbart3 (1776-1841), der schon 1824 von Lustprinzip und Verdrängung sprach, und zu Eduard von Hartmann4 (1842-1906) mit seiner „Philosophie des Unbewußten“ waren sich schon viele Denker darüber klar gewesen, dass allein mit dem Bewusstsein die Erscheinungen der menschlichen Natur nicht zu erklären seien. Freud allerdings war der erste, der die einzelnen Mosaiksteine der Erkenntnis vom Unbewussten zu einem klaren Bild zusammensetzte.

Was beweist uns, dass unterhalb dessen, was wir als Bewusstsein empfinden, die dunkle Masse des Unbewussten liegt? Da sind zunächst einmal unsere Träume, deren oft seltsame und absurde Inhalte unser Bewusstsein uns nicht erklären kann, oder hysterische5 Symptome, etwa Muskellähmungen, die organisch-medizinisch keine Ursache haben, ebenso Zwangsideen wie der Impuls, einen geliebten Menschen mit dem Messer zu erstechen, die wir entsetzt als „ichfremd“ erleben; und schließlich die berühmten Freudschen Fehlleistungen: Versprecher, Verwechslungen, Ungeschicklichkeiten, die entgegen unserer Absicht das Unbewusste zum Vorschein kommen lassen.

Freuds „topographisches“6 Modell

Freud gliederte in seinem „topographischen Modell“ den „seelischen Apparat“ in drei Systeme: Bewusstes, Vorbewusstes und Unbewusstes. Vorbewusstes und Bewusstes sind eng miteinander verknüpft: Jeder Gedanke, jedes Gefühl, das in das Bewusstsein tritt, war unmittelbar vorher eben noch vorbewusst und wird es früher oder später wieder sein. Die Inhalte jenes Vorbewussten sind uns zwar nicht spontan präsent, sie lassen sich jedoch durch Willensanstrengung bewusst machen. Was wir gestern zu Mittag gegessen haben, fällt uns nicht unbedingt sofort ein; mittels einer kurzen Anstrengung unseres Gedächtnisses können wir es uns jedoch ins Bewusstsein zurückholen.

Die Inhalte des Unbewussten – Erlebnisse, Gefühle, Wünsche, die beschämend, beängstigend oder bedrohlich sind und deshalb verdrängt wurden – sind solcher Willensanstrengung nicht zugänglich. Der „Zensor“7 steht dazwischen. Diese Überwachungsinstanz sorgt schon beim Kind dafür, dass Verbotenes – etwa Hassgefühle gegenüber den Eltern, sexuelle Wünsche – ins Unbewusste verdrängt wird; sie achtet auch beim Erwachsenen auf „Ruhe und Ordnung“, indem sie allem, was unser Selbstbild sprengen und unseren Wertvorstellungen als auch denen unserer Umwelt zuwiderlaufen würde, den Zugang zum Bewusstsein versperrt.

Indessen lassen sich verdrängte Inhalte im Unbewussten nicht einfach abstellen wie alte Möbel auf dem Dachboden. Das Verdrängte behält seine Kraft und versucht, ins Bewusstsein zu gelangen, am Zensor vorbei. Es schlüpft gewissermaßen verkleidet durch die Zensur: in Träumen, die wir für Unsinn halten, wenn uns nicht durch Deutung ihre Botschaft klar wird, in Fehlleistungen und nicht zuletzt in neurotischen8 Symptomen. Alle diese sind notwendige Ventile, durch die psychischer Druck abfließt, und sie geben wichtige Hinweise auf unbewusste Konflikte.

Liebe und Tod: die Triebe

Die Frage, was den Menschen antreibt, ist so alt wie die Menschheit selbst, und die Zahl der Antworten ist Legion. Und natürlich ist diese Frage auch eines der Hauptthemen vieler psychologischer Theorien. Um nur ein Beispiel zu nennen: Der schottische Psychologe William McDougall (1871-1938) zählte mindestens ein Dutzend verschiedene Triebe, angefangen vom Selbsterhaltungstrieb über den Schlaf- und Essenstrieb bis hin zum Nestbautrieb; R. S. Woodworth9 sprach sogar von 110 Instinkten.

Freud war bescheidener und prägnanter. Zunächst sprach er von zwei Trieben: dem Sexualtrieb und dem Selbsterhaltungstrieb, den er indes bald unter den Sexualtrieb subsumierte. Beeindruckt und erschüttert vom Ausmaß der Zerstörung im Ersten Weltkrieg und weil er mit seiner Erforschung von Sadismus10 und Masochismus11 nur aus dem Sexualtrieb heraus nicht recht vorwärtskam, revidierte12 er seine Triebtheorie. Neben den Sexualtrieb (Eros) stellte er den Aggressions- oder Destruktionstrieb13.

Triebe – so definierte er – sind die Kräfte, die hinter unseren Bedürfnissen stehen. „Sie repräsentieren die körperlichen Anforderungen an das Seelenleben“, rufen Erregung oder Spannung hervor und treiben damit den Menschen zur Aktivität, deren Ziel das Ende der Spannung, die Befriedigung ist.

Das Ziel des Aggressionstriebes ist, nach Freuds Meinung, Auflösung, Zerstörung, Rückkehr zum früheren Zustand des Nichtseins. Indessen konnten oder wollten ihm da selbst orthodoxe Analytiker14 nicht immer folgen. So nimmt man heute eher an, dass ein Übermaß destruktiver Aggression eine Reaktion auf Versagung und starke Frustration ist. Und man betonte zunehmend, dass Aggression ja nicht nur zerstörend, sondern auch konstruktiv sein kann.

Wenden wir uns dem Sexualtrieb zu. Seine „Triebkraft“, also die Energie, über die er verfügt, nannte Freud Libido (lat. Drang, Begierde), Zentralbegriff der Theorie, die er über die menschliche Sexualität und vor allem die Allgegenwart sexueller Impulse formulierte: der Libidotheorie. Sie war der wohl revolutionärste Teil seiner Anschauungen und löste – ausgangs des 19. Jahrhunderts – heftigste Anfeindungen aus. Denn er stellte die These auf (und bewies sie), dass die Sexualität nicht erst in der Pubertät erwache, sondern dass jeder Mensch von Geburt an sexuelle Empfindungen habe. Allerdings fasst Freud den Begriff „sexuell“ sehr weit: Sexuell ist danach alles, was Lust bereitet, also auch Daumenlutschen oder im Schlamm spielen. Das im rein geschlechtlichen Sinne Sexuelle nannte Freud genital.

Die Entwicklung der Libido

Bald nach der Geburt „setzt das Sexualleben mit deutlichen Äußerungen ein“. Die Libido heftet sich an Mund, Lippen und Zunge. Der Mundbereich ist also die erogene Zone, das Zentrum von Wünschen und Befriedigungen in dieser oralen Phase (lat. os