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Es herrscht Bürgerkrieg in der Galaxis, und John Donovan und seine Crew stecken mittendrin. Bei der Befreiung eines alten Frontiersman-Kollegen erhalten sie Pläne für einen neuen Auftrag: Die mächtige Weltraum-Festung Fort Hope unterjocht einen Sektor der Randwelten-Konföderation. Ein Frontalangriff kommt nicht in Frage - und es gibt nur eine Alternative: Infiltration. Nicht nur John hat ein ganz schlechtes Gefühl bei der Sache. Doch wer sonst könnte diesen Job erledigen?
ÜBER DIE SERIE:
An den Grenzen der bekannten Galaxie geht es rau zu: Seit Jahrzehnten beuten die Konzerne der Kernwelten-Union die Randwelten aus. Eine Revolte auf der Bergbaukolonie Higgins‘ Moon ist der Funke, der das Pulverfass entzündet ... und ein einziges Wort entfaltet seine verheerende Sprengkraft: Bürgerkrieg!
Mittendrin: John Donovan, Frontiersman - einer jener furchtlosen Frachterkapitäne, die ihren nicht immer ganz legalen Geschäften dort nachgehen, wo der Weltraum noch frei und wild ist. John und seine zusammengewürfelte Crew von Outcasts wollen nichts weniger, als in den Krieg zu ziehen. Doch nicht immer gelingt es einem, sich von Scherereien fernzuhalten - schon gar nicht, wenn es persönlich wird ...
Das actionreiche SF-Spektakel von "Star Trek"-Autor Bernd Perplies alias Wes Andrews!
Diese Ausgabe enthält eine Karte des Frontiersmen-Universums.
eBooks von beBEYOND - fremde Welten und fantastische Reisen.
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Seitenzahl: 153
Cover
Frontiersmen: Civil War – Die Serie
Über diese Folge
Über den Autor
Die Crew
Titel
Impressum
Karte des Frontiersmen-Universums
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Epilog
In der nächsten Folge
An den Grenzen der bekannten Galaxie geht es rau zu: Seit Jahrzehnten beuten die Konzerne der Kernwelten-Union die Randwelten aus. Eine Revolte auf der Bergbaukolonie Higgins’ Moon ist der Funke, der das Pulverfass entzündet … und ein einziges Wort entfaltet seine verheerende Sprengkraft: Bürgerkrieg!
Mittendrin: John Donovan, Frontiersman – einer jener furchtlosen Frachterkapitäne, die ihren nicht immer ganz legalen Geschäften dort nachgehen, wo der Weltraum noch frei und wild ist. John und seine zusammengewürfelte Crew von Outcasts wollen nichts weniger, als in den Krieg zu ziehen. Doch nicht immer gelingt es einem, sich von Scherereien fernzuhalten – schon gar nicht, wenn es persönlich wird …
Von ›Star Trek‹-Autor Bernd Perplies alias Wes Andrews: Das actionreiche Bürgerkriegsepos des SF-Western-Crossovers als digitale Serie! Science-Fiction-Pflichtlektüre für Space Cowboys!
Es herrscht Bürgerkrieg in der Galaxis, und John Donovan und seine Crew stecken mittendrin. Bei der Befreiung eines alten Frontiersman-Kollegen erhalten sie Pläne für einen neuen Auftrag: Die mächtige Weltraum-Festung Fort Hope unterjocht einen Sektor der Randwelten-Konföderation. Ein Frontalangriff kommt nicht in Frage – und es gibt nur eine Alternative: Infiltration. Nicht nur John hat ein ganz schlechtes Gefühl bei der Sache. Doch wer sonst könnte diesen Job erledigen?
Wes Andrews – das ist Bernd Perplies. Der 1977 geborene Autor ist seinen Lesern aus gut 30 Romanen bekannt, Science-Fiction und Fantasy für Erwachsene ebenso wie für Kinder. Neben der Frontiersmen-Serie schrieb er gemeinsam mit Christian Humberg »Star Trek: Prometheus«, die ersten Star-Trek-Romane aus deutscher Feder. Mit den Frontiersmen lebt er seine Vorliebe für alte Western und die TV-Serie »Firefly« aus.
John Donovan ist ein Frontiersman – ein Schurke mit dem Herz am rechten Fleck, ein furchtloser Frachterpilot am Rand der besiedelten Galaxis. Seine Aufträge sind oft gefährlich und nicht immer ganz legal. Nie würde er dabei auf sein treues Schiff verzichten, die Mary-Jane Wellington – einen altgedienten Frachter der Cambria-Klasse, der neben einer Menge nützlicher Modifikationen auch eine oft überraschend menschliche KI besitzt.
Kelly stammt aus den Kernwelten. Vom Leben dort angeblich gelangweilt, brach sie ihr Studium ab und heuerte als Mädchen für alles auf der Mary-Jane an. Anfangs gab es ein paar Gefühlswirren zwischen John und ihr, aber dann beschlossen sie, lieber nur befreundet zu sein. Mittlerweile ist Kelly die zweitbeste Schützin an Bord und obendrein Johns gutes Gewissen. Dabei hat er ihr die Geschichte, die sie an den Rand führte, nie ganz abgekauft … verdammt, er kennt nicht einmal ihren Nachnamen!
Pat »Hobie« Hobel ist der Bordingenieur der Mary-Jane Wellington und nicht nur Johns ältester Freund, sondern auch das fürsorgliche Herz der Besatzung. Der mit allen Wassern gewaschene Veteran reiste schon vor zehn Jahren unter dem alten Captain Sturges auf der Mary-Jane durchs All. Das Schiff ist sein Zuhause. Nirgendwo ist der glücklicher als im Maschinenraum oder hinter der Küchenzeile in der Mannschaftsmesse.
Aleandro ist ein junger Herumtreiber vom Planeten Loredo. John nahm ihn an Bord, weil er sich hervorragend mit Computern auskennt. Aleandro ist ein Idealist und glühender Fürsprecher für die Unterdrückten. Die Kernwelten-Union und ihre Ausbeutungspolitik ist ihm ein ständiger Dorn im Auge.
Harold Piccoli arbeitete einst in der Bergbaukolonie Higgins’ Moon, bevor er sich mit dem Manager anlegte, versehentlich einen Mann umbrachte und zur Flucht gezwungen war. Seit John ihn aus den Händen zweier Kopfgeldjäger freigekauft hat, besteht der hünenhafte, dunkelhäutige Mann darauf, seine Schuld auf der Mary-Jane abzuarbeiten.
Sekoya gehört den Peko an, einem Volk grünhäutiger, humanoider Aliens, die von den Menschen bei deren Expansion ins Alls verdrängt und in Reservatswelten gesperrt wurde. Die Tochter eines Konya (dem Oberhaupt einer Peko-Volksgruppe) ist bildschön und geheimnisvoll. Seit die Mannschaft der Mary-Jane ihr das Leben gerettet hat, steht sie in deren Schuld, wie es die Sitte der Peko verlangt. Ob John will oder nicht …
WES ANDREWS
DIE VERDAMMTENVON FORT HOPE
beBEYOND
Originalausgabe
»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment
Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen.
Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Textredaktion: Hanka Jobke, Berlin
Lektorat/Projektmanagement: Lukas Weidenbach
Karte: © Markus Weber, Guter Punkt München
Covergestaltung: Thomas Krämer unter Verwendung von Motiven © Arndt Drechsler, Regensburg
eBook-Erstellung: Olders DTP.company, Düsseldorf
ISBN 978-3-7325-4363-2
www.be-ebooks.de
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Der letzte Befehl, den sie erhalten hatten, lautete, zu warten. Doch das konnte John Donovan nicht. »Wir müssen etwas unternehmen«, flüsterte er Kelly zu. »Die armen Teufel werden hängen, wenn wir nicht eingreifen. Bis die Kavallerie eintrifft, ist es zu spät.«
Sie lagen beide bäuchlings auf einer Hügelkuppe im hohen Gras und beobachteten durch ihre Ferngläser den Hof des umzäunten Lagers, das sich zu ihren Füßen am Rand der Ebene erstreckte. Es handelte sich um ein Internierungscamp, das die Truppen des Unionsmilitärs in der Einöde zweihundert Kilometer südlich von Williamsport auf dem Planeten Briscoll errichtet hatten, um bekannte Sympathisanten und Kämpfer der Unabhängigkeitsbewegung, sogenannte rebellische Elemente, einzupferchen. Und um sich ihrer gegebenenfalls beiläufig zu entledigen. Das Land war hier weit und leer. Niemand störte sich daran, wenn ein paar Menschen verschwanden, und das ganz buchstäblich, denn dank der einheimischen Tierwelt blieb von Toten, die man in die Wildnis hinauswarf, kaum mehr übrig als ein Haufen ausbleichender Knochen im Staub.
Niemand störte sich daran – bis auf John und seine Leute. Sie waren nach Briscoll gekommen, um sich mit einem alten Schmugglerfreund von John, dem Frontiersman T. S. Sebastian, zu treffen, der ihnen laut Frank Langdon kriegswichtige Informationen übergeben sollte. Allerdings war Sebastian nicht am vereinbarten Treffpunkt aufgetaucht, und auch auf Komm-Anrufe hatte er nicht reagiert. Als sich John daraufhin diskret umhörte, kam ihm zu Ohren, dass eine ganze Reihe Personen, denen die Freiheit und Unabhängigkeit regelrecht im Blut lag, aus Williamsport und benachbarten Siedlungen verschwunden war. Etwas eingehendere Nachforschungen hatten ihn zu diesem Lager in der Einöde geführt.
Und das, wie es aussah, gerade zum richtigen Zeitpunkt.
Fünf Blauröcke, wie die Unionsmilitärs aufgrund ihrer mitternachtsblauen Uniformen auf den Randwelten gemeinhin genannt wurden, führten soeben fünf Insassen des Camps zu einem großen Metallgestell in der Mitte des Hofs. Zahlreiche weitere Gefangene waren, bewacht von Soldaten, die Helm, Schutzweste und automatische Waffen trugen, Zeugen des unerfreulichen Schauspiels. John sah Männer, Frauen und sogar ein paar Jugendliche unter den eingesperrten Widerstandskämpfern, während er den Blick durch sein Makrofernglas über die Menge schweifen ließ. T. S. fand er nicht, aber das musste nichts heißen. In dem Lager hielten sich mehrere Hundert Personen auf.
Natürlich hatte John um Verstärkung gebeten, als sie das Lager entdeckten. Er war nicht scharf darauf, ein ganzes Gefangenenlager, das von einem halben Dutzend Wachtürmen mit Maschinengewehrstellungen eingefasst wurde, allein mit seiner fünfköpfigen Mannschaft anzugreifen. Leider würde die bewaffnete Rettungstruppe, die in diesem Augenblick zusammengetrommelt wurde, niemals rechtzeitig eintreffen, um diese armen Seelen zu befreien, deren Hälse sich unerbittlich den festen Hanfschlingen näherten, die in zwei Metern Höhe über einem wegklappbaren Gitterboden an besagtem Metallgestell hingen.
»Was hast du vor, John?«, fragte Kelly. Seine blonde Begleiterin senkte ihr Fernglas und sah ihn fragend an.
»Hol dein Gewehr aus dem Fargo«, erwiderte John. »Ich rufe die Mary-Jane. Und lass uns beten, dass diese Typen nicht zur einsilbigen Sorte gehören, wenn der Lagerchef ihnen vor der Hinrichtung ein letztes Wort gewährt.«
Einen Moment lang blickte Kelly John schweigend an. Er hatte das Gefühl, dass ihr der eine oder andere Einwand auf der Zunge lag. Aber sie verkniff sich die Erwiderung und nickte nur, bevor sie rückwärtskroch, um dann den flachen Abhang hinunterzulaufen, an dessen Fuß der zweisitzige Landgleiter mit den großen Kegeltriebwerken stand.
John zückte unterdessen sein Komm-Gerät und rief die Mary-Jane Wellington. Der Frachter der Cambria-Klasse stand etwa dreißig Kilometer südlich in der Wüste und wartete dort auf ihre Rückkehr. Sie waren absichtlich so weit entfernt gelandet, weil sie die Betreiber des Lagers nicht hatten misstrauisch machen wollen.
»Was gibt es, John?«, meldete sich Hobie zu Wort. Der Bordmechaniker der Mary-Jane, der zugleich Johns ältester Freund war, besetzte in ihrer Abwesenheit das Cockpit.
»Die Blauröcke haben soeben den Einsatz erhöht«, antwortete John, »genau genommen um fünf Menschenleben. Wir können nicht länger warten. Wir müssen den Laden hochnehmen – und wir brauchen die Mary-Jane als Luftunterstützung.«
»Das gibt Ärger«, prophezeite Hobie.
»Den haben wir so oder so. Und jetzt beeilt euch! Hier sterben gleich gute Männer.«
»Sind in drei Minuten da.«
»Sehr gut. Versucht die MG-Türme auszuschalten. Danach landet ihr im Hof und nehmt so viele Widerständler wie möglich auf. Kelly und ich geben euch Feuerschutz.«
»Verstanden.« Hobie trennte die Verbindung
Unten im Hof hatten die Unionssoldaten die verurteilten Männer mittlerweile auf das Metallgestell geführt und ihnen die Schlingen um den Hals gelegt. Manche Sadisten knüpften ihre Schlingen so, dass die Todgeweihten langsam erstickten. Das hatte bei aller Unmenschlichkeit den Vorteil, dass man die Delinquenten auch nach einer Minute qualvollen Zappelns noch vom Haken nehmen konnte. Diese Schlingen jedoch sahen aus, als würden sie den Gefangenen das Genick brechen, sobald sich die Falltüren unter ihren Füßen öffneten. Was bedeutete, dass sie sich nicht öffnen durften.
Kelly schob sich erneut neben ihn. Sie hielt ihr langes Scharfschützengewehr in den Händen, das sie nun ruhig und methodisch in Position brachte. Ursprünglich war Kelly als Ärztin an Bord der Mary-Jane gekommen, eine ehemalige Studentin einer Kernwelten-Universität, die ihrem alten Leben den Rücken gekehrt hatte, um die Galaxis kennenzulernen. In den gut zwei Jahren, die sie mittlerweile mit John und Hobie flog, hatte sie allerdings eine Begabung in bemerkenswert vielen Dingen gezeigt. Sie konnte fliegen, kannte sich mit Finanzen aus, wusste, wie man Leute mit einem Lächeln dazu überredete, das zu tun, was sie von ihnen wollte, und vor allem konnte sie einer Taube auf dem Dach aus einem Kilometer Entfernung den Kopf wegschießen – nicht, dass sie das jemals getan hätte. Anders als John bemühte sich Kelly, nur dann zur Waffe zu greifen, wenn es keinen anderen Ausweg mehr gab.
Im Augenblick waren ihre Optionen sehr überschaubar. Entweder sie griffen an oder sahen zu, wie Widerständler starben. Kelly richtete den Lauf der mit Magnetspulenbeschleunigung arbeitenden Präzisionswaffe auf das Lager und legte ein Auge an das Zielfernrohr. »Sag mir nur, wann und auf wen ich schießen soll«, sprach sie leise. Auf ihrer Miene zeichnete sich die grimmige Entschlossenheit ab, die sie stets überkam, wenn sie Leben nehmen statt Leben retten musste.
John überprüfte erneut die Lage. Ein Mann in Uniform stand vor dem Metallgerüst und las irgendetwas von einem Padd ab. Seine Stimme konnte John hören, aber er verstand nicht, was er sagte. Vermutlich betete er die Anklagepunkte herunter. Blauröcke liebten das Zeremoniell. Oben auf dem Metallgerüst war derweil nur ein Soldat verblieben, der neben einem Hebel in einer Gerüststrebe stand.
»Ich gehe näher ran, um mit meinem Revolver für Unruhe sorgen zu können. Bevor das Schießen losgeht, gebe ich dir ein Zeichen. Dann legst du los. Zuerst kümmerst du dich um den Burschen am Hebel oben auf der Plattform, anschließend um den Offizier unten. Wenn du es schaffst, schieß die Seile durch, aber verschwende nicht unnötig Munition. Konzentrier dich lieber auf Unionsoffiziere!«
»Okay«, erwiderte Kelly, ohne ihn anzusehen.
John warf einen Blick auf sein Chronometer. In gut neunzig Sekunden war die Mary-Jane hier, in spätestens sechzig würde man sie deutlich kommen hören. Er befestigte sein Komm-Gerät an der linken Schulter seines knielangen grauen Mantels – irgendwann mussten sie sich wirklich mal Funkstecker fürs Ohr und Kehlkopfmikrofone kaufen – und erhob sich in eine hockende Position. Seine Hand schloss sich um den Griff des zwölfschüssigen Santhe-CG, und er zog die Waffe aus dem Holster. »Viel Glück!«
»Dir auch«, gab Kelly zurück.
Geduckt schlich John näher an das Lager heran. Das hohe Gras und struppige Büsche boten ihm Deckung. Derer hätte er allerdings kaum bedurft, denn alle Aufmerksamkeit richtete sich ins Lagerinnere – selbst die Wachleute auf den Türmen an den Ecken des Camps waren abgelenkt. Diese Nachlässigkeit war untypisch für Unionsmilitärs. Allerdings erwartete hier auch niemand einen Angriff von außen. Die Wachen dienten vielmehr dem Zweck, die Gefangenen innerhalb der Zäune festzuhalten.
»Irgendwelche letzten Worte?«, hörte John den Offizier in der Hofmitte brüllen.
Da niemand der Todgeweihten das Wort ergreifen wollte, übernahm John das für sie. Er hob sein Komm-Gerät. »Jetzt, Kelly.«
Ein leises Knacken war zu hören, als zerbräche jemand einen morschen Ast. Dann sackte der Soldat auf dem Metallgerüst in sich zusammen. Sein schlaffer Leib kippte vornüber vom Gerüst und kam mit einem trockenen Schlag auf der staubigen Erde auf.
Bevor auch nur irgendjemand reagieren konnte, knackte es erneut, und der Offizier mit dem Padd legte sich neben den toten Mann.
»Alarm!«, schrie eine raue Männerstimme. »Wir werden angegriffen!«
Jetzt kam Bewegung in die Wachen. Die Männer auf den Türmen klemmten sich hinter ihre MGs und richteten den Blick suchend nach draußen. Im Hof riefen die Soldaten durcheinander, während sie versuchten, die Insassen zusammenzutreiben und wieder in ihre Baracken zu sperren. Einige von denen schienen allerdings ihre Chance zur Revolte zu wittern, denn sie gingen auf die nächstbesten Wachen los, um sie zu entwaffnen. Schon fielen erste Schüsse, und mit ihnen brach völliges Chaos in dem Lager aus.
John beschloss, seinen Teil dazu beizutragen. Er zielte, schoss und traf einen Wachmann auf dem Turm zu seiner Linken. Sofort gingen die übrigen zwei in Deckung und rissen das MG herum. Zu spät erkannte John, dass er sich vielleicht einen leichter bewaffneten Gegner hätte aussuchen sollen. Donnernd erwachte das Maschinengewehr zum Leben und beharkte ziellos, aber mit enormer Zerstörungswut das Gestrüpp auf dem Hang unweit von Johns Versteck.
Im nächsten Moment erfüllte ein Tosen die Luft, und eine gewaltige Staubwolke wurde aufgewirbelt, als die Mary-Jane Wellington über den Hügelkamm hinwegflog und unmittelbar über dem Lager in der Luft verharrte. Der Frachter drehte sich über den schreienden Menschen, die in alle Richtungen davonliefen, dann öffnete sich eine Klappe unter dem Backbordfrachtraum, und eine zwanzig Raketen enthaltende, metallisch grau glänzende Lafette drehte sich aus dem schweren Rumpf des Cambria-Klasse-Frachters.
»Guten Tag, die Herren von der Union!« Die fröhliche Stimme von Hobie drang aus den Außenlautsprechern der Mary-Jane. »Ich empfehle Ihnen dringend, binnen der nächsten zehn Sekunden Ihre MG-Stellungen aufzugeben. Danach werden wir die Türme nämlich mit Sprengraketen zerstören.« Wie um seine Worte zu unterstreichen, drehte Johns alter Freund den Bug des Schiffs in Richtung des Nordostturms.
Die Warnung genügte. John sah, wie die Soldaten hektisch zu den Leitern eilten und ihre Posten verließen. Er hob sein Komm-Gerät. »Mary-Jane, hier ist John.«
»Was gibt es, Cap?«, fragte Aleandro. Offenbar hatte er die Funkanlage übernommen, während Hobie das Schiff auf seinen Prallfeldern in der Luft hielt.
»Schießt mal ein Loch in den Ostzaun! Ich will reingehen, um die armen Schweine zu erlösen, die immer noch in ihren Schlingen hängen.« Bislang hatte sich niemand um die fünf Männer auf dem Metallgerüst gekümmert.
»Geht klar«, bestätigte der junge Computerspezialist.
Einen Moment lang geschah nichts – sah man vom anhaltenden Chaos und mehreren Kämpfen zwischen Wachleuten und Gefangenen ab –, dann drehte sich die Mary-Jane Wellington erneut leicht. »Achtung! Bitte alle aus dem Weg gehen!«, warnte Hobie. Im nächsten Augenblick fauchte eine Rakete aus der Lafette und schlug in den vier Meter hohen und von Stacheldraht gesäumten Zaun ein.
Eine Fontäne aus Staub, Erde, Betonbrocken und Drahtgeflecht explodierte in den Nachmittagshimmel, und als sie sich legte, klaffte eine gezackte Lücke in der Absperrung. Einige Insassen rannten sofort darauf zu, um diesen Weg in die Freiheit zu nutzen, während das Durcheinander am größten war.
John eilte ihnen durch das hohe Gras entgegen. »Sammelt euch hinter der Hügelkette«, rief er den Männern und Frauen zu. »Verstärkung ist auf dem Weg. Wir lesen euch dort auf.«
»He!« Einer der Männer, ein stämmiger Kerl mit zerzaustem rotblondem Haar und Dreitagebart, hielt John auf. »Wer seid ihr eigentlich?«
»Keine Freunde der Union«, erwiderte John kurz angebunden, bevor er weiterhastete.
Er sprang über den Krater, den die Rakete gerissen hatte, und überquerte den Innenhof. Mittlerweile waren etliche Gefangene bewaffnet und lieferten sich Schießereien mit Unionssoldaten, die hinter Schwebern und in Baracken in Deckung gegangen waren. Überall lagen Tote und Verletzte im Staub. Eine zynische Stimme in Johns Kopf rechnete ihm vor, dass er durch sein Eingreifen vermutlich mehr Männer und Frauen umgebracht hatte, als wenn er ein stiller Zuschauer geblieben wäre, aber er widersprach ihr energisch. In einem Kampf zu fallen ist etwas anderes, als hingerichtet zu werden.
Eine Kugel peitschte so nah an seiner Wange vorbei, dass er den Luftzug spürte. Instinktiv duckte sich John. »Das heißt nicht, dass ich in einem Kampf fallen will!«, beschwerte er sich bei den unsichtbaren Mächten des Universums, die seine Gedanken belauscht zu haben schienen. Er suchte nach seinem Gegner und sah gerade noch, wie eine Kugel seinen Brustkorb durchschlug und er zu Boden ging.
»Hab ihn«, drang Kellys Stimme aus dem Komm-Gerät neben seinem Ohr.
»Danke, Süße«, erwiderte John. »Du hast was gut bei mir.«
»Ich habe schon eine ganze Menge gut bei dir«, bemerkte sie spöttisch.
Das trockene Hämmern eines automatischen Gewehrs veranlasste John, den Kopf einzuziehen. »Reden wir nicht jetzt darüber.«
Er musste einen Bogen schlagen, um die Mary-Jane Wellington zu umgehen, die immer noch tosend über dem Hof schwebte. Direkt unter dem Schiff konnte man nicht stehen, wenn es auf seinen Prallfeldern schwebte. Er vernahm ein scharfes Zischen, gefolgt von einer druckvollen Explosion. Hobie machte mit etwas Verspätung seine Drohungen wahr und brachte die MG-Türme einen nach dem anderen zum Einsturz.
John erreichte das Metallgestell und hetzte, immer zwei Gitterstufen auf einmal nehmend, nach oben. Die fünf Männer standen mit einer Mischung aus Entsetzen und Erleichterung auf den Zügen auf ihren Falltüren und betrachteten die Kämpfe um sie herum, unfähig, sich zu rühren oder einzugreifen, solange ihre Hände auf dem Rücken gefesselt waren und ihre Hälse in den Schlingen steckten. Einer von ihnen blutete an der linken Schulter, wo ihn offenbar eine verirrte Kugel getroffen hatte.