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Aufregung und Misstrauen bei den Konföderierten: Die Tochter eines Admirals der Unionsflotte weilt unter ihnen! Ist sie eine Verräterin? Um das Gegenteil zu beweisen, soll sie sich in einer Undercover-Mission in die Höhle des Löwen begeben. Und niemand anderes als Captain John Donovan wird sich als ihr Verlobter ausgeben. Gemeinsam reisen sie zur Unionsbasis auf dem Mond West Point - und entdecken einen Plan, der das Aus für die Konföderation bedeuten würde ...
ÜBER DIE SERIE:
An den Grenzen der bekannten Galaxie geht es rau zu: Seit Jahrzehnten beuten die Konzerne der Kernwelten-Union die Randwelten aus. Eine Revolte auf der Bergbaukolonie Higgins‘ Moon ist der Funke, der das Pulverfass entzündet ... und ein einziges Wort entfaltet seine verheerende Sprengkraft: Bürgerkrieg!
Mittendrin: John Donovan, Frontiersman - einer jener furchtlosen Frachterkapitäne, die ihren nicht immer ganz legalen Geschäften dort nachgehen, wo der Weltraum noch frei und wild ist. John und seine zusammengewürfelte Crew von Outcasts wollen nichts weniger, als in den Krieg zu ziehen. Doch nicht immer gelingt es einem, sich von Scherereien fernzuhalten - schon gar nicht, wenn es persönlich wird ...
Das actionreiche SF-Spektakel von "Star Trek"-Autor Bernd Perplies alias Wes Andrews!
Diese Ausgabe enthält eine Karte des Frontiersmen-Universums.
eBooks von beBEYOND - fremde Welten und fantastische Reisen.
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Seitenzahl: 159
Cover
Frontiersmen: Civil War – Die Serie
Über diese Folge
Über den Autor
Die Crew
Titel
Impressum
Karte des Frontiersmen-Universums
– 1 –
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– 7 –
– 8 –
– 9 –
– 10 –
– 11 –
– 12 –
– 13 –
Epilog
In der nächsten Folge
An den Grenzen der bekannten Galaxie geht es rau zu: Seit Jahrzehnten beuten die Konzerne der Kernwelten-Union die Randwelten aus. Eine Revolte auf der Bergbaukolonie Higgins’ Moon ist der Funke, der das Pulverfass entzündet … und ein einziges Wort entfaltet seine verheerende Sprengkraft: Bürgerkrieg!
Mittendrin: John Donovan, Frontiersman – einer jener furchtlosen Frachterkapitäne, die ihren nicht immer ganz legalen Geschäften dort nachgehen, wo der Weltraum noch frei und wild ist. John und seine zusammengewürfelte Crew von Outcasts wollen nichts weniger, als in den Krieg zu ziehen. Doch nicht immer gelingt es einem, sich von Scherereien fernzuhalten – schon gar nicht, wenn es persönlich wird …
Von »Star Trek«-Autor Bernd Perplies alias Wes Andrews: Das actionreiche Bürgerkriegsepos des SF-Western-Crossovers als digitale Serie! Science-Fiction-Pflichtlektüre für Space Cowboys!
Aufregung und Misstrauen bei den Konföderierten: Die Tochter eines Admirals der Unionsflotte weilt unter ihnen! Ist sie eine Verräterin? Um das Gegenteil zu beweisen, soll sie sich in einer Undercover-Mission in die Höhle des Löwen begeben. Und niemand anderes als Captain John Donovan wird sich als ihr Verlobter ausgeben. Gemeinsam reisen sie zur Unionsbasis auf dem Mond West Point – und entdecken einen Plan, der das Aus für die Konföderation bedeuten würde …
Wes Andrews – das ist Bernd Perplies. Der 1977 geborene Autor ist seinen Lesern aus gut 30 Romanen bekannt, Science-Fiction und Fantasy für Erwachsene ebenso wie für Kinder. Neben der Frontiersmen-Serie schrieb er gemeinsam mit Christian Humberg »Star Trek: Prometheus«, die ersten Star-Trek-Romane aus deutscher Feder. Mit den Frontiersmen lebt er seine Vorliebe für alte Western und die TV-Serie »Firefly« aus.
John Donovan ist ein Frontiersman – ein Schurke mit dem Herz am rechten Fleck, ein furchtloser Frachterpilot am Rand der besiedelten Galaxis. Seine Aufträge sind oft gefährlich und nicht immer ganz legal. Nie würde er dabei auf sein treues Schiff verzichten, die Mary-Jane Wellington – einen altgedienten Frachter der Cambria-Klasse, der neben einer Menge nützlicher Modifikationen auch eine oft überraschend menschliche KI besitzt.
Kelly stammt aus den Kernwelten. Vom Leben dort angeblich gelangweilt, brach sie ihr Studium ab und heuerte als Mädchen für alles auf der Mary-Jane an. Anfangs gab es ein paar Gefühlswirren zwischen John und ihr, aber dann beschlossen sie, lieber nur befreundet zu sein. Mittlerweile ist Kelly die zweitbeste Schützin an Bord und obendrein Johns gutes Gewissen. Dabei hat er ihr die Geschichte, die sie an den Rand führte, nie ganz abgekauft … verdammt, er kennt nicht einmal ihren Nachnamen!
Pat »Hobie« Hobel ist der Bordingenieur der Mary-Jane Wellington und nicht nur Johns ältester Freund, sondern auch das fürsorgliche Herz der Besatzung. Der mit allen Wassern gewaschene Veteran reiste schon vor zehn Jahren unter dem alten Captain Sturges auf der Mary-Jane durchs All. Das Schiff ist sein Zuhause. Nirgendwo ist der glücklicher als im Maschinenraum oder hinter der Küchenzeile in der Mannschaftsmesse.
Aleandro ist ein junger Herumtreiber vom Planeten Loredo. John nahm ihn an Bord, weil er sich hervorragend mit Computern auskennt. Aleandro ist ein Idealist und glühender Fürsprecher für die Unterdrückten. Die Kernwelten-Union und ihre Ausbeutungspolitik ist ihm ein ständiger Dorn im Auge.
Harold Piccoli arbeitete einst in der Bergbaukolonie Higgins’ Moon, bevor er sich mit dem Manager anlegte, versehentlich einen Mann umbrachte und zur Flucht gezwungen war. Seit John ihn aus den Händen zweier Kopfgeldjäger freigekauft hat, besteht der hünenhafte, dunkelhäutige Mann darauf, seine Schuld auf der Mary-Jane abzuarbeiten.
Sekoya gehört den Peko an, einem Volk grünhäutiger, humanoider Aliens, die von den Menschen bei deren Expansion ins Alls verdrängt und in Reservatswelten gesperrt wurde. Die Tochter eines Konya (dem Oberhaupt einer Peko-Volksgruppe) ist bildschön und geheimnisvoll. Seit die Mannschaft der Mary-Jane ihr das Leben gerettet hat, steht sie in deren Schuld, wie es die Sitte der Peko verlangt. Ob John will oder nicht …
WES ANDREWS
DIE TOCHTERDES ADMIRALS
beBEYOND
Originalausgabe
»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment
Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen.
Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Textredaktion: Hanka Jobke, Berlin
Lektorat/Projektmanagement: Lukas Weidenbach
Karte: © Markus Weber, Guter Punkt München
Covergestaltung: Thomas Krämer unter Verwendung von Motiven © Arndt Drechsler, Regensburg
eBook-Erstellung: Olders DTP.company, Düsseldorf
ISBN 978-3-7325-4364-9
www.be-ebooks.de
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Der schwarze Falke zog stumme Kreise am wolkenlosen Himmel über den Blue Mountains. Kelly beobachtete ihn, wie er sich elegant auf den Thermiken treiben ließ, hoch über den Dingen schwebend, mit denen sich die Erdgebundenen herumplagen mussten. Sie wünschte sich, sie könnte wie er sein. Dann wäre sie in diesem Augenblick einfach fortgeflogen und hätte all das hier hinter sich gelassen.
Doch sie war kein Vogel, und das bedeutete, es gab kein Entrinnen aus ihrer Lage. Mit einem leisen Seufzen wandte sie den Blick ab und richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Rednertribüne, wo soeben Commodore Weißner in blumigen Worten die Tugenden der jungen Männer und Frauen pries, die in den ersten zehn Reihen des Publikums zu seinen Füßen saßen.
Weißner war der Leiter der Lakeshore-Militärakademie, die etwa fünfzehn Gleiterminuten von der planetaren Hauptstadt Fort Leavenworth entfernt mitten auf dem gebirgsreichen nördlichen Kontinent von Newport lag, dem inneren der zwei bewohnten Planeten des Coventry-Systems. Die Akademie erhob sich am Ufer des Lake Crystal. Es handelte sich um ein eindrucksvolles Bauwerk, das einem flachen Zylinder ähnelte und von zwei ringförmigen Strukturen eingefasst wurde. Diese dienten zugleich als Schutzwälle gegen Feinde – die es so tief in den Kernwelten eigentlich gar nicht gab – sowie als Baracken und Übungsanlagen für die knapp dreitausend Kadetten, die hier ihre Ausbildung erhielten.
Fünfhundert von ihnen wurden heute feierlich entlassen. Einer davon war Kellys drei Jahre älterer Bruder Michael. Er war der Grund, weswegen sie heute mit ihren Eltern vor Ort war. Und als wäre das allein nicht schlimm genug, zwang der Rang ihres Vaters sie dazu, gemeinsam mit anderen Würdenträgern auf der Ehrentribüne zu sitzen.
James Robinson war einer von zwei Flottenadmirälen, deren Söhne am heutigen Tag den Erinnerungsring von Lakeshore überreicht bekamen – gemeinsam mit ihrer Abschlussurkunde. Der andere, Admiral Horrowitz, war ein Freund der Familie. Bevor die Militärführung ihren Vater beförderte, hatten sie alle gemeinsam auf der Flottenbasis von Monterey im Modena-System gelebt und der Sohn des älteren Admirals, Benjamin Horrowitz, hatte eine Zeit lang hartnäckig versucht, Kelly für sich zu gewinnen.
Sie war froh gewesen, als Ben zusammen mit Michael vor drei Jahren nach Lakeshore ging. Ihn heute wiederzusehen, begeisterte sie nicht unbedingt. Im Vergleich mit den anderen zu erwartenden Übeln dieses Tages war diese Begegnung jedoch eher eine lästige Kleinigkeit.
»Trotz allem, was die Politik und das Militär der Union in den vergangenen Jahren erreicht haben«, sagte der Commodore am Rednerpult, »bleibt die Galaxis ein Ort voller Gefahren und Herausforderungen. Diesen müssen Sie sich stellen – und ich weiß, dass Sie sich ihnen mit Bravour stellen werden. Denn Sie sind nun Absolventen der Lakeshore-Militärakademie. Sie gehören zum erlesenen Kreis der Besten, die unsere glorreiche Union aufzubieten hat. Nutzen Sie das Wissen, das wir Ihnen vermittelt haben, und handeln Sie nach den Werten und Traditionen dieses ehrwürdigen Hauses, und es wird nichts geben, das Sie nicht bewältigen können.« Der grauhaarige Veteran richtete sich auf und sah die jungen Männer und Frauen zu seinen Füßen würdevoll an. »Kadetten des Jahrgangs 291 …«
Wie ein Mann standen die fünfhundert Akademieabgänger auf und nahmen Haltung an.
Der Commodore ließ seinen Blick über sie schweifen, und der Anflug eines Lächelns zeigte sich auf seinen faltigen Zügen. »Hiermit verkünde ich voller Freude und Stolz: Ihre Ausbildung ist beendet. Wegtreten!«
Fünfhundert bis zu diesem Zeitpunkt peinlich akkurat sitzende Kadettenmützen wurden von den Köpfen gerissen und unter Jubel in die Luft geschleudert. Die Männer und Frauen in ihren grauen Galauniformen mit dem mitternachtsblauen Besatz schüttelten sich die Hände und klopften sich auf die Schultern. Es wurde gelacht und gescherzt. Binnen Sekunden war jede militärische Ordnung dahin.
Das Publikum in den hinteren Reihen – Freunde und Familienangehörige der Akademieabgänger – begann zu applaudieren, und die Ehrengäste rund um Kelly fielen mit ein. Höflich klatschte auch sie, wobei sie vor allem deshalb lächelte, weil diese langwierige Zeremonie endlich vorüber war.
»Eine würdige Veranstaltung, findest du nicht auch, Kelly?«, sagte ihre Mutter, die neben ihr saß.
»Ja, Mutter«, erwiderte Kelly ergeben. Es gelang ihr nicht ganz, ihren Unwillen zu verbergen.
Commander Kathryn Robinson, leitende Militäranalystin im Flottenhauptquartier auf Whitehall, warf ihr einen tadelnden Blick zu. »Deine negative Einstellung ist unangebracht. Dein Bruder hat sein Offizierspatent mit Auszeichnung bestanden. Hab wenigstens den Anstand, dich für ihn zu freuen.«
»Michael ist unten bei seinen Kameraden.«
»Das mag sein, aber das ist keine Entschuldigung. Nachher beim Essen erwarte ich etwas mehr Haltung. Abgesehen davon tätest du gut daran, dich schon jetzt mit dem Protokoll von Lakeshore vertraut zu machen. Ansonsten wirst du es im Herbst bei den Aufnahmeprüfungen schwer haben.«
Ihr Vater gesellte sich zu ihnen. »Kommt, meine Lieben, wir wollen hinuntergehen und Michael suchen.« Der Admiral strahlte über das ganze Gesicht. Der väterliche Stolz auf seinen Erstgeborenen war unübersehbar.
Sie begaben sich in die Menge, wo nun überall Eltern, Geschwister und Freunde den frischgebackenen Offizieren gratulierten. In jedem anderen Umfeld wäre Kelly bei so viel Freude das Herz aufgegangen, aber es gab hier einfach zu viele Uniformen, zu viele markige Worte und zu viele Gesichter, denen sie ansah, dass ihnen wahre Herzlichkeit fremd war.
Eine Ausnahme bildete das Gesicht, das ihnen in diesem Augenblick entgegenkam. Während er sich durch die Menge drängte, Hände von Kameraden schüttelte und mit anderen lässige Saluts austauschte, grinste Michael so breit, als hätte er soeben einen Triathlon erfolgreich hinter sich gebracht – ein Vergleich, der angesichts der Mühen und Herausforderungen einer Ausbildung in der Zitadelle nicht ganz abwegig war. In der Linken hielt er sein Patent und das Ehrenschwert, das ihm als Klassenbester vom Commodore feierlich überreicht worden war. Der Erinnerungsring steckte an seinem Finger. »Kelly!«, rief er ausgelassen. Obwohl ihr Bruder älter war als sie, wirkte er in diesem Augenblick wie ein kleiner Junge.
Kelly konnte gar nicht anders, als auch zu lächeln. Als Michael sie erreichte, schloss sie ihn in die Arme. »Ich gratuliere dir, Bruderherz. Was du erreicht hast, ist außergewöhnlich.«
Er schob sie auf Armeslänge von sich. »Nicht wahr? Ich kann es selbst kaum glauben. Das Ehrenschwert von Lakeshore.«
»Du machst deine Eltern stolz, Sohn«, sagte ihr Vater.
Als er die Stimme des Admirals vernahm, nahm Kellys Bruder Haltung an. »Vielen Dank, Sir! Mutter!« Er nickte beiden zu.
James Robinson schmunzelte. »Na, komm her, mein Junge.« Er umarmte den frischgebackenen Lieutenant.
»Auch Ihnen meinen Glückwunsch zum Abschluss«, sagte Kellys Mutter zu einem zweiten jungen Mann, den Kelly im Kielwasser ihres Bruders nicht bemerkt hatte. Beim Anblick der schlaksigen Gestalt mit dem langen Gesicht und den sandblonden Haaren verspürte sie einen kurzen Stich in der Brust.
»Danke, Commander Robinson«, erwiderte Benjamin Horrowitz und schüttelte die dargebotene Hand. Dann sah er Kelly an und lächelte. »Hallo, Kelly!«
»Hallo, Ben«, gab sie lahm zurück. Sie zwang sich, ihm die Hand zu reichen. Ihre Eltern hätten ihr sonst später eine Szene gemacht.
Er hielt sie etwas länger, als nötig gewesen wäre. »Ist eine Weile her.«
»Na ja, drei Jahre.«
»Ich hatte gehofft, dir letztes Jahr auf Whitehall zu begegnen, als ich mit Michael zu Besuch kam.«
»Tut mir leid, ich war mit den Vorbereitungen für die Schulabschlussprüfungen beschäftigt.«
Er lächelte verständnisvoll. »Ja, das hat mir deine Mutter damals auch gesagt. Danke jedenfalls für die Briefe, die du mir geschrieben hast. Das hat mir viel bedeutet.«
»Habe ich gern gemacht«, zwang sich Kelly zu sagen. Genau genommen hatte ihre Mutter sie dazu genötigt, so nett zu sein und auf Benjamins Nachrichten aus Lakeshore wenigstens gelegentlich zu antworten. Kelly war der Ansicht, dass sie die Botschaften höflich und weitgehend nichtssagend formuliert hatte, aber dem Glänzen in Benjamins Augen zufolge war das offensichtlich eine Frage der Perspektive. Sie hoffte, dass er möglichst rasch auf ein Patrouillenschiff irgendwo am Rand versetzt wurde, bevor er es sich erneut in ihrem Leben bequem zu machen versuchte. Ben war kein schlechter Kerl. Er hatte das Herz am rechten Fleck, besaß Anstand und tat sein Bestes, um mit jedem gut auszukommen. Aber er war überhaupt nicht ihr Typ, und sie konnte sich nicht mal im Entferntesten vorstellen, auf sein Werben einzugehen. Eigentlich hatte sie gedacht, dass Lakeshore ihm die Gelegenheit bot, Abstand von ihr zu gewinnen. Wie es aussah, war diese Hoffnung vergebens gewesen.
Ihr Vater legte Ben eine Hand auf die Schulter. »Lieutenant, Sie werden heute Abend beim Offiziersbankett alle Zeit der Welt haben, mit Kelly zu plaudern. Jetzt sollten Sie allerdings besser zu Ihrem Vater gehen. Er sucht bestimmt schon nach Ihnen.«
»Ja, Sir. Sie haben recht.« Ben warf Kelly einen letzten Blick zu. »Bis heute Abend!« Der Unterton in seiner Stimme gefiel ihr überhaupt nicht.
»Wie hat er abgeschnitten?«, fragte Kellys Mutter mit kühler Miene, nachdem sich der junge Mann verabschiedet hatte.
»Er hat es gerade so geschafft«, sagte Michael ernst. »Lakeshore war nicht leicht für ihn.«
»Aber er hat sich durchgebissen und nicht aufgegeben«, wandte Kellys Vater ein. »Beharrlichkeit und Kampfgeist – zwei Tugenden eines guten Soldaten. Und eines Mannes, der das Herz einer Frau erobern möchte. Nicht wahr, Kelly?«
Sie verdrehte die Augen.
Noch wenige Stunden zuvor hatte sie gedacht, die Verabschiedungszeremonie der ehemaligen Kadetten sei eine Qual, aber nun musste Kelly diese Annahme korrigieren. Das Offiziersbankett, eine von mehreren Veranstaltungen, die an diesem Abend in Fort Leavenworth stattfanden, ließ den Nachmittag zu einer geradezu angenehmen Erinnerung werden. Die Hälfte des Abends wurden auf der kleinen Bühne des mit zweihundert exklusiven Gästen gefüllten Saals patriotische Reden geschwungen, und auch die anschließenden Gespräche bei Tisch drehten sich vor allem um alte Heldentaten verdienter Veteranen und was diese von den fünfzig anwesenden Jungoffizieren in Zukunft erwarteten. Und weil jeder Kelly als Tochter von Admiral Robinson zu kennen schien, die doch in Kürze ihrem Bruder nach Lakeshore nachfolgen würde, bekam auch Kelly mehr als genug Ratschläge und lehrreiche Geschichten angeboten.
Da sie noch Zivilistin war und daher keine Ausgehuniform trug, hatte ihre Mutter sie zu einem eleganten grünen Abendkleid überredet. Dass dies ein Fehler war, wurde Kelly klar, als sie den bewundernden Gesichtsausdruck von Benjamin Horrowitz bemerkte, der mit seinem Vater erst spät eintraf, weil er zuvor noch einer anderen Gesellschaft hatte beiwohnen müssen. Am liebsten wäre sie umgehend geflohen. Aber es gab kein Entkommen.
»Adam, Benjamin, setzen Sie sich zu uns«, rief Kellys Vater und winkte den älteren Admiral und seinen Sohn einladend näher. »Wir haben noch Platz am Tisch.«
»Du kannst meinen Stuhl haben«, bot Michael Ben den Platz links neben Kelly an. »Ich wollte mich noch mit Saunders unterhalten. Wenn mich alle entschuldigen würden?« Er nickte galant ins Tischrund. Kelly hätte ihn am liebsten erwürgt.
»Du siehst hinreißend aus«, sagte Ben, während er sich setzte. »Das Kleid steht dir ganz ausgezeichnet.«
»Danke, Ben!«
»Wie bedauerlich, dass heute Abend nicht getanzt wird. Ich würde dich sofort um einen Tanz bitten. Ach was! Um alle Tänze des Abends.«
»Ja, ich bin untröstlich.« Es fiel Kelly unendlich schwer, den Sarkasmus aus ihrer Stimme herauszuhalten.
»Wenn die Herren Admiräle es wünschen, kann ich im Hotel anfragen, ob einer der Nachbarsäle für uns hergerichtet wird«, erbot sich Captain Urban, der Adjutant von Kellys Vater, der mit seiner Frau ebenfalls am Tisch saß.
»Das wird nicht nötig sein, Daniel.« Kellys Vater winkte ab. »Ich glaube, die meisten von uns haben schon so viel gegessen – ganz zu schweigen vom Trinken –, dass der Aufruf zum Gesellschaftstanz den ein oder anderen Gentleman und auch manche Lady in arge Verlegenheit bringen würde.«
»Natürlich, Admiral.«
»Wo wir gerade vom Trinken sprechen«, mischte Horrowitz sich ein. »James, Kathryn, Captain und Mrs Urban, ich möchte einen Toast auf unsere Jungs ausbringen. Ich denke, wir können mit Fug und Recht stolz auf sie sein. Mögen Sie, wie so viele vor ihnen, die Tugenden von Lakeshore hinaus ins All tragen.«
»Hört, hört«, sagte Kellys Vater und hob, genau wie die übrigen, sein Glas mit Wein.
»Wir sollten auch Kelly nicht vergessen«, fügte Benjamin hinzu, »die uns nach Lakeshore nachfolgen und uns alle dort übertreffen wird, da bin ich mir sicher.«
Gutmütiges Gelächter quittierte seine Worte.
»Wann geht es für dich los?«, wollte Ben von Kelly wissen.
»Kelly wird sich diesen Herbst einschreiben«, antwortete ihre Mutter an ihrer Stelle.
Das war der Augenblick, an dem Kelly der Kragen platzte – zum völlig falschen Zeitpunkt und am völlig falschen Ort, aber sie konnte die Worte nicht zurückhalten, die ihr über die Lippen kamen. »Nein, werde ich nicht.«
Ihre Mutter verschluckte sich beinahe an ihrem Wein. »Wie bitte?«
Die Augen aller am Tisch richteten sich auf Kelly, der soeben klar wurde, was sie getan hatte. Aber nun gab es kein Zurück mehr. Angriff war die beste Verteidigung, das hatte ihre Mutter ihr immer eingebläut. »Ich werde nicht nach Lakeshore gehen«, sagte sie fest.
»Du meinst, nicht in diesem Herbst?«, fragte Ben.
»Nicht in diesem Herbst und auch nicht später.« Kelly reckte das Kinn vor und sah ihre Mutter trotzig an. »Ich werde die Universität von New Boston besuchen und dort Medizin studieren.«
Die Miene von Kathryn Robinson verfinsterte sich, und in ihren eisblauen Augen lag deutlicher Tadel. »Das soll wohl ein Scherz sein?«
»Nein, Mutter. Soll es nicht. Ich habe mich bereits vor vier Monaten beworben, und mir wurde ein Platz zugesichert.«
»Warum erfahren wir erst jetzt davon?«
»Weil ihr so sehr damit beschäftigt wart, meine Zukunft für mich zu planen, dass ihr gar nicht danach gefragt habt, wie ich sie mir vorstelle.«
Captain Urban räusperte sich unruhig. »Wenn Sie gestatten, Admiral, ziehen Almut und ich uns nun zurück. Es ist schon spät, und wir sind müde. Nicht wahr, Liebes?«
»Ja, du hast recht, Schatz«, erwiderte seine Frau. Unbehagen zeichnete sich auf ihren Zügen ab.
»Und ich sollte vielleicht noch ein paar Worte mit Commodore Weißner wechseln«, sagte Horrowitz. »Ein guter Mann, der meinem Ben in ein oder zwei Fällen sehr geholfen hat. Komm, mein Junge. Suchen wir deinen ehemaligen Kommandanten.«
»Ja … äh … ich …« Ben wirkte überfordert mit der Situation.
Kellys Mutter hob beschwichtigend die Hände. »Sie müssen nicht alle den Tisch verlassen. Wir werden dieses spezielle Gespräch in einem anderen Rahmen weiterführen.« Sie bedachte Kelly mit einem Blick, unter dem selbst der Alkohol in ihrem Glas zu gefrieren drohte.
»Nein, Mutter, das werden wir nicht.« Nun, da der Schaden angerichtet war, sah Kelly keinen Grund, einzulenken. »Meine Entscheidung steht fest – und nichts, was ihr sagt, wird etwas daran ändern.« Sie stand auf. »Aber um niemandem die Laune zu verderben, werde ich mich jetzt ins Hotel zurückziehen. Ich bitte Sie alle, zu bleiben und den Abend zu genießen. Und entschuldigen Sie meinen Ausbruch.«