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An den Grenzen der bekannten Galaxis geht’s rau zu ...
Manche bezeichnen sie als Verbrecher, andere als Helden der Randplaneten. Sie selbst nennen sich Frontiersmen: furchtlose Männer und Frauen, die Fracht und Flüchtlinge dorthin schmuggeln, wo der Weltraum noch frei und wild ist. John Donovan ist einer von ihnen und chronisch knapp bei Kasse, sodass er auch riskante Jobs übernimmt. Etwa einen Passagiertransport zur rauen Koloniewelt Heaven's Gate. Der Weg dorthin führt mitten durch das Raumterritorium der Peko - eine Rasse, die jeden menschlichen Eindringling erbarmungslos zur Strecke bringt.
Das rasante Science-Fiction-Western-Crossover von Wes Andrews (alias Bernd Perplies) - jetzt als eBook bei beBEYOND! Pflichtlektüre für Space Cowboys!
eBooks von beBEYOND - fremde Welten und fantastische Reisen.
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Seitenzahl: 490
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Über dieses Buch
Über den Autor
Titel
Impressum
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Danksagungen
An den Grenzen der bekannten Galaxis geht’s rau zu …
Manche bezeichnen sie als Verbrecher, andere als Helden der Randplaneten. Sie selbst nennen sich Frontiersmen: furchtlose Männer und Frauen, die Fracht und Flüchtlinge dorthin schmuggeln, wo der Weltraum noch frei und wild ist. John Donovan ist einer von ihnen und chronisch knapp bei Kasse, sodass er auch riskante Jobs übernimmt. Etwa einen Passagiertransport zur rauen Koloniewelt Heaven's Gate. Der Weg dorthin führt mitten durch das Raumterritorium der Peko – eine Rasse, die jeden menschlichen Eindringling erbarmungslos zur Strecke bringt.
Wes Andrews (alias Bernd Perplies) saß schon auf dem Rücken eines Pferdes, trug einen Colt an der Hüfte und hat nächtelang in Stiefeln geschlafen. Wenn er nicht gerade Romane schreibt, schaut er sich alte Filme an, streift durch die Natur oder spielt mit rauen Männern Karten. Er lebt mit Frau, Kind und Tieren in einem verschlafenen Städtchen in den Südstaaten.
Wes Andrews
Höllenflug nachHeaven’s Gate
FRONTIERSMEN
Band 1
beBEYOND
Überarbeitete Neuausgabe
»be« - Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment
Dieses Werk wurde vermittelt durch die LiteraturagenturSchmidt & Abrahams
Für diese Ausgabe:
Copyright © 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln
Textredaktion: Hanka Jobke, Berlin
Titelillustration: © Arndt Drechsler, Regensburg
Covergestaltung: Guter Punkt, München
eBook-Erstellung: Urban SatzKonzept, Düsseldorf
ISBN 978-3-7325-5697-7
www.be-ebooks.de
www.lesejury.de
Für John Ford & John Wayne,ohne sie wäre der US-Westernum einige Geschichten ärmer.
Und für S. T. & J. C. K.,die ursprünglichen Frontiersmen.
Zwölf Uhr mittags … Warum musste es immer zwölf Uhr mittags sein?
John Donovan kniff die Augen zusammen und blinzelte hinauf in die gleißende gelbweiße Sonne von Briscoll. Es herrschte das, was die Einheimischen hier einen milden Frühlingstag nannten: etwa dreißig Grad im Schatten. Ein leichter Ostwind wehte und trieb Staub über die felsige Einöde, in der nichts lebte außer den übermannshohen braunen Kakteengewächsen, die in Gruppen beisammenstanden und dem kargen Boden das letzte Wasser entzogen. Und ob in denen wirklich Leben steckte, konnte man sich auch nicht sicher sein.
»Warum habe ich mich bloß auf diesen Mist eingelassen?«, murmelte John. Die Worte richteten sich an niemanden, denn er war der einzige Mensch weit und breit.
Sein Blick wanderte zu dem Fargo-Ti27, dem zweisitzigen Landgleiter mit der kleinen Ladefläche zwischen kegelförmigen Außentriebwerken, der etwa zwei Dutzend Meter hinter ihm parkte und sich langsam in der Sonne aufheizte. John war versucht, hinüberzugehen, einzusteigen und einfach wieder zu verschwinden. Aber das ging nicht. Er musste diese Angelegenheit mit Benson regeln. Hier und jetzt. Wie ein Mann. Um zwölf Uhr mittags.
Johns Hand glitt am Saum des grauen, knielangen Mantels hinunter und schlug die rechte Hälfte des Kleidungsstücks zur Seite, um den Revolver freizulegen, der in dem braunen Lederholster an Johns Hüfte hing. Seine Finger strichen über den glatten Griff. Es war eine gute Waffe, etwas älter, zugegeben, doch das bedeutete in Johns Augen nichts Schlechtes, im Gegenteil. Er hätte sich niemals eine moderne Pistole mit Lasermarkiersystem und automatischer Magnetfeldkorrektur gekauft. Damit konnte selbst ein Affe schießen, vorausgesetzt, die empfindliche Elektronik fiel nicht aus, was regelmäßig passierte, wie John zu Ohren gekommen war.
Unzuverlässige Spielsachen waren nichts für ein Leben auf den Randwelten. Wenn hier draußen etwas kaputtging, das man nicht mit einem normalen Werkzeugkasten und ein paar Kenntnissen in Elektronik und Mechanik reparieren konnte, war man aufgeschmissen. Aus genau diesem Grund setzte John auf traditionelle Wertarbeit – was wiederum der Grund dafür war, dass er den zwölfschüssigen Santhe-CG bei sich trug. Und warum er noch immer einen Frachter der Cambria-Klasse flog.
Manch einer nannte John deswegen altmodisch. Vielleicht war er das. Er vertraute auf Waffen, Raumschiffe und moralische Prinzipien, die sich im Laufe der Zeit bewährt hatten. Bis heute hatte er sein Ziel damit immer erreicht – auch wenn es ihn gelegentlich zu gewissen Umwegen zwang, beispielsweise dem, sich um zwölf Uhr mittags in der Wüste mit einem Mann wie Benson herumzuschlagen.
Zwischen den Felsformationen am Horizont, die in den wolkenlosen Himmel aufragten, als habe sie jemand mit einem riesigen Hammer von unten durch den hart gebackenen Erdboden getrieben, wurde eine Staubwolke sichtbar, die rasch näher kam. Ein schwaches Dröhnen begleitete sie, der Antrieb eines schweren Gleiters. Dem unregelmäßigen Auf- und Abschwellen des Geräuschs nach zu urteilen, war die Maschine nicht in bestem Zustand.
Die Staubwolke verschwand in einer Senke, und als sie wieder daraus hervorkam, erkannte John das Fahrzeug, das dafür verantwortlich war. Es handelte sich um ein robust aussehendes, geschlossenes Modell mit Scheiben, die hinter behelfsmäßig aufgesetzten Metallblenden verborgen waren, sodass Fahrer und Passagiere nur durch schmale Schlitze nach draußen schauen konnten. Benson gehörte offensichtlich zu der Sorte Mensch, die hinter jedem Felsen einen Hinterhalt erwartete.
Allerdings gehörte er augenscheinlich nicht zu der Sorte Mensch, die ihre Ausrüstung pfleglich behandelte. Eine Kruste aus Staub und Ölflecken bedeckte den Gleiter, und das Heulen des Motors legte den Verdacht nahe, dass die Filteranlage verstopft war und dringend ausgetauscht werden musste. Außerdem schien der vordere, aus Fahrerperspektive rechts liegende Prallfeldprojektor beschädigt zu sein, denn das bullige Gefährt wippte leicht, während es über die Ebene glitt. Alles in allem wunderte sich John über den Zustand des Fahrzeugs. So hätte er Benson nicht eingeschätzt. Aber womöglich gehörte der Gleiter gar nicht ihm – oder es war das Modell in seinem Fuhrpark, mit dem er schmutzige Angelegenheiten wie diese hier regelte.
Mit einem letzten Aufröhren des Antriebs schob sich der Gleiter zwischen ein Kakteen-Trio und ein paar Felsbrocken, die am Fuß der Hügelkette lagen, die hinter Johns Rücken aufragte. Die Uhrzeit mochte Benson festgelegt haben, aber der Ort war Johns Entscheidung gewesen. Als zumindest gelegentlich um seine Gesundheit besorgter Mann hatte er sich für einen Schauplatz mit einem Rückzugsweg entschieden, der etwas mehr Deckung bot als die flache Einöde.
Das Motorengeräusch des Gleiters veränderte sich, als das Fahrzeug in den Leerlauf geschaltet wurde. Die Fahrertür klappte auf, und Benson stieg aus. Dem stämmigen Mann mit dem dunkelgrauen Haar und den grobschlächtigen Zügen gehörte ein großes Erdölfeld auf dem Hauptkontinent von Briscoll. Das machte ihn nicht automatisch zu einem unsympathischen Menschen. Dass John ihn nicht ausstehen konnte – und diese Antipathie beruhte auf Gegenseitigkeit – lag vielmehr daran, dass Benson sich, wo immer er in Erscheinung trat, aufführte, als gehöre diese Welt ihm.
So war es auch gestern Abend in Makos Taverne gewesen, in der John zusammen mit seinen Leuten ein gemütliches Bier hatte trinken wollen. Bedauerlicherweise war ihm das nicht mehr möglich gewesen, nachdem Benson aufgetaucht war und offenbar schlecht gelaunt angefangen hatte, das Personal zu schikanieren.
Vielleicht hätte John sich raushalten sollen. Letzten Endes war es Makos Problem, was Benson in seinem Etablissement trieb. Aber in diesen Dingen war John gleichermaßen altmodisch wie in der Wahl seiner Waffen oder Raumschiffe: Wenn ein Mann sich in einer Bar, in der alle ihre Ruhe haben wollten, wie ein Idiot aufführte, musste er damit rechnen, eine Faust ins Gesicht zu kriegen. Genau so eine Faust – nämlich Johns – hatte Benson zu spüren bekommen. Drei Bier und ein mies gelaufener Job mochten dabei Johns Motivation befördert haben, den ungehobelten Industriellen in seine Schranken zu weisen, dennoch war es richtig gewesen, Benson das kantige Kinn zurechtzurücken. Auch wenn es John diesen unerfreulichen Termin zur besten Mittagszeit eingehandelt hatte.
»Donovan«, begrüßte Benson ihn, als er den breitkrempigen Hut aufsetzte, den er beim Aussteigen in der linken Hand gehalten hatte. Er trug Hemd, Jacke und robuste Hosen, an seinem breiten Gürtel hing ein Revolver. Benson mochte ein Unternehmer sein, aber auf Planeten wie Briscoll hieß das nicht, dass man schicke Anzüge anhatte und zierliche Aktenkoffer spazieren führte.
»Benson«, erwiderte John. Seine Hand lag auf dem Griff des Santhe-CG. Er war für diese Konfrontation so bereit, wie er nur sein konnte.
»Ich bin überrascht, dass Sie gekommen sind«, sagte Benson.
John taxierte ihn mit zusammengekniffenen Augen. »Warum? Halten Sie mich für einen Feigling?«
»Ihre Leute und Sie sind Tramps«, gab Benson achselzuckend zurück. »Und wir alle wissen doch, wie Tramps sind. Erst spucken sie große Töne. Dann schleichen sie sich schnell an Bord des nächstbesten Frachters und machen sich aus dem Staub.«
»Tut mir leid, Sie enttäuschen zu müssen.«
»Mir nicht. Es erspart mir die Mühe, Sie jagen zu lassen.« Der Industrielle rieb sich übers glattrasierte Kinn. »Letzte Gelegenheit, Donovan. Wenn Sie mich um Verzeihung für Ihr Benehmen in der Bar bitten wollen, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt.«
Wie um seine Worte zu unterstreichen, gingen die hinteren Klappen des Gleiters auf, und zwei weitere Männer stiegen aus. Einer war von hagerer Gestalt, hatte ein stoppelbärtiges Gesicht und einen lauernden Blick in den wasserblauen Augen. Der andere schleppte einige Pfunde zu viel auf den Rippen herum und fing in der heißen Mittagssonne umgehend an zu schwitzen. Beide hielten Gewehre in den Händen.
»Drei gegen einen, hm?«, knurrte John, während sein Blick prüfend über die Männer glitt. »Nicht sehr sportlich.«
»Ich bin auch nicht zum Vergnügen hier, sondern um Genugtuung zu erhalten«, gab Benson zurück.
»Tja, ich schätze, das sieht schlecht aus.«
Bensons Miene verfinsterte sich. »Das heißt, Sie wollen nicht einlenken?«
»Das heißt, Sie hätten ein paar mehr Männer mitbringen sollen.« John gestattete sich ein dünnes, spöttisches Lächeln.
»Knallt ihn ab!«, fauchte Benson und riss seinen Revolver aus dem Gürtel. Seine Männer richteten ihre Gewehre auf John. Der hatte damit gerechnet und seinen Revolver bereits gezogen, bevor auch nur ein Lauf auf ihn deutete.
Zwei rasch aufeinanderfolgende Schüsse peitschten. Benson zuckte zusammen und ließ seinen Revolver fallen, als Johns Kugel ihn am rechten Arm traf. Der Hagere stürzte mit einem Aufschrei zu Boden, als ihn die zweite Kugel am linken Oberschenkel erwischte.
Der Schwitzende erwiderte das Feuer, aber John warf sich bereits zur Seite in Deckung. Er kam auf dem staubigen Boden auf, rollte sich ab und landete hinter einem der zähen braunen Kakteen. Weitere Schüsse knallten, und Teile des dicken Stammes flogen John um die Ohren. Er erwiderte das Feuer blind, während er den Kopf einzog und den linken Arm hob, um in den Kommunikator zu sprechen, der an einem Armband um sein Handgelenk befestigt war. »Hobie? Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt. Hobie!«
Er bekam keine Antwort. Leise fluchend ging er in die Hocke und schielte hinter dem Kaktus hervor. Der Schwitzende schoss in seine Richtung, und John zuckte rasch wieder zurück. Doch der kurze Blick hatte genügt, um sich ein Bild von der Lage zu verschaffen. Es sah nicht sehr ermutigend aus.
Benson und der Hagere hatten sich hinter dem schweren Gleiter versteckt und zielten nun von ihrer geschützten Position jenseits der Motorhaube auf ihn. Der Schwitzende duckte sich unter die Triebwerke im Heck. Sie alle hatten ein tadelloses Schussfeld auf Johns Versteck, und wenn er von dort zu seinem eigenen Fahrzeug flüchten wollte, musste er mehr als zehn Meter freies Gelände überwinden.
John gab zwei weitere Schüsse ab, um seine Feinde von übermütigen Aktionen abzuhalten, bevor er erneut den Kommunikator hob. »Hobie? Komm schon, Partner, du hattest deinen Spaß. Melde dich endlich.«
Doch aus dem Gerät drang nur Rauschen. John überlegte, vom Nahstreckenfunk auf das planetare Kommunikationsnetz umzuschalten, um die Mary-Jane Wellington zu erreichen. Aber es würde mindestens eine Viertelstunde dauern, bis Kelly das Schiff hierhergelenkt hatte. Bis dahin war diese Schießerei vorüber, so oder so.
»Okay, John, denk nach«, ermahnte er sich selbst. Er warf einen zweiten raschen Blick auf seine Feinde und feuerte in schneller Folge vier Schüsse ab, damit diese den Kopf unten hielten. Eine Warnleuchte im Griff blinkte gelb auf. Noch zwei Kugeln im Magazin, dann musste er die Trommel austauschen.
Sein Augenmerk richtete sich auf den Gleiter, der aufgrund des beschädigten Prallfeldprojektors auch im Leerlauf nicht ganz ruhig in der Luft hing. Ihm kam eine Idee. Normalerweise ließ sich nicht viel gewinnen, wenn man mit einem gewöhnlichen Revolver auf die Prallfeldeinheiten eines Fahrzeugs feuerte. Zum einen waren sie durch eine dick gepanzerte Schürze geschützt, die eine Normalkaliberwaffe kaum durchschlagen konnte, zum anderen war es nicht ganz leicht, die robusten Projektoren so zu treffen, dass sie wirklich ausfielen.
Doch John war nicht nur ein guter Schütze, er besaß auch einen Revolver, der einige Stunden auf der Werkbank von Hobie, seinem Bordmechaniker, verbracht hatte. Aus diesem Grund ließen sich an der Waffe ein oder zwei Einstellungen verändern, die vom Hersteller so nicht vorgesehen waren. Beispielsweise konnte man die Leistung der Induktionsspulen über das empfohlene Maß hinaus steigern. Dadurch wurde zwar der Energiespeicher ziemlich belastet, und man riskierte, sich die Spulen zu ruinieren. Auf der anderen Seite war die Durchschlagswirkung solcher Schüsse nicht von schlechten Eltern.
»Alles oder nichts«, knurrte John und drehte den seitlich an der Waffe angebrachten Regler, den der Santhe-CG von Werk her nicht besaß, auf Anschlag. Er ging in die Hocke und wartete fünf endlose Sekunden, bis ein Statusanzeiger angab, dass der Energiespeicher die zusätzliche Ladung in die Kondensatoren gepresst hatte. Benson und seine Leute schossen nicht mehr ganz so begeistert wie noch kurz zuvor. Anscheinend war ihnen aufgegangen, dass sie mit ihren Waffen der knochentrockenen und steinharten Flora von Briscoll nicht beikommen konnten. Solange John hinter dem Kaktus blieb, war er halbwegs sicher. Allerdings hatte er nicht vor, dort zu versauern.
Er holte tief Luft und entließ sie dann geräuschvoll wieder aus seinen Lungen. Ihm blieb nur ein Schuss. Danach würden die Kondensatoren in der gegenwärtigen Einstellung erneut fünf Sekunden lang aufladen. Und fünf Sekunden ohne Deckung im Staub zu liegen, war während einer Schießerei eine halbe Ewigkeit. Ganz dumm sah er natürlich aus, wenn ihm die Induktionsspulen tatsächlich durchschmorten. Außer einem Messer im Stiefel, einem vierschüssigen Colt Minimum, der hinten in seinem Gürtel steckte und nur für Notfälle und kürzeste Reichweiten gedacht war, sowie einem Gewehr drüben im Fargo besaß er keine Waffen.
Er wappnete sich. Dann wirbelte John mit einem Ruck aus der Deckung, ließ sich zu Boden fallen, zielte und feuerte. Der Revolver jaulte in seinen Händen, und das Projektil jagte aus dem überhitzten Lauf. Schneller als ein Lidschlag überbrückte es die Strecke zu Bensons Gleiter und schlug in die Frontschürze ein.
Es gab einen Knall, und bevor Benson oder seine Leute überhaupt begriffen, was geschehen war, sackte der Gleiter vorn rechts dem Boden entgegen. Im gleichen Moment fing er an, in eine schwerfällige Rechtskurve zu driften, als die nun nicht mehr gleichmäßige Abstoßung der drei verbliebenen Prallfeldeinheiten das Fahrzeug zur Seite drückte.
Benson und seine Männer schrien auf und sprangen zur Seite, um nicht überfahren zu werden. John nutzte die Ablenkung, um den Santhe wieder herunterzuregeln, und als der Schwitzende am Heck aus der Deckung kam, empfing ihn John mit seiner letzten Kugel. Er erwischte ihn direkt in der Brust. Ohne einen Laut über die Lippen zu bringen, kippte der Mann nach hinten um und landete klatschend auf dem festgebackenen Wüstenboden.
Nicht darauf erpicht, zu warten, dass sich Benson und sein verbliebener Mitstreiter von ihrer Überraschung erholten, rollte John wieder in Deckung. Er rappelte sich auf und warf die nun leere Trommel aus. Rasch griff er in seine Manteltasche, zog eine Ersatztrommel hervor und schob sie in den Revolverrahmen, bis sie einrastete. Prüfend ließ er sie einmal um die eigene Achse rotieren, um sich davon zu überzeugen, dass sie korrekt eingesetzt war. Dann riskierte er einen Blick am Kaktusstamm vorbei, um die veränderte Lage zu überprüfen.
Der Gleiter steuerte gemächlich auf die Felsbrocken am Fuß der Hügelkette zu. Von Benson war nur sein Hut zu sehen. Er versuchte allem Anschein nach, von der Beifahrerseite aus in das Fahrzeug einzusteigen, um es anzuhalten. Sein Getreuer, den John am Bein getroffen hatte, humpelte eilig in die andere Richtung, um hinter dem nahen Kakteen-Trio Schutz zu suchen. Dabei hielt er das Gewehr in Johns Richtung und gab eine rasche Folge von Schüssen ab.
In diesem Moment zeigte sich, dass er kein Profischütze war, sondern nur ein verkniffen dreinschauender Kerl, dem man eine Waffe in die Hand gedrückt hatte. Nach kaum der Hälfte der Strecke zog er den Abzug durch und erntete nur noch ein leeres Klicken. Gott mochte solche Fehler vergeben, John konnte sich das nicht leisten. Er schoss, hatte aber nur auf den Arm gezielt. Es genügte, den Kerl kampfunfähig zu machen. Einen Wehrlosen zu töten war selbst im Kampf einfach kein guter Stil.
John richtete seine Aufmerksamkeit auf den Gleiter. Das Gefährt hatte angehalten. Offenbar war es Benson gelungen, es unter Kontrolle zu bringen. Von dem Industriellen war nichts zu sehen. Die aufgesetzten Metallblenden vor den Scheiben entzogen ihn Johns Blicken. John senkte den Revolver, blieb aber in Deckung. Einem Mann, der ihn einmal hintergangen hatte, traute er auch eine zweite Schweinerei zu. »Benson!«, rief er. »Das war’s! Ihre Leute sind ausgeschaltet. Lassen Sie es uns beenden. Von Mann zu Mann. Oder wir gehen beide nach Hause. Was Ihnen lieber ist.«
Nichts passierte. Der Schwitzende lag reglos im Staub. Der Hagere hatte sich hinter dem Kakteen-Trio verkrochen. Und der bullige Gleiter stand mit herunterhängender Frontpartie gut ein Dutzend Meter von John entfernt in der Landschaft.
»Benson!«, rief John erneut. »Hören Sie …«
In diesem Moment röhrte der Motor des Gleiters auf, und das Fahrzeug machte einen Satz nach vorn. Funken sprühten unter der Metallschürze, als sie über ein paar Steine schrammte. Doch Benson hatte das schwere Gefährt im Griff. Es blieb auf Kurs – und der führte direkt auf den Kaktus zu, hinter dem John stand.
»Ach, zum Teufel«, knurrte John. Blitzschnell ging er seine Möglichkeiten durch. Weglaufen war keine Option. Er würde dem Gleiter nie entkommen und auch nicht rechtzeitig höheres Gelände erreichen, auf das dieser ihm nicht folgen konnte. Also blieb ihm nur eins. Grimmig hob er den Revolver. Für ein Hochregeln der Spannung blieb ihm keine Zeit. Er musste mit der Feuerkraft auskommen, die er hatte.
Der erste Schuss prallte an der Verkleidung des Gleiters ab, der zweite ebenso. Durch die Schräglage waren die Sehschlitze zwischen den Metallblenden noch schmaler als vorher. Der Gleiter kam näher und näher, mehr als eine Tonne beschleunigendes Metall. Wenn Benson John erwischte, war es aus. Wenn er ihn verfehlte, würde er kehrtmachen und den nächsten Anlauf unternehmen. John blieb nur diese Chance. Er schoss weiter. Dritte Kugel, vierte. Bei der fünften – der Gleiter war keine sechs Meter mehr von ihm entfernt – splitterte Glas. Ein Ruck ging durch das Fahrzeug.
Treffer!, durchfuhr es John.
Sicherheitshalber warf er sich zur Seite, doch der Gleiter scherte in die andere Richtung aus und steuerte auf die Felsen am Fuß der Hügel zu. Es krachte und schepperte, als er frontal mit einem der großen Brocken zusammenstieß. Der zweite vordere Prallfeldprojektor fiel aus, und das Gefährt setzte hart auf dem Boden auf.
Im Staub liegend drehte John sich um und wischte sich mit dem Handrücken der Rechten über den Mund. Dann kam er auf die Beine und marschierte auf den verunglückten Gleiter zu. Die Fahrertür war aufgesprungen und zeigte Benson, der mit eingeknautschtem Hut über dem Lenkrad hing. An seiner linken Schulter färbte sich sein Hemd rot. John hatte ihn sauber erwischt.
John steckte seinen Revolver zurück ins Holster. Der Bursche würde ihm keinen Ärger mehr bereiten. »He, Benson«, rief er, trat hinzu und zog ihn vom Lenkrad weg. Schwer fiel der Industrielle in den gepolsterten Fahrersitz zurück. Seine Miene war benommen, an seiner Stirn klaffte eine Platzwunde. »Ich denke, das war’s nun wirklich. Sie haben genug eingesteckt, und ich muss mich um wichtigere Dinge kümmern.« Er dachte da an ein ernstes Gespräch, das er mit einer ganz bestimmten Person führen würde.
»Fahren Sie zur Hölle, Tramp«, stieß Benson schwach hervor. Er schien kaum noch bei Bewusstsein zu sein, aber das hinderte ihn nicht daran, Beleidigungen von sich zu geben.
»Reizend«, erwiderte John. »Eigentlich sollte ich Sie verrecken lassen. Aber es ist Mittagszeit, und das würde mir den Appetit verderben. Also schätzen Sie sich glücklich, Kumpel.« Er griff an Benson vorbei und nahm dessen Waffe an sich, die neben den Sitz gerutscht war. Mit einem raschen Handgriff warf er die Trommel aus und schleuderte den Revolver hinter sich in die Landschaft. Anschließend aktivierte er den Notsender des Gleiters. »Spätestens in zwanzig Minuten sollten Ihre Leute Sie abholen«, sagte er. »Falls die nicht auch alle zu Tisch sind.«
Er zog sich aus dem Fahrzeug zurück und wandte sich ab. Dann, als sei ihm plötzlich noch etwas eingefallen, drehte John sich noch einmal zu Benson um. »Oh, und nur damit Sie’s wissen«, knurrte er ihn an. »Meine Leute und ich sind keine Tramps.« Er ballte die Rechte zur Faust. »Wir sind Frontiersmen!«
Der Hieb, den er Benson verpasste, kam aus tiefstem Herzen und bereitete John eine größere Genugtuung als die ganze Schießerei zuvor. Wortlos verdrehte Benson die Augen und sackte auf dem Sitz zusammen.
John nickte zufrieden. Danach kehrte er Benson den Rücken zu und ging.
Im Grunde machte Briscoll als Planet nicht viel her. Gerade noch innerhalb der Lebenszone des Yellowstone-Systems gelegen, umkreiste er seine gelbe Sonne so nah, dass ein Großteil der Welt aus Sand- und Felswüsten bestand. Hätte es nicht ein paar algenreiche Ozeane dazwischen gegeben, wäre wohl nie genug Atmosphäre entstanden, um eine Kolonisierung zu ermöglichen. Einheimisches Leben existierte kaum. Allerdings hatten sich ein paar zähe Grassorten hier angesiedelt, die von Besuchern mehr oder weniger unbeabsichtigt eingeschleppt worden waren. Viel schöner wurde die Welt dadurch nicht, aber Briscoll war auch nicht wegen seiner wundervollen Landschaft kolonisiert worden, sondern wegen seiner Bodenschätze. Vor allem Erdöl existierte in verschwenderischer Fülle, was den Verdacht nahelegte, dass der Planet vor langer Zeit ein grünerer Ort gewesen war.
Ähnlich rau wie die Landschaft waren auch seine Bewohner. Es handelte sich überwiegend um Arbeiter, Pioniere, Glücksritter. Sie alle waren nur des Geldes wegen hier. Keiner wollte auf Briscoll alt werden. Entsprechend behelfsmäßig wirkte selbst die größte Siedlung des Planeten, Williamsport, von manchen vollmundig als Hauptstadt bezeichnet. Wobei das Einzige, was man bemerkenswert an diesem wuchernden Durcheinander aus flachen Steinbauten und Containerwohnungen nennen konnte, der Raumhafen war, dem die Stadt ihren Namen verdankte.
Der Raumhafen bestand aus einer planierten Ebene im Norden der Stadt und wurde etwa zur Hälfte rein industriell genutzt. Dutzende größerer und kleinerer Tankschiffe standen dort auf dem Landefeld und warteten darauf, mit Rohöl befüllt zu werden, um dieses zu den großen Raffinerieschiffen im Orbit zu bringen.
Die andere Hälfte des Raumhafens stand jedem frei, der genug Union Dollar auf der Karte hatte, um die Dockgebühren zu zahlen. Briscoll lag günstig zwischen zwei halbwegs stabilen Transitfeldern. Außerdem lebten eine Menge Leute hier, die auf den Ölfeldern gutes Geld verdienten, aber nicht wussten, was sie auf einer Wüstenwelt damit anstellen sollten. Aus diesem Grund fand sich in Williamsport eine Menge fahrendes Volk ein, von der Theatertruppe übers fliegende Bordell, vom Wanderlichtspielbetreiber bis zum Händler geistvoller Getränke.
Und natürlich gaben sich Unmengen an sogenannten freien Frachterpiloten die Klinke in die Hand, stets von der Hoffnung erfüllt, mit ausreisewilligen Arbeitern, durchgeschleuster Schmuggelware aus den Kernwelten oder ein paar abgezweigten Tonnen Öl ein paar schnelle Dollar zu machen. Doch wie überall im Universum wurden einem auch hier keine Garantien auf Erfolg geboten. So strandeten regelmäßig Besucher auf Briscoll, abgebrannt und ohne Aussicht auf eine baldige Weiterreise.
Während John seinen Landgleiter durch die belebten Straßen südlich des Raumhafens steuerte hoffte er inständig, dass sie nicht so enden würden. Noch war der Texaferm-Block in der Konverterkammer ihres Schiffs nicht vollständig zerfallen, aber weit kamen sie damit nicht mehr. Und einen neuen Block des blauen Goldes zu erwerben, ohne das die moderne Raumfahrt nicht funktionierte, ließ ihre gegenwärtig angespannte Finanzlage nicht zu.
Warum zum Teufel habe ich den Angaben auf den Medikamentenkisten auch vertraut?, schalt er sich innerlich. Wie sich herausstellte, als sie auf Briscoll ihre Ladung an nicht ganz sauber erworbenen Kernwelten-Arzneien hatten losschlagen wollen, hatte sich jemand an den Siegeln auf den Frachtkisten zu schaffen gemacht und das Haltbarkeitsdatum um zehn Jahre nach hinten korrigiert. Keines der längst wirkungslos gewordenen Medikamente war auch nur einen Dollar mehr wert gewesen als die Glasampulle, in die es abgefüllt worden war.
Natürlich hatte John sich bei ihrem Kontaktmann beschwert, aber der hatte mit den Schultern gezuckt und gesagt, er bringe lediglich Geschäftspartner zusammen. Dass ein Handel korrekt verlaufe, läge nicht in seiner Verantwortung. Und den windigen und zweifellos untergetauchten Krankenhausmitarbeiter, der John und seinen Leuten den Mist angedreht hatte, zu jagen und ihm jeden verlorenen Dollar aus dem Leib zu prügeln, war ein Luxus, den sie sich nicht leisten konnten. Und so saßen sie hier nun, bislang erst ein paar Tage, aus denen aber sehr leicht Wochen und Monate werden konnten, wenn nichts passierte.
Missmutig steuerte John den Landgleiter zwischen zwei dreigeschossigen Gebäuden hindurch und um einen offenen Frachtabfertigungsbereich herum auf das Landefeld. Über eine der sicheren Zufahrtsstraßen, die zwischen den Landezonen der Schiffe verliefen, fuhr er gemächlich zum östlichen Rand des Raumhafens, wo die Mary-Jane Wellington stand.
Zur Linken und zur Rechten waren Besatzungen, unterstützt durch Männer und Frauen vom Hafendienst, damit beschäftigt, ihre Schiffe zu be- oder entladen. Vor einem kastenförmigen Tanker war ein Trupp lokaler Zollbeamter aufmarschiert. Neben einem Passagiertransporter, der etwas in die Jahre gekommen wirkte, stand ein Lastwagen, der Vorräte und Treibstoff anlieferte. Und an einem kleineren Privatkahn, der entfernt an eine hockende Krabbe erinnerte, schraubten zwei ölverschmierte Männer herum, die sich lebhaft darüber zu streiten schienen, welches Kühlleitungskabel nun in welchen Anschluss gehörte.
Als der graubraune Frachter der Cambria-Klasse, den er seit Jahren sein Zuhause nannte, in Sicht kam, merkte John, wie sich seine Züge unwillkürlich aufhellten. Er war immer noch wütend auf Hobie, weil der ihn in der Wüste im Stich gelassen hatte, und das würde er dem Bordmechaniker in deutlichen Worten zu verstehen geben. Aber ein Teil der miesen Laune verflog, die ihn auf dem Heimweg überkommen hatte, als ihm ihre aktuell höchst unerfreuliche Lage noch einmal deutlich geworden war.
Die Mary-Jane Wellington war kein elegantes Schiff. Es fehlten ihr die schlanken Linien einer Vergnügungsyacht und die aggressiven Züge eines Kampfkreuzers. An einem zentralen Besatzungsbereich mit trotzig vorgestrecktem Cockpit waren links und rechts zwei klobige Frachträume angebracht, die dem Schiff ein wenig das Aussehen eines geduckten, angriffsbereiten Sumo-Ringers verliehen. Dazu kam ein Quartett kraftvoller Primärtriebwerke im Heck, vier kleinere Bremstriebwerke am Bug, zwei Rettungskapseln, die ihr unterm Bauch hingen wie Jungtiere an ihrer Mutter, sowie eine wuchernde und entschieden nicht aus dem Herstellerkatalog stammende Sensorphalanx an der Oberseite, die John und seinen Leuten – gemeinsam mit dem verstärkten Antrieb – schon mehr als einmal die Haut gerettet hatte, weil sie vor Gefahren warnte, bevor diese ihnen direkt in den Nacken atmeten.
Hätte man die Mary-Jane mit einer Frau vergleichen wollen, wäre einem wohl am ehesten eine der Pioniersfrauen ganz weit draußen am Rand eingefallen: wettergegerbt, zuverlässig und unverwüstlich. Sie mochte etwas kräftiger sein, als es dem allgemeinen Schönheitsideal entsprach, und ihre Haut wies einige Narben auf. Aber John hätte sie um nichts in der Galaxis eingetauscht, selbst wenn ihm irgendein verrückter Millionär einen brandneuen Starhauler-Frachter in Aussicht gestellt hätte. Wir gehören zusammen, altes Mädchen, dachte John. Du passt auf mich auf und ich auf dich.
Als er näher kam, sah er, dass die Rampe zum Backbordfrachtraum heruntergelassen war. Auf einem Liegestuhl am Fuß der Rampe saß Aleandro, das im doppelten Wortsinne jüngste Mitglied von Johns Besatzung. Der zwanzigjährige Vagabund hatte vor einigen Monaten auf Loredo angeheuert, nachdem seiner Aussage zufolge seine ganze Familie bei einem Bandenkrieg ums Leben gekommen war und er nur noch von zuhause fortwollte.
Ob die Geschichte der Wahrheit entsprach oder nur an Johns Herz appellieren sollte, wusste dieser nicht. Eigentlich hatte er Aleandro auch nicht mitnehmen wollen. Es hatte sich allerdings herausgestellt, dass der Junge – der mit seinem schulterlangen Haar, dem weißgrauen Stirntuch und dem etwas gerupft wirkenden Bart aussah, als käme er direkt aus einer Künstlerkommune – ein echter Zauberer war, wenn es um die Wartung und Bedienung von Computern und anderer Feinelektronik ging. Weil er deshalb Hobie als Mechaniker gut ergänzte und John schon immer Schwierigkeiten damit gehabt hatte, Welpen zu treten, die ihn mit Hundeblick anbettelten, war Aleandro »zur Probe« an Bord genommen worden. Bislang hatte John es nicht bereut.
Vor dem Jungen, der ein Daten-Padd in der Hand hielt und damit vermutlich das Netz des örtlichen Raumhafens anzapfte, stand ein Peko in einem braunen Overall und schien auf ihn einzureden. Wäre er ein Kunde gewesen, hätte das John seine Abneigung gegenüber den grünhäutigen, schwarzhaarigen Nichtmenschen womöglich vergessen lassen. Aber der Kerl sah eher wie ein Bittsteller aus.
Im Grunde war die jüngere Geschichte der Peko ein bitterböser Scherz. Die erstaunlich menschenähnlichen Außerirdischen – übrigens die einzigen intelligenten Lebewesen, denen die Menschheit in all den Jahren im All begegnet war – hatten mit der Erde den Erstkontakt gesucht, um friedlich Handel zu treiben. Ihre Texaferm-Reaktoren und die fortschrittliche Transitfeldtechnologie hatten der Menschheit den Sprung aus dem eigenen galaktischen Vorgarten gestattet. Gedankt hatte sie es den Peko mit der für Johns Spezies charakteristischen Expansionsfreude. Übervorteilung und Gewalt hatten die bemitleidenswert gutmütigen Peko immer weiter zurückgedrängt, während die Menschheit, von Profitgier und Größenwahn getrieben, Planet um Planet kolonisiert hatte.
Mittlerweile hatten die Peko ihre Lektion gelernt und sich ihren neuen galaktischen Nachbarn angepasst. Viele von ihnen waren zu verbitterten, feindseligen Geschöpfen geworden, die in den Menschen eine Plage sahen, der man nie den Schlüssel zur Erforschung des Weltraums hätte in die Hand geben dürfen. Die meisten von ihnen lebten heute isoliert auf speziellen Welten, die ihnen die Regierung der Kernwelten-Union großzügig überlassen hatte. Andere versuchten nach wie vor, die eigene und die menschliche Kultur irgendwie in Einklang zu bringen. Die meisten dieser Optimisten strandeten irgendwann an Orten wie Briscoll.
»He, Aleandro!«, begrüßte John ihn, als er heranfuhr. »Was will der Peko?« Er blickte ihn absichtlich nicht an. Ein weiteres Paar Hundewelpenaugen konnte er jetzt nicht gebrauchen.
»He, Captain.« Aleandro hob träge eine Hand zum Gruß. »Der Grüne sucht Arbeit.«
»Sag ihm, wir haben selbst keine«, sagte John rau und ließ den Gleitermotor kurz aufheulen, um schwungvoll die Rampe hinauf in den Frachtraum zu fahren. »Ist Hobie da?«, fragte er über die Schulter.
»In der Messe, glaube ich«, antwortete der junge Computerspezialist.
John parkte den Gleiter neben zwei Vorratskisten im ansonsten ernüchternd leeren Frachtraum. Es handelte sich um einen etwa acht mal dreißig Meter messenden Bereich, der sechs Meter hoch war und an dessen Decke Metallstege und ein Schienensystem für einen Kran verliefen. Der Frachtraum besaß keine eigene Klimakontrolle, das bedeutete, es ließen sich nur Güter transportieren, die entweder in speziellen Containern aufbewahrt wurden oder das Schiffsklima aushielten.
Viele Frachterpiloten waren deshalb in den letzten Jahren auf modernere Schiffe umgestiegen. John störte das nicht. Dinge, die bei Normaldruck, durchschnittlicher Temperatur oder einer Sauerstoffatmosphäre giftige Dämpfe entwickelten, sich unkontrolliert vermehrten oder zu explodieren drohten, wollte er gar nicht erst an Bord haben.
Mit langen Schritten durchmaß er den Raum und öffnete die Luke, die in den Wohnbereich der Mary-Jane führte. »Willkommen zurück, John«, begrüßte ihn eine körperlose Frauenstimme aus der Bordsprechanlage.
»Danke«, knurrte John, während er den kurzen Gang zur Messe entlangschritt.
»Du klingst etwas angespannt, John«, bemerkte seine Gesprächspartnerin. »Bedrückt dich etwas?«
»Ich erzähl’s dir später.«
»Natürlich, John. Du weißt, dass ich immer für dich da bin.«
»Ja, ich weiß, Mary-Jane.«
Mit einem Knacken in der Leitung verabschiedete sich die Raumschiff-KI. Mehr noch als der Cambria-Klasse-Frachter selbst war Mary-Jane ein Anachronismus. Das lernfähige Bordzentralsystem mit simulierter Persönlichkeit war zu Zeiten entwickelt worden, als die Reisen zwischen den Sternen noch lang und einsam gewesen waren. Sie und ihresgleichen dienten dabei nicht nur als Kontrollprogramm aller Systeme an Bord, sondern zugleich als Bordpsychologen – als jemand, der zuhörte, wenn man mit sonst niemandem reden konnte oder wollte.
Regulär besaß die Cambria-Klasse überhaupt keine KI. Aber Mary-Jane war schon an Bord gewesen, als John vor gut zehn Jahren unter dem alten Captain Sturges angeheuert hatte. Hobie hatte ihm mal erzählt, dass sie schon installiert gewesen war, als er selbst den Kahn vor vierzig Jahren das erste Mal betreten hatte. Wie alt Mary-Jane tatsächlich war, wusste keiner von ihnen.
Bis heute stritten sich die Computerspezialisten darüber, wo bei den KI die Programmierung aufhörte und womöglich tatsächlich so etwas wie eine künstliche Intelligenz, ein digitales Bewusstsein begann, das aus den Erfahrungen vieler Jahre Betriebsdauer entstehen mochte. John dachte darüber nicht nach. Was ihn betraf, war Mary-Jane ein so wertvolles Mitglied seiner Besatzung wie jeder andere. Er hätte niemals auch nur in Erwägung gezogen, sie gegen ein persönlichkeitsfreies, moderneres Bordzentralsystem zu ersetzen.
Er erreichte die Messe und sah sich um. Das Herz des Schiffs war ein überschaubarer, in heimeligem Chaos versinkender Raum. An einer Wand erstreckte sich eine Küchenzeile, die durch einen Tresen vom Rest der Messe abgetrennt war. In einer Ecke auf der gegenüberliegenden Seite gab es eine Nische mit einer Sitzecke, in deren Mitte ein runder, mit grünem Filz bedeckter Pokertisch stand, ein Erbe von Captain Sturges, der daran manche Partie bestritten hatte.
Beherrscht wurde der Raum von einem großen, am Boden festgeschraubten Esstisch mit acht Stühlen – vier für die Standardbesatzung, der Rest für mögliche Passagiere. Genau genommen gab es acht Passagierplätze – alle vier Quartiere hatten Stockbetten; mit Containerkabinen, die Hobie mal eingerichtet und im Steuerbordfrachtraum untergebracht hatte, konnten sie diese Kapazität sogar noch verdoppeln. Allerdings war im Fall einer vollen Auslastung der Umstand, dass einige Passagiere sich mit Klappstühlen behelfen mussten oder in Schichten gespeist werden musste, das geringere Problem. Der viel zu kleine Waschbereich der Mary-Jane stellte ein größeres Ärgernis dar, was nur einer der Gründe war, weswegen John lieber Getreide, Maschinenteile oder wenn es sein musste auch hundert im Kälteschlaf liegende Kühe transportierte als Menschen.
Die Messe war auf den ersten Blick leer, aber beim Tresen war Rumoren zu hören, und gleich darauf tauchte Hobie dahinter auf, eine Dose weiße Bohnen in der Hand und ein zufriedenes Grinsen auf den faltigen Zügen. Zwischen seinen breiten Zähnen klemmte ein angerauchter Zigarrenstumpen, der allerdings kalt war, weil an Bord nicht geraucht werden durfte.
»Hobie!«, fuhr John ihn ohne Vorrede an.
»Oh, hallo, John«, erwiderte der Bordmechaniker und Maschinist der Mary-Jane, wobei er die Zigarre aus dem Mund nahm. Pat Hobel ging auf die sechzig zu, war klein und stämmig und hatte schütteres, ergrauendes Haar, das er oft unter einer zerknautschten Kappe verbarg. Der Mann gehörte genauso zum Inventar des Schiffs wie seine virtuelle Kameradin und der Pokertisch. Er hatte bereits lange Jahre unter Captain Sturges gedient und nach dessen Tod – und dem von Fat Mike – in jener fatalen Nacht über Harrington beschlossen, gemeinsam mit John weiterzumachen. Für gewöhnlich war er eine verlässliche Seele, der beste Mann, den man sich mit einer abgesägten Schrotflinte in der Hand nur wünschen konnte, wenn Ärger nahte. Aber heute hatte er versagt – und John beabsichtigte herauszufinden, warum. »Wo warst du?«
»Wie: Wo war ich?«, antwortete Hobie mit einer Gegenfrage. »Ich war hier, auf dem Schiff.«
»Und erklärst du mir mal, warum du auf dem Schiff warst, obwohl ich dich draußen vor der Stadt erwartet habe, wo du mir gegen Benson helfen solltest?«
Hobie machte ein milde überraschtes Gesicht. »Ach, das war heute?«
»Das war …« John hielt ungläubig inne. »Ist das deine Entschuldigung?«
Hobie zuckte mit den Achseln und sah sich nach einem Dosenöffner um. »Was soll ich sagen? Ich dachte, dein Duell wäre erst morgen.«
Unwillkürlich ballte John die rechte Hand zur Faust. »Ich … Ich könnte dich umbringen, Hobie.« Er verzog die Miene. »Nein, warte, könnte ich nicht, denn dann hätte ich keinen Mechaniker mehr.« Er stach seinem Partner einen warnenden Zeigefinger entgegen. »Aber nur mal angenommen, du wärst nicht der einzige Mechaniker, der die Maschinen der Mary-Jane begreift, und ›Das war heute?‹ wäre deine einzige Entschuldigung, dann würde ich dich umbringen.«
Hobie verdrehte die Augen. »Nun reg dich ab, John. Wir hatten alles im Griff.«
»Hatten wir?«
»Kelly war draußen in der Wildnis und hat dir Rückendeckung gegeben.«
»Tatsächlich? Davon habe ich nicht viel mitbekommen.«
Der Bordmechaniker deutete mit seiner Bohnendose an John vorbei. »Da ist sie ja. Am besten besprichst du das mit ihr selbst.«
»Worauf du dich verlassen kannst. Kelly!« John fuhr herum und sah, wie die einzige Frau seiner kleinen Besatzung – wenn man von Mary-Jane absah – durch die linke der beiden einander gegenüber liegenden Türen die Messe betrat.
»He, John, du bist ja schon zurück. Da hast du dich aber beeilt. Ich dachte, du würdest noch ein bis drei Siegesbiere in Makos Taverne zu dir nehmen.«
John überging die Spitze. »Hobie hat mir erzählt, dass du meine Rückendeckung draußen warst.«
Die junge, blonde Frau, die eigentlich zu intelligent und zu gutaussehend war, um auf so einem alten Kahn zu arbeiten, nickte. »Richtig«, bestätigte sie lakonisch. Sie ging zum Tresen hinüber und lehnte sich dagegen. »Hm, gibt es Bohnen heute Abend?«
»Ich dachte eher an ein spätes Mittagessen«, antwortete Hobie. »Ich hatte heute erst eine Tasse Kaffee.«
»Wir sind noch nicht fertig, Süße«, knurrte John. »Wenn du mir den Rücken freihalten solltest, wo warst du bitte schön?«
Kelly wandte sich ihm wieder zu, legte den Kopf schräg und blickte ihn unbeeindruckt an. »Oben auf der linken Hügelkette, mit dem Scharfschützengewehr.«
»Und hattest du keine Patronen dabei, oder warum hast du nicht eingegriffen, als ich plötzlich von drei Kerlen beschossen wurde?«
»Ich fand, du hattest die Typen ganz gut im Griff.«
»Für mich hat sich das da unten ein wenig anders angefühlt.«
»Tja …« Kelly machte eine Pause, griff hinter den Tresen und holte einen Apfel hervor. Bis heute begriff John nicht so ganz, warum sie damals so scharf darauf gewesen war, auf der Mary-Jane als Mädchen für alles mitzufliegen. Sie kam ursprünglich aus den Kernwelten, hatte dort Medizin studiert. Doch irgendwann, so behauptete sie, war ihr einfach alles zu blöd geworden. Sie hatte das Studium kurz vor dem Abschluss geschmissen und war losgezogen, um das All kennenzulernen.
Dass sie in den Jahren an der Uni trotzdem etwas gelernt hatte, war Johns großes Glück gewesen. Denn an dem Abend, als sie buchstäblich über ihn gestolpert war, hatte er gerade angeschossen in einer Gasse hinter einer Bar in seinem eigenen Blut gelegen. Sie hatte ihm geholfen, er sie zum Dank mitgenommen.
Ein paar Wochen lang hatte eine etwas eigenartige Stimmung an Bord geherrscht, weil beide nicht so recht gewusst hatten, ob aus ihnen ein Paar werden könnte. Um der Spannung ein Ventil zu geben, hatten sie sich zu einem Date und einer gemeinsamen Nacht entschieden. Am nächsten Morgen waren sie übereingekommen, dass es sich besser anfühlte, nur befreundet zu sein. Wobei Kellys Freundschaft offenbar nicht so weit ging, ihn aus einer Schießerei zu retten.
»Weißt du«, sagte sie kauend, nachdem sie einen Bissen von dem Apfel genommen hatte, »vielleicht hattest du es verdient, dass dir ein bisschen die Hose flattert.«
»Wie darf ich das denn verstehen?«, fragte John.
»Du hast den Streit in der Bar angefangen, oder nicht?«
»Darüber ließe sich wohl diskutieren, aber das tut ohnehin nichts zur Sache. Benson hatte jedenfalls zwei Freunde dabei, obwohl wir das so nicht ausgemacht hatten. Die haben nicht abgewartet und geschaut, ob ihr Boss mit mir fertig wird, sondern einfach ihren Job gemacht und gefeuert.«
Kelly hob den Zeigefinger der Hand, die den Apfel hielt. »Schön, dass du es erwähnst, denn ich bin es langsam wirklich leid, dass du dir mit deiner großen Klappe Suppen einbrockst, die wir dann auslöffeln dürfen, und das, und diesen Teil möchte ich betonen, ohne für den Job bezahlt zu werden, denn, und auch den Teil möchte ich betonen, unsere Bordkasse ist seit einigen Wochen praktisch leer.«
John lehnte sich an einen der Stühle, die um den Esstisch herumstanden, und verzog das Gesicht. »Autsch, das war jetzt ein Tiefschlag. Ich dachte, wir sind ein Team und stehen füreinander ein.«
Kellys Miene verdüsterte sich. »Dann steh auch für dein Team ein, John Donovan. Geh nicht in Bars, um dich mit Leuten anzulegen, sondern um Aufträge zu beschaffen. Um Geld zu verdienen, damit Hobie die Mary-Jane nicht mit Spucke und dem Dreck unter seinen Fingernägeln zusammenhalten muss. Dann kann ich vielleicht auch ein paar Patronen für mein Gewehr kaufen, um dir beim nächsten Mal wirklich den Rücken zu decken.«
Überrascht hob John die Augenbrauen. »Wir besitzen ernsthaft keine Patronen mehr für das Scharfschützengewehr?«
Kelly warf ihm einen stechenden Blick zu.
»Ich ziehe die Frage zurück.« Er stieß sich von dem Stuhl ab und begann, langsam in der Messe auf und ab zu gehen. »Hört zu, es tut mir leid, in Ordnung?«, sagte er und hob abwehrend die Hände. »Vielleicht hätte ich in Makos Taverne keinen Streit anfangen sollen – auch wenn der Scheißkerl Benson eine Lektion dringend nötig hatte.« Er blickte Hobie und Kelly ernst an. »Ich verspreche euch, mich ab jetzt zurückzuhalten. Keine dummen Sprüche mehr zum unpassenden Zeitpunkt. Und für Geld sorge ich auch. Und zwar heute noch. Das schwöre ich.«
Kelly schüttelte den Kopf. »Ach, John, lass es lieber«, sagte sie mit einer gewissen Müdigkeit in der Stimme, die ihm gar nicht gefiel.
»Nein, ehrlich«, bekräftigte er. »Ich ziehe noch heute einen Job an Land.«
Hobie stellte seine Bohnendose ab und zog eine Uhr mit abgerissenem Armband aus einer der Taschen seiner Werkzeugweste. »Na dann, es ist halb drei.« Er zwinkerte ihm zu. »Könnte schlimmer sein. Wenn wir auf Hades wären, hättest du bloß noch zweieinhalb Stunden. So bleiben dir immerhin neuneinhalb. Andererseits habe ich erst heute Morgen das schwarze Brett drüben bei der Hafenbehörde überprüft. Sah nicht gut aus.«
»Ich habe es gesagt, und ich halte mein Wort«, sagte John, zu allem entschlossen. »Ihr werdet es sehen. John Donovan ist immer wieder für eine Überraschung gut.«
Kellys Miene wurde etwas weicher, und ihre Mundwinkel umspielte ein Lächeln. »Zumindest in dem Punkt widerspreche ich dir nicht.«
Der Motor des Fargo war kaum abgekühlt, als John den Landgleiter bereits wieder rückwärts aus dem Frachtraum der Mary-Jane Wellington steuerte. Er fuhr die Laderampe hinunter und riss den Gleiter dann herum.
»Sie machen sich schon wieder auf den Weg, Captain?«, wunderte sich Aleandro, der mittlerweile allein vor dem Schiff saß. Der Peko-Bittsteller hatte sich verzogen.
»Ja«, bestätigte John vom Fahrzeug aus. »Wir brauchen neue Aufträge. Schau dich mal im Datennetz um, Junge, ob jemand ein schnelles Schiff und eine zuverlässige Besatzung braucht.«
Aleandro schüttelte den Kopf. »Darum hat mich Hobie schon vor ein paar Stunden gebeten. Es herrscht Flaute auf Briscoll. Die Erdölquellen scheinen ausgetrocknet zu sein.«
»Schau noch mal«, wies ihn John an. »Und sei nicht zu wählerisch. Wir brauchen das Geld.«
In einem lässigen Salut tippt Aleandro sich an die Stirn. »Wird gemacht, Cap.«
»Guter Mann. Wir sehen uns.« John gab Gas und schoss mit dem Landgleiter davon.
Sein erster Weg führte ihn zum flachen, quaderförmigen Gebäude der Raumhafenbehörde. Um den frühen Nachmittag herrschte hier kaum Betrieb; es war zu heiß, um Geschäfte zu machen. Erst in den Abendstunden würde Williamsport richtig aufleben. So lange wollte John nicht warten.
Er hielt auf dem Parkplatz vor dem Gebäude und marschierte zu den Nachrichtentafeln hinüber, die rechts neben dem Haupteingang hingen. Auf den besseren der Kernwelten bestanden solche Informationsbereiche meist aus Nischen mit Bildschirmen, auf denen man mittels Berührungssteuerung verschiedene Dienste abrufen und Suchanfragen eingeben konnte. An einem Ort wie Briscoll war ein schwarzes Brett tatsächlich eine Wandtafel aus Holz oder Hartisolierplatten, an die jeder, der etwas zu verkünden hatte, seine Zettel heften konnte.
Der Teil, der von der Raumhafenbehörde beansprucht wurde, wies noch eine gewisse Ordnung auf. Neue Vorschriften, Servicegebühren und aktuelle Nachrichten für Raumfahrer waren hier ausgehängt. John fiel eine Reisewarnung ins Auge, die am Tag zuvor noch nicht dort angeschlagen gewesen war. Ein drahtiger Greis, der einfache graubraune Kleidung und einen staubigen Hut trug und damit wie einer der wenigen Optimisten aussah, die auf Briscoll eine Farm betrieben, stand davor und las interessiert die Nachricht.
»Oklahoma-Sektor, hm?«, sagte John.
Der Greis wandte ihm den Kopf zu und nickte. »Ja, Sir. Da draußen geht es mal wieder rund. Die Peko von Kendaui bereiten der Raumkavallerie Ärger. Es kam bereits zu einigen Übergriffen auf Frachterkonvois und Patrouillenboote.«
John runzelte die Stirn. »Ich dachte, Kendaui würde von der Union überwacht und sei friedlich.«
»War wohl auch in den letzten drei Jahren so. Aber jetzt ist da ein neuer Konya aufgetaucht. Der Kamerad soll einiges auf dem Kasten haben, wie man sagt. Und er ist nicht gerade gut auf die Menschen zu sprechen. Sein Name ist Geonoj.«
»Geonoj?«, wiederholte John. »Von dem Burschen habe ich schon mal gehört. Hat der nicht erst letztes Jahr für so viel Aufregung in der Gegend von Neu Hessen gesorgt? Ich dachte, das Unionsmilitär hätte ihn und seine Buschkrieger damals ausgeräuchert.«
»Offenbar nicht, Sir«, sagte der Alte. »Hier steht es Schwarz auf Weiß: Geonoj ist wieder da.« Er tippte mit einem krummen Finger seiner schwieligen Hand auf den Aushang.
»Na großartig«, brummte John. »Dann umfliege ich den Oklahoma-Sektor in nächster Zeit besser weiträumig.«
»Das klingt nach einer weisen Entscheidung.« Der Greis zog an seiner Hutkrempe. »Und nun, guten Tag, Sir.« Mit diesen Worten stapfte er davon.
John widmete sich unterdessen dem Teil der Nachrichtentafel, der jedem zur freien Verfügung stand. Auf dieser Seite nahm das Chaos merklich zu. Frachterkapitäne versuchten, Warenüberschüsse an den Mann zu bringen, freie Piloten, Mechaniker und Tagelöhner boten ihre Arbeitskraft an, eine Musiktruppe verkündete die letzten Auftritte, bevor sie Briscoll den Rücken kehrte, und der Besitzer einer kleinen Ölquelle suchte nach einer Frau, die daran interessiert war, ein »einfaches, aber ehrliches Leben« mit ihm zu teilen.
Gesuche nach freien Fracht- oder Passagierkapazitäten fanden sich in der Tat wenige, und diejenigen, die John entdeckte, passten nicht zum Profil der Mary-Jane Wellington. »Eine Universelle-Einheit-Gemeinde nach Bénodet fliegen«, murmelte er zu sich selbst. »Lieber nicht.« Es reichte ihm schon, sich die gelegentlichen Predigten von Kelly anzuhören. Außerdem konnten sie vierzig Gläubige überhaupt nicht an Bord unterbringen, wenn sie sie nicht auf Feldbetten und mit mobilen Sanitärzellen im Frachtraum einquartieren wollten.
Die anderen Angebote lasen sich kaum besser. Entweder war die Mary-Jane zu klein, oder sie war zu groß. Eine Ladung Chemikalien wollte John lieber nicht an Bord nehmen. Und für die Übernahme von fünfhundert Kubikkanistern Treibstoff, die angeblich auf Ariana am Rand zu den Kernwelten erwartet wurde – »eine todsichere Sache!« –, fehlten ihm sowohl der nötige Optimismus als auch das nötige Kleingeld.
Eine junge Frau suchte ausgerechnet eine Passage nach Heaven’s Gate, einer der vier besiedelten Randwelten im Oklahoma-Sektor. John schnaubte und wünschte ihr im Stillen viel Glück dabei, nun, da die Hafenbehörde in dem Sektor Peko-Aktivitäten gemeldet hatte.
»Also auf die harte Tour«, brummte er, als er sich abwandte und zu dem Fargo zurückging. Offen aushängende Angebote machten höchstens die Hälfte der Jobs aus, die in der Umgebung eines Raumhafens zu finden waren. Es bestand immer zusätzlicher Bedarf an Leuten, die bereit und willig waren, mit ihrem Schiff von einer Welt zur anderen zu fliegen, ohne viele Fragen zu stellen. Solcherlei diskrete Geschäfte wurden allerdings an anderen Orten getätigt, in den Seitengassen und Hinterzimmern von Williamsport.
Obwohl er nicht das erste Mal auf Briscoll war, kannte John sich nicht sonderlich gut in der Stadt aus. Aber vielleicht konnte Mako ihm weiterhelfen. Ganz sicher würde er John den kleinen Zwischenfall mit Benson gestern Abend in seiner Taverne nicht übelnehmen – im Gegenteil. Eigentlich hatte John sich ja für Makos Leute eingesetzt. Er beschloss, dort mit der Ausdehnung seiner Suche auf nicht ganz legale Jobmöglichkeiten zu beginnen.
Er wollte gerade zu seinem Landgleiter zurückgehen, als ihm auffiel, dass dort ein Mann lehnte. Seine schlanke Gestalt steckte ungeachtet der Mittagssonne, die vom strahlend blauen Himmel brannte, in dunkler Kleidung, und sein Gesicht wurde von einem schwarzen Hut beschattet. John musste nicht erst den Revolvergriff aus Ebenholz sehen, der aus dem Waffenholster links am Gürtel des Mannes ragte, um zu wissen, wen er vor sich hatte. Der Kerl hatte die Hände locker auf die Kante des Gleiters gelegt und betrachtete scheinbar gelangweilt irgendetwas vor seinen Stiefelspitzen.
John spürte, wie sein Mund trocken wurde. Einen Augenblick lang überlegte er, umzudrehen und sich davonzuschleichen. Doch der Mann würde nicht weggehen, so viel war sicher. Also konnte er sich ihm auch gleich stellen. Vielleicht, so redete er sich ein, ist er ja bloß zufällig in der Gegend und will Hallo sagen.
Er trat bis auf ein paar Schritte an den Landgleiter heran und blieb dann stehen. »Santander«, begrüßte John den Mann und registrierte zufrieden, dass man seiner Stimme die Aufregung nicht anhörte.
Der Mann hob den Kopf. Ein braun gebranntes Gesicht kam unter der Hutkrempe zum Vorschein. Graue Augen fixierten John, und schmale Lippen unter einem gepflegten Schnurrbart verzogen sich zu einem Lächeln, das niemand als freundlich missverstanden hätte. Ein Zahnstocher steckte zwischen den Zähnen des anderen, den er mit der rechten Hand langsam herausnahm, bevor er mit leiser, beinahe säuselnder Stimme zu sprechen begann. »John Donovan. Schön, dass man sich mal wieder über den Weg läuft.«
»Verzeihen Sie, wenn ich diese Freude nicht teile, Santander«, erwiderte John unwirsch. »Was wollen Sie hier?«
»Ich will gar nichts, Donovan«, sagte Santander. »Aber Martell möchte Sie sprechen.«
Das hatte John fast erwartet, aber es aus Santanders Mund zu hören, ließ es auf unangenehme Weise real werden. »Sagen Sie ihm, ich habe das Geld noch nicht. Aber es ist bloß eine Frage der Zeit. Ich bin gerade an einer lukrativen Sache dran. Sobald die sich ausgezahlt hat, bekommt er seine Dollar.«
»Wie wäre es, wenn Sie ihm das selbst sagen?«, schlug Santander vor.
John spürte, wie sich seine Eingeweide unwillkürlich verkrampften. »Darius Martell ist auf Briscoll?«
Sein Gegenüber lächelte erneut sein falsches Lächeln und deutete auf den Landgleiter. »Bitte. Es wird nicht lange dauern.«
Mit etwas übertriebener Geste nickte John. Dazu brummte er unwillig, um sein Unbehagen zu überspielen: »Das will ich hoffen. Ich habe wichtige Geschäfte zu erledigen.«
Sie stiegen in den Fargo ein, John auf der Fahrerseite, Santander, der zuvor den Zahnstocher wegschnippte, auf der Beifahrerseite. Womöglich hätte John ihn in diesem Moment überraschen und überwältigen können, trotz des Rufs, den sein Gegenüber in gewissen Kreisen genoss. Aber was hätte es geholfen? Seine Schuld bei Martell wurde dadurch nicht getilgt, und beim nächsten Mal schickte er vielleicht keinen Killer, um ihn zu einem Gespräch einzuladen, sondern ließ ihn gleich aus dem Hinterhalt erschießen. Männer wie Darius Martell, der Pate von Constitution, fanden immer einen Weg, sofern man sie nicht persönlich umbrachte. Und selbst in seiner Erbmasse mochte es noch Tötungsbefehle geben, die sein Nachlassverwalter im Fall des Falles ausgab.
»Wohin?«, fragte John mürrisch. Er wartete sehnsüchtig darauf, dass dieser Tag irgendetwas Erfreuliches hervorbrachte.
»Fahren Sie einfach«, sagte Santander. »Ich weise Ihnen den Weg.«
Pflichtschuldig startete John den Motor des Gleiters und steuerte ihn vom Raumhafengelände. Mit knappen Gesten und Worten lotste Santander ihn in Richtung Westen. Dort befand sich eines der beiden Vergnügungsviertel von Williamsport. Es handelte sich um das Bessere der beiden, wo auch mal Champagner und nicht immer nur Bier und Whiskey ausgeschenkt wurde und wo die Frauen eine gewisse Klasse hatten.
Naturgemäß zählten weder Tagelöhner noch der gewöhnliche Glücksritter zur Klientel. Stattdessen führten Ölbarone hier ihre Außenwelt-Geschäftskontakte zum Abendessen aus, der Landadel traf sich, um Tagespolitik zu betreiben, und in manchem Hinterzimmer wurde um hohe Einsätze gepokert – sowohl im übertragenen als auch im buchstäblichen Sinne.
Vor einem zweistöckigen Laden, der sich Starry Nights nannte und bei dem es sich höchstwahrscheinlich um einen Saloon mit angeschlossenem Bordell handelte, ließ Santander John den Fargo parken. Die Leuchtelemente des großen Schriftzugs über der Tür waren noch abgeschaltet und die Vorhänge hinter allen Fenstern zugezogen. Vermutlich würde das Etablissement erst zum Leben erwachen, wenn es Nacht geworden war über Williamsport.
»Schicke Hütte«, brummte John, bloß um irgendetwas zu sagen. »Ich wusste gar nicht, dass Martell auf Briscoll ein Bordell betreibt. Eine Neuerwerbung?«
Santander antwortete ihm mit einem vielsagenden Lächeln. »Bitte, hier entlang.« Er deutete die drei Stufen hinauf, die zur Eingangstür führten. Diese erwies sich als unverschlossen, und auf ein weiteres, aufforderndes Nicken seines Begleiters hin trat John ein.
Der Schankraum, der einen Großteil des Erdgeschosses einnahm, gehörte zu den geschmackvoller eingerichteten, die John in seinem Leben gesehen hatte. Die Tischplatten bestanden aus einem Edelholzimitat, und es gab zahlreiche Nischen mit weinrot gepolsterten Sitzbänken. Die Bar an der rechten Wand wirkte gut ausgestattet, der Tresen davor war indes vergleichsweise kurz. Wie es aussah, wurden die Gäste im Starry Nights am Tisch bedient.
Im hinteren Bereich des Raums erhob sich eine Bühne mit einem Laufsteg, der einige Meter in den Publikumsbereich hereinragte. Es hätte nicht der filigranen Schaukeln und des schwülstigen, an einen glitzernden Sternenhimmel erinnernden Dekors bedurft, um John einen recht guten Eindruck davon zu vermitteln, welcherart Darbietungen hier nach Einbruch der Dunkelheit gezeigt wurden.
Im Augenblick herrschte gähnende Leere im Raum. Die Bar war unbesetzt und die Bühne verwaist. Lediglich unweit der Tür hockten zwei Männer gelangweilt an einem Tisch. Sie hatten die grauen Anzugjacken aufgeknöpft, und die cremefarbenen Hemden spannten sich über tonnenförmigen Brustkörben. Auf dem Tisch standen zwei offene Flaschen Bier. Daneben lagen zwei Revolver. Hephaistos Hammer, erkannte John. Ungenau, aber mit genug Durchschlagskraft, um einen schmächtigen Mann von den Füßen zu reißen, wenn er davon getroffen wurde. Genau das Richtige für Grobiane, wie die zwei es offensichtlich waren.
Santander bedachte die beiden mit einem knappen Nicken, dann geleitete er John rechts an der Bühne vorbei zu einem Vorhang, hinter dem eine Treppe in den ersten Stock führte. Ein schmaler Korridor schloss sich daran an, von dem zahlreiche Türen abzweigten. Hinter einigen waren leise Stimmen zu hören. Wie es aussah, waren doch ein paar Bewohner des Starry Nights zuhause.
Eine Tür ging auf, und eine junge Frau, die mit nichts als einem Handtuch bekleidet war, kam barfuß und mit nassen Haaren auf den Gang. Als sie Santander und John bemerkte, schrak sie leicht zusammen, aber weil sie die Tür hinter sich bereits geschlossen hatte, trat sie die Flucht nach vorn an und huschte eilig an ihnen vorbei. Ein Duft wie von Wüstenblumen wehte hinter ihr her.
Sie bogen um die nächste Ecke und erreichten eine Tür am Ende des Korridors, vor der ein weiterer Kerl im Anzug saß, der aussah, als stemme er in seiner Freizeit Raumschifftriebwerke. Auf seinen Knien lag eine abgesägte Schrotflinte, in den Händen, die groß wie Bratpfannen waren, hielt er ein Magazin über Großwildjagd auf den Randwelten. Als er Santander und John näher kommen sah, ließ er die elektronische Illustrierte sinken und aktivierte mit einem Griff ans linke Revers ein kleines Komm-Gerät, das dort befestigt war. »Santander ist wieder da«, meldete er grollend. »Er hat Besuch mitgebracht.«
»Sollen reinkommen«, drang eine befehlsgewohnt klingende Stimme aus dem Gerät.
Der Wachmann brummte eine Bestätigung und nickte Santander zu, der daraufhin ohne anzuklopfen die Tür öffnete und den Raum dahinter betrat. John zögerte kurz. Die Menge an Personal, das ganz offensichtlich irgendwelche sonstigen Defizite mit großen Schießprügeln zu kompensieren versuchte, behagte ihm überhaupt nicht. Aber was blieb ihm anderes übrig, als unbeirrbar selbstbewusst grinsend immer tiefer in die Höhle des Löwen vorzudringen? Wenn Darius Martell etwas von einem wollte, spurte man besser – zumindest solange man ihm harte Union Dollar schuldete. Er gab sich einen Ruck und schritt über die Schwelle.
»John Donovan«, begrüßte Martell ihn, als sie in den Raum kamen. Der bemüht repräsentativen Einrichtung nach zu urteilen, musste es sich um das Büro des Managers vom Starry Nights handeln. Gegenwärtig hielten sich drei Personen dort auf. Martell selbst hatte an dem breiten Schreibtisch Platz genommen, der den hinteren Teil des Raums beherrschte. Er war ein schmächtiger Mann, der in einem teuren Anzug mit steifem Kragen steckte und dessen schmales, kantiges Gesicht hinter einer altertümlich wirkenden Brille mit dicken Gläsern verschwand. Auf den ersten Blick mochte er kaum bedrohlicher wirken als ein Finanzbeamter, aber in seinen grauen Augen glitzerte ein eiskalter Intellekt. Diese Augen lächelten nie, selbst wenn seine Mundwinkel sich mal, so wie jetzt, zu einem dünnen Lächeln verzogen.
An seiner Seite stand eine schlanke, blasse Frau etwa in Johns Alter im blaugrauen Kostüm, die blonden Haare streng zurückgekämmt und eine randlose Brille auf der hübschen Nase. In den Händen hielt sie ein Padd, im rechten Ohr steckte ein Funkempfänger, und der Blick, mit dem sie John musterte, war entschieden neutral, so als beträfe nichts von dem, was hier geschah, sie persönlich – was vermutlich stimmte.
Umso unglücklicher wirkte der dritte Anwesende, ein stämmiger Mann um die sechzig, dessen penibel gekämmtes Haar kaum den zurückweichenden Haaransatz zu verbergen vermochte und der so nervös wirkte, als würde nicht John, sondern er in diesem Moment vor Martell geführt. John nahm an, dass es sich bei dem Burschen um den Manager des Starry Nights handelte, der dazu verdonnert worden war, zuzuschauen und zu lernen, wie Geschäfte unter der Führung des berüchtigten Darius Martell liefen.
»Mister Martell«, erwiderte John den Gruß, nachdem er sich im Raum umgesehen hatte. »Wie geht es Ihnen? Sprudeln die Gewinne ordentlich?«
Ungefragt nahm er einen der Stühle, die vor dem Schreibtisch standen, drehte ihn um und setzte sich rittlings darauf, die Arme lässig auf der Lehne verschränkt. Hinter der Geste lag die Absicht, sich zumindest einen Hauch von Selbstachtung zu bewahren. Man hatte ihn wie einen ungezogenen Schüler vor den Direktor zu Martell zitiert. Und auch wenn John dagegen nichts machen konnte, wollte er verdammt sein, wenn er vor dem selbstzufriedenen Mistkerl katzbuckelte.
Doch Martell nahm die Unverfrorenheit seines Gastes nicht einmal zur Kenntnis. »Danke der Nachfrage, Mister Donovan«, antwortete er. »Ich habe wenig Grund zur Klage. Ein paar meiner Investitionen bedürfen noch einer sanft korrigierenden Hand. Deswegen halte ich mich gegenwärtig auf Briscoll auf. Doch ich bin sicher, dass auch diese mir schon bald ein steter Quell der Freude sein werden, nicht wahr, Mister Hansen?«
»Jawohl, Mister Martell«, bestätigte der stämmige Manager des Starry Nights neben diesem eilig. »Das ganze Personal wird sein Bestes geben.«
»Ich weiß«, sagte Martell.
Gegen seinen Willen lief John ein Schauer über den Rücken. Wie immer war Martells Tonfall ruhig und fast unnatürlich milde. Der Mann wurde nie laut, verlor nie die Fassung. Er blieb selbst dann höflich, wenn er Todesurteile verkündete.
»Ich fliege noch heute Abend nach Bénodet weiter«, fuhr Johns Gegenüber unterdessen fort. »Allerdings wies mich ein aufmerksamer Mitarbeiter auf Ihr Schiff am Raumhafen hin, Mister Donovan, und ich hielt die Gelegenheit für günstig, mich um eine weitere meiner Investitionen zu kümmern.«
»Schon gut, schon gut«, brummte John. »Mir ist klar, dass ich Ihnen noch Geld schulde.«
»Eine nicht unbeträchtliche Summe«, merkte Martell an, »zumindest für Ihre Verhältnisse.«
»Erzählen Sie mir etwas, das ich nicht weiß.«