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Was macht eine gute Führungskraft aus? Wie funktioniert "Führung" und Mitarbeitermotivation? Welche Rollen nehmen Wohnbereichs- oder Pflegedienstleitung im System Pflegeheim ein? Antworten auf diese und viele weitere Fragen gibt das Arbeitshandbuch von Personaltrainerin Jurgschat-Geer. Ganz praxisbezogen erfahren Führungskräfte anhand vieler Beispiele aus dem Seniorenzentrum Musterheim: Welche Bedeutung haben Strukturen in der Pflegeeinrichtung? Welche Führungsmodelle und Führungstechniken gibt es? Wie ist mit Kompetenz- und Entscheidungsfragen umzugehen? Autorin und Trainerin Jurgschat-Geer vermittelt wertvolles Basiswissen für Einsteiger wie langjährig Beschäftigte. Erfahrene Führungskräfte profitieren von Analysen und Ideen, die abseits der Alltagsroutine neue Perspektiven eröffnen. So gewinnen Sie Sicherheit in der Führungsrolle und im Umgang mit Mitarbeitern!
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Seitenzahl: 145
Heike Jurgschat-Geer
Führungskraft in der Altenpflege
Ein Lehr- und Arbeitsbuch
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
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© VINCENTZ NETWORK, Hannover 2015
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Foto Titelseite: Robert Kneschke, fotolia
Satz: Heidrun Herschel, Wunstorf
ISBN 978-3-86630-402-4
eBook-Herstellung und Auslieferung: readbox publishing, Dortmundwww.readbox.net
Heike Jurgschat-Geer
Führungskraft in der Altenpflege
Ein Lehr- und Arbeitsbuch
VINCENTZ NETWORK
1 Einführung
1.1 Definition und Abgrenzung
1.2 Führungsprozess
2 Organisation
2.1 Überblick
2.2 Rolle und Aufgabe der Organisation
2.3 Gruppen
2.4 Individuen
2.5 Mikropolitik und Spiele
3 Grundlagen von Führung
3.1 Kompetenzen
3.2 Entscheidungen
3.3 Partizipation, Delegation und Kooperation
3.4 Führungsforschung
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Die Autorin
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Buch-Code: AH3597B
1 Einführung
Lieber Leser, liebe Leserin
Ich möchte Sie einladen, mich zu begleiten. Zusammen besuchen wir das Seniorenzentrum Musterheim und lernen dort die Organisation und Führung kennen. Wir wollen das Zusammenspiel der Beschäftigten erforschen und die Grundsätze von Führung kennenlernen. Unser besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Rollen der Wohnbereichs- und der Pflegedienstleitung, denn das sind die Positionen, die Sie zukünftig anstreben und auf die Sie sich vorbereiten möchten.
Sie sind schon Wohnbereichs- oder Pflegedienstleitung? – Auch dann freue ich mich, wenn Sie mich begleiten und lade Sie ein, für einen Moment von ihrem Alltag zurückzutreten. Drehen Sie für unsere Reise einmal die Uhren auf null und nehmen Sie Abstand von Ihren aktuellen Gepflogenheiten und Arbeitsroutinen.
Ich stelle Ihnen erst einmal das Seniorenzentrum Musterheim kurz vor, damit Sie ein Bild bekommen.
Das Seniorenzentrum Musterheim liegt in einer Kleinstadt. Es bietet 80 Bewohnerplätze mit vollstationärer Versorgung an. Für 64 Bewohner1 stehen Einzelzimmer zur Verfügung, 16 Bewohner leben in Doppelzimmern. Räumlich gliedert sich das Haus in zwei Etagen. Die Bewohnerzimmer sind in Wohngruppen mit 20 Bewohnern zusammengefasst. Ein Wohnbereich umfasst zwei Wohngruppen, also 40 Bewohner. Eine Wohngruppe ist speziell auf die Pflege von Menschen mit ausgeprägten geronto-psychiatrischen Krankheitsbildern ausgerichtet. Das Seniorenzentrum hat einen schönen, großen Garten und in unmittelbarer Nähe befindet sich eine kleine Fußgängerzone mit Einkaufsmöglichkeiten. Können Sie sich das Seniorenzentrum vorstellen? Die folgende Grafik hilft Ihnen das Bild festzuhalten.
Abbildung 1: Seniorenzentrum Musterheim
Bevor wir losfahren, müssen wir uns noch darüber unterhalten, was wir uns genau im Musterheim ansehen und in diesem Buch diskutieren wollen.
1.1 Definition und Abgrenzung
In den folgenden Kapiteln geht es um die Themenfelder, die sich auf das Führen und Leiten konzentrieren und auf das Wissen und Können, welches Ihnen dabei hilfreich ist. Pflegefachliches Wissen und Können ist also nicht Gegenstand dieser Betrachtung, obwohl es im Alltag einer Pflegeeinrichtung immer um die Pflege und Betreuung von hilfebedürftigen Menschen geht. Als Pflegefachkraft haben Sie dieses Wissen und Können in Ihrer Ausbildung erworben, in Fort- und Weiterbildungen auf dem aktuellen Stand gehalten und durch Ihre Praxiserfahrungen vertieft und erweitert.
Vielleicht haben Sie auch beobachtet, dass pflegefachliches Wissen und Können als eine Kernqualifikation für die Besetzung einer Stelle als Wohnbereichsleitung oder als Pflegedienstleitung angesehen wurde. Leider ist diese Betrachtung etwas zu kurz gegriffen. An einem Beispiel aus dem Sport lässt sich das sehr anschaulich verdeutlichen. Unser Bundestrainer Jogi Löw war nur ein mittelmäßig erfolgreicher Fußballspieler. Im Wesentlichen hat er in der 2. Bundesliga gespielt und war auch niemals in der ersten Nationalmannschaft. Andererseits gilt er spätestens seit Sommer 2014 als einer der erfolgreichsten Nationaltrainer der Bundesrepublik. Andererseits sehen wir mit Lothar Matthäus einen Rekord-Nationalspieler und Weltfußballer des Jahres, der als Trainer nur mäßig erfolgreich blieb.
Wir wollen also wissen, was braucht man noch außer Pflegefachwissen, um als Führungskraft erfolgreich zu sein?
Sie fragen sich, was Fußball mit Altenpflege zu tun hat? – Nichts. Aber Fußball hat mit Führen und Leiten genauso viel zu tun wie Altenpflege. Sollte Ihnen jeglicher Bezug zu unserem Volkssport fehlen, dann fällt Ihnen vielleicht eine andere Mannschaftssportart ein. Vielleicht erinnern Sie sich auch an ein Beispiel aus Ihrer beruflichen Praxis? Hier ist Platz für Ihre Notizen:
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Sehen wir uns dazu den Führungsbegriff an. Vom Wortstamm her betrachtet, geht das Wort „führen“ aus dem althochdeutschen „fuoren“ und dem mittelhochdeutschen „vüeren“ zurück und bedeutet „fahren“, „in Bewegung bringen“ oder „in Gang setzen“. Das Wort „leiten“ hat sich ebenfalls daraus entwickelt und die gleiche Bedeutung. In der Fachliteratur gab und gibt es eine große Bandbreite von Definitionen. Blessin und Wick (2014, S. 23 ff.) verwenden 20 Seiten darauf, den Führungsbegriff zu klären. Sie kommen am Ende zu folgender Definition:
Personelle Führung ist legitime bestimmende Einflussnahme auf das Handeln von Geführten in schlecht strukturierten Situationen mit Hilfe von und in Differenz zu anderen Einflüssen.
Diese Definition ist für die Praxis nicht so richtig gut brauchbar, da sie eine theoretische und für Forschungsprozesse vielleicht wichtige Abgrenzung vornimmt, die sich im Alltag einer Führungskraft allerdings so nicht wiederfindet. Wegge & Rosenstiel (2007, S. 476) legen aus Sicht der Organisationspsychologie folgende Definition für Führung zugrunde, die besser im Alltag nachvollziehbar ist:
Führung ist ein Sammelbegriff für alle Interaktionsprozesse, in denen eine absichtliche soziale Einflussnahme von Personen auf andere Personen zur Erfüllung gemeinsamer Aufgaben im Kontext einer strukturierten Arbeitssituation zu Grunde liegt.
Bröckermann (2001, S. 242) definiert Personalführung aus betriebswirtschaftlicher Sicht als
… ein gleichermaßen personen- wie aufgabenbezogener Prozess, der darauf gerichtet ist, das Personal zielorientiert zu beeinflussen.
Für unser Vorhaben soll folgende Arbeitsdefinition gelten, die mir für den Alltag praktikabel erscheint:
Führen und Leiten ist als eine Einflussnahme zu verstehen, die sich auf die Personen und die Aufgaben einer Pflegeeinrichtung bezieht, damit gemeinsam die Ziele der Pflegeeinrichtung verfolgt und erreicht werden können.
Einflussnahme kann durch Entscheidungen, Handlungen und Gespräche von Menschen einerseits sowie durch Strukturen und Normen in der Einrichtung andererseits ausgeübt werden. Ersteres wird in der Literatur als personalisierte Führung und letzteres als entpersonalisierte Führung bezeichnet. Einfluss wird nicht nur durch den Vorgesetzten ausgeübt, sondern von allen Beschäftigten und von Regelungen, die in einem Unternehmen bestehen. Wichtig ist, dass es bei der Einflussnahme immer darum geht, den Aufgaben und Zielen des Unternehmens zu dienen. Mobbing zum Beispiel, das auch eine Einflussnahme darstellt, gehört also nicht dazu, denn es dient nicht den Unternehmenszielen, sondern den persönlichen Zielen Einzelner.
Auf weitere Abgrenzungen zum Beispiel zwischen Unternehmensführung und Personalführung verzichten wir in dieser Arbeitsdefinition, weil unser Alltag in einer Pflegeeinrichtung diese Unterschiede nicht macht und ein ganzheitliches Verständnis verlangt. So hat unsere Entscheidung über ein Fortbildungsangebot für die Mitarbeiter immer auch mit der Pflegeeinrichtung in ihrer Gesamtheit zu tun und Auswirkungen auf beispielsweise finanzielle Ressourcen.
1.2 Führungsprozess
Führen ist ein Prozess und wird oft auch mit dem Begriff „Managementkreis“ bezeichnet. Sie und ich - wir kennen seine Schritte schon seit vielen Jahren und Sie wissen sofort, was ich meine, wenn Sie sich die folgende Grafik des Führungsprozesses ansehen.
Abbildung 2: Prozessfolge der Führung
Na, kommt Ihnen das bekannt vor? So etwas kennen wir doch aus dem Pflegeprozess. Die grundlegende Methodik ist bekannt. Nur der Gegenstand ist ein anderer. Geht es im Pflegeprozess um den Pflegezustand und die Selbstpflegefähigkeit des konkreten Bewohners, beziehen sich die Führungsprozesse auf die Einrichtungsebene und die Mitarbeiter. Die Abbildung auf der nächsten Seite zeigt den Zusammenhang und die Abgrenzung zwischen Pflegeprozessen und Führungsprozessen am Beispiel einer Wundversorgung auf. Die linke Hälfte zeigt den Gegenstand des Pflegeprozesses. Die Pflegefachkraft steuert sachbezogen die Abheilung einer Wunde bei Bewohner X. Auf der persönlichen Ebene steuert sie im Beziehungsprozess Befindlichkeit, Wohlbefinden und Krankheitsbewältigung des Bewohners X. Die rechte Hälfte beschreibt die Führungsprozesse. Sachbezogen gehören dazu, die Ressourcen zu steuern, den Handlungsrahmen für alle Wundversorgungen in der Einrichtung zu definieren und auszuwerten. Personenbezogen steuert die Führungskraft, dass und wie der Mitarbeiter mit einer Wundversorgung zurechtkommt. Fühlt er sich der Aufgabe gewachsen oder führt die Aufgabe zu persönlichen Konflikten oder Belastungssituationen? Kann er sich mit den Rahmenbedingungen identifizieren oder wünscht er sich Verbesserungen?
Abbildung 3: Vergleich der Pflege- und Führungsprozesse am Beispiel einer Wunde
Wir wollen uns im Seniorenzentrum Musterheim das Führen und Leiten, also die sach- und personenbezogenen Führungsprozesse ansehen. Dabei werden wir uns zunächst mit den Menschen und ihrer Zusammenarbeit in einer Organisation beschäftigen. Pflege ist eine Dienstleistung und hat daher zwangsläufig den Menschen im Zentrum der Betrachtungsweise. Das gilt nicht nur für den hilfebedürftigen sondern auch für den hilfeleistenden Menschen.
Machen wir uns also auf und sehen uns an, was es mit den Menschen im Musterheim auf sich hat. Sind Sie bereit?
1 Wir werden bei der Bezeichnung „Bewohner“ bleiben, auch wenn im Amtsdeutsch einige Bundesländer neue Wortkreationen wie „Nutzer und Nutzerinnen“ oder ähnliches gefunden haben. Wenn wir von Bewohnern sprechen, meinen wir immer weibliche und männliche Bewohner, ohne dass jedes Mal ausdrücklich auszuweisen.
2Organisation
Das Seniorenzentrum Musterheim ist eine stationäre Pflegeeinrichtung und stellt als solche eine Organisation dar. Unter dem Begriff „Organisation“ wird ein offenes, soziales Gebilde (System) verstanden, das Ziele verfolgt und eine formale Struktur aufweist. Eine Pflegeeinrichtung besteht aus Individuen und Gruppen, die arbeitsteilig ein gemeinsames Ziel für einen begrenzten Lebensbereich (Arbeit) verfolgen und sich dabei an einer Reihe von Regeln orientieren, die das Verhalten der Einzelnen koordinieren und steuern (vgl. Scholl 2007; Schulte-Zurhausen 2005). Um zu verstehen, wie eine Pflegeeinrichtung funktioniert, ist es hilfreich, sich zunächst einen Überblick über das Zusammenspiel der Menschen in einer Organisation zu verschaffen.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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