Funkloch - Garry Disher - E-Book
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Funkloch E-Book

Garry Disher

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Beschreibung

Glimmende Eukalyptusbäume und ein verkohlter Heuschuppen zeugen von dem Buschfeuer, das den beiden Männern auf der Schotterpiste zum Verhängnis geworden ist. Eigentlich kein Fall für Inspector Hal Challis, aber bei den Aufräumarbeiten stößt die Feuerwehr auf die Überreste einer Drogenküche. Challis beginnt zu ermitteln, doch eine hochrangige Kollegin vom Drogendezernat aus Melbourne übernimmt den Fall. Challis soll sich unterordnen, und auf Ellen Destry kann er nicht zählen – als neue Leiterin der Abteilung für Sexualverbrechen hat sie alle Hände voll zu tun. Doch als ein Kind verschwindet, muss Challis handeln. Und die Zeit läuft gegen ihn.

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Über dieses Buch

Ein Buschfeuer auf der Mornington Peninsula hinterlässt glimmende Eukalyptusbäume, verkohlte Holzschuppen – und die Überreste einer Drogenküche. Hal Challis ermittelt, bis eine hochrangige Kollegin vom Drogendezernat den Fall übernimmt. Challis soll die Füße stillhalten. Doch als ein Kind verschwindet, muss er handeln. Und die Zeit läuft gegen ihn.

Zur Webseite mit allen Informationen zu diesem Buch.

Garry Disher (*1949) wuchs im ländlichen Südaustralien auf. Seine Bücher wurden mit mehreren Preisen ausgezeichnet, darunter zweimal der wichtigste australische Krimipreis, der Ned Kelly Award, viermal der Deutsche Krimipreis sowie eine Nominierung für den Booker Prize.

Zur Webseite von Garry Disher.

Peter Torberg (*1958) studierte in Münster und in Milwaukee. Seit 1990 arbeitet er hauptberuflich als freier Übersetzer, u. a. der Werke von Paul Auster, Michael Ondaatje, Ishmael Reed, Mark Twain, Irvine Welsh und Oscar Wilde.

Zur Webseite von Peter Torberg.

Dieses Buch gibt es in folgenden Ausgaben: Hardcover, E-Book (EPUB) – Ihre Ausgabe, E-Book (Apple-Geräte), E-Book (Kindle)

Mehr Informationen, Pressestimmen und Dokumente finden Sie auch im Anhang.

Garry Disher

Funkloch

Kriminalroman

Aus dem Englischen von Peter Torberg

Ein Inspector-Challis-Roman (7)

E-Book-Ausgabe

Unionsverlag

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Impressum

Dieses E-Book enthält als Bonusmaterial im Anhang 2 Dokumente

Die Originalausgabe erschien 2016 bei The Text Publishing Company, Melbourne.

Die Eingangsseiten wurden von Peter Torberg im Rahmen des Seminars »Themenspezifisches Übersetzen« 2021 an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit den Studierenden des MA Literarisches Übersetzen erarbeitet.

Lektorat: Anne-Catherine Eigner

Originaltitel: Signal Loss

© by Garry Disher 2016

© by Unionsverlag, Zürich 2023

Alle Rechte vorbehalten

Umschlag: Excitations (Alamy Stock Photo)

Umschlaggestaltung: Peter Löffelholz

ISBN 978-3-293-31148-0

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Version vom 25.05.2023, 11:03h

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Inhaltsverzeichnis

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Über dieses Buch

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Inhaltsverzeichnis

FUNKLOCH

1 – Lovelock und Pym. Hörte sich an wie irgendein …2 – Das war am Freitag gewesen3 – Das Briefing der Drogenfahndung4 – Pam Murphy fuhr ihren Computer herunter, schloss ihren …5 – Als Erstes auf ihrer Liste: Den Moonta-Mann fragen …6 – Ellen Destry hätte vielleicht sofort auf Pam Murphys …7 – Ellen schrieb eine Textnachricht an Hal, bin in …8 – Ellen schlief schlecht. Sie dachte an Allie …9 – Nachdem für ihn alles schiefgelaufen war  …10 – Die Uniformierten trafen als Erste ein, bestätigten Traills …11 – Pam Murphy überließ es Challis, den Inhalt der …12 – Am Donnerstagmorgen schlich sich Ellen Destry im ersten …13 – Challis und Murphy hatten ihren Tag mit einer …14 – Die größten Schattenseiten für den jeweils Diensthabenden am …15 – Mittlerweile war es später Nachmittag16 – Schon nach einem Jahr hatte Challis’ zehn Jahre …17 – Jetzt bekam Coolidge ihr Briefing18 – Nachdem Pam Murphy die Auskunft erhielt, dass die …19 – Beim freitäglichen Morgenbriefing der Abteilung Sexualverbrechen sagte Ellen …20 – An diesem Freitagmorgen sagte Janine Quine dasselbe …21 – Carl Bowie von Bowie Bakehouses, mit Filialen in …22 – Nach dem Aufwachen am Freitagmorgen hatte Allie ein …23 – Am Samstagmorgen zappte Carl Bowie, der immer sehr …24 – In der schlechten alten Zeit wurden Opfer von …25 – Allies Stimme am Telefon klang angespannt und zitterte …26 – Sonntag, sieben Uhr früh, eine schwache Brandung bei …27 – Der Einsatz der Drogenfahndung gegen Chloe Minchin an …28 – Carl Bowie setzte sich am Montagmorgen als Erstes …29 – Dienstagmorgen schob Challis eine Kopie von Colin Hausers …30 – Peter Moore, zweiunddreißig, Hausmann und Vater, teilte seine …31 – Ellen Destry und Ian Judd waren zu einer …32 – Challis parkte auf dem Krankenhausgelände und machte sich …33 – Mittwoch stand Challis bei Sonnenaufgang unruhig in seiner …34 – Mittwoch begann das Briefing der Abteilung Sexualverbrechen mit …35 – Challis wollte Quine nicht verschrecken. Er blieb ganz …36 – Jetzt war es Zeit, die Todesnachricht zu überbringen37 – Challis und Murphy, die noch immer über Coolidges …38 – Am Freitag gab die Polizei von South Gippsland …39 – Am Montagmorgen saß Ellen in ihrem Büro und …40 – In der Zwischenzeit hatte Scobie Sutton bei Challis …41 – Der Wooralla Drive war auf den ersten paar …42 – Eine Woche vor Weihnachten sagte Pam Murphy: »Ich …

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Über Peter Torberg

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Für Ann und Peter

1

Lovelock und Pym. Hörte sich an wie irgendein Showbusiness-Duo – Magier vielleicht, oder Folksänger.

In Wirklichkeit aber arbeiteten sie für Hector Kaye, der früher mal zu den Bandidos aus Kings Cross in Sydney gehört hatte. Bevor er seriöser Geschäftsmann wurde und begann, Crystal Meth aus China zu importieren. Billig waren sie nicht, Lovelock und Pym. Aber Kaye zahlte gut; letztes Jahr hatte er jedem von ihnen ein Haus und ein Auto gekauft.

Ihr neuestes Projekt bestand darin, einen gewissen Owen Valentine unten in Victoria zu beseitigen. Fünfzig Riesen plus ein Tausender Spesen pro Nase und Tag. Minimum vier Tage, zwei Tage hin, zwei Tage zurück. Über die Küstenstraße, nicht den Hume Highway: weniger Bullen. Eigentlich hätten sie genauso gut mit gefälschten Ausweisen runterfliegen können, davon hatten sie schließlich reichlich; aber keiner von beiden hatte je die Südküste gesehen. Stattdessen wollten sie sich unter falschem Namen einen Mercedes mieten, eine große Limousine mit ausreichend Platz für eine Leiche im Kofferraum.

So der grobe Plan. Dann ging Hector in die Details: »Sobald die Freundin und die Kinder aus dem Haus sind, schnappt ihr euch diesen Arsch von Valentine, packt seine Klamotten, seine Zahnbürste und all den Scheiß, damit es so aussieht, als ob er abgehauen ist. Dann legt ihr ihn um und lasst die Leiche verschwinden.«

Die drei saßen auf Hectors Veranda, einem Ensemble aus Glas und Edelstahl mit Blick auf die Double Bay, und tranken Margaritas. Lovelock, ein einfach gestrickter Mann, der Tuntendrinks dieser Art verabscheute, fragte: »Sollen wir ihn zu Hause umlegen oder erst fortschaffen?«

»Doch nicht bei ihm zu Hause, du Genie! Er ist abgehauen, verstanden? Kein Blut.«

»Und dann lassen wir die Leiche verschwinden«, echote Lovelock.

»Verbuddeln«, führte Kaye genauer aus. »Ganz tief. Ihr braucht eine Schaufel.«

Lovelock war noch nie zuvor in Victoria gewesen. »Und wo?«

»Hier«, antwortete Kaye und tippte auf eine Landkarte. Er hatte die feingliedrigen, gepflegten Hände eines Geschäftsmanns, saubere Fingernägel, keine Narben, unversehrte Knöchel. Doch wenn er die Ärmel hochkrempelte, konnte man eine Tätowierung erkennen: Respect Few, Fear None.

Lovelock und Pym musterten ratlos die Karte. Der Scan im Stil eines schlechten Fax zeigte einen zwanzig Kilometer langen Abschnitt der Mornington Peninsula südöstlich von Melbourne. Kaye hatte mit einem pinkfarbenen Textmarker das Küstenstädtchen Moonta und die Lintermans Lane gekennzeichnet, eine ins Landesinnere führende Route.

»Den Kerl in Moonta schnappen und an der Lintermans Lane verbuddeln. Alles klar«, sagte Lovelock.

Pym schaute sich den restlichen Papierkram auf dem Tisch an: Fotos der Zielperson, nützliche Hinweise, eine Handynummer. Pym war ein schmächtiger, nervöser Mann, der stets nachhaken und herummäkeln musste. »Sie schicken uns ganz schön in die Pampa, Boss.«

»Ihr müsst doch nicht ins verfluchte Outback, ihr seid nur eine Stunde von Melbourne weg«, sagte Kaye. »Wenn ihr den Job nicht wollt, dann schicke ich jemand anderen.«

»Können Sie denn niemanden aus der Gegend nehmen?«

»Ich tue jemandem aus der Gegend einen Gefallen, kapiert? Er will nicht, dass das auf ihn zurückfällt. Ihr fahrt hin, erledigt das, und tschüss. Himmel, ich bezahle euch schließlich gut.«

Seevögel kreisten über dem in der Frühsommersonne gleißend blau daliegenden Wasser. Darüber eine einsame Wolke. Der Ausblick war Pym völlig egal. Ihn interessierte vielmehr, wie weit er noch gehen konnte: »Und was springt für Sie dabei heraus?«

»Die Genugtuung, einem Geschäftspartner einen Gefallen zu tun, kapiert?«, knurrte Kaye.

Pym lenkte ein. »Sie sind der Boss.«

»Allerdings.«

Also nahmen Lovelock und Pym die Küstenstraße, von der aus das Meer nur gelegentlich zu sehen war. Mittwochabend hielten sie in Bega, wo sie die Nummernschilder eines Autos aus Victoria an den Mercedes schraubten, dann fuhren sie durch Gippsland bis zur Spitze der Westernport Bay. Nachdem sie festgestellt hatten, dass Moonta aus kaum mehr als ein paar Strandhäusern und einem Laden bestand, fuhren sie zehn Minuten weiter bis Waterloo, wo es ein Motel gab. Kaum hatten sie eingecheckt, ging Pym eine Runde laufen, dann fuhr er zum Baumarkt am Ortsrand und kaufte Schaufel und Plane. An der Kasse zog er die John-Deere-Kappe tief in die Stirn und zahlte bar. Lovelock blieb auf dem Zimmer, schaute sich auf Fox ein Kricketmatch an und vernichtete dabei ein Sixpack Victoria Bitter. Beim Essen – Hühnersalat für Pym, eine Pizza mit extra Fleisch für Lovelock – gingen sie noch einmal den Papierkram durch.

Lovelock kaute, schluckte und rülpste. »Der Typ sieht aus wie ein Methhead.«

Pym nickte. Owen Valentines Gesicht auf den Fotos wirkte schmal, zerschunden, der Blick gehetzt, Waldbrandhaarschnitt, aufgeplatzte Lippen über fauligen Zähnen.

Lovelock schnappte sich noch ein Stück Pizza und sagte nachdenklich: »Hast du dich schon mal gefragt, was wir da eigentlich machen?«

Himmel, dachte Pym; er hasste es, wenn Lovelock philosophisch wurde. »Nein.«

Lovelock wedelte mit seinem Pizzastück, und ein grauer Fleischbrocken landete auf dem fleckigen Bettzeug. »Ich mein, wir machen immer nur, was man uns sagt. Hast du schon mal dran gedacht, dich selbstständig zu machen?«

»Nein«, antwortete Pym ohne viel Hoffnung, dass Lovelock Ruhe geben würde.

»Okay, überleg mal: Da ist dieser Junkie, und wir kriegen fünfzigtausend dafür, ihn umzulegen. Da kommt man doch auf Gedanken, oder? So viel Geld?«

»Auf was für Gedanken denn?«

»Na, was immer dieser Valentine angestellt hat, um dem Kumpel von Hector ans Bein zu pissen, muss ja schon heftig gewesen sein. Mann, fünfzigtausend?«

»Ja und?«

»Na, er weiß was, oder hat einen Arschvoll Drogen geklaut, so was in der Art.«

»Ja und?«

»Na, wir legen ihn um und verbuddeln ihn. Aber wie wärs, wir stellen ihm erst noch ein paar Fragen?«, meinte Lovelock und holte seine Zigaretten raus.

Pym, der weder Steroide noch Ice nahm, nicht rauchte und nicht trank, zwang ihn dazu, seiner ekligen Angewohnheit draußen nachzugehen. Wohl war er inzwischen Auftragskiller, aber noch immer steckte etwas von dem alten Pym in ihm. Sauber, geradlinig. Er hatte einen guten Job als Assistent eines Abgeordneten der Liberal Party gehabt, bis zu dem kleinen Missgeschick in Form eines Facebook-Posts. Ein paar offene Worte über Immigranten und Muslime, die zu einem abrupten Karrierewechsel führten.

Zwar zwang er Lovelock dazu, seiner ekligen Angewohnheit draußen nachzugehen, einen Gutenachtkuss gab er ihm trotzdem.

Freitagmorgen – nachdem Pym eine Runde gelaufen und Lovelock im Bett geblieben war – fuhren sie erneut nach Moonta. Durch an Watt und Mangrovenwälder angrenzendes Farmland über schmale Nebenstraßen bis zu dem kleinen Städtchen. Eigentlich eher eine Ansammlung von kurzen, sandigen Straßen mit Strandbungalows, manche teuer, andere renovierte Cottages, dazwischen ein paar Fertighäuser aus Holz und Putz von der Art, die in den Prospekten mit Bezeichnungen wie »The Inlander« oder »The Californian« beworben wurden.

Das Haus, in dem Owen Valentine mit Freundin und Kindern lebte, war eine abgewohnte, asbestverschalte Schachtel unter Teebäumen an einer Schotterpiste, die unpassenderweise Banksia Court hieß. Lovelock und Pym parkten den Mercedes unter einem Baum in der Nähe, warteten und beobachteten; nach kurzer Zeit kam ein rostiger weißer Corolla mit einer Frau und einem Kind an Bord aus der Garage neben dem Haus.

»So weit, so gut«, sagte Pym.

»Da sollten doch eigentlich zwei Kinder sein. Wo ist denn das andere?«

»Vielleicht haben wir den Wurm nur übersehen«, entgegnete Pym genervt. »Was weiß denn ich?«

»Ich sag ja nur.«

Düster schauten sie zum Haus hinüber und fragten sich, ob sie noch einen zweiten Mord einplanen mussten. Noch mehr Arbeit.

»Okay, Showtime«, sagte Pym.

Sie betraten das Haus durch die Verbindungstür zwischen Garage und Küche. Owen Valentine schlief auf dem Wohnzimmersofa. Pym war angewidert: Take-away-Schachteln, Weinflaschen, überquellende Aschenbecher, auf dem Tisch eine versiffte Meth-Pfeife. Und es stank nach Drogen, Müll, dem Harz des krüppligen Weihnachtsbaums in der Ecke, Hundescheiße.

»Na, Schnucki«, säuselte Lovelock und beugte sich zu einer kleinen schwarzen Klobürste von Hund hinab. Hunde liebten ihn, und dieser hier leckte ihm gleich die Hand.

»Lass das«, fauchte Pym.

Er trat dem Schlafenden gegen das Bein. Valentine, eine dürre, von Ice zerfressene Gestalt in Shorts und T-Shirt, grunzte. Glasige Augen. Seit ein paar Tagen nicht rasiert, dreckige Füße mit gelblichen Klauen an den Zehen.

»Aufstehen, du Arschloch«, sagte Pym. Um dem Ganzen Nachdruck zu verleihen, fuhr er sich mit der Klinge seines Ausbeinmessers über die Kuppe des linken Daumens.

»Wer zum Teufel seid ihr?«, krächzte Valentine.

»Dein schlimmster Albtraum«, antwortete Lovelock, packte Valentine am T-Shirt, zog ihn vom Sofa und trieb ihm die Faust in den dürren Bauch.

Der Hund kläffte begeistert; ihm gefiel das Spielchen.

»Sachte«, mahnte Pym. »Kein Blut, keine Spuren.«

Sie verlegten das Ganze in die Garage, schlossen das Tor und fesselten Valentine mit Panzertape an einen staubigen grünen Gartenstuhl. Lovelock schnappte sich den Hund, kraulte ihm die Ohren und schaute sich um. Alte Farbdosen, Schachteln mit Schrauben und Nägeln auf der Werkbank, an den Wänden allerlei scharfkantiges Werkzeug. Es roch nach Motoröl und Meer.

Und nach Schweiß. Es war heiß in der Garage, und durch die Dezembersonne, die unbarmherzig auf das Blechdach brannte, wurde es immer heißer. Jetzt hatte sich Valentine auch noch in die Hose gemacht. Die Augen traten ihm aus dem Kopf, und er sah sich verwirrt und verängstigt um.

»Du warst ein böser Junge, Owen«, sagte Lovelock ins Blaue hinein, in der Hoffnung, dass Valentine etwas Brauchbares ausspuckte. »Stimmts? Hast ein paar Leute ziemlich unglücklich gemacht. Bist ein Klotz am Bein.«

Resignation machte sich auf Valentines Gesicht breit, dicht gefolgt von Angst und nervösem Junkiezucken. Er warf sich auf dem Stuhl hin und her und wollte schon schreien. Doch Lovelock bearbeitete mit den Fäusten seinen Kopf und Magen; Valentine, nur Haut und klapprige Knochen, riss es unter den Schlägen wehrlos hin und her.

Pym, der da heikel war, hielt sich fern von dem herumspritzenden Blut, Schweiß und Schleim. Nach kurzer Zeit meinte er: »Das reicht.« Die beiden hielten kurz inne und betrachteten die jämmerliche Gestalt auf dem Stuhl.

Valentine tat nichts, sagte nichts, ließ den Kopf baumeln. Das machte Lovelock rasend. Und die Fäuste taten ihm weh.

Er rückte wieder an und schrie: »Wo zum Henker ist das Zeug, du Stück Scheiße?«

Valentine hob den misshandelten Kopf. Die Augen waren zu Schlitzen verquollen. »Tut mir leid«, flüsterte er und bewegte Zunge und Lippen, um den fauligen Mund zu benetzen.

»Ich bin dran«, sagte Pym und schob Lovelock beiseite. Mit der Messerspitze zog er eine Kette von Blutperlen auf Valentines Unterarm. »Du hältst uns hin, Owen.«

Valentines Augen verdrehten sich, und sein Kinn fiel auf die Brust. Blut tropfte ihm vom Arm, blutiger Speichel sammelte sich am Kinn, ein dünner, funkelnder Faden dehnte sich nach unten und landete schließlich in seinem Schoß.

»Der tut nur so«, sagte Lovelock.

Er beugte sich vor, pustete Valentine Qualm ins Gesicht und brüllte: »Wo ist das Zeug, verdammt?«

Valentine versuchte vergeblich den Kopf zu heben.

»Wie bitte?«, witzelte Lovelock. »Ich kann dich nicht hören, Mann. Lass mal deine Mandeln klappern.«

Valentine fiel das Kinn auf die Brust, aber er war bei Bewusstsein und hatte die Augen offen. Lovelock sagte zu Pym: »Probier du noch mal.«

Pym, der bei dem Geruch würgen musste, schnippte mit der Messerspitze nach Valentines Nasenlöchern, Ohrläppchen, Augenbrauen. Flüssigkeiten drangen aus, sammelten sich um den Stuhl und färbten den Betonboden dunkel; Valentine fuhr zusammen, seine Augen flatterten, sein Kopf fiel auf eine Schulter.

Lovelock wurde immer ungeduldiger. Das dauerte alles viel zu lange. Er schob Pym mit dem Ellbogen beiseite und verpasste Valentine noch einen Hagel von Schlägen links und rechts. »Wach auf, du Blödmann.«

Nichts. Er tippte an die blau geschlagenen Wangen, hob die verquollenen Augenlider an, fühlte nach dem Puls.

Er fand ihn. »Also noch nicht tot«, murmelte er und verpasste Valentine eine Ohrfeige. »Na komm schon, Kumpel, wach auf. Verarsch uns nicht.«

Immer noch nichts.

Er tat einen Schritt zurück. »Das kauf ich dir nicht ab, Owen«, sagte er misstrauisch. »Wach auf, verdammt.«

»Darf ich?«, fragte Pym mit rauem Flüstern, das sich kaum abhob von dem Geräusch des heißen Windes draußen, in dem belaubte Äste an Mauern, Zäunen und Dächern schabten.

»Nur zu.«

Pym benutzte diesmal die Finger, kniff und schnippte, stach zu wie eine Wespe. Wo das Verabreichen einer Tracht Prügel für Lovelock nur Arbeit war, fand Pym sein Vergnügen daran.

Keine Reaktion. Pym trat zurück, und Lovelock nahm seinen Platz wieder ein. »Vielleicht ist er bewusstlos.«

»Ach, wirklich?«, entgegnete Pym. »Du hast ziemlich zugeschlagen.«

Lovelock wurde rot.

Er zog eins seiner Handys aus der Tasche und tippte mit seinem dicken Zeigefinger herum.

Drei Ziffern, bemerkte Pym. Erschrocken fragte er: »Wen zum Teufel rufst du an?«

»Notruf.«

»Bist du irre?«

Lovelock wedelte mit der Hand, bedeutete ihm, den Mund zu halten, und sagte freundlich: »Den Notdienst, bitte.«

Pym blinzelte und kontrollierte die Ausgänge. Es gab zwei davon: die Verbindungstür zu Valentines Küche, offen, und das Rolltor zur Straße, geschlossen.

»Nein«, sagte Lovelock: »Ich brauche keinen Krankenwagen, noch nicht, aber könnten Sie mir wohl einen Rat geben, wie ich einen Kumpel wiederbelebe, der …?«

Er lauschte, nickte und sagte: »Nein, er ist nur ohnmächtig geworden. Von der Hitze, glaub ich.«

Wieder lauschte er und sagte dann: »Nein, ein Krankenwagen, das wäre doch zu viel, ich brauche nur … auf Drogen? Ich glaube nicht«, meinte er und sah Valentine an, so als wolle er die Diagnose bestätigen. Dann hörte er mit wachsender Enttäuschung weiter zu. »Hören Sie, soll ich Herzmassagen machen? Ihm kaltes Wasser ins Gesicht schütten? Was? Nein, nein, Sie brauchen mich nicht zur …«

Er drückte auf den Aus-Knopf, nahm den Batteriedeckel ab, holte Batterie und Sim-Karte heraus, zermalmte das Handy mit dem Stiefel und steckte die Einzelteile in die Tasche.

»Da stockt einem der Verstand«, sagte Pym.

»Sie wollte mich zu den Bullen durchstellen«, sagte Lovelock überrascht.

»Herr im Himmel. Hör mal, wir servieren ihn ab und verschwinden von hier.«

»Na gut«, sagte Lovelock schmollend. »Warte.«

Er näherte sich Valentine mit seinem groben Gesicht, schob die Augenlider hoch und fühlte nach dem Puls. »Tja. Ziel erreicht.«

Pym schaute selbst nach, bestätigte das und seufzte. »Ich hole den Wagen. Du schnappst seine Klamotten und das Waschzeug.«

Pym schob das Rolltor auf, schaute sich nach beiden Seiten um, lief zum Mercedes und setzte ihn rückwärts in die Garage, wobei er fast vergessen hätte, dass Valentine dort noch an den Stuhl gefesselt in einer Blutlache saß, wenn nicht der Rückfahrsensor wie wild gepiept hätte. Er bremste, stellte den Motor ab, stieg aus, öffnete den Kofferraum und breitete die Plane über das mit Teppichboden ausgeschlagene Innere. Zufrieden brüllte er nach Lovelock: »Hilf mir mal.«

Lovelock kam mit einer Sporttasche voller Schuhe und Kleidung in der einen und einem Gewehrkoffer aus Aluminium in der anderen Hand aus dem Haus. »Schau dir das mal an.«

Pym schüttelte den Kopf. »Stell das zurück.«

»Machst du Witze? Aber nicht dieses Schmuckstück.«

Er klappte den Deckel auf und enthüllte ein elegantes Gewehr aus Holz und gebläutem Stahl mit Zielfernrohr.

»Kumpel, ehrlich«, sagte Pym.

»Nur für heute, okay?«

»Im Leben nicht. Wenn wir angehalten werden …«

»Ich werf es weg, bevor wir nach Sydney zurückfahren, okay?«

Lovelock öffnete eine der Hintertüren des Mercedes und verstaute den Koffer hinter den Vordersitzen, bedeckt von einem Hemd und einer Jeans aus der Sporttasche.

Dann rieb er sich befriedigt die Hände und sagte: »Und nun zu unserem Gast.«

Pym schnitt die Leiche aus dem Klebeband, schob den Stuhl unter eine Werkbank und half Lovelock mit einem Hauruck dabei, Valentine in den Kofferraum zu hieven, bevor er den Streifenwagen bemerkte, der am Straßenrand hielt und die Ausfahrt blockierte.

Ohne zu zögern, schloss Pym den Kofferraum, ging zu dem Stapel Farbdosen und hebelte den Deckel von einer Literdose weißer Grundierung. Er goss die Farbe großzügig über den blut- und schleimverschmierten Beton, fleckte sich Hände, Hose und Schuhe ein und ließ die Dose in den Dreck fallen.

In diesem Augenblick trat ein Uniformierter in die Garage. »Meine Herren.« Er blieb kurz stehen, damit sich seine Augen umgewöhnen konnten, dann schob er sich an der Fahrerseite des Mercedes vorbei.

Pym nickte und bemühte sich um einen beunruhigten Gesichtsausdruck. Das fiel ihm nicht sonderlich schwer, denn er war häufig beunruhigt. Lovelock, der Blödmann, schaute nur erschrocken.

»Constable Tankard, Waterloo Police«, stellte sich der Bulle vor. Er war ein rosiger, stämmiger, schweißnass wirkender Kerl, dessen Körperfülle Gürtel und Kragen fast zum Platzen brachte. »Bei uns ist eine Beschwerde wegen Ruhestörung unter dieser Anschrift eingegangen.«

»Ruhestörung?«, fragte Pym und runzelte die Stirn.

»Laute Stimmen und dergleichen.«

Pym machte ein reumütiges Gesicht. Er war sich sein Lebtag noch nicht reumütig vorgekommen, nur betrogen oder enttäuscht, und er musste sich sehr anstrengen. »Nix Ruhestörung«, sagte er. »Sie sehen ja, ich habe Farbe verschüttet. Da haben die Leute mich wahrscheinlich rumfluchen gehört.«

Der Bulle mit dem breiten Gesicht nahm das so hin und drehte sich zu Lovelock um. Er besah ihn von oben bis unten und bemerkte die Fingerknöchel. »Haben Sie sich wehgetan, Sir?«

Pym verspannte sich, aber Lovelock hatte alles im Griff. Er besah sich die Hände, dann Arme und Beine und sagte: »Meine Frau schimpft immer, ich würde nicht mal einen Nagel in die Wand kriegen, ohne mich zu verletzen.« Er schüttelte leicht den Kopf. »Tut mir leid, wir sind heute Morgen beide ziemlich angeschlagen, sorry, wenn wir jemandem Ärger gemacht haben.«

Der Bulle kicherte, besah sich noch einmal den Mercedes, dachte wohl: reiche Stadtburschen, hoffnungslos unbegabt, und meinte grinsend: »Okay, Jungs, belassen wir es dabei.«

Er kehrte zu seinem Wagen zurück. Lovelock und Pym schauten zu und warteten ab, bis er all dieses Bullenzeug hinter sich gebracht hatte, Funkspruch, Zeitangabe, Eintrag ins Fahrtenbuch, gefolgt vom Zurechtrücken des Rückspiegels, Anschnallen, Starten. Schließlich war er verschwunden.

»Nichts wie weg hier, verflucht«, sagte Lovelock.

Pym hätte es nicht besser formulieren können.

Sie folgten den Weganweisungen von Hectors Fax landeinwärts in ein Hinterland aus staubigen Pisten, die zu Obstplantagen und Farmen führten. Jene an den Hügelflanken fern der Straße wirkten wohlhabend, sauber und gepflegt. Näher zur Straße standen allerdings ein, zwei von der Sonne und dem aufgewirbelten Staub der vorbeikommenden Fahrzeuge ausgebleichte Bruchbuden, die aufgegeben oder von jener Sorte von deprimierten, grobschlächtigen Männern und Frauen gemietet worden waren, die in solchen ländlichen Gebieten stranden und mit Tieren und Maschinen arbeiten.

Pym, der auf dem Beifahrersitz lümmelte, hasste es. Er war ein Stadtmensch. Ja, die Küste war in der Nähe und Melbourne nur eine Stunde entfernt, aber hier und heute war alles trocken, und ein schmutziger Wind trieb heißen Staub durch die Gegend. Kleine Steinchen schlugen gegen den Unterboden.

Dann sprang Owen Valentines Hund zwischen den Sitzen hervor, drehte sich ein paarmal auf Pyms Schoß im Kreis und legte sich hin.

Pym war entsetzt. Er reckte die Hände weit weg und brüllte: »Was soll der Scheiß?«

Lovelock grinste. »Mann, der ist einfach in den Wagen gesprungen.«

»Blödsinn. Du hast ihn reingesetzt, du Arsch.«

»He! Nicht in dem Ton.«

»Ich will keinen verdammten Köter im Auto«, sagte Pym.

»Dann setz ihn doch nach hinten, wenn er dich stört.«

Schaudernd tat Pym wie geheißen und wischte sich dann die Handflächen an der Hose ab. Er kam sich beschmutzt vor. »Dreckiges Viech.«

»Ach ja? Scheiß drauf«, sagte Lovelock, der mit einer Hand fuhr, den Ellbogen auf die Kante des offenen Fensters legte und in der anderen Hand nachlässig eine Zigarette hielt. Er zog gierig daran, die Glut glomm auf, dann schnippte er die Asche hinaus, lenkte den Wagen über die Bodenwellen und zog wieder an der Zigarette.

»Buschbrandwetter«, warnte Pym.

»Kumpel, der Sommer hat noch nicht mal richtig angefangen.«

Pym verschränkte die Arme und sah mürrisch nach vorn. Lovelock rauchte die Zigarette auf, warf Pym einen schiefen Blick zu und warf die Kippe in den Straßengraben.

Dann fiel Pym wieder ein: Er sollte dem Kunden eine Textnachricht schicken. Er zog ein billiges Wegwerfhandy aus der Tasche und sah, dass er kein Signal hatte. Als die Balken wieder auftauchten, schaffte er es halb durch die Nachricht, bis das Signal wieder abbrach. Die verfluchte Gegend war voller Funklöcher. Schließlich konnte er den Text absetzen. Kein »Lieber Bill« oder »Fred« oder »Liebe Susan«. Hector Kaye hatte ihnen nicht verraten, wer den Auftrag erteilt hatte. Nur: Erledigt.

Er nahm die Sim-Karte heraus, zerbrach sie und warf sie zusammen mit dem Handy, dem Batteriedeckel und der Batterie aus dem Fenster. Dann lehnte er sich zurück, studierte die Karte und sagte: »Fahr langsam, da vorn biegen wir ab.«

Sie kamen an eine Kreuzung. »Nach links.«

Lovelock bog ab. Die Schotterpiste war den ersten halben Kilometer flach, danach stieg sie durch grasiges, mit vielen Bäumen bewachsenes Farmland und nahm eine Anhöhe; dahinter das gleiche Bild. Direkt vor ihnen kauerte ein großes Holzhaus, hübsch – Gartenbeete, Rosensträucher und kleine einheimische Bäume –, stand aber leider zu nahe an der Straße. Im grasbewachsenen Bankett steckte eine Tafel mit einer Kreideaufschrift: STAUB BITTE LANGSAM FAHREN.

Lovelock grinste, sagte: »Pass mal auf«, gab Gas, wirbelte Steine und eine wütende Staubwolke auf. Pym sah im Vorbeifahren zum Haus hinüber. Eine ältere Frau war im Garten und jätete. Die undeutliche, vom Staub eingehüllte Gestalt warf sich vergeblich einen Arm vor das Gesicht, zog den Kopf ein und bot ein Bild des Jammers.

Pym schüttelte den Kopf. »Na, richtig toll.«

Der böige Wind blies querfeldein und auch über Lovelocks weggeworfene Kippe.

Die Glut wäre vielleicht von allein ausgegangen, doch durch den Wind angefacht, leuchtete sie glühend rot auf und fand in einem verdorrten Grashalm Nahrung. Dieser Halm zündete einen weiteren an, der wiederum einen Papierfetzen. Flammen, erst nur ein Flackern, breiteten sich aus und leckten am Gras.

Lovelock und Pym, die schon ein paar Kilometer weiter waren, hatten die auf der Karte markierte Strecke, die Lintermans Lane, gefunden. Sie zog sich schnurgerade durch Felder und Eukalyptushaine hin zu einem aufgelassenen Speichersee, wo man gut eine Leiche verbuddeln konnte. Allerdings hatten Landbesitzer und Umweltschutzbeamte des Bezirks, erbost über die Schäden durch Trailbikes und Geländewagen, am Eingang ein solides, abschließbares Tor aus Metallrohren angebracht. Es gab einen schmalen Durchgang für Wanderer und ein paar Schienen für Reiter, doch ohne Schlüssel waren Lovelock und Pym mit ihrem Mercedes am Arsch.

»Wir sind am Arsch«, sagte Pym.

»Ich könnte das Tor rammen.«

»Ich glaube nicht«, entgegnete Pym und betrachtete die stabilen Pfosten und das starre Eisengestell. Ganz zu schweigen vom Schaden am Fahrzeug.

»Mist.«

»Keine Sorge«, sagte Pym. »Wir tragen ihn hinein.«

Lovelock sah sich besorgt um. Kein Verkehr, keine Häuser in der Nähe, nur Staub, vom Wind gepeitschte Bäume, ein Hauch von weit entferntem Qualm. »Wir könnten ihn einfach ablegen.«

»Hast du nicht zugehört? Keine Leiche. Es soll so aussehen, als wenn er abgehauen wäre.«

»Ja, ja«, winkte Lovelock ab. Er schnallte sein Kampfmesser um, neunundneunzig Dollar bei eBay, irgendein Anbieter in Texas, und hängte sich Owen Valentines Gewehr über den Rücken. »Also los.«

»Du meine Güte«, knurrte Pym und schnappte sich die Schaufel. »Wir ziehen doch nicht in den Krieg.«

»Man kann nie wissen«, sagte Lovelock und spürte tief in sich einen martialischen Impuls. Er rückte seine Ray-Bans zurecht und betrachtete sich im Rauchglas des Mercedes.

»Wann immer du so weit bist«, sagte Pym.

»Du bist ein Witzbold, Mann«, sagte Lovelock ungerührt. Er griff in den Wagen und zog. Mit einer flüssigen Bewegung hatte er sich Valentines Leiche über die Schultern gelegt, trat durch den schmalen Durchgang und ging die Fahrspur entlang.

Schon bald drängten sich die Bäume zu beiden Seiten, der Weg wurde zu einem schummrigen Tunnel, der Boden war eine Matte aus Kiefernnadeln und verdorrtem Gras, und es gab kaum Anzeichen dafür, dass in letzter Zeit irgendwelche Fahrzeuge durchgekommen waren. Kräftige Brombeerzweige mit noch kleinen grünen Früchten streckten sich nach ihnen aus. Eine Elster beobachtete sie, ein Schmetterling, und auf einer angrenzenden Weide stand ein Bulle so groß wie ein VW. Bis auf eine Rauchspur hoch oben waren Lovelock und Pym allein auf der Welt. Pym versuchte die Richtung zu bestimmen. Von Melbourne nach Hobart? Der Wind drang durch jeden Spalt in den Baumreihen, Pym musste blinzeln, um den Staub aus den Augen zu kriegen. Und er roch Qualm. Am liebsten hätte er das alles schon hinter sich gehabt.

Sie gingen einen Kilometer weit und blieben am Ende des Pfades vor einem verschlossenen Farmtor in einem Zaun stehen, der ganz mit Brombeeren und Farnkraut überwuchert war. Auf einem verblassten Schild stand Devilbend Reservoir Zutritt verboten. Lovelock ließ den Toten einfach über das Tor plumpsen und kletterte hinüber.

Pym folgte ihm. Ihm war heiß, er war vom Wind zerzaust und die Pflanzen hatten ihm Hände und Unterarme zerkratzt. Er fand, er hatte sich seinen Anteil an den fünfzig Riesen redlich verdient.

Fünfzig Riesen, um einen Mann umzubringen und die Leiche verschwinden zu lassen. Worum ging es dabei? Doch nun war es zu spät, Valentine nahm seine Geheimnisse mit ins Grab.

Sie gingen weiter und kamen an eine sumpfige Stelle, wo das Wasser an Schilf und Schlamm schlappte. Sie fingen an zu graben.

Zur gleichen Zeit kam ein Mann namens Colin Hauser Richtung Lintermans Lane. Meistens ging er frühmorgens spazieren, aber heute hatte er auf die Lieferung von zwei Aufsitzrasenmähern und einem kleinen Kubota-Traktor warten müssen. Weil der Fahrer zu spät gekommen war, hatte Colin erst gegen zehn duschen und frühstücken können. Dann hatte er eine kaputte Pumpe repariert und danach einen Anruf von seinem Anwalt bekommen, der mit dem Anwalt seiner Frau über eine verspätete Unterhaltszahlung gesprochen hatte. Mittlerweile war es fast Mittag.

Beinahe wäre er zu Hause geblieben. So kurz vor Mittag statt bei Sonnenaufgang zu gehen fühlte sich falsch an. Dazu noch Hitze, Staub und Wind. Doch er machte sich auf den Weg, trat aus seiner Einfahrt, nahm den Schotterweg über den Hügel, vorbei an Mrs Brodericks Haus mit ihrem staubbedeckten Warnschild, bis er an die Straße kam, die ans Ende der Lintermans Lane führte. Der Wind zerrte an seiner Jeans und presste ihm das Hemd gegen den Rücken; es roch ganz leicht nach Rauch. Colin sah sich nervös um: ein heißer Wind von Norden. Höchste Brandgefahr, dabei war noch nicht mal Sommer.

Vor der Absperrung zum Pfad stand ein Mercedes. Gleich dahinter kamen zwei Männer offenbar von einem Spaziergang zurück: Dick und Dünn, dachte er, Riese und Zwerg. Der kleine Typ sah Hauser auf sich zukommen, erstarrte kurz, und ein verschlagener Ausdruck huschte ihm über das Gesicht – so als ob ich kein Recht hätte, hier zu sein, dachte Hauser. Er wollte schon sagen: »Ich komm hier jeden Tag vorbei; und wer zur Hölle seid ihr?«

Er war noch zehn Meter vom Tor entfernt. Der große Typ trug eine Art Jagdmesser an den Oberschenkel geschnallt und hatte ein Gewehr – aber nicht irgendeins, sondern Arnold Coxhells AR-16. Die wenigen sozialen Kontakte, die Colin Hauser in letzter Zeit pflegte, bestanden darin, mitten in der Nacht Lieferungen entgegenzunehmen und am Schießstand der Westernport Sporting Shooters abzuhängen, wo er sich mit Coxhell angefreundet hatte. Eines Tages hatte der ihm sein AR-16 gezeigt. Sturmgewehr, Halbautomatik, die Zivilversion des amerikanischen M16, unter guten Bedingungen treffsicher auf tausend Meter, Schnellfeuerfunktion, kaum Rückstoß. Ausgestattet mit einem variablen Redfield Nachtsicht-Zielfernrohr.

Vor zwei Wochen hatte Arnold erzählt, dass bei ihm eingebrochen worden war. Die Diebe hatten seinen Waffenschrank aufgebrochen und Schrotflinte und AR-16 mitgenommen.

»Passiert in letzter Zeit öfters«, hatte Hauser dazu gesagt. Er persönlich kannte einen Obstbauern und einen Geflügelzüchter, denen im letzten halben Jahr Gewehre gestohlen worden waren.

Und da war das AR-16. Konnte nur Arnolds sein.

Mit diesem Zielfernrohr gab es auf der ganzen Peninsula kein zweites.

Hauser tat uninteressiert, machte am Tor ein paar Dehnübungen, nickte den beiden zu und kehrte um, so als würde er das immer so machen, jeden Tag am Tor umdrehen, jeden Tag unterwegs Fremden begegnen.

Auf dem Rückweg an Mrs Brodericks Haus vorbei und den Hügel hinauf prägte er sich alle Einzelheiten genau ein und wiederholte sie gebetsmühlenartig: Ort, Zeit, Datum, Aussehen der Männer, Fahrzeugtyp und -farbe, die Waffe, die Schaufel.

Kaum war der Typ um die Ecke gebogen, sagte Pym: »Der hat uns gesehen.«

Tatsache. »Aber total«, erwiderte Lovelock.

»Und?«

»Was, und?«

»Überleg doch mal, wonach sehen wir denn aus?« Pym klang angespannt.

»Nach nichts Besonderem. Nur ein paar Jungs, die spazieren gehen. Wie er.«

»Schau dich doch mal an«, sagte Pym, »du mit deinem bescheuerten Messer und diesem Gewehr und ich mit der dreckigen Schaufel. Der geht nach Hause, grübelt, was er da eben gesehen hat, und in ein paar Tagen oder auch nur Stunden kommt er vielleicht auf den Gedanken, damit zur Polizei zu gehen.«

Lovelock knabberte nachdenklich an der Lippe. Schließlich ließ er den Gurt von der Schulter gleiten und packte die Waffe mit beiden Händen. »Gehen wir lieber auf Nummer sicher, oder?«

Sie stiegen in den Mercedes und folgten dem Mann. Am Haus der alten Frau vorbei die Anhöhe hinauf; dort hielten sie an und sondierten die Lage. Der Typ bog auf halber Höhe in eine Einfahrt ab. Pym sah genauer hin: Hundert Meter von der Straße entfernt stand ein Haus neben einer Reihe von Schuppen und einem Windrad, halb verborgen hinter einer Gruppe von Kiefern.

»Also gut.«

Der Rauch war dichter geworden und braute sich im Osten zu einer wabernden Wolke zusammen. Hauser eilte an den Hunden in ihren Zwingern vorbei durch das Gartentor ins Haus. Direkt ins Arbeitszimmer, wo er alles auf einem Blatt Papier notierte, bevor ihm alles wieder entfiel.

Draußen brach explosionsartiges Gebell los.

Mit schnurrendem Motor rollte der Mercedes den Hügel hinab. Gleich hinter der Einfahrt gab es einen kleinen Platz, auf dem der Kerl offensichtlich seine Müll- und Recyclingtonnen stehen ließ, statt sie für die Müllabfuhr vom Haus zur Straße zu karren. Lovelock steuerte direkt darauf zu, katapultierte die Tonnen beiseite, hielt an, schnappte sich das Gewehr, und die beiden stiegen aus.

Sie kamen zum Haus, hinter dem die Schuppen auf einer Anhöhe verteilt standen, und wurden vom Gebell überrascht. Zwei Hunde warfen sich ihnen entgegen, wurden aber durch Ketten zurückgehalten. Schwer von Begriff, versuchten sie es erneut. »Himmel«, murmelte Pym.

»Brave Hundchen«, sagte Lovelock.

Am Gartentor blieben sie stehen. Das kleine Haus mit Ziegelverblendung war ein liebloses Etwas aus den Siebzigern. Die Rosensträucher ringsherum wuchsen wild vor sich hin, der Rasen verschwand unter kniehohen, dürren Gräsern, auf der Veranda standen verdorrte Pflanzen in Terrakottatöpfen. Die beiden passierten das Tor und traten auf die Veranda.

Die Haustür war verschlossen und mit einer Schmierschicht aus Staub und Pollen bedeckt, Beweis, dass sie nie benutzt wurde. Die Küchentür aber war nicht verschlossen, ließ sich leicht öffnen und quietschte nur ganz wenig.

Die Küche war armselig; kaum Tageslicht, der Geruch nach Essen, Staub und schmutzigen Tellern. Im Flur war es nicht besser, ein schmuddeliger Tunnel mit ein paar halb offenen Türen. In einem Zimmer ein Sessel vor einem riesigen Fernseher, in einem anderen ein ungemachtes Bett. Alte Gerüche: muffige Luft, dreckige Wäsche, ungewaschene Achselhöhlen.

Schließlich am Ende des Flurs ein kleines Arbeitszimmer, wohnlicher als die anderen Räume: Schreibtisch, Regale, Computer und Drucker, Telefon, Aktenschränke. Hinter dem Schreibtisch stand der Mann vom Tor.

Hauser faltete das Blatt zusammen und hatte es gerade zwischen die Seiten seines Schreibtischkalenders geschoben, als eine Stimme warnte: »Rühr das Telefon nicht an.«

Nicht, dass das noch von Bedeutung war. Lovelock feuerte einen Sekundenbruchteil später das Gewehr ab.

Ein ungeheurer, erschütternder Lärm, dann schlugen die kurzfristig verstummten Hunde erneut an, klangen diesmal aber anders, klagend.

Lovelock trat um den Schreibtisch und feuerte noch einmal direkt in Hausers Schädel.

Stille machte sich breit.

Dann übernahm Pym. »Rühr nichts an.«

»Ich bin doch nicht blöd, Mann.«

»Heb die Hülsen auf.«

»Wozu? Ich habe sie nicht angerührt. Die Bullen werden es dem in die Schuhe schieben, dessen Abdrücke drauf sind.«

Pym wollte etwas erwidern, überlegte es sich aber anders. »Na gut. Ein schiefgelaufener Einbruch.«

»Wenn du meinst«, sagte Lovelock zweifelnd; er entdeckte im Haus nichts von Wert.

»Zieh ein paar Schubladen auf, mach Unordnung, nimm ein paar Sachen mit.«

Lovelock tat wie geheißen, Pym griff taschentuchbewehrt nach dem Telefon. Die letzte gewählte Nummer gehörte nicht der Polizei, sondern zu einem Handy und war schon ein paar Stunden alt.

Er kniete neben der Leiche und ging die Taschen durch. Ein Schweizer Taschenmesser, ein abgewetztes Portemonnaie mit Karten und einem Fünfdollarschein, den er einsteckte.

Lovelock tauchte wieder auf; er hatte ein iPad, ein altes Nokia und einen Ziploc-Beutel mit Marihuana bei sich. »Schau mal, was ich in der Gefriertruhe gefunden habe«, sagte er und wedelte mit dem Gras.

»Wie schön für dich«, schnauzte Pym. »Na los. Nichts wie weg.«

»Du bist mir ja ein Herzchen.«

»Was denn, sollen wir vielleicht ne Party schmeißen? Wir haben gerade zwei Männer umgelegt. Und wir haben noch einen langen Heimweg vor uns.«

Lovelock verdrehte die Augen und folgte Pym hinaus. Sie kamen an den Hunden vorbei, die die Männer richtig deuteten und sich hinkauerten, und gingen die Einfahrt entlang zum Mercedes.

Pym schnüffelte. »Rauch.«

Er drehte sich einmal im Kreis, aber die turmhohen Kiefern standen dicht und ließen nur einen verblichenen Flecken mittäglichen Himmels frei. Was wusste er schon von Bränden? Zumindest wollte er sich nicht zwischen Bäumen davon erwischen lassen.

Wie schon auf dem Hinweg fuhr Lovelock, Pym saß auf dem Beifahrersitz und Owen Valentines Klobürstenhund hatte sich auf dem Rücksitz zusammengerollt und schlief. Sie kamen am Staubwarnschild vorbei, und Lovelock gab erneut Gas, war aber diesmal nicht mit dem Herzen bei der Sache.

Ein paarmal links, ein paarmal rechts, dann waren sie östlich vom Speichersee und kamen auf eine asphaltierte Straße zu. An der Kreuzung stand ein Streifenwagen mit kreisenden Lichtern, und der Horizont in der Nähe der Ortschaft, in der sie die letzte Nacht verbracht hatten, war mit einer bös aufwirbelnden Rauchwolke verhangen.

Lovelock bremste. »Er hat uns gesehen.«

Pym legte beruhigend eine Hand auf Lovelocks fleischigen Unterarm. Das tat er immer, wenn Lovelock die Nerven verlor. »Beruhige dich. Der ist nicht hinter uns her.«

»Wie willst du das wissen?«

»Frag dich doch mal selbst, was der hier macht, okay? Er ist wegen dem Feuer hier. Er leitet den Verkehr um.«

»Wenn du das sagst.«

»Ja, das sage ich. Fahr einfach ganz normal ran, lass die Scheibe runter und hör dir an, was er zu sagen hat. Wenn du jetzt umdrehst, wird er sich an uns erinnern, vor allem, wenn sich herausstellt, dass das Feuer absichtlich gelegt worden ist.«

Lovelock schluckte, Schweißperlen standen auf seinem kräftigen Gesicht, aber er fuhr langsam auf die Kreuzung zu. Der Polizist, ein junger uniformierter Constable mit Panoramabrille, drehte sich um und sah ihnen entgegen. Im letzten Augenblick zuckte ein Ausdruck der Verärgerung über sein Gesicht, so als wollte er sagen: Noch so ein Schwachkopf, den man nicht ans Steuer lassen sollte.

Er machte eine Handbewegung in Lovelocks Richtung: Nach links abbiegen, weg vom Feuer.

Lovelock tippte sich zum Salut an die Schläfe und folgte der Anweisung. »Hat sich nicht mal die Mühe gemacht, mit uns zu reden«, sagte er und schaute in den Rückspiegel.

Dann: »Mist, er geht ans Funkgerät.«

»Beruhige dich. Man hat ihm aufgetragen, den Verkehr im Auge zu behalten, das ist alles«, sagte Pym und verdrehte den Hals, um nach hinten die Straße entlangzuschauen. Aber er sah nichts mehr, die Straße war kurvenreich und von Bäumen gesäumt.

»Und was, wenn er das Kennzeichen durchgibt?«

»Na, dann gibts Ärger.«

»Also behalte die Straße im Auge«, meinte Lovelock angespannt.

Eine halbe Minute, eine ganze, doch die Straße hinter ihnen blieb leer. »Nichts«, sagte Pym.

»Und was ist vor uns, hast du daran schon gedacht?«

»Du hast ’nen Verfolgungswahn.«

»Und das mit gutem Grund«, entgegnete Lovelock, der sich derart am Lenkrad festklammerte, dass er weiße Knöchel hatte. Er bog in die nächste Seitenstraße ein. »Wenn es wieder sicher ist, tausche ich noch mal die Nummernschilder.«

»Und wirf das verfluchte Gewehr weg«, sagte Pym.

»Ja, ja.«

Pym sah sich besorgt um. Die Straße – eine schmale Schotterpiste durch spärlich bewaldetes Farmland – wies in die richtige Richtung zum Highway nach Gippsland, aber bis dorthin waren es noch einige Kilometer, und der Rauch vor ihnen bildete eine Wand.

Mit einem angespannten Krächzen in der Stimme sagte er: »Wir müssen umkehren.«

Im Rauch hatte er eine Flamme züngeln sehen, Funken stoben im Wind. Und der Rauch kam plötzlich immer näher und war keinesfalls Kilometer entfernt. Die Baumwipfel peitschten, Zweige, Äste und ein Stück Blechdach flogen an der Windschutzscheibe vorbei.

»Verflucht.«

Glutbrocken umwirbelten sie und legten neue Brände; Pym bekam es mit der Angst. Er packte zur Beruhigung nach Lovelocks Unterarm.

»Kumpel …«

Lovelock bremste, hielt an, schätzte die Breite der Straße ab. Zu schmal, um einfach zu wenden, wie Pym auf einen Blick sehen konnte, und die Gräben zu beiden Seiten waren nicht abschätzbar. Tief? Würden sie stecken bleiben? Er hatte keine Ahnung.

Der Motor ging aus. Lovelock ließ den Anlasser mahlen, dann schlug ihnen die Hitze entgegen. Der Lack warf Blasen, so etwas hatten sie noch nicht gesehen, eine solche Hitze noch nicht gespürt, einen solch fauchenden Furor noch nicht gehört. Die Hitze schlug zu. Sie konnten nicht sprechen, nichts tun.

2

Das war am Freitag gewesen.

Das ganze Wochenende sprachen die Menschen über nichts anderes als das Feuer und den ausgebrannten Wagen, und auch am Montagmorgen, als Hal Challis mit einem Eimer zu seinen Füßen duschte, dachte er vor allem an dieses Ereignis.

Ganz nach der obersten Regel ländlicher oder regionaler Polizeiarbeit, nicht dort zu leben, wo die »Kundschaft« lebte, wohnte der Kriminalbeamte in einem alten Farmhaus an einer staubigen Piste ein paar Kilometer landeinwärts vom Polizeirevier Waterloo. Die Verrückten, die Durchgeknallten und gemeingefährlichen Irren konnten ihn immer noch aufstöbern, wenn sie sich nur anstrengten, aber es würde ihnen Mühe bereiten, und selbst wenn sie sich anstrengten, würden die meisten von ihnen die Nerven verlieren, sobald sie die letzte Straßenlaterne hinter sich ließen.

Daher der Wohnsitz auf dem Land – was allerdings im Augenblick vor allem zundertrockenes Gras und leicht entflammbare Kiefern und Eukalyptusbäume bedeutete. Seit Monaten hatte es nicht geregnet. Staudämme lagen trocken, Regenwasserzisternen leerten sich rapide. Challis’ Haus war nicht an die Wasserleitung angeschlossen, also duschte er nur kurz und goss mit dem seifigen Restwasser seine Rosen. Nicht die Topfpflanzen: Ellen Destry, die neulich bei ihm übernachtet hatte, hatte ihn dabei ertappt, wie er sein Duschwasser in den Lavendeltopf kippte, den sie ihm gekauft hatte, und war in die Luft gegangen. »Willst du ihn vielleicht umbringen?«, hatte sie wissen wollen und die Hände in die Hüften gestützt. »Gieß die Rosen damit, die bringt nichts um.«

Challis hatte brav genickt. Wenn es um Beziehungen ging, hegte und pflegte er sie – sonst wäre er auch nicht so gut darin, Killer und Diebe zu fassen –, doch wenn es um Bäume, Sträucher oder Jungpflanzen ging, war das etwas anderes. Dort erschöpfte sich seine Arbeitsweise, mal abgesehen von Abschneiden und Verbrennen, in zerstreuter Vernachlässigung.

Challis trocknete sich ab und grübelte. Gestern Abend hatte er eine Ladung Wasser für den im Boden versenkten Haustank bestellt. Aber sollte er damit gegen einen Brand ankämpfen, wenn es so weit kam? Oder genauer gesagt, konnte er das? Er hatte seine tragbare Pumpe, eine benzinbetriebene Honda, seit letzten Sommer nicht mehr benutzt. Er versuchte, im Geiste die dazu notwendigen Schritte durchzugehen. Schläuche anschließen, Benzin anpumpen, Benzinzufuhr öffnen, Choke betätigen, Anlasserschnur ziehen … oder sollte er lieber bei Brandgefahr verschwinden? Brieftasche, Schlüssel, Handy, Fotos und Dokumente schnappen und an den Strand fahren?

Auf keinen Fall wollte er in den Flammen umkommen wie die beiden Männer, die letzten Freitag auf einer Staubpiste in der Nähe von Waterloo eingeschlossen worden waren. Man hatte sie noch nicht identifizieren können, und die Nummernschilder waren geklaut gewesen.

Challis rasierte sich mit um die Hüften geschlungenem Handtuch. Es war 7.05 Uhr. Der Wassertankwagen sollte um halb acht eintreffen.

Zwanzig Minuten später trug er Chinos und eine leichte Leinenjacke über einem kurzärmligen Hemd, das er nicht in die Hose gesteckt hatte. Kaffee und Müsli hatte er schon intus, als er einen rülpsend stotternden Motor die Straße entlangkommen hörte, ein Laster, der abbremste, und so trat er hinaus, um dem Fahrer den Weg zu weisen. Wieder ein heißer, windgepeitschter Tag, und mit seiner Hakennase, mit wehendem Haar und flatternden Jackenschößen, wirkte Challis ganz so, als habe er den Wind herbeigerufen und wolle ihn nun bis zum Ende ausreiten. Er schnüffelte. Kein Qualm. Nur Staub und Dieselabgase des Wasserlasters, der seine Einfahrt hinaufkam.

Challis gab Handzeichen, wies die Richtung an, winkte zu sich; schließlich hob er die Hand zum universell verständlichen Stoppzeichen. Der Fahrer stieg aus. Sie gaben sich die Hand.

»Ist es das?«, fragte der Fahrer und warf einen Blick auf den Betondeckel des unterirdischen Tanks, der ein paar Meter von der Rückseite des Hauses entfernt lag.

»Ja.«

Der Fahrer rollte einen schwarzen Schwerlastschlauch mit einem klobigen Metallstutzen aus, zerrte ihn zum Tank, hebelte den quadratmetergroßen Betondeckel beiseite und steckte den Schlauch in den Tank. Dann kehrte er zum Tankwagen zurück, ließ das Wasser laufen, und die beiden Männer unterhielten sich über dies und das. Über den Buschbrand vom Freitag, die Hitze, die Trockenheit; der Wasserlieferant meinte, er würde sich die Hacken ablaufen.

Um acht Uhr hatte Challis den Mann bezahlt und fuhr zur Brandstelle. Eine Stunde lang schaute er sich den Umkreis an. Nach australischen Maßstäben hatte es sich um ein kleines Feuer gehandelt – Gras, Zäune, Bäume und einen Heuschuppen –, das aber ziemlich gewütet hatte. Zwei Tote, dazu hatte ein neues Wohngebiet von Waterloo den Flammen im Weg gestanden. Challis nahm die Schotterpiste, auf der die Männer umgekommen waren, und stieß auf glimmende Eukalyptusbäume, die von einem Aufräumkommando der Feuerwehr überwacht wurden; ein Tatortspezialist beaufsichtigte das Verladen des ausgebrannten Mercedes auf einen Tieflader. Challis sagte kurz Hallo, machte kehrt und fuhr zur Coolart Road zurück.

Von den leichten Anhöhen der Straße aus schaute er nach Osten und konnte dort die unregelmäßigen schwarzen Flecken im verdorrten und absterbenden Gras erkennen, dazu verkohlte Baumgruppen und in der Ferne schwarze Streifen bis an die Ausläufer von Waterloo. Vergeblich versuchte er sich vorzustellen, was die Toten wohl damit bezweckt hatten, auf die Flammen zuzufahren. Andererseits ist ein solches Feuer eine verwirrende Masse aus Qualm und Krach. Vielleicht hatten sie nicht gewusst, wo die Flammen standen, bis es zu spät war.

Bevor Challis nach Waterloo fuhr, kehrte er um und machte sich auf den Weg zur Einsatzzentrale Westernport auf der Feuerwache Moorooduc. Dort zeigte ihm der Verantwortliche auf einem großen Flachbildschirm eine Reihe von Google-Earth-Aufnahmen. »Hier fing es an.« Nordwestlich von Waterloo. »Dann hat es sich schnell in diese Richtung ausgebreitet.« Nach Südosten. Challis versuchte, sich die blassen Streifen durch all die Schwärze vorzustellen.

»Was ist das für eine Straße, und die da?«

Der Mann nannte sie ihm.

»Und wann am Freitag?«

»Gegen elf Uhr.«

»Und keine Meldungen von Müllverbrennen, Kettensägen, Rasenmähern …?«

»Nichts.«

»Und was war die Ursache, Ihrer Meinung nach?«

»Eine Kippe«, antwortete der Verantwortliche.

Challis fuhr nach Waterloo; er wusste, dass sie niemals einen Schuldigen finden würden. Eine unbeabsichtigte Tat durch einen ganz gewöhnlichen Passanten? Hier handelte es sich nicht um eine Verbrechensaufklärung. Die übliche Methode – verfolgen, befragen, ausschließen – würde hier nichts bringen. Und was die intuitive Seite der Ermittlungen anging: Wie sollte man sich denn in den Verstand einer ansonsten unschuldigen Person hineindenken, die an einem heißen, windigen Tag eine brennende Kippe zum Autofenster hinausschnickt? Keine Chance, die Wünsche und Ängste einer solchen Person zu erahnen; es gab keine zu verwischende Grenze zwischen Jäger und Gejagtem. Keine Möglichkeit, die Unterweltgemeinschaft der Kippenschnicker zu unterwandern und nach den Verbitterten, Eifersüchtigen, Schwachen oder Heimtückischen Ausschau zu halten.

Aber das Feuer war eh nicht seine Angelegenheit. Die Epidemie an Drogenkriminalität schon: Die Feuerwehr war bei den gestrigen Aufräumarbeiten in der Ansiedlung Belair Close auf eine verlassene Drogenküche gestoßen.

Belair Close war den Werbetafeln zufolge die Traumsiedlung für junge Käufer, doch im Augenblick bestand sie nur aus einer Handvoll nackter Bodenplatten, die durch Sackgassen und kurze Ringstraßen zusammengehalten wurden. Nirgendwo gab es eine gerade Linie. Ein Haus – die Drogenküche – war so weit fertiggestellt, dass es abgeschlossen werden konnte, drei weitere standen als Holzverschalung da, der Rest war Staub und Leere. Braun, Grau und Schwarz waren die vorherrschenden Farben: aufgebrochene Erde, Betonplatten, neue Straßen und verbranntes Gras ringsherum. Verlassene Baufahrzeuge sorgten für seltene gelbe Einsprengsel.

Challis steuerte auf die Drogenküche zu. Das von Feuer und Rauch beschädigte Haus war klein, billig-modern und stand in einer hinteren Ecke des verlassenen Grundstücks, ein paar Meter von der Brandgrenze entfernt. Streifenwagen, ein Transporter der Spurensicherung, und dort, wo Belair Close an die nächste Siedlung grenzte, eine Staffel Polizeischüler, um die Gaffer aus der Nachbarschaft abzuhalten.

Als Challis vor ein paar Jahren den Posten als Inspector der Westernport Region Crime Investigation Unit (CIU) angetreten hatte, war die ganze Gegend noch Farmland gewesen. Die Einwohnerzahl der alten Gemeinden auf der Peninsula, Rosebud, Mornington und Waterloo, hatten sich seither verdoppelt, was den Politikern zufolge auf eine gesunde Wirtschaft hindeutete. Polizei und Wohlfahrtseinrichtungen hingegen wussten, dass dieser Fortschritt auch zu sozialen Notlagen und Kriminalität geführt hatte, da die Mittel für Schulen, öffentliche Verkehrsmittel und das Aufstocken des Personals bei Polizei und Wohlfahrt hinterherhinkten.

Challis hielt an, stieg aus und zeichnete die Anwesenheitsliste ab, die John Tankard, ein Senior Constable in Waterloo, führte. »Ist Pam Murphy hier?«

»Irgendwo.«

»Wer ist von der Spurensicherung da?«

»Scobie Sutton und noch ein paar andere.«

Challis nickte zum Dank, trat auf das Haus zu und blieb stehen, als zwei Männer und eine Frau in Schutzanzügen und mit Atemschutzgeräten verkohltes und geschmolzenes Laborgerät hinaustrugen – Messbecher, Glas- und Gummirohre. Er sah zu, wie sie das Material ein Stück vom Haus entfernt auf den Boden legten. Dann gingen sie wieder hinein, die Männer kamen mit verrußten Chemikalienflaschen und ein paar Fünf-Liter-Behältern heraus, die Frau mit zwei Tabletts voller Katzenstreu, das von Speed- und Iceköchen dazu verwendet wurde, um chemische Dämpfe zu binden. Einer der Männer, groß und mager, sah aus wie Scobie Sutton.

Dann grinste Pam Murphy ihn an. »Boss.«

»Was haben wir hier?«

Pam war eine gute Beamtin. Schlau, agil, fit; jetzt gerade schwitzte sie in ihrem Schutzanzug. Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn und antwortete: »Wenn Sie ›Was haben wir hier?‹ sagen, dann bin ich mir nie sicher, ob Sie es so meinen oder ob Sie zu viel CSI geschaut haben. Oder ob es sich nicht um eine ironische Bemerkung über die klischeehaften Situationen handelt, in denen Sie sich so häufig wiederfinden.«

»Oder alles drei«, meinte Challis.

»Und wenn Sie – ein hochdekorierter und hochgeschätzter Senior Detective – darauf keine Antwort wissen, was bleibt dann so einer kleinen Ermittlerin wie mir noch?«

»Ermitteln, hoffe ich.«

Gemeinsam schauten sie zu, wie die Forensiker immer wieder im Haus verschwanden und herauskamen. Vorder-, Seiten- und Hintertüren waren geöffnet worden, um das Haus zu durchlüften. Challis konnte die Dämpfe riechen. Hineinschauen konnte er nicht: Die Köche hatten alle Fenster mit schweren, blicksicheren Vorhängen verdeckt.

»Wissen wir, wie lange die Küche in Betrieb war?«

»Nicht lange. Der Bauunternehmer meint, das Haus sei erst seit zwei Wochen absperrbar gewesen.«

Challis besah sich missmutig das Haus. Eine Hydrokultur mit Marihuanapflanzen konnte Wochen oder gar Monate am selben Ort betrieben werden, Ice-Köche hingegen arbeiteten nie länger als drei, vier Tage und zogen dann weiter. Challis hasste Ice. Es war billig, leicht zu beschaffen, leicht herzustellen. Eine schmutzige Droge, wohl der Grund für einen veritablen Ausbruch an örtlichen Verbrechen. Ein paar davon offenbar geplant – Schießereien aus vorbeifahrenden Autos, Brandanschläge auf Häuser und Fahrzeuge. Viele rein willkürlich und unvorhersehbar – Gewalt im Straßenverkehr, grundlose Messerstechereien, Gewaltausbrüche, ein rasanter Anstieg an häuslicher Gewalt …

An jedem beliebigen Abend der Woche steckten in den Zellen des Polizeireviers Waterloo Männer, Frauen und Teenager, die von einem Trip runterkamen, tobten, mit den Köpfen gegen die Wände schlugen und gegen die Türen traten.

»Wer hat sie entdeckt?«

»Ein Freiwilliger vom Bereitschaftsdienst, aber der wusste nicht, dass es sich um eine Küche handelt.« Murphy zeigte hinüber. »Er war drüben in Seaview und klapperte die Häuser ab, um vor dem Feuer zu warnen, dann hat er hier einen Lieferwagen stehen sehen, ist hergekommen und wurde von ein paar Männern niedergeschlagen, die dann davongefahren sind.«

Challis verspannte sich. »Die Männer, die vom Feuer erwischt wurden?«

Allerdings waren sie nach Waterloo gefahren, nicht in die andere Richtung …

Murphy schüttelte den Kopf. »Die waren doch in einem Pkw, richtig? Der Helfer ist sich sicher, dass es sich hier um einen Lieferwagen gehandelt hat.«

»Kennzeichen?«

»Hat er sich nicht gemerkt.«

»Beschreibungen?«

Murphy schaute in ihre Notizen. »Der eine jung und gammelig, der andere kräftiger. Tattoos, Muckis. Er hat sie nicht gut sehen können.«

»Studenten?« Bikergangs waren bekannt dafür, junge Leute einzusetzen, die sich ein wenig mit Chemie und Laborgeräten auskannten.

»Schon möglich«, antwortete Murphy. »Jedenfalls merkte er sich das und ging weiter von Tür zu Tür. Und als das Feuer die hintere Veranda bedrohte, haben ein paar Löschfahrzeuge das Haus abgespritzt. Erst gestern, als es dem Mann wieder einfiel, hat jemand nachgeschaut. Einer der Uniformierten ist hergekommen und hat sich umgesehen.«

Pam schwieg kurz. »Zudem gibt es Hinweise darauf, dass hier ein Kind gewesen sein muss. Wir haben Kleidungsstücke gefunden – pinke und gelbe T-Shirts, Shorts und Unterhöschen.«

»Und der Freiwillige hat kein Kind gesehen?«

Murphy schüttelte den Kopf. »Vielleicht saß die Kleine schon im Lieferwagen. Das Feuer hatte den Hinterzaun erreicht, also hatten sie vielleicht schon zusammengepackt.«

Ein plötzlicher Windstoß aus dem verbrannten Waldstreifen brachte Ruß herbei. Ein Flöckchen kam herangeweht und landete, von Challis unbemerkt, auf seinem Ohrläppchen. Pam Murphy streckte die Hand aus, das Taschentuch wirkte sehr weiß in ihrer sonnenbraunen Hand, und wischte es fort.

»Asche«, erklärte sie und zeigte ihm den Beweis.