Inhaltsverzeichnis
Titel
Widmung
Prolog
1. Teil - Felle
Kapitel 1
Kapitel 2
Copyright
Für M.
Dramatis Oves
MISS MAPLE _________das klügste Schaf der Herde und vielleicht der Welt.MOPPLE THE WHALE ___das dicke Gedächtnisschaf.SIR RITCHFIELD _______der alte Leitwidder, hat noch immer die besten Augen der Herde.OTHELLO ____________der neue Leitwidder, schwarz, vierhörnig und entschlossen.DAS WINTERLAMM ____ein junger Außenseiter auf der Suche nach seinem Namen.RAMSES _____________ein nervöser junger Widder mit guten Ideen.ZORA _______________ein Schaf mit einem schwarzen Gesicht und einer Schwäche für Abgründe.HEIDE ______________ein forsches Jungschaf.CLOUD ______________das wolligste Schaf der Herde.CORDELIA ___________ein idealistisches Schaf.MAUDE _____________die beste Nase der Herde.LANE _______________das langbeinigste und schnellste Schaf weit und breit.MELMOTH ___________Ritchfields Zwilling. Ein Widder, an den man sich erinnert.WILLOW _____________das zweitschweigsamste Schaf der Herde.Das schweigsamste Schaf der Herde.DER UNGESCHORENE ___ein zottiger Fremdling.
Dramatis Caprae
MADOUC ____________eine kleine schwarze Ziege voller verrückter Ideen.MEGÄRA ____________die Ziege mit dem schwarzen Ohr.AMALTÉE ____________eine junge graue Ziege.CIRCE ______________eine junge rote Ziege.KALLIOPE ____________eine junge braun-weiß gescheckte Ziege.KASSANDRA __________eine alte blinde Ziege.BERNIE _____________ein legendärer Ziegenbock.DIE ZIEGE MIT NUR EINEM HORN _____ein Skeptiker.
Dramatis Personae
REBECCA ____________die Schäferin.MAMA ______________ihre Mutter.DER HÄHER _________ist der Herr der Schlossmenschen und hinkt ein bisschen.HORTENSE ___________riecht nach Veilchen und passt auf die Jungmenschen auf.JULES UND JEAN _______zwei Jungmenschen.MADAME FRONSAC ____die Haushälterin, wird von Mama »das Walross« genannt.MONSIEUR FRONSAC ___guckt.MADEMOISELLE PLIN ___die Verwalterin mit einer strengen Frisur.PAUL DER ZIEGENHIRT __schweigt.YVES _______________ein Mädchen für alles.DER GÄRTNER ________bewacht den Apfelgarten.ERIC ________________macht Ziegenkäse.ZACH _______________ein sehr geheimer Agent.MALONCHOT _________ein Polizist.DER TIERARZT ________ist bei den Schafen nicht beliebt.DER KLEINE SPAZIERGÄNGER _______ein Wintergast.DER DICKE SPAZIERGÄNGER _______ein zweiter Wintergast.
Dramatis Canidae
TESS ________________die alte Schäferhündin.VIDOCQ _____________ein ungarischer Hirtenhund.DER GAROU.
»Was macht ihr da?«, fragte die Ziege mit nur einem Horn.
»Einen Thriller!«, verkündete die graue Ziege und wirbelte dramatisch mit den Ohren.
»Mit Schafen?«, fragte die Ziege mit nur einem Horn, kniff ein Auge zu und spähte kritisch durch den Zaun.
»Ein Capriccio!«, sagte die graue Ziege und keilte aus.
»Eine Komödie!«, sagte die Ziege auf der Kommode.
»Das wird nie und nimmer eine Komödie«, sagte die Ziege mit nur einem Horn und äugte wieder durch den Zaun.
»Alles ist eine Komödie!«, meckerte die Ziege auf der Kommode. »Eine Komödie mit viel Rot!«
Die drei Ziegen blickten zu den ahnungslos grasenden Schafen hinüber.
»Wir bilden uns das alles nur ein!«, sagte die Ziege mit nur einem Horn.
Prolog
Vorbei.
Vorüber.
Danach war es immer schön.
Er stand dann gerne einfach nur da, an einen Baum gelehnt, und hörte zu, wie die Erregung der Jagd im Schnee versickerte. Wie Blut. Über ihm der Himmel und das Rauschen des Waldes, unter ihm der Boden. Und vor ihm - ein Bild.
Alles so friedlich. Ohne Angst. Ohne Eile. Er fühlte sich frei. Neugeboren. Überrascht, Hände zu haben - wie rot sie waren! - und Beine und eine Form.
Während der Jagd war alles formlos, nur ein Vorne und Hinten, Fährte und Beute und Geschwindigkeit. Leben und Tod.Vier Beine oder zwei? Es war nicht wichtig. Und manchmal entkamen sie ihm. Selten. Das war gut so. Alles war gut.
Ein Rotkehlchen landete auf einem Zweig. So hübsch, so nah, so lebendig. Er liebte den Wald. Egal, was passiert war, egal, was passieren würde, der Wald nahm ihn auf, und er wurde ein Tier wie andere Tiere. Wäre es Nacht gewesen, hätte er jetzt vor Freude den Mond angeheult.
Aber es war nicht Nacht, und auch das war gut. Es war heller Tag, und die Farben leuchteten.
Und die Zeit verging.
Er seufzte. Die Zeit danach war immer zu kurz. Bald würde er zu frieren beginnen. Er musste zurück. Seine Hände im Schnee weiß waschen. Handschuhe anziehen. Andere Stiefel. Haken schlagen. Seine Spuren verwischen. Wieder anfangen zu denken. An Einkaufen und den Steuerprüfer und natürlich an sie. Immer an sie. Woran Menschen eben so dachten.
Ein Anzug musste in die Reinigung. Das Rasierwasser war aus. Eine Pflanze in seinem Schlafzimmer sah traurig aus. Gießen? Vielleicht. Er verstand nicht viel von Pflanzen. Die Arbeit wartete. Und das Mittagessen. Pilze, in Butter gebraten, Sahnesoße und ein Steak. Frites? Warum nicht! Gänseleberpastete? Was für ein Tag war heute? Und frisches Brot! Brot mit knuspriger Rinde wäre gut.
Er warf einen letzten Blick auf das Bild - wieder der Fuchs! Der Fuchs war ein interessanter Akzent - dann ging er los, auf seinen zwei Beinen, und mit jedem Schritt veränderte er sich ein bisschen.
Als er aus dem Wald trat, musste er lächeln. Schafe! Das Schloss sah so viel interessanter aus mit Schnee und Schafen. Wie weiß sie waren - alle bis auf eines. Das schwarze Schaf machte ihn nervös.
Er ging weiter, am Zaun entlang auf das Schloss zu, und schielte verstohlen nach ihrem Fenster. Er konnte nicht anders.
Nichts.
Der Garou rollte sich tief in seinem Inneren zu einem satten, zufriedenen Knäuel zusammen - und schlief.
1. Teil
Felle
1
Und dann?«, fragte das Winterlamm.
»Dann brachten die Mutterschafe die Lämmer weg von dem Mann mit dem kleinen Hund, in Sicherheit. Und sie fanden einen … einen …« Cloud, das wolligste Schaf der Herde, wusste nicht weiter.
»Einen Heuhaufen!«, schlug Cordelia vor. Cordelia war ein sehr idealistisches Schaf.
»Genau, einen Heuhaufen!«, sagte Cloud. »Und die Mutterschafe fraßen, und die Lämmer rollten sich im Heu zusammen - und schwiegen!«
Die Schafe blökten begeistert. Die Geschichte vom »Schweigen der Lämmer« hatte beim wiederholten Erzählen nach und nach einige Änderungen erfahren, und jedes Mal hatte sie dabei ein wenig gewonnen.
Rebecca die Schäferin hatte ihnen das Buch diesen Herbst vorgelesen, als die Blätter schon gelb waren, die Sonne aber noch rund und reif und gesund. Mittlerweile konnten sich die Schafe nicht mehr erklären, warum sie sich damals, in den ersten kalten silbrigen Herbstnächten, so vor dem Buch gegruselt hatten. Nur Mopple the Whale, das dicke Gedächtnisschaf, erinnerte sich noch daran, dass in dem Buch, das Rebecca ihnen damals auf den sonnenwarmen Schäferwagenstufen vorgelesen hatte, kaum Lämmer vorgekommen waren - und herzlich wenig Heu.
Der Wind trieb Fäden von Schnee zwischen ihren Beinen hindurch, die kahlen Sträucher unten am Weidezaun zitterten, und die Geschichte war vorbei.
»War es ein großer Heuhaufen?«, fragte Heide, die noch jung war und nicht wollte, dass Geschichten so einfach aufhörten.
»Sehr groß!«, sagte Cloud mit Überzeugung. »So groß wie … so groß wie …«
Sie sah sich nach großen Dingen um. Heide? Nein. Heide war nicht besonders groß für ein Schaf. Mopple the Whale war schon größer. Und dicker. Größer als alle Schafe war der Schäferwagen, der mitten auf ihrer Weide stand, noch größer der Heuschuppen und am größten die alte Eiche, die nahe am Waldrand wuchs und im Herbst unzählige knirschende bittere braune Blätter abgeworfen hatte. Es war eine Heidenarbeit gewesen, um diese ganzen Blätter herumzugrasen.
An den Flanken der Weide waren links der Obstgarten und rechts die Ziegenweide. Auf der Ziegenweide gab es gar nichts Großes. Nur Ziegen. Hinter den beiden Weiden war der Wald, fremd und flüsternd und viel zu nah, vor ihnen der Hof mit Stallungen und Wohnhäusern, Kaminen, die rauchten, und Menschen, die Krach machten, und direkt daneben, nah und grau und massiv wie ein Kürbis, das Schloss. Weil ihre Weide zum Wald hin etwas anstieg, konnte man es hervorragend sehen.
»So groß wie das Schloss!«, sagte Cloud triumphierend.
Die Schafe staunten. Das Schloss war wirklich ausgesprochen groß. Es hatte einen spitzen Turm und viele Fenster und schnitt ihnen jeden Abend viel zu früh die Sonne ab. Ein Heuhaufen wäre da eine willkommene Abwechslung gewesen.
Etwas knallte. Die Schafe erschraken.
Dann streckten sie neugierig die Hälse.
Etwas war aus dem Schäferwagenfenster geflogen. Schon wieder!
Die Herde setzte sich in Bewegung. Neuerdings flogen öfters Dinge aus dem Schäferwagen, und manchmal war etwas Interessantes dabei. Ein Topf mit nur leicht angebranntem Haferbrei zum Beispiel, eine Zimmerpflanze, eine Zeitung. Die Zimmerpflanze hatte Blähungen verursacht. Die Zeitung hatte nur Mopple geschmeckt.
Heute war kein schlechter Tag: vor ihnen, im Schnee, lag ein Wollpullover. Rebeccas Wollpullover. Der Wollpullover. Die Schafe mochten diesen Pullover mehr als alle anderen. Er war das einzige Kleidungsstück, das sie verstanden. Schön und schafsfarben, dick und fellig - und er roch. Nicht nur einfach vage nach Schaf wie viele Wollpullis, sondern nach bestimmten Schafen. Einer Herde, die am Meer gelebt hatte, salzige Kräuter gegrast, sandigen Boden betrabt, weit gereisten Wind geatmet. Wer ganz genau hinroch, konnte sogar einzelne Schafspersönlichkeiten herauswittern. Da war ein erfahrenes, milchiges Mutterschaf, ein harziger Widder und das hagere, zottige Schaf vom Rande der Herde. Da waren Löwenzahn und Sonne und Möwenschreie im Wind.
Die Schafe sogen das wollige Aroma des Pullovers ein und seufzten. Sie sehnten sich nach ihrer alten Weide in Irland, nach der Weite und dem grauen Murmeln des Meeres, nach Klippen und Strand und Möwen und sogar nach dem Wind. Mittlerweile war die Sache klar: der Wind sollte reisen - Schafe sollten daheimbleiben.
Die Schäferwagentür ging auf, und Rebecca die Schäferin stapfte die Stufen herunter, mit schmalen Lippen und kurzen, wütenden Schritten. Sie hob den Pullover aus dem Schnee und machte dem Geruchsvergnügen ein jähes Ende.
»Es reicht!«, murmelte sie mit gefährlich gerunzelten Brauen und klopfte Schneekristalle aus dem Wollstrick. »Es reicht! Sie fliegt raus! Diesmal fliegt sie raus!«
Die Schafe wussten es besser. Alles Mögliche flog aus dem Schäferwagen, aber nicht sie. Sie bewegte sich überhaupt selten, dann aber überraschend schnell. Die Schafe bezweifelten sogar, ob sie durch das Schäferwagenfenster passen würde.
Rebecca schien es auch zu bezweifeln. Sie blickte auf ihren Pulli hinunter und seufzte tief.
Ein Gesicht erschien, seltsam weich und breit im milchigen Glas des Schäferwagenfensters, und starrte missbilligend auf Rebecca und die Schafe herunter. Rebecca sah nicht hin. Die Schafe starrten fasziniert zurück. Dann war das Gesicht auch schon wieder verschwunden, dafür ging die Schäferwagentür auf. Aber niemand trat heraus.
»Das stinkende Ding kommt mir nicht mehr ins Haus!«, zeterte es aus dem Schäferwagen.
Rebecca holte tief Luft.
»Es ist kein Haus«, sagte sie gefährlich leise. »Und es ist schon gar nicht dein Haus. Das ist ein Schäferwagen. Mein Schäferwagen. Und der Pulli stinkt nicht. Er riecht nach Schaf! Das ist normal, wenn er feucht wird. Schafe riechen auch nach Schaf, wenn sie feucht sind! Schafe riechen immer nach Schaf!«
»Genau!«, blökte Maude.
»Genau!«, blökten die anderen Schafe. Maude war das Schaf mit der besten Nase der Herde. Sie kannte sich mit Gerüchen aus.
Eisiges Schweigen wehte aus dem Schäferwagen.
»Und sie stinken nicht!«, fauchte Rebecca. »Das Einzige, was hier stinkt, sind deine …«
Sie brach ab und seufzte wieder.
»Fläschchen!«, blökte Heide.
»Puder!«, blökte Cordelia.
»Und die Ziegen!«, ergänzte Maude der Vollständigkeit halber.
Die Schafe konnten spüren, wie sich das Schweigen im Schäferwagen zu einer kleinen dunklen Wolke verdichtete. Und die Wolke dachte.
»Na und?«, kreischte sie dann. »Von mir aus können sie nach Schaf riechen! Sie können den ganzen lieben langen Tag herumstehen und nach Schaf riechen! Da draußen! Aber nicht hier drinnen. Schafe haben hier drinnen nichts zu suchen!«
»Genau!«, blökte Sir Ritchfield, der alte Leitwidder. Sir Ritchfield war sehr für Ordnung zu haben. Die anderen schwiegen. Das Innenleben des Schäferwagens mit all seinen Futtergerüchen und Zimmerpflanzen hätte sie schon interessiert.
»Wirklich, Reba, ein bisschen Hygiene!«, sagte die Stimme, sanft diesmal und mütterlich.
Hygiene klang nicht schlecht. Ein bisschen wie frisches, grünes, glänzendes Gras.
»Hygiene!«, blökten die Schafe anerkennend. Alle bis auf Othello, den neuen, rabenschwarzen Leitwidder. Othello hatte seine Jugend im Zoo verbracht und dort von ferne einige Hygiänen gesehen - und vor allem gerochen - und wusste, dass sie kein Grund zur Begeisterung waren. Ganz und gar nicht.
Rebecca ließ die Hände sinken, und ein Pulloverärmel, den sie gerade noch sorgfältig sauber geklopft hatte, landete wieder im Schnee. Sie sah verloren aus, ein bisschen wie ein junger Widder, der nicht genau weiß, ob er weglaufen oder angreifen soll.
»Angriff!«, blökte Ramses. Ramses war selbst ein junger Widder, und meistens entschied er sich fürs Weglaufen.
Rebecca senkte die Stirn, knautschte den Wollpullover gegen ihre Brust und machte sich groß. Sie war nicht besonders groß. Aber sie konnte sich sehr groß machen, wenn sie wollte.
»Das ist mein Schäferwagen. Und meine Schafe. Und mein Pulli. Und niemand braucht hier deine Erlaubnis, um nach Schaf zu riechen. Und ich brauche deine Ratschläge nicht. Ich habe das alles von Papa geerbt, weil er mir getraut hat, und weißt du was: Ich mache es gar nicht so schlecht!«
Die Schafe konnten spüren, wie sich etwas im Schäferwagen veränderte. Die Wolke dehnte sich aus, wurde heller und feuchter. Dann begann sie zu regnen.
»Dein Vaaater!«, flüsterte Heide Lane ins Ohr.
»Dein Vaaaaater!«, stöhnte es aus dem Schäferwagen.
»Na toll. Gut gemacht, Rebecca!«, murmelte Rebecca.
Der Schäferwagen seufzte tief, dann erschien eine Frau in der Tür. Es sah nicht so aus, als würde sie einfach dort stehen. Es sah aus, als hätte sie sich im Türrahmen festgesaugt wie eine elegante Nacktschnecke, adrett und braun und glänzend. Wasser rann ihr aus den Augen und ließ ihr Gesicht verschwimmen.
Die Schafe sahen sie beunruhigt an.
Das erste Mal hatten sie dieses Gesicht in strömendem Regen gesehen, genauso seltsam und nass.
Mittlerweile waren die Schafe überzeugt davon, dass sie den Regen gebracht hatte, vielleicht in ihrer ozeanblauen Handtasche, vielleicht in ihrem glänzenden kleinen Metallkoffer, möglicherweise auch in den Taschen ihres makellosen Mantels. Der Regen war ihr Verbündeter gewesen, als sie an die Schäferwagentür geklopft hatte - der Regen und selbst gemachter Sahnelikör.
Rebecca hatte die Tür geöffnet, und die Worte der Regenbringerin hatten zu prasseln begonnen: Sehnsucht, Tochter, was für ein Nest, ab jetzt fliege ich nur noch erster Klasse, Tochter, Sorgen, nur über die Feiertage, dünn siehst du aus, und den guten Sahnelikör habe ich auch mitgebracht.
Rebecca hatte die Arme hängen lassen.
»Mama!«
Es hatte nicht gerade einladend geklungen, trotzdem waren die Frau und der Regen geblieben. Vorher hatte es nie Regen gegeben, den ganzen Herbst nicht - höchstens mal einen Gewitterschauer, der die Frösche im Schlossgraben beglückt quaken ließ. Sonst nichts.
Von da an gab es nur noch Regen. Im Heuschuppen tropfte es. Der Boden war matschig und glitschig, vor allem unten am Futtertrog. Das Kraftfutter schmeckte feucht. Der kleine Bach auf ihrer Weide war braun und reißend geworden, und Mopple the Whale war auf der Jagd nach einem Böschungskraut hineingefallen.
»Panta rhei«, sagten die Ziegen am Zaun.
Zuerst fiel Regen. Dann Schnee. Dann flog der Sahnelikör aus dem Fenster. Dann andere Dinge. Manche der verbannten Dinge holte Rebecca wieder in den Schäferwagen, manche Mama, manche niemand, und Mopple hatte die Zeitung gefressen und nachts von einem Menschen mit Fuchskopf geträumt.
Es hing alles irgendwie zusammen - aber die Schafe verstanden nicht, wie.
»Mit Papa hat das gar nichts zu tun«, sagte Rebecca, sanft jetzt, und zog sich den Wollpullover über. »Nur mit dir und mir. Du bist hier Gast, und ich will, dass du dich verhältst wie ein Gast. Das ist alles. Okay?«
»Okay«, schniefte Mama aus der Tür und tupfte sich mit einem weißen Tuch die Augen.
»Okay!«, blökten die Schafe. Sie wussten, was als Nächstes kommen würde: Zigaretten. Mama auf den Stufen des Schäferwagens, Rebecca etwas weiter oben am Hang, an den Schrank gelehnt, der unerklärt und unerklärbar unter der alten Eiche stand.
Rauch und Schweigen.
Auch die Schafe schwiegen, scharrten im Schnee, grasten feuchtes Wintergras oder taten wenigstens so. Alle warteten auf etwas, das gleich passieren würde. Etwas, das man kaum sehen, dafür aber sehr gut riechen konnte.
Auf ihrer Weide gab es ein fremdes Schaf. Es war vor ihnen hier gewesen, nicht auf der Schafweide, aber im Apfelgarten und auf dem schmalen Wiesenstück zwischen Weide und Waldrand. Jetzt war es bei ihnen und drückte sich Tag für Tag am Weidezaun herum.
Immer wenn Rebecca sich rauchend an den Schrank lehnte, erstarrte der Fremde. Er bewegte nichts, kein Ohr, keine Wimper, nicht einmal die Schwanzspitze. Aber er roch. Roch wie reinste, blindeste Panik. Wie ein Lamm, das vor wilden Hunden über das Moor flieht. Nicht dass die Schafe je vor wilden Hunden über das Moor geflohen waren, zum Glück nicht, aber sie konnten es sich sehr gut vorstellen.
Die Sache machte die Schafe nervös.
Der Fremde war im Allgemeinen kein furchtsames Schaf. Er fürchtete sich nicht vor Tess, der alten Schäferhündin, die meistens auf den Stufen des Schäferwagens schlief, und vor Othellos vier schwarzen Hörnern fürchtete er sich auch nicht. Aber er fürchtete sich vor Rebecca, wenn sie rauchend am Schrank lehnte und über die Weide blickte. Er fürchtete sich wie verrückt.
Endlich drückte Rebecca ihre Zigarette aus, steckte sie sorgfältig in die Tasche und ging wieder hinunter zum Schäferwagen. Der Fremde entspannte sich und begann zu murmeln. Die anderen Schafe schlackerten mit Ohren und Schwänzen und versuchten, das Schweigen wieder abzuschütteln.
Der Fremde ging ihnen auf die Nerven. Er roch nicht wirklich wie ein Schaf, er verhielt sich nicht wie ein Schaf, und vor allem sah er nicht aus wie ein Schaf. Eher wie ein großer, unförmiger, bemooster Stein.
Miss Maple, das klügste Schaf der Herde und vielleicht der Welt, behauptete, dass er trotzdem ein Schaf war. Ein einsames Schaf, das seit Jahren niemand mehr geschoren hatte, mit einer großen Masse filziger, steifer grauer Wolle auf dem Rücken - und einer Geschichte, die niemand kannte.
»Sie werden sich aneinander gewöhnen!«, hatte Rebecca gesagt, als sie zusammen mit dem Ziegenhirten das Fremdlingsschaf aus dem Apfelgarten auf ihre Weide hinüber getrieben hatte.
Der Ziegenhirt hatte die Augen zusammengekniffen und gehustet.Vielleicht war es auch ein staubiges Lachen gewesen.
Sie hatten sich nicht gewöhnt, kein bisschen. Im Gegenteil: mit jedem Tag kam ihnen der ungeschorene Widder ein wenig fremder vor. Und ein bisschen ferner.
Er war unter ihnen, aber nicht bei ihnen, er bewegte sich in einer Herde, aber nicht in ihrer Herde. Manchmal hatten sie das Gefühl, dass der Fremde sie gar nicht sah. Er sah andere Schafe, Schafe, die sonst niemand sehen konnte.
Geisterschafe.
Gespenster.
Jetzt gab der Ungeschorene seinen Spähposten oben am Waldrand auf und trabte quer über die Weide, vorbei an Heuschuppen und Schäferwagen, mit einem Hops über den kleinen Bach bis hinunter zu der Ecke am Apfelgarten, murmelnd und mahnend, eine Schar unsichtbarer Schafe im Schlepptau.
Die Schafe sahen nicht hin. Alle bis auf Sir Ritchfield.
»Ich glaube … das ist ein Schaf!«, blökte Ritchfield aufgeregt. Der alte Leitwidder interessierte sich momentan sehr für die Frage, wer ein Schaf war - und wer nicht.
Die anderen seufzten.
Wieder einmal fragten sie sich, ob die Fahrt nach Europa wirklich eine so gute Idee gewesen war.
Sie hatten die Reise von George geerbt, ihrem früheren Schäfer. George war eines Tages einfach reglos auf ihrer Weide gelegen, einen Spaten im Leib. Die Schafe selbst hatten damit nichts zu tun gehabt - nun ja, zumindest nicht viel -, aber sie hatten geerbt: eine Reise nach Europa, den Schäferwagen und darin Rebecca, Georges Tochter, die sie füttern und ihnen vorlesen musste. Es stand im Testament.
Dann aber musste irgendwo ein Fehler passiert sein. Das Europa, von dem ihnen George erzählt hatte, war voller Apfelblüten, Kräuterwiesen und komischer langer Brote gewesen. Niemand hatte etwas von hupenden Autos, staubigen Landstraßen und sirrenden Stechmücken gesagt, von Schnee, Geisterschafen oder gar von Ziegen.
Die Schafe gaben der Karte die Schuld. Rebecca hatte eine bunte Landkarte mitgeführt, auf die sie auf ihren Wanderungen oft und ausdauernd starrte, und diese Karte verstand ganz offensichtlich nichts von Europa.
Drei Schafe hatten Rebecca in einem Sonnenblumenfeld abgelenkt, während Mopple the Whale die Landkarte von den Stufen des Schäferwagens geschnappt und ganz aufgefressen hatte, sogar den harten, glänzenden Kartonteil. Und wirklich: ein paar Tage später war eine schmeichelnde Frau mit streng über den Kopf gespannten Haaren vor dem Schäferwagen aufgetaucht und hatte die Schafe eingeladen. Bald darauf war es mit dem aufreibenden Wanderleben vorbei, und sie hatten wieder eine Weide, einen Heuschuppen, eine Futterkammer und diesmal sogar einen Schrank. Trotzdem - ihre Weide war es nicht.
»Sag mir noch einmal, warum wir hier sind«, seufzte Mama, die noch immer wie eine Schnecke in der Tür klebte und sich eine zweite Zigarette angezündet hatte. Tess hatte es geschafft, sich an ihr vorbeizuquetschen, und begrüßte Rebecca schwanzwedelnd auf den Schäferwagenstufen. Rebecca ging in die Hocke und kraulte Tess hinter den Ohren. Tess versuchte, ihre angegraute Schnauze in Rebeccas Achselhöhle zu stecken.
»Ich bin hier, weil die Schafe ein Winterquartier brauchen«, sagte Rebecca. Sie hatte es schon hundert Mal erklärt, erst den Schafen, dann Mama, manchmal auch sich selbst. »Die Weide ist gut, die Miete ist billig. Die Landschaft ist idyllisch. Man hat mich eingeladen. Warum du hier bist, weiß ich nicht.«
Die Schafe wussten, warum Mama da war: zum Schmarotzen. Rebecca hatte es ihnen einmal im Vertrauen beim Heufüttern verraten. »Sie tut fein, aber eigentlich ist sie pleite. Wie auch nicht, bei dem Job? Und dann panscht sie ein bisschen Sahnelikör zusammen und setzt sich wochenlang fest. Nur über die Feiertage? Pah! Ihr werdet schon sehen. Ich habe keine Ahnung, wie ich sie wieder loswerde.«
Nicht durch das Schäferwagenfenster, so viel war klar. Mama blies Rauch auf Rebecca und Tess herab und blickte kritisch hinunter zum Schloss.
»Wir sollten hier weg. Sieh dich doch einmal um, Kind! Gottverlassen - und diese ganzen Irren.«
»Hortense ist in Ordnung«, sagte Rebecca.
»Kein Stil«, sagte Mama verächtlich. »Ich dachte, Französinnen hätten Stil. Was ist mit dem Ziegenhirten da drüben? Der läuft den ganzen Tag durch den Wald, und wenn er hier vorbeikommt, sagt er kein Wort. Ist das etwa normal? Ist dir aufgefallen, wie sich die anderen von ihm fernhalten? Irgendeinen Grund muss das doch haben.«
»Von uns halten sie sich auch fern«, sagte Rebecca.
Tess hatte sich auf den Rücken gerollt und bekam von Rebecca das Bauchfell gekrault.
»Auch das hat einen Grund«, sagte Mama. »Du verstehst nichts von Leuten, Reba. Genau wie dein Vater. Du hast dich nie für Menschen interessiert. Ich schon. Ich habe den Sinn. Ich sehe. Idyllisch? Die Karten sagen etwas anderes!«
Die Schafe sahen sich bedeutungsvoll an. Karten sagten oft etwas anderes. Wie die Landkarte, bis Mopple sie gefressen hatte. Alle ihre Probleme hatten mit der Landkarte angefangen.
»Weißt du, welche Karte seit zwei Wochen in jeder meiner Seancen auftaucht?«
Rebecca seufzte, richtete sich wieder auf und streckte sich wie eine Katze.
»Der Teufel!«, blökten die Schafe im Chor. Es war immer das Gleiche.
»Der Teufel!«, schmetterte Mama triumphierend von den Schäferwagenstufen.
Rebecca lachte. »Das kommt daher, dass du drei Teufel in deinem Deck hast, Mama. Und die Gerechtigkeit und die Mäßigung hast du aussortiert!«
Tess streckte sich nach Hundsart und schlüpfte an Mamas Pantoffeln vorbei zurück ins Innere des Schäferwagens.
»Na und? Man muss die Karten eben ein bisschen den heutigen Verhältnissen anpassen, das ist alles. Seit die Mäßigung raus ist, habe ich eine Erfolgsquote von 75 Prozent! Weißt du, was die anderen …«
Rebecca wedelte mit der Hand hin und her, als würde sie unsichtbare - und sehr kälteunempfindiche - Fliegen verscheuchen, und Mama seufzte.
»Nun mal ehrlich, Kind, fühlst du dich hier wohl? Frag doch morgen mal den Tie …«
Schneller als ein Wiesel war Rebecca die Schäferwagenstufen hinaufgesprintet und presste Mama eine Hand auf den Mund.
»Bist du verrückt?«, zischte sie. »Weißt du, was hier los ist, wenn du das Wort sagst?«
»Der Teufel!«, blökten die Schafe.
Wenn hier etwas los war, dann war es meistens der Teufel.
Diesen Abend standen die Schafe länger als üblich vor dem Heuschuppen und guckten in die Nacht hinaus. Die Hofgebäude schmiegten sich schutzsuchend an das Schloss. Der Apfelgarten schwieg. Es roch nach Rauch und neuem Schnee. Der Schatten einer Eule glitt lautlos über die Weide Richtung Wald.
Fühlten sie sich hier wohl? Cloud vielleicht. Cloud war das wolligste Schaf der Herde, und sie fühlte sich überall wohl. Wollig und wohlig hingen zusammen. Auch Sir Ritchfield schien es zu gefallen, weil es hier viele Gesprächspartner gab, die nicht wegliefen: die alte Eiche, den Schrank, den Bach, manchmal den ungeschorenen Fremden, und wenn er Glück hatte die eine oder andere Ziege. Bei den Ziegen waren Ritchfields laute und einseitige Unterhaltungen sogar beliebt, und oft fand sich ein ganzer Trupp am Zaun ein, kicherte und hopste.
Die anderen waren sich nicht so sicher. Etwas stimmte nicht. Im Apfelgarten hing nur noch ein einziger vergessener Apfel, rot wie ein Tropfen Blut. Man konnte ihn sehen, aber nicht riechen. Vielleicht war es wieder an der Zeit, eine Karte zu fressen. Aber welche Karte?
»Was sie wohl sagen wollte?«, fragte Miss Maple plötzlich.
»Wer?«, fragte Maude.
»Mama«, sagte Maple. »Bevor ihr Rebecca den Mund zugehalten hat.«
Die Schafe wussten es nicht und schwiegen. Ein halber Mond hing über der Weide wie ein angefressener Haferkeks.
»Rebecca ist richtig erschrocken«, sagte Miss Maple. »Als würde bald etwas passieren. Etwas Schreckliches.«
»Was soll schon passieren?«, sagte Cloud und plusterte sich.
»Was soll schon passieren?«, blökten die anderen Schafe. Es gab jeden Tag Kraftfutter im Trog und ein bisschen Vorlesen auf den Schäferwagenstufen. Wenn die Wasserstelle zugefroren war, hackte Rebecca das Eis mit einer Hacke auf. Wenn es zu sehr schneite, blieben sie im Heuschuppen. Wenn ihnen langweilig war, fraßen sie oder erzählten Geschichten. Und am Ende jeder Geschichte wartete ein duftender Heuhaufen.
Die Schafe blickten hinaus auf den blauen Schnee und kamen sich kühn vor.
In diesem Moment schnitt ein Ton durch die Stille, lang und dünn und fern und herzzerreißend.
Eine Klage.
Ein Heulen.
2
Cloud flog.
Nicht wie in ihren Träumen, schaukelnd und majestätisch wie ein Wolkenschaf, sondern eher wie ein Pusteblumensamen, hin und her, zick und zack, von launischen Winden getrieben. Quer über die Weide, über schmierigen Schnee und hart gefrorenes Gras, in einem weiten Satz über den Bach, vorbei an der alten Eiche - Spatzen stoben auf - den Hang hinauf.
Tief unter ihr galoppierten wild ihre Beine. Ihre Ohren pochten. Ihr Herz flatterte im Wind. Schneller! Die anderen hatte sie längst hinter sich gelassen, aber nicht ihn. Er war dicht hinter ihr, ein Keuchen in ihrem Nacken, eine blitzende Ahnung im Augenwinkel.
Der Wind blies Cloud auf einen schwankenden Wald zu.
Zwischen dem Wald und der Weide war der Zaun.
Er war immer da, aber heute hatte Cloud irgendwie nicht mit ihm gerechnet. Sie äugte panisch nach allen Seiten. Links am Zaun entlang in eine Ecke? Rechts am Zaun entlang in eine Ecke? Der Wind hatte andere Pläne.
Ohne auch nur Luft zu holen, galoppierte Cloud in den Draht.
Ein Klingen in ihren Ohren, ein dumpfer Schmerz am Hals. Der Zaun gab nach. Einer der Pfosten, zwischen denen die Drähte gespannt waren, fiel um. Der Himmel kippte weg.
Doch im nächsten Moment war Cloud schon wieder auf den Beinen und drehte den Kopf. Ihr Verfolger keuchte den Hügel hinauf, nur einige Schafslängen entfernt. Aber der Zaun lag nun flach vor ihr, und mit einem Sprung war sie darüber. Mit einem Sprung am Waldrand. Mit einem Sprung im Wald.
Mit einem Mal war das Sausen in ihren Ohren verschwunden. Cloud fröstelte. Sie fühlte sich, als hätte sie kein bisschen Wolle mehr auf der Haut. Ganz nackt. Ganz kalt. Ein kleiner Vogel landete auf einem Zweig hoch über ihr, und Schnee stäubte herab.
Cloud schauderte und trabte vorsichtig weiter.
Bald umschloss sie das Halbdunkel des Waldes wie ein Stall, und das Keuchen war verschwunden.
Ein Knacken hier, ein Knacken dort, sonst Stille.
Vielleicht war alles ja doch nur ein Traum.
Die anderen Schafe beobachteten Clouds Flucht mit gemischten Gefühlen.
Einerseits waren sie froh, dass der Tierarzt Cloud nicht erwischt hatte. Andererseits waren jetzt sie dran. Eines von ihnen. Dann noch eines. Und noch eines. Irgendwann alle. Der Tierarzt würde sie so festhalten, dass sie vor Schreck keine Luft mehr bekamen. Er würde ihren Hufen wehtun und ihren Ohren. Er würde sie mit einer Nadel stechen und ihnen stinkende, bittere Flüssigkeit ins Maul kippen. Der Tierarzt war das gefährlichste Wesen, das sie kannten. Jetzt stand er mit hängenden Armen am Waldrand und starrte hinter Cloud her. Starrte lange und gründlich.
Rebecca fluchte. Sie schob sich ihre rote Wollmütze aus der Stirn und sah die Schafe böse an. »Ihr bleibt hier!«, fauchte sie.
Als ob die Schafe eine Wahl gehabt hätten! Rebecca hatte sie alle in den Pferch gesperrt. Der Pferch war nichts anderes als ein schmales und eigentlich sehr beliebtes Weidestück - das Weidestück mit dem Futtertrog. Doch manchmal klappte Rebecca ein Tor zu, und dann saßen sie in der Falle, dicht gedrängt, Schulter an Schulter, direkt unten am Hofzaun, wo die meisten Menschen vorbeikamen. Warum Rebecca immer wieder mit dem Tierarzt gemeinsame Sache machte, war den Schafen ein Rätsel.
Jetzt rannte die Schäferin den Hang hinauf, ungleich eleganter als der Tierarzt, wenn auch nicht ganz so elegant wie Cloud. Der Tierarzt sagte etwas und breitete die Arme aus, wie um Rebecca abzufangen. Rebecca schüttelte den Kopf. Der Tierarzt griff nach ihrem Handgelenk, aber Rebecca riss sich los und verschwand im Wald. Der Tierarzt blickte säuerlich zu den Schafen hinunter.
Die Schafe taten unauffällig.
Der Tierarzt tat auch unauffällig, blickte auf seine Füße, auf seine Hände, in die Luft und wieder zu den Schafen. Überall hin. Nur nicht zum Wald.
Dann geschah etwas Seltsames.
Rebecca trat wieder zwischen den Bäumen hervor und wich langsam vom Waldrand zurück, rückwärts, eine Hand vor sich ausgestreckt, als wolle sie etwas aufhalten - ein vorwitziges Schaf vielleicht oder - wie so oft auf ihren Reisen - ein Auto oder einen erbosten Bauern mit einem abgefressenen Stängel Lauch in der Hand.
Die Schäferin warf schnelle Blicke nach links und rechts, als ob da etwas wäre.
Als ob da etwas käme.
Aber nichts kam aus dem Wald.
Wenig später wimmelte es auf ihrer Weide von Menschen. Sie waren mit drei Autos auf den Hof gebraust und von dort aus ausgeschwärmt: zwei durch das Hoftor zu den Ställen und Häusern und Scheunen, wo die Menschen wohnten, zwei außen um Hofgebäude und Schlossmauer herum, wo niemand wohnte, und die meisten direkt auf die Weide, wo die Schafe wohnten. Sie gingen den Zaun ab, durchsuchten den Heuschuppen oben am Hang, verschwanden im Wald, tauchten wieder auf, schleppten Dinge zum Waldrand und vom Waldrand weg, sprachen mit Rebecca, schritten in systematischem Zick-Zack über die Weide, traten den Schnee matschig und das magere Wintergras noch platter, als es ohnehin schon war.
Die Schafe waren beeindruckt. Eine so gründliche Suche nach Cloud hatten sie nicht erwartet. Das passierte also, wenn es Rebecca »zu bunt« wurde: Sie rief Menschen mit Mützen zu Hilfe - und Hunde. Zwei dunkle Schäferhunde mit dunklen Stimmen schnüffelten über die Weide.
Die Schafe schauderten, zu eingeschüchtert und zu eingepfercht für eine richtige Panik. Das Unheimlichste an den Schäferhunden war, dass sie sich nicht für die Schafe interessierten. Kein bisschen, nicht einmal für das Fremdlingsschaf, das natürlich wieder einmal nicht wie der Rest der Herde zum Futtertrog getrabt war und jetzt beneidenswert frei unter der alten Eiche stand, murmelnd und witternd, und sich für die ganze Aufregung gar nicht zu interessieren schien.
Die Schafe wollten weg. Sie versuchten es zuerst mit Protestblöken - ein bewährtes Rezept gegen die Übel der Welt. Wenn man nur lang genug blökte, passierte etwas, meistens das Richtige. Doch Rebecca, die sonst dafür sorgte, dass das Richtige passierte, machte nur große, erschrockene Augen und ließ die Arme hängen.
Die Schafe blökten und blökten. Irgendwann hörten sie mit dem Blöken wieder auf und schwiegen drohend. Aber auch das interessierte niemanden.
»Es reicht«, sagte Maude nach einer Weile fruchtlosen Schweigens. »Wir hauen ab!«
Der Plan gefiel den Schafen. Rebecca würde schon sehen, wie albern eine Schäferin ohne Schaf aussah!
»Aber wie?«, fragte Lane.
»Mopple soll wieder tot spielen!«, blökte Heide. Heide mochte es, wenn Dinge passierten.
»Warum immer ich?«, murmelte Mopple, aber sie hatten ihm schon oft erklärt, warum: Mopple war das größte und dickste Schaf der Herde. Unübersehbar und eindrucksvoll, wenn er am Boden lag und alle Viere von sich streckte.
Es hatte auch schon ein paar Mal geklappt. Das erste Mal, als die Äpfel im Obstgarten nebenan reif waren, und dann noch einmal während der Heuernte. Mopple lag leblos am Boden, und Rebecca eilte erschrocken zu ihnen auf die Weide. Und vor Schreck machte sie das Weidetor nicht wieder richtig hinter sich zu. Beim dritten Mal war Rebecca misstrauisch geworden und hatte den Tierarzt gerufen, extra für Mopple. Trotzdem: das Totspielen war eine bewährte Methode, um auf die andere Seite von Zäunen zu kommen.
Mopple sackte seufzend in den Schnee, zappelte mit den Beinen und starb. Die anderen Schafe machten um ihn herum ein bisschen Platz, damit man ihn gut sehen konnte, blökten dramatisch und schielten aus den Augenwinkeln zu Rebecca hinüber. Doch Rebecca saß auf den Schäferwagenstufen, in eine Decke gewickelt, und sprach mit einem der Mützenmänner. Mama tauchte hinter ihr auf und drückte ihr eine dampfende Tasse Tee in die Hand. Es war das erste Mal, dass die Schafe sahen, dass sie etwas Nützliches tat. Daran konnte man sehen, wie ernst die Lage war.
Mopple strampelte theatralisch mit den Beinen.
»Und?«, ächzte er von unten.
»Nichts«, sagte Cordelia.
»Gar nichts«, blökte Ramses.
»Sie hört nichts!«, sagte Sir Ritchfield kopfschüttelnd.
»Sie guckt nicht«, sagte Zora.
»Vielleicht sind wir schon verschwunden«, flüsterte Cordelia. »Vorhin, als der Tierarzt zu uns in den Pferch gekommen ist, wollten wir alle verschwinden. Vielleicht ist es jetzt passiert!«
»Ich wollte nicht verschwinden!«, murmelte Heide. »Ich wollte, dass der Tierarzt verschwindet.«
Der Tierarzt war verschwunden, blass und verstohlen, gleich nachdem Rebecca den Hang heruntergestolpert war und sich im Schäferwagen aufgeregt mit Mama und ihrem Sprechgerät unterhalten hatte.
»Vielleicht suchen sie uns«, sagte Lane. »Uns alle!«
Nach und nach schienen sich die Fremden etwas zu beruhigen. Sie ließen von Weide und Wald ab und versammelten sich vor dem Schäferwagen. Drei Männer und zwei Hunde fuhren mit einem Auto davon. Der Rest stand herum und trank ohne Begeisterung den Tee, den Mama im Schäferwagen gebraut hatte.
Einer übergab sich. Das Weidetor stand offen. Jetzt, wo es ein wenig stiller geworden war, konnte man Tess im Inneren des Schäferwagens bellen hören.
Nun wagten sich auch die üblichen Menschen auf den Hof, neugierig und unheilvoll wie junge Krähen. Man sah sie kaum kommen, aber jedes Mal, wenn die Schafe durch den Zaun auf den Hof blickten, waren es ein paar mehr geworden: Zuerst die dicke Madame Fronsac, die immer Essen in den Taschen hatte. Die Madame war eine potentielle Futterquelle, und die Schafe sahen sie erwartungsvoll an. Doch die Dicke schien nicht in Fütterlaune. Sie stand nur da, als hätte sie sich an etwas verschluckt, und wrang ihre großen roten Hände. Monsieur Fronsac neben ihr tat, was er immer tat: er guckte. Vielleicht guckte er heute ein bisschen trauriger.
Yves trat durch das Hoftor, eine Axt über der Schulter. Die Schafe rümpften die Nasen. Yves war geruchlich kein Vergnügen, er trieb sich mit seiner Axt zu häufig in Weidenähe herum, und er grinste immer, wenn er Rebecca sah. Grinste, wie Hunde manchmal grinsen, mit den Zähnen, aber nicht mit den Augen. Rebecca hatte ihnen einmal erklärt, dass er ein »Mädchen für alles« war, aber selbst das jüngste Lamm konnte sehen, dass er kein Mädchen war. Kein bisschen.
Der Ziegenhirt schlurfte die Hofmauer entlang.
Der Gärtner kam aus dem Obstgarten, die blonde Hortense und ihr Veilchengeruch wehten aus dem Schloss. Schließlich erschienen auch noch einige der selteneren Kreaturen, die die Schafe sonst nur flüchtig hinter hochgeschlagenen Krägen zu sehen bekamen. Schlosskreaturen. Die Frau mit den streng gespannten Haaren, die die Schafe eingeladen hatte. Die Kinder. Die Kinder wurden sofort weggeschickt.
Der Rest hielt sich von den Mützenmännern fern und quakte gedämpft in der unverständlichen Sprache der Europäer. Alle bis auf den Ziegenhirten. Er hielt nur seinen Wanderstock umklammert, mit Händen, die trotz der Kälte weiß waren, weiß wie Schnee. Die Schafe interessierten sich für den Ziegenhirten - nicht persönlich, aber sozusagen von Berufs wegen. Er tauchte mit schöner Regelmäßigkeit mit einem Futtersack am Ziegenzaun auf, und sie hatten versucht, sich trotz seines strengen Ziegengeruchs mit ihm anzufreunden. Vergebens. Verrückter als seine Ziegen, vermuteten die Schafe.
Rebecca saß noch immer auf den Schäferwagenstufen und blätterte wild in ihrem gelben Buch. Das gelbe Buch verwandelte die Quaklaute der Europäer in Sinn, aber heute schien es keine besonders guten Dienste zu leisten.
»Pourquoi?«, quäkte Rebecca. »Quand? Qui?«
Hortense ging durch das Weidetor zu ihr hinüber und hüllte die Schäferin in eine Wolke aus albernem Blumenduft, aber eine Antwort wusste sie auch nicht. Dann löste sich auch die dicke Fronsac von den anderen Schlossmenschen und walzte mit einiger Mühe den Hang hinauf bis zum Schäferwagen. Mama nannte sie »das Walross«, und nur Othello, der die Welt und den Zoo kannte, wusste warum. Das Walross quakte etwas, leise und aufgeregt, und Rebecca verstand es nicht.
»Sie sagt, du sollst deine Schafe nehmen und weg von hier!«, erklärte Hortense. »An deiner Stelle würde sie sofort weg.«
»Sag ich doch! Sag ich doch! Sag ich die ganze Zeit!«, dröhnte Mama aus dem Schäferwagen.
Rebecca schwieg, und Hortense zuckte verlegen mit den Schultern.
Und dann, fast unmerklich, veränderte sich etwas zwischen den Menschen. Sie wurden stiller, aber nicht ruhiger. Die Schlossmenschen rückten fast unmerklich etwas weiter vom Weidezaun ab, Rebecca schob sich abwesend eine Locke zurück hinters Ohr, Mama postierte sich auf den Schäferwagenstufen und flatterte mit den Wimpern. Tess bellte noch lauter. Alles, weil auf dem Hof ein weiteres Auto vorgefahren war, größer und schwärzer als alle anderen.
Der Häher stieg aus. Der Häher war so etwas wie der Leitwidder der Schlossmenschen, und er sah nicht wirklich wie ein Eichelhäher aus, nicht so bunt und klein, und natürlich hatte er auch keinen Schnabel. Doch etwas an der Art, wie er sich bewegte, scharf und schnell und präzise, erinnerte die Schafe an den jungen Häher, der vor einiger Zeit auf ihrer Weide gesessen hatte.
Der Häher auf ihrer Weide hatte einen hängenden Flügel gehabt.
Der Häher aus dem Schloss hinkte. Nicht viel, und die meisten Menschen bemerkten es wahrscheinlich kaum, aber die Schafe wussten es, und der Häher selbst wusste es auch.
Einer der Mützenmänner ging auf ihn zu und sagte etwas. Der Häher nickte, dann ging er weiter, hinauf zum Schäferwagen, und legte dem Walross sanft die Hand auf den Arm. Auf einmal liefen dem Walross Tränen über die Wangen, und es wurde von Hortense und Monsieur Fronsac weggeführt.
Der Häher trat an den Pferch und sah finster auf die Schafe herab. Die Schafe blickten unbehaglich zurück. Bisher hatten sie ihn nie besonders ernst genommen, weil er hinkte und vermutlich zu langsam war, um ihnen gefährlich zu werden, aber jetzt standen sie eingepfercht. Das große schmale Gesicht des Hähers schwebte dicht über ihnen, und es gab kein Entkommen vor seinen Augen. Zwei Hände schoben sich beiläufig über die oberste Latte des Zauns, schwarz von Handschuhen und selbst in den Handschuhen lang und schmal wie Vogelkrallen. Die Schafe fürchteten, eine dieser beweglichen langen Hände könne sich nach ihrer Wolle ausstrecken, eine Hand, der sie hier in der Enge nicht ausweichen konnten. Was dann?
Doch die Hand kam nicht, nur die Hähersaugen sahen sie weiter an, mit kaltem, bohrendem Interesse und so etwas wie Ärger - als wären die Schafe an irgendetwas schuld. Ab und zu flatterte sein Blick zu Rebecca hinüber, und was dann mit den Augen passierte, gefiel den Schafen noch weniger. Sie wurden tief und schmal, dunkel und glänzend wie Brunnen.
»Attacke!«, meckerte jemand unter ihnen.
»Futter!«, blökte Mopple the Whale, der sich unter den pickenden Blicken des Hähers wieder aufgerappelt hatte.
Bald blökten alle Schafe nach Futter. Für Futter musste Rebecca das Tor aufmachen. Futter war jetzt die richtige Strategie. Futter war meistens die richtige Strategie.
Doch Rebecca rührte sich noch immer nicht.
»Tja«, sagte jemand. »Wir sitzen in der Falle, was?«
Sie saßen in der Falle! Mopple und Maude blökten alarmiert. Ritchfield hustete, und Ramses setzte sich vor Schreck aufs Hinterteil.
»Es ist nicht wirklich eine Falle«, sagte Zora beschwichtigend. »Es ist nur ein Pferch. Rebecca hat uns hier hereingelockt. Sie wird uns wieder herauslassen. Sie muss. Es steht im Testament.«
Im Testament stand eine ganze Menge wichtiger Dinge. Dass Rebecca sie füttern und ihnen vorlesen musste. Dass kein Schaf verkauft werden durfte oder »geschlachtet« - was auch immer das genau bedeutete. Auch der Tierarzt stand im Testament. Leider. Auf den Tierarzt hätten die Schafe verzichten können.
»Das ist kein Schaf!«, murmelte Sir Ritchfield, der alte Leitwidder. Niemand beachtete ihn.
»Vielleicht sollten wir uns verstecken«, sagte Cordelia.
»Und wo?«, fragte Heide spitz. »Etwa im Futtertrog?«
»Das ist kein Schaf!«, wiederholte Sir Ritchfield mit Überzeugung.
Der alte Leitwidder stand eingekeilt zwischen Lane und Zora und starrte in den Futtertrog. Und im Futtertrog stand eine kleine, schwarze Ziege und starrte zurück.
Die Schafe erschraken. Eine Ziege mitten unter ihnen! Und niemand hatte sie gewittert!
»Attacke!«, meckerte die Ziege und sprang auf Mopples breiten Rücken. Mopple bekam einen Schluckauf.
Die anderen waren schockiert. Dass Ziegen auf Bäume kletterten, war allgemein bekannt. Aber dass Ziegen auch auf Schafe kletterten? Es passte jedenfalls ins Bild. Sie versuchten, die Ziege zu ignorieren. Das war gar nicht so einfach. Von Mopples Rücken hüpfte die Ziege weiter auf Maude, dann auf Lane. Sie übersprang Ramses, machte einen vorsichtigen Bogen um den schwarzen Rücken Othellos und landete schließlich auf Sir Ritchfield.
»Kein Schaf …«, blökte Sir Ritchfield. Die Ziege beugte den Kopf und flüsterte ihm etwas in Ohr.
»Schweine?«, brüllte Sir Ritchfield aufgeregt. Die Ziege kicherte.
Irgendwann hielt Heide es nicht mehr aus.
»Was suchst du hier?«, fragte sie die Ziege.
Ritchfield nieste.
»Gesundheit«, sagte die Ziege. »Den Tierarzt.«
Sie schniefte zierlich. »Ein Schnupfen. Er hat mich angesteckt.« Die Ziege klopfte mit ihrem Vorderhuf auf Ritchfields grauen Rücken. Ritchfield nieste zum zweiten Mal.
Die Schafe sahen sich viel sagend an. Vollkommen verrückt!
»Der Tierarzt ist weg«, sagte Mopple the Whale, um die Ziege wieder loszuwerden.
»Aber er kommt wieder!«, sagte die Ziege triumphierend.
Das wiederum klang nun leider fast zu vernünftig.
Die Schafe schwiegen und lauschten Mopples Schluckauf. Wenn der Tierarzt wiederkam, würden sie längst weg sein. Irgendwie. Irgendwo. Vielleicht im Schatten der alten Eiche. Oder unter dem Schäferwagen. Oder hinter der Futterkammer. Oder - idealerweise - in der Futterkammer. Oder notfalls im Futtertrog. Überall. Nur nicht hier im Pferch.
»Du suchst nicht wirklich den Tierarzt, oder?«, gluckste Mopple nach einer Weile.
»Nein«, gab die Ziege zu. »Ich suche das Abenteuer!«
»Hier?«, hickste Mopple aufgeregt. »Auf Sir Ritchfield?«
»Genau hier«, bestätigte die Ziege.
Mopple beschloss, sich in Zukunft von Sir Ritchfield fernzuhalten. Ein Schluckauf war schlimm genug. Bei Schluckauf konnte man nicht vernünftig fressen. Das Abenteuer hatte ihm gerade noch gefehlt!
»Ich will euch warnen«, sagte die Ziege. »Ich werde euch warnen!«
»Zu spät!«, stöhnte Ramses. »Der Tierarzt war schon da!«
Die Ziege schüttelte den Kopf.
»Schnee?«, fragte Maude. »Noch mehr Schnee?«
»Auch«, gab die Ziege zu. »Hört zu!«
Die Schafe staunten. Rebecca hatte sie vergessen, ihre Weide wurde von Mützenmenschen überrannt, und auf Sir Ritchfield stand eine kleine schwarze Ziege und hielt eine Ansprache. Es ging um Geheimnis, Gefahr und Abenteuer. Um den Mond, der - wie die Ziege behauptete - ein riesiger Ziegenkäse war. Um Schnee, einen Wolf, der kein Wolf war, und einen Plan, der eigentlich auch kein Plan war.
Kurz - es ging um eine Menge Dinge, von denen die Schafe nichts wissen wollten. Sie hörten weg, so gut es ging.
»Ich denke, wir sollten zusammenarbeiten!«, schloss die Ziege. »Die anderen denken, ich bin verrückt«, fügte sie stolz hinzu.
»Schweine!«, blökte Sir Ritchfield kopfschüttelnd.
»Wir denken auch, dass du verrückt bist«, sagte Heide.
»Hervorragend«, sagte die Ziege. Sie hopste von Sir Ritchfields Rücken und landete wieder im viel zu leeren Futtertrog. Dort begann sie, hin und her zu trotten, hin und her, auf und ab, auf und ab. Die Schafe sahen ihr fasziniert zu. Wie klein sie war. Und wie fellglänzend und schwarz - schwärzer noch als Othello. Wie gelb und seltsam ihre Augen waren und wie spitz ihre Hörnchen. Und wie sie roch!
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