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Ernst Toller wurde am 1. Dezember 1893 in Samotschin, Provinz Posen geboren und starb am 22. Mai 1939 in New York im Exil. Er war ein deutscher Schriftsteller, Politiker und Revolutionär. Seinen Sonettenkranz Gedichte der Gefangenen, gewidmet den namenlosen Toten deutscher Revolution, schrieb er in Gefängnissen ( u. a. München und Würzburg) in den Jahren 1918 bis 1921. "Was ist ein Jahr und was ist eine Stunde, im Acker Zeit, der brach zu unseren Füßen liegt."
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Seitenzahl: 19
Veröffentlichungsjahr: 2016
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Inhaltsverzeichnis
Titelseite
AN DIE FREUNDE.
SCHLAFLOSE NACHT
DURCHSUCHUNG UND FESSELUNG
WÄLDER
SPAZIERGANG DER STRÄFLINGE
BEGEGNUNG IN DER ZELLE
LIED DER EINSAMKEIT
GEFANGENE MÄDCHEN
FABRIKSCHORNSTEINE AM VORMORGEN
DIE MAUER DER ERSCHOSSENEN
DER GEFANGENE UND DER TOD
PFADE ZUR WELT
SCHWANGERES MÄDCHEN AUF DEM GEFÄNGNISHOF
DÄMMERUNG
VERWEILEN UM MITTERNACHT
NÄCHTE
NOVEMBER
EIN GEFANGENER REICHT DEM TOD DIE HAND
BESUCHER
GEMEINSAME HAFT
ENTLASSENE STRÄFLINGE
UNSER WEG
Über den Autor
Impressum
Hinweise und Rechtliches
E-Books Edition Loreart (Auswahl):
GEDICHTE
DER GEFANGENEN
EIN SONETTENKREIS
VON
ERNST TOLLER
Edition Loreart
*
Kamerad,
in jeder Stadt, in
jedem Dorf begleitet dich
ein Gefängnis
*
Den
namenlosen Toten
deutscher Revolution
*
Wer die Pfade bereitet,
stirbt an der Schwelle.
Doch es neigt sich vor ihm in Ehrfurcht
der Tod.
Was ist ein Jahr und was ist eine Stunde,
Im Acker Zeit, der brach zu unsern Füßen liegt.
„Es kann nichts entsetzlicher sein, als daß die Handlungen eines Menschen unter dem Willen eines andern stehen sollen.“
Kant, Fragmente VIII.
„Trotzdem sie nur von Gesetzen reden: auch das Gesetz ist nicht frei von Menschlichkeit. Das Gesetz ist für uns Menschen nicht dazu gemacht, andern Menschen durch Ekel oder Schmerz das Leben zu nehmen.“
Kleist
Geschrieben in den Gefängnissen München
(Militärarrestanstalt Leonrodstraße; Polizeigefängnis;
Neudeck; Stadelheim),
Würzburg, Eichstätt, Neuburg,
Niederschönenfeld.
1918-1921
Metallne Schritte in die Nächte fallen,
Die Posten buckeln durch die Höfe ohne Rast.
Oh, jeder Schlag ist Herzschlag ungeheurer Last,
Die uns bedrängt mit immer scharfen Krallen.
Wir lauschen schlaflos in das starre Hallen,
Ein schwarzes Schweigen wächst im schwarzen Glast,
Deß toter Atem fröstelnd uns umfaßt,
Zermartert Blicke an die Eisengitter prallen.
Warum, mein Bruder, feindlich durch die Höfe schreiten?
Uns alle band ein Schicksal an den gleichen Pfahl,
Uns alle eint der Kreaturen tausendjährge Qual,
Uns alle wirbelt dunkler Zwang durch die Gezeiten.
Oh, Fluch gesetzter Grenzen! Menschen hassen ohne Wahl!
Du, Bruder Tod, wirst uns vereint geleiten.
(Dem Andenken des erschoßnen Kameraden Dorfmeister, München)
Den nackten Leib brutalen Blicken preisgegeben,
Betastet uns ein schamlos Greifen feiler Hände,
In Fratzenbündel splittern graue Wände,
Die wie Gepfeil gen unsre Herzen streben.