Gefährliches Verlangen nach dem Entführer (3-teilige Serie) - Maisey Yates - E-Book

Gefährliches Verlangen nach dem Entführer (3-teilige Serie) E-Book

Maisey Yates

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Beschreibung

GEFANGEN IM SCHLOSS DES DUNKLEN PRINZEN Um ihren Vater zu retten, bittet die schöne Belle seinen Entführer, sie gegen ihn auszutauschen. Als Prinz Adam Katsaros zustimmt und Belle mit auf sein Schloss nimmt, gerät sie in Panik. Der Grund? Obwohl sie vergeben ist, weckt Adams dunkle Aura in ihr ein gefährliches Verlangen … WIE ENTFÜHRT MAN EINE PRINZESSIN? Liebesmärchen oder Alptraum? Gerade noch war Briar eine unschuldige junge New Yorker Studentin. Da wird sie von einem unwiderstehlich attraktiven Fremden entführt, der ihr eröffnet: Sie ist eine lang verschollene Adlige – und ihm, Prinz Felipe, zur Frau versprochen! FEURIGE NACHT - KALTES ERWACHEN Einmal noch in Rafes Armen liegen und von ihm auf seine einzigartige Weise geküsst werden: Mehr will Charlotte nicht. Am Morgen danach wird sie wieder gehen. Denn Rafe hat sie schon einmal eiskalt im Stich gelassen – und jetzt kann Charlotte dem Millionär nie mehr vertrauen …

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Seitenzahl: 541

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Maisey Yates
Gefährliches Verlangen nach dem Entführer (3-teilige Serie)

Gefährliches Verlangen nach dem Entführer (3-teilige Serie)

Cover

Titel

Inhalt

Gefangen im Schloss des dunklen Prinzen

Cover

Titel

Impressum

1. KAPITEL

2. KAPITEL

3. KAPITEL

4. KAPITEL

5. KAPITEL

6. KAPITEL

7. KAPITEL

8. KAPITEL

9. KAPITEL

10. KAPITEL

11. KAPITEL

12. KAPITEL

Wie entführt man eine Prinzessin?

Cover

Titel

Impressum

1. KAPITEL

2. KAPITEL

3. KAPITEL

4. KAPITEL

5. KAPITEL

6. KAPITEL

7. KAPITEL

8. KAPITEL

9. KAPITEL

10. KAPITEL

11. KAPITEL

12. KAPITEL

13. KAPITEL

Feurige Nacht - kaltes Erwachen

Cover

Titel

Impressum

1. KAPITEL

2. KAPITEL

3. KAPITEL

4. KAPITEL

5. KAPITEL

6. KAPITEL

7. KAPITEL

8. KAPITEL

9. KAPITEL

10. KAPITEL

11. KAPITEL

12. KAPITEL

13. KAPITEL

14. KAPITEL

EPILOG

Guide

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Contents

IMPRESSUM

Gefangen im Schloss des dunklen Prinzen erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung: Katja Berger, Jürgen Welte Leitung: Miran Bilic (v. i. S. d. P.) Produktion: Christina Seeger Grafik: Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2017 by Maisey Yates Originaltitel: „The Prince’s Captive Virgin“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRA Band 445 - 2018 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Susann Rauhaus

Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format in 04/2023 .

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH , Pößneck

ISBN 9783751522090

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag: BACCARA, BIANCA,ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Es war einmal …

Belle sah zu dem imposanten Schloss hinauf und zog sich fröstelnd den Mantel enger um ihren schmalen Körper. Es war überraschend kühl auf der kleinen Insel im Ägäischen Meer.

Natürlich hatte Belle die typischen Mittelmeerbilder im Kopf gehabt, als sie von Olympios gehört hatte. Helle weiße Häuser, strahlend blauer Himmel und das Meer. Und vielleicht sah es am Tag ja auch so aus. Aber jetzt, bei Nacht, mit der samtigen Dunkelheit um sie herum und der feuchten Luft vom Ozean, fühlte es sich komplett unerwartet an.

Andererseits war die Festung, die sich vor ihr erhob, genau das, was Belle erwartet hatte. Beim Anblick des finsteren Bauwerks fühlte sie sich direkt ins Mittelalter versetzt! Nur einige hell erleuchtete Fenster ließen erahnen, dass dieses Gebäude Teil der modernen Welt war. Belles Ansicht nach passte das perfekt zu einem Mann, der so unzeitgemäß auf seiner Rache an einem harmlosen Fotografen bestand!

Woher nahm der Prinz sich eigentlich das Recht, ihren armen Vater einfach ins Gefängnis zu werfen? Bloß weil bald Fotos erscheinen würden, die Belles Vater unerlaubt von ihm gemacht hatte!

Eigentlich hätte Belle Angst haben müssen. Denn schließlich hatte Prinz Adam Katsaros bereits deutlich gezeigt, dass er unvernünftig war. Fast schon unmenschlich. Aber die Wut, die sie zum ersten Mal verspürt hatte, als sie von der Festnahme ihres Vaters gehört hatte, strömte noch immer durch ihre Adern.

Ihre Wut war wie eine Rüstung, die jegliche Angst von ihr fernhielt. Und das war seltsam, denn ihr ganzes Leben war bisher von Angst bestimmt gewesen!

Wie oft hatte Belle sich davor gefürchtet, ihren Vater zu verlieren! Den einzigen Menschen, der ihr Sicherheit und Geborgenheit geschenkt hatte, nachdem ihre Mutter sie verlassen hatte, als Belle erst vier Jahre alt gewesen war. Und wie oft hatte sie sich vor dem gefürchtet, was in ihr schlummerte! Würde auch sie eine launische, egoistische Kreatur werden, wie es ihre Mutter immer gewesen war – und wahrscheinlich immer noch war? Durch und durch beherrscht von ihren Begierden?

Doch von dem Augenblick an, als Belle in L.A. in den Flieger gestiegen war, hatte sie keinerlei Angst mehr verspürt!

Sie konnte nur hoffen, dass ihr Wagemut sie nicht verlassen würde.

Tony würde ausrasten, wenn er entdeckte, was sie getan hatte. Denn der Mann, mit dem sie seit fast acht Monaten befreundet war, hatte immer schon mehr in ihr Leben eingebunden werden wollen. Aber sie hatte das nie wirklich zugelassen. Genau, wie sie sich auch nicht auf körperliche Intimität mit ihm eingelassen hatte. Das alles gehörte zu ihrer Angst.

Sie hatte vorher noch nie einen Freund gehabt und war an ihren Freiraum und ihre Unabhängigkeit gewöhnt. Der Gedanke, beides über Bord zu werfen, war unerträglich für Belle.

Doch selbst ihre Freiheitsliebe konnte Belle nicht von dem abhalten, was sie heute hier vorhatte.

Überrascht stellte sie fest, dass der Palast mehr oder weniger unbewacht war. Niemand war zu sehen, als sie die Treppe hinaufging, die zu einer gewaltigen Doppeltür führte. Sie war versucht – und das nicht zum ersten Mal seit ihrer Ankunft auf der Insel –, den Kalender auf ihrem Smartphone zu checken. Womöglich war sie wirklich in ein vergangenes Jahrhundert zurückversetzt worden …

Belle hob die Hand, unsicher, ob man an eine solche Tür anklopfte oder nicht. Doch dann beschloss sie, den Eisenring zu erfassen und die Tür einfach aufzuziehen.

Das Holz knarrte und ächzte, als hätte schon lange niemand mehr dieses große imposante Gebäude betreten. Dabei wusste sie, dass das der Fall gewesen war. Denn erst vor ein paar Tagen war ihr Vater hierhergebracht worden. Und wenn man den Gerüchten trauen konnte, dann wurde er hier noch immer festgehalten.

Belle machte einen vorsichtigen Schritt nach vorn und war überrascht von der Wärme, die sie empfing. Wärme – und Dunkelheit. Denn das Licht der wenigen Wandleuchter reichte nicht aus, um den Raum zu erhellen. Das große steinerne Foyer hielt keine der Annehmlichkeiten bereit, die man von einem Palast erwartet hätte. Nicht, dass Belle oft in Paläste eingeladen worden wäre.

Nein, das kleine Häuschen am Meer, das sie und ihr Vater in Südkalifornien bewohnten, war alles andere als ein Palast!

Und trotzdem hatte sie vom Anwesen eines Prinzen etwas anderes erwartet. Denn obwohl sie keine Erfahrung hatte, hegte sie doch Erwartungen. Auch wenn man sie nie in die luxuriösen Villen in Beverly Hills und den entsprechenden Promipartys eingeladen hatte, kannte sie solche Häuser nur zu gut von den Fotos ihres Vaters.

„Hallo?“, rief sie ins Halbdunkel hinein und bereute es sofort, als sie das Echo ihrer Stimme vernahm. Trotzdem spürte sie weiter das Adrenalin, das sich wie eine undurchdringliche Ritterrüstung um sie gelegt hatte. Belle hatte eine Mission.

Wenn der Prinz ihr Anliegen erst einmal gehört hatte, würde er ihren Vater bestimmt freilassen. Dessen war sie sich sicher. Sie musste ihm nur von seiner Krankheit erzählen.

„Hallo?“, rief sie noch einmal, doch nichts rührte sich.

Plötzlich waren Schritte zu hören. Belle drehte sich zu einem Flur links des Raums um und erblickte einen hochgewachsenen älteren Mann auf sich zukommen. „Haben Sie sich verirrt, meine Dame?“

Sein Ton war sanft und freundlich, er sprach mit einem leichten Akzent. Ein wahrer Lichtblick in dieser rauen, unwirtlichen Umgebung!

„Nein“, erwiderte sie. „Ich habe mich nicht verirrt. Mein Name ist Belle Chamberlain, und ich suche meinen Vater, Mark Chamberlain. Der Prinz hat ihn festnehmen lassen und … Ich glaube nicht, dass er weiß, was er da tut!“

Der Diener – sie nahm jedenfalls an, dass er einer war – trat noch einen Schritt näher. Seine Züge waren jetzt deutlicher zu erkennen. Er wirkte besorgt. „Ja, ich weiß darüber Bescheid. Aber es wäre wohl am besten, wenn Sie wieder gehen würden, Ms. Chamberlain.“

„Nein, Sie verstehen mich nicht. Mein Vater ist krank, und eigentlich hätte er jetzt in den Staaten mit der Behandlung anfangen sollen. Man darf ihn nicht einsperren, nur weil er ein paar Fotos geschossen hat, die dem Prinzen nicht gefallen.“

„Alles, was Sie hier sehen, beschützt die Privatsphäre des Prinzen“, erwiderte der Mann, als ob sie gar nicht gesprochen hätte. „Und was immer der Prinz sagt, ist Gesetz.“

„Ich werde nicht ohne meinen Vater fahren. Ich werde nicht nach Hause fliegen, bis ich mit dem Prinzen gesprochen habe. Übrigens ist Ihr Sicherheitssystem schockierend nachlässig.“ Sie sah sich um. „Niemand hat mir den Eintritt verwehrt. Wahrscheinlich war es viel zu leicht für meinen Vater, Zugang zum Prinzen zu bekommen. Wenn er möchte, dass seine Privatsphäre gewahrt bleibt, sollte er sie besser schützen.“

Die Prominenten, die ihr Vater fotografierte, gaben sich große Mühe, seinem Teleobjektiv zu entkommen. Daher war sie nicht sehr beeindruckt von den Vorkehrungen des Prinzen.

Vielleicht war es ja ein bisschen herzlos von ihr, die Dinge so zu sehen. Aber sie war schließlich die Tochter eines Paparazzos, und so war das Leben nun einmal. Die Promis schlugen Kapital aus ihrem Bekanntheitsgrad. Ihr Vater war nur ein Teil dieses ganzen Systems.

„Glauben Sie mir“, sagte der Mann, „Sie wollen nicht mit dem Prinzen sprechen.“

Belle richtete sich zu ihrer vollen Höhe auf. „Glauben Sie mir“, gab sie zurück, „ich will auf jeden Fall mit dem Prinzen sprechen. Ich will ihm sagen, dass diese tyrannische Taktik, nämlich einen amerikanischen Staatsbürger festzunehmen, nur aus gekränkter Eitelkeit, mich in keiner Weise beeindruckt. Meiner Meinung nach sollte er das Geld, das er offensichtlich bei der Renovierung seines Palastes gespart hat, besser in einen guten Schönheitschirurgen investieren. Wenn ihm sein fliehendes Kinn nicht passt oder sonst etwas an seinem Äußeren, dann wäre das wohl die passendere Maßnahme.“

„Mein Kinn?“ Plötzlich erklang eine Stimme aus der Dunkelheit. Ganz anders als die des Dieners. Sie war sehr tief und hallte laut in dem steinernen Raum wider, hallte in Belle wider. Unwillkürlich begann Belle zu zittern.

Die Angst war zurück.

„Danke für die Anregung!“, erklang es schroff aus der Dunkelheit. „Das habe ich bis jetzt noch nie gehört! Im Gegensatz zu dem Vorschlag, dass ich einen Schönheitschirurgen aufsuchen sollte. Allerdings habe ich keine Lust, mich unters Messer zu legen.“

„Prinz Adam!“, sagte der Diener besänftigend.

„Sie können gehen, Fos.“

„Aber, Eure Maje…“

„Und hören Sie endlich damit auf, sich zu verbeugen!“, sagte der Prinz mit harter Stimme. „Das ist peinlich. Für Sie.“

„Ja“, erwiderte der Mann, „natürlich.“

Und damit verschwand die einzige Person, von der sich Belle bis eben noch Unterstützung erhofft hatte, lautlos im Dunkeln. Nun war sie ganz allein mit einem Prinzen, auf den sie in der Finsternis noch keinen einzigen Blick hatte werfen können.

„So“, erklang die körperlose Stimme des Prinzen aus einiger Entfernung, „Sie sind also wegen Ihres Vaters gekommen.“

„Ja.“ Sie holte tief Luft und versuchte sich zu sammeln. So leicht ließ sie sich nicht einschüchtern.

Das war nie so gewesen. Schließlich war sie trotz der Armut ihrer Eltern auf eine teure Privatschule gegangen, was sie dem Treuhandfonds verdankte, den ihr verstorbener Großvater für sie eingerichtet hatte.

Alle dort hatten gewusst, dass Belle nur aufgrund dieser Almosen in der Lage war, dort zu sein, und so hatte sie früh gelernt, sich zur Wehr zu setzen. Denn es verging kein Tag, an dem die anderen sie nicht aufzogen. Weil sie arm war. Weil sie den Kopf immer in den Wolken hatte – genauer gesagt in den Büchern. Aber diese gaben ihr Kraft, sie waren ihr Schutz. Sie erlaubten ihr, sich von den anderen zu distanzieren.

Sie hatte eine Jugend überlebt, die gespickt gewesen war mit den spöttischen Blicken und grausamen Bemerkungen der Kinder der Hollywoodstars. Der Prinz eines winzigen Landes, das von der Größe her auf eine Briefmarke gepasst hätte, würde sie nicht so schnell in die Flucht schlagen!

Sie hörte Schritte auf sich zukommen, konnte ihr Gegenüber aber immer noch nicht sehen.

„Ich habe Ihren Vater festgenommen“, sagte er.

„Ja, das weiß ich“, erwiderte Belle mit fester Stimme. „Und ich glaube, das war ein Fehler.“

Ein kurzes Lachen ertönte, doch es klang nicht amüsiert. „Sie sind entweder sehr mutig oder einfach nur dumm. Was fällt Ihnen ein, in mein Land und in mein Zuhause einzudringen und mich zu beleidigen?“

„Ich bin weder dumm noch mutig! Ich bin nur ein Mädchen, das sich um ihren Vater sorgt. Das können Sie doch bestimmt verstehen, oder?“

„Vielleicht“, gab er zurück. „Allerdings kann ich mich kaum noch erinnern. Ich habe mir schon lange keine Sorgen mehr um meinen Vater gemacht. Schließlich ist er auf dem Friedhof gut aufgehoben.“

Belle verschlug es die Sprache. Was sollte sie darauf entgegnen?

„Und ich habe Angst, dass mein Vater bald dasselbe Schicksal erleiden wird“, sagte sie schließlich. „Denn er ist sehr krank und muss dringend behandelt werden. Deshalb hat er auch die Fotos von Ihnen gemacht – weil er das Geld für die Krankenhauskosten brauchte. Schließlich ist das sein Job. Er ist Fotograf. Er …“

„Dieser Abschaum von Paparazzi interessiert mich überhaupt nicht. In meinem Land ist so etwas verboten.“

„Es gibt bei Ihnen also keine Pressefreiheit?“, fragte Belle und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Keine Freiheit, die es erlaubt, anderen Menschen nachzustellen, als wären sie Tiere, nur um ein paar Fotos zu schießen.“

„Ach, kommen Sie, ich kann mir nicht vorstellen, dass man Ihnen nachgestellt hat. Ich bin hier ganz leicht in Ihren Palast hineingekommen, es kann also für ihn auch nicht schwer gewesen sein.“

„Aber wir haben ihn erwischt. Leider hatte er seine Fotos schon an seinen Boss in den Staaten geschickt. Und da dieser Chef mit mir nicht verhandeln will …“

Belle nickte. „Ja, ich weiß. Die Fotos sollen Teil einer exklusiven Reportage über Sie sein, die diese Woche noch herauskommen soll. Ich habe mit dem Daily Star gesprochen.“

„Ja, und? Was soll ich denn Ihrer Meinung nach tun? Das Schicksal Ihres Vaters ist mir herzlich egal. Schließlich ist ihm mein Leiden ja auch egal.“

Wut erfasste sie. „Und wird Ihr Leiden Sie auch umbringen? Bei ihm ist das nämlich so. Wenn er nicht zurück in die USA fliegen und mit der Behandlung anfangen kann, wird er sterben. Und das werde ich nicht zulassen, auf keinen Fall. Warum wollen Sie, dass er hier in einer finsteren Zelle verreckt? Er kann Ihnen doch überhaupt nicht von Nutzen sein.“

Sie vernahm erneut Schritte, die auf sie zukamen. Eine große Gestalt war plötzlich zu erahnen.

„Ich möchte an Ihrem Vater ein Exempel statuieren und mögliche Nachahmer warnen. Reicht es denn nicht, was meine Familie durchmachen musste? Muss sich die Presse schon wieder auf das stürzen, was vor drei Jahren passiert ist? Das werde ich nicht erlauben.“

„Lieber lassen Sie also einen sterbenskranken Mann in Ihrem Verlies verrecken, ja? Unrecht und Unrecht ergibt noch kein Recht! Wollen Sie die Dinge nicht lieber in Ordnung bringen?“

„Sie irren sich“, sagte er mit schneidender Stimme. „Ich will nichts wieder in Ordnung bringen. Was mir zugestoßen ist, lässt sich nie wiedergutmachen.“

Die dunkle Gestalt schien sich abzuwenden. „Nein!“, rief Belle aufgeregt.

„Ich bin mit Ihnen fertig“, sagte die körperlose Stimme. „Mein Diener wird Ihnen den Weg zum Ausgang weisen.“

„Nehmen Sie mich !“

Es war ein Aufschrei, der ihrem Mund entwich, noch bevor sie darüber nachdenken konnte. „Anstelle meines Vaters. Lassen Sie mich seinen Platz einnehmen.“

„Warum wollen Sie das tun?“ Seine Schritte kamen wieder näher. Belle blinzelte und verfluchte ihre Unfähigkeit, nicht durch die Dunkelheit hindurchblicken zu können.

„Von Wollen kann keine Rede sein. Aber ich brauche zurzeit keine medizinische Behandlung. Daher kann ich in Ihrem Palast bleiben, so lang wie … Nun, so lang, wie das Strafmaß es vorsehen mag.“ Gut, sie hatte ihr Stipendium und stand kurz davor, ihren Master in Literaturwissenschaften zu machen. Aber all das opferte sie gern für das Leben ihres Vaters.

„Und was soll das bringen?“

„Sie können allen sagen, dass ich es war, die die Fotos gemacht hat. Sie können an mir ein Exempel statuieren.“

Er sagte nichts, und es war so still im Raum, dass Belle schon glaubte, er wäre gegangen.

„Bitte!“

„Nein!“, erklang es rau aus der Dunkelheit. „So leicht geht das nicht! Andererseits … Sie sind sehr schön. Ungewöhnlich schön. Vielleicht haben Sie ja recht, und ich habe tatsächlich eine gute Verwendung für Sie.“

Ein Schauer rann durch ihren Körper. „Aber …“

„Wenn ich eine Hure wollte, könnte ich mir eine besorgen!“, fiel ihr der Prinz ins Wort. „Nein, ich habe da eine andere Idee.“

Sie horchte auf. „Und die wäre?“

„Ihr Vater hat mein Foto nicht aus einer Laune heraus geschossen. In den letzten drei Jahren hat ein Stellvertreter an meiner Stelle über mein Land geherrscht. Aber diese Zeit endet jetzt. Ich muss mich entscheiden, ob ich die Regierungsgeschäfte wieder übernehme – oder abdanke.“

Ihr Herz setzte einen Moment lang aus. „Und … wie haben Sie sich entschieden?“

„Ich werde mich nicht für immer verstecken“, sagte er grimmig. „Ich werde meine Pflichten wieder selbst übernehmen, schließlich bin ich verantwortlich für das Wohlergehen meines Landes.“

„Ja, aber was … was kann ich dazu beitragen? Ich habe keine Ahnung von Regierungsgeschäften, ich …“

Er lachte kurz auf. „Dummes Mädchen, ich brauche doch nicht Ihren Verstand. Ich brauche Ihre Schönheit!“

Belle schwirrte der Kopf, sie konnte seinen Worten kaum folgen.

„Also gut, Sie haben einen Deal“, sagte er fest.

„Ich … wirklich?“ Worauf hatte sie sich da nur eingelassen? Ihm dabei zu helfen, wieder den Thron zu besteigen? Aber was konnte das bedeuten?

„Ich werde Ihren Vater sofort aus dem Gewahrsam entlassen.“

Belle nickte stumm, verspürte jedoch kein Triumphgefühl. Wieder kehrte ihre Angst zurück. Jetzt war sie selbst eine Gefangene dieses Verrückten. „Kann ich … kann ich ihn noch einmal sehen, bevor er abfliegt?“

„Nein“, erwiderte der Prinz.

„Ja, und was … was erwarten Sie eigentlich von mir?“

„Sie werden meiner Rückkehr ins öffentliche Leben den nötigen Glanz verleihen. Ein Diener wird Ihnen jetzt Ihr Zimmer zeigen.“ Damit wandte er sich zum Gehen.

Belle runzelte die Stirn. Mit „Zimmer“ hatte er sicher „Verlies“ gemeint …

„Nein!“, rief sie schnell und holte tief Luft. „Ich möchte Sie wenigstens einmal sehen!“

Auf keinen Fall wollte Belle die erste Begegnung mit diesem Mann so enden lassen! Sie wollte den Prinzen nicht als riesenhaften dunklen Schemen im Gedächtnis behalten. Und schon gar nicht als Monster, das in der Dunkelheit lauert! Das würde ihm nur Macht über sie verleihen …

„Wenn Sie darauf bestehen!“ Er trat näher, kam langsam ins Licht.

Belle starrte ihn an. Er war hochgewachsen und breitschultrig. Ein unglaublich großer Mann. Doch seine Körpergröße konnte sie nicht erschrecken. Was Belle erschreckte, war sein Gesicht.

Nein, er hatte kein fliehendes Kinn, im Gegenteil. Seine Knochenstruktur war absolut perfekt! Was die Verletzung seines Gesichts wie Gotteslästerung erscheinen ließ.

Seine goldbraune Haut war völlig zerstört. Sein Gesicht war von feinen Rissen gezeichnet, eine Narbe zog sich schräg über ein Auge. So tief, dass Belle sich fragte, ob er auf dieser Seite überhaupt sehen konnte. Vielleicht lächelte er ja, doch das war schwer zu erkennen. Das Narbengewebe um seinen Mund war auf einer Seite besonders stark ausgeprägt. Es schien zu verhindern, dass sein Mundwinkel sich in die Höhe zog.

In diesem Moment erkannte Bell, dass sie nicht von einem Mann gefangen genommen worden war, sondern von einem Biest.

2. KAPITEL

Prinz Adam Katsaros war kein schöner Mann mehr. Der Unfall, bei dem seine Frau ums Leben gekommen war, hatte sein Gesicht zerstört. Aber das war ihm ziemlich egal. Er war inzwischen auch kein guter Mensch mehr. Was dem Ganzen fast etwas Poetisches verlieh: Sein hässliches Äußeres passte zu seinem hässlichen Inneren.

Allerdings war es selbst für ihn ein starkes Stück, einfach eine Frau in seinem Schloss gefangen zu halten! Als sie ihr Angebot auf den Tisch gelegt hatte, hatte er keine Sekunde gezögert, es anzunehmen. Er wusste, dass er sie benutzen konnte. Und dass sie ihm mehr nutzen würde als ihr Vater.

Denn auch wenn er diesem Fotografen nur zu gern das Handwerk gelegt hätte, war ihm nicht an seinem Tod gelegen. Diese Frau war für ihn ein Geschenk des Himmels. Die Zeit seiner Zurückgezogenheit näherte sich dem Ende.

Die Vereinbarung, die er mit dem Vizekönig geschlossen hatte, enthielt klare Bedingungen. Wenn Adam nicht den Thron bestieg, würde es im Herbst Wahlen geben. Und das wäre das Ende eines Adelsgeschlechts, das seit vielen hundert Jahren über Olympios herrschte.

Aber das war nichts, wofür sich die Presse interessieren würde. Für sie gab es nichts Interessanteres als die Narben in seinem Gesicht! Doch wenn er mit einer schönen Frau an seiner Seite auftrat, erhielten sie Stoff für andere Schlagzeilen …

Genau das brauchte er, obwohl es ihm bisher nicht bewusst gewesen war.

In diesem Moment klingelte sein Telefon, und er fluchte laut. Es war bestimmt sein Freund – falls er ihn so nennen konnte – Prinz Felipe Carrion de la Viña Cortez.

Er drückte die Antworttaste und hielt sich das Handy ans Ohr. „Was willst du, Felipe?“

„Auch dir ein freundliches Hallo!“, kam die Antwort. „Übrigens habe ich Rafe auch in der Leitung, nur dass du es weißt.“

„Eine Konferenzschaltung?“, fragte Adam. „In welchem Schlamassel steckt du jetzt schon wieder?“

Sein heißblütiger Freund war berüchtigt für seine Skandalgeschichten, und es hätte ihn nicht gewundert, wenn er wieder irgendeinen Eklat verursacht hätte.

Wirklich, er, Felipe und Rafe hätten verschiedener nicht sein können. Wenn sie nicht damals im Internat so dicke Freunde gewesen wären, hätten sie sich wahrscheinlich längst nichts mehr zu sagen.

Andererseits verdankte er es den beiden, dass er in den letzten Jahren nicht komplett in der Dunkelheit verschwunden war. Und das würde er ihnen nie vergessen, auch wenn er immer ein bisschen irritiert war, wenn einer der beiden sich bei ihm meldete.

„Kein Schlamassel diesmal“, erwiderte Felipe. „Ich plane eine Feier zum fünfzigjährigen Thronjubiläum meines Vaters. Möglicherweise wird das auch seine letzte Feier sein, und natürlich möchte ich euch beide einladen.“

„Oh, dann müsste ich aber noch eine Frau finden, die bereit ist, den Blindenhund für mich zu spielen“, mischte Rafe sich zum ersten Mal in das Gespräch ein.

Vor fünf Jahren hatte er bei einem Unfall sein Augenlicht verloren. Obwohl Adam keine Einzelheiten wusste, hatte er immer den Verdacht gehabt, dass eine Frau an der Tragödie beteiligt gewesen sein musste. Doch Rafe vermied es eisern, darüber zu reden.

Im Gegensatz zu ihnen gehörte er nicht dem Adel an, sondern war von Jugend an von einem italienischen Geschäftsmann protegiert worden. Dieser Mann hatte für seine Schule gezahlt und ihm auch einen Platz in seiner Firma verschafft. Bis zu Rafes Unfall, der ihn urplötzlich zu einem der reichsten und mächtigsten Männer in ganz Europa gemacht hatte.

Der Unfall hatte Rafe komplett verändert. Und Adam konnte das nur zu gut verstehen …

Die drei hätten nicht unterschiedlicher sein können. Während Rafe sich damals mit großem Eifer seinem Studium widmete, hatten Adam und Felipe die meiste Zeit im College damit verbracht, Frauen zu verführen. Inzwischen hatten sie alle ihre Blessuren davongetragen – mit Ausnahme von Felipe. Doch Adam hatte die Erfahrung gemacht, dass sich hinter einer Fassade der Sorglosigkeit häufig die tiefsten Verwundungen verbargen …

„So schwer kann das nicht sein, Rafe!“, bemerkte Felipe nun trocken. „Sobald eine Frau einen Blick auf dein Bankkonto wirft, wird sie mehr als bereit sein, dir jeden Wunsch zu erfüllen!“

„Dein Vertrauen in mich ist erstaunlich“, meinte Rafe trocken.

„Auf jeden Fall besitzt du sehr viel mehr Charme als unser Freund Adam.“

Adam biss die Zähne zusammen. „Ich fürchte, es wird mir nicht möglich sein, an deinem Ball teilzunehmen.“

„Das habe ich schon erwartet“, sagte Felipe. „Aber es ist nicht akzeptabel. Fakt ist nämlich, dass ich wahrscheinlich sehr bald den Thron besteigen werde. Mein Vater hat unser Land isoliert. Das werde ich ändern. Ich will mich mit dir und deinem Land verbünden, Adam. Und ich brauche dich, Rafe, um neue Arbeitsplätze in meinem Land zu schaffen. Ich weiß, du hast die letzten Jahre in einer Art Exil verbracht, Adam. Aber die Herrschaft deines Vizekönigs nähert sich dem Ende. Sollten nun wirklich Fotos von dir in der Boulevardpresse erscheinen, glaube ich, ist es an der Zeit, dass du die Sache in die eigenen Hände nimmst. Und der erste Schritt dazu wäre, öffentlich aufzutreten. Zeig aller Welt, dass du kein Feigling bist!“

„Das bin ich auch nicht“, fuhr Adam ihn an. „Aber ich bin nicht interessiert daran, mich der Öffentlichkeit zu zeigen.“

„Kann sein, doch du solltest langsam anfangen, wieder Kontrolle über dein Land auszuüben. Ich weiß, dass du die Paparazzi für das, was sie dir angetan haben, verachtest. Aber jetzt ist es an der Zeit, aktiv zu werden. Tu etwas! Wenn schon nicht für dich, dann für Ianthe.“

Hätte sein Freund jetzt vor ihm gestanden, hätte Adam ihn dafür geschlagen, dass er seine verstorbene Frau erwähnte. Andererseits musste er zugeben, dass Felipes Argumente vernünftig klangen.

„Hol dir die Kontrolle zurück!“, wiederholte Felipe noch einmal. „Und mach dir Olympios wieder zu eigen.“

Ja, darum ging es in Wahrheit, dachte Adam. Das hier war sein Moment. Die einmalige Gelegenheit, seine schöne Gefangene für seine Zwecke einzusetzen.

„Wann ist diese Feier?“

„In etwas über einem Monat“, erwiderte Felipe. „Ich hoffe nur, mein Vater hält noch so lange durch.“

Adam wusste, dass sein Freund nichts dergleichen hoffte. Vater und Sohn hatten ein schwieriges Verhältnis miteinander, doch auch darüber sprachen die drei Freunde nie.

„Also gut, ich komme“, bemerkte Rafe unerwartet. „Es gibt für mich keinen Grund, nicht zu erscheinen.“

„Und du wirst eine Begleitung mitbringen?“

„Ganz bestimmt nicht.“

„Aber ich“, erklärte Adam mit sanfter Stimme.

„Du?“, fragte Felipe überrascht.

„Ja, ich habe da gerade etwas erworben, das ich sehr gern aller Welt zeigen möchte.“

„Adam“, sagte Felipe alarmiert, „was hast du getan?“

„Genau das, was man von einem Monster erwarten kann.“

Belle war überrascht, als man sie nicht in einen Kerker, sondern in ein elegant eingerichtetes Schlafzimmer brachte. Mittendrin stand ein Himmelbett, komplett mit Samtdecke und einer Vielzahl von Kissen.

„Ich dachte, ich wäre eine Gefangene?“, fragte sie den Diener.

Man hatte sie zwar gebeten, ihr Handy zu übergeben, aber davon abgesehen waren alle, die sie bisher gesehen hatte, sehr nett zu ihr gewesen. Nun, alle außer dem Prinzen selbst. Wahrscheinlich war Nettigkeit nicht sein Ding.

„Es gibt genug Zimmer im Schloss, damit man sich selbst als Gefangene hier wohlfühlen kann“, erwiderte der Bedienstete trocken.

„Sagen Sie, der Prinz … Ist er … ist er verrückt?“ Dieser entstellte Mann, der sich an ihrem Vater hatte rächen wollen und jetzt dafür sie als Pfand genommen hatte, konnte wohl kaum geistig gesund sein.

„Also, die Folgen des schrecklichen Unfalls haben ihn gewiss verändert“, sagte der Diener vorsichtig. „Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.“

Belle nickte. „Okay“, sagte sie und schlang die Arme um sich, weil ihr plötzlich wieder furchtbar kalt war. Sie wandte sich zum Fenster, das ihr einen eingeschränkten Blick auf die Stadt und das Meer bot. „Ist mein Vater eigentlich schon freigelassen worden?“, fragte sie und drehte sich wieder zu dem Diener um. Doch dieser war verschwunden.

Plötzlich fühlte sie sich schrecklich allein. Was hatte sie getan? Sie hatte eingewilligt, für unbestimmte Zeit hier bei einem Verrückten zu bleiben. Es gab niemanden, der sie beschützen konnte. Bestimmt saß ihr Vater bereits im Flugzeug nach Hause! Doch er hätte auch nichts für sie tun können. Er musste sich in den Staaten seiner Behandlung unterziehen.

Ob der Prinz ihm überhaupt gesagt hatte, dass seine Tochter seinen Platz eingenommen hatte?

Plötzlich kam ihr ein erschreckender Gedanke. Es konnte sehr gut sein, dass keiner wusste, dass sie hier war. Sie hatte Tony nichts von ihrem Plan erzählt, denn ihr war klar gewesen, dass er versucht hätte, sie aufzuhalten.

Bestimmt würde niemand auf die Idee kommen, dass sie in einem mittelalterlichen Schloss festgehalten wurde.

Von einem Mann, der sie … Sie dachte an den Moment, als Adam ins Licht getreten war. An sein hartes, vernarbtes Gesicht. An seinen unglaublich muskulösen Körper. Sie zitterte.

Wenn sie an ihn dachte, fing ihr Herz heftig zu pochen an. Es war jedoch eine eigenartige Form von Angst. Es fühlte sich an wie Feuer, das durch ihre Adern strömte.

Im nächsten Moment hörte Belle Schritte – und ihre Zimmertür stand offen! Sofort eilte sie hin, um sie zu schließen, aber sie war nicht schnell genug.

Da war er.

Er war … Belle war sicher, dass sie noch nie einen so großen Mann gesehen hatte. Bestimmt zwei Meter groß, breit und muskulös. Im hellen Licht des Schlafzimmers wirkte sein zerstörtes Gesicht fast noch erschreckender.

Seine dunklen Augen, mit denen er sie beobachtete, wirkten wachsam und ließen erahnen, wie schön er einmal gewesen sein musste.

„Mache ich Ihnen Angst?“, fragte er.

„Ist das Ihre Absicht?“

„Nein, nicht direkt.“

„Was passiert jetzt?“, fragte sie herausfordernd. „Werde ich vor ein Gericht gestellt?“

„Das hier ist mein Land. Und ich bin das Gesetz.“

„Mit anderen Worten, Sie können tun, was Sie wollen.“

Er nickte langsam. „Ja. Mit anderen Worten.“

Sie richtete sich zu ihrer vollen Höhe auf und ignorierte den seltsamen Schauer, der sie überlief. „Was genau haben Sie eigentlich mit mir vor?“ Diese Frage zu stellen, erforderte eine ganze Menge Mut, zumal sie sich gar nicht sicher war, ob sie die Antwort überhaupt hören wollte.

„Ich habe vor, Sie zahlen zu lassen“, erwiderte Adam ruhig. „Aber zuerst möchte ich, dass Sie mit mir zu Abend essen.“

„Nein, das will ich nicht“, erwiderte Belle wie aus der Pistole geschossen.

„Warum nicht?“

„Weil Sie mein Gefängniswärter sind. Weil ich Sie unzivilisiert finde.“

„Und hässlich“, entgegnete er mit einem kurzen Lächeln. „Das kann ich mir gut vorstellen.“

Es war schwierig, darauf zu antworten. Er war … also, hässlich war nicht das richtige Wort. Zerstört. Erschreckend. Magnetisch. Aber ganz bestimmt nicht hässlich.

„Zeigen Sie mir jemanden, der mit seinem Wärter zu Abend essen will“, meinte Belle.

„Na ja, das ist wohl das Problem, wenn man ein Gefangener ist“, erwiderte Adam trocken. „Es schränkt die Möglichkeiten drastisch ein.“

„Und? Was machen Sie mit mir, wenn ich mich weigere, mit Ihnen zu gehen?“, fragte Belle und stemmte die Hände in die Hüften. Auch wenn ihr das Herz bis zum Halse schlug, war sie fest entschlossen herauszufinden, wo seine Grenzen lagen.

„Ich werde Sie über meine Schulter legen und ins Esszimmer tragen, ob Sie nun wollen oder nicht.“

„Ich will nicht.“

Ohne zu zögern, war er in zwei Schritten bei ihr, umfasste ihre Taille, hob sie hoch und warf sie sich mühelos über die Schulter. Belle wusste nicht, wie ihr geschah. Sie war überwältigt von seiner Kraft. Und von der Hitze seines Körpers.

Ein Feuerstrom schoss durch ihre Adern. Erschrocken hielt sie sich an seiner Schulter fest, um nicht runterzufallen.

Wortlos drehte der Prinz sich um und trug Belle aus dem Raum.

3. KAPITEL

Sie war wie Feuer in seinen Armen. Das war alles, woran Adam denken konnte, als er das Zimmer verließ und Belle den Flur heruntertrug.

Es war drei Jahre her, dass er eine Frau berührt hatte. Und plötzlich war er sich jedes dieser Jahre bewusst. Zu sehr war er in der Hoffnungslosigkeit versunken gewesen, als dass dieser Gedanke zu ihm hätte durchdringen können.

Nein, er hatte überhaupt nicht mehr an Frauen gedacht. Und schon gar nicht daran, sie zu berühren.

Doch jetzt … Belle fühlte sich glühend heiß an unter seinen Händen. Ihre Haut war so zart! Sie fühlte sich so lebendig an!

Als er das letzte Mal eine Frau berührt hatte, war es vollkommen anders gewesen. Er hatte nichts als Kälte gefühlt. Kälte und Tod …

Er biss die Zähne zusammen und trug seine protestierende Gefangene die Treppe hinunter.

„Wie können Sie es wagen!“, rief Belle empört. „Ich will nicht mit Ihnen zu Abend essen!“

Sie zappelte wild in seinen Armen, und ein Blitz des Verlangens schoss durch seinen Körper. Doch er ignorierte ihn.

„Was Sie wollen, steht hier nicht zur Debatte.“

Er betrat das Esszimmer und ließ sie vorsichtig herunter. Dann bedeutete er ihr, sich auf den Stuhl neben seinem zu setzen. Belle sah ihn mit großen Augen an. Sie war wirklich schön. Das lange dunkle Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden, und ihre blauen Augen leuchteten im Halbdunkel – misstrauisch, aber trotzdem ganz entzückend. Ihre vollen Lippen waren unvergleichlich! Und erst ihr Körper! Zerbrechlich und zart, und doch ungemein sinnlich!

„Was wollen Sie eigentlich von mir?“

„Dass Sie jetzt etwas essen. Und zwar mit möglichst wenig Drama.“

Sie runzelte die Stirn und sah ihn streng an. „Bestimmt haben Sie mich nicht gegen meinen Vater ausgetauscht, nur damit Sie mich durchfüttern können.“

„Nein“, erwiderte er. „Ich habe Sie gegen Ihren Vater ausgetauscht, weil Sie das so wollten! Außerdem bin ich der Überzeugung, dass Sie mir mehr nutzen können als ein todkranker Mann.“

Sie zuckte zusammen. „Was meinen Sie mit nutzen?“

Adam hob die Schultern. „Ach, mal sehen. Vielleicht können Sie mir dabei helfen, einen wackelnden Schreibtisch wieder zu richten.“

„Jetzt seien Sie doch bitte mal ernst.“

„Ich bin immer ernst.“ Wenigstens war er das die letzten paar Jahre gewesen.

Denn außer mit seinen beiden Freunden, die ihn hin und wieder anriefen, führte Adam kaum noch Gespräche mit anderen Menschen. Er sprach ab und zu mit Fos, der die rechte Hand seines Vaters gewesen war. Und mit Athena, der Köchin. Alle anderen Dienstboten gaben sich Mühe, ihm aus dem Weg zu gehen.

„Ernst? Wohl eher ernsthaft gestört!“, sagte Belle und schnaubte.

Wenig später erschien Athena mit ein paar Dienern im Gefolge, die jeder ein Tablett trugen.

„Heute Abend“, sagte sie und warf Belle einen neugierigen Blick zu, „gibt es Lamm mit Joghurt-Minz-Sauce, dazu Couscous und verschiedene Gemüse. Zum Dessert Baklava.“

„Danke“, sagte Adam mit kurzem Kopfnicken.

Doch Athena rührte sich nicht.

Er seufzte tief. „Haben Sie irgendetwas zu sagen?“

„Ich finde das nicht richtig!“, erklärte Athena fest.

„Das ist mir egal“, erwiderte er. „Und jetzt gehen Sie!“

Die Köchin sah ihn traurig an und bedachte Belle mit demselben Blick. Dann schüttelte sie den Kopf und verließ das Zimmer.

„Ihre Diener scheinen Sie ziemlich kritisch zu sehen!“, sagte Belle und betrachtete nachdenklich das Essen.

„Und meine Gefangene scheint mich nicht zu fürchten“, erwiderte er. „Irgendetwas muss ich falsch machen.“

„Ich bin den ganzen Weg von Kalifornien aus hierher geflogen, um meinen Vater aus Ihrem Kerker zu holen. Da wäre es nicht hilfreich gewesen, vor Angst durchzudrehen!“

„Na, mal sehen“, erwiderte Adam gleichmütig. „Jetzt sollten Sie erst einmal essen.“

Hungrig machte er sich über das Essen her. In kürzester Zeit hatte Adam sein erstes Lammkotelett bis auf den Knochen abgenagt. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Belle ihn unverwandt ansah.

„Was ist los?“, fragte er.

„Na ja, ich dachte … also, als Prinz … nun, ich bin einfach von gewissen Tischmanieren ausgegangen. Vorbildlichen Tischmanieren. Aber vielleicht sind die Sitten in Ihrem Land ja anders und …“

Missmutig legte Adam den abgenagten Knochen beiseite „Wollen Sie mich eigentlich dauernd beleidigen? Ich habe Sie zum Abendessen eingeladen und in einem sehr schönen Zimmer untergebracht. Ich finde Sie ziemlich undankbar.“

„Oh, tut mir leid. Vielleicht drücke ich meine Dankbarkeit für die Gefangennahme ja nicht deutlich genug aus.“

„Sie sind aus eigenem Willen eine Gefangene. Sie hätten Ihren Vater ja auch hierlassen können.“

„Na klar. Ich hätte meinen Vater hierlassen und ihn sterben lassen können.“

„Viele hätten so gehandelt. Die meisten Menschen sind Egoisten.“

Belle sah ihn scharf an. „Mein Vater hat mich großgezogen“, sagte sie. „Er ist alles, was ich habe. Für Sie mag er nur ein Paparazzo sein, aber mir bedeutet er die ganze Welt. Und Sie haben mir nicht einmal erlaubt, mich von ihm zu verabschieden.“

„Ich werde Sie ja nicht für den Rest Ihres Lebens hierbehalten“, sagte er. „Also seien Sie nicht so dramatisch!“

„Er ist krank“, erwiderte sie zornig. „Vielleicht stirbt er, während ich weg bin.“

Adam verspürte ungewohnte Gewissensbisse. „Ich hoffe sehr, dass das nicht passiert. Aber ich würde gern mit Ihnen über etwas anderes sprechen. Wissen Sie eigentlich, wie ich zu meinen Narben gekommen bin?“

Sie sah betreten auf ihren Teller und schüttelte den Kopf.

„Weil ein rücksichtsloser Kollege Ihres Vaters meinen Chauffeur verfolgt hat“, sagte er mit harter Stimme. „Was damals geschehen ist, kann nie wiedergutgemacht werden!“

Er sah keinen Grund, Ianthe zu erwähnen. Das wäre ihm zu persönlich gewesen.

„Ich …“ Erschüttert blickte Belle zur Seite. Es schien ihr nicht leichtzufallen, die richtigen Worte zu finden. „Das habe ich nicht gewusst. Aber mein Vater hat Sie nicht in Gefahr gebracht.“

„Nein“, erwiderte er zynisch, „er ist nur in mein Haus eingebrochen und in meine Privatsphäre eingedrungen.“

„Er ist eigentlich ganz harmlos“, erwiderte Belle. „Wissen Sie, als meine Mutter entschied, dass sie mich nicht mehr haben wollte, hat er sich rührend um mich gekümmert. Das tut er bis jetzt. Und ja, es ist nun einmal sein Beruf, Fotos von Prominenten zu machen. Damit hat er mich ernährt.“

„Es gibt ja noch eine Menge anderer Berufe, die man ausüben kann“, erwiderte Adam schroff.

„Sagt ein Mann, der als Prinz geboren wurde. Andere Leute müssen arbeiten. Und nicht nur das, sie müssen sogar sehr schwer arbeiten.“

„Wollen Sie mich etwa belehren, wie schwer das Leben sein kann?“ Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Moment mal, da muss ich mir einen Block und einen Kuli holen, damit ich mir Notizen machen kann.“

„Das mit Ihrem Unfall tut mir wirklich leid. Aber mein Vater hat nichts damit zu tun.“

„Kann schon sein. Doch er wollte aus meiner persönlichen Tragödie Gewinn ziehen.“ Er lachte. „Und das ist ihm ja auch gelungen.“

„So einfach ist es aber nicht“, entgegnete sie wütend. „Er hatte nicht vor, Sie zu verletzen. Er hat es nur getan, weil er Geld für seine Behandlung braucht.“

„Ihre Erklärungen beeindrucken mich nicht. Es gibt nichts, was ich mehr hasse als die Presse. Vor allem die Boulevardpresse, für die Ihr Vater arbeitet. Leider kann ich die Veröffentlichung der Fotos nicht verhindern. Glauben Sie mir, ich habe es versucht. Aber mir ist ein anderer Weg eingefallen, um die Situation unter Kontrolle zu bekommen.“

„Und der wäre?“, fragte Belle skeptisch.

„Seit meinem Unfall bin ich nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetreten. Aus diesem Grund sind die Fotos auch so wertvoll, verstehen Sie?“

Sie blinzelte. „Sie waren nicht mehr in der Öffentlichkeit? Überhaupt nicht?“

Adam schüttelte den Kopf. „Nein. Es gibt jemanden, der mich bei den Regierungsgeschäften vertritt. Doch diese Zwischenlösung nähert sich dem Ende. Wenn ich die Macht jetzt nicht wieder übernehme, wird es allgemeine Wahlen geben. Und das wäre das Ende der Monarchie.“ Er sah kopfschüttelnd auf die junge Frau vor ihm, die ihm so aufmerksam zuhörte. „Eigentlich hätte ich erwartet, dass Sie ein wenig über mich recherchiert hätten, bevor Sie hier aufgetaucht sind und mir angeboten haben, meine Gefangene zu sein.“

„Dafür war keine Zeit. Und was auch immer Sie über meinen Vater denken – ich hoffe, Sie können verstehen, dass ich ihn liebe.“

„Aber Liebe ist nur für die Menschen wichtig, die sich lieben“, erwiderte Adam und dachte an seine Frau. Der Presse war es völlig egal gewesen, dass er sie liebte.

Belle seufzte. „Dann erzählen Sie mir doch mal von Ihren Plänen! Da ich ja offensichtlich ein Teil davon bin.“

Er holte tief Luft. „Ich beabsichtige, Sie hierzubehalten und Sie der Öffentlichkeit als meine Geliebte vorzustellen.“

Es war, als hätte sie eine Ohrfeige bekommen. „Ihre … was?“

„Meine Geliebte. Wie ich bereits sagte, hat man mich seit meinem Unfall nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. Aber jetzt werden diese Fotos veröffentlicht, und das zwingt mich, mein abgeschiedenes Leben früher als geplant aufzugeben. Bald findet ein Event statt, an dem ich auch aus politischen Gründen teilnehmen werde.“

Er fing wieder an zu essen, in derselben Art und Weise wie vorher. Es lag etwas Wildes, fast Tierisches darin, wie er sein Fleisch verschlang. Belle hatte von einem Prinzen eine ganz andere Vorstellung gehabt. Doch nachdem er ihr erzählt hatte, wie lange er hier in der Abgeschiedenheit seines Palastes gelebt hatte, ergab das alles auf einmal einen Sinn. Natürlich, er war die ganze Zeit über hier gewesen. Fast allein in diesem Schloss, ohne Gesellschaft. Und es gab niemanden, gegenüber dem er sich irgendwie höflich hätte verhalten müssen.

Deshalb hatte er auch diese ungehobelten Manieren.

Sie konnte natürlich auch nichts anderes von jemandem erwarten, der sie nur wegen ein paar Fotos ihrer Freiheit beraubte.

Aber dass er sie nun als seine Geliebte ausgeben wollte!

Belle glaubte nicht, dass ihr jemand das abnehmen würde. Sie war denkbar ungeeignet für die Rolle der Verführerin.

Wenn Tony nicht jeden Tag in die Unibibliothek gekommen wäre, wo sie arbeitete, hätten sie sich bestimmt nie verabredet. Doch er hatte nicht lockergelassen, und so war es zu ihrem ersten Date gekommen.

Oh. Tony. Er würde …

„Das kann ich nicht machen!“, rief Belle.

„Sie haben keine Wahl. Sie haben sich damit einverstanden erklärt, meine Gefangene zu sein, und jetzt sind Sie hier.“

„Aber … aber … Ich kann nicht zulassen, dass die ganze Welt glaubt, dass ich mit Ihnen zusammen bin.“

Er hob die Hand und strich ihr sanft über die Wange, doch für Belle fühlte es sich an, als würde seine Berührung sie verbrennen.

„Ja, ich kann mir vorstellen, dass das eine große Demütigung für Sie wäre“, erwiderte er mit mildem Spott.

Das hatte Belle nicht gemeint, aber sie wollte ihn auch nicht korrigieren. Daher schlug sie die Augen nieder und meinte stockend: „Es kann doch nicht schwierig für Sie sein, jemanden zu finden, der mit Ihnen zusammen sein möchte.“

„Natürlich nicht“, erwiderte Adam zynisch. „Ich bin schließlich reich und mächtig. Aber das sind viele Männer. Und nur wenige von ihnen sind entstellt.“

„Das heißt, Sie … Sie wollen, dass ich Ihr Date bin?“ Das klang in ihren Ohren schon nicht mehr so bedrohlich.

„Oh, es ist viel mehr als das. Ich werde Sie der Welt als meine Geliebte vorstellen, und damit sind natürlich gewisse Erwartungen verbunden. Sie werden mitspielen müssen, oder … Oder ich werde Ihren Vater strafrechtlich verfolgen.“

Belle fühlte sich hilflos. „Aber ich habe einen Freund!“ Als ob ihn das entmutigt hätte!

„Nicht mehr!“

„Das … das können Sie doch nicht machen. Ich meine, Sie können mich nicht zwingen, mit ihm Schluss zu machen.“

„So dramatisch muss es ja gar nicht sein. Ich werde Ihnen nur nicht erlauben, mit ihm in Kontakt zu treten.“ Er schmunzelte. „Je mehr ich darüber nachdenke, desto besser gefällt mir dieses Szenario. Ich hoffe, er wendet sich an die Presse und beschwert sich über die Frau, die ihn hierfür …“, er zeigte auf sich, „verlassen hat.“

„Warum machen Sie das eigentlich?“, fragte sie wütend. „Wollen Sie mir wehtun? Nur wegen meines Vaters?“

„Nein“, erwiderte der Prinz fest. „Ich werde in die Öffentlichkeit zurückkehren, das ist beschlossene Sache. Doch ich will nicht, dass man mich wegen meiner Narben bemitleidet. An meinem Arm wird die schönste aller Frauen sein. Und alle Welt wird glauben, dass ich so leicht den Thron besteigen werde, wie ich in ihr Bett gestiegen bin.“

„Und wenn … wenn die Party vorbei ist?“

Adam zuckte mit den Schultern. „Dann werden Sie natürlich frei sein. Und wir werden uns eine Story ausdenken, dass wir uns auseinandergelebt haben. Danach werden andere Frauen kommen … Es wäre schließlich unglaubwürdig, wenn ich mich so rasch auf eine einzige Frau beschränken würde!“

Eigentlich hätte Belle diese Arroganz abstoßen müssen. Stattdessen spürte sie eine innerliche Erregung.

„Ich will mein Handy zurück“, sagte sie und dachte erneut an Tony.

„Nein.“

„Aber ich habe mich doch auf Ihre Bedingungen eingelassen!“

„Trotzdem sind Sie nicht mein Gast, sondern meine Gefangene. Und ich kann nicht zulassen, dass Sie Kontakt mit der Öffentlichkeit aufnehmen. Woher soll ich wissen, ob Sie nicht ebenfalls Fotografin sind und nur darauf warten, weitere Fotos von mir zu machen? Das wäre wirklich eine geschickter Schachzug, denken Sie nicht auch?“

„Das ist doch kompletter Unsinn!“, erwiderte Belle entrüstet. „Ich bin keine Fotografin, sondern mache gerade meinen Master in englischer Literatur.“

„Und was wollen Sie damit anfangen?“

„Unterrichten. Aber was ich sagen will, ist, dass ich mit der Welt, in der mein Vater sich bewegt, nichts zu tun habe. Ich verurteile ihn nicht für das, was er tut, doch ich trete auch nicht in seine Fußstapfen.“

Adam breitete die Arme weit aus. „Und trotzdem sind Sie jetzt hier.“

Belle biss sich auf die Lippen. „Ich habe keinen Hunger mehr. Ich möchte auf mein Zimmer gehen.“

Er wedelte mit der Hand. „Sie werden gehen, wenn ich mit dem Essen fertig bin. Und Sie sollten auch noch etwas zu sich nehmen. Ich möchte Sie nicht halb verhungert der Öffentlichkeit präsentieren. Sie müssen in einem Ballkleid eine präsentable Figur machen.“

Ihre Wangen röteten sich. „Mir ist egal, was Sie von meiner Figur halten. Ich werde eine Show für Sie hinlegen, aber Sie werden Ihre Hände schön von mir lassen!“

Plötzlich schien die Luft zwischen ihnen einzufrieren, dann erhitzte sie sich mit einem Schlag. Der Prinz stand auf und ging zu ihr herüber.

Dann beugte er sich vor und strich erneut über ihre Wange. Belle war wie gelähmt, sie konnte seinem Blick nicht ausweichen. Sie sah deutlich die Narben an seinem Mundwinkel und die Schnittwunde, die sich über sein rechtes Auge zog. Doch sie schien seine Sicht nicht zu trüben, im Gegenteil. Sie hatte das Gefühl, als würde er auf den Grund ihrer Seele schauen, und ihr Herz fing heftig zu pochen an.

„Ich lege meine Hände, worauf ich will“, sagte Adam ruhig. „Und es wäre besser für Sie, das nicht zu vergessen.“

„Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich …“

„Sie haben einen Freund, ja. Aber Sie sind Gefangene in meinem Schloss. Glauben Sie etwa, einen Mann wie mich interessiert es, ob Sie einen Freund haben oder nicht?“

Stumm schüttelte sie den Kopf.

„Na, sehen Sie!“ Damit ging er zurück zu seinem Platz und setzte sich wieder.

Sie hob den Kopf und sah ihn herausfordernd an. „Was interessiert Sie denn?“

„Zu überleben. Das ist das einzig Wichtige. Wenn man sonst nichts anderes hat, hält einen nur die elementare Notwendigkeit, zu atmen, am Leben. Alle Kreaturen werden von diesem Bedürfnis bestimmt.“

Belle schüttelte den Kopf. „Nein, ich nicht. Ich liebe Bücher. Und das Meer. Die Sonne auf dem Sand und wie warm sie sich auf meiner Haut anfühlt.“ Sie sah einen Funken in seinen Augen aufblitzen und verspürte einen Moment lang Hitze. „Diese Dinge sind noch tiefer als das reine Überleben. Und sie sind wichtig. Denn nur ihretwegen hat das Überleben eine Bedeutung.“

Er lachte, doch es klang nicht humorvoll. „Ob Sie es glauben oder nicht … Es gab einen Punkt in meinem Leben, wo ich mich umgeschaut habe, und es war nichts mehr da. Nichts als ein leerer Palast, dunkel und leblos. Als mein ganzer Körper so wehtat, dass ich kaum aus dem Bett kam. Ich habe mich damals gefragt, warum ich immer noch atmete. Und die Antwort waren nicht Bücher oder die Sonne am Strand.“

„Sondern?“

„Ich bin einfach zu stur gewesen, um dem Tod zu erlauben, den Sieg davonzutragen.“ Der Prinz erhob sich. „Ich bin fertig. Kommen Sie, ich werde Sie zu Ihrem Zimmer begleiten.“

„Das ist nicht nötig.“

„Oh doch“, erwiderte er streng. „Denn ich muss jetzt mal ein paar grundsätzliche Regeln festsetzen.“

Belle funkelte ihn wütend an. Sie war es nicht gewohnt, dass man ihr sagte, was sie zu tun hatte. So hatte ihr Vater sie nicht erzogen.

„Wenn Sie Hunger haben, lassen Sie es Athena wissen. Sie wird Ihnen etwas zu essen bringen.“

„Ja, aber … kann ich mir das nicht selbst holen?“

„Das tue ich nie“, erwiderte er.

„Nun, irgendwie überrascht mich das nicht“, entgegnete Belle resigniert.

Sie folgte ihm den langen Gang hinunter bis zur Treppe. „Dort ist ein Ausgang“, sagte Adam und zeigte zur Linken. „Von da aus gelangen Sie in den Garten. Sie dürfen alle Räume besichtigen, den Ballsaal, die Bibliothek, alle offenen Zimmer. Nur meine Gemächer nicht.“

„Okay“, nickte sie erleichtert. Tatsächlich hatte sie gar keine Lust, seine Gemächer zu besichtigen. Allein bei der Vorstellung drehte sich ihr der Magen um.

„Ich bewohne den Ostflügel des Palastes.“

„Den gesamten Ostflügel?“

Er zog wortlos die Augenbrauen hoch.

„Kann ich wenigstens …?“ Sie holte tief Luft. „Sie haben mir mein Handy weggenommen. Aber ich muss mit ein paar Leuten in Kontakt bleiben.“

„Tut mir leid, aber das ist unmöglich. Jedenfalls nicht im Moment.“

Erst jetzt erkannte sie das volle Ausmaß ihrer Lage. Sie würde hier mit einem Mann eingesperrt sein, der sich seit mehreren Jahren nicht mehr in der Öffentlichkeit hatte blicken lassen. Ein Mann, der nicht zu verstehen schien, warum jemand mit dieser Isolation ein Problem haben könnte.

„Ich habe …“ Als sie sich ihrem Zimmer näherten, wurde ihr plötzlich klar, dass sie gar nichts bei sich hatte. Keine Kleidung zum Wechseln. „Ich habe nichts zum Anziehen.“ Seit sie gestern zu ihrer Reise aufgebrochen war, trug sie dieselben Jeans und dasselbe Jackett.

„Ich kann Ihnen etwas bringen lassen. Aber erst morgen. Heute kann ich leider nichts mehr für Sie tun.“

„Aber ich … ich habe nichts, worin ich schlafen könnte.“

Er sah sie durchdringend an, und sie fröstelte unter seinem Blick. „Dann schlafen Sie eben nackt. Das tue ich auch.“

Bei dem Bild, das unwillkürlich in Belle aufstieg, bekam sie eine Gänsehaut. Ob sein Körper auch voller Narben war, wie sein Gesicht?

Adam sah sie abwartend an, und die Luft war plötzlich zum Zerreißen gespannt. Sie hatte das Gefühl, dass es ihn eine enorme Willensanstrengung kostete, sich unter Kontrolle zu halten.

„Ich werde Sie jetzt verlassen“, sagte er schließlich.

Er wandte sich zum Gehen, und sie hatte mit einem Mal den Wunsch, ihn aufzuhalten und den Moment zu verlängern.

Doch stattdessen atmete sie nur tief durch, trat in ihr Zimmer und machte schnell die Tür hinter sich zu.

Das Herz klopfte ihr bis zum Halse, und sie zitterte am ganzen Leib. Sie wollte nicht weinen, doch schließlich gab sie nach.

Sie schluchzte tief, während eine Träne ihre Wange herunterrollte. Belle ließ sich aufs Bett fallen und überließ sich ihrem Schmerz. Sie war allein. Ganz allein. Ihr Vater wusste nicht, wo sie war, genauso wenig wie Tony.

Sie konnte nicht mit ihnen in Verbindung treten. Und sie konnte auch keine Hilfe rufen. Es blieb ihr gar nichts anderes übrig, als dem Mann zu vertrauen, der sie hier festhielt.

Ihr verwundeter, seltsam schöner Geiselnehmer, der jeden Raum, den er betrat, eiskalt erscheinen ließ.

Sie schloss die Augen und wartete darauf, dass der Schlaf sie wegtrug. Und während ihre Gedanken anfingen, sich verwirrt im Kreis zu drehen, sah sie im Geist immer wieder seine dunklen Augen vor sich. Dunkle Augen in einem zerstörten Gesicht. Augen, die das Fenster zu einer zerstörten Seele waren.

An ihn zu denken, machte sie rastlos.

Ich werde Sie der Welt als meine Geliebte präsentieren.

Die Erinnerung an diese Worte, an seine Stimme, löste einen Schauer in ihr aus. Ein Gedanke stieg in Belle auf: Wenn das, was sich in ihr regte, Angst war oder Wut, dann fühlte es sich vollkommen anders an als alles, was sie bisher in ihrem Leben empfunden hatte.

Und bevor Belle ganz einschlief, wurde ihr etwas klar. Was sie für den Prinzen fühlte, war weder Angst noch Wut …

4. KAPITEL

Das Schloss schien sich verändert zu haben. Adam schüttelte unwillig den Kopf. Belles Anwesenheit hätte eigentlich keinen Unterschied machen sollen. Und trotzdem war es so, als könnte er sie in der Luft spüren …

Er biss die Zähne zusammen. Vielleicht hatte sein Freund Felipe ja recht. Vielleicht war er im Begriff, ein bisschen verrückt zu werden aufgrund seiner jahrelangen Isolation.

Denn er war anscheinend inzwischen so sehr ein Teil des Schlosses geworden, dass er eine neue Person regelrecht erspüren konnte … Ja, das war in der Tat ein bisschen wahnsinnig.

Noch wahnsinniger war allerdings der Hitzeflash, den Adam verspürt hatte, als er Belle gestern Abend berührt hatte. Das war ein Fehler gewesen, denn es hatte auch etwas in ihm berührt. Etwas, das man besser ruhen lassen sollte.

Zum ersten Mal seit Langem fühlte er sich rastlos. Immer, wenn das geschah, ging er in sein Fitnessstudio, um die Energie zu entladen.

Aber das hier war anders, und es gefiel Adam ganz und gar nicht.

Unruhig ging er im Palast auf und ab, und alle, die ihm begegneten, taten ihr Bestes, um ihm aus dem Weg zu gehen. Denn seine schlechte Laune war deutlich spürbar.

„Bringen Sie mir einen Kaffee in die Bibliothek“, befahl er einem der Hausmädchen.

„Bitte verzeihen Sie mir, Eure Hoheit, aber der Kaffee wird dort bereits serviert“, erwiderte sie verlegen.

„Warum?“

„Weil die Lady … nun, Athena hat mir befohlen, ihre Wünsche zu erfüllen.“

Natürlich.

Sofort machte er sich auf den Weg zur Bibliothek, wo er tatsächlich auf Belle stieß. Sie saß auf einem Sessel, hatte die Beine angezogen und trug dieselben Sachen wie gestern. Stimmt, sie hatte ihm ja gesagt, dass sie nichts anderes zum Anziehen hatte. Darum würde er sich heute kümmern.

Ihre Aufmerksamkeit war so sehr auf ihr Buch gerichtet, dass sie erst aufsah, als er vor ihr stand.

„Na, gefällt Ihnen die Geschichte?“

Sie zuckte zusammen. „Bis jetzt, ja“, erwiderte sie und sah ihn mit großen Augen an. Ihre Wangen waren gerötet. Adam wusste nicht, ob sie verlegen war oder wütend.

Wahrscheinlich wütend …

„Was ist los?“

„Nichts, was Sie interessieren dürfte“, entgegnete sie und klappte das Buch zu. Dann griff sie zu einem Becher, der auf dem Tischchen neben ihr stand, und trank einen Schluck Kaffee.

„Man hat mir gesagt, dass ich Sie hier finden würde“, bemerkte Adam.

„Ja, stimmt. Haben Sie etwas dagegen? Sie meinten doch, ich dürfe mich überall aufhalten, abgesehen von Ihren Gemächern.“

„Stimmt.“

„Warum habe ich dann das Gefühl, dass Sie etwas dagegen haben? Sie wollten doch, dass ich hierbleibe. Warum passt es Ihnen dann jetzt nicht?“

So langsam erkannte Adam, was er sich mit Belle aufgebürdet hatte. Offensichtlich hatte sie keine Ahnung, was für eine Art Mann er war. Keine Ahnung von dem Leben, das er geführt hatte. Und von dem Gewicht seiner Verantwortung, das ihn immer mehr zu erdrücken schien.

Seitdem er herausgefunden hatte, dass jemand von ihm Fotos gemacht hatte, war es, als wäre er aus einem dichten Nebel herausgetreten. Die Tatsache, dass die Außenwelt immer noch existierte, hatte ihn härter getroffen als alles, was in den letzten drei Jahren passiert war. Belles Ankunft und der Anruf von Felipe hatten diese Erkenntnis nur noch zementiert.

Es hatte ihm klargemacht, was er bereits wusste: Dass die Zeit gekommen war.

„Sie müssen verstehen, dass ich nicht aus Eigeninteresse handele, sondern nur für das Wohl meines Landes. Der Vizekönig Kyriakos ist ein guter Mann. Aber er ist kein Katsaros. Das liegt nicht in seinem Blut.“

„Offensichtlich.“

„Der Zeitpunkt ist gekommen, mich meinem Volk wieder zu zeigen. Eine Weile habe ich geglaubt, mein Volk würde mich als Schwächling empfinden. Deshalb habe ich mich auch damit begnügt, aus den Kulissen heraus zu agieren. Ich habe getan, was ich konnte, um sicherzustellen, dass niemand über mein Volk lachen würde, nur weil sein Herrscher entstellt ist.“

Belle zuckte zusammen, als sie dieses Wort hörte, doch sie widersprach ihm nicht.

Und Adam sah keinen Sinn darin, das Ganze schönzureden. Ja, er war entstellt. Es hatte eine Zeit gegeben, als er und seine Frau die Lieblinge der gesamten europäischen Presse gewesen waren – diejenigen, die am häufigsten fotografiert wurden. Doch das hatte sich geändert …

„Jedenfalls werden Sie jetzt selbst erfahren, wie es ist, vor dem Kameraauge zu stehen.“

Belle zuckte erneut zusammen. „Was wollen Sie damit sagen?“

„Na, bestimmt ist Ihnen doch inzwischen klar, dass wir Schlagzeilen machen werden. Deshalb haben Sie gestern Abend auch so lautstark protestiert und mir von Ihrem Freund erzählt, richtig?“

Belle nickte stumm.

„Vielleicht können Sie sich nicht vorstellen, was für eine Mediensensation wir auslösen werden“, fuhr er fort. „Vor meinem Unfall hat zumeist nur die europäische Presse über mich berichtet. Aber ich kann Ihnen versichern, dass es die ganze Welt interessieren wird, wenn ich aus der Dunkelheit ans Licht trete. Unter normalen Umständen würde man sich an den schrecklichen Folgen des Unfalls weiden. Aber wenn ich zurückkehre, mit einer Schönheit wie Ihnen am Arm … nun, dann werden sie sich überschlagen, das kann ich Ihnen versichern.“

Adam verzichtete darauf, in diesem Zusammenhang von seiner verstorbenen Frau zu sprechen. Belle brauchte davon nichts zu wissen.

„Natürlich dürfen Sie Ihren Freund unter gar keinen Umständen kontaktieren. Niemand darf die Echtheit unserer Beziehung infrage stellen.“

„Nun, mein Vater wird daran bestimmt nicht glauben“, gab sie zurück. „Und auch wenn er im Moment wahrscheinlich schon im Krankenhaus liegt, hat er dort natürlich Zugriff auf ein Telefon.“

„Ach, wirklich?“ Adams Magen zog sich plötzlich zusammen, doch er wusste nicht, warum. „Sie glauben nicht, Ihr Vater würde mir abkaufen, dass Sie zu mir gekommen sind und ich Sie dazu bewogen habe, zu bleiben? Dass ich Sie mit schönen Kleidern und Schmuck verführt habe? Dass Sie sich davon haben überreden lassen?“

Sie wandte den Blick ab. „Natürlich wird er so etwas nicht glauben.“

„Weil ich so hässlich bin? Ich versichere Ihnen, Belle, ein Mann in meiner Position muss nicht schön sein. Und ein Mann mit meinen Fähigkeiten braucht kein gutes Aussehen, um eine Frau zu befriedigen.“

Als ihre Wangen sich erneut röteten, hatte Adam das Gefühl, es geschah nicht aus Verlegenheit oder Wut, sondern aus demselben Grund, der auch ihn berührte. Hitze schoss durch seine Adern. Zum zweiten Mal innerhalb von vierundzwanzig Stunden fühlte er sich erregt. Was er zu ihr gesagt hatte … das hielt er für wahr. Natürlich konnte er einer Frau Vergnügen bereiten. Konnte ihren Körper erforschen, bis sie feucht wurde vor Verlangen nach ihm.

Er hatte so lange keine Begierde mehr verspürt, dass er geglaubt hatte, es wäre eine weitere Folge des Unfalls. Eine weitere Seite seines Verlustes.

Doch jetzt fragte er sich, ob das auch stimmte. Denn plötzlich schien sein Körper wieder zum Leben erwacht zu sein und dürstete nach Sex. Ja, so war es.

„Ich habe nicht die Absicht, das herauszufinden“, erwiderte Belle kühl.

„Verstehe. Weil Sie ja einen Freund haben. Wie ist er denn so? Hübsch?“ Adam verzog höhnisch das Gesicht. „Aber bringt er Sie auch dazu, sich nach ihm zu verzehren?“

Sie sprang auf und sah ihn mit flammenden Augen an. „Sie sind schrecklich!“

„Ich bin das Monster, das Sie gefangen genommen hat. Wenn Sie irgendetwas anderes erwartet haben, werden Sie nur enttäuscht sein.“

Belle warf ihm einen hasserfüllten Blick zu und machte Anstalten, aus dem Zimmer zu stürmen. Doch Adam streckte die Hand aus und hielt sie fest. Dabei fiel ihr Buch zu Boden.

„Jetzt habe ich die Stelle verloren, wo ich war!“, rief sie empört.

„Sie werden sie schon wiederfinden.“ Er bückte sich und hob das Buch auf. „Was lesen Sie da überhaupt?“

„Anna Karenina.“

Einen Augenblick sah der Prinz sie stumm an, dann streckte er erneut die Hand aus und strich ihr sanft übers Haar. Eigentlich hatte er erwartet, dass sie sich vor ihm zurückziehen würde. Stattdessen erstarrte Belle, und ihre Pupillen weiteten sich.

Er fuhr ihr mit seiner Hand über die Wange, streifte kurz ihre Lippen. Erst jetzt zuckte sie zusammen, riss sich los und trat einen Schritt zur Seite.

„Ich bin nur hier, weil ich meinen Vater retten musste. Für ihn würde ich alles tun. Und was unsere Vereinbarung angeht, so habe ich mich damit einverstanden erklärt, in der Öffentlichkeit an Ihrer Seite zu sein. Wenn Sie etwas anderes von mir wollen, müssen Sie es frei heraus sagen. Wenn Sie meinen Körper wollen, kann ich nichts dagegen tun. Aber spielen Sie nicht dieses Spiel, dass Sie glauben, mich verführen zu können. Denn das wird Ihnen nie gelingen!“

„Bis jetzt habe ich noch keine Frau dazu zwingen müssen, mit mir ins Bett zu gehen“, sagte er.

„Und bestimmt können Sie sich das auch kaum vorstellen, weil schließlich königliches Blut in Ihren Adern fließt. Wie könnte eine Frau dem widerstehen?“ Sie zögerte einen Moment, sprach dann aber doch weiter: „Und nach Ihrem Unfall? Haben die Frauen danach genauso reagiert?“

Ihre Augen glänzten, als sie ihm diesen Schlag versetzte, als ob sie dabei leichte Schuldgefühle hätte.

Adam hatte nicht vor, eine solche Beleidigung im Raum stehen zu lassen. Er trat auf sie zu und riss sie an sich. Es geschah so plötzlich, dass Belle das Gleichgewicht verlor und stolperte. Sie stemmte die Hände gegen seine Brust und riss die Augen weit auf.

Im nächsten Moment drückte er seine Lippen auf ihre.

5. KAPITEL