Gehorche mir! - Nina Jansen - E-Book

Gehorche mir! E-Book

Nina Jansen

2,7

Beschreibung

Die schüchterne Celia kehrt von einer Geschäftsreise nach London zurück und ist schockiert darüber, wie sehr sich ihre Mitbewohnerin Leanne verändert hat: Leanne verhält sich ihrem neuen Liebhaber Devin gegenüber geradezu hörig! Als Leanne und Devin gemeinsam in Urlaub fahren, ist Celia alarmiert. Wieso ist Glowcastle auf keiner Karte zu finden? Was hat Devin mit Leanne vor? Celia beschließt, den beiden nachzureisen. Auf dem Flug lernt sie den mysteriösen Alan Parr kennen, der sie nach Glowcastle mitnimmt. Damit beginnt für Celia eine Reise in eine ihr fremde Welt, denn Glowcastle ist ein Hotel der besonderen Art: Ein SM-Club der Luxusklasse - und Alan ist der Schlossherr ... Neuauflage des romantischen BDSM-Romans der Erfolgsautorin Nina Jansen ("Bestrafe mich!").

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Nina Jansen

Gehorche mir!

© 2008/2018 Plaisir d’Amour Verlag, D-64678 Lindenfels

www.plaisirdamour.de

[email protected]

Covergestaltung: © Mia Schulte

Coverfoto: © Slava_Vladzimirska - Fotolia

ISBN Taschenbuch: 978-3-86495-256-2

ISBN eBook: 978-3-86495-257-9

Sämtliche Personen in diesem Roman sind frei erfunden. Dieses Buch darf weder auszugsweise noch vollständig per E-Mail, Fotokopie, Fax oder jegliches anderes Kommunikationsmittel ohne die ausdrückliche Genehmigung des Verlages oder der Autorin weitergegeben werden.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 1

Ciao, Milano!

Celia Cavendish starrte aus dem Flugzeugfenster, als die sonnendurchflutete Landschaft unter ihr rasend schnell kleiner wurde. Sie lehnte sich im Sitz zurück und seufzte, hin und her gerissen zwischen Abschiedsschmerz und Heimweh nach ihrem Loft in London. Der Frühling in Mailand war wunderbar gewesen, aber in den letzten Tagen war es schon unangenehm heiß geworden. Im Sommer, so hatte man ihr gesagt, wäre Mailand der reinste Backofen.

Ihr Auslandsaufenthalt war ein voller Erfolg gewesen. Beruflich hatte sie alles erreicht, was ihr vorschwebte. Ihre erste eigene Handschuhkollektion war begeistert aufgenommen worden. Sie hatte mit Top-Designern zusammengearbeitet, die ihre Abendkleider gern mit Celias Accessoires aus feinstem Leder oder schimmernder Seide aufwerteten.

Sie brachte viele kreative Impulse mit und hatte viel zu erzählen. Zusammen mit ihrer besten Freundin Leanne, mit der sie sich seit zwei Jahren das Loft teilte, würde sie es sich mit einer Flasche Rotwein gemütlich machen und bis tief in die Nacht reden. Celia konnte ihr von ihrer „Eroberung“ Roberto erzählen, dem stets gut gelaunten, schwulen Modefotografen, der so einen wohltuenden Kontrast zu den heißblütigen, für Celias Geschmack viel zu aufdringlichen Italienern darstellte. Hoffentlich hatte Leanne auch eine schöne Zeit gehabt und nicht zu viel Unfug getrieben. Sie war eine übermütige Person, die jemanden brauchte, der auf sie aufpasste. Die flatterhafte Leanne mit dem Schalk in den blauen Augen hatte ihr wahnsinnig gefehlt!

Beim Landeanflug tauchten sie aus dem strahlenden Himmel in eine graue Wolkensuppe. Bald erschien es Celia, als wäre Mailand nur ein rasch verblassender Traum. Tropfen prasselten gegen die Scheibe. Celia glaubte den Regen förmlich zu riechen.

Nach den langen Wegen am Flughafen Heathrow und der Warterei am Kofferkarussell wollte sie nur noch eins: Voller Wiedersehensfreude in Leannes Arme fallen.

Sie sah sich in der Ankunftshalle um, konnte das vertraute Gesicht ihrer Freundin aber nirgends erblicken.

Celia löste sich aus dem Menschenpulk, um einen besseren Überblick zu haben. Sie erspähte hellblonde Haare, etwas kürzer als die von Leanne. Vielleicht ein neuer Schnitt? Die Frau drehte sich um. Nein, sie war es nicht. Nun gut, bei Regen floss der Verkehr immer etwas langsamer, da war es schon möglich, dass sie sich ein paar Minuten verspätete.

Celia setzte sich auf einen der Plastiksitze, die gegenüber den Schaltern der Autovermieter aufgereiht waren, zählte noch einmal ihre Gepäckstücke durch und wartete. Sie fand keine bequeme Position und begann sich nun Sorgen zu machen.

Celia schaltete ihr Handy ein. Keine Nachricht, kein verpasster Anruf. Hm. Sie überlegte, ob sie die Freundin anrufen sollte. Aber wenn Leanne gerade unterwegs war, konnte sie nicht rangehen, denn sie hatte keine Freisprecheinrichtung. Ob Celia ihr die falsche Zeit oder sogar den falschen Tag genannt hatte? Sie sah die Liste der gesendeten SMS durch. Doch, es war alles korrekt: Flugnummer, Ankunftszeit, Datum. Und Leanne hatte zurückgesimst: „Ich hole dich ab“. Was ganz schön kurz und knapp war für so eine Labertasche. Überhaupt, wenn Celia es jetzt bedachte, dann war Leanne in letzter Zeit merkwürdig verändert gewesen. Sie hatte Telefonate schnell beendet, angeblich wegen der Kosten. Dabei hatte Celia ihr gesagt, dass Roberto, von dessen Anschluss aus sie anrief, eine Flatrate für Auslandsgespräche hatte.

Ob Leanne ihr wegen der langen Abwesenheit böse war? Nein, unmöglich. Sie hatte sie ja sogar darin bestärkt, das Wagnis einzugehen. Sie hatte ihr ein günstiges Flugticket und eine zentral gelegene Ferienwohnung in Mailand besorgt, denn Leanne arbeitete in einem Reisebüro.

Wenn Leanne also nicht böse war, dann hatte sie entweder vergessen, Celia abzuholen oder sie steckte im Stau. In beiden Fällen könnte sie ans Handy gehen. Na also. Celia drückte die Kurzwahltaste und lauschte. Nach dem fünften Tuten schaltete sich die Mailbox an. Leanne machte ihr Handy nie aus, nicht mal in der Oper oder in Edelrestaurants, was ihnen schon manch peinlichen Augenblick beschert hatte.

Akku leer? Das war, so weit Celia sich erinnern konnte, auch noch nie passiert, da Leanne ihr Handy jede Nacht auflud.

Celia versuchte es auf dem Festnetzanschluss des Lofts. Da meldete sich ihre eigene Stimme auf dem Anrufbeantworter.

Sie atmete tief durch. Warum nur diese Ungeduld? In Mailand hatte sie ohne Murren so manchen Streik der U-Bahn hingenommen. Sie hatte sich alle Zeit der Welt gelassen, während sie dabei zusah, wie ein Model sich langsam und vorsichtig einen engen Lederhandschuh überstreifte. Sie hatte mit ihrer Mappe in Vorzimmern von Designern auf einen Termin gewartet und dabei Small Talk mit den Assistentinnen gemacht.

Leanne würde schon nichts passiert sein. Celia sah auf ihre Armbanduhr. Der Flieger war vor über einer Stunde gelandet. Sie machte sich Sorgen, ärgerte sich darüber, machte sich noch mehr Sorgen, und beschloss endlich, nicht länger zu warten, sondern ein Taxi zu nehmen.

Vielleicht lag Leanne mit Fieber im Bett und schlief. Sie erkältete sich leicht, weil sie so zierlich war und sich zudem immer viel zu dünn anzog. Hatte sie beim letzten Telefonat nicht etwas heiser geklungen? Anstatt hier sinnlos zu warten, sollte sie lieber schnellstens heimfahren und ihrer Freundin einen heißen Tee kochen.

Während der Fahrt schickte sie mehrere SMS an Leanne, nicht, weil sie ernstlich hoffte, Leanne würde doch noch antworten, sondern um sich abzulenken. Denn wenn sie nicht das Handy anstarrte, dann ertappte sie sich immer wieder dabei, wie sie zwanghaft die Gegenfahrbahn auf Anzeichen eines Unfalls absuchte.

Sie begann sich Vorwürfe zu machen, ohne so recht zu wissen, weswegen. Leanne hatte etwas Verletzliches an sich, das in jedem Menschen den Beschützerinstinkt weckte.

„Ich hätte sie nicht so lange allein lassen sollen“, murmelte Celia.

„Scusi?“

Sie zuckte zusammen. War sie etwa gar nicht in London? War sie in den falschen Flieger gestiegen und irgendwo anders in Italien gelandet? Aber dann hätte der Fahrer doch protestiert, als sie eine Adresse in Maida Vale angegeben hatte.

„Ich habe nur Selbstgespräche geführt. Achten Sie einfach nicht auf mich.“

„Geht klar, Signora.“ Der Taxifahrer grinste sie im Rückspiegel an. Seine schwarzen Augen erinnerten sie an Roberto.

Sofort wurde sie mitteilungsbedürftig. „In Mailand war das Wetter besser. Dort komme ich gerade her. Was hat Sie nach London verschlagen?“

Er erzählte ihr von dem Restaurant, das sein Cousin in Kensington eröffnet hatte, und von seiner großen Familie in Süditalien. Sie ließ sich von seinem italienischen Akzent in die Sonne zurücktragen.

Als sie angekommen waren, bestand er darauf, ihre vier Koffer und die drei Skizzenmappen bis in den fünften Stock zu tragen. Sie gab ihm ein großzügiges Trinkgeld, und er revanchierte sich mit Komplimenten und einem Gutschein für ein Freigetränk im Restaurant seines Cousins.

Celia sah ihm lächelnd nach, als er die Treppe hinunterging. Dann seufzte sie und schloss die Tür auf. Sofort bekam sie Herzklopfen. Was, wenn Leanne etwas zugestoßen war? Wenn sie sie tot in der Badewanne fand, den Fön in der Hand?

Celia schob die Koffer in den Flur und schloss die Wohnungstür. Trotz der vielen Fenster war es düster. Dunkelgraue Wolken zogen am Oberlicht vorbei wie müde Wale. Sie sah sich nach allen Seiten um und bibberte. „Leanne? Wo steckst du?“ Es war Juni, aber sie hätte am liebsten die Heizung aufgedreht.

Im Vorbeigehen hatte sie im Hausflur gesehen, dass einiges aus ihrem Briefkasten hervorquoll. Sie ging noch einmal hinunter. Briefe und Prospekte schossen ihr förmlich entgegen, als sie den Briefkasten aufschloss. Sie trug alles hoch und blätterte den Stapel durch, um zu sehen, ob etwas dabei war, das ihr weiterhalf, fand aber nichts. Jetzt brauchte sie erst mal etwas zu trinken. Am besten eine warme Milch.

Celia ging um den Tresen herum, der die offene Küche abteilte. Der Kühlschrank war nahezu leer, und das Wenige, was drin war, sah nicht besonders essbar aus: Welker Salat, Käse mit Schimmelhaube und ein Pasta-Rest, mit dem man einen Terroranschlag hätte verüben können.

Celia schlug die Kühlschranktür zu und schüttelte den Kopf. Sie war wütend und zugleich krank vor Sorge. Sie fühlte sich, als hätte man ihr ganz London unter den Füßen weggezogen.

Systematisch begann sie das Loft zu durchsuchen: Das Bad, die beiden Schlafzimmer, die Abstellkammer, doch sie fand keinen Hinweis, keinen Zettel, keine aufschlussreichen Spuren. Sie ging in den Wohnbereich zurück, streifte die Schuhe ab und ließ sich auf die dunkelbraune Ledercouch sinken. Ihr Blick fiel auf den Anrufbeantworter, der auf einem Beistelltisch zwischen der Couch und dem Sessel stand. Sie drückte den Abhörknopf. Es waren vierzehn Anrufe eingegangen, alle für Leanne, und alle unbeantwortet, wie man an dem zunehmend ungeduldigeren Tonfall der Anrufer hörte, die sich mehrmals gemeldet hatten: Leannes Frisör, bei dem sie einen Termin verpasst hatte, und Leannes ältere Schwester Katie, für die sie Theaterkarten besorgen sollte. Katie hatte ohne Karten vor dem Theater auf sie gewartet und war entsprechend sauer.

Celia schaltete das Gerät ab und biss sich auf die Unterlippe. Verdammt, was war passiert?

Puh, ruhig atmen und logisch denken.

Leannes Boss, Charles Waters, hatte nicht auf den Anrufbeantworter gesprochen. Was auch immer los war, er wusste sicher Bescheid. Vielleicht war Leanne im Krankenhaus, und im Krankenhaus müssen Handys ausgeschaltet sein. Ja, das wäre eine logische Erklärung.

Celia suchte die Kurzwahlliste nach „Waters Worldwide Tours“ durch und drückte die entsprechende Taste. Sie hoffte, dass so spät am Samstagnachmittag noch jemand da sein würde.

„Waters Worldwide Tours, Anna Waters am Apparat. Was kann ich für Sie tun?“

„Hallo Anna, hier ist Celia. Ich suche Leanne. Sie muss heute nicht zufälligerweise arbeiten?“

„Nein, wieso? Ach, ist heute nicht dein Rückflug?“

„Ich bin schon wieder daheim. Nur Leanne ist nicht da. Das wundert mich ein wenig.“ Was für eine Untertreibung! „Wann hast du sie das letzte Mal gesehen?“

„Na, gestern, hier.“

„Es geht ihr also gut?“

„Ja, natürlich. Wieso?“

„Sie wollte mich vom Flughafen abholen und ist nicht aufgetaucht. Weißt du, wo ich sie finden kann?“

„Ich habe keine Ahnung. Vielleicht ist sie ja nur kurz einkaufen gegangen.“

Celia warf einen Blick in Richtung Küche. Nötig wäre es. „Die Wohnung sieht aus, als wäre Leanne tagelang nicht hier gewesen, und das kann ich mir überhaupt nicht erklären. Hat sie wirklich nichts gesagt?“

„Lass mich nachdenken. Nein. Aber weißt du was, sie war in letzter Zeit etwas schusselig und launisch. Abwechselnd wortkarg und dann wieder total aufgekratzt. Ich denke, der Urlaub wird ihr gut tun.“

„Sie hat Urlaub genommen?“

„Ja, ab Montag. Zwei Wochen lang. Hat sie dir nichts davon gesagt?“

„Kein Sterbenswort.“ Celia kratzte sich am Kopf. Ob sie schon verreist ist?, überlegte sie.

„Ich weiß nicht, ob sie überhaupt verreisen wollte“, sagte Anne. „Sie sitzt ja hier direkt an der Quelle, aber sie hat weder einen Flug noch eine Unterkunft gebucht.“

„Dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als weiter auf sie zu warten und mich inzwischen wieder einzuleben. Danke, Anne.“

„Keine Ursache.“

Celia saß noch eine Weile unschlüssig da. So hatte sie sich ihre Heimkehr nicht vorgestellt. Als ihr Magen knurrte, raffte sie sich auf. Zu einem richtigen Großeinkauf fehlte ihr die Energie, zumal bei dem scheußlichen Wetter. Sie holte lediglich ein Fertiggericht beim Inder nebenan.

Zurück daheim verschlang sie es heißhungrig. Obwohl das Gericht ausgesprochen scharf war, fror sie danach immer noch, und beschloss, ein heißes Bad zu nehmen. Das würde hoffentlich auch ihre Nerven beruhigen.

Ärgerlicherweise hatte Leanne längere Zeit keine Wäsche mehr gewaschen. Celia fand kein sauberes Badetuch und musste sich mit mehreren Handtüchern behelfen.

Während das Wasser einlief, stellte sie drei Kerzen aufs Fensterbrett und zündete sie an. Sie legte das Telefon und ihr Handy auf den Hocker zwischen Badewanne und Waschbecken und redete sich ein, es wäre nicht, weil sie verzweifelt auf Leannes Anruf oder eine SMS von ihr wartete, sondern um sich bei diversen Freunden zu melden. Sie wollte unbedingt jemanden sagen hören: „Willkommen daheim.“ Sie wollte Löcher in den Bauch gefragt werden, wie es ihr in Mailand gefallen hatte, sie wollte jemandem von italienischer Küche und Modenschauen vorschwärmen. Sie konnte auf keinen Fall schlafen gehen, bevor sie nicht emotional einigermaßen angekommen war.

Celia ließ einen Strahl ihres teuersten Badeöls ins Wasser laufen, schenkte sich ein Glas Rotwein ein, zog sich seufzend aus und glitt in die Wanne.

Ein Luftzug ließ die Kerzenflammen flackern, gerade als das Telefon klingelte. Sie griff danach.

„Warum können Briten keine dichten Fenster bauen?”

„Non so. Keine Ahnung, bellissima. Ich bin Fotograf, nicht Fensterbauer.”

„Roberto! Schön, dass du dich meldest.”

„Ich wollte nur hören, ob du gut gelandet bist, und dir sagen, dass du mir fehlst, und dass ich nie wieder eine Frau so lieben werde wie dich.“

Celia lachte. „Stolto! Du Schwachkopf.“ Roberto war durch und durch schwul, aber er liebte es, den charmanten Herzensbrecher zu spielen.

„Was plätschert da?“, wollte er wissen.

„Ich liege in der Badewanne.“

„Das musst du mir genau beschreiben. Ist deine Badewanne freistehend oder so ein langweiliges, unromantisches Einbauteil mit Fliesenrand? Hast du die Haare hochgesteckt, oder lässt du sie im Wasser treiben wie eine Meerjungfrau? Bist du nackt oder trägst du Handschuhe?“

„Entgegen anderslautender Gerüchte trage ich keineswegs in jeder Lebenslage Handschuhe. Das Bad ist dunkelrot gekachelt. Die Wanne ist weiß und freistehend. Auf dem Fensterbrett links von mir stehen drei rote Stumpenkerzen, weil ich das Deckenlicht zu grell finde.“

„Ist es bei euch schon dunkel?“

„Dämmrig. Ich liege in einem Ölbad, das nach Ylang-Ylang duftet, und habe die Haare hochgesteckt.“

„Hört sich an wie etwas, dass ich gerne fotografieren würde. Und jetzt erzähl mir, wie du dich selbst befriedigst.“

Celia wurde rot und hielt den Hörer vom Ohr weg, damit Roberto nicht mitbekam, wie sie entsetzt aufkeuchte. Schließlich hatte sie sich genug gefangen, um zu sagen: „Das hatte ich nicht vor.“

„Oh, dann hast du mein Abschiedsgeschenk wohl noch nicht ausgepackt?“

„Nein, aber jetzt weiß ich nicht, ob ich mich noch trauen werde.“

Roberto lachte so laut, dass Celia fürchtete, er könnte damit ihr Badewasser zum Überschwappen bringen. „Du wirst es lieben, carissima. Und hoffentlich auch benutzen. Als Dekorationsgegenstand wäre es die reinste Verschwendung. Außerdem brauchst du ein bisschen Spaß. Du bist viel zu sehr in deine Arbeit verliebt. Versprich mir, etwas lockerer zu werden.“

„Va bene. Ich werde es versuchen. Melde dich mal wieder, Roberto.“

„Mache ich. Ciao, Celia.“

Sie drückte die Auflegetaste und drehte das heiße Wasser an. Wärme war alles, wonach sie sich jetzt sehnte.

Sie mochte es, wie Roberto ihren Namen aussprach. Es war wirklich sehr, sehr schade, dass er nicht an Frauen interessiert war, denn er war der erste Mann seit langem, den Celia sich als Liebhaber hätte vorstellen können. Er war einfühlsam und lustig und ein bisschen teddybärig. Leanne hätte ihn als Softie bezeichnet.

Sofort kreisten Celias Gedanken wieder um Leanne. Es konnte nur eine Erklärung geben: Ihre Freundin war mal wieder schwach geworden. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie einem Mann derart verfiel, dass sie alles um sich herum vergaß, bei der Arbeit durch Stimmungsschwankungen auffiel und Verabredungen sausen ließ.

Dummerweise hatte Leanne eine erschreckende Begabung, sich genau die falschen Männer auszusuchen. Ihre letzte Eroberung war fast zwanzig Jahre älter gewesen als sie. Er hieß Mark und war in Celias Augen ein herrischer, selbstgerechter, aufgeblasener Wichtigtuer, der sich an Leannes jugendlicher Zartheit aufgeilte und es genoss, sie herumzukommandieren. Celia hatte Leanne erst behutsam, dann immer deutlicher zu verstehen gegeben, was sie von Mark hielt, doch das schien ihn in Leannes Augen nur noch reizvoller zu machen. „Ich mag nun mal dominante Männer und keine Weicheier.“

„Dominant? Er ist einfach ein Pascha.“

„Du verstehst das nicht. Es ist etwas Sexuelles. Seine strenge Art erregt mich.“

„Was ist daran erregend, wenn ein Mann dir zusieht, während du nackt seinen Fußboden schrubbst?“

Solche fruchtlosen Diskussionen hatten sie immer wieder geführt. Celia war nichts anderes übrig geblieben, als die Sache auszusitzen und für Leanne da zu sein, als Mark endlich zu weit gegangen war und sie vor seinen Freunden als seine Putzfrau ausgegeben hatte, weil sie nicht vornehm genug war, um als Freundin durchzugehen.

Das hatte Leanne die Augen geöffnet, und sie hatte sich an Celias Schulter ausgeweint, entsetzt über ihre eigene Naivität.

Wer auch immer der Kerl war, dem Leanne sich jetzt hingab, er würde sich früher oder später als Ausbeuterischer oder Schlimmeres entpuppen. Leanne hatte noch nie Glück mit Männern gehabt, weil sie nach den falschen Qualitäten Ausschau hielt.

Einen feinfühligen Mann wie Roberto hätte sie jedenfalls keines Blickes gewürdigt.

Als Celia sich eine halbe Stunde später in ihrem Bett unter die verkrumpelten Laken gleiten ließ und sich schnell auf der Seite zusammenrollte, um die beim Baden gespeicherte Körperwärme gegen die kühle Matratze zu verteidigen, fühlte sie sich entsetzlich alleingelassen.

Ein herzlicher Empfang wäre herrlich gewesen. Wenn die Situation umgekehrt gewesen wäre, hätte sie Leanne in einer tiptop sauberen Wohnung empfangen, die mit Blumen geschmückt war.

Immerhin war sie in Mailand liebevoll verabschiedet worden. Roberto hatte ihr sogar ein Geschenk ...

Oh, das Geschenk!

Celia stand wieder auf, ging ins Wohnzimmer und hievte einen Koffer auf den Couchtisch. Zwischen ihrer Unterwäsche lag die längliche, mit rotem Samt beklebte Schachtel, die Roberto ihr auf dem Flughafen Malpensa in die Hand gedrückt hatte, mit der Bitte, sie erst zu öffnen, wenn sie wieder in London war. „Am besten direkt vor dem Schlafengehen.“

Celia wog die Schachtel in der Hand. Für ein Schmuckstück war sie zu groß und zu schwer. Sie schloss die Augen, bevor sie den Deckel abhob, griff mit den Fingerspitzen in die Schachtel und spürte etwas Glattes, Hartes, fuhr die Kontur entlang, beugte den Kopf tiefer und schnupperte. Leder. Eine Schaufensterpuppenhand mit einem Lederhandschuh? Nein, da waren keine Finger, sondern eine runde Kuppe. Sie schloss die Hand um den Gegenstand und hob ihn heraus. Ein Schaft mit einer Kuppe. Ein Dildo! Sie riss die Augen auf. Tatsächlich, Roberto, der Spinner, hatte ihr einen mit Leder bezogenen Dildo geschenkt! Die Form war einem echten Penis nachempfunden, allerdings ohne die Adern und mit einem gebogenen Schaft, der gut in der Hand lag. Das Leder war straff darüber gespannt, die Naht fein und hauchdünn gearbeitet, wie Celia mit Kennerblick bemerkte. Es war ausgezeichnetes Leder, ohne Narben, glatt und glänzend. Ob sie den Mut fand, ihn zu benutzen? Celia glaubte nicht an Geister, aber manchmal dachte sie, es gäbe Momente im Leben, wo man nur hoffen konnte, dass die Seelen der Verstorbenen einem nicht zuschauten.

Fast ein wenig widerwillig gestand sie sich, dass es sie erregte, diesen Dildo in der Hand zu halten. Vielleicht klappte ja mit ihm, was ihr sonst selten gelang: einen Orgasmus zu erleben.

Jetzt konnte sie keine Störung brauchen. Sie schaltete ihr Handy ab und sprach hastig einen neuen Text auf den Anrufbeantworter.

Zurück im Schlafzimmer deckte sie sich sorgfältig zu und spreizte erst dann die Beine.

Sie bog den Nacken durch und ließ den Dildo an ihrer Kehle entlang nach unten zwischen ihre Brüste gleiten. Während sie mit der linken Hand ihre Schamlippen streichelte und mit der rechten den Dildo an ihren Bauch drückte, damit er ihre Körperwärme aufnahm, fragte sie sich, woran Leanne wohl dachte, wenn sie sich selbst befriedigte. Sie hatte sie einmal durch Zufall dabei beobachtet, als sie am frühen Nachmittag heimgekommen war, nachdem einer ihrer Termine geplatzt war. Als sie in den Wohnbereich kam, sah sie Leannes nackte Füße über der Rückenlehne der Ledercouch baumeln. Dazu hörte sie ein klatschendes Geräusch und lautes Protestgeschrei. „Nein, Sir. Sie tun mir weh.“

Celia hastete zur Couch und sah über die Lehne, weil sie glaubte, Leanne benötigte Hilfe. Doch da war niemand, der ihr wehtat. Leanne war allein. Sie lag mit dem Rücken auf der Sitzfläche, ihr Kopf hing nach hinten herunter, ihre Augen waren geschlossen. Sie schlug sich selbst. Mit der Handfläche klatschte sie fest und schnell auf ihre Schamlippen. Sie bettelte und flehte dabei.

Celia war völlig verwirrt. Es dauerte sogar einen Moment, bis sie überhaupt begriff, was Leanne tat. Ihr Stöhnen ging in Keuchen über, sie bewegte den Kopf ruckartig hin und her, hob sich mit den angewinkelten Beinen auf der Lehne etwas von der Sitzfläche ab, so dass ihr Schoß gespreizt nach oben gereckt war. Ihre Fingerspitzen trafen immer öfter ihre Klitoris. „Ich kann nicht mehr. Ich tue auch alles, was Sie sagen“, ächzte sie.

Leise war Celia zur Wohnungstür zurückgeschlichen und hatte draußen gewartet, bis die schrillen Schreie, die Leannes Orgasmus begleiteten, verklungen waren – und bis ihre eigene Gesichtsfarbe sich normalisiert hatte.

Bei der Erinnerung daran kam Celia eine Idee, wie sie das Schicksal herausfordern konnte. Es war so ein ähnliches Vorgehen, wie sie es anwandte, wenn sie auf einen dringenden Telefonanruf wartete. Sie ging duschen, in der festen Überzeugung, das Telefon würde genau dann klingeln, wenn sie gerade dabei war, eine Aufbaukur in die Haare einzumassieren. Manchmal klappte es sogar. Sie war sehr geübt darin, in einer einzigen geschmeidigen Bewegung das Wasser abzudrehen, aus der Dusche zu steigen, und sich die Hände an einem bereitgelegten Handtuch abzuwischen.

Wäre es nicht wahnsinnig unpassend, wenn Leanne ausgerechnet jetzt heimkäme, während Celia das nachspielte, was sie bei Leanne beobachtet hatte?

Geben wir dem Schicksal eine Chance.

Sie legte den Dildo neben sich und schob die Bettdecke weg. Noch etwas zögernd stemmte sie die Beine in die Matratze und hob das Becken. Dann patschte sie mit der Hand ein paar Mal auf ihre Pussy. „Das ist lächerlich.“ Halt. Falscher Text! Celia legte ein Flehen in die Stimme. „Nein Sir, bitte nicht!“

Und das törnte Leanne an? Also noch einmal mit Gefühl. Celia schlug etwas fester zu, es tat sogar ein bisschen weh. Sie zuckte zurück, legte aber gleich noch ein paar Hiebe nach. Jetzt spürte sie ein angenehmes Kribbeln. Ob Leanne sich dabei wirklich Schmerzen zufügte? Ging das überhaupt?

Celia überwand die nächste Hemmschwelle und holte weit aus. „Autsch! Noch so ein Hieb, und ich werfe Sie aus dem Bett, Sir, wer auch immer Sie sein mögen.“ Celia kicherte. Das war der perfekt peinlich-alberne Moment, um von Leanne ertappt zu werden. Sie sah zur offenen Schlafzimmertür, doch dort regte sich nichts, abgesehen von den nächtlichen Schattenspielen, die die Wolken durch das Oberlicht warfen.

Okay, genug davon. Ich bin mit vielen schönen Erinnerungen im Gepäck nach London zurückgekommen. Jetzt ist es Zeit, dass ich mich für meine Erfolge belohne.

Sie griff wieder nach dem Dildo, umschmeichelte ihn mit den Fingern und fuhr mit der Handfläche über ihren Bauch. Wie zart ihre Haut war, wie schön die leichte Bräune, die durch das warm schimmernde Licht der Nachttischlampe noch betont wurde.

Sie hauchte einen Kuss auf die Fingerspitzen und legte sie dann auf ihre Klitoris. „Und jetzt du.“ Sie leckte die Eichel des Dildos ab, so als würde sie von einem besonders leckeren Eis schlecken. Behutsam führte sie ihn ein, drückte genussvoll gegen den leichten Widerstand der Muskeln, und besorgte es sich mit langsamen, tiefen Stößen. Es fühlte sich irrsinnig gut an, fast wie ein echter, pulsierender Penis.

Sie drehte sich um und klemmte den Dildo in den engen Spalt zwischen den Matratzen. Dann kniete sie sich darüber, kreiste mit den Hüften, um das runde Ende in all den sinnlichen Falten ihres Schoßes zu spüren. Sie reizte sich selbst, bis sie es nicht mehr aushielt und sich auf den Schaft hinabsenkte, der sie ganz ausfüllte. Sie bewegte sich auf und ab. Der Dildo steckte fest, und sie konnte ihn reiten. Ein kraftvolles, lebendiges Gefühl. Ihre Lust erreichte schnell ein hohes Niveau – doch wie so oft, steigerte sie sich nicht weiter. Wie machten andere Frauen das nur? Sie rieb ihre Klitoris, ohne dass der zusätzliche Reiz etwas bewirkte. Ja, es war schön, es war toll, es machte Spaß, und es trieb ihr den Schweiß aus den Poren. Aber sofort spürte sie den Leistungsdruck, den sie auch empfand, wenn sie mit einem Mann schlief. Immerhin rief ihr der Dildo nicht zu: „Komm schon! Komm für mich.“ Das brachte ihre Libido immer völlig zum Erliegen.

Vielleicht sollte sie auch einmal ganz tief in eine Fantasie eintauchen. Sie dachte an ihren Lieblingsfilm, „Agentin wider Willen“. Darin gab es eine Szene, die sie jedes Mal feucht werden ließ, egal wie oft sie den Film sah. Die Heldin soll dazu gezwungenwerden, für den Geheimdienst zu arbeiten. Dazu wird sie an einen Stuhl gefesselt und bekommt Elektroden auf die entblößten Oberschenkel geklebt, die dann unter Strom gesetzt werden. Der Agent, der die Aufgabe hat, sie gefügig zu machen, ist von ihr fasziniert, und sie ist heimlich in ihn verliebt. So wird die Folterszene zu einer Auslotung ihrer beider Grenzen. Jedes Mal, wenn er ihr einen elektrischen Schlag verpasst, liest man in seinem Gesicht den Wunsch, sie lieber zu streicheln als zu quälen. Doch die Heldin bleibt stur, auch als er die Stromstärke erhöht, und sie vor jedem neuen Stromschlag Angst hat. Auch ihr Gesicht spricht Bände. Sie begehrt den Mann, der sie dieser Tortur aussetzt. Die Situation schaukelt sich immer weiter hoch, bis der Agent der Heldin die Elektroden wegreißt, sie losbindet und in die Arme nimmt. Unter wilden Küssen verführt er die erschöpfte Heldin, die sich nach diesem, dem angeblich besten Sex ihres Lebens, bereit erklärt, alles zu tun, was von ihr verlangt wird.

Celia stellte sich vor, diese Heldin zu sein, erst gequält, dann geliebt. War da eine Reaktion? Fühlte sich ihre Pussy feuchter an? Spürte sie den Schaft besser? Ja, es schien zu funktionieren. Sie nahm den Rhythmus des Hebens und Senkens wieder auf.

Stöhnend und zitternd machte sie sich daran, sich zu einem Orgasmus hochzuputschen.

Grazie, Roberto. Dein Geschenk ist eine Wucht.

Kapitel 2

Zu der Zeit, als Celia im Taxi vom Flughafen heimfuhr, war Leanne bei Devin Flinkman, mit dem sie jede freie Minute verbrachte.

Sie nahm von der Welt um sich herum nur sehr wenig wahr. Der Regen war ein fernes Plätschern, übertönt von der Musik, die in Devins Schlafzimmer lief: Tschaikowsky. Er hatte eine umfangreiche Sammlung klassischer CDs in zwei schwarzen Säulen, die einen schmalen Schrank einrahmten. Was sich in diesem Schrank befand, wusste Leanne erst seit einer halben Stunde.

Sie lag bäuchlings auf dem breiten Doppelbett mit dem aufwendig gearbeiteten Metallgestell, ein dickes Kissen unter die Hüften gestopft, den Kopf zur Seite gedreht, die Knie leicht angezogen und gespreizt, den Hintern hochgereckt. Sie bekam nur mühsam Luft und konnte sich kaum bewegen. Ihr war heiß, ihr Blut pulsierte, ihr ganzer Körper schien unter Strom zu stehen.

Sie hatte sich noch nie so hilflos gefühlt. Und sie war noch nie so erregt gewesen.

Devin stand neben dem Bett und betrachtete sie. Sie hätte so gern gesagt: „Nun komm doch, nimm mich! Ich flehe dich an, bevor ich vor Lust zerfließe“, aber der Ballknebel in ihrem Mund ließ nur gutturale Laute zu.

Devin war der bestaussehende Mann, dem sie je begegnet war. Seit zwei Wochen drehte sich ihr Leben nur noch um ihn. Alles andere – arbeiten, essen, schlafen – war lästiges Beiwerk. Sie lebte für die Lust, die er ihr bereitete. Er war hochgewachsen, breitschultrig, leicht gebräunt. Sein schwarzes Haar trug er kurz und akkurat geschnitten, seine dunklen Augen schienen vor Intensität zu flimmern, wenn er sie ansah.

Seine Hände, stark und zupackend, hatten sie auf Anhieb fasziniert. Er war ins Reisebüro gekommen, als gerade eins der Regale unter den neu eingeräumten Prospekten zusammengebrochen war. Ohne ein Wort hatte er sich gebückt, die Prospekte aufgesammelt und ordentlich gestapelt, die Regalbretter an die Wand gelehnt und sie dann angelächelt. „Ich habe die Tür wohl etwas zu heftig geschlossen.“

Seine selbstbewusste Art, die leise Ironie, die einschüchternde Größe, all das hatte ihr sofort das Gefühl gegeben, diesem Mann vertrauen zu können.

Der Flirt war kurz und nur eine Formalität gewesen, denn er war genau so scharf auf sie gewesen wie sie auf ihn. Noch in derselben Nacht hatte er sie verführt. Ganz klassisch mit Kerzen, Wein, Musik, Komplimenten und tausend Streicheleinheiten.

Und dann, ganz langsam, war es intensiver geworden, meist auf ihre Initiative hin. Auch die Fesseln und der Knebel waren ihre Idee gewesen. Während sie noch überlegte, wie man das improvisieren könnte, hatte er den geheimnisvollen Schrank geöffnet. Ein Blick genügte, und Leanne war fasziniert von den Möglichkeiten, die sich hier auftaten, einige davon eher erschreckend als reizvoll, aber sie war lernfähig und sehr, sehr neugierig.

Mit gekonnter und routinierter Schnürtechnik hatte Devin sie in eine absolut hilflose Stellung gebracht. Ihre Hände waren auf dem Rücken gefesselt, ihre Beine weit gespreizt. Das lange Seil, das sich um ihren Körper wand, schien überall zu sein. Es zog, dehnte und hielt sie. Ihr Schoß pochte vor Erwartung. Der Hauch Angst, den sie verspürte, machte alles nur noch aufregender.

Devin öffnete den Gürtel seines schwarzen Morgenmantels. Dann hielt er inne, schloss den Gürtel wieder und griff nach einem Etui auf dem Nachttisch. Oh nein, was tat er denn jetzt? Er zündete sich in aller Ruhe einen Zigarillo an.

Leanne stöhnte, so laut der Knebel es zuließ.

Devin atmete eine Rauchwolke aus. „Mein großer Bruder“, sagte er in leichtem Konversationston, „hat einen Monat vor Weihnachten immer schon angefangen, im Haus herumzuspionieren, um zu sehen, ob unsere Eltern bereits Geschenke besorgt hatten. Ich wollte das nie wissen. Im Gegenteil. Ich habe den Moment immer besonders lange hinausgezögert. Ich saß neben dem Weihnachtsbaum und habe das Geschenkpapier gestreichelt, das Päckchen in der Hand gewogen, es ans Ohr gehalten und leicht geschüttelt, natürlich ganz vorsichtig, damit nichts darin kaputt ging. Dann habe ich es langsam ausgepackt.“

Ich bin aber kein verdammtes Weihnachtsgeschenk, auch wenn ich noch so kunstvoll verschnürt bin.

Immerhin trat er jetzt näher ans Bett und stellte einen Fuß darauf. Die Matratze gab ein wenig nach. Er beugte sich vor und streckte die Hand aus. „Du bist mein Geschenk. Darum wirst du zuerst gestreichelt. Ganz behutsam.“ Er ließ die Fingerspitzen über ihren Rücken gleiten, verweilte auf ihren angespannten Schulterblättern.

Ein süßer Schauer glitt durch ihren Körper. Warum griff er nicht fester zu? Warum warf er sich nicht auf sie? Sie wollte ihn mit allen Sinnen spüren, am ganzen Körper. Sie wollte ihn küssen. Bitte, nimm mir den Knebel aus dem Mund!

Doch das stumme Flehen in ihrem Blick erreichte ihn nicht. Er hatte sich wieder zurückgezogen, rauchte weiter, nahm einen Schluck Weißwein. Sie konnte seine Erektion als Ausbeulung in seinem Bademantel sehen. Woher nahm er nur diese Selbstbeherrschung?

„Einmal“, erzählte er, „habe ich die Geschenke wieder unter den Baum zurückgelegt und gesagt, ich würde sie erst am nächsten Tag auspacken. Mein Bruder ist fast ausgetickt, weil er auf meine Geschenke mindestens so neugierig war wie auf seine eigenen.“

Leannes Herz blieb fast stehen. Wollte er sie etwa so liegen lassen, bis er geruhte sich ihrer zu erbarmen?

Devin legte den Zigarillo in den Aschenbecher. „Mitten in der Nacht bin ich dann aufgestanden, weil ich es doch nicht mehr aushielt, und habe meinen Bruder in flagranti dabei ertappt, wie er gerade eine Schere am Geschenkband ansetzte. Aber ich glaube, du interessierst dich gerade nicht so sehr für meine Familienanekdoten.“ Er löste den Gürtel und ließ den Morgenmantel zu Boden gleiten. „Du interessierst dich eher für das Geschenk, das ich für dich habe.“ Er kniete sich auf die Matratze und legte seine heißen Handflächen auf ihre Pobacken.

Leanne atmete zufrieden aus. Wieder wurde sie gestreichelt, lange und geduldig, was ihre eigene Geduld bis zur Grenze des Erträglichen strapazierte. Sie reckte ihm den Hintern entgegen, versuchte, sich an seinen Händen zu reiben. Sie wollte mehr von ihm spüren.

„Meine kleine wilde Elfe“, murmelte er. „Ich glaube, du willst mir etwas sagen.“ Er beugte sich über sie und löste den Klettverschluss an dem Lederband, das den Knebel festhielt. Sachte zog er ihr den Knebel aus dem Mund.

„Bitte fick mich so fest du kannst”, flehte sie atemlos.

Er warf den Knebel auf einen Sessel und strich ihr zärtlich durchs Haar. „Ich könnte dich noch ein wenig länger hinhalten, einfach um zu sehen, wie widerstandsfähig ich bin.“

„Das darfst du nicht tun. Bitte. Ich sterbe vor Lust. Fick mich, du Mistkerl.“

„Hm.“

„Bitte.“

Er küsste ihre Wange.

„Verdammt!“

„Du bist hinreißend.“ Er kniete sich hinter sie zwischen ihre geöffneten Beine und drückte die Spitze seines Glieds gegen ihre Schamlippen, tauchte in ihre Feuchtigkeit und drang endlich – endlich! – tief in sie ein. Er stieß zu, zog sich zurück, stieß schneller zu, steigerte den Rhythmus, ließ ihren gefesselten Körper vor und zurück wippen. Die Muskeln in ihrer Vagina arbeiteten auf Hochtouren, sie zuckten lustvoll und pressten sich zusammen, so fest sie konnten.

Leanne keuchte unter den Stößen. Ja, so war es gut. Aber noch nicht perfekt. „Pack mich. Pack mich richtig fest. Tu mir weh.“

Er hielt inne und lachte. Sie liebte sein Lachen. Es war so rau und offen, so frei von Hemmungen.

„Auch wenn es dich Überwindung kosten sollte“, fügte sie hinzu, wohl wissend, dass er nur darauf lauerte, von ihr um so einen speziellen Service angefleht zu werden. Wie gut sie miteinander harmonierten, und das nach so kurzer Zeit!

Er grub die Finger in ihre Flanken, bohrte sie regelrecht hinein. Und dann stieß er wieder zu, mit einer Wucht, die sie vom Bett geschoben hätte, wenn die Seile sie nicht gehalten hätten.

Sie krampfte die Hände auf dem Rücken zusammen, wollte sich irgendwo festhalten und biss schließlich ins Kissen. Sie war vor Lust völlig außer sich. Devins Stöße wurden langsamer, genussvoller. Sein Griff um ihre Hüften lockerte sich. Er hatte sogar die Muße, ihre Hände loszubinden und sie an ihre Seiten zu legen. Er beugte sich über sie und leckte sie an der empfindlichen Stelle an der Seite ihres Halses. Sie stöhnte entzückt auf. Gleich würde er kommen. Sie konnte schon spüren, wie sein Glied sich in ihr steiler aufrichtete und wie seine Hoden, die er gegen ihre Schamlippen presste, sich zusammenzogen.

Plötzlich glitt er aus ihr hinaus. Sie wollte protestieren, doch da sagte er: „Wenn du jetzt nichts sagst und nicht den allerkleinsten Laut von dir gibst, dann mache ich dir ein kleines Geschenk. Es ist nicht verpackt, aber es kommt von Herzen. Also beherrsche dich.“

Disziplin war sein Lieblingsthema. Aus diesem Grund hatte sie ihn vorhin gebeten, sie zu fesseln und zu knebeln. Das machte es ihr einfacher, sich zu beherrschen. Aber jetzt waren ihre Hände und ihr Mund wieder frei. Sie genoss umso mehr den Zug der Fesseln, der ihre Beine gnadenlos spreizte. Nicht, dass sie den Wunsch gehabt hätte, die Beine zu schließen. Sie fand es herrlich, sich ihm so zu öffnen. Wenn er doch nur wieder Gebrauch von ihrer Willigkeit machen würde.

„Okay“, sagte sie.

„Schön. Ich will keinen Laut hören, sonst ist es sofort vorbei.“

Sie verdrehte den Kopf ein wenig, um zu sehen, was er tat. Er hockte auf den Fersen, direkt hinter ihr und näherte sein Gesicht ihrer weit gespreizten Pussy. Im nächsten Augenblick spürte sie seinen Atem über ihre feuchte Spalte streichen. Sie wollte wohlig „Oh ja“ sagen, aber dann fiel ihr ein, dass sie schweigen musste, wenn sie dieses wunderbare kleine Geschenk bekommen wollte, von dem sie jetzt wusste, was es war: Seine Zunge.

Sie mochte es, geleckt zu werden, aber eher als Vorspiel. Im Moment wollte sie einfach nur gefickt werden. Doch dann änderte sie ihre Meinung ganz schnell, als er mit der Zunge sacht ihre Schamlippen leckte. Ein Gefühl von Weichheit ging durch ihren Körper, eine Zärtlichkeit, die ihr sogar die Tränen in die Augen trieb. Sie barg den Kopf in den Händen, während er immer weiter leckte, dabei allmählich fester zudrückte, bis nicht nur seine Zunge sondern auch seine Lippen sie berührten. Er zog eine Schamlippe zwischen die Zähne und knabberte behutsam daran.

Sie hatte Oralverkehr noch nie als so lustvoll empfunden. Woran lag es? An der ungewöhnlichen Stellung? An den Fesseln? An Devins Zungenfertigkeit? Oder schlicht und einfach daran, dass sie nach ihm so verrückt war wie noch nach keinem anderen Mann? Das heißt, nach keinem Mann außer Franklin.

Er drang mit der Zunge tief in sie ein. Leanne musste sich mit ihrer eigenen Faust knebeln, um nicht laut aufzustöhnen.

„Greif nach hinten“, sagte er. „Ich möchte, dass du deine Schamlippen weit auseinanderziehst.“

Leanne löste eine Hand von ihrem Mund und die andere von dem Kissen, das sie krampfhaft umklammert hatte. Sie griff nach hinten um ihren Po herum und folgte seiner Aufforderung. Er schob zwei Finger in ihre Spalte und küsste sie auf die Rosette. Leanne war einer Ohnmacht nahe. Ihre Wahrnehmung war auf wenige Quadratzentimeter beschränkt. Er fickte sie mit den Fingern, ließ zwei weitere folgen. „Es fehlt nicht viel“, murmelte er.

Nicht viel wozu? Das muss ich ihn nachher unbedingt fragen.

Sie drückte die Fingerspitzen fester in ihre Haut und zog sie ein Stück weiter auseinander. Seine Finger glitten mit einem schmatzenden Geräusch aus ihr hinaus. Dann leckte er sie wieder. „Hm, du schmeckst wunderbar. Ich könnte in dir ertrinken. Reck den Po noch ein wenig höher.“

Alle ihre Muskeln waren angespannt: Die gespreizten, gefesselten Schenkel, die gedehnte Vagina, ihre Arme und Hände, ihre Schultern, ihr Nacken. Ihre fest aufeinandergepressten Lippen, der eingezogene Bauch – alles schrie nach Erlösung. Und dann schrie sie auch, konnte einfach nicht anders, denn er hatte seine Lippen um ihre Klitoris geschlossen und saugte daran. Ihre Selbstbeherrschung war dahin, sie zitterte am ganzen Körper.

Er hörte auf, gerade als die erste Welle des Höhepunkts durch ihren Körper flutete. Sie schrie lauter, protestierte, flehte.

Doch er machte nicht weiter, sondern begann ruhig und systematisch die Seile um ihre Beine zu lösen.

Das darf ja wohl nicht wahr sein!

„Wenn du mich schon nicht mehr lecken willst, weil ich die Beherrschung verloren habe, dann fick mich wenigstens, zum Henker!“ Leanne wurde immer etwas vulgär, wenn sie heiß war.

Er befreite sie von der letzten Fessel, griff unter sie und drehte sie auf den Rücken. „Ich liebe deine gewählte Ausdrucksweise.“

Nun lag sie mit dem Po auf dem dicken Kissen und ließ die Knie aufreizend auseinanderfallen. „Bitte beglücke mich mit deinem wunderbaren Phallus.“

„Schon besser.“ Er hockte zwischen ihren Schenkeln und drückte sie sanft nach unten, beugte sich vor und küsste ihren Venushügel und den zarten Vlies von blonden, seidigen Schamhaaren. „Aber diesen Orgasmus wirst du dir selbst bescheren müssen. Ich bin erst wieder für den nächsten zuständig. Strafe muss schließlich sein.“

„Wie – selbst bescheren?“

„Indem du es dir selbst besorgst.“

„Jetzt und hier?“

Er hob eine Augenbraue. „Wann und wo denn sonst?“

Sie verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte energisch zu klingen statt entsetzt. „Das kommt überhaupt nicht in Frage.“

Hoffentlich versuchte er nicht, sie dazu zu zwingen, dann hatte sie ein ernsthaftes Problem.

„Das war keine Bitte. Das war ein Befehl.“ Devin griff nach ihrem rechten Handgelenk und legte ihre Hand auf ihren Schoß. „Fang an.“

Leanne merkte, wie sie zusehends verkrampfter wurde. Ruckartig zog sie die Hand weg. „Ich will mich nicht selbst befriedigen. Das kann ich zu Genüge haben, wenn ich allein bin. Wozu habe ich dich?“

„Im Moment hast du mich als Zuschauer. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr es einen Mann anheizt, einer Frau beim Masturbieren zuzusehen.“

Sie hob den Kopf und warf einen bedeutungsvollen Blick auf sein pralles Glied. „Ich habe nicht den Eindruck, dass du angeheizt werden musst.“

Er zog die Augenbrauen zusammen. „Du bist doch bestimmt keine der verklemmten Frauen, die sich nur im Dunkeln unter der Bettdecke selbst befriedigen, oder sogar mit der Bettdecke, weil sie Hemmungen haben, sich selbst zu berühren. Also gibt es nur eine Erklärung: Du willst, dass ich dich unter Androhung schrecklicher Strafen dazu zwinge, ja? Also, ganz ehrlich, bisher fand ich die Spielchen, die du mit mir gespielt hast, sehr erregend, aber das ist mir jetzt doch zu manipulativ.“

„Nein, ich spiele nicht, ich meine es ernst. Es ist meine Privatsache, wie ich mich selbst befriedige. Ich möchte dabei keine Zuschauer haben. Das ist schließlich keine verdammte Peepshow.“

Sie erschrak über ihren eigenen Tonfall, denn sie wusste genau, dass die Wut nur ihre Scham kaschieren sollte. Aber was konnte sie dafür, wenn es ihr keinen Spaß machte, an ihrer Klitoris herumzufummeln? Wenn sie nun mal keine Lust hatte, sich zu streicheln, bis sie kam? Das war ihr zu zahm. Sie war früher oft dabei eingeschlafen, bis sie endlich beschlossen hatte, ihre Lieblingsfantasie wenigstens ein Stück weit in die Tat umzusetzen.

Die ersten Klapse hatte sie sich unter der Bettdecke gegeben, beschämt darüber, sich selbst wehzutun. Aber es hatte sich gut angefühlt, und sie war schnell und heftig gekommen. Das war vier oder fünf Jahre her, und seitdem hatte sie es nie wieder auf andere Art getan, war dabei immer mutiger geworden, hatte sich schließlich nicht mehr beobachtet gefühlt, wie man es oft tut, wenn man allein ist und tanzt, singt, Selbstgespräche führt oder eben Selbstbefriedigung betreibt.

Sie hatte es auf der Couch getan und auf dem Küchentisch. Oh ja, das war gut gewesen, die Fersen am äußersten Rand aufgestemmt, immer in Gefahr abzurutschen, was ihr imaginärer Gebieter Franklin jedes Mal mit fünf besonders festen Hieben direkt auf die Klitoris bestrafte. Oder in der Badewanne. Franklin hatte ihr befohlen, die Beine über den Wannenrand zu legen und den Po hochzurecken, bis ihre Pussy gerade noch so von Wasser bedeckt war. Bei jedem Hieb war Wasser aufgespritzt. Das nasse Klatschen hatte ihre Lust verstärkt, und sie war zweimal kurz hintereinander gekommen. Ja, sie war eine Meisterin der Selbstbefriedigung. Von wegen verklemmt und mit der Bettdecke!

„In Ordnung, ist ja gut“, sagte Devin besänftigend. „Kein Grund sich aufzuregen. Wenn du es partout nicht tun willst, dann respektiere ich das natürlich. Vorläufig.“ Er zwinkerte ihr zu und gab ihr einen spielerischen Klaps auf die Pussy.

Sofort erschien Franklin vor Leannes geistigem Auge, und sie hörte seine gebieterische Stimme: „Wenn du die Beine schließt, wirst du ausgepeitscht.“

„Bitte, fessle mich wieder“, flehte sie ihn an. „Mach es mir leichter.“

„Was soll ich dir leichter machen?“, wollte Devin wissen, sichtlich verwirrt.

Leanne errötete. Hatte sie es laut ausgesprochen? „Ich – könntest du das bitte noch mal machen?“

„Was denn?“

„Das, was du eben gemacht hast.“

„Ich habe keine Ahnung, was du meinst.“

Es kostete sie Überwindung, es auszusprechen. Und das, nachdem sie mit ihm zwei so wilde, hemmungslose Wochen verbracht hatte! „Na, also dieser Klaps, den du mir gegeben hast.“

Er schüttelte stirnrunzelnd den Kopf und schlug noch einmal zu, ganz leicht, nur mit den Fingerspitzen.

Leanne sog scharf die Luft ein.

„Das erregt dich?“

Sie nickte.

„Also gut, wenn schon, dann mit allen Schikanen.“ Er hob die Seile vom Boden auf und schlang eines um ihr linkes Fußgelenk, das er daraufhin fixierte. An seinem Bettgestell waren zu diesem Zweck rundherum mehrere Ösen angebracht. Auch das rechte Fußgelenk fesselte er. Sie genoss das gespreizte Gefühl und das Wissen, dass es nun endlich wirklich passieren würde: Nicht sie selbst, sondern ein Mann würde sie auf die Art befriedigen, die sie so unvergleichlich geil fand. Sie spürte, wie ihre Lustsäfte sich sammelten und ihre Schamlippen erwartungsvoll zuckten.

Devin ging ans Kopfende, band mit dem Seil ihre Handgelenke zusammen und fesselte sie an einer metallenen Sprosse.

„Hm, das ist schön“, sagte er mit rauer Stimme. „Ich habe schon eine Menge Sachen ausprobiert, aber das ist neu für mich. Du siehst wunderbar aus, so verletzlich.“ Er kniete sich wieder zwischen ihre Schenkel und holte mit der rechten Hand aus.

„Da ist noch etwas“, sagte sie schnell.

„Und das wäre?“

„Hör nicht auf, wenn ich dich darum bitte. Egal, wie sehr ich dich anflehe, mach einfach weiter.“

„Das hört sich an, als würden wir hier gerade deine Lieblingsfantasie inszenieren.“

„Ähm, ja.“ Er würde doch jetzt keinen Rückzieher machen, weil er sich manipuliert fühlte, oder? „Es ist das erste Mal“, gestand sie. „Das hat noch kein Mann mit mir gemacht.“

„Wunderbar. Es gibt nichts Intimeres, als einer Frau zuzusehen, die zum ersten Mal erlebt, wie ihre wildeste Masturbationsfantasie Wirklichkeit wird.“ Er beugte sich vor und küsste sie auf den Venushügel. „Es wird mir eine Ehre sein, dein Flehen zu ignorieren und dich zu foltern, bis du kommst.“

Oh, das ist perfekt. Franklin, ich gehöre dir!

Sie schloss die Lider und ließ ihn vor ihrem geistigen Auge erscheinen. Franklin basierte auf einer realen Person, Franklin Larsson. Er war Gesangslehrer. Nein, er war der Gesangslehrer überhaupt, wenn man eine Karriere als Operntenor anstrebte. Er galt als streng, fordernd und wahnsinnig musikalisch. Er konnte unfassbare Feinheiten aus Stimmen herauskitzeln. Aber seine Kritik war gnadenlos, und er förderte nur Talente, die vor Ehrgeiz brannten.

Leannes ältere Schwester Katie, die an der Royal Academy of Music Violine studierte, hatte ihr Franklin Larsson nach einem Studenten-Konzert vorgestellt. Es war sofort um Leanne geschehen gewesen. Dieser blonde Hüne mit dem festen Händedruck hatte sie durch seine schiere Gegenwart bis ins Mark erschüttert. Er schaffte es, ihr mit seinen schokoladenbraunen Augen einen so eisigen Blick zuzuwerfen, wie man ihn nur mit blauen Augen zustande bringen sollte. Als er sich auch noch herabließ, einen Satz zu ihr zu sagen, wäre sie beinahe in Ohnmacht gefallen. Das war gut zehn Jahre her. Sie war siebzehn gewesen, leicht zu beeindrucken, sehr verträumt.

Seitdem hatte sie viele Männer gehabt, aber in ihren Träumen war sie Franklin treu.

Devin war der erste Mann, der dabei war, ihrem Fantasiegebieter den Rang abzulaufen.

Trotzdem stellte Leanne sich jetzt vor, es wäre Franklin, der zwischen ihren Schenkeln kniete und die Hand hob. Sie hielt den Atem an. Es war ganz anders als in ihrer Vorstellung. Ihre Hände waren gefesselt. Nicht ihre eigenen zarten Finger würden es sein, die ihre Schamlippen trafen. Sie würde auch nicht wissen, wann die Hiebe fielen.

Klatsch. Der erste Schlag landete. Zu sanft, fand sie. Franklin schlug von Anfang an gnadenlos zu, der tastete sich nicht erst vor und sondierte ihre Empfindlichkeit. Leanne hob das Becken leicht an, um Devin zu signalisieren, dass er ruhig heftiger werden konnte. Doch auch die nächsten beiden Hiebe waren noch zurückhaltend. Sie baute es in ihre Fantasie ein.

„Bitte, Franklin, lassen Sie mich Ihre ganze Härte spüren.“

„Ich bestimme, wie fest ich zuschlage. Wenn du nicht still bist, kneble ich dich.“

„Tut mir leid, Sir.“

„Was tut dir leid?“

Hatte sie schon wieder laut gesprochen? „Äh, das wofür du mich bestrafst.“

„Frauen und ihr Kopfkino!“ Devin grinste. „Ich werde dafür sorgen, dass du keinen klaren Gedanken mehr fassen kannst.“

Kurz darauf spürte sie, dass er sie wieder leckte. Ah, das war gut. Sie gab dem weichen, zärtlichen Gefühl nach. Ein Moment der Stille.

Klatsch.

„Au.“ Dieser Hieb hatte gesessen. Ihre rechte Schamlippe brannte wie Feuer. Wieder spürte sie seine Zunge, die kühlend darüberleckte.

Klatsch.

„Nein, halt, nicht so fest. Das – ooooohhh, schön.“ Er leckte und pustete, verschaffte ihr einen Augenblick der Kühlung.

Klatsch.

„Bist du wahnsinnig?“ Leannes Knie zuckten, als ihre Schenkel sich reflexartig zu schließen versuchten und von den Fesseln daran gehindert wurden.

Er spreizte ihre Schamlippen mit den Daumen und saugte an ihrer Klitoris.

„Ja, mach weiter, ja, bitte.“

Klatsch.

Bald stöhnte Leanne nur noch, mal vor Lust, dann wieder vor Schmerz. Der Rhythmus, in dem er abwechselte, blieb gleich. Als sie kurz davor war zu kommen, hielt er inne. „Du darfst wählen. Wie möchtest du den Orgasmus? Mit der Zunge oder mit den Händen? Willst du zum Höhepunkt geleckt oder geschlagen werden?“

„Beides“, keuchte sie, völlig von Sinnen.

„Dann nehme ich die Peitsche.“

Leanne riss die Augen auf. Von einer Peitsche war bisher nie die Rede gewesen. Angstvoll verfolgte sie jede seiner Bewegungen. Er öffnete den Schrank und holte zwei Peitschen heraus. Eine war einriemig und aus glänzendem Leder, die andere hatte mehrere breite Riemen und schien aus einem weicheren Material zu sein. Er legte die Einriemige weg und kam mit der weichen Peitsche zum Bett zurück. „Schließ die Augen und genieße.“

Leanne gehorchte. Was dann folgte, war vollkommen. Weich wie eine Zunge und doch fest wie zuschlagende Hände traf die Peitsche ihre Schamlippen. Jedes Mal, wenn er nach einem Hieb die Riemen wegzog, glitten sie schmeichelnd über ihre erhitzte Haut.

„Mehr, schneller. Ja!“

Devin schlug sie, bis sie heftiger kam, als sie es je für möglich gehalten hätte. Sie verkrampfte sich von den Zehen bis zu den Fingerspitzen. Süße, lustvolle Wogen rasten durch ihren Körper. Devin hörte erst auf, als sie nicht einmal mehr leise stöhnen konnte.

Zum zweiten Mal löste er die Seile, die sie hielten. Er zog das Kissen unter ihrem Po weg, drehte sie auf die Seite und drang von hinten in sie ein, so sacht, dass sie es kaum merkte. Sie war wie betäubt, alle ihre Muskeln waren erschlafft. Sein Arm umfing sie, mit dem anderen fasste er in ihre Haare, bog ihren Kopf nach hinten und küsste ihre Nasenspitze. Sie ließ alles mit sich geschehen, willenlos und biegsam wie eine Puppe, und dabei unendlich glücklich, eingehüllt in einen Kokon aus Zärtlichkeit. Er nahm sie in langen, sanften Stößen, streichelte dabei ihre Brüste und ihren Bauch. Sie fühlte sich so offen, so hingegeben an diesen Mann. „Möchtest du mit mir kommen?“, fragte er.

„Ich glaube, ich kann nicht mehr.“

„Deine Regenerationsfähigkeit ist enorm. Ich habe noch keine Frau wie dich erlebt. Ich wette mir dir, in wenigen Minuten bist du wieder so weit, dass du mich anflehst, dich zu ficken.“

„Aber das tust du doch gerade.“

„Nein, im Moment mache ich Liebe. Ficken ist anders.“

„Okay, bring mich dazu.“

Sie bezweifelte, dass er es schaffen würde. Ihre erogenen Zonen waren völlig überreizt und wollten einfach nur in Ruhe gelassen werden.

Er rutschte im Bett nach unten, bis sein Kopf an ihrem Steißbein lag. Dort begann er sie zu lecken, am Ende ihrer Wirbelsäule, knapp oberhalb der Stelle, wo ihre Pobacken sich teilten. Es fühlte sich schön an, mehr aber auch nicht. Sie hatte sogar Muße wahrzunehmen, dass es draußen dämmerte. Doch je länger er sie leckte, desto empfindlicher wurde die Stelle. Es war, als würde er nur mit Hilfe seiner Zunge eine neue erogene Zone erschaffen. Ihre Haut begann zu prickeln, kleine, zärtliche Stromstöße fuhren ihren Rücken hoch. Ihre Brustwarzen wurden hart, ihre Klitoris erwachte zu neuem Leben. „Okay, du hast es geschafft. Ich will gefickt werden.“

Er drehte sie auf den Rücken und ritt sie so schnell und fest, dass sie vor Wonne zu fluchen anfing. Sie kam gleichzeitig mit ihm, getragen von einer wilden, heißen Woge animalischer Lust.

* * *

Einige von Devins Beziehungen waren an seiner Dominanz gescheitert. Moderne Frauen wollten keine Paschas, keine Machos, keine Männer mit Besitzansprüchen. Dass Devin absolut kein Macho war und jederzeit dazu bereit, einer Frau die Welt zu Füßen zu legen, nützte ihm nichts, denn das glaubten ihm die Frauen nicht. Dazu entsprach er zu sehr dem Klischee des herrischen Unterdrückers. Wenn er seine sensible Seite zeigte, wurde ihm unterstellt, seiner Partnerin etwas vorzuspielen. Dass er geduldig, einfühlsam und treu war, glaubte man ihm nicht. Und am wenigsten, dass er verletzlich war. Verlassen zu werden, betrogen, ausgenutzt – das war ihm zu oft passiert. Er war vorsichtig geworden, zeigte seine Gefühle nicht mehr so offen, hielt sich zurück. Er war sogar bereit, seine sadistische Veranlagung zu unterdrücken, aber zum Glück war das bei Leanne nicht nötig. Sie forderte ständig neue Erlebnisse, neue Erfahrungen. Er achtete darauf, sie immer einen Schritt voraus sein zu lassen, ihr nichts aufzudrängen, wozu sie nicht bereit war. Es sollte keinen Zwang geben, und sei er auch noch so sanft. Sie bestimmte das Tempo. Das gefiel ihm, denn er erlebte dabei eine Überraschung nach der anderen.

Leanne war noch im Bad. Sie hatten gemeinsam geduscht, und sie fönte ihre Haare. Devin stand, nur mit Jeans bekleidet, in der Küche und arrangierte Käse und Obst auf einer Platte. Er war berauscht von dem Gefühl, sich frisch zu verlieben, aber zugleich hatte er Angst, alles könnte wieder ganz plötzlich enden. Vielleicht war er für Leanne nur ein Abenteuer, das sie bis zur Neige auskostete.

„Du hast den schönsten Rücken, den ich je gesehen habe“, hörte er sie sagen. Er drehte sich um. Barfuß und nackt stand sie vor ihm, die feinen Haare noch leicht feucht.

„Danke.“

„Dreh dich wieder um“, befahl sie. Dann gurrte sie: „Hm, wirklich ein toller Rücken. Genau die richtige Menge an Muskeln, kein einziges Haar – ich hasse es, wenn Männer haarige Rücken haben. Lässt du den Rücken epilieren oder ist er von Natur aus so zart?“

Sie legte die Handflächen auf seine Schulterblätter und bewegte sie langsam aufeinander zu.

„Schiere Natur. Sollte dort je ein Haar sprießen, verspreche ich dir, dass du es höchstpersönlich auszupfen darfst.“

„Mit den Zähnen vielleicht?“ Sie küsste ihn, bis sie etwas von der straffen Haut mit den Zähnen zu fassen bekam.

„Zieh dir etwas an“, bat er sie. „Sonst kann ich dem Abendbrot nicht meine ungeteilte Aufmerksamkeit widmen.“

„Du könntest eine Traube in meinen Bauchnabel legen. Und diese leckere Mascarponecrème ... hm, auf die Innenseite der Schenkel geschmiert ... und dann leckst du ... oh, ich werde schon wieder feucht.“

Sie konnte es einfach nicht lassen. Sie war so unersättlich, wie jeder Mann sich eine Geliebte erträumte. Aber wenn er immer nachgab, wäre sie irgendwann übersättigt. Darum ging er nicht weiter auf sie ein, trug die Käseplatte ins Schlafzimmer und stellte sie auf den Nachttisch. Dann nahm er seinen Morgenmantel vom Stuhl und legte ihn ihr um. „Wir haben in den nächsten zwei Wochen reichlich Gelegenheit, deine Fantasien in die Tat umzusetzen.“