Geld geht auch grün & nachhaltig - Patrick Dewayne - E-Book

Geld geht auch grün & nachhaltig E-Book

Patrick Dewayne

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Beschreibung

Immer mehr Menschen, ob jung oder alt, machen sich darüber Gedanken, wie ein klimagerechteres Leben mit der Verwirklichung persönlicher Träume und einem sicheren finanziellen Polster in Einklang zu bringen sind, besonders in Zeiten, in denen Inflationsängste und steigende Preise immer konkreter werden. Finanzexperte Patrick Dewayne beleuchtet aktuelle und künftige Entwicklungen in Sachen nachhaltiger und klimagerechter Finanzbildung und verrät, welche Branchen zu empfehlen sind und was das für die konkreten Anlagemöglichkeiten jedes Einzelnen bedeutet. Welche Trends gibt es beim nachhaltigen Investieren? Wie sieht es aus mit den "grünen Technologien" wie eMobilität und Wasserstoff, mit Windkraft und Solarstrom? Sind solche Unternehmen auch eine sichere Geldanlage? Seine eindeutige Botschaft: Sich sowohl um seine Finanzen als auch um Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu kümmern ist möglich! Wer weiß, worauf es ankommt, kann auch über grüne Portfolios seine Finanzen und sein Einkommen verbessern. Patrick Dewayne zeigt, wie es geht und worauf es dabei ankommt.   

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Inhaltsverzeichnis

Vorbemerkung des Autors

Vorwort

I. Einleitung

Willkommen zurück …

Der Finanzcoach goes green

Grün denken – grün handeln – grün investieren

Warum Finanzbildung grüner wird

Das Buch

II. Grüne Ziele für mehr grünes Geld

Der Finanzregenbogen der klimafreundlichen Geldanlage

III. Nach der Pandemie ist mitten im Kampf gegen den Klimawandel

Eine ganz persönliche Klimawandel-Bestandsaufnahme

»Finance for Future« – im Einklang mit der Umwelt agieren, sozial & ethisch korrekt wirtschaften

Einflussnahme auf die Ausrichtung von Unternehmen durch Engagement

Wie sich durch Corona die finanziellen Ungerechtigkeiten vergrößert haben

Schuldenlasten von Staaten & ihren Bevölkerungen

Schuldenbremse & schwarze Null

Woran erkenne ich, dass ich überschuldet bin, und wie finde ich heraus, wie hoch?

IV. Grüne Investments und grüne Sanierungen

Auf dem Weg in eine grüne Zukunft

Green Deal 2050 – was bedeutet »klimaneutral« eigentlich?

Wo stehen wir in Deutschland auf dem Weg zur Klimaneutralität?

Nachhaltiges Investieren am Kapitalmarkt – wie weit sind wir?

Grüne Anlagestrategien zusammengefasst

V. Grüne Gebäudesanierung: Wärmepumpe und Photovoltaik 2.0

Einleitung

Wie hoch sind die Gaskosten? Rentiert sich eine Umrüstung?

Wärmepumpen – wann rechnet sich der Umstieg?

Fenstersanierungen – Istzustand bei Bestandsimmobilien

Photovoltaikanlagen – Sonnenenergie zur Stromgewinnung

Förderungen für das klimafreundliche Haus

VI. Auf dem Weg zur Ökonomie von morgen

Lieferketten & Transportwege – Nadelöhr der Weltökonomie

Lieferkettengesetz – warum Deutschland die Verpflichtung braucht

Was du persönlich zum Schutz von Menschenrechten tun kannst

Kreislaufwirtschaft & Recycling – Gamechanger für das Klima?

Digitalisierung & klimafreundliche Innovation in Unternehmen

Welche Unternehmen braucht Deutschland, welche die Welt?

Die Auswirkungen des Fachkräftemangels auf die Realwirtschaft

New Work – arbeiten in der Welt von morgen

Human-Resources-Abteilung – Schmiede der CEOs der Zukunft?

VII. Blockchain, Bitcoin, digitaler Euro – Geldsystem 4.0

Vorbemerkung

Was ist die Blockchain?

Proof of Work, Proof of Stake, Proof of History, Token & ICO

Bezahlen mit Bitcoin: So gehts

Digitaler Euro – Hirngespinst oder bald Zahlungswirklichkeit?

Distributed Ledger Technology & Decentralized Finance

Die ersten Bitcoin-Transaktionen & der Beginn des Hypes

Wo und wie du Kryptowährungen sicher kaufen kannst

Wie klimafreundlich sind die Coins von heute?

VIII. Demokratisierung der Börsen & Finanzmärkte

Die Renaissance der Privatinvestor*innen an der Börse

Neobroker & Hedgefonds – was sie wollen, wie sie funktionieren

GameStop, BlackBerry & Co.: Wenn Meme-Aktien verrücktspielen

Neobroker & Onlinebroker im Vergleich

Die Gamification des Tradings – niedrigschwellig investieren

IPOs & SPACs – Chance oder Neuer Markt 2.0?

IX. Honorarberatung vs. Provisionsgeschäft: Transparenz statt versteckter Kosten

Honorarberatung – was verbirgt sich hinter dem Beratungskonzept?

Versicherungen & Beratungen: wo und wie Kosten entstehen

So unterscheiden sich Provisionsverträge & Honorarberatungen

X. Die Inflation und ihre Folgen – gekommen, um zu bleiben?

Wo wir in Sachen Preissteigerungen im täglichen Leben stehen

Wie es zur dynamischen Entwicklung der Inflation ab 2020 kommen konnte

Die Geldmengenausweitung der Notenbanken & Staaten als Inflationstreiber

Der Verbraucherpreisindex – wie er funktioniert & erhoben wird

Inflation als Armutsrisiko & die Folgen

Hemmschuh: Gender-Pay-Gap & Subunternehmertum

Das Inflationstrauma der Deutschen

XI. Klimapolitik in Deutschland & der Welt

Mehr Fortschritt wagen – die Ampelregierung

Warum Deutschland Vorreiter im Kampf gegen den Klimawandel sein kann & sein muss

Förderung gebrauchter E-Fahrzeuge & Plug-in-Hybride

Die Welt im Wandel – Nachhaltigkeitsziele & Visionen

USA: Wie der zweitgrößte CO2-Emittent der Welt grüner werden will

Chinas Weg zur Klimaneutralität

Die Deglobalisierung als Klimaschutzfaktor

Die Suche nach einem großen gemeinsamen Narrativ fürs Klima

Danksagung

Glossar

Quellenverzeichnis Grafiken und Tabellen

Vorbemerkung des Autors

»An den Frieden denken heißt, an die Kinder denken« (Michail Gorbatschow)

Als Vater von drei Kindern machen mich die Bilder, die uns aus den Kriegsgebieten der Ukraine erreichen, fassungslos. Und sie bestätigen einmal mehr: Wir leben in einer Zeit, in der die Gewissheiten von gestern nicht mehr gelten. Viele Standards verändern sich, »ungeschriebene Gesetze« müssen neu geschrieben werden. Das mag irritieren und beunruhigen. Doch die langfristigen Ziele sind dabei klar gesteckt.

Neue Bündnisse und Allianzen müssen verhandelt und geschlossen werden, für mehr Sicherheit und Frieden in der Welt und gleichwohl für den Schutz unseres Klimas. Ressourcen müssen geschont werden. Der Begriff der Nachhaltigkeit beinhaltet somit neben der ökologischen auch eine sicherheitspolitische Komponente – diese ist in der digitalisierten Welt von entscheidender Bedeutung.

Auch wenn wir in Europa eine neue Sicherheitsarchitektur errichten und mehr Geld in unsere eigene Verteidigung investieren müssen, so sind doch die größten Herausforderungen, vor denen wir als Menschen und Gesellschaften weltweit stehen, andere: Da sind die klimatischen Veränderungen unseres Planeten und die damit verbunden Konsequenzen, oder die Abhängigkeit Deutschlands von russischen Rohstoffen, von Gas, Öl und Kohle … Beides industrielle Achillesfersen. Auch und gerade deshalb brauchen wir mehr Tempo und schnellere Verfahren beim so überfälligen Umbau des Industriestandortes Deutschland. Um die künftige Energiethematik sinnvoll und verlässlich zu gestalten, bedarf es gemeinsamer europäischer Lösungen.

Ich werde immer wieder gefragt, wie ich zur Investition in Rüstungsunternehmen stehe. Bereits vor der Eskalation des aktuellen Konflikts war meine Haltung eindeutig: nein. Wenn es um die Diversifikation von Anlageportfolios geht, die neben Anleihen, Aktien und Tagesgeldkonten auch Rohstoffe beinhalten sollten, komme ich beim Thema Agrarprodukte ebenfalls an meine ethisch-moralischen Grenzen. Wenn steigende Weizen- und Reispreise mit einer zunehmend angespannten Versorgungslage in ärmeren Regionen der Welt einhergehen, haben mögliche Gewinne einen üblen Beigeschmack.

Einmal mehr möchte ich euch dafür sensibilisieren, dass jede eurer Anlageentscheidungen auch im Sinne eurer klimatischen, ethischen und sicherheitspolitischen Grundsätze gefällt werden sollte. Das muss nicht weniger lukrativ sein, erfordert nur etwas mehr Aufmerksamkeit. Vielleicht investierst du zum Beispiel lieber in Cybersicherheitsunternehmen als direkt in Rüstungskonzerne – schließlich werden Konflikte zwischen den Staaten mittlerweile auch digital ausgetragen.

Aktuell beobachten wir historisch hohe Inflationsraten, ein wachsendes Armuts- und Hungerrisiko. Trotzdem agiert die Europäische Zentralbank zaghaft und leitete die Zinswende nicht ein, im Gegensatz zur US-Notenbank FED. Diese hat mit der Anhebung der US-Leitzinsen im Rahmen der Erwartungen des Marktes die Finanzmärkte beruhigt.

Die sich auseinanderentwickelnden Zinskurven der Notenbanken haben zur Konsequenz, dass Notierungen der verschiedenen Anlageklassen weiterhin stärker schwanken können als ihre historischen Durchschnittswerte. Börsenkurse spiegeln sensibel unterschiedlichste Entwicklungen wider, weshalb deine Finanzbildung, starke Nerven und ein regelmäßiges Investieren wichtige Eckpfeiler (d)einer erfolgreichen Geldanlage sind.

Mit solchen Erkenntnissen und den sich daraus ergebenden Schlussfolgerungen beschäftigt sich dieses Buch. Wir müssen unseren Blick schärfen – für den Umgang mit Geld, mit politischen Entwicklungen und dem Klima.

Es bedarf der Stärkung, Standardisierung und Finanzierung von Klimaprojekten, Eigenheimsanierungen und dem Ausbau der erneuerbaren Energien. Mit Zielsetzungen wie »kürzeren Genehmigungsverfahren für den Ausbau von Windkrafträdern« und »Projektierung einer gesamteuropäischen Energieversorgung«, damit wir unser Ziel der CO2-Neutralität in Europa bis 2050 erreichen können.

Was du dabei beachten solltest und was du selbst alles tun kannst, liest du auf den folgenden Seiten.

»Wenn die Macht der Liebe über die Liebe zur Macht siegt, wird die Welt Frieden finden.« (Jimi Hendrix)

Viel Erfolg, Spaß & Freude beim Lesen meines Buches.

Patrick Dewayne im Frühling 2022

Vorwort

Jede spannende Geschichte lebt letztlich von einer Frage: Was passiert als Nächstes? Für mich sind Ökologie, Ökonomie und die Wall Street wie ein in Echtzeit geschriebener Roman, der nie endet. Eine unendliche Geschichte mit ständig neuen Kapiteln.

Patrick Dewayne hat mit Geld geht auch grün & nachhaltig ein Buch geschrieben, das die Transformation der Industrie, der Wirtschaft und der Finanzwelt zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaneutralität auf eine leicht verständliche und einleuchtende Art und Weise beleuchtet.

Wir alle sind dabei in dieser »Geschichte«, auch diejenigen, die sie nicht lesen oder vielleicht sogar zu meiden versuchen. Wir selbst sind die Autor*innen und Akteur*innen dieser »never ending story«. Wie das Narrativ verläuft, liegt in unseren eigenen Händen. Ein Geschenk, das ich in meinen dreißig Jahren an der Wall Street und der Berichterstattung achten und schätzen gelernt habe.

Ein Geschenk, das Chancen ermöglicht, Verantwortung verlangt und die Hoffnung aufrechterhält. Für mich ist es der Motor meines Schaffens.

Was Geld schwierig macht, ist nicht der finanzielle, sondern der emotionale Aspekt, oder wie Franz Josef Strauß einst sagte: »Geld ist geil wie ein Bock und scheu wie ein Reh.« Wer Angst und Gier im Griff hat, der braucht die Geldanlage nicht zu fürchten. Genau wie Patrick Dewayne bin ich Familienvater und blicke positiv nach vorne, weil sich immer mehr Menschen gemeinsam auf den Weg zu mehr Innovationen, Verantwortungsbewusstsein und Verbindlichkeit machen, um Ökonomie und Ökologie in einer befruchtenden Symbiose zu ermöglichen und zu leben.

Der Reiz, Börsianer*innen danach zu fragen, wohin der DAX wohl laufen wird und was als Nächstes passiert, mag groß sein. Trotzdem ist es die falsche Frage, weil niemand die Zukunft kennt. Viel wichtiger ist, dass wir uns selbst und unser Finanzleben besser kennenlernen. Wer bin ich, wo will ich hin und wie erreiche ich mein Ziel, sind die entscheidenden Fragen. Was an der Börse passiert, liegt außerhalb meiner Kontrolle. Mich selbst kann ich jederzeit kontrollieren. Ich folge diesem Prinzip schon lange und habe so die notwendige innere Ruhe und den Abstand gefunden, um die Wellen der Wall Street stressbefreit und entspannt zu surfen. Zudem ist mir als Börsianer klar, dass Geld nicht mit Geld, sondern mit uns Menschen beginnt, genauso wie die wahren Werte mit Aktien und Geldanlage nichts zu tun haben. In diesem Sinne wünsche ich beim Lesen dieses wunderbaren Buches viel Freude.

Herzlichst

Markus Koch

Finanzjournalist & Börsenexperte

I. Einleitung

Willkommen zurück …

… in deinem Portemonnaie! Diesmal mit einem Buch, das dich dazu inspirieren und dabei unterstützen möchte, dein Geld »grüner« anzulegen und damit nicht nur in zukunftsträchtige Branchen und Unternehmen zu investieren, sondern allem voran deinen Teil dazu beizutragen, dass auch die nachfolgenden Generationen lebenswerte Bedingungen auf unserem Planeten vorfinden.

Es gibt viele Faktoren, die beim Schutz unserer Lebensräume eine wichtige Rolle spielen, und ich bin überzeugt davon, dass der gezielte und bewusste Umgang mit Geld jedes und jeder Einzelnen von uns sowie die Entscheidungen bei der Geldanlage von großer Bedeutung sind.

Es geht um klimafreundliche Anlagestrategien, aber auch um die Anschaffung umweltfreundlicher Autos oder Lastenräder und den Ausbau des ÖPNV, um umweltbewusste Ernährung, umweltfreundliche Gebäudesanierung, ökologische Energiegewinnung und die Frage, welche Nationen und Konzepte bei den Herausforderungen unserer Zeit künftig die Nase vorn haben werden.

Ein wohldosiertes und verantwortungsvolles Engagement in Form von Investments wirkt sich nicht nur positiv auf unsere Umwelt aus, sondern ist bei der richtigen Streuung und einem gezielten Einsatz auch ein Gewinn für deine persönliche Geldanlage und auch für deine Altersvorsorge.

Diese Kombination, Gutes zu tun und dabei eine überdurchschnittliche Rendite zu erzielen, klingt wie ein Traum, ist aber für eine täglich wachsende Zahl von Menschen bereits Realität. Wenn du möchtest, arbeiten wir daran, dass du bald dazugehörst. Denn damit auch du von dieser in doppelter Hinsicht nachhaltigen Entwicklung profitieren kannst, habe ich dieses Buch geschrieben. Und solltest du noch keine Ahnung haben, wie das Ganze bei dir funktionieren soll, lass dir ganz ehrlich gesagt sein: Als ich anfing, mich mit dem Thema der nachhaltigen Geldanlage und meinem ganz eigenen CO2-Fußabdruck zu beschäftigen, ging es mir genauso wie dir heute.

Der Finanzcoach goes green

Meine ersten Schritte in Richtung Nachhaltigkeit waren noch etwas zaghaft. Ich war willig und wild entschlossen, aber fühlte mich noch nicht fundiert informiert. Vielem war ich bereits begegnet, aber es gab definitiv noch Luft nach oben, um so richtig loslegen zu können. Durch meine wirtschaftsjournalistische Tätigkeit in den vergangenen Jahren war ich immer wieder mit unterschiedlichen »grünen« Themen in Kontakt gekommen, und mein eigener Ehrgeiz, diese zu vertiefen, war beim Herantasten an die Details entfacht. Anfangs fühlte ich mich im Informationsdschungel etwas verloren mit meinen guten Vorsätzen und den unzähligen Expert*innen und deren Tipps & Tricks für ein grüneres Leben. Viele von euch werden dieses Gefühl kennen.

Dennoch spürte ich, wie mich meine Arbeit an den Themen mehr und mehr motivierte, weiterzumachen und mich schließlich so richtig reinzufuchsen. Ich begann, genauer hinzusehen und mich Stück für Stück an einzelne Bereiche heranzuarbeiten. Damit begann ein wunderbarer Prozess, der weiter und weiter an Fahrt aufnahm – und der bis heute ungebremst anhält.

Denn wenn man einmal damit anfängt, hört die Entwicklung tatsächlich niemals auf. Es gibt immer etwas zu tun, was das eigene Leben noch nachhaltiger macht, man hat also tausend Möglichkeiten und kann sich für die Stellschrauben entscheiden, die einem am wichtigsten sind oder die am besten zum eigenen Lebensumfeld und der jeweiligen finanziellen Situation passen.

Um dir erst einmal einen guten Überblick über Chancen, Möglichkeiten und Fakten zu den unterschiedlichsten Themenkomplexen im ökologischen Kosmos der Geldanlage zu geben und dich über aktuelle gesellschaftliche Diskurse und Entwicklungen zu informieren, habe ich in diesem Buch eine große Bandbreite relevanter Themen aufgegriffen.

Vom E-Auto über Kryptowährungen und Gebäudesanierung, von Photovoltaik über CO2-Preise bis hin zu fairen und grünen Lieferketten ist einiges hier nachzulesen.

Außerdem gebe ich praktische Tipps im Umgang mit Schulden, um die viele in der schwierigen Zeit der Coronakrise und den damit verbundenen Umständen nicht herumgekommen sind.

Grün denken – grün handeln – grün investieren

Mein Ziel ist, dass du am Ende der Lektüre eine Vorstellung davon hast, wo wir beim Thema Nachhaltigkeit politisch und gesellschaftlich aktuell stehen, welche Herausforderungen und Aufgabenstellungen es zu bewältigen gibt und was du tun kannst, um ein aktiver, profitierender Teil dieser Bewegung zu sein. Denn es hat eine Vielzahl von Vorteilen für uns alle, wenn du mittendrin bist, statt an der Seitenlinie zu stehen und dem disruptiven Wandel der kommenden Jahre einfach nur zuzusehen.

Wenn du mein erstes Buch, Geld kann jeder & du jetzt auch, gelesen hast, weißt du ja: Es ist gut, sich über ein Thema Gedanken zu machen, besser, darüber zu sprechen, und das Ins-Handeln-Kommen ist die Königsdisziplin!

Durch die Auseinandersetzung mit der Klimabewegung Fridays for Future auf den Straßen der Welt bin ich selbst zum überzeugten Aktivisten für die klimafreundliche Geldanlage geworden. Quasi »Finance for Future«, sprich klimafreundliche Finanzen zur Sicherung des Wohlstandes von morgen und zum Schutz unseres Planeten.

So mancher Verzicht, hier und da ein Umdenken, eine Veränderung unserer Verhaltens- und Lebensweisen, vor allem aber die Notwendigkeit von Innovationen, um die richtigen Schritte zu gehen und die Weichen für eine bessere Zukunft zu stellen, sind unumgänglich, um dieses hehre Ziel zu erreichen: ein klimagerechtes Leben für den Großteil aller Menschen.

All das bedarf eines Kraftaktes der Zivilgesellschaft, der Politik und aller Unternehmen – und das so wirkungsvoll wie möglich auf einer globalen Bühne. Jedes noch so kleine Mosaikstück ist wichtig. Und Gott sei Dank liegt ja nicht alles in deiner oder meiner Hand – auch unsere neue Bundesregierung hat sich mit einem klaren Signal, ja einem klaren Auftrag dem Klimaschutz verpflichtet.

Warum Finanzbildung grüner wird

In dem Augenblick, da ich diese Zeilen tippe, ist die neue Regierung noch frisch und die Bewältigung der größten und wichtigsten Aufgaben der Ampelkoalition noch nicht in Gang.

Vorerst scheinen keine Steuererhöhungen geplant, wohl aber sogenannte Super-Abschreibungsprogramme für Unternehmen, die in klimafreundliche Innovationen investieren. Diesen Vorschlag hatte die FDP in die Sondierungsgespräche mit der SPD und den Grünen eingebracht, um Anreize für die Privatwirtschaft bei Klimaschutzinvestitionen zu schaffen. Die Finanzierung dieser Abschreibungen ist nicht ganz klar, könnte aber beispielsweise bedeuten, dass Unternehmen weniger Steuern bezahlen, wenn sie im Gegenzug Investitionen in den Klimaschutz tätigen.

Auch soll der Kohleausstieg bis 2030 vollzogen werden und jedes Gewerbegebäude mit Photovoltaikanlagen versehen sein. Für private Immobilien soll es keine Pflicht zum Errichten einer solchen Anlage geben, und es werden wohl noch einige Gaskraftwerke ans Netz gehen müssen, um den steigenden Energiebedarf als Brückentechnologie zu decken. Diese können später mit Wasserstoff statt mit Gas betrieben werden, auch hier steht die Ampel künftig auf Grün. Spannend ist der Diskurs um die Atomkraft, die von manchen als Übergangstechnologie wieder ins Spiel gebracht wird.

Ein paar dieser Vorhaben klingen wie der sprichwörtliche »alte Wein in neuen Schläuchen«, gab es doch bereits Anfang der 2000er-Jahre die Förderung von Photovoltaik und Windkraft. Damals existierten zwar Förderungen und Subventionen für viele der Technologien, aber ein wichtiger Punkt wurde, auch von den Unternehmen, außer Acht gelassen: Es wurde kein Markt dafür geschaffen. Dadurch ging, neben viel Know-how, auch einiges an Patenten verloren oder wurde stattdessen in China produziert und weiterentwickelt – und das zu einem Bruchteil der hiesigen Kosten. Diesmal jedoch plant die Politik nicht die Förderung »aus der Gießkanne«, sondern will und muss für Unternehmen verbindliche Rahmenbedingungen schaffen.

Für den Erfolg grüner Technologien bedarf es nicht nur deren staatlicher Förderung, sondern auch der Bildung eines Marktes; und diese Entwicklung muss durch die entsprechenden Gesetzgebungen und Regeln politisch flankiert sein. Gute Beispiele dafür sind die Einführung der Gurtpflicht und des Katalysators. Künftig benötigen wir dieses Vorgehen auch beim Bau von Gebäuden und Fabriken sowie der Herstellung von Gütern, Fahrzeugen und Lebensmitteln. Bei all diesen Gedankenspielen und Überlegungen ist eine sozialverträgliche Gestaltung besonders wichtig.

Denn nicht alle können sich ein neues E-Auto leisten, künftig ganz auf den Pkw verzichten oder sich Fleisch vom Biohof leisten; und auch nicht alle möchten vegan leben. Was nützen ein höherer CO2-Preis und höhere Kraftstoffpreise, wenn für Geringverdiener und Menschen, die auf das Auto angewiesen sind, kein sozialer und finanzieller Ausgleich vorgenommen wird? Die Maßnahmen für den Klimaschutz und dessen anfangs sehr hohe Kosten belasten dann gerade die, die es sich am wenigsten leisten können. So wird der zu Recht initiierte und so bitter nötige Klimaschutz niemals die Akzeptanz und damit das Eigenengagement in der Bevölkerung bekommen, die für ein erfolgreiches Umsteuern essenziell sind.

Ich plädiere deshalb für einen Ausgleich zwischen denen in unserer Gesellschaft, die finanziell mehr leisten können, und denen, die es nicht können. Und wer mehr zum Erreichen der Klimaziele beiträgt, darf dann auch finanziell davon profitieren, beispielsweise durch ein »Klimageld«.

Soziale Härten müssen durch Besserverdienende abgefedert werden. Gleichzeitig bedarf es bei der Umwandlung von Öl- und Gasheizungen zu alternativen Wärmepumpen einer besonderen Förderung durch den Staat. Bei deren Finanzierung wird die KfW, die Kreditanstalt für Wiederaufbau, eine besondere Rolle spielen sowie die Umwidmung so manches Coronahilfsfonds-Anteils in andere, zukunftsgeleitete Bahnen. Auch dazu bezieht dieses Buch Stellung und zeigt Möglichkeiten auf, wie du dich davor wappnen kannst, von höheren Kosten überrascht zu werden. Außerdem gibt es Anregungen, wie du in vielerlei Hinsicht von einer klimafreundlichen Entwicklung profitieren kannst. Wir beginnen bei der E-Mobilität und wandern dann über klimaneutrale Anlageformen zu Haus- und Wohnungsbesitz, bei dem sich natürlich Fragen zu Sanierungen und Förderungen stellen.

In meinem Talkformat Vom Investieren zum Sinnvestieren haben übrigens mehrere Expert*innen bestätigt, dass wir in Europa bereits jetzt über alle juristischen und technologischen Grundvoraussetzungen verfügen, um nicht wie geplant erst im Jahr 2050 klimaneutral zu wirtschaften, sondern bereits heute. Dieses Wissen schürt einen gewissen Optimismus, den ich an dieser Stelle gerne mit dir teilen möchte. Ich hoffe, der Funke springt über und ermutigt dich dazu, tiefer in die wirklich spannenden Bereiche klimaneutrale Finanzen sowie nachhaltiges Investieren einzusteigen.

Das Buch

Geld geht auch grün & nachhaltig soll euch Fakten an die Hand geben. Diese Fakten möchte ich sammeln, näher beleuchten und erklären, damit ihr bestmöglich damit arbeiten könnt. Denn nur wenn man Begebenheiten und Zusammenhänge gut versteht, kann man sie auch für sich nutzen. Hierzu tauchen wir – wie auch in Geld kann jeder & du jetzt auch – am Beispiel realer Menschen und Probleme in die jeweiligen Themenbereiche ein und setzen uns gemeinsam mit unseren Protagonist*innen mit der jeweiligen Fragestellung auseinander.

Wir werden Situationen analysieren, Vor- und Nachteile gegenüberstellen und Fazits ziehen, und ich werde meine ganz eigene persönliche und langjährige Erfahrung als Finanzexperte mit dir teilen. Natürlich habe auch ich die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen, aber über die Jahre erarbeitet man sich – wie in jeder Branche – ein Gespür dafür, wie man Elemente der eigenen Arbeitsbereiche herunterbricht, leichter verständlich macht und Außenstehenden dabei hilft, sie einzuordnen. Es geht mir ganz besonders um Lebensnähe und Anwendbarkeit. Am Ende der Lektüre dieses Buches sollst du viele der hier zusammengetragenen Fakten und Eckdaten für dich konkret nutzen und anwenden können. Und im besten Fall hast du dann die ersten Schritte in Richtung grünes Investieren sogar schon gemacht. Also, los gehts!

II. Grüne Ziele für mehr grünes Geld

Der Finanzregenbogen der klimafreundlichen Geldanlage

Vielleicht ist dir bereits aufgefallen, dass der Regenbogen in und auf meinem Buch immer wieder als Symbol auftaucht, eventuell hast du dich auch schon nach seiner Bedeutung gefragt. Er hat nämlich eine, sogar eine für mich ganz essenzielle:

Allgemein kennt der Regenbogen als Symbol vielfältigste Auslegungen. Im biblischen Kontext soll er ein Zeichen Gottes an Noah gewesen sein, dafür, dass die Flut vorüber war und nach vierzig Tagen und vierzig Nächten Sintflut endlich alles wieder gut werden sollte. Laut der irischen Mythologie findet man am Ende des Regenbogens einen Kessel voll Gold. Und im Kontext unserer Zeit ist der Regenbogen ein Statement für eine facettenreiche, vielfältige und von der Demokratie überzeugte Gesellschaft.

Und was hat das alles mit nachhaltigen Finanzen zu tun?

Eine ganze Menge! Denn beim Thema Geldanlage vollzieht sich in unserer Gesellschaft gerade nichts Geringeres als ein Paradigmenwechsel. Immer mehr Menschen wollen auf unterschiedlichste Art und Weise ihren Beitrag zu einer grüneren Zukunft leisten und aktiv etwas zur Erhaltung unserer Lebensbedingungen beitragen. Hierfür steht der Finanzregenbogen. Er steht für die Vielfalt der Möglichkeiten, die uns allen zu Gebote stehen, einen neuen Freiheitsgedanken zu entwickeln, der über alle Generationen hinweg auf den Pariser Klimazielen und der Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels basiert.

Es geht darum, Möglichkeiten aufzuzeigen und dich anhand der Erlebnisse meiner Protagonist*innen mit auf eine Reise zu nehmen, die dein Handeln und dein Verständnis schärfen und dich in deinem Engagement für den Klimaschutz sensibilisieren und bestärken soll.

Mit den unterschiedlichen Farben und Symbolen sind konkrete Fragestellungen verknüpft: Wie sieht beispielsweise die Mobilität von morgen aus? Wie sollte in Zukunft das Wohnen gestaltet werden? Welche Möglichkeiten der Mitbestimmung haben Arbeitnehmer*innen und Anteilseigner*innen in Unternehmen?

Genau wie in meinem Erstlingswerk, Geld kann jeder & du jetzt auch, begleiten wir einige reale Personen dabei, wie sie ihr Leben grüner planen und gestalten und die Nachhaltigkeit in ihre Lebenswirklichkeit einbauen.

Finanzregenbogen nach Patrick Dewayne

Lila: Paul – FDP-Mitglied und Kläger gegen das Klimaschutzgesetz

Blau: Steffi – Freelancerin, plant einen E-Auto-Kauf

Grün: Liam & Leyla – planen eine Familie und eine grüne Gebäudesanierung

Gelb: Mia – setzt auf grüne Honorarberatung

Orange: Tanya – Start-up-Gründerin in der Lebensmittelbranche

Rot: Kathrin – finanzaffin, hofft auf grüne Krypto-Investments

Rot: Kathrin (50), verheiratet, 2 Kinder, Chief Marketing Officer bei einem Autozulieferer

Kathrin begegnet uns hier wieder, sie war schon im Vorgängerbuch Geld kann jeder & du jetzt auch Teil meiner »Finanzbildungsfamilie«.

Kathrin ist eine finanzaffine Frau. Sie ist beruflich sehr erfolgreich und managt gemeinsam mit ihrem Mann die Familie und das mittlerweile recht ansehnliche, vornehmlich auf Immobilien und Aktien basierende Familienvermögen. Aufgrund der zunehmenden Preissteigerungen und der Inflation in der jüngsten Vergangenheit hielt sie nach Alternativen Ausschau und begann, sich intensiver mit dem Thema und der Assetklasse der Kryptowährungen zu beschäftigen.

Bei ihrer Recherche stieß sie schnell auf die Handelsplattform BISON der Börse Stuttgart – eine einfache, niedrigschwellige Möglichkeit, Bitcoin, Bitcoin Cash, Ethereum, Litecoin und Ripple zu handeln. Leider eben auch nur diese und keine weiteren der insgesamt fast 12.000 anderen sogenannten Kryptowährungen.

Um das Ganze erst einmal spielerisch auszuprobieren, begann Kathrin im Jahr 2015 mit einigen kleineren Bitcoin-Positionen.

Sie kaufte damals lediglich einen »Probe-Bitcoin«, wie sie ihn nannte. Damals lag der Preis für einen Bitcoin bei rund 350 US$. Das entspricht einem Bruchteil des heutigen Preises.1 Ganz sicher, ob es sich bei ihrem Handelspartner um einen seriösen Anbieter handelt, war sie nicht. Zudem stellte Kathrin fest, dass der Besitz einer Kryptowährung trotz neuerlicher Rekorde beim Bitcoin im Oktober 2021 eigentlich nicht mit ihrem recht ausgeprägten Umweltbewusstsein vereinbar war. Die enorme Menge an Energie, die beim sogenannten Mining oder Schürfen benötigt wird, steht im klaren Widerspruch zu Kathrins Überzeugung, den Planeten für ihre und alle anderen Kinder dieser Erde zu bewahren.

Neben dem schlechten Abschneiden in Sachen Klimatauglichkeit trugen auch negative Kommentare von gewichtigen Finanzinstitutionen und Finanzplayern zu Turbulenzen am Kryptomarkt bei. Die chinesische Regierung hat alle nicht-chinesischen Kryptowährungsgeschäfte der Jahre 2020 und 2021 für illegal erklärt.2 Auch skeptische Analysen der US-Finanzministerin Janet Yellen zum Nutzen des Bitcoin, der von ihr mit illegalen Finanzierungen von kriminellen Geschäften im Darknet in Zusammenhang gebracht wurde und ihrer Meinung nach eine ineffiziente, weil Ressourcen aufbrauchende Transaktionsart ist, hatten die Internetdevise volatil bleiben lassen. Alles Aspekte, die die risikobewusste Kathrin zur Vorsicht anhielten.

Kathrins Aufgabenstellung

Im Verlauf des Buches werden wir Kathrin weiter folgen, um herauszufinden, wo die Probleme und Schwierigkeiten beim Kryptohandel liegen und welche klimafreundlichen Lösungen und ressourcenschonenden Kryptogeschwister schon als Alternativen in den Startlöchern stehen.

Orange: Tanya (26), ledig, Co-Gründerin von Foodya

Tanya hat mit ihrem Kollegen Rufus (28) vor knapp einem Jahr die Firma Foodya gegründet. Das Unternehmen hat sich auf Fleischersatzprodukte und vegane Nahrungsergänzungsmittel aus dem asiatischen Raum spezialisiert und ist ein wahres Herzensprojekt der beiden.

Rufus absolvierte während seines Studiums der Ökotrophologie, einer Kombination aus Ernährungswissenschaft und Haushaltswissenschaft, zwei Auslandssemester. Eines an der University of California, Davis, in den USA und das andere in Kobe, Japan.

Tanya hatte bereits nach dem Abitur die Chance, ein Praktikum bei Beyond Meat zu machen und sich mit der Thematik möglicher Fleischalternativen intensiver auseinanderzusetzen.

Beide vereint ihr Bewusstsein um das Thema Tierwohl und den menschgemachten Klimawandel, denn bei der Fleischproduktion entstehen klimaschädliche Treibhausgase wie Methan – daran wollen Tanya und Rufus aktiv etwas ändern.

Weil beide zudem sehr sportlich sind und Fitness betreiben, wobei Ernährung ja eine entscheidende Rolle spielt, nahmen sie auch vegane Nahrungsergänzungsmittel in ihre Produktpalette auf. Ihr Netzwerk hatte sie immer wieder darauf hingewiesen, dass die Menge und die Zahl der Mahlzeiten vergleichsweise hoch sein müssen, um den täglichen Energiebedarf ohne Fleisch decken zu können. Ihr Fokus liegt demnach auf Produkten, die Spurenelemente (Jod, Zink, Eisen etc.), Vitamine (B12, D, A) und Aminosäuren enthalten.

Ihr rundum stimmiges Konzept und ihr überzeugender Businessplan bescherten dem Start-up bereits ein paar Seed-Investoren, die für rund 500.000 € Anteile an Foodya erwarben.

Aufgrund der sich verändernden Lieferketten, die in der Pandemie immer wieder belastet worden waren, haben sich Tanya und Rufus entschieden, sich einen zweiten Pool an lieferkettengesetzkonformen Zulieferern aufzubauen, um weiter erfolgreich zu expandieren und die steigende Nachfrage optimal bedienen zu können. Gleichzeitig wollen sie die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte als Grundlage ihrer Unternehmensführung etablieren, denn unter die aktuelle Fassung des Lieferkettengesetzes fallen sie zwar nicht, aber sie wollen sich gleich »richtig« positionieren. Der eigene Anspruch, aber auch die Haltung der überwiegenden Zahl ihrer Kund*innen spielen da gleichermaßen eine entscheidende Rolle.

Tanyas & Rufus’ Aufgabenstellung

Wir werden beide auf ihrer Reise zu mehr Klimafreundlichkeit im Job und bei der Erfüllung der Lieferkettenparameter des Lieferkettengesetzes3 begleiten und beleuchten, welche Herausforderungen es in diesem Zusammenhang gibt, wie beide es schaffen, sogar bei der teilweisen Neuausrichtung der Firma den CO2-Fußabdruck zu reduzieren, und mit welchen Umstrukturierungen und Kosten das verbunden ist.

Gelb: Mia – setzt auf grüne Honorarberatung

Mia hat sich nach ihrem Studium der Interkulturellen BWL dazu entschieden, erst einmal »etwas Praktisches« zu machen, und begonnen, bei einem Unternehmen zu arbeiten, das sich auf Marktforschung, politische Umfragen und Statistik spezialisiert hat. Momentan arbeitet sie viel am Rechner im Homeoffice. Wenn ihr der Job weiterhin gefällt, kann sie sich sogar vorstellen, im Bereich Statistik ihre Masterarbeit dranzuhängen.

Durch den Job verdient Mia zum ersten Mal regelmäßig Geld und hat sich die Tipps und Tricks der vergangenen Monate zu Herzen genommen. Sie hat damit begonnen, einen thesaurierenden MSCI-World-ETF-Sparplan zu besparen.

Aufgrund der positiven Entwicklungen an den Börsen hat sich diese Entscheidung bereits jetzt für sie ausgezahlt, wenngleich sie den Fokus künftig um ergänzende Produkte und eine grüne Anlagestrategie erweitern möchte.

Da sie in diesem Bereich noch Lücken hat, empfahl ich ihr, zu einer Honorarberatungsfirma zu gehen, um sich spezifischer zu informieren und sich im Bereich steueroptimierte Geldanlage und in Sachen Nettoverträge4 konkret beraten zu lassen.

Ich habe ihr erste Unterstützung angeboten und natürlich mein erstes Buch ans Herz gelegt, sie hatte also einen sehr guten Einstieg in die Thematik der Geldanlage. Lediglich bei der konkreten Anlage, beim »Was sollte und kann ich als Nächstes tun«-Schritt, sprach ich mich für eine Honorarberatungsfirma aus, bei der sie sich Rat einholen sollte. Das Konzept der Honorarberatung ist deshalb so sinnvoll, weil es offen und transparent die Kosten der Beratung darlegt, leicht zu verstehen ist und keine versteckten Provisionen oder Gebühren bereithält. Mia hatte vorab mehrere Angebote verglichen und zwei Termine vereinbart, da sie im persönlichen Gespräch auch noch mal ein Gefühl für die Berater*innen entwickeln wollte.

Mias Aufgabenstellung

Mia hat durch ihren neuen Job monatlich mehr Geld zur Verfügung, als sie aktuell für ihre Lebenshaltungskosten etc. benötigt. Nach unseren Gesprächen entschied sie sich dafür, rund 10 % ihres Nettoeinkommens monatlich zu sparen – und zwar möglichst klimafreundlich und nachhaltig.

Da Mia dazu tendiert, sich umfangreich informieren zu lassen und dann direkt loszulegen, führt sie ihr Weg zur Honorarberatung. Ihr Ziel: einmal umfänglich informiert werden und dann mittel- und langfristig investieren – und das gerne getreu dem Credo »Geld geht auch grün & nachhaltig«.

Im Kapitel IX zum Thema »Honorarberatung« greife ich die entsprechenden Schritte auch noch genauer auf und ordne sie wie gewohnt ein. Hast du schon mal darüber nachgedacht, für eine Beratung Geld zu bezahlen, statt dich im Internet oder bei der Bank zu informieren? Diese Wahl hat viele Vorteile.

Grün: Liam (35) & Leyla (32) planen eine Familie und eine grüne Gebäudesanierung

Liam und Leyla, die lange auf der Suche nach einer geeigneten Immobilie waren, haben mittlerweile etwas Passendes gefunden – und das durch einen lustigen Zufall: Sie liefen eines Tages am Feldrand ihres Städtchens an einem frei stehenden Haus vorbei, das schon etwas in die Jahre gekommen war, und begannen sich vorzustellen, wie es wohl wäre, wenn ihnen mal so ein Haus gehören würde und sie eine Familie gründen würden.

Ihnen fiel auf, dass trotz der herbstlichen Jahreszeit und der frühen Dunkelheit kein Licht im Haus leuchtete. Sie sahen sich das Ganze also etwas genauer an. Als sie feststellten, dass das Haus offensichtlich unbewohnt war, nahm das Kopfkino weiter an Fahrt auf – wir alle kennen wohl diese Momente des Reinsteigerns! Also recherchierten die beiden und fanden heraus, dass die Besitzer des Hauses, eine Erbengemeinschaft, das Haus gerne an eine junge Familie verkaufen wollten, zu einem fairen Preis. Manchmal muss man einfach Glück haben … Liam und Leyla kauften das Haus und bauten es aus – samt einem zweiten Geschoss, mit genug Platz für Arbeits- und Kinderzimmer.

Knapp zwei Jahre ist das nun her. Mit ein paar Fachleuten aus meinem Netzwerk, einem befreundeten Architekten und einer Notarin, habe ich die beiden damals unterstützen können. Bei einem Kaffee neulich auf ihrer wunderschönen Terrasse eröffneten sie mir, dass sie das Haus auch zukunftstauglich machen wollen. Dafür nehmen sie noch mal Geld in die Hand. Auf dem Plan stehen eine neue Heizung mit Solartherme und zur Stromerzeugung eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Das liegt glücklicherweise in Richtung Südosten und bietet die besten Voraussetzungen.

Die beiden haben von besonders günstigen Krediten der KfW gehört und einer Bezuschussung durch die Regierung, damit die Kosten nicht durch die sprichwörtliche Decke gehen. Meine Empfehlung war ein Energieberater, der sich mit ihnen über die genauen Pläne unterhält und dann mit ihnen eine Aufstellung ihrer klimaneutralen Wünsche erarbeitet. Die im Januar 2022 beschlossene Unterbrechung der Förderungen seitens Minister Habeck hat ihren Wunsch nach einer grünen Sanierung zeitlich verzögert.

Liams & Leylas Aufgabenstellung

Beauftragung eines Energieberaters, um die Parameter der Maßnahmen zum Kauf der neuen Heizung und der Photovoltaikanlage sowie die Einsparungen zu konkretisieren, die Kosten und Zuschüsse aufzuzeigen und sie transparent zu machen.

Parallel dazu werden mögliche künftige Sanierungsmaßnahmen wie beispielsweise Dachsanierung, Gebäudedämmung, neue Fenster etc. geprüft, in einem mittelfristig laufenden Sanierungsplan festgehalten und die jeweiligen Kosten- und Energieeinsparungen beziffert.

Im Kapitel V werfen wir darauf einen konkreteren Blick.

Bestimmt findest du hier auch ein paar Zusatzinformationen, die bei möglichen eigenen Planungen in Sachen Immobilienerwerb oder -sanierung für dich eine Rolle spielen.

Blau: Steffi – Freelancerin, plant einen E-Auto-Kauf

Meine Freundin Steffi hat eine bewegte und abwechslungsreiche Zeit hinter sich – und sie hatte, entgegen vielen anderen ihrer Freund*innen und Bekannten, wirklich Glück in puncto Job.

Als Grafikdesignerin mit hervorragenden Kommunikations- und PC-Fertigkeiten hatte sie sich vor der Pandemie einen treuen Kundenstamm aufbauen können. Daher lief es ab Mai 2020 wirklich super für sie. Da immer mehr Kund*innen auch im Homeoffice arbeiten und Projekte, die vorher offline betreut werden mussten, dann online zu realisieren waren, hatte sie im sprichwörtlichen Sinne Glück im Unglück.

Privat war sie mit dem Homeschooling genauso stark gefordert wie andere auch, denn welches Elternteil beherrscht schon noch Latein, den Aufbau der Zelle oder die binomischen Formeln? Erstaunlicherweise jedoch kam ihr Sohn sehr gut mit dem Distanzunterricht zurecht – natürlich auch dank der mentalen Unterstützung seiner Eltern.

Er bekam ein abgelegtes Notebook seiner Mutter, die sich aufgrund der Verbesserung ihrer Jobsituation ein neues leasen konnte.

Nun hat Steffi einen freien Mitarbeiter, mit dem sie gemeinsam eine etwas größere Bandbreite an IT-Dienstleistungen anbietet. Und unter anderem weil Kund*innen sie in persönlichen Gesprächen wieder frühzeitig in Projekte einbinden wollen, fährt sie wieder häufiger zu Besprechungsterminen vor Ort. Da Steffi reflektiert mit dem Thema Umweltschutz umgeht, aber die Gebrauchtwagenpreise aufgrund des Chipmangels und der damit verbundenen langen Lieferzeit für Neuwagen aktuell durch die Decke gehen, hat sie sich dafür entschieden, ihrem grünen Herzen zu folgen und sich ein E-Auto anzuschaffen. Durch den Mix aus hohem Wiederverkaufswert ihres drei Jahre alten Gebrauchtwagens und den vielen Zuschüssen für ein E-Auto scheint dieser Wechsel für sie sehr lohnend. Aber ist er das auch? Wie verhält sich das eigentlich mit der Dienstwagenregel und den weiteren Zuschüssen?

Steffis Aufgabenstellung

Steffi braucht ein E-Auto. Aber was für eins? Ein vollelektrisches Fahrzeug, ein Hybridfahrzeug und, falls ein solches, welches genau? Und wie ist das Ganze vom Staat gefördert? Wo beantragt man diese Förderung und wie läuft dann eigentlich die Aufladung zu Hause bzw. – noch spannender – bei ihren Kund*innen?

Steffi muss herausfinden, ob es, gemessen an ihrem Nutzungsverhalten, genügend Ladestationen für das Fahrzeug gibt – in der Nähe ihrer Wohnung, beim Einkaufen, auf dem Weg zu ihren Kund*innen, bei ihren Kund*innen selbst. Darüber hinaus hat sie gehört, dass nicht alle Autos die gleichen Ladesäulen brauchen. Eine Menge Details und Fragen, die es vor dem eigentlichen Kauf des neuen Autos zu bedenken und zu klären gibt. In Kapitel XI schauen wir genauer hin, wie sich das Ganze für Steffi entwickelt, und tragen ein paar Punkte zusammen, auf die du achten solltest, wenn du planst, dir in den nächsten sechs bis zwölf Monaten ein neues E-Auto anzuschaffen.

Lila: Paul – FDP-Politiker und Kläger gegen das Klimaschutzgesetz

Als zu Beginn 2021 das Klimaschutzgesetz der GroKo vom Bundesgerichtshof in Karlsruhe in Teilen gekippt wurde, gab es viel Jubel. Die Begründung: Durch die Verschiebung der Reduktion der CO2-Emissionen in die Jahre nach 2030 würden die Freiheitsrechte der jungen Generation massiv eingeschränkt.

Paul, ein junger FDP-Politiker aus Hessen und einer der Kläger gegen eben dieses Gesetz, jubelte mit. Vor allem diese Begründung bestätigte ihn darin, das Richtige mit angestoßen zu haben auf dem Weg in eine klimafreundlichere Zukunft.

Zur Erläuterung hier ein kleiner Auszug aus der Begründung des BGH:5

Die zum Teil noch sehr jungen Beschwerdeführenden sind durch die angegriffenen Bestimmungen aber in ihren Freiheitsrechten verletzt. Die Vorschriften verschieben hohe Emissionsminderungslasten unumkehrbar auf Zeiträume nach 2030. Dass Treibhausgasemissionen gemindert werden müssen, folgt auch aus dem Grundgesetz. Das verfassungsrechtliche Klimaschutzziel des Art. 20a GG ist dahingehend konkretisiert, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur dem sogenannten Paris-Ziel entsprechend auf deutlich unter 2 °C und möglichst auf 1,5 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Um das zu erreichen, müssen die nach 2030 noch erforderlichen Minderungen dann immer dringender und kurzfristiger erbracht werden. Von diesen künftigen Emissionsminderungspflichten ist praktisch jegliche Freiheit potenziell betroffen, weil noch nahezu alle Bereiche menschlichen Lebens mit der Emission von Treibhausgasen verbunden und damit nach 2030 von drastischen Einschränkungen bedroht sind.

Schlicht und ergreifend kann und darf es also nicht sein, dass die uns nachfolgenden Generationen die Suppe auslöffeln, die wir uns alle gemeinsam über Jahrzehnte hinweg mit der Verbrennung von fossilen Energieträgern eingebrockt haben.

Um die Klimaschutzziele des Pariser Abkommens zu erreichen, bedarf es größerer gemeinsamer Anstrengungen.

Paul weiß ganz genau, dass die Arbeit für ihn und seine Mitstreiter*innen erst begonnen hat, denn es geht jetzt um konkrete Maßnahmen und die Anpassung von Gesetzestexten im noch jungen neuen Bundestag. Als Teil eines Beratungsteams steht er seinem MdB sehr nah und kann konkrete Konzepte und Entwürfe erarbeiten, die in den entsprechenden Gremien besprochen und diskutiert werden.

Pauls Aufgabenstellung

Paul hat durch sein politisches Engagement die Möglichkeit, aktiv daran mitzuarbeiten, dass der Klimaschutz auf Europa- und auch auf Bundesebene in konkrete Maßnahmen mündet. Er kann dabei helfen, dass diese Maßnahmen juristisch einwandfrei und moralisch nachvollziehbar sind und Nachhaltigkeitseffekte für alle bieten, ohne die Sozialverträglichkeit für finanzielle Härtefälle aus den Augen zu verlieren.

Beim Kampf für die Klimagerechtigkeit sollen so viele Menschen wie möglich mitgenommen werden, ohne dass sie finanziell auf der langen Wegstrecke sprichwörtlich »verhungern«. Wie das gelingen kann und welche Maßnahmen und Anreize es dafür braucht, erläutere ich an Pauls Beispiel im Kapitel XI.

1 Allzeithoch 68.763 US$, 10. November 2021

2https://www.spiegel.de/wirtschaft/service/kryptowaehrungen-china-erklaert-saemtliche-finanztransaktionen-mit-bitcoin-fuer-illegal-a-a7930106-9a4e-4b4e-a838-d23c6b6f6795

3https://www.bmz.de/de/entwicklungspolitik/lieferkettengesetz, Stand 25. Oktober 2021

4 Form der Geldanlage, die ohne Provisionszahlungen direkt »netto« nahezu abzugsfrei vorgenommen wird.

5https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2021/bvg21-031.html

III. Nach der Pandemie ist mitten im Kampf gegen den Klimawandel

Eine ganz persönliche Klimawandel-Bestandsaufnahme

Wir alle, auch die unter uns, die die Dinge in der Regel sachlich und selbstreflektiert angehen, sind immer wieder mit dem Umstand konfrontiert, reagieren zu müssen, statt agieren zu können. In der aktuellen Situation beispielsweise auf sich immer wieder kurzfristig ändernde Lagen im Ukraine-Krieg oder unabsehbare Entwicklungen in der Pandemie.

Das ist nicht gerade der Moment, in dem man weitere Hiobsbotschaften gut wegstecken kann, man reagiert genervt und will davon für den Moment am liebsten nichts hören und nichts wissen.

Das Jahr 2021 hat uns mal wieder in aller Deutlichkeit spüren lassen, dass der globale Klimawandel real ist und keine Fake News. Dabei schien es noch kurz vorher so, als machte er eine kleine Pause, zumindest in Deutschland. Weit gefehlt, denn wie Expert*innen beteuern, sind Extremwettersituationen, wie wir sie bei den Hochwassern in West- und Süddeutschland dieses Jahr gesehen haben, eine Folge davon und können zwischen 1,2- bis 9-mal häufiger auftreten, so Philipp Reutter vom Institut für Physik der Atmosphäre an der Uni Mainz. Der Klimawandel führt dazu, dass mehr Energie in der aufgeheizten globalen Atmosphäre vorhanden ist, dadurch der Jetstream, der uns in Mitteleuropa normalerweise aus Westen konstant wechselnde Wetterlagen bringt, dramatisch abgeschwächt wird und Wetterlagen deutlich länger dort verweilen, wo sie gerade sind.6 Im Frühjahr und Sommer waren das vor allem Tiefdruckgebiete mit ergiebigen Regenfällen und all ihren negativen Konsequenzen.

Das damit verbundene Leid und den Schmerz kann man nur erahnen, bestimmt aber nicht quantifizieren, also messbar machen. Was aber messbar ist und genauestens analysiert wird, sind die Kosten, die eine solche Katastrophe verursacht. Diese lassen die Rufe nach geeigneten Maßnahmen und Konsequenzen dann häufig immer lauter werden.

Aus Solidarität und Mitgefühl kommt vonseiten der Politik und der Klimaaktivist*innen oft die Forderung nach gesamtgesellschaftlichen Elementarschadensversicherungen. Diese Versicherungen werden pauschal und nicht individuell abgeschlossen, also ohne das Miteinbeziehen individueller Risiken wie der Lage des Hauses oder einer Bewertung der geografischen oder pedologischen Begebenheiten wie der Bodenbeschaffenheit etc.

Aber wäre das die Lösung des Problems? Wäre das nicht von Nachteil für diejenigen von uns, deren Zuhause sich nicht in möglichen Risikogebieten befindet?

Mit pauschalen Versicherungslösungen, die eine Verteilung potenzieller Kosten auf die Allgemeinheit bedeuten, nähmen wir bei der Vergabe von Bauland und passivem Schutz gegen Überflutung den nötigen Druck von den Bundesländern, Landkreisen und Gemeinden. Wir sollten für künftige Folgen des Klimawandels und von Starkwetterereignissen die Prävention stärker berücksichtigen und eben nicht an Stellen Häuser und Infrastruktur errichten, die besonders gefährdet sind.

Ein Kompromiss wäre ein Mix aus Schutzmaßnahmen vor Extremwetterereignissen – also guten Entscheidungen, wie wir bauen, wo wir bauen und wie wir beispielsweise mit der Renaturierung von Flussbetten umgehen – und dem Aufbau eines »Klimawandelfolgen-Hilfsfonds«. Durch ihn würden bei künftigen Überflutungen Menschen schnell und unbürokratisch finanziell unterstützt.

Gleichzeitig sollten wir auch an individuellen Versicherungsverträgen festhalten und sie mit entsprechenden Prämien ausstatten, damit man als »Häuslebauer« sein Haus nicht zu leichtfertig in gefährdete Gebiete baut und zu hohe Risiken eingeht. Das wäre ein fairer Ansatz, besonders bei der Ausweisung von Neubaugebieten. Ja, in Deutschland gab es immer wieder Fluten. Es brannten auch schon die Moore und Wälder. Nicht zuletzt durch die Waldbrände in der Türkei, Griechenland und Italien wurden uns die Folgen des Klimawandels in Europa im Jahr 2021 sehr konkret verdeutlicht.

Klimaschutz kostet Geld, egal ob aktiv oder passiv. Kein Klimaschutz kostet mehr Geld und noch dazu Leben. Für mich gibt es also ein klares Zwischenziel: Wir, als Individuen und als Gesellschaft, müssen die Existenz des Klimawandels erkennen und annehmen. Nur so können wir uns ihm stellen.

Die globale soziale Bewegung Fridays for Future mit ihren bekanntesten Gesichtern, der Schwedin Greta Thunberg und der Deutschen Luisa Neubauer, schien zu Beginn für viele vor allem ein Medienhype zu sein. Jedoch wurde schnell klar, dass das Kernziel dieser Bewegung, die Bekämpfung des globalen Klimawandels, für alle von uns ein essenzielles Thema sein sollte.

Und über die Frage der Bekämpfung hinaus stellt sich in unserem Kontext die Frage: Wie schaffen wir es, uns darauf vorzubereiten, was der Klimawandel für uns Menschen, für unsere Gesellschaften und unsere Unternehmen bedeutet?

Wie sieht unsere gemeinsame finanzielle Zukunft aus? Braucht es ein »Finance for Future«? Und wie können wir zusammen Einfluss nehmen und den Wandel zu einer klimafreundlicheren Gesellschaft mit klimafreundlichen Fabriken und Unternehmen sowie einer nachhaltigen, auch für die nachfolgenden Generationen fairen Lebenshaltung gestalten?

»Finance for Future« – im Einklang mit der Umwelt agieren, sozial & ethisch korrekt wirtschaften

Die gute Nachricht schon mal vorweg: Es gibt auch in Deutschland Unternehmen, die global agieren, ein globales Kunden-, Liefer- und Produktionsnetzwerk haben und bereits heute viel ökologischer und klimaschonender unterwegs sind, als uns bewusst ist.

Leider trifft das noch nicht in ausreichendem Maße auf die sogenannte Old Economy zu. Unternehmen in der Automobilindustrie beispielsweise propagieren zwar den Wandel vom Verbrennungsmotor zum E-Auto, teilweise auch zur Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technologie, aber eine Bewegung mit Siebenmeilenstiefeln sieht wirklich anders aus – von der verheerenden Umwelt- und Ökobilanz von Zementproduzenten gar nicht zu sprechen. Diese großen Umweltsünder, die es hier beim Thema CO2-Ausstoß gibt, sind ein wahrer Schlag ins Gesicht der umweltbewussten Anleger*innen.

Der Weg in Richtung einer ökologischeren Ökonomie, den deutsche und internationale Industrieunternehmen eingeschlagen haben, ist bereits erkennbar – allerdings bewegt sich so manches Unternehmen leider im Schneckentempo.

Woran ich das festmache? Beispielsweise an einer Studie des Umweltbundesamtes (UBA) aus dem Jahr 2021, in der es heißt, dass nur ungefähr die Hälfte der DAX-40-Unternehmen öffentlich über die Risiken des Klimawandels berichten.

Beim Blick auf die 100 größten Unternehmen Deutschlands fällt auf, dass es um die Resilienz gegenüber möglichen negativen Klimafolgen und die Anpassung der Unternehmensstrategie an höhere Umweltstandards durch die Politik noch immer schlecht bestellt ist.

Der Optimismus in den Führungsetagen ist groß und die Problematik der kontinuierlichen Verschlechterung von Produktions-, Herstellungs- und Lieferbedingungen wird von vielen Managementetagen noch immer ignoriert – und das, obwohl in den Jahren 2018 und 2019 auch in Deutschland Dürre und Trockenheit zu Lieferengpässen geführt haben, vor allem durch ausgetrocknete See- und Transportwege. Ich berichtete damals selbst von der Börse darüber.

Um für Investor*innen transparenter zu machen, wie stark und wahrscheinlich Umwelteinflüsse auf Unternehmensentwicklungen und deren Umsätze und Erträge wirklich sind, schlägt das Umweltbundesamt vor, Umwelt- und Klimaschutz stärker in der Berichtspflicht von Unternehmen zu verankern. Durch eine solch transparente Kommunikation hätten investierende Banken und Fonds durch klimaschutzorientierte Investitions- und Anlageentscheidungen einen indirekten und mittelbaren Einfluss auf klimafreundlichere Geschäftsentwicklungen und Managemententscheidungen.

Besser für das Klima und den Planeten und somit auch für uns Menschen. Wenn das dann noch – und das sagen die aktuellen Prognosen – mit der Steigerung der Renditen und Erträge unserer Anlagen in Aktien einhergeht, erwirken wir durch unsere Anlageentscheidungen indirekt auch eine Anpassung der Ausrichtung der Unternehmen hin zu mehr Klimaschutz.

Einflussnahme auf die Ausrichtung von Unternehmen durch Engagement

Zunächst möchte ich dich auf einen kleinen »Teekessel« hinweisen, also ein Wort mit mehreren Bedeutungen. Das Wort Engagement.

Du kennst es bestimmt mit der Bedeutung, sich intensiv einzubringen und für eine Person oder eine Angelegenheit einzusetzen. Als Schauspieler, als der ich ja auch arbeite, habe ich ebenfalls »Engagements«, also vertragliche Anstellungen für einen bestimmten Zeitraum. In Bezug auf den Kapital- und Finanzmarkt beziehungsweise auf Unternehmen, deren Unternehmenskultur und -führung spricht man dann von Engagement, wenn sich beispielsweise eine Fondsgesellschaft, auch Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG), proaktiv in Prozesse der strategischen und ökologischen Ausrichtung eines Unternehmens »einmischt« (Impact Investing). Das muss nicht zwangsläufig durch Vorschriften geschehen, sondern kann auch mit Denkanstößen, Sensibilisierung und dem Initiieren von Veränderungen verbunden sein.

Natürlich wollen Aktienunternehmen ihre Kapitalgeber im Hinblick auf mögliche Investitionen positiv stimmen, um sowohl das operative Geschäft als auch ihre Innovationen und Entwicklungen auch künftig finanziert zu wissen. Sie tun gut daran, ihre Attraktivität für Anleger*innen und Investor*innen, auch institutionelle, mittel- bis langfristig beizubehalten und sogar zu erhöhen.

Die Interaktion zwischen KVGs und den Aktienunternehmen findet nicht selten auf den Hauptversammlungen statt. Als Anteilseigner*in hat man dort ein Rederecht und kann Kritik äußern, Anregungen geben oder, sofern man größere Anteile hält, ganz aktiv die Arbeit des Vorstandes beeinflussen. Du fragst dich, wie das wohl geht?

Ein Vorstand muss in regelmäßigen Abständen »entlastet« werden, das bedeutet, seine Arbeit wird bewertet und beurteilt. Sind die Aktienbesitzer*innen mit der Arbeit des Vorstandes zufrieden und trauen ihm zu, auch in Zukunft gute unternehmerische Entscheidungen zu treffen, wird der Vorstand bei der »HV« von der Mitgliederversammlung entlastet. Bei Kritik kann diese Entlastung verweigert werden. Dann tragen die Anteilseigner*innen ihre Kritik vor und diskutieren die einzelnen Punkte in der jeweils notwendigen Intensität und Härte aus.

Beispiele, von denen du im Zusammenhang mit der Einflussnahme über die Hauptversammlung bestimmt gehört hast, waren der »Dieselskandal« des Autokonzerns Volkswagen und der Kohleausstieg des Energiekonzerns RWE.