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Das Buch „Geliebt!“ von Wayne Jacobsen hat sich nach seinem Erscheinen 2008 schnell zu einem Bestseller entwickelt. Viele haben dadurch zum ersten Mal verstanden und erfahren, was Gottes Liebe ausmacht, wie tief sie geht und wie sehr sie unser Leben umgestalten kann. Mit „Geliebt durchs Jahr“ liegt jetzt praktisch eine Fortsetzung vor, in die der Autor seine Erfahrungen der letzten Jahre eingearbeitet hat; diesmal nicht als Sachbuch, sondern als Sammlung von praktischen Anregungen für ein Leben als Geliebte. Diese Anregungen wollen unser Herz jeden Tag in Gottes Wirklichkeit hineinziehen und uns helfen, unsere Welt mit seinen Augen zu sehen, seine Impulse aufzunehmen und unsere Tage mit all ihren Herausforderungen aus seiner Weisheit heraus zu meistern. Als Jesus davon sprach, uns ein „Leben in Fülle“ zu schenken, ging es ihm nicht in erster Linie um schmerzfreie Umstände und materiellen Segen. Er sprach von einem inneren Leben, das so reich und echt ist, dass es uns durch die Schwierigkeiten des Lebens hindurchtragen kann. Dazu will uns dieses Buch verhelfen. Ein geliebtes, freies und erfülltes Leben ist das Ergebnis einer wachsenden Verbundenheit mit Gott auf dieser Herzensebene. Lass seine Liebe deine tägliche Wirklichkeit sein, lerne, seine Impulse aufzunehmen, und erlebe, wie sein Friede dein Leben in jeder Situation durchdringt!
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Seitenzahl: 462
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Wayne Jacobsen
Geliebt durchs Jahr
365 Impulse, um geliebt, frei und erfüllt zu leben
GloryWorld-Medien
1. Auflage 2021
Copyright © 2021 by Wayne Jacobsen; Originaltitel: „Live Loved Free Full“; Originally published by Blue Sheep Media (bluesheepmedia.com)
© der deutschen Ausgabe 2021 GloryWorld-Medien, Xanten, Germany, www.gloryworld.de
Alle Rechte vorbehalten
Bibelzitate sind, falls nicht anders gekennzeichnet, der Schlachter Übersetzung 2000 entnommen. Weitere Bibelübersetzungen:ELB: Elberfelder Bibel, Revidierte Fassung von 1985GNB: Gute Nachricht Bibel, 2002HFA: Hoffnung für alle, Basel und Gießen, 1983LUT: Lutherbibel, Revidierte Fassung von 1984NeÜ: Neue evangelistische Übersetzung © 2013 Karl-Heinz VanheidenNGÜ: Neue Genfer Übersetzung, 2009NLB: „Neues Leben. Die Bibelübersetzung“, Holzgerlingen, 2017MSG: Peterson, Eugene H., The Message: The Bible in Contemporary Language. NavPress 2002 (direkt ins Deutsche übersetzt)
Übersetzung/Satz: Manfred MayerUmschlaggestaltung: Nancy Bishop / Markus Amolsch
ISBN (epub): 978-3-95578-701-1
ISBN (Druck): 978-3-95578-601-4
Für meine drei entzückenden EnkelkinderAimee, Lindsay und Austin,die jeden Tag mein Herz beglücken.Ich bete, dass euer Staunen über den Gott,der euch geschaffen hat, nie aufhört,und dass ihr im Laufe eures Lebensviele Abenteuer mit ihm erlebt.
Teil 1: In der Liebe leben
Teil 2: Sich auf seine Freiheit einlassen
Teil 3: Im Vertrauen wachsen
Teil 4: Andere lieben
Teil 5: Für den Weg, der vor uns liegt
Gott wollte nie, dass du von dort weggehst.
Erinnerst du dich noch an den ersten Moment, in dem dir klar wurde, dass Gott dich liebt? Erinnerst du dich daran, wie euphorisch du warst bei dem Gedanken, dass der allmächtige Gott, der ganze Welten ins Dasein gerufen hat, auch dich bemerkte und sich sogar aufrichtig für dich und jedes Ereignis in deinem Leben interessierte?
Wie den meisten wurde dir diese Realität wahrscheinlich erst klar, als du durch großes Leid oder Versagen gegangen bist. Seine Liebe hat dein Herz erobert. Alles in der Welt um dich herum verblasste im Vergleich zu ihm. Jeder Tag war ein Abenteuer. Selbst unter den schwierigsten Umständen wusstest du, dass du in seiner Obhut sicher warst und dass alle deine Kämpfe nur Teil eines größeren Plans waren.
Alles, was er will, ist, dass du in dieser Liebe bleibst oder dorthin zurückkehrst, falls du ihn verlassen hast. Deshalb nennt die Schrift es die ersteLiebe, und diese sollten wir nie aufgeben. Denn Gott will, dass wir jeden Tag in seiner Freude leben.
Bei der ersten Liebe geht es nicht darum, wie sehr duihn damals geliebt hast, sondern darum, wie sehr erdich damals geliebt hat und wie sehr er dich heute noch liebt.
Ich habe euch so geliebt, wie mein Vater mich geliebt hat. Fühlt euch wie zu Hause in meiner Liebe (Joh 15,9-10 MSG).
Gibt es in unserem Leben nicht, wie bei den meisten Menschen, längere Zeiten, in denen wir uns von seiner Liebe entfernt und andere Dinge gesucht haben, die unser geistliches Leben erhalten sollten?
Ohne seine Gegenwart werden wir von Angst, Schuldgefühlen und der Illusion verfolgt, wir könnten uns diese Liebe verdienen, wenn wir uns nur mehr anstrengten. Schnell passiert es uns, dass wir mit einem Liebesersatz leben. Wir verdoppeln dann unsere Bemühungen, verantwortungsvoll, engagiert oder diszipliniert zu sein. Aber diese Bemühungen erzeugen keine Liebe; sie können nur eine Folge von ihr sein.
Wenn dir die Liebe des Herrn weit weg erscheint, lass dich von ihm zu sich zurückholen. Suche dir einen ruhigen Ort und warte in der Stille vor ihm. Er wird deine Zuneigung zu ihm neu entfachen. Versuche nicht, ohne sie weiterzuleben. Gott wollte nie, dass du auch nur einen Tag ohne das Wunder seiner Liebe lebst. Und mache auch nicht den Fehler, sie dir verdienen zu wollen.
Bei jemandem, der nicht mehr mitzählt, kannst du keine Punkte sammeln. Jesus hat deine Karte bereits mit der maximalen Punktzahl aufgefüllt. Du musst dir nicht verdienen, was er bereits umsonst gegeben hat; du darfst es einfach empfangen.
Seht doch, wie sehr uns der Vater geliebt hat! Seine Liebe ist so groß, dass er uns seine Kinder nennt – und wir sind es wirklich! (1 Joh 3,1 HFA).
Furcht und Liebe können im menschlichen Herzen nicht nebeneinander existieren. Obwohl der Psalmist uns sagt, dass die Furcht des Herrn der Anfang der Weisheit ist, ist sie nur der Anfang.
Johannes erkannte, dass vollkommene Liebe die Furcht vertreibt und dass man wahre Weisheit gewinnt, wenn man Gottes Zuneigung immer mehr vertraut. Wenn du Gott nicht liebst, tust du gut daran, ihn zu fürchten. Sobald du jedoch lernst, was es wirklich bedeutet, ihn zu lieben, wirst du ihn nie wieder fürchten müssen.
Indem du dir seiner Liebe immer gewisser wirst, wird deine Vorstellung von Gott immer klarer werden. Und wenn du ihn kennst, wirst du so sein wollen wie er. Entdecke das, und nie wieder werden irgendwelche Katastrophen dazu führen, dass du Gottes Fürsorge für dich in Frage stellst oder dich fragst, ob du genug getan hast, um seine Zuneigung zu verdienen.
Anstatt zu befürchten, dass er sich von dir abgewandt hat, wirst du in den Zeiten, in denen du ihn am meisten brauchst, in seiner Liebe ruhen können.
Die Liebe kennt keine Angst. Wahre Liebe vertreibt die Angst … (1 Joh 4,18a GNB).
Seit dem ersten Tag der Schöpfung hatte Gott den Wunsch, dass du deine Angst vor ihm überwindest, damit du entdecken kannst, was es heißt, ihn zu lieben. Er bietet dir eine innige Freundschaft an, die dich verändern wird, wenn er zur allumfassenden Leidenschaft deines Lebens wird.
Er wird die Stimme sein, die dich in jeder Situation leitet, der Friede, der dein Herz in Schwierigkeiten zur Ruhe bringt, und die Kraft, die dich im Sturm festhält. Er will dir näher sein als dein liebster Freund und treuer als jeder Mensch.
Ich weiß, das klingt zu schön, um wahr zu sein. Wie können einfache Menschen eine solche Freundschaft mit dem allmächtigen Gott genießen, der alles, was wir sehen, mit einem Wort erschaffen hat? Kann ich mir überhaupt vorstellen, dass er die Details meines Lebens kennt und an ihnen interessiert ist? Ist es nicht vermessen, sich auszudenken, dass dieser Gott an mir Gefallen findet, obwohl ich immer noch mit meinen menschlichen Schwächen kämpfe?
Das wäre es – wenn es deine Idee wäre. Es war aber seine Idee, lange bevor du sie überhaupt in Betracht gezogen hast. Er ist derjenige, der dir angeboten hat, dein liebender Vater zu sein: Er liebt dich und kümmert sich um dich, wie es kein irdischer Vater je könnte.
Er kennt dich besser, als du dich selbst kennst; er liebt dich mehr als irgendjemand sonst; er weiß, dass, wenn du dich auf diese Tatsache einlässt, all deine Ängste, einschließlich deiner Angst vor ihm, zerstört werden.
Wahre Liebe vertreibt die Angst. Wer Angst hat und vor der Strafe zittert, bei dem hat die Liebe ihr Ziel noch nicht erreicht (1 Joh 4,18b GNB).
Die Heilige Schrift vermittelt uns zwei scheinbar widersprüchliche Vorstellungen von Gott. Als heiliger Gott wird er in seiner Reinheit als unnahbar dargestellt, als derjenige, der bereit ist, seinem Sohn unaussprechliche Qualen zuzufügen und die Unbußfertigen zu ewigen Höllenqualen zu verdammen. Er wird aber auch als zärtlicher Vater dargestellt, der so liebevoll ist, dass selbst der starrköpfigste Sünder in absoluter Sicherheit zu ihm laufen und Vergebung und Barmherzigkeit bei ihm finden kann.
Wenn du diese Bilder nicht zu einer stimmigen Sicht von Gott zusammenbringen kannst, wirst du am Ende das „Er-liebt-mich-er-liebt-mich-nicht-Spiel“ spielen. Wie das verstörte Kind eines missbrauchenden Vaters wirst du nie sicher sein, welchem Gott du heute begegnen wirst – dem, der dich lachend in die Arme schließen will, oder dem, der dich aus dir rätselhaften Gründen ignoriert oder bestraft.
Das ist der Grund, warum so wenige Gläubige jemals entdecken, wie tief die Freundschaft geht, die Gott ihnen anbietet. Sie sehen Gottes Heiligkeit als Widerspruch zu seiner Zärtlichkeit. Da sie nicht in der Lage sind, beides miteinander zu vereinbaren, gewinnt die Angst die Oberhand und die Vertrautheit mit ihm ist dahin. Wenn du zwischen der Liebe zu Gott und der Angst vor ihm schwankst, wirst du nie lernen, ihm zu vertrauen.
Du kannst nicht lieben, was du fürchtest, und du wirst nicht fürchten, was du liebst.
Denn der Geist, den ihr empfangen habt, macht euch nicht zu Sklaven, sodass ihr von neuem in Angst und Furcht leben müsstet; er hat euch zu Söhnen und Töchtern gemacht (Röm 8,15 NGÜ).
„Würdest du Gott auch nachfolgen, wenn es keine Hölle gäbe?“
Das wurde ich vor ein paar Jahren einmal gefragt, und meine unmittelbare Reaktion war: „Natürlich!“
Wäre ich das gefragt worden, als ich jünger war, hätte ich wohl kaum so gewiss geantwortet. Damals war meine Beziehung zu Gott eher verworren. Es hieß, Gott sei liebevoll, aber nur für diejenigen, die alles tun, was er will. Aber für wen galt das schon?
Seine Heiligkeit war seine beängstigendste Eigenschaft; und der überzeugendste Grund, ihm nachzufolgen, den man mir nannte, war die Angst vor den Konsequenzen, wenn ich es nicht tat. Die Drohung mit der Ewigkeit in den Flammen reichte mir schon als Motivation, um alles zu tun, was ich für nötig hielt, damit ich in seiner Gunst bliebe. Mehr als alles andere wollte ich, dass Gott mich mochte, beschützte und segnete.
Wenn ich jetzt zurückblicke, erkenne ich, dass ich mich in meiner Beziehung zu meinem Schöpfer nicht als geliebter Sohn fühlte. Ich war im Stockholm-Syndrom gefangen: Wie das Opfer einer Entführung versuchte ich, mich bei demjenigen einzuschmeicheln, den ich fürchtete, und verwechselte das mit Liebe.
In den letzten fünfundzwanzig Jahren habe ich jedoch gelernt, mich auf seine Liebe zu verlassen. Das hat alles verändert. Gottes Absicht war nie, dass wir ihm aus Pflichtbewusstsein dienen, sondern er wollte sein Leben mit seinen dankerfüllten Kindern teilen.
Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen Geist der Kindschaft empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater! (Röm 8,15 LUT).
In der ersten Zeit meines Weges mit Gott waren Angst und Scham ständige, wenn auch unwillkommene Begleiter. Ich hatte dauernd Angst, ich würde nicht genug tun, damit Gott mich mochte, und ich schämte mich für meine sündigen Begierden. Meine Unzulänglichkeiten und mein Versagen standen mir immerzu vor Augen, da er uns befohlen hatte, so heilig zu sein wie er.
Das war jedoch nicht die Beziehung, die Gott für mich im Sinn hatte, und eine solche Beziehung half mir auch nicht, ihn kennenzulernen bzw. alles zu erleben, was er mir schenken wollte.
Jesus schien nicht auf diese Weise mit seinem Vater zu leben – und er war doch vollkommen. Er nannte seinen Vater „unseren Vater“, damit auch wir an dieser Beziehung teilhaben und durch sie verwandelt werden könnten. Anstatt also seinen Jüngern ihr Versagen vor Augen zu halten, wollte er, dass sie sich auf seine Freude konzentrierten. Er erzählte ihnen alles, „damit meine Freude in euch ist und eure Freude vollkommen wird“.
Niemand, den ich in meiner Jugendzeit kannte, lebte so. Für uns war Gott eine fordernde Gottheit, und wir lebten jeden Tag unter Drohungen, Verpflichtungen und der ständigen Forderung nach perfekter Leistung. Jesus wies uns einen anderen Weg; denn wer so lebt, kann seine Fülle nicht erfahren und seine Liebe nicht wirksam in der Welt weitergeben.
Furcht und Scham werden nicht Gottes Werk in uns hervorbringen. Jesus hat uns gezeigt, dass sein Vater keine furchterregende Präsenz in der Welt ist, sondern die liebenswerteste. Liebe ist die Währung seines Reiches, nicht Angst und Scham.
Also gibt es jetzt für die, die zu Christus Jesus gehören, keine Verurteilung mehr … (Röm 8,1 NLB).
Zurück zu unserer Frage von vor ein paar Tagen: Würdest du Gott nachfolgen wollen, wenn es keine Hölle gäbe? Als ich jung war, war die Angst vor der Hölle so ziemlich der einzige Grund, warum Menschen gerettet wurden. Niemand wollte eigentlich all diese religiösen Verpflichtungen auf sich nehmen, es sei denn die Folgen, es nicht zu tun, wären noch viel schlimmer.
Wie auch immer die Hölle sich einmal herausstellen wird, sie ist der Ort, an dem die Sünde ihre Beute verschlingt. So tragisch das auch sein mag, sollte doch die Angst davor niemals unsere Motivation sein, Gott zu folgen. Wenn wir beständig unseren Weg mit ihm gehen wollen, brauchen wir einen überzeugenderen Grund als Furcht. Und unsere Freunde und Familienangehörigen müssen eine Einladung hören, die sie dazu anregt, ein besseres Bild von Gott zu bekommen als: „Du bist ein schrecklicher Mensch, und Gott wird dich einmal quälen, wenn du nicht Buße tust.“
Letzteres ist es, was das Stockholm-Syndrom auslöst, aber keine wirklich von Liebe und Zuneigung geprägte Beziehung. Außerdem bin ich nicht davon überzeugt, dass die Angst vor der Hölle ausreicht, um einen Menschen zu retten. Sie hält ihn vielleicht für ein paar Monate in Schach, aber wenn die Angst nachlässt, wird er wieder zu seinem alten, selbstzerstörerischen Verhalten zurückkehren.
Gottes Liebe zu dir ist die einzige Quelle der Erlösung und die einzige Motivation, die alle von der Sünde Zerrütteten in dieser und in der kommenden Welt heilen wird. Wenn du das geschmeckt hast, wirst du ihm bis ans Ende der Welt folgen.
Schmeckt und seht, dass der Herr gut ist. Freuen darf sich, wer auf ihn vertraut! (Ps 34,9 NLB).
Viele Menschen missverstehen das Alte Testament. Sie kommen zu dem Schluss, Gott sei in der Heilsgeschichte der Henker. Geschichten, wie die Arche Noah, Sodom und Gomorra oder die Eroberung Kanaans, reichen aus, um die Menschen davon zu überzeugen, Gott sei eine furchterregende Erscheinung und darauf aus, die Welt, die er geschaffen hat, im Zorn zu vernichten.
Doch das ist völlig falsch. Es gibt Zeiten, in denen Gott auf eine Weise in die menschliche Geschichte eingreift, die für diejenigen, die sich ihm widersetzen, schwerwiegende Folgen hat, aber wenn du dir die ganze Geschichte ansiehst, wirst du sehen, dass er immer der Retter ist. Sein „Gericht“ ist wie das Skalpell eines Chirurgen – es bringt die Dinge in einer kaputten Welt in Ordnung.
Der Zerstörer ist die Sünde, nicht Gott. Indem sie sich unsere Selbstbezogenheit zunutze macht und unser begrenztes Wissen ausnutzt, zieht sie uns wie Gefangene in die Dunkelheit hinein. Und weil wir so bereitwillig mitgehen, sehen wir Gottes Handeln gegen die Finsternis als Handeln gegen uns an. Aber Gott will die Knechtschaft (der Sünde) durchbrechen und uns zurück in sein Licht und seine Heilung ziehen.
Das Heil, so Jesus, kommt nicht zu denen, die – mit ihren Opfergaben oder ihrem Bedürfnis zu opfern – versuchen, eine zornige Gottheit zu besänftigen. Das Heil findet sich in einer liebevollen Beziehung zum Schöpfer von allem. Es geht weniger darum, unsere Lebensumstände in Ordnung zu bringen, als dass wir von den Lügen der Finsternis befreit werden.
Leider verwechseln zu viele Menschen Gott mit der Religion, die wir in seinem Namen erschaffen haben. Das macht es ihnen schwer, mit ihm in Kontakt zu kommen. Menschen, denen es einigermaßen gut geht, halten Gott oft auf Distanz. Sie lassen gerade so viel Christsein an sich heran, dass ihr Gewissen beruhigt ist und ihre Ängste vor dem Leben nach dem Tod befriedet sind, aber sie wollen nicht zu viel von ihm, weil er sie in dem stören könnte, was ihnen Spaß macht.
Andere Menschen, die in tragischen Umständen oder tiefem Leid gefangen sind, rufen ihn an und wollen, dass er ihnen hilft, indem sie Gott versprechen, alles zu tun, was er will. Beides wird aber nicht zu einer langen und erfüllenden Beziehung mit ihm führen.
Musst du errettet werden? Frag ihn und lass es ihn tun, wie auch immer er es für richtig hält.
Er liebt mich, darum will ich ihn erretten; er kennt meinen Namen, darum will ich ihn schützen (Ps 91,14 LUT).
Ich saß mit einem jungen Mann, der ohne jeglichen geistlichen Einfluss aufgewachsen war, auf einer von Kiefern und Zedern umgebenen Terrasse in den Bergen. Er und seine Verlobte hatten mich gebeten, sie zu trauen, und wir sprachen darüber, welchen Einfluss Gott bei ihrer Hochzeit und in ihrer Ehe haben sollte.
„Ich weiß nichts über ihn“, antwortete der junge Mann.
Ich hielt einen Moment inne und deutete dann auf die Schönheit des Waldes um uns herum. „Was wäre, wenn es einen Gott gibt, der das alles erschaffen hat, der dich mehr liebt als jeder andere, dem du je begegnet bist, und der an deiner Seite sein möchte bei deiner Suche nach deiner Bestimmung auf dieser Welt?"
Er sah mich an und lächelte; seine Augen waren voller Tränen. „Das fände ich genial.“ Wem würde es anders gehen?
Wenn du ihn nicht auf diese Weise kennst, bitte ihn, es dir zu zeigen. Widerstehe jeder Erwartung, wie das aussehen muss, und beobachte, was er tut.
Seht doch, wie sehr uns der Vater geliebt hat! Seine Liebe ist so groß, dass er uns seine Kinder nennt – und wir sind es wirklich! (1 Joh 3,1 HFA).
Manche Christen sagen mir, die Menschen würden Gott nicht dienen, wenn wir sie nicht damit erschreckten, dass es die Hölle geben könnte. Ich bin da anderer Meinung. Mir fallen fünf gute Gründe dafür ein, Gott nachzufolgen, die nichts mit Angst zu tun haben. Schauen wir uns heute zwei davon an und morgen drei weitere:
Erstens: Gott ist die attraktivste Person im Universum. Er ist voller Leben, Lachen, Freude und Weisheit – kostbarer als Reichtum. Er ist bei Weitem der beste Freund, den ich habe. Ja, ich verstehe nicht immer, was er vorhat, aber ich weiß, dass er mir mit der Zeit zeigen wird, was ich wissen muss.
Ich spreche lieber mit dem Vater, mit Jesus und dem Heiligen Geist über das, was mich beschäftigt, als mit irgendjemand anderem in meinem Leben. Dabei liebe ich die Gespräche, die ich mit anderen führe. Falls du ihn noch nicht auf diese Weise erlebt hast, bin ich mir sicher, dass du jetzt ein bisschen mit den Augen gerollt hast, aber ehrlich: Besonders die Dinge die von ihm kommen, erfüllen mein Leben mit Staunen und Weisheit.
Zweitens: Ohne ihn macht diese Welt keinen Sinn. Es ist nicht alles sichtbar, was real ist. Ich sehe seine Herrlichkeit in der Schöpfung und seine Hand in den scheinbaren Zufällen des Lebens – wenn ich z. B. einen Menschen genau im richtigen Moment treffe oder wenn mir eine Erkenntnis aus einem Gespräch, einem Satz in einem Buch oder einem Liedtext ins Herz fällt.
Sogar wenn wir versagen oder von anderen verraten werden, hat das im größeren Zusammenhang der Dinge, den er so gut versteht, einen Sinn. Eine scheinbar dumme Entscheidung kann mir plötzlich Möglichkeiten eröffnen, die ich nie vorausgeahnt hätte.
Ich habe seine Berufung schon in jungen Jahren gespürt. In ihm finde ich den Mut und die Mittel, die mich durch die schmerzhaftesten Zeiten des Lebens tragen.
Darum wollen wir zu Gott kommen mit aufrichtigem Herzen und im festen Glauben; denn das Blut von Jesus Christus hat uns von unserem schlechten Gewissen befreit, und unser Körper wurde mit reinem Wasser von aller Schuld reingewaschen (Hebr 10,22 HFA).
Fahren wir fort mit unserer Erörterung der Gründe, warum jemand Gott vielleicht nachfolgen möchte, die nichts mit einer Angst vor dem Leben nach dem Tod zu tun haben.
Drittens: Meine besten Fähigkeiten und meine eigene Weisheit reichen nicht aus, meinen Weg in einer gefallenen Schöpfung zu finden. Selbstsucht führt zu Korruption und Ungerechtigkeit. Das beeinträchtigt nicht nur mein Leben, sondern auch unsere Welt, und schadet anderen. Wie gehst du mit Umständen um, die du nicht kontrollieren kannst und die dir ungerecht erscheinen? Wie lassen sich Krankheit und Leid mit Gottes Liebe und seinem Endziel, die Welt wieder mit sich zu versöhnen, in Einklang bringen?
Wenn er nicht aktiv in mein Leben eingreift, beschäftige ich mich nur damit, wie sich die Dinge auf mich auswirken, aber das ist eine ungute Weise, in diesem Universum zu leben. Er weiß, wie er das Leid dieser Welt für seinen größeren Plan, uns zu verwandeln und zu erlösen, nutzen kann. Ich möchte nicht ohne ihn leben. Er hat mir Klarheit gegeben, um Entscheidungen zu treffen, die ich sonst nicht getroffen hätte, und obwohl er mich oft ermutigt, schwierigere Wege zu gehen, tragen diese mit der Zeit immerzu bessere Früchte.
Viertens: Ich bin machtlos, meinen zerstörerischen Gelüsten und Begierden zu widerstehen, wenn er mir nicht die Weisheit gibt, sie zu durchschauen, die Kraft, sie in die Schranken zu verweisen, und die Fülle, um das hinauszudrängen, wovon sie in meiner verdrehten Seele zehren.
Ohne ihn treibe ich in einer Welt der Maßlosigkeit, aber mit ihm kann ich lernen, Nein zu den Dingen zu sagen, die mir mehr schaden, und Ja zu einem Weg, der mir mehr Gnade zukommen lässt.
Fünftens: Ich will Teil von etwas sein, das größer ist als ich selbst und meine eigene Existenz. Gott hat diesen Planeten nicht nur erschaffen, sondern ist dabei, ihn zu seiner endgültigen Erlösung zu führen. Indem er mir zeigt, was es wirklich bedeutet, geliebt zu sein und zu lieben, kann ich Teil dieses sich immer weiter entfaltenden Plans werden und auch andere auf diesem Weg ermutigen.
Ihnen wollte Gott zu erkennen geben, was der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses unter den Nationen sei, und das ist: Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit (Kol 1,27 ELB).
Gott ist nicht der Spielverderber, für den die Religion ihn hält, oder die Ausrede für unsere Ungerechtigkeit gegenüber anderen, sondern ein willkommener Begleiter auf dieser Reise, die wir Leben nennen. Wenn du weißt, wer dieser erstaunliche Gott ist, ist „Seid heilig, wie ich heilig bin“ nicht das lästigste Gebot in der Bibel, sondern die attraktivste Einladung. Wenn du ihn kennst, wirst du wie er sein wollen.
Und wenn du so sein willst wie er, ist es toll zu wissen, dass er alles dafür bereitgestellt hat, damit du das erreichst. Ich könnte es auf keinen Fall alleine schaffen. Alles, was ich von meiner Seite her tun muss, ist zu lernen, in seiner Liebe zu leben, und er ist derjenige, der uns auch dabei hilft.
Ich weiß, dass einige von euch, die das hier lesen, frustriert sind, weil sich eure Beziehung zu Gott nicht so anfühlt. Obwohl ihr betet, in der Bibel lest, in die Kirche geht und versucht, gut zu sein, fühlt sich Gott immer noch wie eine ferne Gottheit an, die nur selten an den realen Umständen des täglichen Lebens beteiligt ist. Auch mir ging es lange Zeit so, und ich kann das gut verstehen. Die fünf Dinge, die ich oben beschrieben habe, sind das Ergebnis eines langen Weges, auf dem ich gelernt habe, in seiner Liebe zu leben. Das geschieht nicht über Nacht, mit einem Fingerschnippen oder einer ekstatischen Jesusbegegnung.
Zu lernen, seine Realität zu ergründen und seine Spuren um uns herum zu erkennen, ist eine lebenslange Aufgabe, vielleicht das größte Abenteuer, das sich uns als Menschen bietet. Unsere Begierden können uns fehlleiten, unser Verstand täuscht uns oft und die Welt mit ihren Vergnügungen und Ängsten lenkt uns sehr leicht ab. Das innere Leben zu kultivieren, um immer sensibler dafür zu werden, wie Jesus sich uns zu erkennen gibt, erfordert von uns eine gewisse Konzentration und ein aktives Mitwirken.
Eins aber sage ich: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist, und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus (Phil 3,13-14 LUT).
Was meinst du? Möchtest du eine Beziehung zu Gott, die auf Angst beruht, oder darauf, dass du von seinem Charakter und seiner Liebe begeistert bist?
Wenn du nicht weißt, wie du das machen sollst, dann finde eine Person, die es weiß, und frag sie, ob sie bereit ist, dir zu helfen. Suche nicht nach einer, die dir genau sagt, was du tun sollst, sondern eine, die dir hilft, Gottes Spuren in deinem eigenen Leben zu entdecken und die Möglichkeiten zu erkennen, die sein Geist dir anbietet, um dich weiterzubringen.
Lass sie erzählen, welchen Weg Gott sie geführt hat, aber versuche nicht, diesen zu kopieren. Lerne stattdessen, auf dein Herz zu hören, auf welche Weise Gott sich dir zu erkennen geben will. Dann beobachte, wie er das tut. Lass die Person an deinem Weg teilhaben und lass dir von ihr dabei helfen, dem nachzugehen, was echt zu sein scheint, aber auch die Dinge zu erkennen, die nach eigener Anstrengung riechen.
Lass dich nicht entmutigen, wenn es nicht so schnell oder so einfach geht, wie du es dir vielleicht erhoffst. Suche andere, die ähnliche Ziele verfolgen. Bitte gib nicht auf! Es dauert meist eine Weile, bis du lernst, auf deinem Weg mit ihm Fuß zu fassen. Dieses Leben ist kein Disneyland, sondern eine echte Kooperation mit dem Schöpfer des Himmels und der Erde.
Ihn zu kennen, fängt im Kleinen an und wird mit der Zeit zum wertvollsten Teil deines Lebens.
Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte, und da er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie (Mt 13,45-46 LUT).
„Ich glaube, mein Vater hasst mich“, sagte sie, während sie versuchte, ihr Schluchzen zu unterdrücken. Dann erzählte sie von dem Streit, den sie am Abend zuvor mit ihm gehabt hatte. Ihr Vater war darüber verärgert gewesen, dass sie sich oft aufreizend kleidete, und sie war sich sicher, dass er ihre Entscheidungen nicht respektierte.
Ich ging mit ihr das Gespräch noch einmal durch, wie ein Ersatzvater, der ihr zu verstehen gab, dass die Befürchtungen ihres Vaters wohl weniger damit zu tun hatten, sie zu verurteilen, als vielmehr damit, dass er sie vor Männern mit weniger ehrenhaften Absichten schützen wollte.
„Du glaubst also, dass mein Vater mich nicht hasst?“, fragte sie am Ende.
„Nicole, ich habe keine Ahnung. Er ist dein Vater, aber es würde mich wundern, wenn er dich nicht sehr lieben würde. Aber darf ich fragen, wie es dir mit deinem himmlischen Vater geht?“
Ihre verzogene Miene verriet mir, dass meine Frage sie verwirrt hatte. Ein Moment verging. „Meinst du Gott?“
Ich nickte. „Ich bin in der Kirche aufgewachsen“, sagte sie. „Ich hasse ihn!“
Ich lächelte, sah Nicole an und flüsterte ihr zu, als würde ich ihr ein unglaubliches Geheimnis anvertrauen: „Genauso, wie du dich wahrscheinlich in deinem irdischen Vater irrst, irrst du dich auch in deinem himmlischen Vater.“
Ihre Augen leuchteten auf. „Wie meinst du das?“
„Nicole, du hast einen Vater, der dich mehr liebt, als irgendein Mensch es jemals getan hat oder jemals tun wird.“
Die Hoffnung, dass wir alle einen Vater haben, der uns ganz und gar kennt und über alle Maßen liebt, ist in unserer Zeit fast verloren gegangen. Vielleicht ist es an der Zeit, sie wiederzuentdecken.
Hierin ist die Liebe Gottes zu uns offenbart worden, dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben (1 Joh 4,9 ELB).
„Majestät, preist seine Majestät …“ Diese vertrauten Worte kamen mir über die Lippen, als ich inmitten einer Gruppe von Gläubigen saß, die von überallher aus dem Westen der USA kamen und sich versammelt hatten, um ihre Erfahrungen darüber auszutauschen, wie man Gemeinde beziehungsorientiert leben kann. Es war Sonntagmorgen und wir hatten gerade damit begonnen, Gott Lob- und Danklieder zu singen.
Ich war etwas nervös.
An diesem Morgen schmiegte sich neben mir ein dreieinhalbjähriges Mädchen in die Arme ihres Vaters Jim. Nyssa kämpft mit den Komplikationen des Freeman-Sheldon-Syndroms, einer genetisch bedingten Muskelerkrankung, die bei ihr zu einer schweren Skoliose (Verkrümmung der Wirbelsäule) und entstellten Fingern geführt hat. Sie wird über eine Magensonde ernährt und kann aufgrund dieser Erkrankung nicht sprechen, laufen oder spielen wie andere Kinder. Ja, sie kann nur in den Armen ihres Vaters liegen, glucksen und sabbern. Die Verbindung zwischen ihr und ihrem Vater und die tiefe Liebe, die aus seinem Gesicht strahlte, als er ihr Dinge zuflüsterte und sie in seinen Armen hin und her wiegte, faszinierte mich.
Das ist es, was ich will! Diese Worte schwirrten so leise durch meinen Kopf, dass ich sie fast überhört hätte. Ich musste einen Moment innehalten und fragte mich nicht nur, was ich gehört hatte, sondern auch, woher es kam. Dieser Gedanke kam sicher nicht aus mir. Nachdem ich eine Weile darüber nachgedacht hatte, erkannte ich darin jedoch die Stimme des Vaters, und plötzlich wurde mir klar, warum mein Herz an diesem Morgen etwas nervös war.
Wir waren dabei, Gott zu preisen und uns in die große Schar der Engelwesen einzureihen, die seinen Thron mit Lob und Anbetung umgeben. Er dagegen wollte nur, dass wir einen Moment in seinem Schoß genießen, wie dieser Vater und seine Tochter – mit einer Intimität, mit der kein Moment der Anbetung mithalten könnte.
Allen aber, die ihn aufnahmen, denen gab er das Anrecht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben; die nicht aus dem Blut, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind (Joh 1,12-13 SLT).
Nyssa war adoptiert worden. Ihre (Adoptiv-)Eltern sahen sie zum ersten Mal, als sie elf Tage alt war, und wussten, wie es um sie stand, bevor sie ihr die Türen sperrangelweit öffneten und sie bei sich zuhause aufnahmen.
Jim erzählte mir, er habe zunächst gezögert, ein Kind, das so viel Hilfe benötigt, zu adoptieren. Aber in dem Moment, als er Nyssa zum ersten Mal gesehen habe, habe sich das alles geändert. „Sobald ich sie in meinen Armen hielt“, sagte er, „sah sie mich an und seufzte. Mein Herz schmolz dahin, und ich wusste, dass ich ‚Ja‘ sagen musste.“
Sie wurde auf dieselbe Weise auserwählt, wie der himmlische Vater dich auserwählt hat. Er war sich dessen bewusst, was es ihn kosten würde, dich in deiner ganzen Gebrochenheit zu lieben.
Ihr Vater erinnerte mich daran, dass sie an diesem Morgen nicht einmal in seinen Schoß hatte krabbeln können. Hätte er sich nicht herabgebeugt und sie hochgehoben, wäre sie nie dort gewesen. Ich bin mir sicher, dass wir uns in einer ähnlichen Situation befinden. Wer von uns kann schon von sich behaupten, er könne aus eigener Kraft in Gottes Schoß kriechen? Er ist unsere einzige Quelle, und wir könnten keine innige Beziehung zu ihm genießen, wenn er sie nicht herbeiführen würde.
Vielleicht ist das Einzige, was wir tun können, dass wir voller Hingabe und Verlangen ihm unsere Arme entgegenstrecken. Aber unser Platz auf seinem Schoß ist allein sein Werk.
Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und euch dazu bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt, damit der Vater euch gibt, was auch immer ihr ihn bitten werdet in meinem Namen (Joh 15,16 SLT).
Obwohl unser Fleisch durch die Bewunderung anderer verführt werden kann, ist es bei unserem Vater nicht so. Ich kenne viele Menschen, denen ihr Erfolg am Arbeitsplatz wichtiger ist als die Zuneigung ihrer Familie, aber Gott ist nicht so. Ich glaube, jeden Tag der Woche hätte er lieber unsere Zuneigung als unsere Verehrung. Er ist schließlich der Gott der Liebe, falls du es vergessen hast.
Nyssas Gebrochenheit schmälerte die Zuneigung ihres Vaters nicht. Im Gegenteil, ihre Gebrochenheit machte sie noch liebenswerter. Wir dagegen neigen dazu, in der Anbetung nachzulassen, wenn wir uns unseres eigenen Versagens und unserer Schwächen bewusst sind.
Ist es nicht so, dass große Menschenmengen immer die sogenannten „Schönen“ und „Mächtigen“ nach vorne drängen, um sie zu verehren, während sie die „Geringeren“ in den Hintergrund drängen? Aber im Schoß eines Vaters gibt es keine Unterschiede. Gute Eltern freuen sich über alle ihrer Kinder und sehen deren Schwachstellen nur als Risse, in die noch mehr Liebe gegossen werden kann.
Können wir wirklich glauben, dass unser Vater uns genauso sieht, wie Jim seine Tochter Nyssa? Ich kann dir versichern, dass er dich viel mehr liebt als das.
Und er hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft wird in der Schwachheit vollkommen! (2 Kor 12,9 SLT).
Heute verstehe ich besser, warum Jesus Petrus nach der Auferstehung die Frage stellte: „Hast du mich lieb?“ Er wollte nicht wissen, ob Petrus ihn verehrte, ihn fürchtete oder bereit war, ihm im Angesicht jeder denkbaren Bedrohung zu dienen.
Er wollte nur wissen, ob Petrus ihn liebte. Denn er wusste: Mit dieser Liebe würde sich alles andere ergeben. Aber ohne diese Liebe, wäre alles andere unwichtig.
Wenn das Kreuz seinen Sinn erfüllte, würde selbst derjenige, der ihn so schmerzhaft verleugnet hatte, seinen Weg zurück in seine Liebe finden. Schließlich hatte Petrus nie aufgehört, ihn zu lieben, sondern sich einfach von seinen Ängsten überwältigen lassen, als er unter Druck war.
Sein Versagen widerlegte seine Liebe nicht. Jesus wusste das, Petrus allerdings momentan noch nicht. Aber das würde sich ändern, und er würde den Rest seiner Tage in wachsender Zuneigung zu seinem auferstandenen Freund leben können.
Glaube nicht, dass deine Fehler ein Beweis für deinen Mangel an Liebe sind. Finde eine Liebe, die größer ist als dein Versagen, und du wirst ein Leben finden, in dem du immer weniger deinen eigenen Weg gehen willst.
[Ich bete,] dass der Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne, damit ihr, in Liebe gewurzelt und gegründet, dazu fähig seid, mit allen Heiligen zu begreifen, was die Breite, die Länge, die Tiefe und die Höhe sei, und die Liebe des Christus zu erkennen, die doch alle Erkenntnis übersteigt, damit ihr erfüllt werdet bis zur ganzen Fülle Gottes (Eph 3,17-19 SLT).
Was denkst du? Würde ich lieber mit meinen Kindern auf der Couch sitzen, während sie mir erzählen, was für ein unglaublich toller Vater ich bin, und dabei immer wieder dieselben Worte wiederholen, damit die Botschaft auch wirklich bei mir ankommt? Oder würde ich lieber mit ihnen spazieren gehen und über ihre Freuden und Ängste sprechen?
Letzteres, natürlich. Viel wichtiger als ihr Lob ist mir die Gegenwart meiner Kinder. Ich möchte mit ihnen zusammen sein, wenn sie lachen, und sie trösten, wenn sie weinen. Warum sollte das bei Gott anders sein?
Tatsache ist, dass du jemanden loben kannst, den du nicht liebst, während du ihn auf Distanz hältst und dich ausgeschlossen und allein fühlst. Ich glaube aber nicht, dass du jemand lieben kannst und nicht gleichzeitig völlig davon überwältigt bist, wie sehr er dein Lob verdient hat.
Achte einfach darauf, dass deine Verehrung nie die Zuneigung verdrängt. Schenke Gott all die Anbetung und den Lobpreis, den er verdient. Aber lass dich nicht von dem Gedanken täuschen, dein Lob bedeute ihm mehr als deine Liebe.
Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was immer ich euch gebiete. Ich nenne euch nicht mehr Knechte, denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut; euch aber habe ich Freunde genannt, weil ich euch alles verkündet habe, was ich von meinem Vater gehört habe (Joh 15,14-15).
„Alles, wozu Gott mich im Moment beruft, scheint in diesem Bild enthalten zu sein“, sagte Glenn zu mir, als er das Schwarz-Weiß-Foto von Vater und Sohn auf den Tisch legte.
Es war das erste Mal, dass ich im Haus von Glenn und Elaine war. Wir hatten uns ein paar Stunden zuvor zum Frühstück hingesetzt und waren immer noch nicht vom Tisch aufgestanden. Wir sprachen über die wunderbare Beziehung, die Gott jedem von uns durch seinen Sohn gewährt.
Das Foto war sorgfältig mit Passepartout gerahmt, ein offensichtlicher Schatz. Ich erkannte sofort, warum: Ich war fasziniert von dem Miteinander von Vater und Sohn, die neben einer jungen Birke standen, die bereits ihre Blätter abgeworfen hatte. Die Kleidung der beiden deutete auf eine frühere Generation hin.
Die Freude des Vaters, der auf seinen Sohn herabblickt, und der offensichtliche Stolz des Zweijährigen, der zurückblickt, waren vom Fotografen perfekt eingefangen worden. Die Verbindung zwischen diesem Vater und seinem Sohn war tief. Als Glenn es in seinen Händen hielt, sagte er mir, er fange gerade erst an, seine Beziehung zu Gott auf dieselbe Weise zu sehen. Das sollten wir alle.
Aber allen, die ihn wollten und die glaubten, dass er der war, für den er sich ausgab, und dass er tun würde, was er sagte, schenkte er es, dass sie zu ihrem wahren Selbst wurden, zu ihrem Gotteskind-Selbst (Joh 1,10-12 MSG).
Der Vater und der Sohn auf dem Foto freuen sich offensichtlich übereinander, und das Foto fängt die Freude, das Staunen und die Zuneigung, die Gott seinen Kindern schenken möchte, perfekt ein.
„Davon bin ich noch weit entfernt“, gab Glenn zu, nachdem ich das Bild eine Weile auf mich wirken lassen konnte, „aber ich weiß, dass er mich dazu beruft, genau wie dieser kleine Junge zu sein.“
Ich weiß, was er meinte, denn ich hatte diesen Weg auch schon hinter mir. Es war ein langer Weg für mich, zu lernen, in der Gegenwart des Vaters so entspannt zu sein, so sicher in seiner Fürsorge und so bereit, den Tag mit ihm zu genießen.
„Das bin ich!“ sagte Glenn schließlich. „Der kleine Junge dort! Ich war zwei Jahre alt.“ Das überraschte mich. Ich hatte gar nicht daran gedacht, dass dies ein Familienfoto sein könnte. „Mein Vater starb zwei Monate nach diesem Foto an einem Herzleiden. Ich habe keine Erinnerung an ihn, nur dieses Bild. Jetzt möchte ich meinen himmlischen Vater mit der gleichen Einfachheit und Freude kennenlernen.“
Nein, diese Beziehung verlangt er nicht von uns, sondern er ist schon längst dabei, sie in uns zu bewirken. „Wir kennen die Liebe nur“, schrieb Johannes, „weil er uns zuerst geliebt hat.“
Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm (1 Joh 4,16 SLT).
Manchmal erhalte ich die verrücktesten Geschichten als E-Mails.
„Die beste Freundin meiner Frau hat schon seit ein paar Jahren nicht mehr mit ihrem Vater gesprochen. Es ist schlimm. Er ist ein ganz schrecklicher Typ.“
Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen, als einen Vater zu haben, der zu kaputt ist, um sein Kind zu lieben und es in dessen prägendsten Jahren mit dieser Liebe zu überschütten. Aber die Geschichte wurde erfreulicher.
„Aber vor einem Monat hat sie herausgefunden, dass er gar nicht ihr richtiger Vater ist und dass ihr wirklicher Vater seit zweiundzwanzig Jahren versucht, sie zu finden, seit er herausgefunden hat, dass sie die Folge eines Seitensprungs ist. Er hat ununterbrochen für sie gebetet, seit er Jesus kennengelernt hat.
Als er sie schließlich gefunden hatte, unternahmen er und seine Familie sofort eine weite Reise, um sie kennenzulernen. Jetzt hat sie einen neuen Vater! Einfach so stellte sich alles, was sie über ihren Vater geglaubt hatte, als völlig falsch heraus, und sie hatte einen echten Papa! Und ihr Neugeborenes, ihr erstes Kind, hat jetzt einen Großvater! Wunderbar.“
Nicht alle Geschichten gehen so gut aus, aber es stimmt: Egal wie großartig oder verachtenswert dein irdischer Vater war bzw. ist, wir alle haben einen Vater, der uns geschaffen hat und dessen Liebe zu uns weit über das hinausgeht, was selbst die besten Väter ihrem Kind geben könnten. Finde diesen Vater, und du wirst große Freude und Sicherheit finden.
Als er aber noch fern war, sah ihn sein Vater und hatte Erbarmen; und er lief, fiel ihm um den Hals und küsste ihn (Lk 15,20).
Vielen von uns wurde beigebracht, der Gott der Religion sei ein zorniges und forderndes Wesen in der Schöpfung. Wenn wir es ihm nicht recht machen, lässt er schreckliche Dinge mit uns geschehen. Aber so sehr wir uns auch bemühen, wir scheinen nie gut genug zu sein und fühlen uns am Ende frustriert, abgelehnt und allein.
Aber das ist nicht dein Vater. Das ist jemand, der sich nur als dein Vater ausgibt, um deine Liebe auszunutzen, deine Freude zu verschlingen und dein Leben zu zerstören.
Der Vater, der dein wahrer Vater ist, hat dein ganzes Leben lang nach dir gesucht. Er war dir stets näher als dein Atem, und doch hast du ihn vielleicht verpasst, aufgrund all der Illusionen, die die Religion geschaffen hat, damit du dich vor ihm fürchtest und hart für ihn arbeitest.
Wenn du deinen wahren Vater entdeckst, wird sich deine Angst angesichts seiner großen Freude über dich in Luft auflösen.
Welcher Mensch unter euch, der hundert Schafe hat und eines von ihnen verliert, lässt nicht die neunundneunzig in der Wildnis und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? (Lk 15,4).
Als Kind wurde sie aufrichtig von ihrem Vater geliebt. Er hatte große Freude an ihr und war ihr sehr zugeneigt. Aber als sie heranwuchs, begann sie, Dinge von ihm zu verlangen, von denen er wusste, dass sie ihr nur schaden würden. Als er seine Bedenken und sein Bedauern darüber äußerte, dass er ihr nicht nachgeben könne, wurde sie zunehmend frustriert und distanziert. Bald stellte sie sogar in Frage, ob er sie überhaupt noch liebte oder jemals geliebt hatte.
Aufgrund dieser Gedanken fing sie an, jede seiner Zuneigungsbekundungen misstrauisch zu sehen, und kam zu dem Schluss, er tue nur so, als würde er sie lieben, um von ihr zu bekommen, was er wollte. Seine Zuneigungsbekundungen tat sie als Manipulationsversuche ab.
Ihre Enttäuschung wuchs und verwandelte sich schließlich in Wut. Sie hörte auf, ihn um Dinge zu bitten und stellte dagegen Forderungen. Wenn sie nicht bekam, was sie wollte, schmollte sie.
Ihre Wünsche wurden wichtiger als die Beziehung zu ihrem Vater, und sie beschuldigte ihn, ein schlechter Vater zu sein. In ihren Augen waren ihre Wünsche „echte Bedürfnisse“, und seine Weigerung, sie zu erfüllen, bewies ihr nur, was für ein gefühlloser Mensch er sei. Am Ende sagte sie schreckliche Dinge zu ihm und über ihn zu ihren Freundinnen und Freunden, nur um ihre eigene Verbitterung und Wut zu rechtfertigen.
Aber der Vater wusste, dass das so nicht stimmte. Ihre Worte stachen, aber er wusste, dass sie nicht der Wahrheit entsprachen. Selbst angesichts ihrer Wut und Manipulation reagierte er mit Bedauern, nicht mit Wut. Er wusste, dass sie gerade dabei war, in den dunklen Raum ihres Egoismus abzurutschen, wo Lügen regierten, und dass er gegen ihre falschen Anschuldigungen machtlos war.
Egal, was er tat, sie machte ihn nur herunter und wies seine Versuche, sie zu lieben, zurück. Es gibt keine größere Knechtschaft, als seine eigenen Lügen für die Wahrheit zu halten. Sogar Jesus hat uns gewarnt, dass es keine größere Finsternis gibt, als wenn unser „Licht“ in Wirklichkeit Dunkelheit ist!
Deine Augen sind wie Fenster zu deinem Körper. Wenn du sie voller Staunen und Glauben weit öffnest, füllt sich dein Körper mit Licht.Wenn dein Blick durch Gier und Misstrauen verzerrt ist, ist dein Körper ein feuchter Keller. Welch dunkles Leben wirst du haben, wenn du die Jalousien an deinen Fenstern zuziehst! (Mt 6,22 MSG).
In Fortsetzung unserer gestrigen Geschichte kam irgendwann ein anderer, der versprach, alle ihre „Bedürfnisse“ zu erfüllen und für sie zu tun, was ihr Vater ihr verweigerte. Selbstverständlich tat er das nur, um zu bekommen, was er von ihr wollte, aber sie dachte, sie hätte die wahre Liebe gefunden. Am Anfang bekam sie von ihrem Freund, was sie wollte, obwohl er sie nur ausnutzen wollte, und kehrte ihrem Vater, der sie liebte, den Rücken zu.
Natürlich kamen die Motive ihres Freundes mit der Zeit ans Licht, als er anfing, ihr seinen Willen aufzuzwingen. Er verwöhnte sie weniger und missbrauchte sie mehr. Er nutzte ihre Bedürfnisse aus, um seine Wünsche zu erfüllen, und als sie das merkte, stürzte sie in Verzweiflung. Die Freiheit, die er ihr scheinbar bot, entpuppte sich als ein Gefängnis, das sie selbst herbeigeführt hatte.
Da wusste sie, dass sie die schlechteste aller Entscheidungen getroffen hatte. Sie fragte sich, ob sie so viele Brücken abgebrochen hatte, dass sie nun keine andere Wahl mehr hatte, als ihren Weg fortzusetzen, egal wie schmerzhaft er war. In den Momenten, in denen sie ehrlich zu sich selbst war, sehnte sich ihr Herz jedoch nach Hause, da sie die Liebe ihres Vaters nun etwas besser verstand. Aber leider war es ihr zu peinlich und sie war zu ängstlich, dem Vater gegenüberzutreten, den sie so leichtfertig zurückgewiesen hatte. Sie war sich sicher, dass, nach allem, was sie getan hatte, ihr Vater sie hasste, und merkte nicht, dass sie nur ihre eigenen Gefühle auf ihn projizierte.
Das wäre eigentlich der Moment, in dem sie entdecken könnte – wenn sie das Risiko einginge –, wie erstaunlich wahre Liebe wirklich ist.
Egal wie ungläubig die Israeliten waren, Gott war stets bereit, sie in seine Liebe hineinzuziehen, wann immer sie auch nur ein bisschen zu ihm zurückkehrten, und selbst dann, wenn sie es nicht taten!
Er wird auch immer für dich da sein, egal wie tief du im Schlamassel steckst.
„Kommt, lasst uns zum HERRN zurückkehren … (damit) er uns heilt“ (Hosea 6,1 MSG).
Sein Vater schaute jeden Tag sehnsüchtig die Straße entlang und hoffte inständig, dass dies der Tag sein würde, an dem er nach Hause käme. Die Abtrünnigkeit seines Sohnes und der Preis, den er dafür bezahlt hatte, hatten ihm das Herz gebrochen, aber es ließ ihn weder wütend noch beschämt werden. Er wollte nur, dass sein Sohn nach Hause kam.
Dann sah er ihn eines Tages in der Ferne mit gesenktem Kopf heimwärts trotten. Der Vater stürmte mit großer Freude zur Tür hinaus und eilte zu ihm hin, um ihn mit seiner ganzen Zuneigung, die während seiner Abwesenheit nur gewachsen war, wieder willkommen zu heißen.
Du kannst immer zu dem Ort zurückkehren, an dem du wirklich geliebt wurdest, und wirst dich mitten in der Zuneigung wiederfinden, die du vielleicht vorher verschmäht hast. Die Liebe siegt immer über das Versagen.
„Schnell. Bring saubere Kleidung mit und zieh ihn an. Steck ihm den Familienring an den Finger und zieh ihm Sandalen an die Füße. Dann hole ein gemästetes Kalb und brate es. Wir werden ein Festmahl veranstalten und eine wunderbare Zeit haben! Mein Sohn ist hier – tot geglaubt und jetzt lebendig! Verloren geglaubt und doch gefunden!“ Und sie hatten eine herrliche Zeit miteinander (Lk 15,22-24 MSG).
Nach einem Treffen in Ohio wandte sich ein Professor, der im Rahmen eines Austauschprogramms aus Indien in die Vereinigten Staaten gekommen war, mit einer Frage an mich. Ihm gefiel die Ungezwungenheit unseres Treffens, aber er störte sich an der legeren Kleidung. „Wenn ich heute den Präsidenten der Vereinigten Staaten treffen würde, würde ich mich in Anzug und Krawatte kleiden. Sollten wir Gott weniger Ehre erweisen?“
„Das würde ich auch so machen“, antwortete ich. „Aber es gibt Menschen, die es überhaupt nicht nötig hätten, sich schick zu machen, wenn sie heute den Präsidenten treffen würden.“ Er schaute mich verwundert an. „Seine Kinder. Der Präsident würde nicht wollen, dass diese sich herausputzen, weil er ihr Vater ist und deshalb keine Förmlichkeit nötig ist.“
Söhne und Töchter brauchen sich in der Gegenwart des Vaters nicht zu verstellen. Er lädt uns ein, uns an ihm zu erfreuen, nicht, ihn zu beeindrucken.
Aber diese Frage beunruhigt mich noch auf eine andere Weise. Sie geht nämlich davon aus, dass Gott bei einer Versammlung von Gläubigen irgendwie präsenter ist, als wenn wir morgens duschen oder wenn wir nach einem harten Arbeitstag heiß und verschwitzt sind. Aber so ist es nicht, verstehst du?
Gibt es einen Ort, an den ich gehen kann, um deinem Geist aus dem Weg zu gehen? Um aus deinem Blickfeld zu verschwinden? Wenn ich in den Himmel steige, bist du da! Wenn ich unter die Erde gehe, bist du da! Wenn ich auf den Flügeln der Morgenröte bis zum fernen westlichen Horizont flöge, würdest du mich sofort finden – du bist schon da und wartest! (Ps 139,10-12 MSG).
Auf meinen Reisen traf ich einmal ein Ehepaar, das sechzehn Jahre zuvor nach Amerika gezogen war. Aber nachdem sie Jesus kennengelernt hatten, hatten sie das Gefühl, sie sollten nach Japan zurückkehren, um dort Zeugnis zu geben. Sie drückten es so aus: „Unsere alte Ideologie war, wir müssten etwas Bedeutendes tun bzw. uns bei einer Sache für Gott engagieren“, und sie fühlten sich schuldig, dass es nicht so war.
Kurz nach meiner Reise erhielt ich eine E-Mail von ihnen über das Werk, das Gott in der Zwischenzeit in ihrem Herzen getan hatte.
„Er hat uns gezeigt, dass meine Familie und ich nicht mehr die enge Beziehung zu Gott haben, die wir einmal hatten. Wir hatten alle das Gefühl, wir müssten Gott zurückzahlen, was er getan hatte, und haben dabei das Wichtigste übersehen: Gott liebt uns einfach.
Ich bin wichtig, du bist wichtig, jeder Mensch ist wichtig für Gott. Als wir das entdeckten, konnten wir unsere Tränen nicht zurückhalten.“
Wenn du das Gefühl hast, es Gott zurückzahlen zu müssen, lass diesen Druck los! Du musst Gott keine große Gegenleistung erbringen. Lass dich von der Liebe leiten und du wirst feststellen, dass er dich vielleicht bis ans Ende der Welt führt, aber nicht, weil du ihm etwas schuldest, sondern einfach, weil er dich eingeladen hat, mit ihm zu gehen.
Gott aber, der reich ist an Erbarmen, hat um seiner großen Liebe willen, mit der er uns geliebt hat, auch uns, die wir tot waren durch die Übertretungen, mit dem Christus lebendig gemacht – aus Gnade seid ihr errettet! (Eph 2,4-5).
Jahrelang hingen Schuldgefühle über ihr wie dichter Nebel. Sie war in die Vereinigten Staaten gekommen, um eine Ausbildung zu machen. Als sie ihre Heimat verließ, hatte ihr Großvater angeboten, ihr bei den Studiengebühren zu helfen, aber sie sollte zurückkehren und einen Job finden, um es ihm zurückzuzahlen.
Ihr Leben nahm eine andere Wendung. Sie heiratete, blieb in den Vereinigten Staaten und konnte aufgrund von Problemen mit ihrer Einwanderung lange Zeit nicht arbeiten. Sie hatte ihr Versprechen nicht gehalten, und wann immer ihre Mutter sie ärgern wollte, machte sie ihre Tochter darauf aufmerksam.
Nachdem sie sich jahrelang deswegen geschämt und ihren Großvater gemieden hatte, rief sie schließlich an, um sich dafür zu entschuldigen, dass sie ihr Versprechen nicht gehalten hatte. Er antwortete nur: „Das ist schon in Ordnung, Schatz.“ Er hatte es schon lange vergessen und war mehr daran interessiert, dass sie ihn besuchte, als dass sie ihm das Geld zurückzahlte. Er bot ihr sogar an, ihre Reise zu bezahlen.
„Die Versöhnung war wunderschön“, schrieb sie mir.
Kannst du dir vorstellen, dass, nur wegen eines fehlenden Telefonanrufs, all die Jahre eine Beziehung verloren gegangen war? Manchmal genügt ein Anruf, um das Licht von Gottes Heilung in die schwierigsten Umstände zu bringen und die Versuche des Feindes zu entschärfen, Menschen weiter auseinander zu treiben und tiefer in ihre eigene Dunkelheit zu stürzen.
Das kann nicht nur die Versöhnung mit denjenigen voranbringen, die wir aus unserem Leben ausgeschlossen haben, sondern wird uns auch wunderbare Erkenntnisse über die Liebe unseres Vaters schenken. Ich hoffe, dass die Geschichte dieser Frau dich dazu ermutigt, dir vorzustellen, was Gott mit einigen deiner zerbrochenen Beziehungen tun könnte.
Soweit es irgend möglich ist und von euch abhängt, lebt mit allen Menschen in Frieden (Röm 12,18).
Die Freude auf diesem Weg besteht nicht darin, dass wir uns davon überzeugen, dass Gott uns liebt, sondern darin, dass wir tatsächlich lernen, als eines seiner geliebten Kinder zu leben!
Und wenn du ihn besser kennenlernst, wirst du feststellen, dass er kein „warmer, kuscheliger Opa“ im Himmel ist. Er ist der transzendente, heilige, allmächtige Gott des Universums, der mir angeboten hat, mein „Abba“ zu sein – die liebevollste Bezeichnung, die ein Kleinkind im ersten Jahrhundert für seinen Papa verwendet hätte. Ja, seine Zuneigung ist überwältigend.
Aber diese Zuneigung zielt auch darauf ab, mich in immer mehr Bereiche des Lichts zu bringen, damit ich durch die Wahrheit verwandelt werden kann und nicht nur in meinen Täuschungen, Lügen und untauglichen Bewältigungsstrategien verhätschelt werde. Deshalb verwende ich selten den Begriff „bedingungslose Liebe“ – nicht, weil ich denke, Gottes Liebe sei an Bedingungen geknüpft, sondern weil dieser Begriff so unflexibel klingt. Gottes Zuneigung verwandelt mich, lässt mich ihn kennenlernen und verändert gleichzeitig den Kern meines Wesens.
Die Einladung, geliebt zu leben, besteht nicht darin, eine neue Lehre zu übernehmen, sondern eine neue Lebensweise anzunehmen. Ich kann immer mehr in der Zuneigung des Vaters leben, statt in den Ängsten, Sorgen und Ambitionen meines Fleisches. Und das kannst du auch! Das ist Freude und Freiheit auf höchstem Niveau.
Es ist nicht etwas, das du in einem Moment ein- oder ausschalten kannst, sondern es ist ein lebenslanger Prozess, bei dem der du jeden Tag ein bisschen mehr dadurch geprägt wirst, dass du lernst, in seiner Liebe zu Hause zu sein. Glaube nicht nur an seine Liebe, lebe geliebt! Bitte ihn, dir dabei zu helfen, denn es übersteigt bei Weitem das, was wir aus eigener Kraft schaffen können.
Und wir haben die Liebe erkannt und geglaubt, die Gott zu uns hat (1 Joh 4,16).
Die meisten Menschen leben mit der Angst, sie hätten keine Freunde, wenn die Leute wirklich wüssten, was in ihnen vorgeht. Ein alter Refrain, den ich als Kind gesungen habe, endete mit einem anderen Gefühl: Der, der uns am besten kennt, liebt uns am meisten.
Er, der jeden Zweifel, den ich habe, jeden Fehler, den ich gemacht habe, jede Versuchung, mit der ich kämpfe, und jeden Irrweg, in den ich geraten bin, kennt, liebt mich mehr als jeder andere. Er definiert mich nicht über meine Schwächen, sondern sieht mich als die Person, die zu sein er mich geschaffen hat, wenn ich in der Freiheit seiner Liebe lebe.
Das ist bei anderen Menschen nicht immer der Fall, und deshalb verbergen wir unseren Schmerz oft und geben uns große Mühe, so zu tun, als wären wir besser, als wir sind. Aber bei Gott ist das wirklich nicht nötig. Er kennt dich am besten, und er liebt dich am meisten.
HERR, du durchschaust mich, du kennst mich durch und durch. Ob ich sitze oder stehe – du weißt es, aus der Ferne erkennst du, was ich denke (Ps 139,1-2 HFA).
Die Welt sagt uns, wir müssten so tun, als seien wir jemand, der wir nicht sind, um gemocht zu werden. Wir müssten uns den Erwartungen der Menschen anpassen oder riskieren, dass sie uns ablehnen. Deshalb bereuen wir nach vielen Gesprächen die Dinge, die wir gesagt oder nicht gesagt haben, weil wir nicht wissen, was die anderen von uns denken könnten. Wir sind davon überzeugt, dass uns die Leute nur mögen, wenn sie uns nicht wirklich kennen.
Wenn wir wirklich wüssten, dass derjenige, der uns am besten kennt, uns am meisten liebt, wären wir frei, anderen gegenüber wir selbst zu sein. Wie bei unserem himmlischen Vater beginnt wahre Gemeinschaft erst dann, wenn Menschen die Freiheit haben, authentisch zu sein, und nicht, wenn sie vorgeben, so zu sein, wie sie denken, dass andere sie haben wollen. Wir müssen nicht länger ein Bild projizieren und können anderen an unseren Schwächen und Kämpfen Anteil geben.
Natürlich birgt das bei Menschen immer ein Risiko. Manche mögen uns vielleicht nicht, aber echte Freunde werden uns mögen. Wir werden feststellen, dass sich unsere Beziehungen zu ihnen vertiefen, weil wir uns nicht mehr verstellen müssen.
Unsere Sicherheit in der Liebe des Vaters öffnet uns die Tür, um einfach und ehrlich vor anderen zu leben, und das wird mehr dazu beitragen, als du dir vorstellen kannst, dass du solche Freundschaften findest, die Gott uns allen wünscht.
Eine ehrliche Antwort ist wie eine herzliche Umarmung