Geliebter Fürst 3 Romane Sammelband Spezial August 2024 - Leslie Garber - E-Book

Geliebter Fürst 3 Romane Sammelband Spezial August 2024 E-Book

Leslie Garber

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Romane: (399) Gabriella, die Unbeugsame (Anna Martach) Traumschloss für eine Waise (Sandy Palmer) Intrigen am Adelshof (Leslie Garber) Prinz Klaus von Kronstein war verzweifelt. Sein Vater, der Fürst, drängte ihn dazu, endlich eine geeignete Braut zu finden und eine Fürstliche Hochzeit zu planen. Doch trotz der vielen adligen Damen, die sich um ihn bemühten, fand er keine, die sein Herz wirklich berührte. Auf einem prächtigen Fest im Schloss des Fürsten begegnete er Stefanie von Markwitz, einer hinreißenden jungen Frau mit feurig rotem Haar und funkelnden grünen Augen. Von dem Moment an, als er sie sah, spürte er eine unerklärliche Anziehungskraft zu ihr. "Prinz Klaus, es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen", sagte Stefanie mit einer sanften Stimme, die sein Innerstes berührte. "Auch mir, Prinzessin Stefanie", erwiderte er höflich, doch in seinem Herzen brodelte es vor Emotionen, die er nicht zuordnen konnte. Enestine von Bortholm beobachtete die Szene aus der Ferne und beklagte sich bei ihrer Schwester über Stefanie. "Diese Frau ist keine echte Adlige, das spüre ich. Sie ist hier, um den Prinzen zu täuschen und sich an seine Seite zu bringen", flüsterte sie heimtückisch.

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Anna Martach, Sandy Palmer, Leslie Garber

Geliebter Fürst 3 Romane Sammelband Spezial August 2024

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Inhaltsverzeichnis

Geliebter Fürst 3 Romane Sammelband Spezial August 2024

Copyright

Gabrielle, die Unbeugsame: Geliebter Fürst Roman

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​Traumschloss für eine Waise

Intrigen am Adelshof

Geliebter Fürst 3 Romane Sammelband Spezial August 2024

Leslie Garber, Anna Martach, Sandy Palmer

Dieser Band enthält folgende Romane:

Gabriella, die Unbeugsame (Anna Martach)

Traumschloss für eine Waise (Sandy Palmer)

Intrigen am Adelshof (Leslie Garber)

Prinz Klaus von Kronstein war verzweifelt. Sein Vater, der Fürst, drängte ihn dazu, endlich eine geeignete Braut zu finden und eine Fürstliche Hochzeit zu planen. Doch trotz der vielen adligen Damen, die sich um ihn bemühten, fand er keine, die sein Herz wirklich berührte.

Auf einem prächtigen Fest im Schloss des Fürsten begegnete er Stefanie von Markwitz, einer hinreißenden jungen Frau mit feurig rotem Haar und funkelnden grünen Augen. Von dem Moment an, als er sie sah, spürte er eine unerklärliche Anziehungskraft zu ihr.

"Prinz Klaus, es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen", sagte Stefanie mit einer sanften Stimme, die sein Innerstes berührte.

"Auch mir, Prinzessin Stefanie", erwiderte er höflich, doch in seinem Herzen brodelte es vor Emotionen, die er nicht zuordnen konnte.

Enestine von Bortholm beobachtete die Szene aus der Ferne und beklagte sich bei ihrer Schwester über Stefanie.

"Diese Frau ist keine echte Adlige, das spüre ich. Sie ist hier, um den Prinzen zu täuschen und sich an seine Seite zu bringen", flüsterte sie heimtückisch.

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

COVER A. PANADERO

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Gabrielle, die Unbeugsame: Geliebter Fürst Roman

von Anna Martach

Gabrielle von Dückersfeldt, die trotz der Konventionen ihrer Familie arbeiten gehen möchte, kommt dort bald ihrem Kunden Holger näher, noch nicht ahnend, dass dieser über sie nur Zugang zur guten Gesellschaft erhalten möchte. Doch bald lernt Gabrielle den Verlobten ihrer Schwester Rafaela, Marius von Hogschürer kennen, der, vernünftig wie er ist, so gar nicht zu ihrer verwöhnten Schwester zu passen scheint und ihr sofort sympathisch ist, wie auch Holger und Rafaela sich gut zu verstehen scheinen. Doch die Verlobung von Rafaela und Marius ist bereits beschlossen...

1

Der kleine schwarze Flitzer bog in den Zufahrtsweg zum Schloss ein, fuhr einige übermütige Schlangenlinien auf dem Privatweg und hielt schließlich vor der großen Freitreppe. Eine hübsche junge Frau stieg aus, ließ den Wagen mit offener Tür stehen und hüpfte fast die Treppen hinauf, wo sich das große Eingangsportal wie von Zauberhand öffnete. Gabrielle wusste, dass der Butler dort stand und schickte ihm ein fröhliches „Guten Tag, Johann!“, entgegen. Im Vorbeilaufen hielt sie ihm den Schlüssel hin, und mit einem Lächeln nahm der Mann ihn entgegen, während Gabrielle von Dückersfeldt weiterstürmte in den Salon, wo sie um diese Zeit ihre Mutter wusste.

Edelgard von Dückersfeldt blickte mit einem komischen Blick der Verzweiflung auf, als ihre älteste Tochter in den Raum stürmte. Irgendetwas muss ich bei ihrer Erziehung falsch gemacht haben, dachte sie bei sich, das Mädchen hat so gar keine vernünftigen Manieren. Sie selbst legte großen Wert darauf, dass Anstand, Formen und Tradition gewahrt wurden, kurzum, sie war konservativ. Aber diese, ihre erste Tochter Gabrielle, benahm sich fast wie eine Bürgerliche. Sie hatte schon als Kind gegen das vornehme Mädcheninternat rebelliert, in dem sie eigentlich standesgemäß hatte erzogen werden sollen, dann hatte sie ihren Kopf durchgesetzt, um einen hervorragenden Schulabschluss zu erzielen, und schließlich hatte sie sogar studiert. Wozu brauchte ein Mädchen in ihrer Position ein Studium? Noch dazu, wenn das Mädchen so hübsch aussah wie Gabrielle? Obwohl, und hier entfuhr der Gräfin fast ein Seufzer, Rafaela, Gabrielles Schwester, hatte sich zu einer noch schöneren Frau entwickelt. Und sie hatte auch nicht die unangebrachten Ambitionen, unbedingt einen Beruf zu ergreifen und Karriere zu machen. Rafaela hatte sich nach dem Geschmack der Fürstin richtig entwickelt. Eine so schöne Frau musste nicht unbedingt klug sein, und so hatte Rafi, wie sie allgemein genannt wurde, mit Ach und Krach ihr Abitur geschafft und dann das Lernen als zu anstrengend aufgegeben. Sie lebte hier im Schloss, war eine exzellente Reiterin und nahm an mehreren Turnieren im Jahr teil, und sie hielt eifrig Ausschau nach einem Mann, der für sie den Märchenprinzen verkörpern konnte.

Fürstin Edelgard war gar nicht klar, dass Rafaela sich im Grunde zu einer sehr selbstsüchtigen, nur auf ihren Vorteil bedachten Frau entwickelt hatte, die sich nicht einmal darum bemühte, ein gutes Verhältnis zu ihrer Schwester zu haben.

Gabrielle hingegen liebte ihre Schwester zärtlich, hatte sie auch als Kind schon vor allem beschützt, was ihr hätte wehtun können, und war bereit, auch weiterhin vieles zu tun, damit es Rafaela an nichts mangelte.

Jetzt aber war Gabrielle in den Salon gewirbelt, hatte ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange geklatscht, und ließ sich nun endlich in einen Sessel fallen. Ihr Gesicht war vor Erregung leicht gerötet, ihre Augen blitzten unternehmungslustig, und aus ihrem ganzen Körper strahlte pure Freude. Sie schien einen großen Erfolg gehabt zu haben und konnte es kaum abwarten, einen auffordernden Blick ihrer Mutter zu sehen, damit sie alles heraussprudeln konnte.

„Nun, Gabrielle, was gibt es denn so Wichtiges, dass du hier hereinstürmst, als würde es brennen?“

„Es brennt auch, Mutter, es brennt auch“, rief die junge Frau freudig. „Stell dir vor, ich habe diese Stelle bekommen, die ich mir so gewünscht hatte.“

Sanfter Schrecken zeichnete sich auf dem ebenmäßigen Gesicht der Fürstin ab.

„Was soll das heißen, Gabrielle? Du willst doch nicht etwa wirklich arbeiten gehen?“

„O Mutter, du bist wirklich hoffnungslos“, lachte die junge Frau. „Natürlich will ich arbeiten gehen. Wozu sonst hätte ich eine so aufwendige Ausbildung machen sollen?“

„Ja, wirklich, wozu?“, seufzte die Fürstin. „Du bist eine Dückersfeldt, und du hast es beileibe nicht nötig zu arbeiten. Schließlich wirst du einmal heiraten, die Mitgift ist groß genug, und außerdem ist es die Pflicht deines zukünftigen Mannes, für dich angemessen zu sorgen.“

„Oh, Mama, das kann dein Ernst nicht sein“, seufzte Gabrielle. „Nimm es mir nicht übel, aber so wie du möchte ich wirklich nicht leben. So eingezwängt in Konventionen, und ohne die Herausforderungen, die das tägliche Leben bietet.“

„Gabrielle, dein Ton gefällt mir nicht. Ich habe durchaus meine Herausforderungen“, warf Fürstin Edelgard scharf ein.

„Ja, ich weiß, Mama, du bist Mitglied in hundert Vorständen und Institutionen. Das heißt, du führst ein wohltätiges Leben und fühlst dich voll und ganz ausgefüllt. Aber ich möchte gern ein nützliches Mitglied der Gesellschaft sein.“

„Ich finde die Arbeit deiner Mutter durchaus nützlich“, erklang in diesem Augenblick die scharfe Stimme von Fürst Hilmar, Gabrielles Vater. Und er schien nicht sehr erfreut zu sein über dieses Gespräch, das seine älteste Tochter ihrer Mutter aufgezwungen hatte.

„Papa, wie schön, dass du auch schon da bist“, rief Gabrielle, ohne sich von dem strengen Ton einschüchtern lassen. Sie sprang auf und umarmte ihren Vater. „Ich habe es Mama gerade schon erzählt, ich habe die Stellung bekommen. Ist das nicht fantastisch?“

Fürst Hilmar runzelte die Stirn, und eine Unmutsfalte erschien dort, als er seine Tochter jetzt ein wenig abweisend musterte.

„Frauen von Dückersfeldt hatten es noch nie nötig, sich für Geld irgendwo zu verdingen“, erklärte er abweisend. „Und die wohltätige Arbeit, die deine Mutter so wunderbar ausfüllt ...“

„... scheint also demnach das Einzige zu sein, was eine Dückersfeldt ohne schlechtes Gewissen tun darf, ja?“, vollendete Gabrielle mit bitterer Stimme.

„Gabrielle, dein Ton gefällt mir nicht“, wiederholte ihr Vater unbewusst die Worte seiner Frau. Auch er war nicht recht glücklich mit dieser Tochter, die so völlig aus der Art geschlagen war und ständig versuchte ihren eigenen Kopf durchzusetzen, und die sich so ganz und gar anders verhielt als viele Generationen von Frauen in dieser Familie vorher.

„Ach, Papa, das kannst du doch unmöglich ernst meinen“, begehrte Gabrielle jetzt auf. „Sieh mal, du arbeitest doch auch.“

„Ja, natürlich. Ich bin der Mann, der Ernährer und Mehrer des Wohlstandes.“

„Blödsinn“, murmelte Gabrielle, aber so leise, dass ihre Eltern es nicht hörten. „Dann freut ihr euch also gar nicht mit mir, dass ich einen solchen Erfolg errungen habe?“, fragte sie traurig.

Fürstin Edelgard versuchte zu vermitteln. „Es ist ganz sicher fantastisch für dich, Gabrielle, dass du uns allen gezeigt hast, dass du eine Menge Ehrgeiz besitzt. Aber ich würde es dennoch sehr begrüßen, wenn du deine Ambitionen auf eine Stellung in der Wirtschaft jetzt wieder zügeln würdest.“

Gabrielle war tief enttäuscht. Sie hatte zwar nicht damit gerechnet, dass ihre Ankündigung Freudenschreie auslösen würde, doch mit ein wenig mehr Anerkennung von Seiten ihrer Eltern hätte der Tag schöner ausgesehen. Jetzt aber, das sah sie glasklar voraus, würde eine dieser endlosen Diskussionen folgen, in denen ihre Mutter die gekränkte Unschuld spielte, ihr Vater den strengen Patriarchen und sie ganz einfach das schwarze Schaf der Familie war.

Doch Gabrielle war diesmal fest entschlossen, sich von Vorwürfen nicht wieder in die Enge drängen zu lassen, sondern ganz einfach fest bei ihrem Standpunkt zu bleiben. Sie fand nicht, dass sie sich etwas vorzuwerfen hatte, nur weil sie arbeiten wollte.

„Ich glaube, ihr wollt mich einfach nicht verstehen“, sagte sie also traurig und ging einfach hinaus.

Auf der Treppe ins obere Stockwerk, wo sich das Zimmer der Frau befand, traf sie auf Rafaela. Die junge Frau trug einen perfekt geschnittenen Reitanzug, enge Reitstiefel, und sie hielt ihre Kappe in der Hand. Augenscheinlich war sie unterwegs zum Stall. Sie bemerkte das missmutige Gesicht bei ihrer Schwester und grinste.

„Sag nicht, du hast dich schon wieder mit Vater und Mutter gestritten?“

„Ach, was heißt gestritten?“, wehrte Gabrielle ab. „Ich habe einfach das Gefühl, sie wollen mich nicht verstehen.“

„Ich kann dich auch nicht verstehen. Warum willst du dich abrackern für fremde Leute? Wir haben doch Vermögen genug. Um Geld kann es dir doch also gar nicht gehen.“

„Nein, um Geld geht es mir wirklich nicht“, sagte Gabrielle langsam. „Aber wenn ich arbeite, bin ich unabhängig, und ich leiste etwas mit den Talenten, die ich besitze.“

„Ja und? Was hast du dann davon?“, fragte Rafaela erstaunt. „Ich könnte es vielleicht noch verstehen, wenn du dein eigener Chef wärst, aber du willst für jemanden arbeiten. Du willst Anweisungen entgegennehmen und musst sie auch noch ausführen.“

Gabrielle lachte erleichtert auf, dies war ihre kleine Schwester, so wie sie leibte und lebte. Für Rafi war es ein Gräuel, wenn jemand ihr sagte, was sie zu tun und zu lassen hatte.

„Na gut, ich sehe, du willst reiten gehen“, sagte sie jetzt und bog das Thema geschickt ab. „Wir sehen uns dann beim Abendessen. Viel Spaß.“

Nachdenklich ging Gabrielle weiter nach oben. Rafaela war genau das, was ihre Mutter sich als Tochter wünschte, und sie füllte das vorgegebene Frauenbild perfekt aus. Aber das war nichts für sie. Nein, sie schüttelte sich unwillkürlich. Wenn Rafaela sich in dieser Situation wohlfühlte, nun gut, dann sollte sie das tun. Aber Gabrielle würde immer um eine gewisse Selbständigkeit und Unabhängigkeit kämpfen, das wusste sie genau.

2

Eigentlich hatte Gabrielle das leidige Thema beim Essen nicht wieder anschneiden wollen. Und bisher war es auch ungeschriebene Regel gewesen, dass Gespräche, die zu Konflikten führen konnten, beim Essen Tabu waren. Aber dieses Mal war es ausgerechnet Fürst Hilmar, der sonst immer streng auf Konventionen hielt, der Gabrielle über den Rand seines Tellers hinweg fixierte.

„Du bist wirklich fest entschlossen eine Stellung anzunehmen?“, fragte er.

Gabrielle nickte. „Natürlich. Sonst hätte ich mich ja gar nicht erst zu bewerben brauchen. Und es ist eine Arbeit, die mir sicher Spaß machen wird. Ich habe mit anderen Menschen zu tun, kann kreative Entwürfe ...“

„Bitte erspare mir diese Einzelheiten“, unterbrach ihr Vater sie brüsk. „Daran bin ich nun wirklich nicht interessiert.“

„Aber ich, Vater“, sagte Gabrielle scharf. „Papa, es ist mein Leben. Und ich habe keine Lust, hier nur herumzusitzen und die Zeit totzuschlagen, bis ich einen Mann finde, der mich heiratet. Wenn das für Rafaela genug ist, nun gut, das ist ihre Sache.“

„Bitte lass Rafaela aus dem Spiel, sie weiß wenigstens, was sich gehört. Hier geht es nur um dich und deine unverständliche Entscheidung.“

„Für dich mag sie unverständlich sein, aber es ist meine Entscheidung, Vater. Und wenn du das nicht akzeptieren kannst, dann tut es mir sehr leid. Aber ich könnte es auch nicht ertragen, jeden Tag nach Hause zu kommen und mich immer wieder aufs Neue zu rechtfertigen. Wenn wir in dieser Frage keine Übereinstimmung erzielen, dann werde ich ausziehen.“ Gabrielle hatte mit fester Stimme gesprochen, und es war ihr völlig ernst mit ihren Worten.

Fürstin Edelgard fiel fast das Besteck aus der Hand, und sie schnappte hörbar nach Luft. „Gabrielle, wie kannst du nur?“ Ihre Stimme klang fast wie ein Flüstern vor Erschütterung.

Die junge Frau legte ihr Besteck nieder und schob den Stuhl zurück. „Es tut mir wirklich sehr leid, dass ihr meinen Standpunkt nicht verstehen könnt“, sagte sie leise, aber immer noch fest entschlossen, obwohl ihr jedes Wort ganz furchtbar weh tat. „Aber es scheint wohl doch so, dass wir nicht miteinander auskommen können, solange ich eine ordentliche Arbeit ausüben will. Also werde ich jetzt meine Sachen packen und erst einmal zu einer Freundin ziehen, bis ich eine eigene Wohnung gefunden habe.“

Auch Fürst Hilmar stand jetzt auf, und die gefürchtete Zornesfalte hatte sich tief in seine Stirn eingegraben. Aber dieses Mal schreckte Gabrielle nicht davor zurück.

„Ich untersage dir, das Haus zu verlassen“, grollte er. „Sieh nur, was du deiner Mutter antust, ganz zu schweigen von deiner Schwester. Du wirst dich jetzt sofort wieder hinsetzen, und danach werden wir über dieses Thema kein Wort mehr verlieren.“

Gabrielle schüttelte wild den Kopf, dass ihre nussbraunen Locken um den Kopf flogen.

„Du kannst mir das nicht verbieten, Vater. Ich bin volljährig und nicht von deinem Wohlwollen abhängig. Durch Großmutters Erbschaft habe ich sogar eigenes Vermögen und bin nicht von Zuwendungen deinerseits abhängig. Und ich werde mich hier nicht jeden Tag an den Pranger stellen lassen. Deswegen muss und werde ich gehen.“

„Ist dir klar, was du uns und auch dir selbst damit antust?“, grollte der Fürst weiter.

„Ja, und es tut mir leid, aber ich kann nicht anders“, erwiderte Gabrielle fest. „Aber ich möchte euch auch bitten, euren eigenen Standpunkt einmal zu überdenken. Nur weil ihr felsenfest von eurer Meinung überzeugt seid, muss sie noch lange nicht richtig sein.“

Sie wandte sich ab, um endgültig hinauszugehen.

„Du bist total verrückt“, rief Rafaela vom Tisch her, wo sie bis jetzt schweigend gesessen hatte. „Willst du wirklich dein Zuhause, alles, was du hast, einfach aufgeben?“

Gabrielle drehte sich noch einmal um, umfasste ihre Schwester mit einem liebevollen Blick, und wandte sich wieder ab. „Ich glaube nicht, dass ich so viel aufgebe“, warf sie über die Schulter zurück, und ging endgültig.

3

Drei Monate später feierte Gabrielle eine große Einweihungsparty. Sie hatte nach ihrem Auszug aus dem elterlichen Schloss zwar recht schnell eine Wohnung gefunden, doch bis alles so eingerichtet war, wie sie sich das wünschte, war doch einige Zeit ins Land gegangen. Und schließlich hatte sie auch erst in der neuen Firma Fuß fassen müssen. Es handelte sich dabei um eine internationale Werbeagentur, und Gabrielle war zuständig für die Betreuung der Kunden, die aus aller Herren Länder kamen. Da kam es ihr gut zupass, dass sie sich in vier Sprachen fließend ausdrücken konnte und mit gutem Verhandlungsgeschick ausgestattet war.

Sehr rasch hatte sie sich in die Arbeit hineingefunden und empfand jeden neuen Tag wie ein Abenteuer, an dem sie nicht vorher wusste, was auf sie zukam. Zu vielfältig waren ihre Aufgaben, als dass sie in Routine erstarren konnte. Natürlich gab es auch immer wieder Kunden, die äußerst schwierig waren und Gabrielles ganzes Geschick erforderten, aber gerade das betrachtete sie als Herausforderung. Wäre da nicht der Bruch mit den Eltern gewesen, so hätte Gabrielle sich wie im Paradies gefühlt. Aber sie hatte immerhin zweimal den Versuch gemacht eine Aussprache mit Vater und Mutter herbeizuführen, doch immer wieder war sie auf deren unversöhnlichen Standpunkt gestoßen, und es gab nichts, was diese fest beschlossene Meinung ändern konnte.

Und so hatte die junge Frau schweren Herzens darauf verzichtet sich regelmäßig bei den Eltern zu melden. Und die schienen ihrerseits auch kein gesteigertes Bedürfnis nach ihrer Tochter zu verspüren, denn auch von ihnen kamen kein Gruß und kein Lebenszeichen. Die einzige, die wie eine Art Bindeglied funktionierte, war Rafaela.

Die hatte zwar auch kein großes Interesse am Berufsleben ihrer Schwester, doch Gabrielle war noch nie um einen Rat verlegen gewesen, wenn die jüngere nicht weiterwusste. Und sie hatte sich auch immer wieder für ihre kleine Schwester eingesetzt, so dass es für Rafaela eine liebe Gewohnheit war, mit Gabrielle zu sprechen.

Jetzt zur Wohnungseinweihung hatte Gabrielle natürlich auch ihren Eltern und ihrer Schwester eine Einladung geschickt, doch sie rechnete auf keinen Fall mir deren Kommen.

Und so waren es denn Gabrielles Freunde und Arbeitskollegen, die dafür sorgten, dass die Party ein voller Erfolg wurde.

Am nächsten Tag sahen alle noch etwas verkatert aus, aber immerhin war es Wochenende, und so konnte sich jeder ausruhen. Am Montag kam Gabrielle gut gelaunt ins Büro und fand auf ihrem Schreibtisch eine Notiz. Ein neuer Kunde würde heute kommen, und wie es schien, war er einigermaßen schwierig. Das jedenfalls besagte die Notiz ihres Chefs.

Holger Greitemeyer war ein gutaussehender Mann, und das wusste er auch. Außerdem hatte er mit einer guten Idee innerhalb kürzester Zeit ein Vermögen gemacht, indem er eine Firma aufbaute, die Elektronikschrott wieder aufarbeitete. Mittlerweile allerdings hatte er sein Geschäft ausgeweitet und sich bei anderen Unternehmen eingekauft. Gabrielles Firma sollte für ihn eine komplette Werbekampagne starten, für die er schon sehr konkrete eigene Vorschläge hatte. Und Greitemeyer war nicht der Typ, der mit Widerspruch leben konnte, wenn er eine Idee hatte.

Gabrielles Aufgabe war es nun, eine gute Verbindung zu diesem Kunden aufzubauen und so festzustellen, was er wirklich wollte, und ihm das zu unterbreiten, was seinen eigenen Vorschlägen am nächsten kam. Nicht immer stimmten die Ansichten und Vorschläge eines Kunden mit dem überein, was machbar oder wirklich umsatzfördernd war.

Holger Greitemeyer sah der jungen Frau, die jetzt eintrat, erwartungsvoll entgegen. Sie war außergewöhnlich hübsch, wie er feststellte, und im Verlauf des einführenden Gesprächs merkte er, dass sie auch außergewöhnlich klug war. Allerdings blieb sie die ganze Zeit über äußerst geschäftsmäßig und ging nicht auf die Flirtversuche ein, die der Mann unternahm. Das behagte ihm nicht, er war es gewohnt, dass Frauen reagierten, wenn er ihnen ein wenig Aufmerksamkeit schenkte. Aber diese Gabrielle von Dückersfeldt machte sich scheinbar nichts daraus, dass er seinen Charme an sie verschwendete. Das reizte ihn nun. Und als Gabrielle sich eigentlich verabschieden wollte, weil sie vorerst alle wichtigen Themen besprochen hatten, hielt er sie noch einen Augenblick lang auf.

„Darf ich Sie noch etwas fragen?“

„Ja, natürlich. Um was geht es denn noch?“, kam die arglose Erwiderung.

Holger lächelte, ließ seinen Blick bewundernd über die schlanke Figur Gabrielles wandern, und fragte dann ganz unverblümt: „Haben Sie eigentlich einen Freund?“

Die junge Frau lachte hell auf. So dreist war ihr noch niemand untergekommen. Und eigentlich gefiel ihr dieser Mann auf den ersten Blick ganz gut. Aber sie hatte ein eisernes Prinzip, niemals mit Kunden auszugehen. Doch sie fand nichts dabei, jetzt ein wenig zu flirten, das Geschäftliche war erledigt; für heute jedenfalls.

„Nein, ich habe keinen Freund“, sagte sie also.

„Dann müssen die Männer in Ihrer Umgebung blind oder dumm sein“, kam die prompte Erwiderung.

„Oh, glauben Sie mir, das liegt nicht nur an den Männern“, spottete Gabrielle. „Ich bin ziemlich wählerisch.“

„Das würde ich gerne ausprobieren“, reizte er sie. „Geben Sie mir die Gelegenheit mit Ihnen essen zu gehen.“

Gabrielle schüttelte den Kopf. „Nein. Es ist einer meiner Grundsätze: Niemals mit Kunden“, beharrte sie, doch er ließ sich einfach nicht abwimmeln.

„Nun, wenn ich Ihren Chef richtig verstanden habe, dann sind Sie dafür zuständig, dass möglichst alle meine Wünsche erfüllt werden. Und einer meiner Wünsche ist es, mit Ihnen essen zu gehen. Sehen Sie es doch erst einmal als geschäftliche Einladung an. Vielleicht entdecken Sie dabei meine verbogenen Talente, und es wird lustig.“

„Sie sind unmöglich“, lachte Gabrielle.

„Kann schon sein, aber ich bin auch ungeheuer nett.“

„Also gut“, stimmte die junge Frau plötzlich zu. „Heute Abend, neunzehn Uhr dreißig in den Walliser Stuben, einverstanden?“

„Mit Ihnen ginge ich bis ans Ende der Welt“, lächelte er zufrieden.

„So weit ist es nicht. Sie müssen nur um die Ecke herumgehen, dann stehen Sie schon vor dem Eingang“, erwiderte sie spöttisch.

Er reichte ihr die Hand und schaute ihr bei der Verabschiedung noch einmal tief in die Augen. Es würde mit Sicherheit ein interessanter Abend werden.

4

Wider Erwarten verlief der Abend auch für Gabrielle recht angenehm. Holger Greitemeyer war ein sehr guter Unterhalter, besaß eine Menge Charme, war belesen und intelligent. Nicht einmal kamen Gesprächslücken auf, sondern ganz im Gegenteil merkten die beiden jungen Leute, dass sie mühelos von einem Thema zum nächsten wechseln konnten und sich dabei immer wieder gut verstanden.

Gabrielle war überrascht. So gut hatte sie sich lange nicht unterhalten. Und so saßen die beiden noch lange nach dem Essen gemeinsam am Tisch, und die Gesprächsthemen wurden immer vielfältiger.

Schließlich bemerkte Holger aber, dass die Kellner wartend dastanden, während das Lokal sich geleert hatte. Und ein Blick zur Uhr belehrte ihn, dass es schon weit nach Mitternacht war. Auch Gabrielle schaute jetzt erschrocken auf.

„Haben wir uns wirklich so lange verplaudert?“, fragte sie fassungslos.

„Nun, ich habe Ihnen doch versprochen, dass es lustig werden kann“, meinte Holger grinsend. „Würden Sie mir die Ehre geben, auch morgen mit mir essen zu gehen? Ich finde, wir haben längst noch nicht alles besprochen, was uns so einfallen könnte.“

Gabrielle musste wider Willen lachen, das wäre dann wirklich ein Bruch mit ihren festgelegten Grundsätzen. Aber plötzlich regte sich so etwas wie Trotz in ihr. Warum eigentlich nicht? Sie hatte diese Grundsätze allein aufgestellt. Und dieser Mann war charmant und intelligent und ein sehr guter Gesprächspartner. Er wäre einen Bruch mit ihren Regeln wert. Und im Übrigen lag ja keine Verpflichtung darin, ihn regelmäßig zu treffen. Es war ganz einfach eine nette Verabredung zwischen zwei intelligenten Menschen.

Und so sagte sie aus einem spontanen Entschluss heraus: „Ja, warum eigentlich nicht?“

Holger zahlte und nahm sie sanft beim Arm. „Darf ich Sie jetzt noch nach Hause bringen? Ich würde es wirklich für zu gefährlich erachten, Sie allein gehen zu lassen.“

Gabrielle hatte nichts dagegen, und so begleitete der Mann sie zu bis zu ihrer Haustür. Wenn er jedoch erwartet haben sollte noch eine Einladung zu einem letzten Kaffee von ihr zu erhalten, so sah er sich getäuscht.

„Ich danke Ihnen für den schönen Abend“, sagte Gabrielle. „Bis morgen dann.“

Sie entzog sich rasch seinem Arm und verschwand.

5

Für Holger schien Gabrielle wie ein Geschenk des Schicksals. Trotz seiner geschäftlichen Erfolge war es ihm nie gelungen in die sogenannte gute Gesellschaft vorzudringen. Er war nun mal ein sogenannter Neureicher, und die alten Familien mit ererbtem Geld grenzten sich gegen diese Leute ab. Doch er hatte mittlerweile im täglichen Umgang ein Verhalten an den Tag gelegt, das normale Menschen nur als arrogant und überheblich bezeichnen konnten, von dem er jedoch annahm, dass sich die sogenannte feine Gesellschaft so benahm, obwohl er bisher keinen einzigen Hinweis darauf hatte, dass es sich wirklich so verhielt.

Nach dem ersten Abend mit Gabrielle hatte er Nachforschungen über die junge Frau und ihre Herkunft anstellen lassen und so festgestellt, zu welch vornehmer Familie sie gehörte. Und so war er auch einigermaßen überrascht, dass sie es überhaupt für nötig erachtete zu arbeiten. Aber diese Bekanntschaft erschien ihm wie eine Art Sprungbrett, und so bemühte er sich sehr eifrig um Gabrielle, die auf ihre Art doch wenig Erfahrung mit Männern hatte und nicht durchschaute, dass sie für Holger in erster Linie Mittel zum Zweck war.

Sie fühlte sich geschmeichelt und schätzte den Mann als guten Gesprächspartner, doch mehr wollte sie im Augenblick nicht. Und sie würde auch dafür sorgen, dass noch nicht mehr daraus wurde. Dennoch war es angenehm einen Partner zu haben, mit dem man ausgehen konnte und der als Geschäftsmann auf seine Art geachtet wurde.

Einige Wochen lang ging das nun schon so, dass Holger und Gabrielle miteinander ausgingen und Spaß zusammen hatten, aber noch nie hatte die junge Frau Holger Greitemeyer in ihre Wohnung eingeladen, und auch noch nie war es zu mehr gekommen als zu einem flüchtigen Kuss oder einer flüchtigen Umarmung.

Holger respektierte es, dass Gabrielle noch nicht zu mehr bereit war, und er wartete geduldig ab. Seine Zeit würde schon noch kommen, dessen war er sicher.

Dann erhielt Gabrielle eines Tages einen Brief von ihrem Vater.

6

Der Brief war auf dem offiziellen Schlosspapier aus teurem Bütten geschrieben und beinhaltete zunächst einmal eine Einladung zu einem großen Fest. Doch aus dieser Einladung heraus fiel noch ein anderer Brief, handgeschrieben von Gabrielles Vater. Sie war erstaunt, denn das hätte sie nun wirklich nicht erwartet nach all den Querelen der letzten Zeit.

„Mein liebes Kind, es ist nun doch schon eine ganze Weile her, dass du uns verlassen hast, und deine Anwesenheit fehlt sowohl deiner Mutter als auch mir. Es tut mir sehr leid, dass wir im Streit auseinander gegangen sind. Doch ich hoffe sehr, dass du uns unser Verhalten nicht nachträgst, wie auch wir deine Eigensinnigkeit nicht länger übel nehmen werden. Es scheint dein Lebensweg und vielleicht auch deine Bestimmung zu sein, was wir wohl oder übel respektieren müssen. Auch wenn wir deine Entscheidung immer noch nicht verstehen können. Dennoch sind wir der Hoffnung, dass du weder untröstlich gekränkt bist, noch unsere Einladung zum Fest ausschlägst, außerdem hoffen wir ebenso sehr, dass du dich besinnst und zu uns zurückkehrst. Deine Mutter und ich vermissen dich doch sehr, und ganz sicher sollten wir alles unternehmen, um wieder im Kreis der Familie zu einer Verständigung zu finden. Dein dich liebender Vater.“

Gabrielle ließ erstaunt den Brief sinken, das war ja fast eine Entschuldigung. Von ihrem Vater war sie ein solches Verhalten nicht gewöhnt. Schien er sie denn wirklich zu vermissen? Und was für ein Fest sollte das denn sein? Aus der Einladung ging das nicht eindeutig hervor, und es war eigentlich nicht die Art der Eltern andere im Unklaren über die Art der Feierlichkeiten zu lassen.

Sie überdachte schnell alle wichtigen Geburtstage und sonstige Daten, aber es fiel ihr nichts ein, was sie hätte übersehen können, und was auf dieses Datum passen könnte.

Trotzdem, eine Einladung auf offiziellem Schlosspapier bedeutete etwas Großartiges, Herausragendes. Und das würde sie sich auf keinen Fall entgehen lassen.

Nun, Gabrielle war nicht nachtragend, und sie liebte ihre Eltern trotz der Streiterei zärtlich. Und selbstverständlich würde sie an diesem Fest teilnehmen, das ließe sie sich auf keinen Fall nehmen.

Also setzte sie sich gleich hin und schrieb eine Antwort, in der sie die Konfliktpunkte vermied, ihre Eltern aber ihrer Liebe versicherte und für die Feier zusagte. Kurz überlegte sie dann und setzte einen Absatz hinzu, dass sie gerne mit einem Bekannten zu diesem Fest erscheinen würde. Sie wollte Holger mitnehmen.

Mittlerweile allerdings hatte sie den Mann fast durchschaut. Er konnte ausgesprochen arrogant und überheblich sein, wenn er es mit Menschen zu tun hatte, denen er sich weit überlegen fühlte, und das war bei den meisten der Fall.

Gabrielle schätzte so ein Verhalten nicht, und sie war auch fest entschlossen, es nicht zu einer festeren Beziehung kommen zu lassen. Aber es konnte in ihren Augen nicht schaden, ihn einmal in die wirklich große Gesellschaft einzuführen, damit er sah, wie unmöglich er sich verhielt. Sie kannte jedenfalls kaum jemanden aus dem großen Freundes- und Verwandtenkreis, der sich selbst für Gottes Geschenk an die Menschheit hielt, wie Holger das so selbstverständlich tat.

Gabrielle lächelte leise vor sich hin. Holger würde eine Überraschung erleben, wie normal die Menschen der feinen Gesellschaft sein konnten.

7

Holger war ausgesprochen freudig überrascht, als Gabrielle ihn einlud. Es war das, was er immer erhofft hatte, der Zugang zur feinen Gesellschaft.

Nun, vom Äußeren her würde er auf jeden Fall dorthin passen. Greitemeyer sah ausgesprochen gut aus, besaß leuchtend blondes Haar und strahlende blaue Augen, ein fein geschnittenes Gesicht und ausgesucht gute Manieren. Seine Kleidung war erlesen und teuer, und wäre seine Arroganz nicht gewesen, hätte man ihn sogar sympathisch nennen können.

Gabrielle wusste noch immer nicht, um welche Feier es sich handelte, aber sie scheute davor zurück ihre Eltern anzurufen und einfach zu fragen. Und ihre Schwester war telefonisch nicht zu erreichen.

Doch in diesem Punkt sollte sie Aufklärung erhalten, als Rafaela sich eines Abends völlig aufgelöst am Telefon meldete.

8

Es war zwei Tage vor dem Fest, und Gabrielle hatte einen angenehmen, aber auch aufregenden Einkaufsbummel hinter sich, bei dem sie ein neues Kleid erstanden hatte. Ein Traum aus nilgrüner Wildseide mit einem ausgesprochen gewagten Dekolleté und dazu passenden Schuhen. In solchen Augenblicken freute sich Gabrielle darüber, dass sie über ein wohlgefülltes Bankkonto verfügte, das sie von ihrer Großmutter geerbt hatte, so dass sie nicht auf den sündhaften Preis hatte achten müssen, der das Gehalt ihrer Arbeit mit Sicherheit gesprengt hätte. Doch sonst spielte es für sie keine große Rolle, ob sie mehr Geld besaß als andere.

Sie war noch ganz erfüllt von der Freude über dieses Kleid, so dass sie nicht gleich bemerkte, wie unglücklich ihre Schwester war. Doch dann wurde sie hellhörig.

„Du bist mir ein bisschen zu konfus, Rafi“, rief sie die jüngere zur Ordnung. „Erzähl noch mal von vorn. Also los, was für ein Fest ist das nun? Und warum bist du so unglücklich? Hast du kein passendes Kleid gefunden?“

Ein Ton klang am anderen Ende der Leitung auf, fast wie ein Schluchzen. „Es soll meine Verlobung sein“, sagte Rafaela. „Du lieber Himmel, endlich habe ich einen Mann gefunden, der meinen Ansprüchen gerecht wird, und dann hat er nichts Besseres zu tun als sich mit mir zu streiten. Gabi, du musst mir einfach helfen, er kann doch jetzt nicht einfach einen Rückzieher machen. Schließlich soll in zwei Tagen unsere Verlobung sein. Und da spielt er total verrückt, nur weil wir nicht einer Meinung sind. Wenn er nicht ganz schnell wieder vernünftig wird, kann er gleich zum Teufel gehen. Aber, Gabi, bitte, du hilfst mir doch, ja? Bitte, bitte.“

Das klang nun wirklich total verrückt, auf der einen Seite wollte Rafaela ihren Zukünftigen gleich fortschicken, und trotzdem bat sie um Hilfe. Und eine Verlobung? Ging das nicht ein bisschen schnell? So lange konnten die beiden sich noch gar nicht kennen. Und Gabrielle hatte nicht die geringste Ahnung, wer aus dem weitgefassten Bekanntenkreis nun der Glückliche sein sollte.

„Warum habt ihr euch denn gestritten?“, wollte Gabrielle praktisch wissen, ohne sich die Überraschung über diese Mitteilung gleich anmerken zu lassen. Aber sie kannte ihre Schwester sehr gut und wusste, wie eigensinnig sie sein konnte.

„Du lieber Himmel, nichts weiter als Kleinigkeiten, eigentlich nicht mal der Rede wert“, beteuerte Rafaela. „Wirklich, es war nichts weiter. Ich kann mich eigentlich gar nicht mehr daran erinnern, um was es genau ging.“

„Hm, für nichts weiter lässt man nicht einfach eine geplante Verlobung platzen“, gab Gabrielle zu bedenken. „Da muss schon etwas Schwerwiegendes gewesen sein. Überleg doch mal, hast du etwas gesagt, womit du deinen Zukünftigen verletzt hast?“

„Ich? Aber niemals!“, protestierte Rafaela.

Gabrielle seufzte. Sollte dieser Mann vielleicht genauso schwierig sein wie ihre kleine Schwester? „Wer ist denn überhaupt dein Erwählter?“

„Marius von Hogschürer. Du, er ist einfach fantastisch“, schwärmte Rafaela jetzt.

„Na ja, so fantastisch kann er nicht sein, sonst wärst du jetzt nicht so unglücklich“, sagte Gabrielle sehr nüchtern.

„Gabi, du musst mir einfach helfen. Sprich du mit ihm, du bist so viel vernünftiger. Du kannst die dumme Sache doch bestimmt wieder kitten“, beschwor Rafaela sie.

Noch einmal seufzte Gabrielle. „Solange ich nicht weiß, warum ihr euch gestritten habt, finde ich es ausgesprochen schwierig überhaupt zu vermitteln“, horchte sie noch einmal nach. „Und außerdem kenne ich ihn doch gar nicht. Ich weiß also nicht, auf was er so heftig reagiert hatte. Überleg noch mal, Rafi, was hast du zu ihm gesagt?“

„Das weiß ich auch nicht mehr so genau“, bekannte die kleine Schwester.

Gabrielle schüttelte unwillig den Kopf, musste aber innerlich doch lachen. Rafaela war manchmal so oberflächlich und bedachte gar nicht, was sie mit ihren Worten anrichten konnte. Aber trotzdem liebte Gabrielle ihre kleine Schwester und war auch jetzt natürlich bereit alles für sie zu tun, was sie wieder glücklich machen würde.

„Nun gut, ich werde versuchen mit dem Mann zu reden. Vielleicht lässt sich wirklich noch etwas kitten. Wenn ich nur daran denke, welche Vorbereitungen in der Verlobung stecken, muss er schon sehr gute Gründe haben, um sie abzusagen. Na ja, er wird mich schon kennenlernen – und ich ihn“, stellte Gabrielle entschlossen fest.

„O Gabi, du bist wirklich ein Schatz“, jubelte Rafaela.

9

Graf Marius Gregor Emerald von Hogschürer mochte Ende zwanzig sein, war schlank und hochgewachsen, hatte braunes, lockiges Haar, dunkelbraune Augen und ein schmal geschnittenes Gesicht, in dem sich jetzt eine Unmutsfalte zeigte, als er seine Besucherin erblickte.

Gabrielle war ohne Anmeldung, aber mit viel Durchsetzungsvermögen und Überzeugungskraft zu ihm vorgedrungen, nachdem sie dem Butler ihre Karte überreicht und die Angelegenheit als sehr dringlich dargestellt hatte. Natürlich wusste Graf Marius wer Gabrielle war, und er erwartete eine ähnliche Frau wie Rafaela es war. Doch er sah sich enttäuscht. Vor ihm stand eine hübsche selbstbewusste junge Frau, deren grüne Augen Unmut ausdrückten, während sie sich um eine möglichst höfliche Haltung bemühte.

„Ich nehme nicht an, dass ich lange erklären muss, warum ich hier bin“, sagte Gabrielle kühl, während Marius ihr mit einer Handbewegung einen Platz anbot. Er hielt sich in seinem Arbeitszimmer auf, das Gabrielle mit wenigen Blicken interessiert gemustert hatte.

Viele Bücherregale standen an den Wänden, alle wohlgefüllt, ein Schreibtisch, auf dem Papiere lagen, im ganzen Raum herrschte eine sachliche Atmosphäre.

„Es tut mir leid, dass wir uns erst jetzt kennenlernen“, fuhr die junge Frau fort. „Und das auch noch unter höchst unerfreulichen Umständen, wie ich zugeben muss. Aber meine Schwester rief mich gestern Abend an, und erklärte mir höchst aufgeregt, dass Sie die geplante Verlobung auflösen wollen, bevor sie überhaupt zustande gekommen ist. Ich denke, für einen solchen radikalen Schritt müssen Sie sehr gute Gründe vorbringen können.“

Graf Marius musste plötzlich lachen, diese Wortwahl von Gabrielle fand er sehr amüsant, und sie erkannte das im gleichen Augenblick. Auch über ihr Gesicht flog ein Lächeln, und beide Personen waren sich plötzlich auf Anhieb sympathisch.

Gabrielle musterte Marius näher und stellte fest, dass er einen sehr intelligenten Eindruck machte, und für einen Augenblick bedauerte sie, dass Rafaela diesen Mann heiraten wollte. Konnte das denn gut gehen? Der Graf machte auf Gabrielle nicht den Eindruck, als würde er leben so wie ihre Schwester, und damit Gefallen an Zeitverschwendung und Tändelei finden. Nein, eher im Gegenteil, er wirkte wie ein schwer arbeitender Mann, der Verantwortung trug für das, was er tat.

Auch Marius war überrascht über die Diskrepanz, die zwischen den beiden Schwestern zu herrschen schien. Was Rafaela an Zielstrebigkeit und Ehrgeiz vermissen ließ, fand er bei Gabrielle ausgeprägt. Wie konnten zwei Schwestern so unterschiedlich sein?

Aber dann bedachte er, warum Gabrielle hier war, hier sein musste, und sein sympathisches Gesicht verdüsterte sich wieder.

„Vermutlich sind Sie gekommen, um mir Vorhaltungen zu machen, aber Sie können versichert sein, ich habe keine Lust, darauf einzugehen. Ich sehe auch nicht, dass ich mich vor Ihnen rechtfertigen muss. Und deswegen betrachte ich dieses Gespräch schon jetzt als beendet.“

Gabrielle hatte sich seine Worte mit wachsendem Unmut angehört, und jetzt explodierte sie. So ließ sie sich nicht behandeln, und so würde sie auch ihre Schwester nicht behandeln lassen.