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Wer fragt gewinnt. Wem spannende Fragen gestellt werden, hat schon gewonnen! Ausgehend von der Grundidee, dass alle Kinder ihre individuellen Fähigkeiten und Kenntnisse - jenseits des Schulalltags - erleben, ihre Blicke in die erfahrbare Welt weiten und neugierig spielerisch in und mit der Familie erforschen können und wollen, fußt dieses Konzept auf einem umfassenden Lern-Verständnis in der Gemeinschaft der Familie. Das Buch beantwortet diese Fragen: - Wie können wir Eltern die vielschichtigen Entwicklungen unserer Kinder im Vor- und Grundschulalter fördern und langweiliges Parrot-Learning Zuhause sicher umgehen? - Wie bringen wir Eltern uns dabei selbst so ein, dass wir uns in unserer Familie gemeinsam auf die Reise nach neuen Erkenntnissen und Erfahrungen machen, dabei gemeinsam wachsen und die Bedürfnisse aller Familienmitglieder gleichermaßen erfüllen? - Welche Fragen, Gespräche, Aktionen, Ausflüge, Rätsel und Spiele sind so einfach und wirkungsvoll, dass sie mein Kind individuell abholen und für mich selbst handelbar (ohne großen Aufwand bei knapper Zeit) und machbar bleiben?
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Seitenzahl: 356
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Wie ist dieses Buch aufgebaut?
Warum das alles?
Teil 1: Gemeinsam schlau: die Kinder
Kapitel 1: Co-Learning und warum wir nur gemeinsam alles erreichen können!
Hat das überhaupt was mit Schule zu tun?
Kapitel 2: So entwickelt sich mein Kind, das Lernwesen
Was bisher geschah: von der Empfängnis bis zur Geburt
Hallo Welt! (0 bis 3 Jahre)
Sprich mit mir!
Das große Krabbeln
Hilf mir, mich sicher zu fühlen
Die Welt entdecken (4 bis 5 Jahre)
Quasselstrippen
Akrobaten
„Ich will aber der Bestimmer sein!“
Ein neues Leben: Schulkinder (6 bis 10 Jahre)
Von Lesern zu Autoren
Raum und Zeit
Ich kann das!
Zeit ist keine Hexerei
Kapitel 3: Schlau werden – aber wie?
Sinnvolles Lernen
Die vier Lerntypen
Die Checkliste der Lerntypen
Intelligenz ist Vielfalt
Zehnmalschlau – Talente überall
Die Checkliste der Talente
Und Eltern lernen anders – aber wie?
Teil 2: Gemeinsam schlau: die Eltern
Kapitel 4: Achtsamer Perspektivenwechsel: reprogram yourself!
Die Macht der Gewohnheiten
Erster Perspektivenwechsel: Haltet euer Eltern-Ich im Zaum!
Die Eltern-Ich / Kind-Ich-Falle bei der Nachhilfe
Zweiter Perspektivenwechsel: Blick nach vorn
Eigene Ängste aus der Vergangenheit loslassen
Neue Glaubennssätze!
Liebevolle Führung
Dritter Perspektivenwechsel: Achtsamkeit hilft
Stephanies Weg zur Achtsamkeit
Béas Weg: Balance der Bedürfnisse
Die Checkliste des Ichs
Kapitel 5: Miteinander reden lernen
Bewusste Sprache
Das Zauberwort noch
Kein aber nach dem Lob
Abschied vom müssen
Positive Aussagen machen und auf die Stimmlage achten
Kinder brauchen Klarheit
Verhandeln üben
Streiten, aber richtig
Wertschätzender Umgang miteinander
Schau mir in die Augen, Liebes!
Bitte, danke und darüber hinaus
Kommunizieren, kommunizieren, kommunizieren
Die Checkliste des Miteinander-reden-Lernens
Kapitel 6: Gemeinsam spielend lernen
Die drei Arten des Spielens
Spielen kann man (wieder) lernen – und dabei spielend lernen
Tipps für das spielerische Lernen mit euren Kindern
Worum es beim Lernen wirklich geht: Der Flow hilft!
Die Checkliste für das spielerische Spielen lernen
Teil 3: Gemeinsam Schlauspielen
Wie verwende ich dieses Buch?
Wie wähle ich aus, was mich interessiert?
Welche Themen interessieren euch?
Welches Alter habt ihr?
Welcher Lerntyp seid ihr?
Wie viele Personen seid ihr?
Welches Entwicklungsziel möchtet ihr erreichen?
1. Wir Wortkünstler
2. Wir Orientierungsmeister
3. Wir Fragensteller
4. Wir Spaßmacher
5. Wir in unserem Dorf
6. Wir Weltretter
7. Wir Kreativen
8. Wir Motoriker
9. Wir Menschenversteher
10. Wir Naturforscher
11. Wir Digitalmeister
12. Wir Schlagfertigen
13. Wir Mozarts
14. Wir Geldverdiener
Danke
Quellenangaben und Anmerkungen
Register
Die letzte Seite
Vorwort
Liebe Menschen, die ihr Kinder erzieht,
ihr kennt bestimmt diesen Witz:
Frage an einen Siebenjährigen: „Wie alt ist dein Vater?“
„Sieben!“
„Wieso sieben?“
„Weil er erst Vater ist, seit ich geboren bin!“
Bestechend logisch, oder? Unser Elternsein fängt mit dem Eintritt der Kinder in unser Leben an. Unsere Qualifikation für den Job? Einfach Mensch zu sein. Als Erfahrungen bringen wir meist das mit, was wir mit unseren Eltern und anderen Menschen erlebt haben, in deren Erziehungsobhut wir waren.
Kinder lernen vom allerersten Augenblick an – und wir mit ihnen. Mit Faszination begleiten wir ihre rasante Entwicklung: wie sie lernen zu greifen und zu laufen, wie sie hinfallen, immer wieder auf den dicken Windelpopo plumpsen und immer wieder aufstehen, bis es schließlich klappt und sie in irrem Tempo über den Spielplatz flitzen. Lernen ist im Naturplan inbegriffen.
Doch irgendwann kommt der Moment, in dem wir Erziehende beginnen, uns Sorgen um die Zukunft zu machen. Die Frage „Was wird aus dir, Kind?“ schleicht sich in unser Herz. Begriffe wie „Lernstoff“ und die Angst, dass unser Kind womöglich „nicht mitkommen“ wird, bahnen sich ihren Weg in unser Denken. Sollten wir es nicht auf die bestmögliche Weise fördern, damit ihm in der Zukunft alle Türen offenstehen? Fördern ist an sich eine gute Idee – aber es kommt darauf an, wie dies geschieht. Die beste Möglichkeit, Kinder in ihren Talenten und Begabungen ganz individuell zu unterstützen, ist Co-Learning.
Aber was bedeutet das genau? An der Schwelle zum Einzug der künstlichen Intelligenz in alle Bereiche unseres Lebens befinden wir uns mitten in einem Paradigmenwechsel des Lernens. Dieser berührt drei wesentliche Aspekte der Lernkultur:
1. Was wir lernen: vom Wissen zum Können
Schon lange ist es kein Geheimnis mehr, dass der sogenannte Nürnberger Trichter, das mechanische Einbläuen von Wissen in Gehirne, nicht (mehr) funktioniert. Wir können überhaupt nicht alles Wissenswerte ansammeln und im Kopf behalten. Deswegen ist heute die Fähigkeit, Wissen zu finden und es anzuwenden, deutlich wichtiger.
2. Wie wir lernen: vom Belehren zum Entdecken
Dass junge Menschen von alten und Anfänger von Erfahrungsträgern lernen, hat sich relativiert. Es gibt große Unterschiede in den verwendeten Kanälen und Erfassungsweisen zwischen den Generationen. Das Dozieren hat ausgedient. Die Erlebnispädagogik setzt sich durch – das Lernen durch Erfahrung, angetrieben von der eigenen Neugier. Gutes Lernen soll und kann Freude machen. Warum auch nicht?
3. Wozu wir lernen: von Schubladen zur Vernetzung
Wir stellen außerdem heute fest, dass das Nebeneinander der vielen Fachbereiche kaum sinnvoll ist: Die neue Welt ist vernetzt – die Fähigkeiten, die wir entwickeln, müssen an anderen Fähigkeiten andocken. Durch Verbinden und Erfinden entfaltet sich das Potenzial des Einzelnen – im Miteinander mit mehreren.
„Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es können“, soll bereits Konfuzius 500 Jahre vor Christus gesagt haben. Heute ergänzen wir: „Lasst es uns zusammen tun, und wir werden die Welt erobern.“
Vielleicht fragt ihr euch jetzt: „Wie? Wir sollen gemeinsam lernen? Also auch wir Eltern?“ Und unsere Antwort lautet: „Ja, genau!“ Auch ihr Eltern lernt beim Co-Learning. Mit anderen Worten: Das einsame Büffeln ist tot. Das gemeinsame Lernen ist auf dem Vormarsch. CoLearning ist ein Weg, um miteinander die Welt zu entdecken und neu zu erfinden: generationen-, fach- und methodenübergreifend, respektvoll und wertschätzend.
Wir sind überzeugt: Jeder Mensch ist von natürlicher Neugier und Lerndurst getrieben. Wir alle lernen nachhaltig durch Erfahrungen und nicht durch Belehrungen und brauchen dafür sinnstiftende Aufgaben und die Einbindung in Gemeinschaft und Gesellschaft. Lernwille und Optimismus können durch Frustration, Druck und Demotivation unterdrückt werden – Zuwendung, Fantasie und Wertschätzung können sie aber wiedererwecken! Jeder Einzelne hat das Potenzial, positiv in seinem Umfeld zu wirken. Er kann Verantwortung für sein Leben und Lernen übernehmen – und das mit Freude und Humor!
Wir, Béa und Stephanie, tun das täglich. Wir sind „Lern-Junkies“.
Lernen ist Glück
Ich bin Béa (B) und bin in einer Familie aufgewachsen, in der Lernen und Bildung ein Wert an sich waren: Mein Vater war Professor für Architektur- und Kunstgeschichte, meine Großmutter mütterlicherseits Lehrerin für Rumänisch und Latein. Ich wurde für jeden Lernfortschritt ermuntert und gelobt!
Das allein prägt. Aber die Schlüsselerlebnisse kamen in der schwersten Zeit meines Lebens: Ich verlor mit 12 Jahren meinen Vater und mit 15 meine Mutter und kam aus dem kommunistischen Rumänien zu meiner Halbschwester in ihre Familie nach Deutschland. Lernen wurde für mich zum Überlebensschlüssel. Mit dem Er-Lernen der deutschen Sprache und dem Kennen-Lernen der westlichen Kultur war ich so beschäftigt, dass ich vergaß, mir leid zu tun.
Natürlich hat es auch Frustmomente gegeben, vor allem, wenn ich merkte, dass ich die gleichen Fehler immer wieder machte oder mir ein bestimmtes Wissen fehlte … Wie sollte ich wissen, dass Mailand nicht irgendein kleiner Staat im Norden ist wie Finnland oder Holland (Hallo? LAND?), sondern das mir bekannte Milano? Doch im Großen und Ganzen war Lernen, vor allem Sprachenlernen, pure Therapie, Glück, Antrieb und Selbstbestätigung.
Bis heute ist es so geblieben. Ich lerne für mein Leben gern. Und am besten zusammen mit anderen.
Mutter wurde ich mit 21, nicht geplant, aber sehr gewollt.
Und meine beste Co-Lernerin ever, der Mensch, der mich am meisten weitergebracht hat in allen Lebensbereichen, ist meine Tochter Carina. Mit ihr habe ich das meiste von dem gelernt, wozu ich andere Eltern inspirieren möchte.
Nach meinem Studium arbeitete ich zunächst beim TV und in einer weltweit bekannten Unternehmensberatung. 2006 kam der Moment, in dem ich etwas zurückgeben konnte: Ich gründete zusammen mit einer Gruppe von Unternehmern eine Kette von bilingualen Schulen, Phorms Education. Motiviert war ich von der Idee, einen relevanten Beitrag zur Bildung zu leisten. Dieser bestand darin, Lernorte zu schaffen, in denen junge Menschen große Optimisten bleiben. In denen ihnen die angeborene Neugier, der Forscherdrang und die Lernlust nicht ausgetrieben werden – sondern genährt und entfacht! Über 5 000 Kinder und Jugendliche besuchen nun die Phorms-Schulen in neun Städten. So entstand auch ein gemeinsamer Lernprozess mit Stephanie, der sich zu einer tiefen Freundschaft weiterentwickelte.
Nach sechs Jahren gab ich den Vorstandsvorsitz von Phorms auf, um mich auf eine weitere Bildungsreise zu begeben.
Vier Monate reiste ich durch die Welt und besuchte innovative Bildungsorte auf vier Kontinenten – um besser zu verstehen, was gutes Lernen ausmacht. Ich sprach mit Schulleitern, Bildungsunternehmern, Designern und vor allem: mit ganz vielen Eltern und Kindern.
Bereits da entstand die Motivation, mich mit Co-Learning intensiver zu beschäftigen. Es ist der Gedanke, dass wir unseren Kindern nichts mehr beibringen können, weil wir heute nicht wissen, was in Zukunft wichtig sein wird. Wir können sie nur auf ihrer spannenden Entdeckungsreis begleiten. Und unsere Aufgabe als Eltern schränkt das nicht ein – ganz im Gegenteil!
Sie öffnet uns Erwachsenen selbst neue Horizonte. Aus dieser Idee heraus entstanden mein Unternehmen, der Tollabea-Blog, wie auch dieses Buch.
Gemeinsames Lernen ist doppeltes Glück
Ich bin Stephanie (S) und ich hatte das große Privileg, in den letzten 20 Jahren in Deutschland, Japan, England und Irland als Lehrerin und Schulleiterin tätig zu sein und in dieser Zeit zwei Schulen mit aufbauen zu dürfen. Meine Schüler und Schülerinnen kamen aus allen sozialen Schichten und ihr Alter reichte von 5 bis 75 Jahre. Mein größtes Anliegen war und ist es noch immer, dass jeder Freude am Lernen hat und für sich den besten Weg findet, am besten mit anderen zusammen, denn geteiltes Lernen ist doppeltes Lernen. Ich selbst lerne jeden Tag Neues von den Menschen, mit denen ich arbeite, insbesondere von meinen Schülern und Schülerinnen.
Geteiltes Glück verbindet
Die Erfahrungen vieler Eltern aus Béas Tollabea-Community (C) sind in dieses Buch mit eingeflossen. Wir werden in allen folgenden Kapiteln deren konkretes Wissen und praktisches Feedback im Blog mit einbeziehen. Auch alle Projekte in „Gemeinsam Schlauspielen“ sind elternerprobt und für euren Einsatz zu Hause zusammen mit Kindern ab etwa drei Jahren sorgsam ausgewählt.
Noch eine wichtige Anmerkung für euch: Eigentlich stehen Stephanie und ich Ratgebern und Ratschlägen eher kritisch gegenüber. Im Umgang mit Eltern und Kindern haben wir beide enorm viel Erfahrung gesammelt, genug, um zu wissen, dass jeder Mensch individuelle Bedürfnisse und Vorlieben hat und dass nicht alles, was für den einen eine klasse Idee ist, auch für den anderen passt. Bitte betrachtet alles in diesem Buch als eine große Auswahl an Anregungen, und es obliegt euch, zu entscheiden, was zu euch passt und was nicht. Und seht uns bitte nach, wenn wir ab und zu mal den einen oder anderen Ratgeber-Imperativ dennoch verwenden. Also, wenn da steht „Redet mit eurem Kind“ und es euch nicht guttut, verwerft die Idee bitte mit dem guten Gefühl, dass diese Anregung einfach gerade für euch nicht passt!
Und noch was, zu eurer Beruhigung: Das ist kein weiteres Förderbuch für ambitionierte Eltern. Dies ist ein Buch für Faule, wenn wir ehrlich sind. Alle, die sich keine Arbeit machen wollen, richten es sich spielerisch ein. Es lohnt sich wirklich, versprochen.
Béa und Stephanie
Wie ist dieses Buch aufgebaut?
Dieses Buch besteht aus drei Teilen:
Im ersten Teil
Gemeinsam schlau: die Kinder
erzählen wir euch, aus welchen Gründen wir uns für die Methode des Co-Learnings entschieden haben, auf welchen Eckpfeilern unser Wissen über das Lernen beruht und welche Schritte ihr mit diesem Buch gehen könnt, um zu Hause gemeinsam spielend zu lernen.
• In Kapitel 1 „Co-Learning und warum wir nur gemeinsam alles erreichen können“ führen wir den Begriff Co-Learning ein. Dort erfahrt ihr, wie wir ihn verstehen und wie wir euch fürs gemeinsame Lernen gewinnen wollen.
• In Kapitel 2 „So entwickelt sich mein Kind“ nehmen wir euch mit auf eine kleine Wissensreise über die Entwicklung der Kinder und vermitteln Grundwissen zum Lernen zwischen 0 und 10 Jahren. Das Unterkapitel „Eltern lernen anders – aber wie?“ gibt euch einen Einblick, wie ihr im Erwachsenenalter lernt und was sich dabei vom Lernen in der Kindheit unterscheidet.
• Im Kapitel 3 „Schlau werden – aber wie?“ schlagen wir euch Eltern Merkmale vor, die dabei helfen, euch selbst und eure Kinder im Bezug aufs Lernen einzuschätzen. Wir betrachten bevorzugte Lernkanäle und Lerntypen, und wir leihen uns die Idee der multiplen Intelligenzen von Howard Gardener aus, aus der wir unsere eigenen Förderideen für unterschiedliche Talente ableiten.
Im zweiten Teil
Gemeinsam schlau: die Eltern
erzählen wir euch, wie ihr euch selbst „spiegeln“ könnt, damit ihr fit werdet fürs gemeinsame spielerische Lernen mit euren Kindern.
• Kapitel 4 „Achtsamer Perspektivenwechsel: reprogram yourself!“ führt euch ein ins Reflektieren über euch und euer erzieherisches Miteinander zu Hause. Wir schlagen drei Schritte vor, wie ihr euch und eure eigene Rolle im gemeinsamen spielerischen Lernen entwickeln könnt.
• Im Kapitel 5 „Miteinander reden!“ legen wir den Schwerpunkt auf die Kommunikation mit eurem Kind zu Hause: Gemeinsam miteinander zu lernen bedeutet auch, viel miteinander zu reden. Wir haben dazu zwölf Grundideen für eine bewusste Elternsprache gesammelt, die eure Gespräche mit dem Kind erleichtern können.
• Im Kapitel 6 „Gemeinsam spielend lernen!“ seid ihr dann fit fürs Wesentliche: Spielen! Wir stellen euch drei mögliche Arten des gemeinsamen Spielens vor, die wir für sinnvoll halten. Jeder dieser Wege ermöglicht es euch, in das Miteinander mit eurem Kind einzusteigen, ohne eure Elternrolle in Gefahr zu bringen. Ihr erfindet euch, zusätzlich zur gewohnten Erziehungsrolle, eine weitere Rolle fürs gemeinsame Spielen hinzu, die euch entspricht. Schlussendlich entscheidet ihr selbst darüber, wieweit ihr euch beim gemeinsamen spielerischen Lernen einbringen möchtet. Ihr wisst: Nichts muss, alles kann. Und wir begleiten euch dabei, eure Rolle beim Co-Learning zu finden.
Im dritten Teil
Gemeinsam Schlauspielen
wisst ihr nun sehr viel mehr über eure Kinder und euch selbst und könnt aus dem großen Ideenpool der von Eltern erprobten Projekte, den wir „Gemeinsam Schlauspielen“ nennen, auswählen, was ihr miteinander spielend lernen wollt.
• Im Buchteil „Gemeinsam Schlauspielen“ stehen euch Projekte aus fünfzehn verschiedenen Themenbereichen zur Auswahl. Wir empfehlen einige Themenbereiche für bestimmte Lerntypen (visuell, auditiv, motorisch und kommunikativ) ganz besonders. Grundsätzlich eignen sich aber alle Projekte für alle Lerntypen.
• Symbole an jedem Projekt in diesem Buchteil zeigen an, welches der Talente eures Kindes es fördert. Wir nennen das Entwicklungsziele. Zusätzlich sprechen wir je Projekt eine Altersempfehlung aus und schlagen eine Personenanzahl vor.
• So könnt ihr gemeinsam ausprobieren, was gut zu euch und eurem Kind passt.
Wir wünschen euch viele Freude beim gemeinsamen Entdecken, Recherchieren, Reimen, Basteln, Ausprobieren, Kochen, Experimentieren, Rätseln und beim gemeinsamen Schlau-Werden!
„
Ihr Eltern fühlt euch täglich tausendfach vor die Frage „Warum?“ gestellt?
Na bitte. Euer Moment ist gekommen: Fragt doch auch öfter mal warum!
Warum das alles?
Unsere Grundidee ist: Kinder können nicht nicht lernen. Sie beginnen im Mutterleib damit und lernen in den ersten Jahren ihres Lebens unfassbar viel. Sie erwerben Kenntnisse und Fertigkeiten, die sie in ihrem Leben dringend brauchen. Einige wichtige Eckpunkte kindlicher Lernprozesse sind
• die kognitive und die sensorische Entwicklung des Kindes, wie zum Beispiel Hören, Sehen, Sprache und Sprechen lernen, Erkennen, Fühlen und Zuhören,
• die motorische Entwicklung, wie zum Beispiel die Bewegung, Koordination und Körperbeherrschung,
• die emotionale Entwicklung wie Freude, Angst oder Scham und Trauer
• und die soziale Entwicklung des Kindes, wie zum Beispiel Empathie und Interaktion.
Diese zentralen Lernprozesse starten in der Kindheit – und dauern ein Leben lang, bis ins Erwachsenenalter.
Und jetzt kommt ihr ins Spiel: Kaum jemand jenseits der zwanzig schlägt eine Fünfjährige beim Memory®, aber wie das mit dem Einkaufen funktioniert, da seid ihr Eltern noch klar im Vorteil! Doch die Jugend holt rasch auf. Und irgendwann kommt der Moment, an dem sie euch abhängen … oder vermeintlich abhängen. Vielleicht können sie technisch Dinge, die ihr nicht mehr versteht – aber verstehen sie auch alles, was die Technik ihnen ermöglicht? Haben sie genug Lebenserfahrung, um die Folgen der Nutzung mancher Apps und Features zu antizipieren?
Ihr braucht einander. Unsere Welt braucht unterschiedliche Generationen, die miteinander die anstehenden Probleme lösen. Kooperation ist kein Buzzword, es ist eine Notwendigkeit für unsere Spezies, für unsere Kultur, für unsere Gesundheit und Lebensqualität.
Durch gemeinsame Aktivitäten und Erlebnisse, im gemeinsamen Erlernen und Entdecken stärkt ihr eure Kinder und euch selbst darin, Probleme positiv zu lösen. Mit ganz viel Spaß dabei!
Wie könnt ihr euch tatsächlich sinnvoll einbringen, in dieses lernende Miteinander? Was bedeutet dieses spielerische Lernen für euch? Wie könnt ihr das Spielen auffrischen oder gar wieder erlernen?
Wir machen uns gemeinsam mit euch auf den Weg und erzählen euch in einzelnen Schritten, wie ihr fit für das Co-Learning mit euren Kindern werdet.
Am Ende dieses Buches gibt es den dritten Buchteil „Gemeinsam Schlauspielen“. Das ist eine Sammlung vieler unterschiedlicher gemeinsamer Aktivitäten, Rätsel, Experimente und Spiele für zu Hause.
Ihr habt es eilig? Prima, dann blättert sofort weiter auf Seite 172 und legt los!
Ihr wollt genauer wissen, wie das gemeinsame spielerische Lernen funktioniert? Prima, dann folgt uns jetzt auf unserer kleinen Co-Learning-Reise für Eltern und Kinder in ihrem Zuhause.
Teil 1
Gemeinsam schlau: die Kinder
Im ersten Teil erzählen wir euch, aus welchen Gründen wir uns für die Methode des Co-Learnings entschieden haben, auf welchen Eckpfeilern unser Wissen über das Lernen beruht und welche Schritte ihr mit diesem Buch gehen könnt, um zu Hause gemeinsam spielend zu lernen.
Kapitel 1
Co-Learning und warum wir nur gemeinsam alles erreichen können!
Der Begriff selbst leitet sich aus dem Englischen ab: collaborative oder auch cooperative learning, also kollaboratives beziehungsweise kooperatives Lernen. Das sind Lernweisen, die in den vergangenen Jahren in Schulen und Kindergärten, aber auch an Unis und anderen Erwachsenenbildungsstätten Eingang fanden. Wir möchten diesen bisher eher für institutionelles Lernen genutzten Begriff gerne auf das Familienzuhause übertragen:
Denn obwohl wir beide sehr viel Erfahrung in schulischer Bildung haben, konzentrieren wir uns in diesem Buch auf den außerschulischen Bereich. Das heißt: Co-Lernen im gemeinsamen und entspannten Miteinander von Eltern und Kindern, zu Hause am Küchentisch, auf dem Sofa, im Park oder im Wald, in der Stadt, in den Ferien, im Auto, beim Einkaufen und beim Wochenendausflug. Überall dort, wo Kinder fürs Leben und nicht nur für die Schule lernen.
Warum ist uns das so wichtig? Weil wir in diesem Buch dem Lernen einen anderen Stellenwert geben möchten. Weil wir jenes Lernen meinen, dass vom Druck der Schule und vom Stress des Paukens Lichtjahre entfernt ist. Eben das Lernen, das uns wie unseren Kindern viele zukünftige negative Erfahrungen und Erinnerungen erspart.
Wir möchten, dass ihr Erziehende zusammen mit euren Kindern viele positive Dinge erlebt und erlernt, die euch begeistern. Dinge, auf die ihr neugierig seid. Die neu und anregend für euch selbst sind. Und wir wollen, dass eure Kinder ihre Freude am Lernen bewahren und frei und unbelastet das Lernen kennenlernen.
Also eigentlich wollen wir, dass ihr als Familie eine richtig gute Zeit miteinander verbringt und gemeinsam sehr viel mehr lernt, als ihr es einzeln jemals könntet. Genau das ist für uns Co-Learning. Klingt das gut für euch? Los gehts!
Wir nutzen den Begriff Co-Learning in unserem Buch also für gemeinsames Lernen, bei dem mindestens zwei Personen involviert sind, die beide etwas lernen. Im Gegensatz zum individuellen Lernen nutzen die Co-Lerner die Ressourcen und Fähigkeiten des anderen. Das heißt, sie tauschen sich aus, sie ziehen die Informationen und Ideen des jeweils anderen hinzu, entwickeln sie weiter und suchen gemeinsam nach neuen Ideen und Informationen – womöglich gar zusammen mit anderen co-lernenden Personen. Wichtig ist also der Teamgedanke, der durch gemeinsame Werte und eine offene Kommunikation gestärkt wird.
Fürs Co-Learning wichtig:
1. Alle Menschen einer Gruppe bringen ihr Wissen und ihre Möglichkeiten ein.
2. Alle erhalten Aufgaben und führen sie aus.
3. Alle sind mit allen im Gespräch und verständigen sich, was die Gruppe wie tun und welches Ziel sie gemeinsam erreichen möchte.
4. Alle geben Feedback und werten das gemeinsame Vorgehen zusammen aus.
5. Alle lernen aktiv.
6. Alle wählen ihre Rolle selbstbestimmt.
7. Alle übernehmen Verantwortung fürs Miteinander und fürs eigene Lernen.
8. Alle übernehmen Verantwortung für ihren Beitrag in der Gruppe.
Was Co-Learning ermöglichen kann:
1. Ein Team findet zusammen.
2. Alle Menschen einer Gruppe bauen soziale Kompetenzen auf.
3. Alle entwickeln Selbstbewusstsein und erleben Selbstwirksamkeit.
4. Alle fördern ein soziales, wertschätzendes Miteinander.
5. Unterschiedliche Herangehensweisen machen das Denken aller bunter und vielfältiger.
6. Verschiedenartiges Denken und Wissen kurbelt kognitive Prozesse im Hirn aller an.
7. Alle können neu Gelerntes sicher und länger speichern.
8. Und ihr Eltern seid zusammen mit euren Kindern dabei, euch heute auf eine Welt von morgen vorzubereiten.
Der Türöffner fürs Co-Learning ist für uns das gemeinsame spielerische Lernen. Was bedeutet das? Ihr Eltern lernt dabei, dass das spielerische Miteinander eure Familie viel weiterbringt als konventionelles Lernen. Tschüs Pauken, Büffeln & Co.! Wir möchten euch in diesem Buch das spielerische Lernen beibringen. Alle Menschen, die Lust darauf haben, mitzumachen, sind willkommen.
Unsere Idee ist: Ihr alle habt einfach richtig Spaß im Miteinander und erlebt eine entspannte gemeinsame Familienzeit. Was ihr dazu braucht: eure Familie und manchmal auch Menschen aus eurer Umgebung wie Nachbarn, Freunde, Omas und Opas, Tanten und Onkel. Und etwas Zeit.
Unser Weg ist: Lernen „passiert“ beim spielenden Miteinander, ganz einfach, ohne Druck und ohne Angst. Und Spielen ist eine sehr positive Art, euch alle zusammenzubringen und die Welt neu zu entdecken.
Euer Familienleben steht für uns dabei im Mittelpunk. Wir haben unser Buch so aufgebaut, dass ihr zu Hause in eurer Familienzeit viel Schönes gemeinsam erleben werdet. Wir begleiten euch Schritt für Schritt auf diesem Weg hin zum familiären Co-Learning. Ihr Eltern lernt dabei mindestens eben so viel hinzu wie eure Kinder. Das spielerische Lernen ist das Mittel, um eure Kinder zu Hause im Schlau-Werden zu unterstützen und gleichzeitig eure Familie vom Förderdruck zu entlasten.
Wie geht das genau? Alle Projekte in „Gemeinsam Schlauspielen“ bauen auf der Idee des Co-Learnings auf. Da sie nur in der Gruppe von mindestens zwei oder mehr Personen funktionieren, wird das gemeinsame Miteinander zur Grundbedingung. Die von uns vorgeschlagenen Altersangaben könnt ihr – je nach Entwicklungsstand – individuell anpassen, sodass auch ältere und jüngere Kinder mit euch gemeinsam im Spiel sind. Wir wünschen uns und euch, damit unterschiedliche Alters- und Entwicklungsstufen zu erreichen.
Da jedes Projekt unterschiedliche Talente fördert (Symbole zeigen euch, welche), entwickelt ihr hier sehr viele und unterschiedliche Kenntnisse und Fertigkeiten eures Kindes weiter – und möglichweise auch eure eigenen! Diese große Bandbreite verschafft eurem Kind eine gute Basis für alle weiteren Lerninhalte, die an das bereits Gelernte andocken können – und auch euch kommt es zugute.
Wenn ihr die Themenbereiche in „Gemeinsam Schlauspielen“ betrachtet, werdet ihr feststellen, dass die 14 Unterkapitel fast alle Lernbereiche des kindlichen Lebens abbilden. So könnt ihr euch und eure Kinder thematisch rundum fit machen. Ebenso bilden diese Themen einen soliden Hintergrund für Lerninhalte, die in vielen Schulfächern von der ersten bis zur neunten Klasse vermittelt werden.
Alle Projekte sind grundsätzlich für alle Lerntypen geeignet. Wir halten es für sinnvoll, sie zusätzlich zu euren bevorzugten Lernkanälen entsprechend anpassen. Dadurch erreicht ihr, dass unterschiedliche Lerntypen in einer Gruppe von den Lernformen anderer profitieren und doch jeder und jede die Freiheit hat, eigene Lernwege zu gehen.
Alle Projekte fördern Fähigkeiten wie Teambuilding, Selbstvertrauen, Selbstwirksamkeit, Kommunikation, Verantwortung für eigene und Gruppenziele, Vielfalt und Respekt. Und sie sorgen dafür, dass bei der intensiven Auseinandersetzung des Experimentierens und Spielens das neue Wissen sicherer gelernt und behalten wird.
Kennt ihr erst die Vorlieben und Talente von euch und euren Kindern, findet ihr schnell heraus, welche Projekte ihr zusammen mit ihnen verwirklichen wollt. Wir haben – basierend auf den multiplen Intelligenzen von Howard Gardner – zehn verschiedene Fördermodelle für die unterschiedlichen Talente und Lerntypen eurer Kinder entwickelt:
Wort-schlau
fördert die Fähigkeit, Sprache einzusetzen.
Musik-schlau
fördert die Fähigkeit, in Melodien und Rhythmen zu denken.
Zahlen-schlau
fördert die Fähigkeit, abstrakt zu denken.
Bild-schlau
fördert die Fähigkeit, Räume in der eigenen Vorstellung zu verwandeln.
Körper-schlau
fördert die Fähigkeit, durch Bewegung zu lernen.
Hand-schlau
fördert die Fähigkeit, mit den Händen Probleme zu lösen.
Ich-schlau
fördert die Fähigkeit, mit den eigenen Gefühlen gut umzugehen.
Wir-schlau
fördert die Fähigkeit, andere Menschen zu verstehen.
Umwelt-schlau
fördert die Fähigkeit, Naturphänomene zu erkennen und zu beobachten.
Welt-schlau
fördert die Fähigkeit, das Leben zu hinterfragen.
Und diese Talente können eure Kinder dann in den 14 Themenbereichen in „Gemeinsam Schlauspielen“ sofort gemeinsam entdecken:
1. Wir Wortkünstler – mit Projekten, die Sprache, Sprechen, Kommunizieren üben: ideal für die Lerntypen kommunikativ, auditiv und visuell, aber auch für den Lerntyp motorisch.
2. Wir Orientierungsmeister – mit Projekten, die trainieren, wie Kinder sich in ihrer Umgebung räumlich zurechtfinden: ideal für die Lerntypen motorisch, kommunikativ, aber auch visuell und auditiv.
3. Wir Fragensteller – mit Projekten, die helfen, Neugier, Wissen und Hintergründe in Fragen zu fassen: ideal für die Lerntypen kommunikativ und auditiv, aber auch visuell und motorisch.
4. Wir Spaßmacher – mit Projekten, die den Humor in den Mittelpunkt des Miteinanders stellen: ideal für die Lerntypen kommunikativ und motorisch, aber auch auditiv und visuell.
5. Wir in unserem Dorf – mit Projekten, die weitere Personen aus dem Wohn- und Lebensumfeld der Kinder einbeziehen: ideal für die Lerntypen kommunikativ und motorisch, aber auch visuell und auditiv.
6. Wir Weltretter – mit Projekten, die Nachhaltigkeit, Natur- und Klimaschutz in den Mittelpunkt des Miteinanders stellen: ideal für die Lerntypen visuell, motorisch, kommunikativ, aber auch für den Lerntyp auditiv.
7. Wir Kreativen – mit Projekten, die die Vorstellungskraft und das Gestalten fördern: ideal für die Lerntypen visuell, motorisch, kommunikativ und auditiv.
8. Wir Motoriker – mit Projekten, die Beweglichkeit, Körpergefühl und -koordination trainieren: ideal für den Lerntyp motorisch, aber auch für die Lerntypen kommunikativ, visuell und auditiv.
9. Wir Menschenversteher – mit Projekten, die Empathie, Beobachtungsgabe und Einfühlungsvermögen schulen: ideal für den Lerntyp kommunikativ, aber auch für die Lerntypen auditiv, motorisch und visuell.
10. Wir Naturforscher – mit Projekten, die naturwissenschaftliche Phänomene und Umweltbedingungen erforschen: ideal für die Lerntypen motorisch, visuell und auditiv, aber auch für den Lerntyp kommunikativ.
11. Wir Digitalmeister – mit Projekten, die digitale Mittel und das Internet einbeziehen: ideal für den Lerntyp kommunikativ, aber auch für die Lerntypen auditiv, visuell und motorisch.
12. Wir Schlagfertigen – mit Projekten, die die Spontanität und die Redegewandtheit mit anderen üben: ideal für den Lerntyp kommunikativ, aber auch für die Lerntypen motorisch, auditiv und visuell.
13. Wir Mozarts – mit Projekten, die musikalische und rhythmische Fähigkeiten schulen: ideal für den Lerntyp auditiv, aber auch für die Lerntypen motorisch, kommunikativ und visuell.
14. Wir Geldverdiener – mit Projekten, die Geld, Kaufen und Handeln begreiflich machen: ideal für den Lerntyp kommunikativ, aber auch für die Lerntypen motorisch, auditiv und visuell.
Obwohl wir hier einige besondere Empfehlungen für Lerntypen geben, sind alle Projekte für alle Lerntypen geeignet. Ihr könnt die unterschiedlichen Lernkanäle ganz einfach zusätzlich anpassen. Dies tut ihr, indem ihr ergänzende Verabredungen für euer gemeinsames Spiel trefft: Wenn ihr zum Beispiel unter der Überschrift „Wir Wortkünstler“ einen visuell geprägten Co-Lerner trefft, legt Blatt, Stift oder einen Fotoapparat bereit. Spielt ihr mit einem auditiv geprägten Co-Lerner, so reimt, singt oder lest euch etwas vor. Für motorische Co-Lerner ist es hilfreich, Laufen, Tanzen, auch Malen, Basteln und Handwerken ins Projekt einzubinden. Sind kommunikative Co-Lerner dabei, entwickelt mit ihnen Gedanken im ständigen Austausch weiter oder lasst sie ihre Ideen argumentativ ausprobieren oder darstellen.
Alle Projekte führen euch und eure Kinder auf einen gemeinsamen Weg in die Zukunft. Die so im Miteinander erlernten Fähigkeiten öffnen Türen für viele neue Anforderungen im Leben eures Kindes, zum Beispiel die in der Schule.
Hat das überhaupt was mit Schule zu tun?
Sehr viel. Denn eure Kinder erfahren und erlernen genau das, was sie im Leben brauchen: Indem ihr sie fit für die Welt macht, macht ihr sie auch fit für die Schule. Ihr fördert ihre Fähigkeiten, indem ihr ihnen helft, ihre Erfahrungen im geschützten Rahmen eurer Familie und im Miteinander mit vielen anderen selbstwirksam zu entwickeln. Ihr prägt ihr Selbstbewusstsein, ihr Fühlen und Handeln positiv mit. All diese grundlegenden Entwicklungsschritte werden eure Kinder natürlich auch beim Lernen in der Schule zugutekommen. Und ganz nebenbei erreicht ihr auch, dass ihr eine gute Lernbeziehung mit ihnen habt – wenn etwas in der Schule „brennt“, seid ihr einfach schneller und besser informiert …
Wir können euch nur ermutigen: Lasst eure Kinder ihre unzähligen biologisch angelegten Möglichkeiten ausschöpfen. Ohne Druck, ohne Lernstress, sondern mit Neugier, Offenheit und in familiärer Sicherheit. Denn wenn eure Kinder all diese vielfältigen kognitiven, emotionalen, sozialen und motorischen Lernprozesse eines frühen Kinderlebens zu Hause nicht durchlaufen haben, können sie in der Schule nur schwer bestehen. Dort werden all diese Fertigkeiten erwartet und vorausgesetzt. Mit der Hand einen Stift sicher zu halten und so kontrolliert schreiben zu lernen oder im Klassenraum aufmerksam, neugierig und präsent sein zu können, das sind nur einige der vielen Fertigkeiten von Schülerinnen und Schülern, die die Kinder zuvor zu Hause erlernen sollten. Zum Beispiel kann die Entwicklung der Feinmotorik einer Kinderhand durch viele unterschiedliche Tätigkeiten erlernt und geübt werden: Malen ist eine, Schneiden, Bänder knüpfen, Kleben, Werken, Schrauben oder Kochen sind weitere, die diese und viele unterschiedliche Fertigkeiten im Kindesalter immer wieder trainieren. Diese Vielfalt ist sinnvoll und hilfreich, denn jeder Mensch, jedes Kind ist anders. Jeder und jede hat Vorlieben und Schwächen. Sucht euch die Projekte aus „Gemeinsam Schlauspielen“ heraus, mit denen euer Kind mit euch zusammen entspannt lernen kann. Wählt die Projekte, mit denen ihr in einen Spielfluss kommt, der euch gemeinsam große Freude macht. Auch Fertigkeiten, die euer Kind noch nicht so gut kann, trainiert ihr gemeinsam spielend mit diesen Projekten. Denn im spielerischen Austausch eurer Möglichkeiten wird Co-Learning zu einem echten Gewinn für alle Beteiligten.
Das fördert bei euch allen Kreativität, ihr lernt auch das kritische Hinterfragen und feilt an eurer Problemlösefähigkeit. Ihr eignet euch zusammen mit euren Kindern auch immer mehr soziale und kommunikative Kompetenzen an. All das erreicht ihr mit dem Co-Learning zu Hause: Es bereitet eure Kinder auf eine Welt von morgen vor, in der sie all die gemeinsam erlernten und positiv erfahrenen Kompetenzen weiter üben und vertiefen.
Alle Lehrenden in den Schulen werden auf das Erlernte zurückgreifen. Die Erfahrungen im Miteinander fördern Prozesse im Klassenverband und in den Schülergruppen. Da eure Kinder gelernt haben, im Miteinander anzukommen, stehen sie sicher und mit Selbstvertrauen in ihrer Welt, die sie schlau weitergestalten. Alle weiteren Spezialisierungen des Lernens bauen auf diesen Grundlagen bestmöglich auf.
Im folgenden Kapitel gucken wir uns all die vielen kindlichen Entdeckungen genauer an, die wir im Laufe unseres frühen Lebens machen. Dort betrachten wir besonders, welche Fertigkeiten und Kenntnisse uns in der Kindheit prägen und in welchen Entwicklungsschritten wir sie machen.
Achtung Spoiler: Es sind Lernprozesse, die schon vor der Geburt beginnen, uns individuell zu formen.
Kapitel 2
So entwickelt sich mein Kind, das Lernwesen
Jeder von uns ist einzigartig und besonders. Aber wie werden wir das? Klar, dies hängt mit unserer Entwicklung zusammen, und zwar schon von Anfang an: vom Laufen lernen bis zum Lernen lernen und noch weit darüber hinaus. Eltern möchten, dass ihre Kinder einerseits ganz „normal“ sind, sich also wie alle anderen Kinder entwickeln. Andererseits möchten sie aber auch, dass ihre Kinder ihre ganz individuellen Fähigkeiten zum Strahlen bringen und eine eigene Persönlichkeit entwickeln. Doch was bedeutet in diesem Zusammenhang eine „normale“ Entwicklung? Und welche Besonderheiten sind tatsächlich individuell?
Um dies zu verstehen, geben wir euch in diesem Kapitel einen kurzen Überblick über die wichtigsten Ereignisse während des Heranwachsens eures Kindes. Dies soll euch helfen, die aktuelle und auch die bisherige Entwicklung zu verstehen und zu reflektieren. Gleichzeitig möchten wir euch ein paar wichtige Aspekte des Lernens nahebringen. Aber bitte lest die folgenden Seiten nicht mit der bangen Frage im Hinterkopf „Kann mein Kind schon dieses oder jenes …“, sondern blickt voller Bewunderung auf das einzigartige kleine Wesen, das ihr geschaffen habt, und auf all das, was es (schon) kann.
Da dies kein Fachbuch über neurowissenschaftliche oder lerntheoretische Forschung ist, geht es uns in diesem Kapitel vor allem darum, ein paar Grundbegriffe zu erklären und die wichtigsten Zusammenhänge zu schildern. Vermutlich kennt ihr schon vieles davon, aber wir hoffen, wir können euch dennoch das eine oder andere Neue mitteilen oder zumindest Altbekanntes wieder ins Gedächtnis rufen. Und vielleicht lasst ihr euch ja auch anstecken von unserer Begeisterung für die kindliche Entwicklung und wie diese mit dem Lernen zusammenhängt.
Wir gehen zunächst chronologisch vor: Nach einem Blick auf das, was vor der Geburt geschieht, schauen wir uns die Kindheit in drei verschiedenen Altersstufen an. Dabei sind für uns jeweils drei Themenbereiche interessant: die sprachliche beziehungsweise kommunikative, die motorische und die emotional-soziale Entwicklung von Kindern.
Was bisher geschah: von der Empfängnis bis zur Geburt
Ab dem Moment der Befruchtung entwickelt sich der Embryo in einem rasanten Tempo. Schon wenige Wochen nach der ersten Zellteilung werden die verschiedenen Organe und Körperteile ausgebildet. Eines der lebenswichtigsten Organe ist das Gehirn, das nicht nur unsere Körperfunktionen steuert, sondern auch unser Lernen. Es ist eines der ersten Organe, die angelegt werden und das einzige, das sich noch weit bis in das Erwachsenenalter weiterentwickelt: Der Frontallappen, der unter anderem zuständig ist für langfristiges Planen und für das Abwägen, ob eine Entscheidung sinnvoll ist oder nicht, wird erst um das 25. Lebensjahr herum vollständig ausgebildet.
Bei der Geburt verfügt das Gehirn bereits über 100 Milliarden Neuronen, also Nervenzellen, die alles in unserem Körper steuern: die basalen Funktionen wie das Atmen oder den Herzschlag genauso wie Sinneswahrnehmungen, Bewegungsabläufe und (später) komplexes Denken. Um auf diese enorme Zahl zu kommen, bilden sich während der Schwangerschaft rund 250 000 Neuronen pro Minute. In unserem genetischen Bauplan ist genau festgelegt, wo und wie sie sich entwickeln müssen, um bestimmte Aufgaben zu übernehmen.
Das erklärt aber noch nicht, wie wir es schaffen, verschiedene Abläufe miteinander zu verbinden, also zum Beispiel ein Stück Schokolade zu sehen, es als etwas Leckeres zu identifizieren, es zu greifen und zu essen.
Dahinter steckt ein kleines Wunder: Die Neuronen bilden ein Netzwerk – und was für eins! Jede aktive Nervenzelle verfügt über bis zu 10 000 Verbindungen zu anderen Nervenzellen, und über diese kommunizieren die Zellen miteinander. Ihr könnt es euch so vorstellen, dass die Neuronen ständig elektrische Impulse aussenden, die sie in die Weiten des Gehirns schicken. Wenn ein anderes Neuron darauf antwortet, bildet sich eine Verbindung, Synapse genannt. Je mehr Vernetzungen ein Neuron hat, umso wahrscheinlicher ist es, dass es am Leben bleibt. Neuronen, die in der Kontaktaufnahme nicht erfolgreich sind, sterben ab. Das Motto der Neuronen lautet: Use it or lose it!
Das Spannende an diesem Netzwerk ist, dass es dafür keine festgelegte Anleitung gibt. Stattdessen bildet es sich aufgrund von Erfahrung und Wiederholung. Es gibt zwar einige grundlegende Bereiche, wie zum Beispiel das Sprach- oder das Hörzentrum, die genetisch vorgegeben sind, aber prägend sind für jeden Menschen die eigenen Erfahrungen.
Sie sorgen dafür, dass ein individuelles Netzwerk ausgebildet wird, und tragen auf diese Weise dazu bei, dass aus uns Individuen werden. So sind zum Beispiel bei einem Pianisten die Bereiche, die für das Musizieren besonders wichtig sind, viel stärker ausgeprägt als bei jemandem, der nicht musiziert. Mit einem Gehirnscan lässt sich dies zeigen.
Es gibt eine Besonderheit, die Neuronen von den Zellen unterscheidet, die beispielsweise die Leber oder das Herz bilden. Eine Leberzelle kann nicht die Aufgaben des Herzens übernehmen oder umgekehrt, Nervenzellen sind jedoch flexibler. Dank hochmoderner Technik kann heute sehr genau lokalisiert werden, welcher Teil des Gehirns welche Aufgabe übernimmt. So gibt es das schon erwähnte Sprachzentrum für den aktiven Gebrauch von Sprache, es existiert aber auch ein Bereich, der für die passive Verarbeitung von Sprache benötigt wird. Wird nun ein Bereich geschädigt, zum Beispiel durch einen vorgeburtlichen Schlaganfall, sind andere Teile des Gehirns unter bestimmten Umständen in der Lage, dessen Aufgaben zu übernehmen. Das Gehirn programmiert sich sozusagen um. Eine beeindruckende Leistung! Dies ist vor allem in den sehr frühen Stadien der vorgeburtlichen Entwicklung möglich.
Sind die Nervenzellen bereits gut vernetzt und haben bestimmte Aufgaben übernommen, ist die Fähigkeit zur Umstrukturierung sehr viel geringer und manchmal auch unmöglich. Diese Fähigkeit des Gehirns, sich umzubilden, wird als Plastizität bezeichnet.
Von den verschiedenen Arten von Neuronen konzentrieren wir uns nun auf die Spiegelneuronen, da sie für das Lernen besonders wichtig sind. Wie der Name schon andeutet, helfen sie uns zum Beispiel Bewegungen, die jemand macht, zuerst innerlich nachzuvollziehen und dann auch äußerlich zu wiederholen, sie also zu spiegeln. Wenn ihr zum Beispiel ein Kind anlächelt, lächelt es nach einem Moment zurück. Wenn ihr eure Augenbrauen hochzieht, wird es auch dies nachmachen.
Wir kommen mit einer enorm großen Anzahl von Spiegelneuronen auf die Welt, sehr viel mehr, als wir letztendlich im Verlauf unseres Lebens benötigen. Auch für sie gilt: Was nicht genutzt wird, verschwindet. Was ja auch sinnvoll ist, denn je älter Kinder werden, umso seltener erfolgt das Lernen durch reine Nachahmung.
Spiegelneuronen helfen uns aber nicht nur, Handlungen nachzuahmen, sondern sie sind auch wichtig, um uns in andere hineinzuversetzen. Wenn es später um Empathie und Einfühlung geht, spielen diese Neuronen im Hintergrund immer eine Rolle.
Das gesamte Netzwerk, das unser Gehirn entwickelt, ist für das Lernen wichtig, denn grundsätzlich gilt, dass jede Erfahrung, die wir machen, in unserem Gehirn verarbeitet wird und eine Spur hinterlässt. Wie stark diese Spur ist, hängt von der Häufigkeit der Erfahrung ab.
Am besten lässt sich das vielleicht so erklären: Machen wir einen Strandspaziergang direkt an der Wasserlinie, dauert es nur wenige Augenblicke, bis unsere Fußspuren wieder verschwunden sind, weil eine Welle darüber geschwappt ist. Gehen wir aber immer an derselben Stelle über eine Wiese, entsteht im Laufe der Zeit ein Trampelpfad. Je häufiger wir ihn benutzen, umso stärker ist er ausgeprägt. Genauso ist es mit einer Erfahrung: Je häufiger wir sie machen, umso tiefer ist sie eingeprägt.
Wann aber setzt dies ein? Machen Kinder schon Erfahrungen, während sie noch im Mutterbauch sind? Es gab und gibt ja immer wieder die Idee, dass der gezielte Einsatz von Musik während der Schwangerschaft die Intelligenz beziehungsweise die sprachlichen und mathematischen Fähigkeiten eines Kindes fördert; oft wird dafür zum Beispiel Mozart empfohlen. Wir sind allerdings der Ansicht, dass man solchen Behauptungen eher mit Skepsis begegnen sollte. Viel von dem, was euer Kind mitbringt, ist Veranlagung und kann sicherlich positiv beeinflusst werden, indem ihr euer Kind begleitet und unterstützt, aber dazu gehört mehr als alles andere eure Beziehung zu eurem Kind und das gemeinsame Erleben nach der Geburt. Unbestritten ist jedoch, dass euer Kind schon im Mutterleib „lernt“, und zwar mit allen Sinnen.
Der erste Sinn, den euer Kind ausbildet, ist der Tastsinn, also das Fühlen. Dies geschieht zunächst über die Lippen, denn dort befinden sich besonders viele Nerven. Euer Kind fühlt also anfangs mit dem Mund. Das erklärt auch, warum Babys später noch eine ganze Weile Dinge so gern in den Mund nehmen: Sie erkunden sie auf diese Weise. Noch während der Schwangerschaft entwickelt sich die Fähigkeit zu fühlen immer weiter, sodass euer Kind schon im Mutterbauch Schmerzen und Temperaturunterschiede wahrnehmen kann.
Erstaunlicherweise ist der zweite Sinn, der sich ausbildet, das Sehen. Ungefähr ab der zwölften Woche kann euer Baby durch die noch geschlossenen Lider hell und dunkel unterscheiden. Öffnen kann es die Augen etwa um die 26. Schwangerschaftswoche.
Auch hören kann euer Kind schon während der Schwangerschaft, zunächst nimmt es aber eher Schallwellen als richtige Töne wahr. Durch das Fruchtwasser sind die Geräusche, die von außen an euer Kind herangetragen werden, sehr stark gedämpft, die Stimme der leiblichen Mutter ist dem Kind durch die Resonanz im Körper allerdings schon sehr bald vertraut. Deshalb kann ein Kind nach der Geburt auch die Stimme seiner Mutter wiedererkennen. Übrigens ist ihm nicht nur der Klang, sondern auch die Melodie der Sprache vertraut und es übernimmt diese. Das bedeutet, dass euer Kind, auch wenn es noch nicht sprechen kann, zumindest in dem Sprachmuster schreit, in dem seine leibliche Mutter spricht.
So erstaunlich es scheinen mag: Selbst der Geschmacks- und der Geruchssinn entwickeln sich bereits während der Schwangerschaft. Ab der zwölften Schwangerschaftswoche trinkt euer Kind ungefähr einen halben Liter Fruchtwasser am Tag, und das prägt natürlich seinen „Geschmack“. Je nachdem, was die leibliche Mutter zu sich genommen hat, vermittelt sie dem Kind also schon einige ihrer Lieblingsgeschmacksrichtungen. Lediglich das Riechen, auch wenn es schon ausgebildet ist, setzt erst nach der Geburt richtig ein. Es ist der Hauptmotor auf der Suche nach der Nahrungsquelle Brust.
Kurz gesagt: Neuronen bilden unser Gehirn und vernetzen sich. Wenn das Vernetzen bestimmter Bahnen sich wiederholt, lernen wir und erwerben Fähigkeiten. Diese umfassen alles, was wir tun, denken und fühlen. Am Anfang sind insbesondere die Spiegelneuronen wichtig, um Bewegungsabläufe, Sprache und soziale Verhaltensweisen zu erlernen.
Hallo Welt! (0 bis 3 Jahre)
Nach der Geburt nimmt die Entwicklung des Kindes Tempo auf. War euer Kind vor der Geburt in einem geschützten Raum, strömen jetzt unzählige Eindrücke auf den neuen Weltbürger ein, die es zu verarbeiten gilt.
Das Vernetzen im Gehirn, das schon während der Schwangerschaft begonnen hatte, kommt jetzt richtig in Schwung. Äußere Reize regen zu Aktion und Reaktion an. Jede Erfahrung, die sich wiederholt, wird zu einem Muster, das im Gehirn abgespeichert und damit gelernt wird. Kinder kommen übrigens schon mit allen notwendigen Gehirnzellen auf die Welt, trotzdem vervierfacht sich das Gewicht des Gehirns, bis es vollständig ausgewachsen ist. Das liegt daran, dass bei der Vernetzung von Neuronen Bahnen entstehen, die je nach Intensität auch messbar dicker werden.
Übrigens geschieht auch enorm viel in den Gehirnen der Mütter1 und Väter: Diese bauen sich um, um mit der neuen Situation zurechtkommen zu können. Auch wenn es sich während der Schwangerschaft und nach der Geburt oft eher so anfühlt, als ob sich euer Gehirn ausgeschaltet hätte – in Wirklichkeit wird es neu vernetzt, um mit den neuen Anforderungen mithalten zu können.2
Sprich mit mir!
Ab seinem ersten Atemzug kommuniziert euer Kind mit euch, auch wenn dies zunächst sehr elementar geschieht, nämlich als Reaktion auf Bedürfnisse oder Empfindungen. Insbesondere in den ersten Wochen besteht die verbale Kommunikation des Kindes hauptsächlich aus Schreien: Volle Windel, Hunger, Blähungen, was immer gerade zum Unwohlsein beiträgt, wird durch Meckern und Schreien mitgeteilt. Ihr als Eltern könnt sicher bestätigen, dass Schreien nicht gleich Schreien ist. Aber auch ein fröhliches Glucksen und andere Laute kann euer Kind bald von sich geben.
Eure Kinder sind zum Glück nicht auf die verbale Kommunikation allein angewiesen, sondern treten schon mit der Geburt durch Bewegung und Mimik mit euch in Kontakt. Wenn sie dann nach wenigen Wochen Gesichter sehen und unterscheiden können, lässt sich besonders schön beobachten, dass Kinder Einfühlung und Kommunikation auf dem Weg der Nachahmung lernen: Sie beginnen auf eine Veränderung des Gesichtsausdrucks zu reagieren. Ihr erinnert euch: Hier sind die Spiegelneuronen im Spiel. Wenn ihr ernst schaut, tut das auch euer Kind, und wenn ihr lächelt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass euer Kind das auch tut – es sei denn, es hat Hunger, ist müde oder will eine neue Windel.