Genug gegrübelt, lieber Kopf! - Katharina Tempel - E-Book

Genug gegrübelt, lieber Kopf! E-Book

Katharina Tempel

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Beschreibung

Gedanken sind machtvoll. Doch nicht immer helfen sie uns das Leben zu führen, das wir wollen. Wenn Sorgen, Grübelei und Selbstzweifel überhand nehmen, ist es an der Zeit, die Kontrolle zurückzugewinnen und wieder mehr Leichtigkeit ins Leben zu lassen. Katharina Tempel, Bestsellerautorin und Expertin für Positive Psychologie, erklärt wunderbar anschaulich, wie unser Verstand funktioniert und warum wir nicht immer auf ihn hören sollten. Durch praxisnahe Strategien offenbart sie, wie wir uns von wiederkehrenden, belastenden Gedanken befreien können. Ein unverzichtbarer Ratgeber für alle, die sich nach mehr Lebensfreude und innerem Frieden sehnen.

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Seitenzahl: 170

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Impressum

© eBook: 2024 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

© Printausgabe: 2024 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

GU ist eine eingetragene Marke der GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, www.gu.de

Die Quellenangaben findest du hier:

gu.de/genug-gegruebelt-quellen

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Bild, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Projektleitung: Anja Schmidt

Lektorat: Diane Zilliges

Bildredaktion: Simone Hoffmann

Covergestaltung: Independent Medien-Design

eBook-Herstellung: Evelynn Ruckdäschel

ISBN 978-3-8338-9543-2

1. Auflage 2024

Bildnachweis

Fotos: Adobe Stock; Bryce Evans/Unsplash; Nick Fewings/Unsplash; Getty Images; iStockphoto; Ankush Minda/Unsplash; Plainpicture; privat; Stocksy; Motoki Tonn Ez/Unsplash; Westend61

Syndication: Bildagentur Image Professionals GmbH, Tumblingerstr. 32, 80337 München www.imageprofessionals.com

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Im Hamsterrad der Gedanken

Wir glauben, durch Denken Probleme lösen und Fragen beantworten zu können. Doch nur weil wir viel denken, heißt das nicht, dass wir einer Lösung näher kommen. Oft verlieren wir uns in einem Kreislauf belastender Grübelgedanken, die unser Wohlbefinden beeinträchtigen und diverse Probleme erzeugen.

ICH DENKE, ALSO HAB ICH PROBLEME

So nützlich unser Verstand auch sein mag, er kann ebenso die Quelle für zahlreiche Belastungen und Probleme sein, wenn wir in ungünstigen Denkgewohnheiten feststecken.

Gedanken kommen und gehen. Tausende. Jeden Tag. Gestern, heute, morgen … und an jedem Tag, der danach kommt, für den Rest deines Lebens. Manche von ihnen sind schön, einige hilfreich, wieder andere belasten dich und erzeugen reale Probleme.

Wenn du dich häufig niedergeschlagen oder vom Leben benachteiligt fühlst, wenn dir alles hoffnungslos erscheint, wenn du glaubst, nicht gut genug zu sein, oder überall Probleme siehst, ist das zu großen Teilen auf die Gedanken zurückzuführen, mit denen du dich identifizierst.

All die Grübelgedanken, Selbstzweifel und Sorgen, die wir mit uns herumtragen, lasten schwer auf uns. Sie nehmen uns in Beschlag und lassen uns den Bezug zur Realität verlieren. Von verzerrten Annahmen ausgehend, treffen wir dann Entscheidungen, die schlecht für uns sind. Wir können nicht das Leben führen, das wir uns eigentlich wünschen, weil diese Gedanken uns in einer düsteren Parallelwelt gefangen ­halten.

Unser Verstand kann ein wunderbares Werkzeug sein. Doch da die wenigstens von uns gelernt haben, ihn einzusetzen, verlieren wir uns in Denkgewohnheiten, die sich negativ auf unser Wohlbefinden, unseren Erfolg und unsere Lebensquali­tät auswirken. Dann grübeln oder hadern wir, machen uns Sorgen, versinken in Selbstzweifeln, verallgemeinern oder gehen vom Schlimmsten aus.

Die Inhalte mögen sich unterscheiden, aber der Mechanismus ist immer gleich: Bestimmte Gedanken oder Denkmuster drängen sich wieder und wieder in unseren Kopf. Wir verheddern uns mit ihnen, folgen ihnen, drehen unsere Runden im Gedankenkarussell und wiederholen dieselben Geschichten mit denselben negativen Konsequenzen. Tag für Tag. ­Monat für Monat. Jahr für Jahr. Es ist, als würde unser Verstand gegen uns kämpfen. Dabei sollte er doch unser ­Diener und nicht unser Meister sein.

Das menschliche Gehirn ist unglaublich leistungsfähig und in seiner Komplexität einzigartig. Wir können mithilfe unseres Verstandes abstrakte Konzepte verstehen, komplizierte mathematische Gleichungen lösen und bahnbrechende technologische Innovationen entwickeln. Wir sind mit seiner Hilfe in der Lage, symbolische Sprache zu verwenden, zu planen, vorausschauend zu handeln und kreative Lösungen zu ent­wickeln. Der Fortschritt der menschlichen Zivilisation und Kultur hängt zweifellos stark mit unseren Denkfähigkeiten zusammen.

Und ja, unser Gehirn ermöglicht uns, Probleme zu erkennen, zu analysieren und Lösungen zu entwickeln sowie verschiedene Optionen sorgfältig abzuwägen, um fundierte Entscheidungen treffen zu können. Nur, das ist es nicht, was wir um drei Uhr früh in unseren Betten tun, wenn wir uns fragen, ob wir die richtige berufliche Laufbahn gewählt haben. Das ist es auch nicht, was wir tun, wenn unsere Gedanken während der Arbeitszeit abschweifen und wir vergangene Fehler und Missgeschicke durchkauen.

Die Sache ist die: Denken ist nicht gleich Denken. Und obwohl wir unseren Verstand für eine Vielzahl guter Dinge einsetzen können, kann er auch jede Menge Leid und Probleme verursachen.

GEFANGEN IM GEDANKENKARUSSELL

Wenn Gedanken uns in ihren Bann ziehen, versinkt die Welt im Außen. Doch während wir uns in Grübelspiralen verlieren, geht das Leben normal weiter.

Es ist Freitag, 10:45 Uhr. Gisela sitzt im Büro vor einem Stapel Berichte, die sie prüfen muss, aber sie kann sich nicht konzentrieren. Immer wieder schweifen ihre Gedanken zum vergangenen Dienstag zurück – zum Feedback-Gespräch mit ihrem Chef.

»Gute Arbeit«, hatte er gesagt, aber war das wirklich ernst gemeint? Oder war es nur Höflichkeit, um mich nicht zu demotivieren? Vielleicht hätte ich nachfragen sollen? Oder gab es verborgene Hinweise zwischen den Zeilen, die ich übersehen habe? Hat er mein Schweigen als Zeichen der Zustimmung aufgefasst oder hätte ich etwas sagen müssen?

Ich weiß einfach nicht, wie er meine Leistung tatsächlich einschätzt. Tauge ich überhaupt etwas für diesen Job? Oder mach ich mir hier nur etwas vor? Vielleicht hätte ich anders reagieren sollen oder von mir aus Nachfragen stellen sollen?

Wenn er wirklich mit mir zufrieden wäre, dann hätte er doch nicht nur »gute Arbeit« gesagt, sondern aufgezählt, was er an mir schätzt. Andererseits … Vielleicht muss auch nicht jedes Gespräch eine tiefere Bedeutung haben. Vielleicht hat sein »gute Arbeit« tatsächlich nur das gemeint: dass ich gute Arbeit leiste. Aber warum hat er mich dann so schnell abgefertigt? Und irgendwie sah er auch genervt aus, so als würde ihn meine bloße Gegenwart anstrengen.

Seit zwanzig Minuten drehen sich Giselas Gedanken jetzt schon im Kreis und es ist kein Ende in Sicht. Schließlich weiß sie noch immer nicht, wie sie das Feedback ihres Chefs interpretieren soll und ob er mit ihrer Arbeit nun zufrieden ist oder nicht. Also geht sie in ihren Gedanken erneut ­jedes Wort durch, an das sie sich erinnern kann, versucht jeden Gesichtsausdruck und jedes Zucken der Augenbrauen zu analysieren.

Doch je mehr sie darüber nachdenkt, desto unsicherer wird sie. Erst die Frage ihrer Kollegin, ob sie zum Mittagessen mitkommt, reißt Gisela schließlich aus ihren Gedanken. Mittagszeit. Zwölf Uhr. Entsetzt stellt sie fest, dass die Hälfte des Arbeits­tages bereits vergangen ist. Nur der Stapel auf ihrem Tisch, der ist noch genauso groß, wie er am Morgen war, als sie das Büro betreten hatte.

Geht es dir auch manchmal so? Schweifen deine Gedanken auch immer mal wieder zu vergangenen Erlebnissen ab und du fragst dich, ob das, was du gesagt oder getan hast, richtig oder falsch war? Grübelst du häufig darüber, was du hättest anders machen können, um eine bestimmte Situation zu vermeiden, oder machst du dir viele Sorgen um die Zukunft, obwohl es keinen konkreten Grund dafür gibt?

Wenn uns die Gedanken an ein bestimmtes Thema oder eine Frage nicht loslassen, tauchen wir oft so sehr in unsere Gedankenwelt ab, dass es schwerfällt, sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Wie Gisela wundern wir uns im Anschluss darüber, wo die ganze Zeit geblieben ist. Wir bekommen nicht mehr mit, was um uns herum passiert, weil wir so sehr in unseren Köpfen gefangen sind.

VIEL GEDACHT, NICHTS GEBRACHT

Grübeln führt zu keiner Lösung, weil sich die Gedanken sinnlos im Kreis drehen. Stattdessen belastet es unsere mentale Gesundheit und hält uns davon ab, im Hier und Jetzt zu sein.

Gedanken können uns manchmal ganz schön vereinnahmen. Ein Gedanke löst den nächsten aus. Jeder scheint wichtig zu sein und unsere Aufmerksamkeit zu verdienen. Wir folgen ihnen blind und lassen uns immer tiefer in ihr Geflecht aus Worten, Ideen und inneren Bildern ziehen, bis wir uns vollkommen darin verheddert haben und keinen Ausweg mehr finden.

Genau das passiert, wenn wir grübeln. Wir lassen uns in einen Zyklus wiederkehrender, oft negativer Gedanken und Sorgen hineinziehen. Wir können nicht aufhören, über die Vergangenheit nachzudenken, über Dinge, die wir vielleicht anders hätten machen sollen, oder über Ereignisse, die uns verletzt haben. Die Gedanken wirbeln im Kopf herum wie ein wilder Sturm, der nicht enden will. Jede Kleinigkeit wird zu ­einem Grund, um sich weitere Sorgen zu machen.

Das endlose Durchkauen all unserer Probleme, Fehler und Unzulänglichkeiten belastet die Stimmung und lässt unsere Situation hoffnungslos wirken. Selbst wenn wir versuchen, uns auf den Moment zu konzentrieren, schleichen sich die lästigen Gedanken wieder und wieder ein und rauben uns jede Freude. Es ist, als wären wir gefangen in einem endlosen Laby­rinth aus Trauer, Sorgen und Problemen.

»Die größten Leiden entstehen oft durch unsere eigenen Gedanken.«

UNBEKANNT

Das Tückische ist: Wir glauben, an einer Lösung zu arbeiten, während wir die Probleme in unserem Kopf wieder und wieder durchkauen. Wir glauben, dass wir nur noch ein bisschen intensiver nachdenken müssen, um endlich wieder klar sehen zu können und den Weg aus dem Labyrinth zu finden. Aber nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Denn nur weil etwas in unserem Kopf passiert, heißt das nicht automatisch, dass wir nachdenken. Gedanken haben ist nicht denken.

Gedanken sind einfach so da. Wir müssen uns dafür nicht anstrengen. Sie werden durch alle möglichen Reize aus unserer Umwelt ausgelöst. Ein Geruch, der uns an etwas erinnert. Eine Bewegung, die unsere Aufmerksamkeit einfängt. Der Anblick eines Gegenstandes, der alle möglichen Assoziationen hervorruft.

Gedanken durchströmen unser Bewusstsein und wir können sie nicht kontrollieren. Zumal ein Großteil unserer Gedanken auf unbewusster Ebene abläuft und sich höchstens durch emotionale Reaktionen oder körperliche Empfindungen mitteilt.

Denken hingegen ist eine bewusste mentale Aktivität, die Energie, Anstrengung und Willenskraft erfordert. Denken bedeutet, dass wir uns aktiv mit unseren Gedanken auseinandersetzen, in der Regel, weil wir damit ein bestimmtes Ziel verfolgen. Wir verarbeiten die uns zur Verfügung stehenden Informationen, um ein Problem zu lösen oder eine Antwort zu finden.

Wenn wir grübeln, ist das zwar auch mit mentaler Aktivität verbunden, aber diese ist ziellos. Wir folgen vielmehr den Gedanken, die unser Bewusstsein durchströmen. Deswegen drehen sich unsere Gedanken lediglich im Kreis. Wir denken nicht wirklich über ein Problem nach. Wir kreisen nur drumherum. Ein Gedanke löst den nächsten aus, der führt uns zum nächsten, der zu einem vierten und dann kommen wir womöglich auch schon wieder beim Ausgangsgedanken an.

Die Gedanken triggern sich gegenseitig. Wir greifen aber nicht bewusst in diesen Prozess ein. Wir lenken unsere Gedanken nicht in dem Bemühen, eine Lösung zu finden. Wir lassen uns von ihnen lenken. Wie Blätter im Wind lassen wir uns mal hierhin, mal dorthin treiben.

Um zu einer Lösung zu gelangen, müssen wir bewusst Energie aufbringen. Wir müssen unsere Gedanken, zum Beispiel durch gezielte Fragen, in die gewünschte Richtung lenken.

Wenn Gisela wissen möchte, ob ihr Chef tatsächlich mit ihrer Arbeit zufrieden ist oder sie beim Gespräch nur abgefertigt hat, kann sie sich fragen: Wie kann ich mir diese Frage beantworten? So schickt sie ihren Verstand auf Ideensuche. Dieser schlägt ihr jetzt vielleicht vor, ihre Kollegen und Kolleginnen zu fragen, wie deren Feedback ausgefallen ist. Falls ihr Verstand nun abschweift und Gedanken dazu produziert, dass ihre Kollegin sowieso vom Chef bevorzugt wird und sich der Kollege immer so einschleimt, würde lösungsorientiertes Nachdenken bedeuten, den Verstand liebevoll wieder einzufangen. »Was könnte ich noch tun, um eine Antwort auf meine Frage zu bekommen?« Der Verstand produziert jetzt weitere Ideen, zum Beispiel den Chef noch einmal direkt zu fragen, und Gisela bekommt konkrete Ansatzpunkte, um in die Umsetzung zu gehen.

Lösungsorientiertes Denken hat ein klares Ziel und somit eine klare Richtung, die vorgegeben ist. Beim Grübeln hingegen fehlt uns die Richtung. Daher führt es auch zu keinem Ergebnis.

Wie viele Antworten hast du durch vergangenes Grübeln bereits gefunden? Wenn es nur wenige waren, heißt das, du musst noch intensiver grübeln?

Die Wahrheit ist: Durch Grübeln bekommen wir keine Antworten auf unsere Fragen. Sogar der Duden beschreibt Grübeln als: »seinen oft quälenden, unnützen oder fruchtlosen Gedanken nachhängen«. Denn genau das passiert beim Grübeln:

Grübeln ist fruchtlos: Weil wir etwas aus allen Ecken beleuchten und es in Schleifen wieder und wieder durchgehen, uns dabei aber schlichtweg im Kreis drehen. Wir springen von Gedanke zu Gedanke und denken keinen von ihnen je zu Ende. So bleiben unsere Gedanken diffus und abstrakt. Sie führen zu nichts.Grübeln ist quälend: Meist denken wir beim Grübeln sehr kritisch über uns selbst und unsere eigenen Handlungen, Fehler und Eigenschaften nach. Typischerweise geht es darum, wie wir etwas besser hätten machen können, woran wir jetzt aber natürlich nichts mehr ändern können. Das lässt uns nur mit Gefühlen von Schuld, Scham, Hilf­losigkeit, Trauer, Verzweiflung oder Wut zurück.

Die Psychologie-Professorin Barbara Fredrickson sagt: Wer grübelt, gießt »Öl ins Feuer der Negativität«.1 Was das für ­einen Brand ergibt, weißt du wahrscheinlich.

Tatsächlich ist exzessives Grübeln Gift für unser emotionales Wohlbefinden. Das gedankliche Durchkauen von Sorgen, Enttäuschungen und negativen Erlebnissen ruft jede Menge unangenehme Emotionen hervor, trübt die Stimmung und erzeugt Anspannung und Stress. Kein Wunder, dass wir beim Grübeln oftmals vor lauter Belastung nicht schlafen können.

Grübeln schürt zudem Gefühle von Hilflosigkeit. Wer viel Zeit mit »Nachdenken« verbringt und dennoch keine Lösungen findet, fühlt sich zunehmend hilflos, verzweifelt und verfällt in Passivität. Zahlreiche wissenschaftliche Studien deuten darauf hin, dass übermäßiges Grübeln ein Risikofaktor für die Entwicklung und Aufrechterhaltung von Depressionen sein kann.2 Intensives, lang anhaltendes Grübeln geht also nicht nur mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einher, an einer Depression zu erkranken oder bereits depressiv zu sein. Es kann auch dazu führen, dass die Depression länger anhält und schwerer ausfällt sowie mit einer schlechteren Heilung und häufigeren Rückfällen einhergeht.

VERLOREN IM LABYRINTH DER SORGEN

Ob sich deine Gedanken um vergangene Ereignisse drehen oder sich ausmalen, was in der Zukunft alles Schlimmes passieren könnte, der Grübelprozess bleibt der gleiche.

Auch wenn wir uns Sorgen machen, bewegen sich im Kopf permanent Gedankenspiralen, die sich auf potenzielle Bedrohungen und Gefahren richten, aber zu keiner Lösung führen. Wieder ist die Absicht dahinter eine positive. Wir denken, wenn wir alle möglichen Schwierigkeiten gedanklich vorwegnehmen, können wir uns bestmöglich auf die Zukunft vorbereiten. Und das wäre vermutlich auch so, wenn wir unser Denken lenken und uns lösungsorientiert mit den Sorgen auseinandersetzen würden. Aber erneut: Das tun wir nicht. Wir kreisen mal wieder nur um die potenziellen Probleme.

»Sorgen sind wie ein Schaukelstuhl: Sie geben dir etwas zu tun, aber bringen dich nicht weiter.«

UNBEKANNT

Wenn du dazu neigst, dir Sorgen zu machen, frag dich einmal selbst: Wie oft hast du dich an den Tisch gesetzt, Zettel und Stift in die Hand genommen und deine Befürchtungen einfach mal aufgeschrieben? Vermutlich sehr selten, oder? Ist das nicht verrückt? Die eine Sache, die uns helfen würde, ­unsere Befürchtungen tatsächlich zu sortieren und zu analysieren, tun wir nicht. Wir setzen uns also nicht wirklich mit unseren Sorgen auseinander. Wir umkreisen sie bloß.

Wenn du dich konstruktiv mit deinen Sorgen auseinandersetzen würdest, würdest du sie zunächst einmal aufschreiben, um das Chaos in deinem Kopf zu sortieren. Wenn sie schwarz auf weiß vor dir liegen, hast du die Möglichkeit, mit Abstand auf deine Befürchtungen zu blicken. Du kannst dann für jede Sorge überprüfen, ob du sie beeinflussen kannst, und wenn ja, was du konkret tun kannst, um dich bestmöglich auf das Szenario vorzubereiten. Ein Student, der fürchtet, durch seine Prüfung zu fallen und dadurch seinen Abschluss nicht zu schaffen, könnte zum Beispiel einen Arbeits- und Zeitplan entwickeln, um den benötigten Stoff zu lernen, und die Möglichkeit einer Wiederholungsprüfung ermitteln. Wer Angst davor hat, dass bei einer bevorstehenden Reise das Flugzeug abstürzen oder das Gepäck verloren gehen könnte, kann sich Hilfsmittel gegen die Flugangst organisieren und das wichtigste Hab und Gut ins Handgepäck packen. Wer fürchtet, dass er zu dumm für eine bevorstehende Aufgabe ist, dass er versagen und sich lächerlich machen könnte, kann gezielt nach Hinweisen dafür suchen, warum er dieser Aufgabe doch gewachsen ist, sich seiner Ressourcen versichern und sich ­einen Notfallplan für den Worst Case zurechtlegen.

So würde es aussehen, wenn wir uns konstruktiv mit unseren Sorgen auseinandersetzen würden. Aber das machen wir nicht. Wir springen bloß in Gedanken von einer Katastrophe zur nächsten. Wir malen uns Horrorszenarien aus, aber sobald ein Gedanke zu ängstigend wird, wechseln wir zum nächsten Thema. So denken wir kein Problem je zu Ende und gelangen zu keinem vorzeigbaren Ergebnis.

Es ist außerdem der Grund, warum es so belastend ist. Wenn du jemals einen Horrorfilm gesehen hast, weißt du genau, wovon ich spreche. Ein Horrorfilm bleibt genau so lange spannend, wie der oder die Täter maskiert bleiben. Es ist die unbekannte, diffuse Gefahr, die uns das Blut in den Adern gefrieren lässt. Wenn wir nicht wissen, wer hinter der Maske steckt, warum derjenige tut, was er tut, und wann und wie er wieder zuschlägt, ist die Spannung kaum auszuhalten. Doch irgendwann wird jeder Täter entlarvt, die Maske wird ihm oder ihr vom Gesicht gerissen und zurück bleiben in den aller­meisten Fällen ziemlich durchschnittliche Menschen, wie beispielsweise die Freunde Billy und Stu, die im ersten Teil des Films »Scream« ihr Unwesen treiben.

Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber die Highschool-Schüler Billy und Stu wirken auf mich nicht mehr wie zwei übermächtige Gegner. Billy und Stu können wir besiegen. Wir können uns einen Plan für ihren Angriff zurechtlegen und sie überwältigen. Genauso ist es im Umgang mit Sorgen. Was wirklich belastet, ist die Ungewissheit. Es ist das diffuse, unkonkrete Gefühl, von zahlreichen Gefahren umzingelt zu sein: Das könnte passieren und jenes könnte passieren und was ist, wenn …?

»Die schlimmsten Ängste sind die, die in unseren Gedanken geboren werden.«

HONORÉ DE BALZAC (FRANZÖSISCHER SCHRIFTSTELLER)

In dem Moment, in dem wir unser Gehirn dazu bringen, eine Sorge wirklich zu Ende zu denken, demaskieren wir sie. Wenn wir gezielt nachdenken und uns konstruktiv mit dem Problem auseinandersetzen, fragen wir uns nicht nur: Was könnte passieren?, sondern auch: Wie kann ich mich darauf vorbereiten und bestmöglich damit umgehen? Wir legen uns einen Plan zurecht und machen aus dem Furcht einflößenden, übermächtigen Gegner eine bewältigbare Aufgabe.

Deswegen lautet ein bekannter Ratschlag im Umgang mit Sorgen auch, zu überlegen, was schlimmstenfalls passieren kann. Auf diese Weise zwingen wir unser Gehirn, unsere Sorgen zu Ende zu denken. In den allermeisten Fällen stellt man dann schnell fest, dass das, was man befürchtet, in Wirklichkeit gar nicht so schlimme Konsequenzen hätte. Aber erneut: Wenn wir über potenzielle Gefahren in der Zukunft nachgrübeln, kommen wir nie so weit. Wir erstellen keinen konkreten Handlungsplan, weil wir nie eine Sorge zu Ende denken.

Manche glauben, dass es hilft, emotional besser gewappnet zu sein, wenn wir in Sorgen und Ängste verwickelt sind. ­Solche Gedanken sind zwar naheliegend, aber entpuppen sich bei genauerem Hinsehen als Trugschluss.

Wenn du einmal an die Krisen der letzten Zeit denkst: Haben sie dich emotional nicht so stark mitgenommen, weil du sie schon befürchtet hattest?Konntest du bei erwarteten Katastrophen cool bleiben, während dich unerwartete Krisen aus der Bahn geworfen haben?Hast du schon mal bei anderen erlebt, dass sie unter einem Beziehungsende, einer Kündigung oder einer anderen Krise weniger oder gar nicht gelitten haben, weil sie zuvor befürchtet hatten, dass es passieren könnte?