Geschichte des Fotojournalismus - Olaf Kunde - E-Book

Geschichte des Fotojournalismus E-Book

Olaf Kunde

0,0
36,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2004
Beschreibung

Magisterarbeit aus dem Jahr 2000 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Journalismus, Publizistik, Note: 1,7, Technische Universität Dresden (Kommunikationswissenschaften), Sprache: Deutsch, Abstract: Das Bild, speziell das fotografische Bild, nimmt als Kommunikationsform in unserer bedingungslos schnellebigen Kultur eine herausragende Position ein. Dem Wahrheitsanspruch der uralten chinesischen Weisheit, der zufolge einem Bild mehr Bedeutung zukommt als tausend Worte, ist wohl auch heute wenig entgegenzusetzen. Eine Fotografie soll vor allem Informationen vermitteln oder eine Geschichte erzählen, eine interessante Geste einfangen, eine besondere Mimik, ein Lächeln zeigen, Gefühle auslösen. Den richtigen, perfekten Moment in Verbindung mit einem geschulten Auge für eine optimale Bildgestaltung, festzuhalten und ihn gewissermaßen Zeit unabhängig erstarren zu lassen, das war und ist der große Vorteil des ambitionierten Fotojournalismus gegenüber den fortlaufenden, unruhigen Fernsehbildern. Diese sind im eigentlichen Sinne auch nur ´bewegte Fotografien´. Wichtig hierbei ist die Wahl des Motivs, aber ob es unsere Aufmerksamkeit fesseln kann, hängt im Besonderen von der Wahl der ästhetischen Mittel, das heißt der Gestaltung der Komposition des Fotos ab. Die Fotografie wird geleitet von gewissen Grundregeln, welche schon lange in Grafik und Malerei gelten. Die Nähe zur Malerei und Grafik erklärt sich durch die Nutzung oder Umkehrung ihrer kunstgeschichtlich gewachsenen Erfahrungswerte in Form der grafischen Gestaltungsmittel, beispielsweise der Bildlinienführung, Perspektiven. Interessant in diesem Kontext ist die Tatsache, dass die meisten frühen Pioniere der Fotografie sich vorher mit Malerei beschäftigt haben. Fraglich ist hier natürlich die enge Beziehung und besondere Nähe zur Kunst oder zu einem Kunstcharakter. Aber haben nicht zum Beispiel Fotos in Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen neben der übermittelten Information oder Nachricht oft künstlerische oder werbetechnische Aspekte und Merkmale! Das alles vollzieht sich im Ermessens-Spielraum des Fotografen, der die Redaktion („Zeitungszensur“) durch „ ... Hinzufügen von ästhetischen, politischen und erkenntnis-theoretischen Elementen in sein Bild ... “ nach seinem Sinne ´täuschen´ kann. In diesem Sinne kann die Zeitung oder Zeitschrift ebenso die hinzugefügten Elemente zur Bereicherung ihres spezifischen Profils nutzen . Ein kreativer Prozess kommt in Gang, von dem beide Seiten profitieren können, vorausgesetzt der Fotograf verfügt über bildgestalterische und handwerkliche Kompetenz.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Impressum:

Copyright (c) 2015 GRIN Verlag / Open Publishing GmbH, alle Inhalte urheberrechtlich geschützt. Kopieren und verbreiten nur mit Genehmigung des Verlags.

Bei GRIN macht sich Ihr Wissen bezahlt! Wir veröffentlichen kostenlos Ihre Haus-, Bachelor- und Masterarbeiten.

Jetzt beiwww.grin.com

Inhalt

 

1. Einleitung

1.1. Problemstellung, Aufbau und Literaturlage der Untersuchung

1.2. Begriff und Definition: Fotojournalismus/Fotojournalist

2. Die Entwicklung fotojournalistischer Ansätze bis zum 1.Weltkrieg

2.1. Historische Vorläufer und Frühformen des Fotojournalismus vor 1900

2.2. Die Gründung der ersten Illustrierten im 19.Jahrhundert

2.3. Fotojounalistische Tendenzen um 1900 bis zum 1.Weltkrieg

3. Einflüsse, Bedingungen, Voraussetzungen - Das Entstehen des modernen Fotojournalismus in Deutschland (1914-1927)

3.1. Einfluss des 1.Weltkriegs und gesellschaftliche Bedingungen

3.2. Kunst in Berührung mit der Fotografie und deren Einflüsse

3.2.1. Übergang von der alten Kunstfotografie zu den verschiedenen Linien der Neuen Fotografie

3.2.2. Einflüsse von Bauhaus und Surrealismus

3.3. Neuer Aufschwung der deutschen Illustrierten in den 20er Jahren

3.3.1. Die Arbeiter Illustrierte Zeitung (AIZ) und die Arbeiterfotografen

3.3.2. Die illustrierte Presse des liberalen und des nationalistischen Lagers

3.4. Die Erfindung und Markteinführung der neuen Kleinbildkameras

3.5. Ein neuer Typ von Fotoreportern

3.6. Tendenzen eines neuen Fotojournalismus in anderen Ländern

4. Geburt, Höhepunkt und Ende des modernen Fotojournalismus in der Weimarer Republik (1928-1933)

4.1. Das Entstehen des modernen Fotojournalismus im Jahr 1928

4.2. Die neuen Fotoagenturen: Dephot und Weltrundschau

4.3. Die moderne Fotoreportage: Ausdrucksmittel des modernen Fotojournalismus

4.4. Die Fotoreporter des modernen Fotojournalismus in Deutschland

4.4.1. Der erste Star der Szene: Fotoreporter Dr. Erich Salomon

4.4.2. Felix H. Man - Der Vielseitige

4.4.3. Die weiteren Fotojournalisten der ersten Generation

4.5. Fotograf und Apparatur: Neuerungen und Verwendung

4.6. Der Wandel der Themen im deutschen Fotojournalismus

4.7. Kritik am modernen Fotojournalismus der Weimarer Republik

4.8. Die Gleichschaltung des Fotojournalismus im nationalsozialistischen Deutschland und die Emigration seiner Vertreter

5. Die Entwicklung des modernen Fotojournalismus in anderen Ländern und der Einfluss der deutschen Emigranten

5.1. Die französische Variante im modernen Fotojournalismus: Die Illustrierte ´VU´

5.2. Der moderne Fotojournalismus in Großbritannien

6. Der neue Fotojournalismus in den Vereinigten Staaten von Amerika ab den 30er Jahren

6.1. Gründung und Höhenflug der Illustrierten LIFE (1936-1972)

6.2. Programm und Arbeitsweise der größten Illustrierten der Welt: LIFE

6.3. Struktur und Aufbau von LIFE

7. Die Farm Security Administration (1935-1942)

8. Der 2.Weltkrieg und sein Einfluss auf den Fotojournalismus

9. Der Fotojournalismus in der Nachkriegszeit: USA und Europa

9.1. Neue Tendenzen und Hochphase der Illustrierten in den 50er Jahren

9.2. Die Fotokooperative Magnum

9.3. Profil eines wichtigen Fotojournalisten der Nachkriegsära: Henri Cartier-Bresson

10. Herausbildung, Weiterentwicklung und Theorie der Live-Fotografie

11. Der langsame Niedergang der Illustrierten und die Auswirkungen auf den Fotojournalismus ab 1960

12. Theorie und Kritik zum Fotojournalismus

13. Aktuelle Tendenzen im Fotojournalismus

14. Resümee

Quellenverzeichnis der Abbildungen

Literaturverzeichnis

 

1. Einleitung

 

Das Bild, speziell das fotografische Bild, nimmt als Kommunikationsform in unserer bedingungslos schnellebigen Kultur eine herausragende Position ein. Dem Wahrheitsanspruch der uralten chinesischen Weisheit, der zufolge einem Bild mehr Bedeutung zukommt als tausend Worte, ist wohl auch heute wenig entgegenzusetzen. Eine Fotografie soll vor allem Informationen vermitteln oder eine Geschichte erzählen, eine interessante Geste einfangen, eine besondere Mimik, ein Lächeln zeigen, Gefühle auslösen. Den richtigen, perfekten Moment in Verbindung mit einem geschulten Auge für eine optimale Bildgestaltung, festzuhalten und ihn gewissermaßen Zeit unabhängig erstarren zu lassen, das war und ist der große Vorteil des ambitionierten Fotojournalismus gegenüber den fortlaufenden, unruhigen Fernsehbildern. Diese sind im eigentlichen Sinne auch nur ´bewegte Fotografien´. Wichtig hierbei ist die Wahl des Motivs, aber ob es unsere Aufmerksamkeit fesseln kann, hängt im Besonderen von der Wahl der ästhetischen Mittel, das heißt der Gestaltung der Komposition des Fotos ab. Die Fotografie wird geleitet von gewissen Grundregeln, welche schon lange in Grafik und Malerei gelten. Die Nähe zur Malerei und Grafik erklärt sich durch die Nutzung oder Umkehrung ihrer kunstgeschichtlich gewachsenen Erfahrungswerte in Form der grafischen Gestaltungsmittel, beispielsweise der Bildlinienführung, Perspektiven. Interessant in diesem Kontext ist die Tatsache, dass die meisten frühen Pioniere der Fotografie sich vorher mit Malerei beschäftigt haben.

 

Fraglich ist hier natürlich die enge Beziehung und besondere Nähe zur Kunst oder zu einem Kunstcharakter. Aber haben nicht zum Beispiel Fotos in Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen neben der übermittelten Information oder Nachricht oft künstlerische oder werbetechnische Aspekte und Merkmale! Das alles vollzieht sich im Ermessens-Spielraum des Fotografen, der die Redaktion („Zeitungszensur“) durch „ ... Hinzufügen von ästhetischen, politischen underkenntnistheoretischen Elementen in sein Bild ... “[1] nach seinem Sinne ´täuschen´ kann. In diesem Sinne kann die Zeitung oder Zeitschrift ebenso die hinzugefügten Elemente zur Bereicherung ihres spezifischen Profils nutzen . Ein kreativer Prozess kommt in Gang, von dem beide Seiten profitieren können, vorausgesetzt der Fotograf verfügt über bildgestalterische und handwerkliche Kompetenz. Genau auf diesen Prozess der Kreativität setzen beispielsweise die Bildredakteure von GEO, die Fotojournalisten der traditionsreichen Fotoagentur Magnum oder das frühe amerikanische Magazin LIFE oder das britische National Geographic. Sie geben dem Fotojournalisten Raum und Zeit. Sie haben die Möglichkeit dazu, da sie nicht primär dem Nachrichtenwert ,Aktualität‘ verpflichtet sind. Das grenzt sie von der alltäglichen Pressefotografie ab. Im Vordergrund bleibt die dokumentarische Funktion als Bildmedium für die Vermittlung von Informationen.

 

Jeder technisch versierte Fotograf hat das Können perfekte Aufnahmen zu machen, aber es ist nicht von der neuesten Kamera auf dem Markt abhängig. Eine nur technisch perfekt ausgeführte Aufnahme kann „ ...das langweiligste Bild der Welt sein ... “, stellt der berühmte Fotograf Andreas Feininger fest.[2] Der kreative Fotograf muss die Apparatur beherrschen und nach eigenem Ermessen benutzen, sonst beherrscht die Apparatur ihn selbst, beschränkt ihn auf der ´Suche´.

 

1.1. Problemstellung, Aufbau und Literaturlage der Untersuchung

 

Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen folgende forschungsleitende Fragestellungen:

 

Wie und wann entstand der moderne Fotojournalismus und wer prägte ihn? Wie verlief die Entwicklung des Fotojournalismus bis in die jüngere Zeit? Was ist moderner Fotojournalismus überhaupt?

 

Für die vollständige Beantwortung dieser Fragen sind die folgenden inhaltlichen Nebenaspekte des Fotojournalismus relevant: Was waren die Entstehungsgründe für ihn? Was sind seine Akteure? Welche Ausprägungen, Beeinflussungen und Stilarten existieren im Fotojournalismus? In welchen Verhältnis stehen Kritik und relevante Theorien zum Fotojournalismus? Wie differenzieren sich die Merkmale und Kriterien eines ambitionierten, engagierten Fotojournalismus aus? Werden sie von Fotojournalisten bewusst angewendet und benutzt, abzulesen an ihren spezifischen Produkten? Wie können diese Fotojournalisten überhaupt charakterisiert werden? Was sind typische Themenfelder des Fotojournalismus? Wo gibt es Abgrenzungsprobleme oder Berührungspunkte des Fotojournalismus speziell mit anderen Kanälen wie der Kunst? Gestaltet sich die Nähe zur ästhetischen Bildgestaltung zum trennenden Widerspruch, in dem sich der Anspruch auf Wahrheit, Objektivität, Authentizität im Fotojournalismus und dem der Subjektivität und ´Schönheit´ gegenüberstehen oder hat sich dieser Dualismus aufgelöst? Haben sich Maßstäbe und Stilistik innerhalb des Fotojournalismus im Laufe der Zeit geändert und in welcher Form?

 

Der Aufbau meiner Arbeit erfolgt nach dem Prinzip eines chronologischen Korsetts in Hinsicht auf die geschichtliche Entwicklung des Fotojournalismus. In den einzelnen Etappen der historischen Entwicklung im Fotojournalismus werden jeweils Abschnitte über Akteure, Entstehungsbedingungen, Einflüsse, Themen, Merkmale, Ausprägungen und relevante Theorie eingebunden.

 

Die Literaturlage zur Fotografie im allgemeinen ist sehr umfangreich. Im speziellen Gegenstandsbereich des Fotojournalismus sieht die Präsenz an Literatur schon weniger günstig aus. Es gibt viele große Abhandlungen über die Geschichte der Fotografie, in denen, der Fotojournalismus mit unterschiedlich gewichteter Bedeutung behandelt wird. Beaumont Newhall, Michel Frizot, Naomi Rosenblum, Petr Tausk, Liz Wells u.a. sind hier anzuführen. Gisele Freunds Abhandlung Photographie und Gesellschaft, ausführlich im Bereich des Fotojournalismus, war besonders relevant für meine Arbeit. Die Arbeiten zum Fotojournalismus direkt, die ich verwendet habe, werden repräsentiert von den Autoren Jose Macias, Bernd Weise und Tim N.Gidal. Diese drei Autoren, besonders aber Gidal, erlaubten mir einen sehr informativen Einblick in den deutschen Fotojournalismus. Die amerikanische Perspektive auf den Fotojournalismus repräsentieren hier Fred Ritchin, Beverly Bethune, Wendy Kozol, um nur einige zu nennen. Einige Bücher von verschiedenen Fotojournalisten dienten mir als Dokumente fotojournalistischer Praxis wie Henri Cartier-Bresson, John Loengard, Kenneth Kobre, Felix H.Man, Peter Hunter Salomon. Hinsichtlich des Zugriffs von Theorien unterschiedlichsten Ansatzes war die Anthologie Theorie der Fotografie (Teil 2 und 3) von Wolfgang Kemp sehr hilfreich. Die Abhandlungen von S. Kracauer, W. Benjamin, K. Pawek, S. Sontag und R. Barthes müssen in diesem Kontext genannt werden. Die Bücher von Herbert Molderings (Kunsttheorie, Kunstgeschichte), Roland Günter (Dokumentarische Fotografie) und Klaus Honnef (Emigration) brachten viele wichtige Aspekte ein. Dann sind noch viele Abhandlungen und Bücher zu den verschiedensten relevanten Einzelaspekten verwendet worden, die ich hier nicht erwähnen möchte.

 

1.2. Begriff und Definition: Fotojournalismus/Fotojournalist

 

Fotojournalismus bedeutet die visuelle Erweiterung des Wort-Journalismus durch die Fotografie. Sein Aufgaben liegen nicht in erster Linie bei den tagesaktuellen Printmedien, sondern bei den illustrierten Zeitschriften und Magazinen, den sogenannten ‚Illustrierten` und ganz genau in den dort ersichtlichen Einzelfotografien, Fotoreportagen, Foto-Features und Foto-Essays.[3]

 

Die Fotografie an sich, einschliesslich des Fotojournalismus, reproduziert Vergangenes, was nur einmal stattgefunden hat. Sie ist ein Dokument des absolut Vergangenen, des ´Es ist so gewesen´.[4]

 

Klaus Waller bezeichnet, um den Unterschied zum breiten Spektrum der aktuellen Pressefotos herauszustellen, diese spezifischen Ausdrucksformen des Fotojournalismus als ´Reportagefoto´ oder ´journalistisches Foto´, die jedoch in der Tageszeitung wenig Raum erhielten und erhalten. Dieser Fotojournalismus ist nicht dem Diktat von Aktualität, Ort oder einem vorgegebenen Handlungsablauf verpflichtet. Seine Produkte haben nicht die extrem kurze Verfallszeit wie die aktuellen Pressefotos, einige bleiben sogar im kollektiven Gedächtnis der Menschen verwahrt. Aber in den heutigen Illustrierten ist der anspruchsvolle Fotojournalismus leider nicht mehr selbstverständlich.[5]

 

Existentielle Bestandteile der Produktionsseite des Fotojournalismus, die ihn überhaupt lebensfähig machen, sind zuerst die direkten ´Ausführer´ oder ´Operators´ der Tätigkeit des Fotografierens, die Fotojournalisten oder Fotoreporter, dann die Illustrierten, die ihm ein Medium zur Veröffentlichung bieten, inklusive ihrer Chef - und Bildredakteure und die Fotoagenturen, die eine Art von Vermittlungsinstanz zwischen beiden bilden.

 

Der Fotojournalismus im Zusammenhang mit seiner Entstehung in Deutschland wird oft als moderner Fotojournalismus oder als moderne Fotoreportage bezeichnet. Ebenso oft verwendet in der Fachpresse oder einschlägigen wissenschaftlichen Publikationen wird der Terminus ,Bildjournalismus`. Mit Schwierigkeiten verbunden ist jedoch eine eindeutige Zuordnung des Gegenstandes, das heißt der Beruf bzw. der Tätigkeitsbereich. Die Festlegung auf eine genaue Berufsrolle bleibt relativ offen. Der genannte Begriff `Bildjournalismus` umfasst schließlich den gesamten Fernsehbereich, der in dieser Arbeit aber keine Rolle spielt. Allgemeingültige oder anerkannte Definitionen existieren in der Literatur nicht.[6]

 

Zusätzlich verwirrend gestaltet sich die ganze Begrifflichkeitsproblematik unter dem Aspekt der unzähligen weiteren Berufsbezeichnungen im Umfeld des Fotojournalisten, die oft zugleich oder sogar alternierend angewendet werden wie:

 

Bildredakteur, Bildeditor, Bildassistent, Bildbeschaffer, Bilddokumentar oder -archivar, Bildberichterstatter, Pressefotograf, Fotodokumentarist, Fotoreporter, Reporterfotograf, Reportagefotograf, Fotojournalist, Bildjournalist oder Kameramann.

 

Es bestehen individuelle und höchst ambivalente Interpretationen unterschiedlichster Art. Dies kommt auch im Rahmen der von Martin und Werner am Anfang der 80er Jahre durchgeführten Untersuchung deutlich zum Ausdruck. Anhand der erfolgten Expertengespräche, die im Zeitraum Februar bis Mai 1980 mit 25 Interviewpartnern aus den Großräumen Hamburg, Köln, Frankfurt/Main und München vollzogen wurden, wird die begriffliche Unsicherheit augenscheinlich: „Unkenntnis besteht darüber, wie es insgesamt aussehen sollte und, daß auch eine weitgehende Inhomogenität dahingehend besteht, was die Verlage unter dem Bilddokumentar, Bildjournalisten, Bildredakteur verstehen. Vielleicht müßte der erste Schritt sein, daß man ein klares Berufsbild in dieser Richtung zeichnet“; "Es gibt eben Schwierigkeiten, weil auch das Berufsbild oder der Beruf des Bildjournalisten ebenso vielschichtig ist.“; „Ich glaube, daß in Europa die Verhältnisse überall ziemlich gleich sind, daß es also eben noch kein klar umrissenes Berufsbild gibt, daß es darüber hinaus auch keine Ausbildungsstätten gibt oder deshalb keine Ausbildungsstätten gibt. Ganz anders in Amerika, wo ja die Universitäten Fachleute heranbilden.“[7] Fotojournalist ist in Deutschland kein rechtlich geschützter Begriff. Eine Systematisierung anhand dieser Gespräche konnte nicht erfolgen.

 

Allerdings stellt sich die Verbindung von Journalismus und Fotografie schon in ihren Anfängen nicht ohne Probleme dar. In der Vergangenheit gab es bereits Dispute und Auseinandersetzungen aufgrund des Kompetenz -, Einfluss – und Entscheidungsgerangels zwischen Fotografen auf der einen Seite und Redakteuren und Wortjournalisten auf der anderen: „Der moderne Fotoreporter schuf die moderne Illustrierte und den modernen Fotojournalismus, nicht umgekehrt.“[8] und „Es war der Chefredakteur einer Illustrierten, der den modernen Fotoreporter in seiner Wichtigkeit für den Fotojournalismus erkannte und ihn grafisch repräsentativ in das Bild der modernen Illustrierten einbaute“.[9]

 

Jedenfalls entwickelte sich in den Jahren 1928/29 in Deutschland aus dem Konglomerat von Journalismus und Fotografie eine neue Berufsform, die mit den damals neu geprägten und sehr ähnlich verwendeten Begriffen ´Bildjournalismus`, `Fotojournalismus´ oder ´Fotoreportage` eng verbunden ist.[10] Hierzu folgt später die ausführliche Darstellung dieses Entwicklungsprozesses.

 

Im folgenden werde ich die Begrifflichkeit des ´Fotojournalismus` fortführend verwenden, da er meiner Meinung nach den Kern und die Bedeutung dieser journalistischen Form am exaktesten trifft. Die Zielstellung der ersten Fotoreporter richtete sich vor allem danach, einzelne Aufnahmen zu machen, um einen Zeitungsartikel zu illustrieren. Das war noch kein Fotojournalismus. Für Gisele Freund galt er erst von dem Zeitpunkt an, ab dem das Foto oder die Fotoserie eine eigene Geschichte erzählt und das fotografische Bild selbst zur Geschichte wird, die in einer Sequenz/Serie von Fotos über ´Vorgefallenes´ oder ´Gewesenes´ berichtet. Dann erst beginnt der sogenannte `Fotojournalismus`. Und in Verbindung mit einem dazugehörigen Text, das sei hier angemerkt, der oft nur aus Bildunterschriften oder einem kleinen Bildtext besteht.[11]

 

Nach der Definition von Klaus Honnef zieht die journalistische Fotoreportage " ... im Gegensatz zur Einzelbildfotografie ... ihren Sinn und Wert aus einer Folge von Bildern".[12]

 

Der Fotojournalismus ist geschichtlich betrachtet die zeitgenössische Form des Bildberichts und das visuelle Gedächtnis des 20. Jahrhunderts, dass sich auf Grund dessen fast lückenlos dokumentieren lässt. Er nutzt die jeweiligen gegebenen technischen Bedingungen und benutzt die entstandenen technischen Hilfsmittel, um letztendlich die seit Menschengedenken existierende Aufgabe der visuellen Kommunikation fortzuführen. Schließlich wird er selbst zur Dokumentation von Geschichte. Interessant ist an dieser Stelle das gleichzeitige Entstehen eines Bewusstseins von Geschichte und die Erfindung der Fotografie im 19.Jahrhundert.

 

Die Wesensarten von Fotojournalismus und Dokumentarischer Fotografie sind in einem engeren Verhältnis zu sehen als die Beziehung des Fotojournalismus zur Pressefotografie. Sie hegen eine Verwandtschaft in Zielen, Idealen, Gestaltungen und Ausdrucksmitteln. Sie beeinflussten sich gegenseitig in ihrer historischen Entwicklung.[13]

 

Tim N. Gidal hat die bevorzugte Ausdrucksform des Fotojournalismus, nämlich die Fotoreportage ganz nüchtern definiert: "Fotoreportage ... ist im Gegensatz zur Kunst nicht der Ausdruck einer nach außen projizierten inneren Erlebniswelt, sondern die im engsten Begriff ausschließlich zweidimensionale und mechanisch reproduzierte Dokumentation der Außenwelt, des Geschehenen und Erlebten, auf eine mechanisch produzierte glatte Papierfläche".[14] Der Begriff des Dokumentarischen zeigt Aufgaben sowie Inhalt auf und steckt die Grenzen des Bildberichtes ab. Er bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen Information, Wahrheit, Kunst, Propaganda, Manipulation oder Verfälschung. Die Grenzen sind oftmals fliessend. Bisweilen wird der Fotojournalismus benutzt und gleichgeschaltet, um einer bestimmten Ideologie zu dienen. Oder er gerät in die weitaus unproblematischere Nähe der Kunst. Jedenfalls in seiner Definition des Fotojournalismus, führt Tim N.Gidal aus:„ ... macht der dokumentarische Gehalt den Bildbericht zu einem visuellen Dokument der Zeitgeschichte: der Ereignisse, der sozialen Zustände, der Kultur und Zivilisation oder auch der Unkultur und Barbarei. In didaktischer Definition, beispielsweise Walter Benjamins, wird er zum Träger politischer Agitation.“[15]

 

Greg Lewis, ein amerikanischer Universitätsdozent, spezialisiert auf das Fachgebiet Fotojournalismus, definiert ihn aus seiner Sicht: "Photojournalism is words and pictures, intended for reproduktion, that try produce an honest visual report of what happened in a form understandable to others".[16]

 

2. Die Entwicklung fotojournalistischer Ansätze bis zum 1.Weltkrieg

 

2.1. Historische Vorläufer und Frühformen des Fotojournalismus vor 1900

 

Vereinzelte Vorläufer und Frühformen des Fotojournalismus, einschließlich seines stärksten Ausdrucksmittels, lassen sich schon kurz nach der gleichzeitigen Erfindung der praktisch anwendbaren Fotografie um 1839 durch Niepce, Daguerre und Talbot feststellen. Genau genommen waren kaum über fünfzehn Jahre vergangen, da nahm der Engländer Roger Fenton (1819-1869) im Jahr 1855 einen originären Fotobericht von der Belagerung und Einnahme der Festung Sewastapol im Krimkrieg auf. Dies geschah noch unter riesigen Schwierigkeiten, insbesondere wegen der umständlichen fotografischen Technik. Fentons fotografisches Equipment bestand unter anderem aus 700 Glasplatten von der Größe 30x40 Zentimeter. Jede Platte mußte kurz vor der Aufnahme in der fahrbaren Dunkelkammer mit der gebräuchlichen fotochemischen Schicht überzogen werden. Anschließend wurde die nasse Platte, sogenanntes ´nasses Verfahren´, sofort belichtet und entwickelt. Infolge der nötigen langen Belichtungszeiten von drei bis zwanzig Sekunden war Fenton gezwungen Aufnahmesituationen mit Personen nachzustellen. Er verstand es jedoch zu improvisieren, indem er wirklich beobachtete Szenen auswählte und sie für die Dauer der Aufnahme anhielt. Interessanterweise konnte Fenton per Fingerschnipp die Situation sozusagen für mehrere Sekunden einfrieren. Später besaßen die technisch weiterentwickelten Kameras diese Möglichkeit der Momentaufnahme. Trotzdem wirkten die Aufnahmen der Soldaten im Krimkrieg nicht unnatürlich, da Fenton anscheinend das Talent hatte, was große Fotoreporter auszeichnet, " ... die natürliche Atmosphäre des Augenblicks nicht durch eine unnatürliche Haltung oder unnatürliches statisches Arrangieren zu stören".[17] Eine Gabe, die sich als Wesenszug auch in nachfolgender Zeit bei anderen großen Vertretern des Fotojournalismus zeigt, wie beispielsweise später bei Erich Salomon, Felix H. Man oder bei Henri Cartier-Bresson.

 

Unter diesen schweren Bedingungen schaffte er es nach drei Monaten harter Arbeit über 360 belichtete Platten nach London zu bringen. Seine Werke erschienen zuerst in der Illustrated London News, dann später in den Illustrierten Europas, d.h. in der Leipziger Illustrirten Zeitung, in der Pariser L´Illustration und in Amerika's Illustrierten wie der Harpers Weekly aus New York und Frank Leslie´s Illustrated Newspaper aus Boston.[18] Eine mechanische Reproduktion von Fotografien war in dieser Zeit unmöglich, folglich wurden sie von Malern und Grafikern als Vorlagen für Holzstiche verwendet. Aber auch ohne diese mittelbare Reproduktion in den wöchentlich erscheinenden Illustrierten gehört Fentons Fotoreportage vom Krimkrieg zu den ersten Zeugnissen einer Frühform des Fotojournalismus. Allerdings müssen hier einige Abstriche gemacht werden, denn seine Expedition wurde unter anderem vom königlichen Kriegsministerium unterstützt und vom Privatier Thomas Agnew finanziell abgesichert, so dass, zwar nicht sicher von welcher Seite ausgehend, aber doch nachweisbar bestimmte Einschränkungen bei der Auswahl der Bildmotivik bestanden. Fest steht, dass Fenton die Auflage akzeptieren musste, auf keinen Fall die wirklichen Schrecken des Krieges mit all der Zerstörung, mit den zerfetzten Toten zu zeigen, um die Bevölkerung nicht unnötig zu schockieren und damit ein Aufkommen von Anti-Kriegsstimmung zu verhindern. Es entstanden malerische, fast romantisierende Aufnahmen, die aber auf nicht die harte Realität des Krieges abbildeten (siehe Abb.1).[19]

 

Die umfangreiche Fotoreportage zeigt einen Ausschnitt vom Leben im Krieg, der von nun an ein großes wie gefährliches Sujet des Fotojournalismus bilden wird. Diese Verbindung mit dem Krieg, in welcher Ausprägung auch immer, wird ein fester Bestandteil des Fotojournalismus bleiben.

 

Der amerikanische Fotograf Matthew B. Brady (1823-1896) versuchte einige Jahre später hingegen unabhängig und selbstfinanziert ein realistisches Bild des Krieges zu vermitteln. Im amerikanischen Bürgerkrieg, der 1861 ausbrach, dokumentierten Brady, seine Mitarbeiter Alexander Gardner, Timothy O'Sullivan und Assistenten das Grauen des Krieges mit dem Elend der Familien, verbrannten Häusern und den zahlreichen Toten.[20]

 

Die Arbeit Bradys wurde, ähnlich wie Fenton, durch die technischen Mängel der frühen Fotografie stark behindert und eingeschränkt. Die Mängel charakterisierten sich durch lange Belichtungszeiten, schwer zu bedienende schwere Fotoapparate und das schon erwähnte nasse Verfahren. Sie verhinderten jede Spontaneität und Beweglichkeit.[21]

 

Warum nahm Brady diese Unwägbarkeiten und Schwierigkeiten auf sich? Brady, vorher ein erfolgreicher New Yorker Porträtfotograf mit eigenen Atelier, hatte einfaches Profitstreben

 

 nicht nötig. Da er aber das Projekt gnadenlos bis zum Kriegsende im Jahre 1865 fortführte, liegt die Annahme nah, dass Brady der Obsession folgte, diesen Krieg vollständig zu dokumentieren. Dies beweist meines Erachtens der Wortlaut des Fotohistorikers Helmut Gernsheim zum Thema, indem er beschreibt, wie Brady 1896 in einem New Yorker Armenspital starb, "... verbittert und enttäuscht über das Desinteresse an seinem Werk, von dem er angenommen hatte, es werde in die amerikanische Geschichte eingehen".[22] Er selbst bestätigt durch den Ausspruch "The camera is the eye of history"[23] sein Bestreben. Ein Bestreben, dass viele spätere Fotojournalisten in ihrem Anspruch leitete, wie auch Erich Salomon.

 

Wenn man die Fotoreportagen Fentons und Bradys vergleicht, bekommt man einen Einblick in das breite Spektrum der Kriegsfotografie. Während Fenton das Leben im Krieg, zugeben sehr geschönt und harmlos, ablichtete, so waren Bradys Aufnahmen erstmals Zeugnisse von Sterben und Elend im Krieg. Gidal urteilte: "Eine Reportage über den Tod in seiner unverhüllten Nüchternheit".[24]

 

Hier spiegelt sich ein Grenzkonflikt von Ethik und Moral in der Arbeit von Fotojournalisten wieder, der bis heute aktuell ist. Beschädigt es die Menschenwürde, Menschen in Kriegssituationen, im Sterben oder in unwürdigen Momenten zu zeigen? Auf jeden Fall können gerade Fotos, die den Krieg anklagen und sein Grauen zeigen, Ziele der Aufklärung verfolgen und Engagement und Empörung auslösen, so auch Fotos aus dem Vietnamkrieg. Im Gegensatz dazu lassen sich Fotografien auch gut mißbrauchen zwischen den Polen unterschiedlicher Machtinteressen und deren politischer Propaganda, wie es bei Fenton schon früh zum Ausdruck kommt.

 

Im Nordamerika des 19. Jahrhunderts zog es viele Fotografen in den Westen. Sie dokumentierten die Besiedlung des Landes, den Eisenbahnbau und die Verdrängung der Ureinwohner. Sie beschrieben per Foto diese ´frontier experiences´: "Many of the photographers who worked in the West were impelled both by a desire to document important and newsworthy events and a determination to make their pictures available to the general public".[25] Um 1880 waren die Pioniertage der amerikanischen Fotografie vorbei. Die neuen Erfindungen in der Fotografie und im fotomechanischen Reproduktionsbereich läuteten ein anderes Zeitalter des Mediums ein.[26] Carlebach schreibt zur Rolle dieser Vorgänger des Fotojournalismus: "American photographers from 1839-1880 were commited to using photographs as reportage. They were not fulltime photojournalists, but when given the oppurtinity, photographers in the nineteen century made and sold news pictures."[27] Ein weiteres Beispiel für eine frühe Form der Fotoreportage kommt aus Frankreich. Dort machte Paul Nadar im Jahr 1886 das erste Foto-Interview der Geschichte (siehe Abb.2). Er fotografierte, und sein Vater, der berühmte frühe Fotograf Nadar der Ältere (Gaspard-Felix Tournachon) interviewte dabei mit Hilfe eines Stenografen den hundertjährigen Chemiker Eugene Chevreuil (1786-1889) über das Thema ´Die Kunst hundert Jahre lang zu leben'. Es erschien in einer Serie von 21 Aufnahmen am 5. September 1886 im Le Petit Journal illustre. Die Fotografien bestechen durch beeindruckende Lebendigkeit und Authentizität. Die nebenbei stenografierten Antworten, die Chevreuil während der einzelnen Aufnahmen von sich gab, wurden direkt als Legende unter die Bilder angeordnet. Diese Arbeit zählt mit zu den ersten Fotoreportagen. Paul Nadar spezialisierte sich in der Folge auf weitere Foto-Interviews berühmter Zeitgenossen in ihrem Arbeitsumfeld. Seine ebenfalls reportageähnlichen Foto-Interviews von General Boulanger, Gustave Eiffel und Louis Pasteur wurden ebenfalls veröffentlicht.[28]

 

In Deutschland wurde 1864 der Deutsch-Dänische Krieg von Heinrich Graf und Adolph Halwas zur fotografischen Reportage genutzt. Die Fotografien des Flensburgers Friedrich Brandt von der Erstürmung der Düppeler Schanzen werden als ein weiteres bekanntes Beispiel angesehen.[29]

 

Krieg und Gewaltformen stellten weiter eine bevorzugte Thematik der ersten frühen Dokumentationen und Reportagen dar. Beispielsweise wurden während des deutsch-französischen Krieges Hunderte von fotografischen Platten belichtet. Die Widerständler der Pariser Kommune 1871 ließen sich gern auf den Barrikaden ablichten, was ihnen aber später zum Verhängnis werden sollte. Die Revolutionäre, welche nach der Niederlage von der Polizei Thiers anhand der Fotografien identifiziert werden konnten, wurden standrechtlich erschossen. Zum ersten Mal in der Geschichte der Fotografie diente sie als Beweismittel für die Polizei bzw. wurden sie mißbraucht für Zwecke der Staatsmacht.[30]

 

Anzumerken wäre noch die wichtige Tatsache, dass nur einer, nämlich Brady, der Vorgänger der Fotoreportage, ein Berufsfotograf war. Die anderen entstammten der gehobenen, gebildeten Mittelschicht und waren Anwälte, Ärzte, Ingenieure, Wissenschaftler oder oft Maler.[31]

 

 2.2. Die Gründung der ersten Illustrierten im 19.Jahrhundert

 

Fast gleichzeitig kam es neben der Erfindung der Fotografie zu den ersten Gründungen von Illustrierten. Die allererste Wochenschrift, die den Bildern eine größere Rolle als den Texten zumaß, war die 1842 gegründete Illustrated London News. Es war die gleiche Illustrierte in der Roger Fenton seine Fotografien aus dem Krimkrieg veröffentlichte. Kurze Zeit später schossen die Illustrierten in allen Teilen der Welt wie Pilze aus dem Boden.[32]

 

Der Siegeszug der Illustrierten hatte begonnen. Schnell verfügte fast jedes Land über reich bebilderte Zeitschriften, welche mit Hilfe von Schnellpressen vervielfältigt wurden und schon Auflagen von mehr als 100 000 Exemplaren pro Ausgabe verkaufen konnten. Die Abbildungen in den Zeitschriften bestanden zu 100 Prozent aus Holzstichen, die von sogenannten Xylografen nach Vorbildern wie Naturskizzen, Zeichnungen, Gemälden und zunehmend nach Fotografien angefertigt wurden. Nötig waren exakt arbeitende, geschickte Handwerker, welche die Vorzeichnung auf dem Holzblock ausstanzten. Die Tatsache, dass für jeden Holzstich eine Vorzeichnung unabdingbar war, hemmte die Ausbreitung der Fotografie in den Printmedien noch gewaltig. Für die wenigen Fotografien, welche um die Mitte des 19. Jahrhunderts in Zeitungen abgedruckt wurden, bedeutete das einen großen Qualitätsverlust und das Fehlen der spezifischen Eigenarten des Mediums Fotografie. Das damals unlösbare Problem waren die Halbtöne (die Grauwerte) der Fotografie, das heißt bei der Transformation in einen Holzstich versuchten die Xylografen, dies "... mit mehr oder weniger eng gestichelten Schraffierungen oder Linien zu lösen. Unter einem solchen Holzschnitt stand dann ´nach einer Daguerreotypie´ oder ´nach einer Photographie´, doch konnte mit diesem manuellen Verfahren weder die Genauigkeit noch die gleiche Tonwertabstufung wie bei der Photographie selbst erreicht werden."[33]