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Kurz vor der Rente muss die eigenwillige Nele Hassel noch einmal eine neue Arbeitsstelle antreten. Auf dem Erlhof sieht sie sich als Köchin mit einer fremden Welt konfrontiert. In dem vermeintlichen Reitparadies nehmen der habgierige Besitzer Crove und seine junge Frau die Gäste aus und pressen das Letzte aus ihren Angestellten. Nele beobachtet alles und schweigt. Nur ihrem Tagebuch vertraut sie sich an und beginnt, ihren eigenen Lebensweg zu hinterfragen.
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Seitenzahl: 419
Buch
Nele Hassel ist eine eigenwillige Frau jenseits ihrer besten Jahre. Kurz vor der Rente nimmt ihr Leben noch einmal eine entscheidende Wendung. Sie verliert ihre Stellung in einem Altenheim und wird Köchin auf einem großen Reiterhof in Norddeutschland.
Auf dem Erlhof haben der Besitzer Hemjö Crove und seine junge Frau Gesine die Zügel fest in der Hand: Getrieben von Geldgier und Eitelkeit nehmen sie die zahlenden Gäste nach Strich und Faden aus und pressen noch das Letzte aus ihren Angestellten heraus. Nele beobachtet die täglichen Intrigen und Ungerechtigkeiten genau – und tut ihre Pflicht, wie sie es ihr Leben lang getan hat. Doch abends vertraut sie sich ihrem Tagebuch an, fragt sich, warum sich keiner wehrt gegen die Machenschaften des betrügerischen Paares. Und mehr und mehr beginnt sich Neles Blick nach innen zu richten, auf ihr eigenes Leben: Ihre gescheiterte Ehe mit dem schlesischen Gutsbesitzerssohn, der alles verloren hatte und sie fast zugrunde gerichtet hätte. Ohne Selbstmitleid betrachtet Nele ihren Lebensweg und begreift, daß sie viel zu lange die falschen Ziele verfolgt hat.
Lakonisch und direkt, voller Mitgefühl und Humor erzählt Petra Morsbach die Geschichte einer Frau und zeichnet zugleich das Porträt einer ganzen Frauengeneration.
Autorin
Petra Morsbach, 1956 geboren, studierte im München und St. Petersburg. Nach ihrer Promotion über Isaak Babel hat sie zehn Jahre lang hauptsächlich als Dramaturgin und Regisseurin gearbeitet und lebt heute als freie Schriftstellerin in der Nähe von München. Nach »Plötzlich ist es Abend« und »Opernroman«, die von Kritik und Lesepublikum begeistert aufgenommen wurden, ist »Geschichte mit Pferden« ihr dritter Roman. Für ihr belletristisches Werk wurde Petra Morsbach 2001 mit dem renommierten Marieluise-Fleißer-Preis ausgezeichnet.
Petra Morsbach bei btb
Opernroman (72484)
Plötzlich ist es Abend. Roman (72114)
Petra Morsbach
Geschichte mit Pferden
Roman
btb Taschenbücher erscheinen im Goldmann Verlag, einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH.
1. Auflage
Genehmigte Taschenbuchausgabe August 2003
Copyright © by Eichborn AG, Frankfurt am Main, Juli 2001
Umschlaggestaltung: Design Team München
Umschlagfoto: Superstock
KR · Herstellung: Augustin Wiesbeck
ISBN 978-3-641-16125-5www.btb-verlag.de
Für meine Schwester Claudia, die mir sehr geholfen hat, und für G.M., ohne die dieses Buch nicht entstanden wäre.
I (1996)
1.
Zwei Wochen Urlaubsvertretung auf dem Hof von Hemjö Crove. Mal was ganz anderes. Sehr beeindruckend. Nette, tüchtige Kolleginnen.
Tatsächlich schmeißen wir den Pensionsbetrieb zu dritt: Frau Karsch, ich (in der Küche) und Frau Podak. Frau Karsch ist wunderbar. Sie putzt alle 17 Zimmer in fünf Stunden, dazu das Restaurant und, mit mir zusammen, die Küche. Wie ein fröhlicher Feldwebel stürmt sie durch den Betrieb. Sie wirkt so gescheit, daß ich mich frage, wieso sie Putzfrau geworden ist. Frau Karsch ist fünfzig Jahre alt, groß und breitschultrig, hat eine graue Dauerwelle und leuchtend blaue Augen. Mir gefällt alles an ihr: ihr Ausdruck, ihre Tüchtigkeit und ihr Selbstbewußtsein. Schon wegen dieser Bekanntschaft hat sich die Anstellung hier gelohnt.
Frau Podak hilft bei der Essensausgabe und beim Abwasch, vor allem aber verkauft sie am Tresen Kaffee, Kuchen und Getränke. Auch sie arbeitet schnell und gründlich. Sie ist die jüngste von uns: Ende dreißig, eine untersetzte Frau mit blassen Augen, roten Flecken auf den Wangen und braunem Haar. Sie darf als einzige von uns an die Registrierkasse und verteidigt eifersüchtig dieses Privileg. Frau Podak kommt aus einfachen Verhältnissen und muß dauernd darüber reden: Bauerntochter, Volksschule, fünf Jahre Fließband. Der Mann ist Automechaniker – Geselle –, beide Söhne sind in der Lehre. Zu viert bewohnen sie ein winziges Häuschen bei einer Schrebergartenkolonie. Frau Podak hat vor Jahren hier als Tresenhilfe angefangen und Karriere gemacht, wofür sie den Chef nicht genug rühmen kann. Aus Dankbarkeit backt sie zu Hause den Kuchen, der hier nachmittags zu Restaurantpreisen verkauft wird.
Frau Karsch findet, daß Frau Podak mit ihrer Dankbarkeit etwas übertreibt. Allerdings hat Frau Podak auch was davon: Man muß nur sehen, mit welchem Stolz sie morgens mit dem Chef und seiner Frau am Frühstückstisch sitzt. Man muß nur hören, wie sie von beiden spricht: Er, der Chef, ist stark, mächtig, reich, attraktiv; man könnte meinen, er ist der Mann, den sie sich wünschen würde, wenn sie – nun, nicht Frau Podak wäre. Sondern Frau Gesine Crove. Sie – Frau Crove – ist jung, bezaubernd, elegant. Wenn Frau Podak Er und Sie sagt, läutet etwas in ihrer spröden Stimme wie eine Glocke.
Auch alle anderen reden dauernd über sie und ihn.
Der Chef, sagen die Gäste, hat als Lehrer eine Art Magie. Die Reiter sind nur für einen Kurs, also höchstens zwei Wochen lang da, aber schon nach der ersten Reitstunde kennt er ihre Namen und ihre Probleme. Er schaut genau hin und findet Lösungen, nach denen sie seit Jahren gesucht haben.
Sie schwärmen auch sonst. Die meisten Reiter sind Frauen (wußte ich vorher nicht). Sie kichern, wenn sie von ihm reden, und werden rot, wenn er sie ansieht. Er hat wirklich was: Er ist zwar nicht groß und nicht jung, bewegt sich langsam und hat ein bereits ziemlich hellgraues Stoppelhaar. Alles Schneidige fehlt ihm. Er wirkt zurückhaltend, sogar bescheiden, aber seine Ausstrahlung ist enorm – eine Mischung aus Bauer und Künstler, sagen die Reiterinnen, ganz ungewöhnlich, ein Genie.
Auch die Chefin macht Eindruck – wer sie einmal gesehen hat, vergißt sie nicht. Mit ihrer knabenhaften Figur, der gewölbten Stirn und den großen blauen Augen wirkt sie jünger als dreißig, auch wenn sie durchaus als Chefin auftritt. Im Gegensatz zu ihm ist sie sehr schick. Sie redet meistens im Jubelton. »Ja-aaa? Schöööön! Hallooo!« Jeden lacht sie an, als wäre sie mit ihm seit Jahren befreundet. Alle sind bestrickt. Mancher macht ein Gesicht, als würde er sie am liebsten umarmen und beim Vornamen nennen.
Meine Kolleginnen sind von Gesine nicht so überzeugt. Frau Karsch, die Putzfrau, lächelt: »Es ist nicht alles Gold, was glänzt.«
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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