Geschichten aus der Heimat! - Steffen Kersken - E-Book

Geschichten aus der Heimat! E-Book

Steffen Kersken

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Beschreibung

Mit niederrheinischem Humor, dem feinen Blick für die Menschen und einer Portion Ironie schreibt Steffen Kersken über Momente, Begegnungen und Augenblicke in seiner Heimat, dem Niederrhein. Dabei trifft er immer den Nagel auf den Kopf oder versteckt kleine Weisheiten in typisch-niederrheinischen Geschichten, mit all seinen Eigenheiten und liebenswerten Menschen darin. Kersken gelingt es, das Leben in kleinen Impulsen und Anekdoten einzufangen, nicht selten verwandelt sich eine lustige Posse in eine nachdenkliche Dichtung über das Leben und "Mensch sein", womit er seine Leser zum Schmunzeln und Reflektieren animiert. Das Buch ist Teil seiner "Kreativen Projekte für den guten Zweck!" und ein Großteil der Einnahmen geht an karitative Einrichtungen am Niederrhein. Mit seinen beliebten Musiklesungen und kreativen Projekten bringt er Künstler, Musiker, Maler und prominente Persönlichkeiten zusammen, um Kunst und die Region zu stärken als auch mit Kreativität zu bewegen. Für "Geschichten aus der Heimat" haben sich regionale Künstler von seinen Texten inspirieren lassen und mit ihren Bildern zu einem lebendigen Buch beigetragen, das mit verschiedenen Blickwinkeln auf das Leben und die Facetten des "Mensch sein" blickt.

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Seitenzahl: 118

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Geschichten aus der Heimat Kleine Momente Anekdoten aus dem Leben

Für Ingo, Uli und Brigitte.

Foto: Akki Axel Schepers

Geschichten aus der Heimat!

Foto: Gabi Weber

Impressum

Autor: Steffen Kersken

© Rechte Steffen Kersken

Erste Auflage

Umschlag Steffen Kersken & Verlag Tredition

Verlag und Druck: tredition Gmbh – Halenreie 40-44 – 22359 Hamburg

Lektorat: www.lektorat-weirauch.de

Bilder: Thorsten Kasel, mal Mal im Pott Marlies Meier Freuken & Renate Squarr, Züleyha Mau, Gudrun Pennart & Sigrid Sanner, Doris Goebel, Gabi Weber, Alexandra Born, Akki Axel Schepers, Bernd Steckelbroeck, Susanne Syrek

Titel: Geschichten aus der Heimat!

Paperback

ISBN: 978-3-347-00676-8

Hardcover

ISBN: 978-3-347-00677-5

e-Book

ISBN: 978-3-347-00678-2

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Der Autor

Steffen Kersken schreibt in seinen Büchern über das „Mensch sein“, Heimat, und dem Leben. Er beschäftigt sich in unterschiedlichen Formen mit prägenden Begriffen wie: Liebe, Verantwortung, Perfektionismus, Erwartungshaltung, das Scheitern, Verletzungen und Schmerz, Hoffnung, Verzeihen, Glück, Alter, Krankheit, Trauer, Geborgenheit, Bedürfnissen, schwach sein und vielen reflektiven Prozesse!

Der Literatur-Nachwuchspreisträger von 2003 und ehemalige Handball-Jugend-Nationalspieler schreibt in seiner niederrheinischen Art, mit Humor, kleinen Anekdoten, aber auch mit nachdenklichen Texten, kleinen Impulsen und liebevollen Gedichten, über diese lebensnahen Themen. Nicht selten gleitet eine humorvolle, lustige Anekdote in ein Gedicht oder gedankenvollen Prosatext über.

"Da machste nix dran!" von 2013, über die Psychologie des Niederrheiners, wurde zum Bestseller.

"Dat is Ansichtssache!" schaffte es in die Amazon Top 300 Bestseller-Liste, wodurch er, ähnlich wie Hanns-Dieter Hüsch, den Niederrhein wieder überregional bekannt machte.

Mit seinen beliebten Musiklesungen füllt er große Hallen und wird von prominenten Musikern, Autoren, Comedians, Fotografen und außer-gewöhnlichen Künstlern unterstützt.

Mit den Einnahmen aus seinen kreativen Projekten für den guten Zweck, unterstützt er karitative Einrichtungen auf der ganzen Welt.

In unterschiedlichen Formaten, wie der Promi-Talk @Litfass!, Tapas Niederrhein, Steffen Kersken & Friends oder das Projekt Heimtat, zu dem auch dieses Buch gehört, bringt er Menschen aus allen sozialen Schichten zusammen, die sich austauschen können und Perspektiven wechseln dürfen.

Sein Buch „Mensch sein“ setzt sich humorvoll mit gesellschaftlichen Prozessen und einfachen, menschlichen Bedürfnissen auseinander. Was bedeutet es heutzutage Mensch zu sein, in einer Welt voller Wandel und wachsenden Ansprüchen?

Die Texte und Bücher von Steffen Kersken durchleuchten lebensnahe Sinnfragen, aber immer mit einer Portion Humor und Selbstironie.

Wie sagt er so schön:

„Wenn wir über uns selbst nicht mehr Lachen können, dann entwickeln wir uns zum Dauer-Nörgler, zum Schwarzmaler, zum Permanent-Motzer und Allzeit-Mauler. Wir verlieren uns selbst und den Wert für das eigentliche Leben. Und zu leben ist eigentlich ganz schön!“

Projekt Heimat: In drei Büchern setzen sich über zwanzig Künstler, Maler und Fotografen mit den Texten von Steffen Kersken auseinander. Mit ihren Bildern von Menschen, Natur, Heimat und alltäglichen Momentaufnahmen, gelingt es, die Texte mit Leben zu füllen. Der renommierte Fotograf und Künstler Peer Deubel, sowie viele andere Fotografen und Hobby-Knipser vom Niederrhein, steuern mit poetischen Werken, in „Dat is Heimat“, zu einem außergewöhnlichem Buch bei!

Informationen: SteffenKersken.de

Widmung

Dieses Buch ist der Menschlichkeit gewidmet.

Menschlichkeit ist kostenlos, sie ist eine Eigenschaft, die jeder Mensch besitzt, wir müssen uns nur dafür entscheiden und sie nutzen.

In Zeiten von Veränderung, Flüchtlingsströmen, Pandemien, bedrohten Existenzen, populistischen Parteien, Verschwörungstheoretikern und einer extrem leistungsorientierten

Gesellschaft brauchen wir die Menschlichkeit.

Wie können wir für einander da sein, in Zeiten von Krisen? Die Starken für die Schwachen, die Menschen mit Heimat für die Heimatlosen, die Reicheren für die Ärmeren

und die Gesunden für die Kranken.

Menschlichkeit kann uns guttun, wenn wir ein Stück teilen, was wir teilen können, wenn wir mehr aufeinander zu gehen und reden, statt Ellenbogen zu zeigen, wenn wir vergeben als immer nur anzuzeigen, wenn wir nicht immer aushalten müssen,

sondern auch mal schwach sein dürfen.

Im Rahmen der kreativen Projekte geht der Großteil der Einnahmen an karitative Einrichtungen. Dieses Buch ist Teil der kreativen Projekte und wirbt für mehr Menschlichkeit.

Niederrheinische Füße

So gehst du durch das Leben

Mit beiden Füßen

Der rechte scherzt

Der linke schmerzt

Mit dem einen springst du

Der andere fällt

Mit dem rechten gehst du voran

Der linke ein Schritt zurück

Der eine tut weh

Der andere ist das Glück

So ist das im Leben

Du trägst beides mit dir

Glück und Schmerz

Du trägst es in dir

Auf dir, unter dir

Mit beiden Füßen

Links und rechts ein Fuß

Der Eine zurück

Der andere voran

Der eine hoch

der andere tief

So ist das im Leben

So ist der Weg

Auf dem wir gehen

Mit unseren niederrheinischen Füßen

Foto: Susanne Syrek

Fotos: Susanne Syre

Wenn man zu Huis is

„Komm, Jung“, sagte der Holger noch zu mir

„Lass uns hinter den Horizont fahren, in die weite Welt hinaus.

Weg vom kleinen Niederrhein, über den Horizont, da muss doch bestimmt etwas Großes zu finden sein!

Mal sehen, wat es da so gibt!“

Wir haben unsere Räder geschnappt und sind drupplosgefahren, immer in Richtung Horizont,

ohne klares Ziel, aber weg vom kleinen Niederrhein

und über den Horizont, um Großes zu finden!

Kann ja sein, dass es noch etwas gibt, über unsere Grenzen hinaus, so eine Art eine Erkenntnis

oder der höhere Sinn?

Irgendwas Größeres

als hier bei uns am kleinen Niederrhein.

So fuhren wir drauflos,

durch Bergheim, durch Friemersheim,

an der Mariensiedlung vorbei, zum Krupp-Gelände,

große Brücken kamen uns entgegen und die Rheinpreussen-Siedlung.

rauchende Türme, satte Felder und grüne Hügel flogen vorbei.

Immer weiter, schnurstracks dem Horizont entgegen,

am großen Binnenhafen entlang bis zur Niederrhein-Mündung,

durch das Ratinger Tor und nach Gürzenich,

ein bisschen Karneval feiern.

Und als wir da so fuhren,

der Horizont nicht kleiner wurde,

aber die Welt immer größer zu werden schien,

da sagte noch der Holger zu mir:

„Weiße wat, ich glaub, dat is nix für uns, dat mit der großen Welt.

Wat meinst du denn?“

„Ja nee, ich mein auch, die Welt ist irgendwie zu groß für uns!“

Also sind wir wieder zurückgeradelt, vorbei an rauchenden Türmen und grünen Hügeln,

wieder Richtung Horizont.

Die Welt wurde kleiner, aber irgendwie auch schöner!

Wir mussten zwar aufgeben, das Große gegen das Kleine tauschen,

aber eine erstaunliche Erkenntnis radelte mit:

Dat Große ist reizvoll, muss aber nicht immer das Richtige sein!

Als wir dann abends auf der Terrasse unserer Bergheimer Mühle saßen

und den Sonnenuntergang mit einem Bierchen begossen,

da sagte der Holger etwas sehr weises zu mir:

„Weiße wat , Steffen, wenn man zu Huis is, dann ist das Kleine ganz groß!

Und dann merkt man erst, wat man vom Leben hat!“

Fotos: Axel Akki Schepers

Perspektivwechsel

Zupke, mein ferner Bekannter, teilte mir neulich in der Moerser Kneipe Ritumenti mit, dass er aus perspektivischen Gründen, also wegen dem Blickwinkel und anderer dubioser Ansichten, nun immer Hut tragen würde. Er habe es satt, wie wenig empathisch die Menschen mittlerweile seien, sich nur noch um sich kümmerten, Ellenbogen-Philosophie auslebten und dadurch immer ängstlicher, verbitterter und quasi unfreundlicher werden würden, so Zupke zu mir in Moers über andere. Er selbst gab zu, so Zupke, dass ihm ein objektiver Perspektivwechsel bei manchen Themen und Menschen immer schwerer gefallen sei. Er habe deshalb immer dann, wenn ihm eine Meinung zuwider war, nicht passte, nicht ansprach oder ihm übel aufstieß, vor seinem Gegenüber einen eleganten Handstand durchgeführt. Egal wo, ob Supermarkt, Fußgängerzone, Theke oder neulich im Foyer der Sparkasse in Rumeln-Kaldenhausen!

Diese Methode, so Zupke zu mir im Ritumenti, nenne sich Handstandmethode, bei der man die eigene, eingefahrene Sichtweise durch das Schlagen eines Handstandes oder Rades auf den Kopf stelle, also die Perspektive verändere. Leider habe Zupke, so Zupke zu mir, in der Warteschlange zur Sparbuch-Beratung den Sparkassen-Filialleiter Herbert Knackfuß beim Durchführen eines Perspektivwechsels und Radschlags dermaßen niedergetreten, aus Versehen, betonte Zupke, aus Versehen, dass Knackfuß drei Wochen lang wegen Kieferprellung krankgeschrieben wurde und er diese Methode nun abgeändert habe.

Wegen der Verletzungsgefahr, also der körperlichen!

Er trage nun für unterschiedliche Ansichten, Blickwinkel oder Perspektiven unterschiedliche Hüte und habe immer drei verschiedenfarbige Kopfbedeckungen dabei, damit sein Gegenüber die unterschiedlichen Perspektiven erkennen könne. Sonst mache das Ganze keinen Sinn, nicht wahr, so Zupke zu mir.

Er trage den blauen Hut für kritische Betrachtungen, den gelben Hut für schelmischeAnsichten, den weißen Hut für offenen und empathischen Austausch! Es gäbe noch einen schwarzen Hut für Wutausbrüche und Impulsverhalten, aber den gebrauche Zupke kaum noch!

Er habe, so Zupke in Moers, dadurch viel mehr Herz, Verständnis, Offenheit und Mitgefühl für sein Gegenüber entwickeln können, und ich solle die Hut-Methode ausprobieren, so Zupke zu mir in Moers, die anderen Menschen würden gleich viel freundlicher wirken, teilweise sogar lächeln und alles nicht mehr so ernst sehen, so verkniffen und perfektionistisch, weil sie plötzlich auf Verständnis treffen würden, die Hand gereicht bekommen oder sogar hin und wieder ernst genommen würden! Dazu brauche man auch kein Hut-Gesicht, meinte Zupke zu mir süffisant in Moers.

Der Baum im Winde

Schau, dort steht der Baum im Winde

Es schmücken ihn die Blätter reich

Ob Birke, Eiche oder Linde

Hier im Winde ist jeder gleich

Er steht dort irgendwo am Niederrhein

Und hofft, auch der Mensch ist gleich in diesem Winde

Für sie betet er im Dämmerschein

Glaubt an das Gute im Menschenkinde

Ach, wie gut das er nicht laufen kann

Sieht er nicht, wie dem Mensch die Weisheit längst entwischt

Es ist die Gleichheit, die der Mensch noch nie ersann

Und in diesem Winde, des Baumes Hoffnung still verlischt

Schau, dort steht der Baum im Winde

Ob Birke, Eiche oder Linde

Er steht dort irgendwo am Niederrhein

Für sie betet er im Dämmerschein

Sieht er nicht, wie dem Mensch die Weisheit längst entwischt

Und in diesem Winde, des Baumes Hoffnung still verlischt

Verlischt

Fotos: Bernd Steckelbroeck

 

Die schönsten Weisheiten vom Niederrhein

„Es ist schon alles gesagt, nur nicht vom Niederheiner!“

Bilder Seite 9, 10, 11: Züleyha Mau

 

 

Bedürfnisse – mehr als ein Wort!

Neben ungewollten Lebenskrisen und Pausen, wo wir uns zwangsweise neu erfinden müssen, gibt es Auszeiten, so kleine Inseln im Alltag, die wir uns bewusst schaffen können. Der Mensch merkt dabei schnell, es gibt noch Bedürfnisse, die fernab von Beruf und Verpflichtungen bei uns vorhanden sind, quasi verborgen liegen oder im Alltag nicht beachtet werden. Der Beruf gibt uns Identität, Selbstwert und Anerkennung und vieles mehr, aber selbstbestimmte und Bedürfnis orientierte Pausen machen uns unabhängig von anderen Menschen und Gesellschaft. Mit Bedürfnissen bestimmen wir unser eigenes Wertesystem und ich fördere mein Selbstbild.

Sport treiben, Kurse belegen, Musik hören, Kurztrips, malen etc. - einfach mal verrückte Dinge ausprobieren!

Liebe Freigeister, Sie werden überrascht sein, was uns alles ausfüllen kann, fernab vom Wertesystem „Beruf“. Und eines ist mir klar geworden: Ich darf selber bestimmen, was mir neben der Existenzsicherung von Wert ist, das muss einem anderen nicht gefallen, aber ich nehme mich wichtig!

Ich für meinen Teil sinne ja gerne … ja, sinnen. Positives Nachdenken. Nicht grübeln oder dösen, nein, erhoffen, aber nicht abschalten, nee, eher fantasieren oder tagträumen. Ich geh gerne in die Kneipe, setz mich da hin, ganz alleine und tagträume. Tagträume sind wichtig, oft grübeln wir über Probleme und das macht negative Gefühle, wie Angst. Aber wenn wir tagträumen, dann ist das positives Träumen, an etwas Schönes denken.

Liebe Quergedachten, das müssen Sie mal wieder versuchen: Tagträumen!

Sich in schöne Augenblicke träumen, sich geistig vom stressigen Alltag „wegüberlegen“.

Schönes Wort: „wegüberlegen“.

„Schatz, gestern habe ich mich geistig von dir wegüberlegt“, müssen Sie mal sagen …

„Aber im positiven Sinne wegüberlegt“, das Sätzchen sollten Sie noch hinterherschieben!

Sie dürfen beim Tagträumen nicht depressiv aussehen, nicht wahr, bloß nicht depressiv aussehen! Bedrückt geht noch, elegisch-bekümmert, na ja, bedröppelt, nun gut, trübsinnig, okay, schwermütig, kein Problem, aber bloß nicht depressiv!

Letztens saß ich in Moers in ’ner Kneipe, war am Sinnen und da kam ein Gast zu mir an die Theke:

„Also Herr Kersken, Sie gucken aber depressiv! Bei Ihnen is wohl sämtlicher Hopfen und Malz verloren, Sie schauen ja, als hätte Sie der Esel im Galopp verloren!“

„Nee, ich bin am Sinnen“, sach ich!

Oder neulich in der Laterne in Duisburg, da saß mir gegenüber ein weiterer Gast, also sonst niemand, nur wir zwei und der Wirt. Zwei Stunden lang Schweigen, der Wirt wischte an seinen Gläsern rum, und mein Gegenüber guckte auf sein Herrengedeck, also Bier und Korn, und hat sich schweigend weggesoffen. Et sah jedenfalls so aus, als würde er jetzt weniger nachdenken oder sinnen. Aber man weiß ja nie genau, wenn so Leute drei Stunden auf das Bier und Korn gucken und schweigen, ob die jetzt nachdenken oder nicht, man weiß es nicht! Sinnen oder saufen, dat is die Frage! Man steckt ja nicht drin!

Man weiß es einfach nicht: Denkt der Mensch jetzt nach oder ist er ins Koma verfallen?

Man steckt nicht drin in so einem Kopp, nicht wahr!

Der Mann kann besoffen sein oder womöglich hochintelligent, kann ja auch sein!

Und er is wirklich nur am Sinnen!

Und viel schlimmer: Er ist hochintelligent, aber ständig besoffen. Man steckt nicht drin!

Er guckt jedenfalls nach drei Stunden urplötzlich hoch, mir direkt in die Augen, ich war ganz verdutzt, und sagt:

„Ich mag deine Fresse nicht!“

Ja, wirklich wahr! Er war drei Stunden im Koma, wacht auf und sagt: „Ich mag deine Fresse nicht! “

Die Psychologen nennen das Gegenübertragung, weil er seine Probleme auf meine Fresse projiziert! Ich sagte zu ihm: „Dann sind wir schon zwei!“ Da platzte der Knoten zwischen uns. Wir haben uns danach noch oft in Moerser Kneipen getroffen, alle nannten ihn nur IC, weil er ein bosnischer Serbe war.

Wat is ein bosnischer Serbe? Klingt erst mal seltsam! Seine Mutter Serbin und Vater Bosnier, also gesellschaftspolitisch hat es IC ziemlich getroffen, jedenfalls da an der Adria heißen alle irgendwas mit „ic“ am Ende. IC, eigentlich Kellner in einer Moerser Kneipe, saß nach Dienstschluss selber in einer anderen Kneipe und sann vor sich hin. Angetüddelt warf er deutsche Sprichwörter durcheinander. Er sagte zum Beispiel so Weisheiten wie: „Und genau da liegt der Hase begraben.“ „Welcher Hase denn?“, sag ich.