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Im ersten Teil des Buches "Geschichten die der Großvater erzählte, bevor er sich eine Kugel in den Kopf schoss" schreibe ich über meine Kindheit, mein Arbeitsleben in der Metallindustrie, meine Abenteuer und Erlebnisse. Vielleicht finden sich Menschen in meinen Geschichten wieder, die auch ein "normales" Leben leben oder gelebt haben - nicht eines, das heute in unserer Gesellschaft als "hervorragend" und "prominent" dargestellt wird. Mir geht es in meinem Buch um den Alltag eines Arbeiterkindes, eines Arbeiters und Angestellten, um meinen Alltag, ja, es ist auch ein Versuch, so etwas wie Arbeiterliteratur wiederzubeleben. Vielleicht ist es mir gelungen, vielleicht nicht - das überlasse ich dem Urteil meiner Leser. Sollte ich es mit meinem Buch schaffen, andere Menschen in ähnlicher Lebenssituation anzuregen, ihr Leben und ihre Erlebnisse aufzuschreiben und vielleicht auch zu veröffentlichen, dann würde ich mich darüber sehr freuen. Aber natürlich soll dieses Buch auch einfach nur: unterhalten.
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Seitenzahl: 141
Günter Busse wurde 1952 in Schleswig-Holstein geboren, als zweites von vier Kindern einer Arbeiterfamilie. Nach einer Lehre in einem Metallberuf und dem Erwerb einer höheren Allgemeinbildung auf dem Zweiten Bildungsweg erlebte er viele chaotische Jahre in verschiedenen Berufen, mit Phasen von Arbeitslosigkeit und Auslandsaufenthalten. Seit 1981 arbeitete er auf einer Hamburger Werft, bis er 2013 in den Vorruhestand gehen konnte. Schriftliche Arbeiten begleiten ihn privat schon viele Jahre.
Für Euch
Geschichten aus meinem Leben
Vorwort
Der Mann am Feuer
Schwere Schläge?
Ein kleiner Junge vom Dorf
Das Technische Gymnasium
Nächtliche Abenteuer I
Nächtliche Abenteuer II
Bier im Glas
Dope-Police on Tour
Heroin (Velvet Underground)
Zerstörung
Die Vertreibung und die große Illusion
Im Tschad
Überstundennostalgie
Kleiner Kran
Panzerwannen entgraten
Vom Panzerwannen-Entgrater zum Fräser
Ochsentour I
Ochsentour II
Metallindustrie, oder Ochsentour III?
Endlich Karriere
Es hat ihm gut gefallen
Arbeitsweg und Werft
Sex
Politik, Politik
Politik oder wo Barthel den Most holt
Ehrlich währt am längsten
Klassentreffen
Heinz
Nachts, am Schreibtisch
Vormittags um 11 Uhr
Unterwegs – mit dem Fahrrad
In Amsterdam auf dem Dam
In Berlin angekommen
Tschüss, Leute
Ich habe dies alles nicht aufgeschrieben, um literarische Meriten zu erwerben. Um intellektuelles Lob von Literatur-Experten zu bekommen. Die Schöngeister, die Konstrukteure der schönen Sätze und Worte, der ausgedachten Geschichten, interessieren mich nicht. Lassen wir sie über meine Geschichten ruhig lächeln.
Ich habe dies alles für Menschen geschrieben, die in Fabriken arbeiten, an Pressen, an Drehmaschinen, Schweißgeräten, Rohrbiegemaschinen und Montagebändern. Oder in Druckereien. Und für Kassiererinnen, Putzfrauen, Bäckereiverkäuferinnen und Speditionsfahrer. Und warum für sie? Nur zur Unterhaltung, nur dazu. Nicht mehr und nicht weniger. Nur ein bisschen Unterhaltung für euch, meine Lieben. Nichts Besonderes. So wie das, was die meisten Menschen jeden Tag erleben. Irgendeiner muss ja einmal damit anfangen, etwas von seinem „nicht besonderen Leben“ aufzuschreiben.
Und ich bitte gleich mal am Anfang um Entschuldigung. Ihr wisst am Ende schon, warum. Oder auch nicht. Jedenfalls ist bei einigen Geschichten die Phantasie mit mir durchgegangen, aus selbst mir nicht verständlichen Gründen habe ich beim Erfinden Spaß gehabt und die Ergebnisse hier übernommen, anderes ist oder war meine erlebte Realität. Aber wie ist mit Dichtung und Wahrheit? Auch die Dichtung drückt ein Lebensgefühl oder eine Emotion aus.
Außerdem sind natürlich Ähnlichkeiten mit realen Personen rein zufällig, wie könnte es anders sein?
Über Reaktionen und Nachrichten von Lesern würde ich mich sehr freuen, und noch mehr, wenn andere Menschen ebenfalls Geschichten aus ihrem Leben aufschreiben oder aufschreiben wollen und mir darüber etwas mitteilen.
Noch etwas zum Titel meines kleinen Buches:
Dies ist ja erst Teil 1, da kommt noch mindestens ein Teil 2, also etwas Geduld bitte, noch lebe ich!
Das Feuer wärmt die müden Beine. Nach der langen Wanderung des Tages ist er froh, jetzt in der Abendsonne am Feuer zu sitzen. Entspannt nimmt er langsam das vom Feuer erwärmte Getränk im Tongefäß und den morgens eingepackten Proviant zu sich.
Den ganzen Tag war er unterwegs. Er blickt zum Himmel und weiß, dass es nachts und am nächsten Tag gutes Wetter geben wird. Denn Morgen wird er noch einmal den ganzen Tag unterwegs sein. Er denkt bereits an den nächsten Abend, wenn er bei der befreundeten Familie ankommen wird. Und an die fast erwachsene Tochter.
Er weiß, dass sie ihr Versprechen einlösen wird, genauso wie er sein Versprechen hält. Seine Eltern haben ihm bereits ihren Segen gegeben. Die Götter unterstützen ihn ebenfalls. Er braucht sie nicht zu bitten, sie helfen ihm immer. Denn sie sind seine Freunde, sein Volk und seine Götter gehören zusammen. Trotzdem wird er ihnen mit einem Opfer danken.
Er dachte an seinen Großvater, der schon tot war. An die Erzählungen des Großvaters abends am Feuer und die Weisheit des Großvaters über den Ackerbau, den Zeitpunkt der Aussaat, die Vorbereitung der Erde, die Auswahl und Lagerung des Saatgutes.
Sein Großvater hatte sich bemüht, all sein Wissen und seine Erfahrungen an seinen Vater weiterzugeben. Er selbst hatte als Kind gern zugehört und schon vieles aufgenommen.
Jedes Jahr gedachten sie an einem bestimmten Tag der Ahnen. Sie dankten ihnen für ihre Arbeit und dafür, dass sie für ihre Nachkommen gesorgt hatten.
Sein Vater hatte ihn sehr früh, als kleinen Jungen schon, zu allen seinen Arbeiten mit herangezogen und versucht, ihm alles beizubringen, was er selbst wusste. Jetzt besaß er noch nicht die Weisheit des Vaters, im Laufe der nächsten Jahre würde er sie aber schon bekommen. Er wusste, dass er es mit seinen Nachkommen genauso machen würde. Er stellte sich vor, dass er selbst einmal Großvater sein würde und abends am Feuer seine Geschichten erzählen würde. Und er stellte sich vor, dass er tot sein würde und seine Nachkommen einmal im Jahr an ihn denken würden. An ihn, an seine Vorfahren, an alle Ahnen, die vor ihnen gelebt hatten. Er freute sich bei dieser Vorstellung.
Ein leichter Wind ließ die Blätter der Bäume, unter denen er sein Lager gesucht hatte, leise rascheln. Er hörte das gern. Genauso wie den Raben, der in einiger Entfernung krächzte. Wie viele Menschen haben das Krächzen eines Raben schon gehört? Und wie viele würden es noch hören? Er machte es sich mit seiner Decke bequem und schlief beruhigt am Feuer ein.
Am Abend des nächsten Tages sieht er ihr Lächeln. Ihre Eltern nehmen ihn freundlich auf, sie ahnten, dass er kommen würde. Auch sie geben beiden ihren Segen. Er muss noch viel erzählen, als alle am Feuer sitzen, spät legen sie sich zur Nachtruhe. Am nächsten Morgen verabschieden sie sich früh.
Zusammen wandern sie den Weg, den er gekommen ist, zurück. Jetzt zu zweit brauchen sie noch länger. Ihre Eltern werden im Herbst, nach der Ernte, zu ihnen kommen. Es wird ein Tier geschlachtet werden, und sie werden den neuen Bund mit einem Fest ehren.
Es wird für die beiden eine gute Zeit, sie bauen mit der Unterstützung der Sippe ein Haus, sie pflanzen Getreide und haben eigenes Vieh. Sie bekommen Kinder. Und ihre Kinder haben ebenfalls Kinder, und diese wiederum ebenfalls.
So wächst eine Generation nach der anderen heran.
Immer wieder und wieder. Viel ändert sich. Das Land reicht irgendwann nicht mehr für alle, einige ziehen weiter, suchen neues Land, auf dem sie leben können und gründen neue Dörfer. Menschen aus anderen Gegenden kommen und bleiben. Kämpfe mit Feinden müssen ausgetragen werden. Schwere Krankheiten kommen und fordern viele Opfer. Die alte Religion wird von neuen Herrschern grausam unterdrückt, eine neue muss angenommen werden. Kriege werden geführt. Häuser werden neu gebaut, Orte werden immer größer. Die Namen der Menschen werden andere. Und die Menschen werden anders.
Aber die Nachkommen des Mannes am Feuer haben immer wieder neue Nachkommen. Sie überleben und geben das Leben immer weiter, über viele Generationen. Bis heute. Und dann wirst du eines Tages geboren.
Und das gleich am Anfang. Vor vielen Jahren wurden Kinder von Eltern und anderen Erziehungsberechtigten anders erzogen als heute, mit anderen Methoden. Kinder wurden geprügelt, wurden geschlagen.
Das war die alte deutsche Erziehungsmethode bis in die fünfziger und sechziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts, und ich durfte diese Methode als kleiner Junge noch kennenlernen, da ich im Jahr 1952 geboren wurde.
Nicht in der Theorie, sondern in der Praxis. Bis zum Alter von sieben oder acht Jahren schlug mich mein Vater, immer mit einer kleinen Holzlatte, vielleicht ein Lineal, auf den Po.
Es tat entsetzlich weh, denn er schlug mit viel Kraft zu, ich schrie dabei vor Schmerz und Panik; in Panik auch schon vorher, wenn er in seiner Wut zum Schrank stürmte, auf dem die Latte lag.
Wir wohnten damals in einer kleinen Wohnung mit zwei Zimmern, Wohnküche und Schlafzimmer. Mein Vater schlug mich und meinen etwas älteren Bruder immer dann, wenn wir zu laut und zu albern waren oder uns stritten; wenn wir ihn durch unsere kindlichen Lebensäußerungen störten.
Die Schläge hörten erst auf, als wir in unser Einfamilienhaus zogen. Dort hatten wir Kinder draußen, außerhalb des Hauses, viel Bewegungsfreiheit, so dass die unerwünschten Störungen durch Kindergeschrei und Kindertoben im Haus entfielen, und damit auch die Anlässe zum Prügeln. Geh spielen, hieß es. Raus aus dem Haus. Zum Essen durften wir wiederkommen.
Wobei wir beim Essen nicht sprechen durften. „Seid still! beim Essen redet man nicht.“
Und wir eingeschüchterten Kinder hielten uns daran. Ob das in anderen Familien auch so war? Damals sicher bei den meisten. Man kann sich vorstellen, dass ich bei diesem Familienklima nicht gerade zu einem guten Unterhalter wurde. Als ich einmal zufällig bei der Familie eines Schulfreundes zum Abendbrot eingeladen war, kriegte ich kein Wort heraus. Dass man sich ganz locker und freundlich beim Essen unterhält, war für mich etwas Unbekanntes.
Bis heute, als alter Mann, habe ich dieses Prügeln nicht vergessen. Die Familie, in der ein Kind doch eigentlich Schutz genießen sollte, war damals leider für mich kein Ort der Entspannung. Wie man als erwachsener Mann einen kleinen Jungen im Alter von vier, fünf, sechs, sieben, mit kraftvoll voller Wut bei geringsten Anlässen so schlagen kann, dass der Hintern danach knallrot ist und kochendheiß brennt, ist aus heutiger Sicht wohl schwer zu verstehen, was damals aber nicht ungewöhnlich. Wahrscheinlich fing es noch früher an. Mit drei?
Ich war einfach zu klein. Ich geriet dabei in eine mich überflutende Panik, schrie vor Angst und Schmerz. Und jeder Widerstand war zwecklos, es gab keinen Ausweg. So resignierte ich schon als kleines Kind, ergab mich in mein Schicksal. Ein verängstigtes Kind. Ja, voll mit Angst.
Und weit später, als längst Erwachsener, dachte ich: Und ich wusste nicht, dass ich Angst hatte.
Selbst heute noch kommen diese Erinnerungen ab und zu wieder hoch. Sicher, es war schwer für ein junges Ehepaar in der Nachkriegszeit, aber sie hätten uns auch einfach aus der Wohnung herausschicken können, oder die Situation anders lösen können. Denn es wurde damals zwar in vielen Familien geschlagen, in den meisten sogar, aber nicht in allen. Es ging auch damals schon ohne Schläge. Vielleicht.
Heute würde man wahrscheinlich Kindesmisshandlung zu diesem „Erziehungs“-Verhalten sagen. Und man würde heute sagen, dass Menschen wie mein Vater von Krieg und Gefangenschaft traumatisiert waren. Das war er auch durch Krieg, Gefangenschaft und Vertreibung aus der Heimat. Insofern spielten auch noch die Folgen der Nazi-Zeit in meine Kindheit herein. Vielleicht gibt es auch noch andere Quellen für die Gewalt in deutschen Familien. Mein Vertrauen zu meinem Vater, meine emotionale Bindung an ihn, wurde damals jedenfalls so gestört, dass sie sich nie wieder normalisierte.
Ich bin ihm schon als Kind immer aus dem Weg gegangen, wollte nichts mit ihm zu tun haben. Auch später nicht als Jugendlicher und junger Mann. Ich kann mich nicht erinnern, mit meinem Vater jemals ein normales Gespräch geführt zu haben. Er ist mir immer fremd geblieben, wobei ich ihn heute besser verstehe. Zwischen uns gab es immer nur Angst, Hass und Ablehnung. Und nicht nur zwischen uns entstand eine Mauer. Ich kapselte mich schon als Kind von allem ab, blieb in meiner eigenen kindlichen Phantasiewelt. Ich entwickelte ein Gefühl der Fremdheit, des Nicht-dazu-Gehörens in meiner eigenen Familie. Ich resignierte, denn es gab für mich als Kind keine Möglichkeit des Widerstandes. Andere Kinder konnten die Prügel der Kindheit vielleicht besser verarbeiten oder sich irgendwann wehren. Ich konnte das nicht.
Meine Mutter konnte meine Schale auch nicht durchbrechen, ich misstraute ihr genauso, denn sie versuchte in keinem Fall, uns vor den Schlägen zu schützen, im Gegenteil. „Benehmt euch vernünftig, dann passiert euch auch nichts“, war ihr Kommentar. Und Trost gab es auch nicht von ihr.
Bereits als Kind kommunizierte ich mit der Außenwelt nur das Nötigste, beschäftigte mich lieber allein, das war das Ergebnis meiner „Erziehung“. Dazu fällt mir etwas ein: Während einer der ersten Schulklassen fand ein sogenannter Wandertag statt, d.h., dass wir unter Führung unseres Lehrers den ganzen Tag durch die Landschaft spazierten. In meiner Erinnerung war dies sehr anstrengend. Die Klasse teilte sich während der Wanderung, als wir eine lange gerade Straße entlang tippelten, in zwei Gruppen auf, eine war etwas langsamer als die andere und blieb immer weiter zurück. In der Mitte zwischen diesen beiden Gruppen ging ein kleiner Junge mutterseelenallein.
Schlimm war zusätzlich, dass ich keine anderen männlichen Verwandten hatte, keine Großväter oder Onkel oder sonst wen in meiner Nähe, zu denen ich als Junge ein Vertrauensverhältnis hätte aufbauen können oder von denen ich mir etwas hätte abgucken können. Niemand, der mir mal etwas zeigte. Wie man einen Nagel in die Wand schlägt oder ein Fahrrad repariert. Alles musste ich mir mühsam selbst beibringen. Und ich fragte auch nie jemand. Wen auch.
Noch heute, wenn ich irgendwie mitbekomme, dass Väter mit ihren Söhnen sprechen, kommt die Erinnerung manchmal wieder hoch. Muss schön sein, wenn der eigene Vater einem auf die Schulter klopft und sagt: „Mensch, das hast du aber gut gemacht, mein Sohn.“ Ja, für mich nur ein schöner Traum.
Schlaue Leute würden vielleicht sagen: Aber solche Kindheitserfahrungen verwachsen sich doch und die Zeit heilt alle Wunden. Das ist bei vielen Menschen meiner Generation vielleicht der Fall, leider nicht bei mir. Als junger Erwachsener geriet ich in eine tiefgehende Lebenskrise, und da schwappte alles wieder nach oben. Und vor allen Dingen: Meine Verbindung zur männlichen Energie meiner Vorfahren war gekappt - durch das gegebene Verhältnis zu meinem Vater. Das verursachte immer wieder Schwierigkeiten in meinem Leben.
Soweit etwas zu den Startbedingungen
Meine Eltern waren Kinder ihrer Zeit, sie taten das ihnen Mögliche und mehr, unterstützten mich später sehr, einen Vorwurf von mir haben sie nicht verdient, aber so war es dann eben für mich als Kind.
Mit ihrer Arbeit schafften meine Eltern uns ein Zuhause und ermöglichten mir einen langen Schulbesuch. Das ich aufgrund meiner emotionalen Schwierigkeiten (Stichwort „Wenn der Verstand weiter ist als die Emotion“) zunächst aus der guten Schulbildung nichts machen konnte, war nicht ihre Schuld. Sie taten was sie konnten und das war sehr viel.
Spielen …
Jeden Tag nach der Schule. Im Wald. An Bächen. Auf dem Bolzplatz. Im Freibad. In der Feldmark. Schlittschuhlaufen und Schlittenfahren im Winter.
Auf Bauerhöfen herumstöbern. Heu, Stroh und Schweineschrot. Nach Rotaugen und Barschen im kleinen Fluss angeln.
Jeden Tag draußen unterwegs, im Dorf und der näheren Umgebung. Als kleines Kind und als Jugendlicher.
Am schönsten war es im Frühling im Wald. Wenn die Buchen ihr neues, frisches Grün hatten. Dieses Grün war so dicht, dass man an den Schluchten im Wald nicht von einer Kante zur anderen sehen konnte. Genau das richtige für kindliche Abenteuerspiele.
Der Buchenwald hatte und hat im Frühling etwas Magisches. Man fühlt sich in ihm den alten Göttern nahe. Manchmal zeigen sie sich auch.
Noch heute halte ich mich gern im Wald auf.
Diese Verbindung mit der Natur, der ständige Aufenthalt „draußen“ in Kindheit und Jugend hat mich geprägt, im Nachhinein hatte es etwas Paradiesisches. Dafür jedenfalls bin ich meinen Eltern dankbar.
Denn sie haben uns diese Kindheit auf dem Dorf mit ihrer Arbeit ermöglicht.
Auf der anderen Seite bekamen wir natürlich auch so manches nicht mit von dem, was Stadtkinder erleben.
Wir kannten keinen Sportverein, keine Musikinstrumente, keine Eisdiele, kein Kino, keine Tanzlokale. Die städtischen Gegebenheiten lernte ich erst später kennen, als ich ein älterer Jugendlicher, fast schon erwachsen, war.
Jedenfalls waren wir fest integriert in das dörfliche Kinderleben. Wir kannten nichts anderes, und wir fühlten uns gut dabei.
Leider änderte sich diese dörfliche Geborgenheit für mich abrupt im Alter von fünfzehn Jahren im Jahre 1967. Die Schule war auf einmal beendet, und ich fand mich sehr schnell in einem blauen Arbeitsanzug an einem Schraubstock wieder. In der Ausbildungswerkstatt eines Industriebetriebes in der Kreisstadt Bad Oldesloe.
Jeden Tag acht Stunden Arbeit, mit dem Zeitaufwand für den Arbeitsweg wurde daraus ein langer Tag.
Könnt ihr euch vorstellen, wie sich ein fünfzehnjähriger Junge fühlt, der bisher nur das freie Dorfleben genossen hat, wenn er auf einmal acht Stunden am Tag in einer Fabrik an einem Schraubstock steht und kleine metallische Übungswerkstücke anfertigen muss?
Könnt ihr euch vorstellen, was in der Seele dieses Dorfjungen passiert, der bisher seine freien Stunden im Wald und in der Feldmark verbracht hat?
Wie vielen Dorfjungen ist es so gegangen? Den Söhnen von Arbeitern und Kleinbauern. Ein abruptes Ende der Kindheit. Mein Vater wollte, dass ich zum Finanzamt gehe, Beamter werde. Er wird seine Gründe für diesen Wunsch gehabt haben. Ich hörte nicht auf seinen Rat.
Mit fünfzehn Jahren jeden Tag acht Stunden arbeiten. Sehr früh aufstehen. Mit dem Fahrrad zum Bahnhof fahren, mit dem Zug in die Stadt, zu Fuß vom Bahnhof in die Fabrik. Es war eine Vergewaltigung. Und ich war einer der jüngsten in meinem Lehrjahr, und wie schon in der Schule der Kleinste.
Abends war ich oft so müde, dass ich nach dem Essen, das ich nach meiner Heimkehr bekam, sofort einschlief.
Der Spaß in meinem Leben war mit Beginn der Lehre erstmal vorbei.