Geschichten vom Tanz aus Licht und Schatten - Robert Heitmann - E-Book

Geschichten vom Tanz aus Licht und Schatten E-Book

Robert Heitmann

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Beschreibung

Der mächtige Magier Fürst Jolga führt eine Expedition quer durch die einsamen Weihten der Wüste und tiefe in die weit entfernten Berge des Wehklagens. Doch Niemand weiß was er dort zu finden hofft. Auch seine Schülerin Azzarena kann nur Vermutungen anstellen, als sie das erste Mal in ihrem Leben die Wüste durchquert. Sie sieht in diesem gewagten Unternehmen ihre große Chance, sich in den Augen ihres strengen Lehrmeisters für die wichtigen Kreisprüfungen zu empfehlen. Um endlich in ihrem Studium der Magie und in der adligen Welt voranzukommen, trotz des auf ihr lastenden Fluches. Für dies Ziel ist sie bereit jeden Befehl ihres Fürsten gnadenlos und ohne Rücksicht auf Verluste umzusetzen. Als eine Erkundungstrupp einen alten Tempel entdeckt ahnt Niemand welche Geheimnisse sich in den alten Mauern verbergen und vor welche tödlichen Prüfungen all jene gestellt werde die dieses Geheimnisses zu ergründen versuchen.

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„Im Herzen aller Menschen kreisen Licht und Schatten im immerwährenden, sich ständige verändernden Tanz umeinander. Ob das Licht oder der Schatten führt, ist oft nicht ersichtlich.“

Aus der Offenbarung der ersten Prophetin

Inhalt

Kapitel: Ein Ort aus alter Zeit

Kapitel: Pläne und Vergnügen

Kapitel: Die Nacht aus Blut und Schrecken

Kapitel: Die Facetten der Magie

Kapitel: Ein Angebot das man nicht ablehnen kann

Kapitel: Die Hölle unter der Erde

Kapitel: Ein Meisterwerk der Kunst

Kapitel: Die Angst aus alter Zeit

Kapitel: Das erste Siegel

Kapitel: Das zweite Siegel

Kapitel: Der Hinterhalt

Kapitel: Ein letzter Gruß im Tempel

Kapitel: Ein Wettkampf der Knochen

Kapitel: Ein seltsames Duett

1. Kapitel: Ein Ort aus alter Zeit

[Laran]

In den Bergen des Wehklagens

Unter mir erstreckt sich ein ödes Tal voller Geröll und Staub, nur hier und da reckt eine Pflanze ihre dornigen Blätter gen Himmel. Der Wind, der hier unablässig weht, wirbelt immer wieder Staubteufel auf. „Zehn Mann bleiben bei den Tieren. Der Rest folgt mir in das Tal.“ Fünfzehn vermummte Gestalten beginnen den Abstieg. Das Einzige, was von ihnen zusehen ist sind ihre Augen. Alles andere ist unter langen sandfarbenen Gewändern und Turbanen sowie Tüchern vor Mund und Nase verborgen. Doch selbst so findet der feine rötliche Staub den Weg in den Mund, so dass er zwischen den Zähnen knirscht. Der Weg nach unten ist steil, wir müssen die Schäfte unsere kurzen Speere als Stützen benutzen, um halt zu finden. Immer wieder lösen sich Steine unter unseren Füßen. Am Ende helfen nur noch Seile und gegenseitiges sichern, um unbeschadet hinunterzukommen. Nach einem langen und anstrengenden Abstieg erreichen wir die Talsohle, hier unten regt kein Lüftchen. Die Luft steht, es ist stickig und unglaublich heiß. Ein Tal des Todes und der Geister, so nennt mein Volk solche Orte. An solche Orte gehen Menschen, wenn sie das Leben nicht mehr ertragen und sterben wollen. Das Leben hat hier keinen Platz. „Ausschwärmen! Wir müssen das ganze Tal durchsuchen.“ Meine Männer bilden eine lose Kette, um das etwa siebzig Meter breite Tal zu durchkämmen. Ich hoffe inständig, dass wir hier finden, was der Fürst sucht, sonst werden wir noch ewig in diesen Bergen sein. Bis wir alle der Hitze, den Durst, Skorpionen oder Bergern zum Opfer fallen. Das Tal beschreibt einen doppelten Bogen wie ein S, vom Süden sind wir in das Tal gekommen nun folgen wir seinem Verlauf nach Norden. In den Wänden sind Vertiefungen geschlagen worden, zweieinhalb Meter hoch, anderthalb Meter breit und tief genug, um unheimliche Schatten zu werfen. Alle zwanzig Meter eine Vertiefung, immer so dass zwischen zwei Vertiefungen auf der linken Seite eine auf der rechten Seite ist. Sie sind eindeutig von Menschen geschaffen worden. Ein gutes Zeichen für unsere Mission. Als ich an immer mehr von ihnen vorbei gehe, ergreift mich ein Gefühl der Trauer und des Verlustes, ohne dass ich erklären kann, warum. Sind in diesem Tal ruhelose Geister? Gleichzeitig entsteht vor meinem inneren Auge das Bild von dutzenden leeren Augenhöhlen, die meine Männer und mich anstarren. Was war ihr Zweck? Stand früher in diesen Augenhöhlen etwas? Die heiße Luft flimmert, macht es schwer klarzusehen, der Verstand beginnt Dinge zusehen, die nicht da sind und Dinge, die da sind, nicht mehr zu sehen. Nach Drei oder Vierhundert Meter wird das Tal immer schmaler, die Wände höher und steiler. Wir rücken zusammen, keiner sagt etwas, doch immer wieder suchen unsere Blicke die Kanten der Felsen hoch über uns ab. Ich selbst tue das auch, erwarte dort oben Schemen zu sehen die sich gegen die Helligkeit des Himmels abheben. Die Herzschläge werden zu Momenten, Momente dehnen sich aber nichts geschieht. In enger Formation erreichen wir das nördliche Ende des Tals. Hinter der letzten Biegung erheben sich zwei steinerne Obelisken aus dem rötlichen Sand. Sie sind schwarz wie die Nacht, wie halb begrabene stumme Wächter, die seit den Tagen der letzten Blutkrieger stumm wachehalten. In der Felswand etwa Dreißig Meter hinter den beiden Obelisken erheben sich gesichtslose Figuren. Die ganze Front eines Tempels oder Grabmales ist direkt in die Steinwand geschlagen worden. Säulen und Kapitelle, Reliefs und Figuren auf mehreren Stockwerken übereinander. Was fehlte ist ein Eingang, dieser liegt wohl unter dem Sand wie die Füße der Obelisken. Mit jedem Schritt, den wir uns den Obelisken nähern wächst in mir ein ungutes Gefühl. Ein unbestimmtes Gefühl der Angst und des Unbehagens, das mich verfolgt, seit wir das Tal betreten haben. Inzwischen sind wir nur noch wenige Schritte von den Obelisken entfernt. Das Gefühl, dass etwas nicht stimmt, wird immer stärker. So schließe ich die Augen, bete zu den Geistern meiner Ahnen. „Gewährt mir die Kraft das mein Geist nicht zerbricht und meine Seele sieht, was sie nicht sehen sollte.“ Dann konzentriere ich mich auf das Lied der Fäden. Das Lied das kein gewöhnlicher Mensch hören sollte. Die Melodie der Magie die wie ein Harfenspiel klingen und doch liegt immer etwas Wildes und Unvorhersagbares in der Melodie. Nicht lauter als das wispern des Windes. Mit dieser unvergleichlichen Melodie im Ohr öffne ich die Augen. Da sind sie die Fäden der Magie in grau und weiß doch in mehr Schattierungen als die Menschen je Namen erfunden haben, verworren wie Wellen von Spinnweben. Doch nahe den Obelisken sind die Fäden gewoben, komplizierte, sich in mehreren Lagen überlagernde und doch alle miteinander verbundene Mustern. Zwischen den beiden schwarzen steinernen Spitzen laufen die Muster hin und zurück, als habe eine Spinne ihre Netze aufgespannt. Noch während ich die Muster betrachte, macht einer Leuten zwei Schritte nach vorn zwischen die Obelisken. Mögen die Richter seiner dummen Seele ewige Qualen schenken. Das Muster verändert sich etwas, was halb vom Sand begraben und halb in Vertiefungen im Stein verborgen war, erhebt sich. Zwei Wesen aus hellem Stein, weit über zwei Meter groß mit dem Leib sehr muskulöser Männer, die bis ins letzte Detail modelliert wurde. Die Bildhauer haben ihnen ein Lendentuch oder kurzes Röckchen zugestanden, ansonsten sind es die Abbilder eines nackten Mannes. Doch das beängstigende an ihnen ist ihr Kopf. Das Kinn lang und spitz zulaufend, vielleicht ein in Stein gemeißelter Kopfschmuck. Ihre Züge sind eher schmal mit einer ausgeprägten Hakennase und hervorstehenden Wangenknochen. Auf den Köpfen tragen sie einen hoch aufragenden Federschmuck, der ihr Haupt umrahmt. Auch hier haben die Bildhauer höchste Kunstfertigkeit an den Tag gelegt. Ich weiß nicht wie, aber der Blick der steinernen Kolosse, obwohl starr und leblos, schafft es etwas Fanatisches zu haben. Sie erreichen den vor Angst erstarrten Mann in wenigen Herzschlägen, packen ihn an Hals wie ein Schlachthühnchen und drehen ihm, ohne Mühe den Hals um. Der panische Schrei erstirbt abrupt. Aber damit nicht genug, einer packt ihm am Kopf der andere an den Schultern. Ein widerliches Geräusch folgt, ein reißen und knacken, dass mir den Magen umdreht. Dann hält einer der Kolosse den Rumpf und einer den Kopf in den Händen. Letzterer ist über und über mit dunklem Blut besudelt. Der dunkelrote Lebenssaft unseres Kameraden bildet einen seltsamen Kontrast zu dem makellosen weißen Stein. Der mich an in der Sonne geblechte Knochen erinnert. „Männer weicht zurück!“ höre ich mich selbst rufen, obwohl ich weiß, dass wir ihnen nicht entkommen werden. Von meinen verbleibenden Männern rennen zwei kopflos gen Süden aber die anderen ziehen sich geordnet zurück. Waffen erhoben und den Blick auf den Feind gerichtet, weichen sie langsam Schritt um Schritt zurück. Ich hatte erwartet, dass die Kolosse uns nachsetzen, dass der Boden unter ihren massigen Körpern erbet und sie über uns kommen wie hungrige Bären über Schafe. Aber der Herrin sei Dank bleiben sie auf Höhe der Obelisken stehen. Wie Hunde die ihr Revier verteidigen. Stumm und starr blicken sie uns nach. „Männer zu mir!“ Als alle bei mir angekommen sind ziehen wir uns zu unseren Kamelen zurück. „Dafiri was machen wir jetzt?“ fragt Alschid einer von denen die nicht hals überkopf geflohen sind. Das hatte ich mich auf dem Weg zurück auch schon gefragt. Aber es gibt nichts, was wir tun können. Mensch wie wir benötigen gegen solch einen Feind schwere Belagerungstechnik oder Weber. „Alschid, du, Machmud und Irmud reitet sofort zum Lager des Fürsten zurück und überbringt folgende Botschaft. Wir haben einen Tempel oder Grab gefunden und bitten gegen steinerne Wächter um Unterstützung durch einen Weber. Berichtet was wir gefunden haben und wo. Aber übertreibt es nicht, bleibt nüchtern und sachlich beim Berichten. Der Rest von uns bleibt hier, mal sehen, ob wir irgendwo Wasser finden.“

[Aldan]

In der Stadt Bybolan, Anwesen der Tarsu Familie

Mein Vater erwartet mich in seinem Salon. Ein mit Vorhängen und edlen Teppichen geschmückter Raum. Der Raum zeigt auf elegante und geschmackvolle Weise den Reichtum seines Besitzers. Aber etwas ist heute seltsam, normalerweise sind immer Dienerinnen oder seine Ehefrauen, die Erfrischungen und Leckereien servieren im Raum, wenn er jemanden empfängt. Aber heute ist das anders, Wachen stehen vor den Türen. Der Raum ist leer, sogar die Gitter der Fußbodenheizung sind verschlossen. „Vater, ihr habt nach mir geschickt?“ Er winkt mich zu sich. Seine kleine pummlige gestallt ruht auf einer gepolsterten Bank. Seine brauner Schnurbart ist gezwirbelt und gewachst. Sein Haupthaar ist heute unter einer Kopfbedeckung verborgen, wie sie der Zeit in Mode sind. Eine Mischung aus Turban und Mütze. Sein Gewand aus heller Seide ist mit Stickereien und kostbaren Steinen reich verziert. Er muss von einem wichtigen Treffen kommen, wenn er dieses Gewand trägt. Wahrscheinlich war er im Sonnenpalast. „Mein Sohn, es ist gut, dass du so schnell kommen konntest.“ Er erhebt sich knapp von seinem weichen Sitz. „Natürlich Vater, eure Nachricht klang dringend“ Er nickt. „Das ist es auch. Aldan du warst letztes Jahr für mich in Schimbal.“ Ich bejahe. „Natürlich, ich habe dort eine Salzkarawane für euch in Empfang genommen.“ Der Schnauzer meines Vaters zuckt als er sich an den Profit erinnert, den das Salz gebracht hatte. „Du musst wieder dorthin reisen!“ Dieser Wunsch überrascht mich. „Ich verstehe nicht Vater, ich dachte das Salzgeschäft habt ihr an Salfur abgegeben, jedenfalls das operative Geschäft.“ Er winkt ungeduldig ab. „Das weiß ich selbst. Hör zu! Schimbal grenzt, wie du weißt, an die Salzfelder und an die Berge des Wehklagens. Dort verschwinden immer wieder Boten, Reisende und ganze Karawanen. Heute Morgen war ich im Palast und seine Majestät will, dass wir für ihn in Erfahrung bringen, was da unten im Südosten vor sich geht. Vielleicht bereitet sich Umkul auf einen Krieg vor, vielleicht ist es nur eine gut organisierte Räuberbande. Aber egal was es ist, du musst es herausfinden. Seine Majestät wünsch das das Licht der Erkenntnis in die Schatten dieses Geheimnisses strahlt.“ Zögerlich nicke ich. „Aber hat der Palast dort nicht überall Augen und Ohren? Der Sonnenfalke hat sicher schon seine Agenten in Stellung gebracht, die ihm bald Bericht erstatten werden.“ gebe ich zu bedenken. „Denk nach!“ sagt mein Vater streng. „Wir sind bekannt Händler, unser Auftauchen in einer Stadt wie Schimbal ist unauffällig. Tue so, als ob du die Gefahren für eine neue Karawane abschätzen willst. Reise mit mindestens einem Dutzend Leuten denen du vertraust.“ „Vater was, wenn es wirklich nur Räuber oder Bergbewohner sind?“ „Dann bring sie zur Strecke! Wenn es Umkul ist, dann brauchen wir gut Beweise. Tue das für mich und ich werde dich großzügig belohnen. An der Tür liegt ein Beutel mit Goldmünzen. Nutze sie, um Zungen zu lösen, die Verwaltung zu beschleunigen und um Klingen zu bezahlen, die die Übeltäter zur Strecke zu bringen.“ Ich versuche meine Erregung zu verbergen so gut es geht. „Natürlich Vater. Ich werde sofort mit den Vorbereitungen beginnen und morgen in aller Frühe aufbrechen. Wenn ich im Morgengrauen losziehe und alles gut läuft, bin ich in knapp einer Woche in Schimbal. Wir werden schon bald wissen wer die Handelsrouten unsicher macht.“ Sage ich zuversichtlich. Wir erörtern noch einige Details bezüglich der Route, Kontaktpersonen und der offiziellen Geschichte meiner Reise. „Ist noch immer der Hohepriester Apschabsu Herrscher der Stadt?“ Mein Vater schüttelt den Kopf. „Nein, der alte Fuchs ist vor zwei Monden gestorben. Vielleicht ist das der Grund oder der Auslöser für die Probleme. Der neue Hohepriester heißt Lampsuma. Er hat bisher die Kassen verwaltet, ein penibler Planer, was man so hört. Aber kein Apschabsu, doch glaube ich nicht, dass die Priesterschaft den Handel und ihre Einnahmen gefährdet, um einen Machtkampf mit externen Kräften zu führen. Das ist nicht ihr Stil. Geh jetzt mein Sohn, triff deine Vorbereitungen.“ Der Beutel ist schwer und klingelt hell und süß nach Goldmünzen. Es ist Vater anscheinend sehr wichtig, dass das Problem schnell verschwindet. Das muss ich auf jeden Fall nutzen. Ein schneller Erfolg bei dieser Mission, ein paar Wochen Abwesenheit. Es kann genau das sein, worauf ich seit langem warte.

Die nächsten Stunden verbringe ich damit Männer anzuwerben, mit denen ich schon gearbeitet habe und die nicht zimperlich sind. Wer weiß schon was getan werden muss. Nur für den Posten des Karawanenmeister sind alle Kandidaten, die mir einfallen, nicht verfügbar, weder Machmut der Sandläufer, noch Alsik das „ein Auge“ von Salim, von Galafo ganz zu schweigen. Mehrere Leute, auf deren Meinung ich was gebe, haben mir Astavo Goldzahn empfohlen. Von diesem Mann habe ich aber noch nie etwas gehört. Also treffe ich diesen Kerl in der Trinkstube am Gewürzmarkt. Wie immer begleitet von meinem treuen Diener Jorgen. Es steht einem Mann wie mir nicht zu Bettler und Hungerleider allein zu vertreiben, außerdem ist er auch mein Leibwächter. Unsere großartige Stadt ist zu gefährlich für wohlhabende Bürger geworden, um allein unterwegs zu sein. Auf dem Markt preisen Verkäufer mit blumigen Worten ihre Waren aus allen Herren Länder an. Gewürze, Tees, Kräuter, Pulver in allen Farben des Regenbogens. Ich liebe es hier entlang zu schlendern, die Geräusche, die Dialekte und verschiedenen Sprachen aus allen Herren Ländern und vor allem die Gerüche. Das alles sauge ich in mich auf, hier schlägt das wahre Herz der Stadt, nicht im hohen Turm des Lichts und auch nicht im Sonnenpalast. Hier wird das Geld verdient, dass der Palast und die Priester im Turm mit ihren Steuern und Zehnten an sich raffen. Hier ist das Fundament der Macht und Zivilisation von Bybolan. Nicht von ungefähr heißt es im Volksmund, wenn du suchst, ein Ding von nah oder fern geht nach Bybolan, die Stadt der Sonnen beschienenden Händler. Hier findest du alles, solange du Silber und Gold hast. Auf dem Weg quer über den Markt muss Jorgen mehrmals dem Stock benutzen, um die aufdringlichen Bettler zu vertreiben. Das Ärgernis wird auch immer schlimmer. Der Wein in der Trinkstube, auf die ich jetzt zusteuere, ist immer gut, er soll mit dem Schiff aus dem hohen Norden den Fluss hinaufkommen. Dunkel, voll im Geschmack mit Noten von dunklen Beeren und Kirschen. Der Innenraum der Trinkstube ist im Vergleich zum sonnenhellen Marktplatz dunkel. Der Geruch von Pfeifenkraut und Wasserpfeifen hängt in der Luft. Vermischt sich dort mit dem Aroma von starken Kaffee. Das ist für mich der Geruch nach Geschäften. Hier treffen sich Fernhändler, Reisende und viele andere, um in Ruhe Geschäfte zu machen. Man könnte sagen Geschäfte hängen in der Luft. Genau wie Gespräche in mindestens vier verschiedenen Sprachen und Mundarten. Neben einem offenen Gastraum, der immer gut besucht ist, gibt es noch einen hinteren Bereich. Dort gibt es mehrere Separees, die mit Tüchern verhängt werden, so wird ein wenig privater Raum geschaffen. Jedes Separee hat eine spezielle Farbe. Der Wirt, der mich und meine Ansprüche gut kennt, weist mir das gelbe Separee zu. Das ich immer belege, wenn ich hier Geschäfte mache. Dieses Separee hat, wie ich weiß den großen Vorteil das es in der Ecke liegt, so das von weniger Stellen gelauscht werden kann. Im inneren liegen viele Kissen rund um einen kleinen Tisch. Kurz nach dem die Kissen mich sanft umarmen und ein Krug des dunklen Weines auf dem Tisch steht, kommt mein Gast. Ein kleiner, hagerer Kerl mit stierenden Augen, einer Nase die krumm ist und einem verschlagenen Lächeln, das zwei goldene Zähne zeigt. „Herr der goldenen Angebote, man sagt ihr wollt mich sehen?“ fragt er nach dem er sich auf die Knie niederließ. Nickend bestätige ich. „Setz dich!“ Er kommt der Aufforderung nach. „Mir wurde zu getragen du hast Erfahrung als Karawanenmeister?“ Er lächelt wieder, ich kann mir nicht helfen aber sein Lächeln hat etwas Schlangenartiges. „Oh Efendi Erfahrung? Ich habe die Karawanen von Nord nach Süd und von Ost nach West geführt. Ob Berge oder Wüsten. Astavo kennt sie alle. Das Wasser, das ich nicht kenne, ist noch nicht vergraben.“ Die Ausdruckweise mit all dem Übertreibungen und bei Namen ist typisch für Schimbal und die Siedlungen jenseits der Berge. „Du kennst also die Strecke nach Schimbal und das Umland, die verstreuten Oasen und Dörfer?“ frage ich ihn, um sicherzugehen. „Aber natürlich, diesen Weg kenne ich besser als die Taschen meines Gewandes. Oh Wissbegieriger. Ich werde euch sicher in die schützende Umarmung der Stadt des Salzes bringen.“ Gut aber bis dahin sind viele Karawanen unterwegs, diese Strecke ist also vielen bekannt. „Wie sieht es in den Gebieten südlich und nördlich der Stadt Schimbal aus? Hast du da Bekannte?“ Wieder lächelt mein gegenüber. „Oh Herr der Zweifel mein Name ist an vielen Feuern der Bergstämme bekannt und in jeder Oase kann euch Astavo Türen öffnen.“ Selbst wenn nur die Hälfte wahr ist, sollte der Kerl nützlich sein. „In Ordnung Astavo Goldzahn ich werde deine Dienste für mindestens drei Wochen benötigt. Eine Woche nach Schimbal, meine Geschäfte dort und den umliegenden Siedlungen sollten eine weitere Woche dauern. Danach eine Woche für den Rückweg.“ „Oh Sohn der Geheimnisse wollt ihr mir sagen, was eure Geschäfte sind, damit ich meine bescheidenen Fähigkeiten und Kontakte gezielt in eure Dienste stellen kann.“ Wenn ich es ihm nicht sage, dann könnte er abspringen, dann kann ich mich auch nicht auf seine Verschwiegenheit verlassen. Andererseits sollte er nicht allzu viel wissen, ich kenne ihn nicht. „Eine Räuberbande macht die Salzstraße rund um Schimbal unsicher. Das stört meine Interessen und Geschäfte. Ich will die Köpfe dieser Räuber auf den Lanzenspitzen meiner Männer und ihren Anführer in Ketten“ „Oh Sohn des Sieges, Meister der Scharen mit meiner Unterstützung werden eure Feinde schon bald Stahl und Eisen schmecken.“ Jetzt beginnen die längsten und wortreichen Sold Verhandlungen, die ich bis dahin erlebt habe.

2. Kapitel: Pläne und Vergnügen

[Laran]

In den Bergen des Wehklagens, nahe dem Tal des alten Tempels

Drei Tage, nachdem wir diesen Tempel oder was bei der Herrin der Wüste und ihren Richtern es auch immer ist, was wir gefunden haben, kehren meine Männer zurück. Zusammen mit einem ganzen Zug aus Reitern und Packtieren. Die meisten Reiter tragen die lange, sandfarbenen Tracht wie wir. Hier draußen soweit weg von der Hauptstadt und Reich tragen sie keine Wappen, keine Banner. Sie sind namenlose Geister fern der Heimat. So wie es meinem Volk seit Generationen ergeht. Es sieht so aus, als wäre kein Weber, kein Meister der Magie bei ihnen. Erst als sich einige Personen aus dem Trupp lösen, von ihren Kamelen steigen und sich den hellen Staub der Wüste aus den Gewändern klopfen, erkenne ich die Weber. Sie sind zu dritt. An ihrer Spitze unser erhabener Fürst selbst. Ein Mann in einem grauen mit Leder verstärkten Reisegewand mit einem prächtigen Gürtel aus geflochtenen Silberfäden. Sein dunkles von vielen grauen Strähnen durch wirktes Haar fällt ihm unter seine weihten Kapuze offen und dicht über die Schultern. Der Bart ist lang, reicht ihm bis über die Brust. Genau wie sein Haar ist auch der Bart von hellen strähnen durchsetzt. Seine Figur ist, so vermute ich eher schmal aber durch die breiten, versteiften Schultern seines Gewandes ist das schwer zu sagen. Als er die Kapuze ganz zurückschlägt sehe ich sein Gesicht. Die dunklen Augen schauen herrisch auf meine kleine Scharr. Sie haben etwas falkenhaftes. Unter ihrem Blick fühle ich mich gleich wie eine Maus unter dem Blick des Adlers. Falten rund um die Augen und den Mund, halb verborgen unter der hellen Staubschicht, sprechen von einem Menschen, der gerne lacht. Sofort als meine Augen ihn erkennen, lasse ich mich in den Staub fallen. Ein Fürst im Felde ist Herr über unser Leben, unseren Tod und unsere Gebeine. Sein Wille ist unser Gesetz, er oder sie verkündet den Willen der Königin der 1.000 Blätter. Eine melodische und ganz eindeutig weibliche Stimme erhebt sich in der Stille. „Ich habe die Ehre Fürst Jolga, Meister von Bein und Fleisch vorzustellen.“ Die Worte sagen mir das ich den Blick heben soll, so dass ich sehe, wer mir vorgestellt wird. „Und dies ist sein erster Schüler Maskir ibn Dorga.“ Ein breit gebauter Kerl in einer schlichten Ausführung der Robe des Fürsten steht einen Schritt rechts hinter dem Fürsten. Ansonsten sieht der Kerl eher so aus als gehöre er zu uns Infanteristen. Sein Gesicht ist breit und irgendwie derb, seine Haut Kupferfarben und bartlos wie die eines Eunuchen. Sein Blick ist überheblich. In vielerlei Hinsicht der typische Weber in meinen Augen, was sein Auftreten angeht. Der erste Eindruck sagt mir, dass ich ihn lieber aus dem Weg gehen sollte. „Und ich bin Azzarena, die zweite Schülerin des Fürsten.“ Die Sprecherin ist ebenfalls grau gekleidet jedenfalls der Rock oder Kleid, das unter dem weiten hellen Überwurf oder Poncho hervorschaut. Die weiten grauen Ärmel sind ab der Hälfte der Unterarme mit grünen Bändern umwickelt und stecken in ebenfalls grauen Handschuhen. Der Kopf ist mit einem Kopftuch umwickelt und ihr Gesicht hinter einem Schleier verborgen. Ihre Stimme ist trotzdem deutlich zu hören. Der einzige Teil ihres Gesichts, das zu sehen ist, ist ein kleiner Teil ihres Nasenrückens und die Augenpartie. Die Haut sieht seltsam hell aus oder ist hell geschminkt. Die Farbe ist irgendwas zwischen dem lebendigen weiß von Milche und dem kalten, toten Weiß der eisigen Gipfel der Knochenberge. Jetzt erhebt der Fürst das Wort. „Wer ist der Dafiri?“ „Ich mein Fürst“ antworte ich sofort. „Seine Leute haben berichtet er sei auf zwei Ewige Steinwächter getroffen. Diese haben einen seiner Leute getötet?“ Ich schlucke einen Kloß im Hals runter. „Ja mein Gebieter und immer, wenn wir uns der Stelle nähren, kommen sie wieder aus ihrem Versteck. Außerdem konnten wir ein Lager der Bergstämme aufspüren, dass an der einzigen Wasserquelle in der Umgebung liegt. Etwa eine halbe Stunde entfernt. Ein kurzes nicken. „Gut zeige er mir jetzt den Tempel.“

„Schüler was haltet ihr davon?“ Der Fürst steht etwa zehn Schritte von den Obelisken entfernt. „Dorga?“ „Der Stein ist vor langer Zeit bearbeitet worden. Der Sand hat begonnen die Obelisken anzugreifen. Der Tempel sieht für mich mit den Säulen und Figuren aus wie die Bauten aus der Epoche der Oasenkönige.“ Dabei wandert der Blick des Schülers immer wieder zwischen der Fassade und dem Gesicht seines Lehrers hin und her, als wolle er Bestätigung für seine Vermutungen. Der Fürst hört schweigen zu. Als klar ist, dass Dorga nichts mehr sagen will oder kann, wendet der Fürst sich nach links. „Schülerin?“ Die Frau spricht mit fester Stimme, nicht wie ihr Mitschüler. Sie ist sich absolut sicher das, dass was sie sagt, richtig ist. „Das Bauwerk ist aus der Oasenkönig Ära. Aber das Motiv der gesichtslosen Priesterschaft als Anspielung an die zwölf erhabenen Richter kennen wir erst ab Grisviro dem dritten seines Namens. Diese Säulenkapitelle zeigen Schlangenmuster, die aus den südlichen Ländern kommen. Beides zusammen sagt mir, dass das Bauwerk etwa einhundertachtzig bis zweihundert Jahren alt ist und das heißt es könnte der Tempel sein, den ihr sucht, Gebieter. Die Obelisken und die Wächter sind randvoll mit der verderbten Lichtmagie der Fanatiker aus dem Westen. Ich habe von anderen Spielarten der Kunst gelesen, aber nur die Lichtkunst verwendet solche seltsamen Muster. Keine andere Spielart der Kunst würde auf die Idee kommen lebende Seelen an toten Stein zubinden. Ich vermute, dass die Obelisken die Anker der Muster sind, die die Wächter kontrollieren. Um sicherzugehen, sollten die Obelisken ausgegraben werden. Wenn wir die Runen darauf komplett entschlüsselt haben, könnte man die Musterauflösen und die Seelen auf ihre Reise zu den Richtern schicken. Wie es die erste Prophetin fordert. Das Äußere der Wächter sieht wie Nachbildungen umkulischer Tempelwächter aus. mythische Elite Krieger, wenn ich den Berichten in der Bibliothek glauben kann. Die Kombination aus Lichtmagie und umkulischen Kriegern ist eindeutig. Die beiden Städte haben in der Geschichte nur sehr selten zusammengearbeitet. Das letzte Mal als hre vereinten Armeen das Oasenreich zu fall brachten.“ Den Vortrag beendet sie mit einer angedeuten Verbeugung. „Dorga du studierst länger als sie. Du solltest dein Wissen erweitern, wir sind Bewahrer des Wissens und Verteidiger unsere Traditionen.“ Der Angesprochene verneig sich. „Ja mein Fürst, ich werde meine Studien der Geschichte intensivieren. Dabei wirft er seiner Mitschülerin einen giftigen Seitenblick zu. „Schülerin nimm dir die Späher, die das hier gefunden haben, sowie zwei meiner Klingen und erobere die Wasserquelle. Bring mir Gefangene, die ich befragen kann und die wir für die Arbeit hier benutzen können.“ Danach wendet er sich dem Tempel oder Grab zu, ohne seine Umwelt auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen.

Etwas später steht meine Einheit, meine Klinge zusammen mit zwei weiteren, die unter dem Kommando eines Kasliks stehen und der Schülerin oberhalb des Tales. Ich habe ihnen erklärt, wo die Wasserquelle liegt und wie das Dorf der Berger aussieht, soweit wir das bisher ausspähen konnten. „Ihr sagt das Dorf hat mindestens Zweihundert Bewohner?“ Ich nicke dem Kaslik zu. „Ja, aber ich gehe eher von Zweihundertdreißig aus, so dass wir wohl mit hundertvierzig Bewohner planen müssen, die sich zur Wehr setzen werden. Ich bete zur Herrin, dass sie nicht von jemanden angeführt werden, der die Fäden weben kann, eine Schamanin oder ein Priester.“ Der Kaslik schnaubt verächtlich. „Habt ihr Angst Dafiri? Obwohl was soll man auch von euch halten, eure Klinge ist verdammt klein und euer Zögern wirkt wirklich feige.“ Innerlich treffen mich diese Worte, aber ich zwinge mich ruhig zu bleiben. Jetzt aus der Hautzufahren würde mir nichts als Ärger einbringen. „Wie ihr meint Kaslik, ich möchte nur meine Erfahrung einbringen.“ „Unsinn, wir machen einen Reiterangriff, werden sie damit überrumpeln. Dann kann unser Fürst sich seine Gefangenen aussuchen.“ Der Kerl lacht daraufhin, als sei die Arbeit schon vollbracht. Ich schüttle bei so viel Dummheit nur leicht mit dem Kopf, sage aber nichts mehr. „Dafiri, wie würde er vorgehen, da er mit dem Plan von Kaslik Alguts nicht glücklich zu sein scheint.“ Fragt die sanfte und wohlklingende Stimme der Schülerin unter ihrem Tuch, welches Mund und Nase immer noch bedeckt. „Herrin, mit unseren Kamelen können wir nur eine schmale Rampe in das Lager nehmen. Ein Angriff mit fünfzig Reitern, bei Tageslicht kann so nicht überraschend durchgeführt werden. Mein Vorschlag, wäre nachts das Lager zu umzingeln. Die Posten überwältigen, wenn wir dann alle in Position sind, von allen Seiten gleichzeitig zuschlagen. Dunkelheit, die Verwirrung durch die Überraschung und von allen Seiten Lärm und Gebrüll. Die Berger werden uns für eine ganze Armee halten. Aber vor allem müssen wir die Quelle sichern, die Berger könnten versuchen sie zu vergiften, wenn wir sie zurückdrängen.“ Ich ende mit meinen Ausführungen, ein Teil von mir wünscht sich das diese gewürdigt und so umgesetzt werden. Ein anderer Teil weiß das, wenn dies geschieht mir der Kaslik das nicht verzeihen wird. „Kaslik, eure Einschätzung des Vorschlags?“ Er wirft sich in Pose, beton seine breite Statur, um kriegerisch zu wirken. Anscheint trägt er nicht oft weiten Kleider für Wüstenreisen, denn unter diesen ist vom Körperbau so oder so nicht viel zu sehen. „Herrin, wenn wir Glück hätten und alle Posten erwischen bevor die Alarm geben könnten, hätten wir immer noch drei oder vier Angriffstrupps, welche sich nicht unterstützen könnten, sollten die Berger doch eine Verteidigung organsiert bekommen, könnten sie unsere Trupps dann einen nach dem Andren aufreiben. Während sie uns andere mit wenigen Kämpfern blockieren. Aber von Taktik versteht eine Wüstenräuber halt nichts.“ Dabei ernte ich einen erst giftigen, dann triumphierenden Blick. Er ist sich sicher, dass sein Plan ausgeführt wird. Immerhin ist sein Rang höher als meiner und sein Stand wohl auch. Jetzt kocht meine Wut doch hoch. „Atrast Mando’a. Ich bin kein ehrloser Wüstenräuber. Aber der Angriff erfordert gute Infanterie. Die schnell angreifen, eine Verteidigungslinie bilden und dann wieder zurück in die Offensive wechseln kann.“ „Du bist nur ein Dafiri. Dir sollte klar sein, dass du einem höheren Offizier nicht widersprechen darfst. Dafür sollte ich dich gleich hier verprügeln lassen.“ „Ruhe!“ Die Stimme der Schülerin ist nicht laut geworden und trotzdem unterbricht sie mühelos den Streit. Ihr strenger Blick wandern von einem zum anderen. Mir fällt auf das ihr Augen tiefgrün sind. Sie wirken wie zwei Oasen mitten im ewigen Eis der Knochengipfel. Obwohl ihr Blick jetzt so kalt ist wie dies Gipfel. „Ich wünsche das wir den Plan des Dafiri durchführen. Dafiri, er wird den Trupp führen, der die Quelle sichert! Er haftet mir mit seinem Kopf, dass die Quelle nutzbar bleibt. Kaslik sollte einer eurer Männer, absichtlich oder nicht den Überfall vermasseln steht ihr dafür grade. Dafiri erkläre er uns genau wie er das Dorf umgehen und angreifen will.“ Ich beginne Skizzen in den Sand zu zeichnen. Dabei ignoriere ich so gut wie möglich die vernichtenden Blicke des Kasliks. Bald werden wir Mando wieder den Boden dieser Berge mit dem Blut unsere Feinde tränken. Blut für das Westblut, zu Ehre der Ahnen und unserer alten Heimat.

[Aldan]

Stadt Bybolan

Es dauert den ganzen Tag, Reit- und Packtiere zu besorgen. Wasser, Vorräte und Ausrüstung zu beschaffen und zu verpacken. Außerdem muss ich Vorkehrungen für meine Abreise treffen. Ansonsten nutzt einer meiner Brüder oder ein Konkurrent es aus, dass ich wochenlang abwesend bin. So kehre ich erst spät zurück in mein Haus. Es ist keine große Villa wie da Familienanwesen. Doch gehört es mir allein. Es hat zwei Etagen. Eine schön bemalte Front. Es ist mein Refugium abseits meiner Brüder und der Hausdiener. Ich schicke einen Diener los, um mir was zu essen aus der Küche zu holen, während ich in meine Gemächer gehe. Schon auf der Treppe nach oben, höre ich Suri wie sie die Harfe spielt. Sanfte Klänge verschmelzen zu einer schönen, sich immer wieder verändernden Melodie. Ihr Spiel werde ich in den nächsten Wochen vermissen und nicht nur das. Die dunkle, schwere Holztüre mit den Verzierungen schwingt lautlos in ihren gut geschmierten Angeln auf. Mein Gemach wird von einem großen Bett dominiert, kunstvolle Schnitzereien schmücken die dunkle Holzumrandung und die soliden Pfosten, die den Himmel tragen. Auf allen Holzteilen des Bettes tummeln sich Bauchtänzerinnen, verführerische Flaschengeister und süße Nymphen. Die hellblaue Seide des Himmels und der Vorhänge bildet dabei einen schönen Kontrast zum dunklen Holz, der Möbel und Fensterläden. Der Erker des Raums ist mit einer Sitzgruppe und vielen Kissen gefüllt. Dort sitz auf einem Schemel, versunken in ihre Musik Suri. Ihre zarten Hände fliegen über die Saiten wie Vögel im warmen Wind über unsere schöne