Geschichten vom Tanz aus Licht und Schatten - Robert Heitmann - E-Book

Geschichten vom Tanz aus Licht und Schatten E-Book

Robert Heitmann

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Beschreibung

Rabia und Laran haben die Reise durch das Reich der Herrin der Wüste überlebt und konnten sich unbemerkt in die Stadt der Licht Anbeter einschleichen. Doch die größte Herausforderung liegt noch vor ihnen. Das Südtor der Stadt muss zu richtigen Zeitpunkt geöffnete werden. Wird Larans gewagter Plan aufgehen und Rabias Macht über die Gebeine der Toten ausreichen oder werden die gnadenlosen Silberschild ihren Plan vereiteln? Während die beiden ihre letzten Vorbereitungen treffen, ist Aldan deprimiert. Die mysteriösen Agenten, die er enttarnt hat, sind Tod. Mit ihnen starb auch seine letzte Spur. Er muss sich eingestehen, dass er gescheitert ist, doch bevor er nach Hause zurückkehren kann, überschlagen sich die Ereignisse.

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Bisher erschienene Geschichten vom Tanz aus Licht und Schatten

1. Buch - Der alte Tempel und die Weberin der Knochen 2. Buch - Im Reich der Herrin der Wüste 3. Buch - Der verlorene Traum

„Träume sind die Sterne mit deren Hilfe wir den Kurs unseres Lebens bestimmen. Wir erreichen nicht immer das Ziel, das wir wollen. Doch ohne sie treiben wir blind und ziellos auf die untiefen und Klippen des Lebens zu.“

Aus der Offenbarung der ersten Prophetin

Inhalt

1. Kapitel: Ein gewagter Plan

2. Kapitel: Der Angriff auf Lichtwacht

3. Kapitel: Die Schlacht zwischen Licht und Knochen

4. Kapitel: Wenn Angst den Mut beflügelt

5. Kapitel: Zurück in der alten Welt

6. Kapitel: Der Herzschlag der Magie

7. Kapitel: Der Fluch der Ehre

8. Kapitel: Eine Nacht voll Licht und Dunkelheit

9. Kapitel: Der Staub der Schlacht legt sich

10. Kapitel: Der Lohn der Mühen

11. Kapitel: Ein neuer Stern am Nachthimmel

1. Kapitel: Ein gewagter Plan

[Rabia]

Schimbal, Südviertel

In den Tagen nach unserem Besuch in der Bibliothek konzentriere ich mich auf meine Aufgabe. Wir erkunden die sie Stadt, versuchen Patrouillenrouten und Pläne zu erstellen. Laran geht in diesen Tagen in verschiedene Kneipen, um die Soldaten und Stadtwachen dort, zu belauschen und auszuhorchen. Aber sobald mein Geist zur Ruhe kommt, beginne ich wieder grübeln. Ein Teil von mir sieht das, was mir immer eingetrichtert wurde bestätigt. Dass die Totenmaiden Flüche sind. Das ich als eine von ihnen verabscheuungswürdig bin. Doch ein anderer Teil will das Glauben was mir Laran versucht nahe zu bringen. Das ich mit einer Gabe gesegnet bin und mein Aussehen nur die Kehrseite der Medaille dieser Gabe ist. Am liebsten hätte ich eine Schrift, die mir genau sagt, was ich bin. Eine Dämonin, eine Botin der Herrin der Wüste oder doch ein Mensch der nur von der Magie berührt wurde. Ich habe Laran diese Frage einmal gestellt. Er meinte dazu nur. „Es ist nicht wichtig, was man ist. Es zählt nur, was man tut.“ Er beginnt mich mit meinen eigenen Waffen zu schlagen. Er benutzt mehr oder weniger die Botschaften der Prophetin. Er weiß ganz genau das ich denen nur zu gerne folge. Doch immer wieder kommen dann auch wieder die Zweifel, dass ich doch eine verfluchte Dämonin bin, in deren Nähe der Tod reiche Ernte hält. Das es das Beste wäre die Welt von meiner Anwesenheit zu befreien.

„Wir haben ein Problem.“ Verkündet Laran, als er von einer seiner Informationsbeschaffungstouren wieder kommt. Wie immer, wenn er nach von so einer Tour wiederkommt, stinkt er nach Bier und Schnaps. „Du meinst außer dem verdammten Wetter, was seit Tagen immer schlechter wird. Also was ist los?“ Frage ich ruhig. Das er in Astarak antwortet, sagt mir das das, was er jetzt sagt, nur für meine Ohren bestimmt ist. „Ein Gruppe Unbekannter wurde getötet, als sie versucht haben das Westtor auszuspähen. Von allem, was ich gehört habe, waren es Blutweber. Sie haben ein Massaker veranstaltet, als sie erwischt wurden und wohl etwas von einen Blutigen Morgen geschrien, der sich erheben wird. Die ganze Stadt ist in heller Aufruhe. Ab Morgen soll eine nächtliche Ausgangssperre verhängt werden.“ „Das heißt dann wohl das wir nicht die einzige Option meines Onkels oder seiner Bekannten waren, um die Feier zu planen.“ „Eine Ersatztruppe, falls uns was passiert?“ „Nein, ich denke eher eine eigenständige Gruppe. Vielleicht gibt es eine für jedes Tor und wir sind nur die Südgruppe.“ „Wie weit ist dein Plan und könne wir diesen noch in die Tat umsetzen?“ Laran setzt sich auf einen Stuhl, der unter seinem Gewicht bedenklich ächzt. „Der Plan ist fertig. Ob er so durchführbar ist, kommt drauf an, ob die Torwachen nach dem Vorfall heute weiterhin so unaufmerksam sind wie die letzten Tage und ob …“ Laran redet nicht weiter, sondern sieht mich an. „Ob was?“ frage ich misstrauische. „Ob deine Kunst das Vollbringen kann, was wir benötigen.“ „Du zweifelst an meiner Kunst?“ frage ich pikiert. „Nein ich weiß nur nicht, wo die Grenzen der Kunst Allgemein liegen, aber ich Zweifel nicht an dir. Wenn jemand das Kunststück hinbekommt, das wir brauchen dann du, Gebieterin“ „Gut dann erläutere mir deinen Plan.“ Er beginnt zu erläutern, wie wir beide das festungsartige Südtor einnehmen könnten.

In der nächsten Nacht ist das Wetter noch schlechter. Wie gedungene Mörder schlagen wir, mein Dafiri und ich zu. Wie Geister der Rache, die im Schutze des Sandsturms und der schwärze der Nacht über ihre Feinde kommen. Wir töten möglichst heimlich und lautlos die Stadtwachen. Die Wächter, die durch das Südviertel patrouillieren, um die Ausgangssperre durchzusetzen, die seit heute Abend gilt, sind unsere Beute. Auch wenn der Umgang mit Toten für eine Weberin der Knochen normal ist, sehe ich nur selten den Menschen beim Sterben in die Augen. Zu zusehen, wie sie um ihr Leben kämpfen, während eine stabile Lederschnur oder eine Knochenschlage sich um ihren Hals windet, ist nicht schön. Ich muss mir selbst klarmachen das das unsere Feinde sind. Das sie mich und meinen Schwurmann ohne Zögern töten würden, wenn sie wüssten, wer wir sind. Laran ich sehe an, dass ihm dieses heimliche Morden auch nicht gefällt. Ihm, dem als Mando seine Ehre alles bedeutet, wäre ein offener Kampf viel lieber. Er würde lieber mit einer Axt in jeder Hand seinen Schlachtruf ausstoßen, um das Blut seiner Feinde zu ehren seiner Ahnen vergießen. Doch er hat diesen Plan selbst ersonnen, da er genau weiß, was wir tun müssen. Nun ja, was ich tun muss. Er als mein Schwurmann, mein Schild und Speer ist mir nur behilflich. Wobei „nur“ nicht mal ansatzweise stimmt. Als ich zu dieser Mission aufgebrochen bin, habe ich so gedacht. Heute weiß ich, dass ich mit meinem Schild und Speer viel mehr erreichen kann als allein. „Gut das sollten genug sein, wenn du ihr die noch zu der Truppe hinzufügst, haben wir eine ansehnliche „Verstärkungstruppe“, mit der ich zum Tor marschieren kann.“ Sagt Laran, seine Stimme klingt gedämpft unter dem Tuch das er als Schutz vor dem Sand und Staub in der Luft um sein Gesicht gewickelt hat. Er hält wache, während ich leise singe. Mein Lied stimmt die Fäden der Magie auf mich ein. Sie beginnen für mich im Takt meiner Musik zu schwingen. Im Geiste und gewisserweise auch körperlich und trete ich durch den Schleier, der die Welt der Menschen und der Magie voneinander trennt. Hier webe ich die Fäden der Magie zu den Mustern die Leichen zu Knochenkrieger macht. Wandelnde Skelette die jedem meiner Befehle folgen. Wann immer ich die Welt der Fäden betrete, höre ich die ätherische Melodie der Magie. Sie klingt wie ein Harfenkonzert, unzählige Fäden schwingen wie Spinnweben im leichten Wind. Jeder Faden klingt wie eine Seite und doch einzigartig. Alle Beschreibungen werden der Musik nicht gerecht. Auch das Bild des Harfen Konzertes ist nur ein Bild um Menschen, die es nicht selbst gehört haben, ein ungefährer Eindruck zu vermitteln. In keiner Sprache, die ich kenne, gibt es Worte, die genau beschreiben, was ich höre. Meine schlanken feingliedringen Finger berühren die Fäden und wie immer macht sich ein mir ein ekstatisches Hochgefühl breit. Ich liebe es zu weben, das Gefühl die Magie zwischen meinen Finger zu spüren. Auch wenn ich heute die Kraft meiner Muster so weit wie möglich dämpfen muss. Als Laran mir seinen Plan vorstellt hat, hat er drei Anforderungen gestellt. Meine Knochenkrieger dürfen nicht wie wandelnde Skelette aussehen. Sie müssen in einer erbeuteten Uniform von den Proportionen, wie Menschen aussehen. Zweitens müssen die Bewegungen aussehen, wie die von Menschen, nicht so kantig wie es sonst meist bei Knochenkriegern der Fall ist. Die dritte und letzte Anforderung war das in den leeren Augenhöhlen keine Smaragdgrünen Flammen lodern dürfen, wie es bei meinem Dienern sonst immer der Fall ist. Jede der drei Anforderungen für sich wäre leicht zu erfüllen. Nur zusammen sind sie extrem anspruchsvoll. Zum Glück für uns hat mich die Herrin der Wüste mit einem Händchen für das Knochen weben gesegnet. Das Risiko das Laran eingehen wird, ist immer noch sehr hoch. Die Dunkelheit und das schlechte Wetter muss die bleichen Knochengesichter meiner Diener verbergen. Während die Torbesatzung sie in die das Torhaus lassen soll ohne Verdacht zu schöpfen.

Wir nähern uns aus Richtung Ostviertel dem Platz vor dem südlichen Torhaus. Im Ostviertel befindet sich die Lichtwacht, die Garnisonsfestung der Stadtwache und Miliz. Wenn eine Verstärkungstruppe kommt, dann von dort. Am Rande des Platzes bleibe ich, in der Dunkelheit und dem Schutz eines Gebäudes, zurück. Alles Rund um ist dunkel, nur am Torhaus und den großen Torflügel hängen schwache Lichtpunkte. Fackeln und Laternen die den aussichtlosen Kampf gegen die Dunkelheit und den Staub führen. Der starke Wind, der seit nun mehr fast drei Tagen unablässig von Osten weht, lässt die Flammen immer wieder bedenklich flackern und tanzen. Außerdem überschüttet er die Stadt mit Sand und Staub aus der Wüste und den Salzfeldern. Der Salzstaub brennt in den Augen, der Sand knirscht im Mund und der feine Staub dring durch jeden Spalt und jede Kleidung, so dass sich bald der ganze Körper wundgescheuert anfühlt, wenn man längere Zeit draußen ist. Diese Wetterlage ist wohl nicht ungewöhnlich für diese Gegend habe mir die Einheimischen erzählt. Doch dass sie zur Zeit der Ernte auftritt, ist sehr selten. Die Lichtanbeter danken ihrem einen Gott dafür das die Ernte vor diesem Sturm eingefahren worden ist und fürchten sich gleichzeitig vor diesem besonders schlechtes Omen. Wie recht sie damit haben, das Wetter zu fürchten. Uns kommt es auf jedenfalls zu pass. Zum einen ist nur draußen wer unbedingt muss und zum anderen können wir die bleichen Gesichter meiner Knochenkrieger mit Tüchern verbergen. Ich sehe meinem Dafiri hinterher der, ohne zu zögern in die tödliche Gefahr am Tor marschiert. Zögern und zweifeln gehört nicht zu Larans Natur, selbst in Angesicht des Todes nicht. Ein Zug um den ich ihn beneide. Doch hier reicht ein wachsamer Soldat und Laran ist tot. Er hätte dort vor dem Tor keine Deckung oder Schutz. Aus meinem Versteck beobachte ich wie Laran am Torhaus stehen bleibt, kurz schaut und dann energisch gegen die Tür hämmert. „Aufmachen Kameraden, wir sind die Verstärkung!“ Ruft Laran, wobei er sich sehr bemüht, seinen Mando Akzent so gut wie möglich zu verbergen. Nach einer gefühlten Ewigkeit und erneuten Hämmern gegen die Tür, öffnet sich in der Tür des Torhauses eine klein Klappe. Die Entfernung ist zu groß, dass ich leider nicht verstehe, was die Person auf der anderen Seite der Tür sagt. „Hauptmann Akramal hat uns geschickt Kamerad. Er glaubt wohl nach dem Vorfall gestern am Mitttor wären ein paar Klingen mehr von Vorteil.“ Wieder verstehe ich nicht, was der Kamerad antwortet. „Wenn ihr uns nicht braucht, auch gut wir marschieren zurück zur Kaserne. Eine Nacht im Tränkbrunnen ist mir wieso lieber als hier dem Sand beim Rieseln zu zusehen. Orphina tritt heute Abend dort auf. Und ein gutes Bier spült den Staub sicher weg der uns auf dem Weg hier her die Kehle ausgetrocknet hat.“ Antwort Laran auf die Worte des Torwächters. Ohne einen Versuch den Mann zu überzeugen, dreht sich mein Dafiri um. Im zackigsten militärischen Drill Ton ruft er dann. „Die ganze Abteilung kehrt um, ohne Tritt marsch!“ Verdammt das war es dann wohl mit dem Plan das Torhaus ohne langen Kampf einzunehmen. Grade, als ich die Fäden auf mich einstimmen will, dreht sich Laran wieder in Richtung Torhaus um. „Das Ganze halt!“ Die Tür des Torhauses geht auf. Ein Mann mit einer Laterne kommt heraus und leuchtet Laran ins Gesicht. „Wer seid ihr eigentlich Feldwebel?“ Laran nimmt kurz Haltung an. „Feldwebel Hastalre, drittes Ostbanner.“ Keine Ahnung wo Laran diesen Namen aufgeschnappt hat, doch er schein zu funktionieren. Anscheint waren an seine Touren doch zu mehr gut als nur um sich zu besaufen. Die ganzen Namen und Informationen scheinen den Torwächter zu beruhigen. „Warum schickt euch Hauptmann Akramal? Hauptmann Bormir ist doch für euch zuständig.“ Laran schüttelt den Kopf. „Nein Hauptmann Bormir wurde seines Kommandos enthoben. Seit gestern ist Hauptmann Akramal für die gesamten Ostbanner zuständig.“ „Ach ja stimmt. Nichts für ungut Feldwebel, nach dem zwischen Fall gestern am Mitttor können wir nicht vorsichtig genug sein, kommt rein Kameraden.“ Laran dreht sich zu mein verkleideten Knochenkriegern um. Die noch immer mit dem Rück zum Torhaus stehen. „Auf die Mauer mit euch Männer! Ich nehme an hier die Treppe rauf?“ „Ja, genau hier hoch und ganz nach oben.“ Hilf der Torwächter breitwillig. Jetzt verschwindet erst der Wächter, dann Laran und zum Schluss alle meine Diener in dem massiven Gebäude des Torhauses. Als ich ausatme, merke ich erst das ich die ganze Zeit den Atem angehalten hatte, um kein Wort zu verpassen. Warum bin ich so nervös? Im Gegensatz zu Laran bin ich hier draußen doch halbwegs in Sicherheit. Oder ist es genau das? Wenn jetzt was schief geht, kann ich ihn nicht helfen. Ohnmächtig holde ich meine Gebetsketten heraus und bete zur Herrin der Wüste eine Schützende Hand über Laran zu halten

[Laran]

Schimbal, Südviertel, Torhaus

Der Wächter mit den Rangabzeichen eines Feldwebels geht vor mir die Treppe hoch, biegt, aber auf halberhöhe des Treppenhauses ab. Eine schwere Holztür in der seitlichen Wand versperrt den Weg, während die Wendeltreppe weiter nach oben führt. „Feldwebel wollt ihr uns bei einer Tasse Tee Gesellschaft leisten?“ „Gerne, Männer besetzt die Mauer!“ sage ich, während ich über den Runenstein, der in meiner Tasche ist, den Befehl gebe das sie oben warten sollen. Noch kann ich sie auf der Mauer nicht gebrauchen. Ich hoffe inständig das dem Kerl nicht auffällt das meine Männer nie antworten. Ich folge dem Mann in einen kleinen viereckigen Raum. In einer Ecke stehen zwei Betten. An der Wand, die der Tür gegenüber liegt, steht ein kleiner Herd, auf dem ein Kessel steht. Das muss ein Wachraum oder ein Raum für Offiziere sein. Hier stehen und sitzen drei Männer. Der Feldwebel der mich in Empfang genommen hat, ein Leutnant und ein weiterer Feldwebel. Als ich den Raum betrete, stehe ich zackig still. „Feldwebel Hastalre und zehn Männer von dritten Ostbanner melden sich zum Dienst Herr Leutnant.“ Melde ich dem Offizier, der auf einer Bank sitzt und meinen Gruß lässig erwidert. „Rühren Feldwebel.“ Auch der Befehl klingt lax. Hier herrscht kein Drill, keine richtige Disziplin. „Der Tee ist fast fertig. Was habt ihr angestellt das ihr zu dieser Stunde und bei diesem Wetter hier hergejagt wurdet?“ „Keine Ahnung Herr. Es könnte sein das dem Herr Hauptmann meine Nase nicht passt.“ Zum Glück habe ich Jahre lang in einem stehenden Heer gedient. Auch wenn das hier eine andere Truppe ist, doch am Ende ticken alle Armeen ähnlich. „Dann seit in unserer kleinen Runde willkommen.“ „Danke Herr.“ Erst jetzt entspanne ich mich ein wenig. „Hängt eure Waffen da an den Haken, die stören hier drin nur.“ Wirft der zweite Feldwebel ein, der sich grade am Kessel zu schaffen macht. Ein kleiner Raum, drei Mann die nicht bewaffnet sind und mit keinem Ärger rechnen. Die Wände wirken sehr dick, keine Fenster und die Tür ist geschlossen. Nur der Herd hat irgendwo einen Rauchabzug. Es wird kein Lärm nach außen dringen, wenn es losgeht. Langsam löse ich meinen Schwertgürtel, den ich mit der Uniform erbeutet habe und hänge ihn an den Haken neben der Tür. Ich schlucke, alles oder nichts, für die Ehre. Blitz schnelle ziehe ich den Krummsäbel und einen Dolch. Als erstes stürze ich mich auf den Leutnant. Bevor er weiß, wie ihm geschieht, ramme ich ihm die schlanke Klinge des Dolches in den Hals. Mit nur wenigen Schritten habe ich dem Mann am Kessel erreicht. Mein Säbel hebt und senkt sich ein paar Mal, verwandelt seinen zum Schutz erhobenen Arm, seine Schulter und seinen Hals in blutige Fetzen. Seine Schmerzensschreie sind Ohren betäubend in dem kleinen Raum. Sein Blut spritzt aus seinem Hals und tränkt meine Uniform. Wie ein blutiger Dämon wende ich mich dem dritten Mann zu, der in dem Moment seine Schockstarre abschüttelt. Der Mann muss ein Veteran sein, der solches Gemetzel schon gesehen hat. Sonst hätte er sich nicht so schnell von seiner Überraschung erholt. Unsere Blicke treffen sich, wir messen uns, schätzen beide die Entfernung zwischen uns und dem Waffenständer. Wir starren uns an, warten auf ein Signal, das den Tanz eröffnen wird. Im Herd knackt es. Ein Holzstück bricht zusammen. Plötzlich stürzt er los, aber nicht wie ich gedacht habe zu den Waffen, sondern zur Tür. Er will Hilfe holen, um den irren Mörder zu stoppen, der über sie gekommen ist. Jetzt geht alles verdammt schnell. Er öffnet den Riegel, bevor ich ihn erreichen kann. Ich stürme auf ihn zu. Er hat die Tür schon halb aufgezogen und holt grade Luft, um ins Treppenhaus zu brüllen, als ich mit voller Wucht gegen Tür krache. Eine seiner Hände hält noch immer die schwere eisenbeschlagene Tür fest, als diese getrieben durch meinen Schwung und Gewicht mit der Wucht eines Schmiedehammers zu schlägt. Ein ekelhaftes Knacken ertönt gleichzeitig mit dem laut *TOK*, ein Herzschlag später schreit der arme Mann aus Leibeskräften. Der plötzliche Schmerz hat ihn für einen Moment ist er wie betäubt kann nur schreien. Diesen kurzen Augenblick nutze ich, um auf die Beine zu kommen und mich auf den schockierten Feldwebel zustürzen. Dessen rechte Hand von er Tür zerquetscht wurde. Nach einem kurzen Gerangel pressen meine großen, kräftigen Hände, die sich um seine Kehle geschlossen haben, das Leben aus ihm heraus. Er wehrt sich nach Leibeskräften, während sein Kopf immer röter wird. Doch hat er mit nur einer gesunden Hand, keine Chance gegen mich. In seinen Augen sehe ich den Punkt als ihn klar wird das er nicht gewinnen kann. Den Punkt als aus bewusstem Kampf reine Verzweiflung wird. Den Punkt als das Leben in seinen Augen erlischt. Ich hasse diese Art des Nahkampfes. Schwer Atmen komme ich auf die Beine und sehe mich um. Der Leutnant lebt noch, grade so. Er presst seine Hände gegen die Wunde am seinem Hals, dennoch quilt dunkles Blut zwischen seinen Finger hervor. Auch aus seinem Mund sickert einen rötlicher Faden aus Speichel und Blut. Ich habe wohl auch seine Luftröhre getroffen. Sein Atem ist angestrengt und bei jedem Atemzug schein es in seiner Brust zu Blubbern. Sein Gesicht ist fast so blass wie das meiner Gebieterin. Er röchelt etwas bekommt aber kein verständliches Wort mehr heraus. „Danke für den angebotenen Tee Herr Leutnant, aber ich muss ablehnen. Mit den Feinden meiner Gebieterin pflege ich keinen Tee zu trinken.“ Sage ich während ich den Säbel aufheben. Noch einmal schaue ich ihm in die Angst geweiteten Augen und das blutleere Gesicht. Mit einem einzelnen Stich in seine Brust beende ich sein Leiden. „Ich danke euch ihr Ahnen, dass diese Trottel so vertrauensselig waren.“ Mit einem Tuch und Wasser aus einem Krug, reinige ich mein Geschieht und meine Hände von dem But. Meine besudelt Uniform tausche ich mit der des erwürgten, sie ist enge, in einem Kampf wird sie mich definitiv behindern, doch immer noch besser als mit einer blutigen Uniform auf der Mauer herumzuspazieren. Als letztes nehme ich mir die Schärpe des Leutnants. Auch sie hat Blutflecke, ich lege sie so an das man diese nicht sofort sieht und hoffe auf die Dunkelheit. Nach dem ich alle Vorbereitungen getroffen habe öffne ich die Tür und lausche in das Treppenhaus. Alles ist still. Langsam gehe ich an den wartenden Knochenkriegern vorbei nach oben. Inständig hoffe ich das der ganze Lärm draus nicht zu hören war. Doch auf der Mauer ist es genau so ruhig wie im Treppenhaus, nur das Heulen des Windes stört die Ruhe. Der Sturm ist in den letzten Minuten aber merklich schwächer geworden. Kurz sehe ich mich um, suche nach dem Schein von Fackeln oder Laternen. Auf der linken Seite, zwischen Torhaus und Signalfeuerturm gehen zwei Mann Streife. Auf der rechten Seite sehe ich das Licht einer Laterne. Das Wetter ist noch immer so schlecht das sich jeder der Männer nur nach einem warmen Feuer, etwas zu trinken und netter Gesellschaft sehnt. Keiner ist so wachsam wie er sollte. Denn jeder denkt das bei diesem Sauwetter so wieso nicht passiert. Währen das meine Männer ich würde ihnen die Hölle heiß machen. Aber zum Glück sind es nicht meine Männer. In meiner Tasche befindet sich der Runenstein, den mir meine Gebieterin gegeben hat. Mit ihm kann ich die Zehn Knochenkrieger kontrollieren. Im Gegensatz zur Höhle unter dem Bergerdorf, als sie mir das erste Mal so eine Kontrollrune gegeben hat, hat sie mir dieses Mal genau erklärt, wie ich diesen Stein verwende. Daher kann ich heute auch einzelnen Skeletten in Wächteruniformen Befehle erteilen. Ich habe es zwar geschafft, ohne krach in das Torhaus zu kommen, aber noch sind meine beiden eigentlichen Ziele offen. Ich muss noch immer den Signalfeuerturm erobern und die Mauer links und rechts vom Tor von Feinden säubern. Um an die Winde zu kommen die das Fallgatter hebt und senkt. Die Winde befindet sich auf dem Dach des Torhauses in einen eigenen kleinen verschlag aus Stein. Sie kann nur vom Wehrgang auf der Mauerkrone erreicht werden. Die offen im Schussfeld des Signalfeuerturm liegt. Der Turm auf der anderen Seite ist etwas weiter weg und stellt bei dem Wetter keine Gefahr dar. Bei guter Sicht wäre genauso gefährlich, wenn die Schützen ihn was taugen. Aber heute muss ich mich nur um die Patrouillen und den Signalfeuerturm kümmern. So atme ich tiefdurch versuche die Aufregung und Angst unter Kontrolle zu bringen, dann beginne ich mit dem blutigen Werken. Erst schicke ich vier Skelette in die Wachstube, zwei weitere an den Fuß der Treppe. Dann gehe ich ganz offen auf die beiden Wachen zwischen Turm und Tor zu, die restlichen vier meiner Soldaten soweit hinter mir das man sie in der Dunkelheit nicht deutlich erkennen kann. „Wer da?“ ruft einer der beiden Wächter, auch sie habe sich gegen den Wind und Sand total vermummt. Als das Licht ihrer Laterne auf meine Schärpe fällt, straffen sie ihre Gestalt. „Oh, Verzeihung Herr.“ Ich schlüpfe in die Rolle des strengen Offiziers. „Wenn man mit einem Offizier spricht, salutiert man!“ schnauzte ich den Sprecher mit befehlsgewohnter Stimme an. Für einen Moment zögert der Mann, immerhin bin ich ihm Unbekannt, doch dann über nimmt Drill und Gewohnheit das Denken und Handeln. „Jawohl Herr.“ Dabei nimmt er Haltung an. „Ihr werdet im Wachraum verlangt. Also Abmarsch, meine Männer werden so lange hier übernehmen.“ Die beiden sind wahrscheinlich froh mal in den Schutz der Mauern zukommen. Zwei meiner „Männer“ wenden sich um und folgen ihnen mit etwas abstand. Die Streife wird ebenfalls von meinen „Männer“ übernommen. Ein flüchtiger Blick eines etwaigen Beobachters zeigt zwei Uniformierte, die auf der Mauer laufen. Soweit so gut. Inzwischen werde sich die Skelette im Wachraum sich um die beiden Menschen gekümmert haben. Auf gleiche Weise kümmere ich mich auch um die Streife auf der rechten Seite des Tores. Damit sind vier meiner zehn Krieger gebunden. Die verbleibenden rufe ich zu mir. Jetzt bleibt nur noch der Turm, den ich mit den verbleibenden Kräften einnehmen muss. Die Offiziersschärpe ist ein echter Glücksfall, viele Soldaten schauen eher auf die Rangabzeichen als auf den Mann, der sie trägt. Aber werden die Männer im Turn genauso dumm sein? Darin wird es hell sein, sie werden bald das Blut auf der Schärpe sehen. Doch ist es immer noch meine beste Option. So leise wie möglich lasse ich meine Truppe in der Dunkelheit nahe dem Turm in Position gehen. „Ihr Ahnen leitet mich.“ Schicke ich ein Stoßgebet in Richtung Westen. Mit kräftigen Schlägen hämmere ich gegen die Tür des Turms. „Auf machen!“ Nach ein paar Augenblicken geht die Tür einen Spalt auf. Ein müdes und sehr überraschtes Schnurbärtiges Geschichte schaut mir, im schmalen Lichtschein, der durch den Türspalt fällt, entgegen. „Wer…?“ Jetzt muss ich schnell handeln, er darf nicht zum Nachdenken kommen. „Tritt zur Seite Mann! Ich bin für eine Inspektion hier. Wo ist der Offizier vom Dienst?“ „Ähm, Ähm beim Wachhabenden im Torhaus, Herr.“ Während dessen dränge ich mich an ihm vorbei in den Turm. Gegenüber der Tür windet sich eine Wendeltreppe nach oben. Auf halber Höhe steht ein Mann. „Was ist los Jarmal?“ „Ein Offizier, will eine Inspektion machen. Tamere.“ Ab hier übernehme ich wieder das Reden. „Die Besatzung des Turms soll sofort antreten! Ich bin auf Befehl von Hauptmann Delari hier und jetzt zackig!“ Ich hoffe inständig das die Überraschung, die späte Stunde und der Name des Hauptmanns, der für das Südviertel zuständig ist, mir helfen. Wenn auch nur einer der Kerle auf zack ist, bin ich erledigt. Mein Herz hämmert und das Blut rauscht mir laut in den Ohren. Kurz darauf stehe acht Männer, fünf davon total verschlafen in untersten Raum und bilden eine Doppelreihe. Durch meinen Überfall habe ich es geschafft das Niemand auf die Tür geachtet hat. Sie steht immer noch offen. Die Doppelreihe hat sich vor mir aufgestellt, damit habe ich gerechnet und mich so positioniert das die acht Mann jetzt mit dem Rücken zur Tür stehen. „Männer ich bin enttäuscht. Die Hälfte von euch hat geschlafen. Ich bin ohne Losung oder einen euch bekannten Vorgesetzten reingekommen. Was glaubt ihr was passieren würde, wenn ich ein Feind wäre?“ Langsam gehe ich die Reihen ab, äußere mich abfällig über Sauberkeit der Uniformen und die Reinlichkeit ihrer Träger. Als ich hinter der zweiten Reihe langgehe, um die Rückseite ihrer Uniformen zu inspizieren, berühre ich die Rune. Sofort stürmen die unermüdlichen Knochenkrieger herein und fallen über die nichts ahnden Wachen her. In dem Moment als der letzte Krieger hindurch ist schließe ich schnell die Tür. Jetzt kann ich nur hoffen das der Wind und die dicken Mauern des Turms alle Schreie verschlucken, auch wenn diese schnell verstummen. Die hintere Reihe stirb, bevor sie überhaupt merken, was los ist. Die vordere Fällt ohne viel Gegenwehr. Der Turm gehört uns. Sofort überprüfe ich das die Acht wirklich alle waren. Danach verriegle ich den Zugang zur Torabgewandten Mauerseite und den zum Fuß der Mauer. Erst jetzt merke ich wie meine Hände zittern, verdammt es hat wirklich funktioniert. „Ich danke euch ihr Ahnen, dass ihr mir zu gelächelt habt.“ Langsam gehe ich zurück zum Eingang vom Torhaus, auf dem Weg befehle ich zwei Kriegern Holz und Öl aus dem Turm zum Fuß des Torhauses zubringen, während des Weg nach unten versuche ich mich zu beruhigen. Das Adrenalin in den Griff zu bekommen. Endlich kann ich Rabia das vereinbarte Zeichen geben. Dafür eile ich die Treppen des Torhauses hinunter, unten angekommen schwenke ich vor der Tür eine Laterne in einer vereinbarten Abfolge. Es dauert nicht lange und Rabias Silhouette schält sich aus der Dunkelheit der Nacht. „Tor und Turm stehe zur eurer Verfügung Gebieterin.“ Wie immer, wenn wir kämpfen, wechsle ich vom vertrauten du, zum Gebieterin, denn jetzt bin ich in ersten Linie ihr eingeschworener Schild und Speer. Ihr Wächter und Vollstrecker ihres Willens und erst danach zu einer Vertrauten. Vielleicht sogar zu einem Freund. „Alle Leichen werden grade in eine Kammer hier im Torhaus gebracht, aus der kein Laut nach außen dringt.“ Während ich berichte, nimmt sie ihren Schleier ab. Im Licht meiner Laterne sehe ich das sie mir ein erfreutes Lächeln schenkt und das macht sie wunderschön. Sofort verdränge ich den Gedanken wieder. „Gab es Probleme?“ Fragt sie als die Tür hinter uns zufällt. „Nein Gebieterin. Die Täuschung hat funktioniert. Solange nichts Unvorhergesehenes passiert, wie zum Beispiel eine echte Verstärkungstruppe, haben wir für die nächsten Stunden freie Bahn.“ Sie sieht mich mit ihren tiefgrünen unergründlichen Augen an. „Was ist?“ frage ich nervös. „Ich kann noch immer nicht glauben, dass das wirklich geklappt hat. Sind die Soldaten hier alle so dumm?“ „Nein, Gebieterin es sind normale Wachtsoldaten in einer Stadt, die wohl seit Jahren mehr oder weniger im Frieden lebt. Sie konnten sich nicht vorstellen das Feinde, von denen sie nichts wussten, heute Nacht von innen kommen könnte. Und ihre Offiziere haben lieber Tee getrunken als auf ihre Männer zu achten.“ „Du bist auch Soldat und du benutzt deinen Kopf.“ „Das ist schon fast ein Lob aus eurem Mund Gebieterin.“ Ihr schmaler Mund verzieht sich zu einem frechen Grinsen. „Ich sagte du benutzt deinen Kopf, dass das von Erfolg gekrönt ist, habe ich nicht gesagt.“ Aber ihre Augen funkeln amüsiert, sie hat richtig gute Laune. Danach widmet sie sich den Leichen die sich jetzt im Raum der Offiziere Stapeln.

[Rabia]

Schimbal, Südtor

Im Volksmund heißt es, wer nichts wagt der nicht gewinnt. Aber wie viel Seele sind aufgrund ihrer Wagnisse vor ihrer Zeit durch das Tor geschritten? Als jetzt dieses Wagnis gelungen ist fällt mir ein Stein vom Herzen. Das Torhaus ist durch Täuschung und List, nicht durch Waffengewallt gefallen. Alles läuft nach Plan, die Stadt schläft, ohne etwas zu ahnen. Die Herrin war mit uns, vor allem mit Laran. Das Erschaffen von weiteren Knochenkriegern aus den Leichen der Torbesatzung ist ein reines Vergnügen. Hier kann ich singen so laut ich will und kann meine Kunst nach Belieben einsetzen. Es dauert nicht lange und fünfzehn neue Knochenkrieger stehe einsatzbereit vor mir. Es klopft, obwohl die Tür offen ist. Laran steht im Tür rahmen, die Uniform hat er wieder gegen seine braune Mando Kleidung und die einfache Lederrüstung getauscht. „Gebieterin, der Sturm wird immer schwächer und es geht auf Mittnacht zu, wollt ihr das Zeichen geben? Eine Feuerschale, Holz, Öl und Fackeln stehen vor dem Torhaus bereit.“ Larans Verhalten ist manchmal seltsam. Die ganze Zeit hier in der Stadt konnten wir vertraut miteinander reden und sogar zusammen lachen. Aber sobald es zum Kampf kommt oder es anderweitig brenzlig wird, wird er wieder so distanziert wie am Beginn unserer Reise. Als streife er alles ab was ihm diesen Situationen ablenken könnte. Dabei ist es egal ob wir allein sind oder nicht. „Sehr gut, lass uns gehen.“

Der Wind ist wirklich von einem Sturm zu einer steifen Brise abgeklungen. Die fünfzehn Diener stemmen sich gegen die schweren Torflügel des inneren Stadttores. Langsam und knirschend bewegen sie sich. Kurz versichere ich mich das dort oben wirklich meine Diener patrouillieren und nicht doch lebende Soldaten der Stadt. Sobald ich Gewissheit habe das von dort keine Gefahr droht gehe ich in den tiefschwarzen Tunnel. Die Finsternis wird nur durch Larans Laterne zurückgedrängt. Dafür tanzen nun gespenstische Schatten über die glatten Wände. Auch das äußere Tor öffnet sich knarren unter dem Druck meiner Diener. Hoffentlich hört niemand das Geräusch. Sonst kommt noch jemand Nachsehen, warum mit innen der Nacht das Tor geöffnet wird. Die Feuerschale lasse ich dicht neben dem offenen Tor aufstellen. Es sollte von außerhalb gut sichtbar und von den Zinnen der Mauer so gut wie unsichtbar sein. In der Feuerschale sind trockene Holzscheite, Holzspäne, Stroh und eine Tonflasche voll Lampenöl. Ich atme einmal tief durch, dann gieße ich einen ordentlichen Schuss Öl auf das Holz. Die mitgebrachte Fackel entzünde ich an Larans Laterne. Mit einer Stichflamme und einen vernehmlichen fauchen flammt das Öl auf, als die Fackel es berührt. Erst als das Feuer das Holz erfasst hat und die ersten knackenden Geräusche brennenden Holzes erklingen, schütte ich das Roskariumpulver auf die Flammen. Sofort färben sich die Flammen hellblau. Irgendwo in der Dunkelheit sollte jemand auf das Signal warten und nun aktiv werden. Wenn er denn da ist. Vorsichtshalber verwende ich aber nur den halben Beutel des Pulvers, ich habe keine Ahnung wie lange das Feuer blau brennen muss bis die Empfänger das Signal sehen. „Wir gehen wieder rein, nicht das drinnen etwas passiert, solange wir hier draußen sind. Vier meiner Krieger lasse ich allerdings als Wache neben dem Feuer zurück. Jetzt heißt es warten, etwas in dem ich noch nie besonders gut war. „Gebieterin, wie gehen wir weiter vor, wenn die Truppen, die ihr erwartet eingetroffen sind?“ Mal wieder stellt Laran die Frage, die auch mich beschäftigt. Ich hatte keine weiteren Anweisungen, nur dieses Tor in einer Bestimmten Nacht zu öffnen. Alles andere sind meine Annahmen basierend auf diesem Fakt. „Was würdest du mir raten?“ Er blinzelt überrascht. „Ihr wollt in dieser Frage wirklich meinen Rat?“ „Ja, was würde mir mein Dafiri raten?“ „Aus taktischer Sicht solltet ihr die von euch erwartet Eroberung der Stadt unterstützen. Leichen wird es wohl bald mehr als genug geben. Ihr und eine Menge Knochen, mir tun eure Feinde jetzt schon leid. Ein lohnendes Ziel wäre das Ostviertel und dort vor allem die Festung Lichtwacht. Dort lagern angeblich Waffen und Ausrüstung für die Miliz und die Wachtruppe. Außerdem würde ein schneller Fall der Festung eine große symbolische Wirkung haben.“ Die Idee klingt gut, wenn ich den Angriff unterstütze, ohne mich vorher bei meinem Meister zurückzumelden kann ich frei agieren. Um daraus einen Vorteil für mich herauszuarbeiten, müssten mich dabei aber andere Weber und hohe Offiziere sehen. Das sollte aber kein Problem sein, während eines Feldzuges ist es üblich das Weber direkt an der Front die Truppen unterstützen. Natürlich kann es auch passieren das ich mich, mit meinem nicht abgestimmten handeln eine Menge Ärger einhandle, aber das muss ich riskieren. Sonst werde ich als Rangniedere Schülerin sicher nicht an exponierter Stelle eingesetzt. Dann verschwinde ich wieder im Gefolge meines Meisters. „Warum machst du das alles Laran?“ „Was meint ihr, Gebieterin?“ „Die meisten Schwurmann und Frauen, die ich bei anderen Adligen gesehen habe, führen ihre Befehle aus, erfüllen ihre Pflichten als Leibwächter und Vollstrecker. Und das war es. So viel Engagement wie bei dir habe ich bisher noch bei keinem gesehen.“ Jetzt lächelt Laran, ein schiefes Lächeln. „Vielleicht will ich nur zeigen, was ich kann, Gebieterin. Genau wie ihr im Tempel. Außerdem hatte ich nicht den Eindruck das ihr einen Schwurmann wie ihr ihn beschriebt wünscht.“ Wieder einmal habe ich das komische Gefühl das Laran mich besser versteht als Menschen, die mich seit Jahren kennen. Dabei dient er mir erst seit kurzer Zeit. „Du meinst du willst der Welt zeigen, was du kannst und was du wert bist?“ Kurz überlege ich. „Das du besser bist als dein Halbbruder.“ „Ist das so offensichtlich?“ fragt er überrascht. „Für mich ja, das ist dein Weg gegen deine inneren Dämonen anzukämpfen.“ „Ich dachte ich bin zu feige mich meinen Dämonen zu stellen.“ Fragt er nun neugierig, wobei er auf meine harschen Worte in Izaron anspielt. „In zwischen kenne ich dich ein wenig besser Laran. Ich habe ja schon mal gesagt. Ich verstehe deinen Weg zu denken nicht immer, versuche ihn aber zu akzeptieren und nachzuvollziehen.“ Über die Verbindungen zu meinen Dienern vor den Mauern erfahre ich das sich bewaffnete Menschen von draußen dem Tor nähren. Einem Impuls folgend lasse ich meine restlichen Knochenkrieger ein Spalier bilden. Die Späher des Reiches der 1.000 Blätter rücken langsam und vorsichtig durch den Tortunnel vor. Hier werden sie von meiner Ehrengarde und mir empfangen. „Willkommen in Schimbal meine Herren.“ Sage ich im Plauderton. Die Männer starren mich an und schauen sich ungläubig um. „Männer, was ist das für ein Benehmen vor euch steht eine Weberin.“ Fährt Laran das Dutzend Soldaten energisch, aber leise an. Darauf tritt einer der Männer vor. „Kaslik Jantrias, erste Infanterie Standarte im Dienste der Fürstin Yastrima, Herrin.“ Dabei salutiert er. „Azzarena zweite Schülerin im Dienste von Fürst Jolga.“ Stellt sich Rabia jetzt offiziell vor. „Es ist hier so still, wir hatten erwartet das das Tor umkämpft ist, Herrin.“ „Das Tor und der Turm dort sind unter meiner Kontrolle. Die Ursprüngliche Besatzung steht dort.“ Mit einer Hand deute ich sie lässig auf die Ehrengarde. „Die Stadt weiß noch nichts davon, es war mir wichtig den Überraschungsvorteil für die Operation nicht zu verspielen.“ Der Kaslik nickt. „Wir werden sofort das Zeichen geben, das alles in Ordnung ist.“ Der Mann klingt immer noch ungläubig, ob der Situation. Ein letztes Mal mustert er mich und Laran dann eilt er durch das Tor wieder nach draußen.

2. Kapitel: Der Angriff auf Lichtwacht

[Laran]

Schimbal, Südviertel

Bevor die Stadt mitbekommt, was passiert ist drängen Kavalleristen, Infanteristen und unzählige Skelette in einer schier endlosen Kolonne durch das geöffnete Südtor. Natürlich bleibt das den Wachen auf der Mauer und den Türm nicht verborgen. Hörner erschallen, Glocken werden geschlagen und Warnrufe hallen durch die Stadt. Die Reiter preschen sofort in Richtung der Tore los, die die Viertel voneinander trennen. Während die Infanterie damit beginnt das Südviertel, die Mauern und Türme zu erobern. Von einem Moment zum anderen wird die schlafende Stadt von den Trommeln des Krieges geweckt, nur um festzustellen, dass sie in einer Hölle erwacht. Rabia zieht jetzt, wo das Torhaus von regulären Truppen gesichert wird, all ihr Diener zusammen. Sie gebietet jetzt über dreißig Knochenkrieger, also eine komplette Klinge und über mich. Im Vergleich zu dem, was durch das Tor strömt, ist das nicht viel. Jedoch weiß ich was ihr Krieger vermögen und dass sie bald mehr haben wird. „Dafiri der Runenstein befehligt jetzt acht der Krieger, mit den übernimmst du die Vorhut. Bring mich in Ostviertel und zu Lichtwacht! Aber zuerst will ich meine Sachen in unserem Rattenloch sichern.“ befiehlt Rabia. Die Skelette, die mir bei der Einnahme des Tores geholfen hatten, haben genau wie ich die feindliche Uniform abgelegt. Es ist nicht ratsam in einer Schlacht in der feindlichen Uniform rumzulaufen. Obwohl bei der Dunkelheit und dem Chaos um uns herum die mich umgebenen Knochenkrieger die beste Uniform darstellen. Die Diener sehen jetzt auch wieder wie normale Knochenkrieger aus. Ich kann nur vermuten das Rabia die Überschüssigen Knochen, die für die richtigen menschlichen Proportionen gesorgt hatten, jetzt lieber in weitere Krieger verwandelt hat. Das würde dann auch erklären, wo die zusätzlich Knochenkameraden herkommen.

Auf dem Weg durchs Südviertel zeigt sich die verheerende Wirkung des verwinkelten Irrgartens aus Seitenstraßen, Innenhöfen und Sackgassen. Der schnelle Vorstoß über dir Hauptstraße geht weiter voran. Während die Infanteristen und Skelette, die das Gebiet sichern sollen, sich in diesem Irrgarten verlaufen. Oder in Hinterhalte gelockt werden. Wie in dem Hof in dem unsere Unterkunft liegt. Hier scheinen die Bewohner von allen Seiten auf Reichstruppen einstürmen gestürmt zu sein. In dem Hof finden wir vierzig Leichen. Die Bewohne sind mit Knüppeln, Küchengeräten oder den bloßen Fäusten gegen Skelette und gerüstete Berufssoldaten angetreten, als diese hier aufgetaucht sind. Ihr überzahl und die Überraschung muss ihnen eine Zeitlang geholfen haben. Doch am Ende war der Versuch ihr Heim zu verteidigen ihr Untergang. „Ihre Ahnen müssen stolz auf sie sein, dass sie für ihre Heimat gestorben sind.“ Stelle ich fest, als ich die Leichen betrachte. „Vielleicht wären ihre Ahnen stolzer, wenn sie noch leben und ihre Blutlinie fortsetzen würden.“ Rabias bissiger Kommentar überrascht mich. Sie kniet neben dem leblosen Körper eines Mädchens deren Leiche neben einer Tür liegt. Es ist vielleicht vierzehn Jahre alt, mit bunten Bänden im dunklen Haar. Meine Gebieterin streicht sanft eine Strähne aus ihrem Gesicht. Dann schließt sie die toten Augen. „Kanntet ihr sie?“ „Nicht wirklich. Wir haben ein paar Mal geredet, wenn du auf deinen Aufklärungstouren ohne mich warst. Sie sind an dem Tag in das Rattenloch dort eingezogen, als wir bei dem Heiler waren.“ Sie deuten auf eine offene Tür, neben der das Mädchen liegt. „Sie waren auf der Suche nach Heilung für ihren Vater. Das Mädchen war so stolz drauf, dass sie schon verlobt war und heiraten würde, sobald sie fünfzehn wird.“ Das Mädchen muss in dem alter sein in dem Rabia ist Schattental geschickt wurde. Vielleicht ein zwei Jahre älter. „Sie hatte das Leben, das du dir gewünscht hast?“ Frage ich sanft. Ruckartig steht Rabia auf. „Nein! Sie war schwach und jetzt ist sie Tod und ich bin nichts von beidem. Ich bin eine Weberin!“ Ein Moment der Schwäche, der Menschlichkeit und schon hat die adlige Seite meiner Gebieterin die Bresche geschlossen. Als Rabia mit den Leichen fertig ist bewachen zehn Krieger unser Quartier und unser weniges Habseligkeiten. Die restlichen Toten folgen jetzt ihren Willen. Aufgeteilt in zwei vollständige Klingen. Eine befehlig Rabia direkt, die andere folgt dem Runenstein in