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Beschreibung

Die Weltformel für das Glück! Ist es Zeit? Ist es Geld? Ist es Gesundheit? Gibt es so etwas wie allgemeingültige Regeln zum Glücklichsein? Eine internationale Autorenriege – von Island bis Südafrika, von China bis Australien – eröffnet ungeahnte Denkräume und neue Wege zu den Auslösern des Glücks: Erfolg, menschliche Nähe, Genetik, Humor. Was haben die Chancen des Lebens und der freie Wille, aber auch Schmerz und Traurigkeit mit Glück zu tun? Dieses Buch führt den Leser auf die Spur: Hier ist das Wissen von 100 Glücksforschern aus aller Welt versammelt – ohne philosophische oder spirituelle Spekulationen. Sie arbeiten auf dem Gebiet der Positiven Psychologie, die sich auf die menschlichen Stärken konzentriert. Neben den individuellen Einflussfaktoren werden in diesem Band vor allem die größeren Zusammenhänge beschrieben, die für den Einzelnen, in einer Gruppe, Organisation oder Gesellschaft das Glücksempfinden stärken. Die Glücksbotschaft: Do worry, be happy. • Das ultimative Buch zum Thema ›Glück‹ • Erkenntnisse aus der ganzen Welt

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Seitenzahl: 431

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GL

Ü

CK

The World Book of Happiness

Herausgegeben von

Leo Bormans

GL

Ü

CK.

The World Book of Happiness

Das Wissen von 100 Glücksforschern

aus aller Welt

Aus dem Englischen von Sofia Blind

© 2011 der deutschen Ausgabe DuMont Buchverlag, Köln

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Christina Holona

Satz: Hilde Knauer

Die Originalausgabe erschien 2010 unter dem Titel

Geluk. The World Book of Happiness

© 2010 Uitgeverij Lannoo nv, Leo Bormans und die Autoren

Design: Kris Demey

Fotografien: Getty Images

Bildredaktion: Kris Demey und Lieve Blancquaert

Printed in Slovenia

ISBN 978-3-8321-8564-0

DuMont eBook 2011

www.dumont-buchverlag.de

www.theworldbookofhappiness.com

Viel Freude

Die Arbeit zum Thema subjektives Wohlbefinden hat Forscher aus Wirtschaftswissenschaften, Soziologie, Psychologie, politischen Wissenschaften, Hirnforschung und anderen Gebieten zusammengeführt. Der Dialog zwischen Wissenschaftlern aus verschiedenen Disziplinen ist schwierig, aber unerlässlich, und ich bin sehr froh, dass die Glücksforschung diese Aufgabe erleichtert hat. Obwohl wir eine Vorstellung davon haben, wie manches funktioniert, sollten wir nicht unterschätzen, wie wenig wir tatsächlich wissen. Jeder, der etwas anderes behauptet, ist wahrscheinlich ein Scharlatan. Der größte Teil unserer wissenschaftlichen Erkenntnisse über das Glück bezieht sich auf reiche Länder und ist vielleicht auf die Mehrheit der Weltbevölkerung nicht anwendbar: Wieder einmal wissen wir es zurzeit einfach nicht. Bevor wir sicher sein können, muss noch einiges an Arbeit geleistet werden, und ich bin sicher, dass das viel Freude bereiten wird.

Prof. Andrew Clark (Frankreich)

Keine Pflicht

„Wie sollen wir leben?“ Diese Frage stand im Lauf der Jahrhunderte auf dem ethischen Spielplatz der Philosophen im Mittelpunkt. Bei Philosophen war es üblich, bei der Klärung des Themas, was ein gutes Leben wirklich bedeutet, von der theoretischen Ebene auszugehen; leider enthalten ihre Einschätzungen keine Informationen darüber, wie die Menschen dieses Leben tatsächlich wahrnehmen. Insofern hatte der philosophische Ansatz eher verordnenden als beschreibenden Charakter – die philosophischen Vorschläge zu der Frage, wie wir leben sollen, haben einen Beigeschmack von Pflichtgefühl und werden meist von Sanktionen für diejenigen begleitet, die sie nicht befolgen.

Die Glücksforschung beruht auf Untersuchungen darüber, wie Menschen ihr eigenes Leben bewerten, und auf der Identifizierung jener Faktoren, die erkennbar und systematisch die Lebenszufriedenheit der Menschen fördern oder beeinträchtigen. Wie die Philosophie entwickelt auch die Glücksforschung Vorschläge, wie wir ein zufriedenstellendes Leben führen können. Allerdings tragen diese Vorschläge eher den Charakter von Empfehlungen als den von Pflicht: Man ist nicht genötigt, ihnen zu folgen. Es ist sogar nicht einmal jedem möglich, ihnen zu folgen. Außerdem gibt es keine Sanktionen bei Nichtbefolgung – eine Nichtbefolgung geht jedoch meistens mit Bedauern einher.

Prof. Mariano Rojas (Mexiko)

„Wo ist die Weisheit, die wir im Wissen verloren haben?

Wo ist das Wissen, das wir in der Information verloren haben?“

T.S. Eliot, Nobelpreisträger für Literatur 1948

Willkommen im Glück. The World Book of Happiness

Meine Freunde sagen mir, ich sei Experte für angewandten Optimismus. Und so entschloss ich mich, ein Buch darüber zu schreiben: 100% Positivo. In diesem Buch ging ich auf die Suche nach dem Geheimnis des Optimismus, sowohl in mir selbst als auch in der Welt ringsum. Im Lauf dieser Suche entdeckte ich, dass schon unzählige Studien über Optimismus und Glück durchgeführt worden sind, und jeden Tag kommen neue hinzu. Der Beginn des 21. Jahrhunderts wird insofern nicht nur von schlechten Nachrichten verdüstert. Weltweit stürzen sich Tausende von Wissenschaftlern mit Leib und Seele auf das relativ neue Gebiet der Positiven Psychologie. Diese nimmt nicht Störungen, Misserfolge oder Krankheitsbilder zum Ausgangspunkt, sondern baut auf den positiven Kräften der Menschen auf. Wenn wir ein besseres Verständnis für die Dinge entwickeln, die uns gesund, glücklich und erfolgreich machen, können wir solche Mechanismen besser einsetzen, um unser eigenes Glück und das in der Welt ringsum zu schaffen. Nach einem Vortrag sprach mich einmal ein 17-jähriger Junge an. Er sagte: „Jetzt weiß ich, was ich antworten kann, wenn mich die Leute fragen, was ich werden will. Ich will Optimist werden. Ich verstehe jetzt, dass das auch etwas ist, was man lernen kann.“

Die ersten Fragen, die Journalisten an Menschen richten, die sich auf Optimismus und Glück spezialisiert haben, sind immer voller Misstrauen. „Sind Sie eine Art Idealist? Merken Sie nicht, was für ein trauriger und schrecklicher Ort die Welt in Wahrheit ist?“ Diese Fragen sind oft von Zynismus gefärbt. Zyniker sind selten glücklich, sehr von sich eingenommen, und sagen damit: „Sieh nur, wie clever und intelligent ich bin! Ich brauche nur ein paar Minuten, um alles zu ersticken, was in Dir an Leidenschaft, Feuer und Hoffnung brennt!“ Das ist die einfachste – aber nicht die erfüllendste – Lebensphilosophie. Andere versuchen, Optimismus mit trivialen Floskeln herunterzuspielen. „Ich bin weder Optimist noch Pessimist, ich bin Realist.“ Sogenannte Realisten sind in Wirklichkeit Pessimisten, die es nicht zugeben wollen. Natürlich gibt es Zeiten, in denen alles schiefgeht, und jeder hat das Recht, sich in solchen Momenten traurig zu fühlen. Trotzdem steckt in jedem von uns eine unermessliche, positive Kraft. Wir können diese Kraft entwickeln und stärken. In Nepal habe ich die Bedeutung der alltäglichen Grußformel erfahren, die so viel aussagt: Namaste – „Ich verbeuge mich vor dem Gott in Dir“.

Für dieses Buch habe ich kilometerweise wissenschaftliche Berichte und Forschungsergebnisse gelesen. Immer wieder überraschte es mich, dass keiner meiner Freunde je etwas von all dem gehört hatte. Also beschloss ich, die 100 prominentesten Fachleute der Positiven Psychologie zu kontaktieren, und bat sie, ihre Arbeit in maximal 1000 Worten zusammenzufassen, als Botschaft an die Welt. Ich entdeckte, dass Positive Psychologen auch im echten Leben nette Menschen sind. Fast alle haben meine Bitte gern erfüllt. Weil das fast zu einfach ging, beschloss ich, mir noch eine zusätzliche Herausforderung zu suchen. Ich wollte Einsichten aus der ganzen Welt in Kontakt miteinander bringen. Ich wollte Spezialisten aus 50 verschiedenen Ländern finden, die Anzahl

von Ländern, die ich selbst glücklicherweise schon besuchen konnte. Sie würden uns erzählen, wie wir in unserem Leben Veränderungen bewirken können, und sich dabei auf vier Kernelemente konzentrieren. Erstens wollte ich nur Einsichten, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen – ich war nicht an spiritueller Philosophie interessiert. Zweitens sollten sich ihre Schlussfolgerungen nicht nur auf das individuelle Glück beziehen, sondern auch auf das Glück von Gruppen, natürlichen Lebensgemeinschaften, Organisationen und Ländern. Darüber hinaus sollten die Schlussfolgerungen eine gegenseitige Befruchtung von Ideen ermöglichen: eine globale Vision des weltweiten Glücks. Schließlich sollten die Texte in einer leicht verständlichen Sprache geschrieben sein – bei unserer Suche nach dem Glück wollen wir nicht über die Hürden akademischen Fachjargons stolpern. Alle Professorinnen und Professoren, die ich ansprach, empfanden diese Herausforderung als ganz besondere Prüfung. Sie schafften es, Informationen in Wissen zu verwandeln und Wissen in Weisheit. Ich danke ihnen allen von ganzem Herzen und hoffe, dass dieses Buch auf die eine oder andere Weise zum Glück jedes Menschen auf der Welt beitragen wird, sodass wir uns nicht vom Fatalismus der Angst lähmen, sondern uns von der Dynamik der Hoffnung inspirieren lassen – trotz allem … und genau deswegen.

Leo Bormans

Herausgeber

Ich widme dieses Buch

all den Menschen auf der Welt,

die es nie lesen werden.

Mein besonderer Dank gilt

Riet, Ine, Kasper,

meinen Freunden, Ruut Veenhoven, De Heerlijckyt van Elsmeren

und allen anderen, die an

diesem wunderbaren Projekt

mitgewirkt haben.

Weitere Hintergrundinformationen,

einen kurzen Film, Aktuelles, Reaktionen

und Kontaktadressen gibt es unter:

www.theworldbookofhappiness.com

Obwohl es feine Bedeutungsunterschiede

zwischen den Begriffen „subjektives Wohlbefinden“,

„Lebenszufriedenheit“ und „Glück“ gibt,

gehen wir in diesem Buch davon aus,

dass sie das Gleiche bedeuten.

Inhaltsverzeichnis

Christopher Peterson

USA

Der andere in uns

Claudia Senik

Frankreich

Setzen Sie auf Ehrgeiz

Robert Biswas-Diener

USA

Wie man Misserfolge umdeutet

Stavros Drakopoulos

Griechenland

Das Paradox

Ernst Gehmacher

Österreich

Das Glück erlernen

José de Jesús Garcia Vega

Mexiko

La Ola – die mexikanische Welle

Ying-yi Hong

China

Guanxi in China

Ekaterina Selezneva

Russland

Der russische Tunnel

Habib Tiliouine

Algerien

Lektionen aus der Sahara

Michael Eid

Deutschland

Stolz und Bescheidenheit

Dubravka Miljkovic & Majda Rijavec

Kroatien

Das Rezept

Christian Bjørnskov

Dänemark

Das Geheimnis der Wikingerwelt

Heli Koivumaa-Honkanen

Finnland

Die Medizin

Axel R. Fugl-Meyer

Schweden

Der Faktor Gesundheit

Erich Kirchler

Österreich

Eine gute Investition

David G. Myers

USA

Die zehn Gebote des Glücks

Paolo Verme

Italien

Das universelle Gesetz der Auswahl

Sonja Lyubomirsky

USA

Und was ist mit den Genen?

Elena Pruvli

Estland

Der Traumurlaub

Robert A. Cummins

Australien

Messen Sie Ihre Temperatur

Wolfgang Glatzer

Deutschland

Finden Sie Ihren Quastenflosser

Yew-Kwang Ng

Australien

Ein Quantensprung an Glück

Michael Hagerty

USA

Der Glücksdetektiv

Alex C. Michalos

Kanada

Die Schatzkammer

Noraini Mohd Noor

Malaysia

Vernachlässigen Sie die Seele nicht

Elie G. Karam

Libanon

Das Party-Temperament

Vahid Sari-Saraf

Iran

Die Kraft des Sports

Andrew Clark

Frankreich

Der soziale Zirkel

Xing Zhanjun

China

Die neun Erfahrungen

Eduardo Lora

USA

Der Preis einer Freundschaft

Leonardo Becchetti & Giacomo Degli Antoni

Italien

Das Spiel-Experiment

Helena Hnilicova & Karel Hnilica

Tschechische Republik

Die revolutionäre Erfahrung

Giampaolo Nuvolati

Italien

Lichter der Großstadt

Ahmed M. Abdel-Khalek

Kuwait

Lebenslust

Daniel T.L. Shek

China

Yin und Yang

D.J.W. Strümpfer

Südafrika

Hamba Kahle !

Doh C. Shin

USA

Hinter dem Smiley

Grant Duncan

Neuseeland

Das Recht auf Traurigkeit

Mariano Rojas

Mexiko

Das Leben ist unser wichtigstes Kunstwerk

Félix Neto

Portugal

Leben im Ausland – ein Konflikt

Gary T. Reker

Kanada

Der Sinn des Lebens

Huda Ayyash-Abdo

Libanon

Puffermechanismen

Mathew White

Australien

Die Schule des Glücks

Johannes Hirata

Bhutan

Bhutans Bruttonationalglück

Margie E. Lachman

USA

Das Leben beginnt mit 40, 50, 60 und 70

Alexandra Ganglmair-Wooliscroft

Neuseeland

Die G-Marktwirtschaft

David Bartram

Großbritannien

Sind Migranten Gewinner oder Verlierer?

Leon R. Garduno

Mexiko

Immer die falsche Wahl

Teresa Freire

Portugal

Kinder weisen uns den Weg

Joar Vittersø

Norwegen

Nicht Wer, sondern Wie

Finbarr Brereton

Irland

Grüntöne

Marek Blatný

Tschechische Republik

Intro oder Extro?

Takayoshi Kusago

Japan

Die Takayoshi-Währung

Dov Shmotkin

Israel

Jenseits von Gut und Böse

Konstantinos Kafetsios

Griechenland

Die Kultur glücklicher Beziehungen

Eduardo Wills-Herrera

Kolumbien

Geheimnisse der Politik der Zukunft

Robert E. Lane

USA

Das verlorene Glück

Luisa Corrado

Großbritannien

Das Signal „Vertrauen“

Martin Guhn & Anne Gadermann

Kanada / USA

Ein Bedürfniskonflikt

Ingrida Geciene

Litauen

Der europäische Kuchen

David Watson

USA

High Five

Carol Graham

USA

Rund um die Welt

Miriam Akhtar

Großbritannien

Training für die Glücksmuskeln

Katja Uglanova

Russland

Nach dem Schock

Joaquina Palomar

Mexiko

Der Innen-Außen-Mix

Reynaldo Alarcón

Peru

Die vier Fragen

Jonathan Adler

USA

Ihre Geschichte

Leonard Cargan

USA

Verheiratet oder Single?

Eunkook M. Suh

Republik Korea

Die letzten drei

Jan Delhey

Deutschland

Der Motor des Fortschritts

Willibald Ruch

Schweiz

Die zwei Seiten des Humors

Andreja Avsec

Slowenien

Andere Menschen, …

Hardik Shah

Indien

Der Brennpunkt unserer Energie

Sauwalak Kittiprapas

Thailand

Die Ausrichtung ändern

Kanokporn Nitnitiphrut

Thailand

Das neue Denkmodell

Sakari Suominen

Finnland

Kohärenzgefühl

Claire Beazley

Großbritannien

Die Lebenslüge

Jon Hall

Frankreich

Ein neuer Blick auf den Fortschritt

Samuel Ho

China

Universelles Glück

Katie Hanson

Großbritannien

Die beste Teenagerdroge

Kenneth C. Land

USA

Der Wohlbefindens-Index für Kinder und Jugendliche

Cassie Robinson

Großbritannien

Und was ist mit Sex?

José L. Zaccagnini

Spanien

Die Macht der Liebe

Ilona Boniwell

Großbritannien

Die Zeit – Freund oder Feind?

Mark Elchardus

Belgien

Eine Politik des Glücks

Wasundhara Joshi

Indien

Zwei Ärztinnen in Mumbai

Sergiu Baltatescu

Rumänien

Schmetterlingsfragen

Dev Raj Paudel

Nepal

Familienbande

Anastasia M. Bukashe

Südafrika

Die Morgendämmerung der Liebe

Fermina Rojo-Perez & Gloria Fernandez-Mayoralas

Spanien

Die glücklichen Alten

Jonathan Gershuny & Kimberly Fisher

Großbritannien

Minute für Minute

Philippe Van Parijs

Belgien

Ein gutes Leben

Maulolo T. Amosa

Samoa

Nach dem Tsunami

Reidulf G. Watten

Norwegen

Affluenza

Ralph Kober

Australien

Fähig behindert

Peter Adriaenssens

Belgien

Die Stimme Ihrer Eltern

Dóra Guðrún Guðmundsdóttir

Island

Kühlschrankweisheiten

Valerie Møller

Südafrika

In der Zukunft leben

Hein Zegers

Belgien

Ein Mensch ist kein Durchschnitt

Graciela Tonon de Toscano

Argentinien

Ein Schlüssel namens Freundschaft

Richard Layard

Großbritannien

Die Glücksbewegung

Ruut Veenhoven

Niederlande

Was wir wissen

Der andere in uns

Ganz allein auf dem Gipfel eines Berges. Glücklich?

Sie sind allein zu Hause, halten Fenster und Türen aber geschlossen. Glücklich?

„Ich komm schon alleine zurecht.“ Glücklich?

Kann jemand, auf sich allein gestellt, vollkommen glücklich sein? Christopher Peterson glaubt das nicht. Seiner Meinung nach empfangen wir das größte Glück von anderen. Peterson hat die Grundlagen der Positiven Psychologie entwickelt. Ob er es schaffen würde, sein Wissen und seine Erkenntnisse in zwanzig Zeilen zusammenzufassen? „Drei Worte reichen“, sagt er. Zum Glück hat er zwanzig Zeilen hinzugefügt, die diese drei Worte erklären.

Andere Menschen zählen

Positive Psychologie befasst sich wissenschaftlich mit der Frage, was das Leben besonders lebenswert macht. Die Themen dieses neuen Forschungsgebietes reichen von den biochemischen Grundlagen der Freude bis zum Wohlergehen ganzer Nationen. Trotzdem kann man sie in drei Worten zusammenfassen: Andere Menschen zählen. In der Positiven Psychologie unterstreicht jeder Beweis, jede Theorie, die Bedeutung anderer Menschen für unser Glück und unsere Gesundheit.

Schönes lässt sich am besten in Gesellschaft anderer genießen. Die wichtigsten Bausteine eines zufriedenen Lebens sind sozialer Art. Gute Beziehungen zu anderen können sogar eine notwendige Bedingung für ein glückliches Leben sein. Glück kann man kaufen – wenn man sein Geld für andere ausgibt. Erfolge verdanken wir nicht nur unserer eigenen Begabung und Beharrlichkeit, sondern auch den Lehren und der Unterstützung der Menschen, die sich um uns kümmern. Charakterstärke erlernen wir von unseren Eltern und Lehrern. Eine gute Freundschaft am Arbeitsplatz zählt mehr als Gehalt oder Status. Menschen mit engen Beziehungen sind gesünder als solche ohne, obwohl sie – wie wir annehmen – mehr Krankheitserregern ausgesetzt sind.

Die Beatles haben uns gesagt: „All you need is love“ – die Positive Psychologie erklärt, warum. Ein gutes Leben folgt aus liebevollen Beziehungen zu Freunden, Nachbarn, Kollegen, Familienmitgliedern und Partnern.

Andere Menschen zählen. Und wir alle sind für irgendjemanden der oder die „andere“.

Die Glücksschlüssel

Suchen Sie das Glück nicht in sich selbst, sondern in Ihren Beziehungen zu anderen.

Lieben und ehren Sie die Menschen, die Ihnen wichtig sind: Ihre Eltern, Lehrer, Familienmitglieder, Kollegen und Freunde.

Machen Sie sich klar, dass auch Sie immer für jemanden der oder die „andere“ sind.

__________________

Christopher Peterson ist Professor für Psychologie an der Universität Michigan (USA). Er wird oft als Gründungsvater der Positiven Psychologie bezeichnet. Er ist Mitglied der Steuerungsgruppe Positive Psychologie und Wissenschaftlicher Direktor des via Institute on Character in Cincinnati. Christopher Peterson ist für seine Studien über Charakter, Gesundheit, Optimismus und Wohlergehen weltweit anerkannt.

„Ehrgeiz macht Menschen glücklich,

aber Neid macht sie unglücklich.“

Setzen Sie auf Ehrgeiz

Zwei Gruppen von Studierenden müssen in getrennten Räumen eine Aufgabe lösen. Beide Gruppen schaffen es in ungefähr zehn Minuten. Trotzdem ist Gruppe A deutlich zufriedener mit ihrem Ergebnis als Gruppe B. Warum? Gruppe A wurde mitgeteilt, dass die anderen eine Viertelstunde für die Lösung gebraucht hätten. Gruppe B dagegen bekam zu hören, die anderen hätten die Aufgabe in nur fünf Minuten gelöst. In Wahrheit brauchten beide Gruppen gleich lang: Sie lösten die Aufgabe in zehn Minuten. Aber ihre Glücksgefühle haben nichts mit der realen Situation zu tun.

Vergleiche verderben das Glück

Anpassungsprozesse und Vergleiche ruinieren im Allgemeinen die Wohlbefindenszuwächse, die aus Einkommens- und Wirtschaftswachstum entstehen. Aber manchmal können Vergleiche Menschen glücklich machen: Wenn Menschen etwas über ihre eigenen Aussichten lernen, indem sie sich diejenigen, mit denen sie sich vergleichen, genau ansehen. Auch positive Erwartungen und Chancen auf Verbesserungen können Menschen glücklich machen. Menschen scheinen eine Vorliebe für steigende Einkommenskurven zu haben, das heißt, für Fortschritt als solchen. Kurz gesagt: Ehrgeiz macht Menschen glücklich, aber Neid macht sie unglücklich.

Daher lautet meine Empfehlung: Halten Sie sich von Vergleichsmaßstäben fern und konzentrieren Sie sich auf Ihre eigenen Pläne. Das wird Sie glücklich machen und das Wohlbefinden bewahren, das Sie aus dem beziehen, was Sie haben.

Die Glücksschlüssel

Vergleichen Sie sich nicht mit anderen.

Wenn Sie vergleichen, achten Sie darauf, was Sie aus dem Vergleich lernen können.

Verbannen Sie Neid. Schaffen Sie Platz für Ehrgeiz.

__________________

Claudia Senik ist Professorin an der Universität Paris-Sorbonne (Frankreich). Hauptthema ihrer Forschungsarbeit ist die mikroökonomische Analyse von Einkommensverteilungen und subjektivem Wohlergehen. Sie verwendet einen vergleichenden Ansatz, der die unterschiedlichen Bedingungen in West- und Osteuropa in Betracht zieht. Claudia Senik betreut verschiedene Programme für internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit.

Wie man Misserfolge umdeutet

Robert Biswas-Diener ist als „Indiana Jones der Positiven Psychologie“ bekannt – für seine Forschungen über ein emotional gutes Leben ist er in so weit voneinander entfernte Länder wie Kenia, Indien, Grönland, Spanien und Israel gereist. Er ist der Sohn von Ed Diener, dem weltweit wichtigsten Glücksexperten.

„Seit der dritten Klasse faszinieren mich andere Menschen. Damals nahmen meine Eltern mich aus der Schule, um mit mir in einem Einbaum den Amazonas hinunterzupaddeln. Stammesangehörige zu sehen, die in hölzernen Pfahlbauten am Fluss lebten, war für mich der Ausgangspunkt für eine lebenslange Neugier auf Kulturen. Dieses Interesse hat mich letztlich zu meiner Laufbahn geführt: Ich reise durch die Welt und erforsche das Glück. In jedem der Länder, die ich bereist habe, hat sich mein Verständnis dafür vertieft, was Menschen glücklich macht, und ich versuche diese Lehren in meinem eigenen Leben beim Unterrichten und Coaching anzuwenden. Als ich mich daransetzte, meinen Beitrag zu Glück. The World Book of Happiness zu schreiben, landete etwas ganz Unerwartetes auf meinem Computerbildschirm! Ich habe es sehr genossen, dies zu schreiben, aber ich bin nicht sicher, ob es das ist, was Sie suchen…“

Scheitern, Anpassungsfähigkeit und Glück

Als Glücksforscher bin ich stolz darauf, dass ich das Labor und das Universitätsgelände verlasse und meine Studien draußen im Feld durchführe. Kritiker bemängeln schon lange, dass sich die Psychologie für ihre Forschungsergebnisse über die menschliche Natur zu sehr auf Studierende als Testpersonen stützt. Natürlich ist es manchmal notwendig, das kontrollierte Umfeld eines Labors für wissenschaftliche Zwecke zu nutzen. Aber ich persönlich finde, es macht einfach mehr Spaß, sich hinauszuwagen in die große weite Welt, um das Glück zu suchen. Und ich war wagemutig! Ich hatte das Glück, an viele schöne Orte zu reisen und faszinierende Menschen zu erforschen. Bei amischen Bauern im Mittleren Westen der usa habe ich gearbeitet, bei Robbenjägern im Norden Grönlands, bei Stammesvölkern in Ostafrika und bei Sexarbeiterinnen in den Slums von Kalkutta.

Sie denken vielleicht, ich mit all meiner internationalen Forschungserfahrung hätte als wichtigste Lektion über das Glück etwas gelernt, das mit kulturellen Unterschieden oder Ähnlichkeiten zu tun hat. Wenn ja, täuschen Sie sich: Meine wichtigsten Lehren über das Glück sind nicht in den Ergebnissen der Studien gesammelt, die ich veröffentlicht habe, sondern liegen in den Misserfolgen und Schwierigkeiten bei der eigentlichen Durchführung der Forschungen.

Meinen ersten Fehlschlag erlebte ich 2002, als ich beim Volk der Inuit in Nordgrönland Forschungen zum Thema Glück durchführte. Ich war daran interessiert, Fakten über die Einheimischen zu sammeln, während sie ihren traditionellen Jagd- und Fischereigewohnheiten nachgingen. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich mein eigenes Abendessen erjagen musste, und obwohl ich mich schrecklich ungeschickt anstellte, fühlte ich die ungeheure Befriedigung dieser Tätigkeit. Grönland ist ein dramatischer, einsamer Landstrich und ich wollte etwas Abenteuerliches außerhalb meiner Wissenschaftlerpflichten erleben, also beschloss ich, von einem Fischerlager bis zur nächsten Siedlung zu wandern – ungefähr vierzig Kilometer. Unter der Mitternachtssonne brach ich auf und ging die Küste entlang, begleitet von einer Seehundfamilie. Ich gebe zu, dass ich als Amerikaner ein wenig in Hollywood-Kategorien denke: Ich stellte mir vor, der triumphale Held zu sein, der nach einer langen Wanderung durch die eisbärenverseuchte Wildnis in die Stadt schlendert. Sogar den Soundtrack dazu hatte ich im Kopf! Nach etwa acht Stunden war mein Weg jedoch durch die Stirnseite eines massiven Gletschers blockiert. Ich hatte die Wahl: Entweder könnte ich versuchen, den Gletscher zu ersteigen und zu überqueren – ein sehr gefährliches Unterfangen – oder ich könnte umkehren, die acht Stunden zum Lager als Gescheiterter zurückgehen und hoffen, dass meine Gefährten es noch nicht verlassen hätten (in diesem Fall würde ich wahrscheinlich an Unterkühlung sterben). Mein Ziel war es, die Stadt zu erreichen, und ich wollte dies unbedingt schaffen. Trotzdem entschied ich mich schließlich für den vorsichtigeren Weg und ging zurück in Richtung des Lagers. Beim Gehen, mit schmerzenden Füßen und fallender Körpertemperatur, passierte etwas: Ich begriff, dass ich nur ein Ziel durch ein anderes ersetzt hatte. Mein neues Ziel war es, sicher zurückzukommen, vorsichtig zu sein, um zu überleben und meine Frau und meine Kinder wiederzusehen – ein Ziel, das nicht weniger wertvoll war als mein ursprüngliches. Indem ich flexibel dachte, gelang es mir, einen wahrgenommenen Misserfolg begrifflich umzudeuten und meine Wanderung neu zu betrachten: als Erfolg.

„Ich hatte mein Ziel wie einen Knüppel

verwendet – um Menschen damit zu schlagen

und meinen Willen zu bekommen.“

Ein ähnlicher Fehlschlag trat ein, als ich bei den Amischen Forschungen über Glück durchführte. Diese Religionsgemeinschaft lehnt die moderne Technik wie Fernseher oder Autos ab. Weil sie sich absichtlich vom Rest der Gesellschaft fernhalten, kann es sehr schwierig sein, Zugang zu ihrer Gemeinschaft zu bekommen. Ich verbrachte Monate damit, Besuche bei Familien zu machen, nur um mit ihnen Bekanntschaft zu schließen und ihr Vertrauen zu gewinnen. Trotzdem fühlte ich mich immer wieder frustriert, wenn sich die angesprochenen Menschen aus meinen Projekten zurückzogen, oft in letzter Minute – da die Amischen keine Telefone haben, konnten sie nie „vorher anrufen“. Mein erklärtes Ziel war es, so viele Teilnehmer wie möglich für meine Glücksstudie zu gewinnen, und ich hatte das Gefühl, ich würde scheitern. Ich bin dafür bekannt, mit Gruppen zu arbeiten, die schwer zugänglich sind, und mein Misserfolg bei den Amischen war für mich gleichermaßen Enttäuschung über mich selbst wie Frustration über sie. Nach diversen Absagen hielt ich inne und bewertete mein Ziel neu. Ich erkannte, dass mein Ziel nicht unbedingt das der Amischen war. Ich hatte es wie einen Knüppel verwendet – um Menschen damit zu schlagen und meinen Willen zu bekommen. Ich fing an darüber nachzudenken, was sie selbst wollten und was ich ihnen anbieten könnte. Ich begriff, dass es für beide Seiten nützlicher wäre, wenn ich Informationen austauschen würde, statt einfach Glücksdaten zu sammeln wie ein Krankenpfleger, der Blutproben nimmt. In der folgenden Woche fing ich an, in amischen Grundschulen Vorträge über das tägliche Leben in anderen Kulturen zu halten. Die örtliche Gemeinde strömte in diese Veranstaltungen und ich merkte, dass ich, indem ich genauso viel Information gab, wie ich nahm, mich wohler in meiner Rolle fühlte und bei meinen Forschungszielen erfolgreicher war. Meine Antwortrate stieg dramatisch.

In beiden Fällen – bei der Arbeit mit den Amischen wie mit den Inuit – stellte sich mir die gleiche harte Wahrheit in den Weg: Manchmal stehen den wertvollsten Zielen ernstzunehmende Hindernisse im Weg. Manchmal sind diese Hindernisse äußere Umstände, und manchmal hängen sie damit zusammen, wie man das Ziel anfangs definierte. Wenn das passiert, neigen wir dazu, frustriert oder enttäuscht zu reagieren. Aber indem wir lernen, flexibel über unsere Ziele nachzudenken und sie angesichts eines Fehlschlags anzupassen, können wir uns sogar glücklicher fühlen. Wenn Sie sich Ihr Leben als Erzählung vorstellen, als Geschichte, die sich wie in einem Buch entfaltet, können Sie sich selbst als Verfasser dieser Geschichte sehen. Es ist möglich, die Geschichte umzuschreiben, während sie passiert; kleine Änderungen, die die Geschichte Ihres Lebens verbessern und Ihr Glück steigern. Ich bin nicht an der Wanderung zu einer abgelegenen Siedlung in Grönland gescheitert, sondern ich habe es geschafft, unbeschadet eine unwirtliche Landschaft zu durchqueren und eine schwere, aber kluge Entscheidung zu treffen, die mir wahrscheinlich das Leben gerettet hat. Ich habe nicht vergeblich versucht, viele Amische davon zu überzeugen, an meinem Forschungsprojekt teilzunehmen, sondern ich habe es geschafft, den Amischen etwas zu geben, das sie wollten: Neuigkeiten aus anderen Kulturen. Flexibel über Fehlschläge nachzudenken hilft einem, aus ihnen zu lernen, an ihnen zu wachsen und sie sogar in Erfolge zu verwandeln. Ich habe nie einen Artikel zu diesem Thema veröffentlicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass es in Borneo, der Mongolei oder Madagaskar Menschen gibt, die an der Forschungsarbeit teilnehmen möchten!

Die Glücksschlüssel

Manchmal hängen Hindernisse damit zusammen, wie wir das Ziel anfangs definiert haben. Setzen Sie klare Ziele: für sich selbst und für andere.

Scheuen Sie sich nicht, innezuhalten und Ihr Ziel neu zu bewerten. Lernen Sie, flexibel zu denken. Versuchen Sie, eine wahrgenommene Niederlage in einen Erfolg umzudeuten.

Stellen Sie sich Ihr Leben als Geschichte vor, die sich wie ein Buch entwickelt – und Sie schreiben es selbst.

__________________

Robert Biswas-Diener hat mehr als zwei Dutzend Bücher und Artikel über Glück veröffentlicht und ist Mitherausgeber des Journal of Happiness Studies und des Journal of Positive Psychology. Es ist der Gründer von Positive Psychology Services (USA) und Programmdirektor am Zentrum für Angewandte Positive Psychologie (Centre for Applied Positive Psychology, Großbritannien). Er ist der Autor von Happiness: Unlocking the Mysteries of Psychological Wealth (Glück: Wie man die Rätsel psychologischen Reichtums entschlüsselt). Um sicherzustellen, dass der Nutzen der Positiven Psychologie jedem zugute kommt, hat er eine gemeinnützige Organisation für Positive Psychologie mitgegründet, die den Namen „The Strengths Project“ (Das Stärken-Projekt) trägt.

„Immer mehr Einkommen

führt nicht zu immer mehr

Glück.“

Das Paradox

Eine Studie von Ed Diener hat gezeigt, dass das Glücksniveau der reichsten Amerikaner, die mehr als zehn Millionen us-Dollar pro Jahr verdienen, nur wenig höher liegt als das der Menschen, die für sie arbeiten. Und wie kommt es, dass die Menschen in einigen Entwicklungsländern glücklicher sind als Menschen in reichen Ländern? Dieses Phänomen wird das „Glücks-Paradox“ genannt. Stavros Drakopoulos untersucht zurzeit die Wirkung von Geld auf das Glück. Wie lautet sein Rat?

Der Zusammenhang zwischen Einkommen und Glück

Ein interessantes Ergebnis, das viele Volkswirte entdeckt haben, ist das Verhältnis zwischen der Einkommenshöhe und den gemessenen Glücksniveaus. Insbesondere die Resultate vieler Länderstudien zeigen, dass die Einkommenshöhe sehr wichtig dafür ist, wie glücklich sich viele Menschen fühlen. Allerdings scheint es, als ob dieser Effekt bei eher niedrigen Einkommen sehr stark ist – aber weniger deutlich bei hohen Einkommen. Experten nennen diesen Zusammenhang das „Glücks-Paradox“. In anderen Worten: Das Einkommen ist sehr wichtig für das Glück der Menschen, wenn sie arm sind, aber viel weniger wichtig, wenn sie finanziell abgesichert oder im Wohlstand leben. Dies scheint nicht nur innerhalb einzelner Länder zu gelten, sondern auch, wenn man verschiedene Länder vergleicht. Zum Beispiel kann man in einigen Entwicklungsländern höhere Glücksniveaus messen als in vielen ihrer höher entwickelten und reicheren Nachbarländer. Man könnte dies mit dem Argument erklären, dass Menschen im Allgemeinen sehr unglücklich sind, wenn ihre Grundbedürfnisse wie Nahrung und Unterkunft nicht erfüllt werden. Sobald diese Bedürfnisse gestillt sind, werden andere Gesichtspunkte wichtig. Das bedeutet, es ist essenziell, ein Einkommen zu haben, das zur Deckung wichtiger Bedürfnisse (wie sie in modernen Gesellschaften definiert werden) ausreicht. Weitere Einkommenssteigerungen dagegen scheinen keine entsprechenden Zuwächse an Glück mit sich zu bringen. Insofern bestimmen andere Faktoren wie Freiheit, Lebensqualität, Vertrauen und persönliche Beziehungen das Glück stärker als das Einkommen, sobald das Einkommensniveau ausreicht, um die gesellschaftlich definierten materiellen Bedürfnisse zu decken.

Die theoretische Grundlage dieser Erklärung ist die hierarchische Struktur menschlicher Bedürfnisse. Es scheint, dass Einkommen wichtig für das Glück ist, aber dass immer mehr Einkommen nicht zu immer mehr Glück führt. Noch ein anderer Faktor hängt mit der Wirkung des Einkommens auf das Glück zusammen: das, was Volkswirte „Vergleichseinkommen“ nennen. Das bedeutet, dass wir unser Einkommensniveau gern mit dem von Menschen vergleichen, die im gleichen Beruf, mit gleicher Qualifikation und ähnlich vielen Jahren an Erfahrung arbeiten. Insbesondere neigen wir dazu, uns unglücklich zu fühlen, wenn wir entdecken, dass unser Einkommen hinter dem vergleichbar Qualifizierter herhinkt. Im Ergebnis werden wir vielleicht nicht einmal durch eine Gehaltserhöhung glücklicher – wenn unsere Kollegen eine noch größere Gehaltssteigerung bekommen.

Insgesamt ist es für unser Glück günstig, wenn wir andere Faktoren als das Einkommen stärker bewerten, sobald unser Einkommen mehr als ausreicht, um unsere Grundbedürfnisse zu decken.

Die Glücksschlüssel

Einkommen ist wichtig für Glück, aber immer mehr Einkommen führt nicht zu immer mehr Glück.

Vergleichen Sie Ihr eigenes Einkommen nicht mit dem Ihrer Kollegen oder anderer Menschen.

Legen Sie größeren Wert auf Freiheit, Lebensqualität, Vertrauen und Beziehungen. Sie alle sind wichtiger für das Glück als Ihr Einkommen.

__________________

Stavros A. Drakopoulos ist Professor für Volkswirtschaft an der Universität Athen (Griechenland). Er war Dozent an den Universitäten von Aberdeen und Glasgow in Schottland. Eine seiner vielen Veröffentlichungen ist Values and Economic Theory: The Case of Hedonism (Werte und Wirtschaftstheorie: Der Fall des Hedonismus). Sein Forschungsinteresse gilt vor allem dem Verhältnis von Glück und Wirtschaft.

„Langfristig

überleben nur glückliche

Gesellschaften.“

Das Glück erlernen

„Die ersten Auswirkungen der neuen Möglichkeit, größeres Glück durch experimentell erprobte sozialpolitische Maßnahmen zu erzeugen, zeigen sich auf vielen Gebieten: in der Bildung wie in der Wirtschaft, im Gesundheitswesen wie im Wohnungsbau, in Kirchen wie in Sportvereinen“, sagt Ernst Gehmacher. Es gibt gute und schlechte Formen des Glücks. Aber können wir die guten ohne Schulung erlernen?

Nur glückliche Gesellschaften überleben: Fitness, Freunde und Freude

Als Sozialwissenschaftler arbeite ich seit vierzig Jahren in der Glücksforschung und habe dabei zwei grundlegende Naturgesetze erlernt:

Langfristig überleben nur glückliche Gesellschaften – sie sind die Gewinner im Prozess der kulturellen Evolution. In der gesamten Geschichte war menschliches Glück der entscheidende Erfolgstest für Zivilisationen, Kulturen, Gemeinschaften und Volkswirtschaften – und ist es noch heute. Es ist auch das universelle Kriterium für sozialen Zusammenhalt in jeder sozialen Einheit, von der einfachen Familie bis zur Menschheit als Ganzes.

Fortschritt beruht auf Wissen, Wissen beruht auf objektiver Beobachtung, und objektive Beobachtung beruht auf genauen Messungen. Wir haben gelernt, alles zu vermessen – die Größe von Atomen, die Ausmaße des Kosmos, die Tätigkeit von Neuronen im Gehirn, die Wirtschaftszyklen von Angebot und Nachfrage – aber wir haben keine allgemein akzeptierte Maßeinheit für Glück. Eine funktionierende und objektive Maßeinheit für das „Bruttosozialglück“ hat in unserer neuen globalen Weltordnung hohe Priorität, wenn wir zukünftige Katastrophen vermeiden wollen.

Aber Glück ist nicht leicht zu finden – und noch schwerer zu bewahren. Es gibt gute, haltbare Arten von „nachhaltigem“ Glück: Es liegt Freude im Selbermachen, in Liebe und Freundschaft, in Gesundheit und Fitness, im Finden von Freunden und in der Arbeit an einer besseren Gesellschaft. Aber es gibt auch schlechte Arten von „abhängig machendem“ Glück: Alkohol und Drogen, die Jagd nach Erfolg und Status, langweilige Unterhaltungen und Einsamkeit in Gesellschaft. Langfristig werden solche Abhängigkeiten Sie selbst, Ihre Umwelt und die Gesellschaft zugrunde richten. Die guten Arten des Glücks müssen erlernt und trainiert werden. Menschen lassen sich leicht von den schlechten Arten verführen, vor allem, wenn sie unter Stress oder Entbehrungen leiden. Aber gutes Glück ist nicht nur gut für Ihre Freunde, Ihre Nachbarn und die Gesellschaft – sogar für die gesamte Menschheit. Es ist auch gut für Sie selbst! Glück ist grundsätzlich demokratisch – niemand kann glücklich sein, der sich nicht persönlich engagiert, aber persönliches Engagement kann Sie ohne soziale Unterstützung nicht glücklich machen.

Die Glücksforschung hat eine klare Botschaft: Glück kann auch im Alter entwickelt und sogar gesteigert werden, wenn drei Faktoren stimmen – Fitness, Freunde und Freude.

Fit? Chronische Krankheiten treffen mehr als 80 Prozent der über Fünfzigjährigen, die einen einsamen und ungesunden Lebensstil pflegen. Sie treffen nur 5 Prozent der Menschen mit gutem „Sozialkapital“ (Leben in einer Gemeinschaft), Spaß an der Arbeit oder aktiven Hobbys.

Freunde? Die beste Chance für „soziales“ Glück besteht, wenn Menschen in ihrem Familien- und Freundeskreis mindestens vier, aber nicht mehr als zwölf enge Beziehungen pflegen – mit vollem gegenseitigem Vertrauen und verlässlichen Hilfeleistungen. Gleichzeitig haben sie fünfzehn (ohne Obergrenze) andere freundschaftliche, kooperative Beziehungen zu Personen, die sie gut kennen, und das ausgeprägte Gefühl, zu einer größeren sozialen Einheit zu gehören (die Kriterien für „optimales Sozialkapital“).

Freude? Wohlstand (die Menge an Einkommen und materiellem Besitz) macht die Armen glücklicher und die Reichen unglücklicher. Wohlstandssteigerungen (Gewinne, Wertzuwächse, Karriere, Gehaltserhöhungen, allgemeines Wirtschaftswachstum) machen Menschen kurzfristig glücklicher, aber nicht dauerhaft. Große Wohlstands-Ungleichheit fördert Aggressionen und das Unglück aller. Bemühen Sie sich, gute und nachhaltige Formen des Glücks zu erreichen.

Glück muss erlernt werden. Glück kann sogar in der Schule gelehrt werden. Die ersten Experimente mit „Glücksunterricht“ an weiterführenden Schulen haben sich als erfolgreich erwiesen.

Die Glücksschlüssel

Geben Sie schlechte, abhängig machende Formen des Glücks auf und wählen Sie gute, nachhaltige Formen.

Ihr Glück wird wachsen, wenn drei Grundbedingungen stimmen: Fitness, Freunde und Freude.

Glück kann und muss erlernt werden. Also fangen wir sofort mit dem Lernen an!

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„Mein Beitrag für Glück. The World Book of Happiness war ein Beitrag zu meinem eigenen Glück“, sagt Prof. Ernst Gehmacher vom Club of Rome und dem BoaS, Büro für die Organisation angewandter Sozialforschung, in Wien (Österreich). Er arbeitet eng mit der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zusammen. Das OECD-Programm „Sozialkapital“ (Measuring Social Capital) fördert die Glücksforschung als ersten Schritt, um der Politik weltweit Instrumente zur „Glücksförderung“ (pursuit of happiness) zur Verfügung zu stellen.

La Ola – die mexikanische Welle

Das Pro-Kopf-Einkommen in Mexiko beträgt ungefähr 7000 us-Dollar pro Jahr. Das von Australien ist fünfmal so hoch. Trotzdem rangiert Mexiko in der Rangliste der glücklichsten Länder höher als Australien. „Sobald man einen annehmbaren Lebensstandard erreicht hat, ungefähr das heutige Niveau von Mexiko, vermehren weitere Wohlstandssteigerungen das Glück nicht mehr“, schreibt das Journal of Happiness Studies. José de Jesús Garcia Vega lebt und arbeitet in Monterrey (Mexiko). An diesem Ort wurde an-geblich in den 1960ern die berühmte mexikanische „La Ola“-Welle erfunden. Also heben wir die Arme und schwingen wir mit!

Das ultimative Ziel

Man sagt, das Glück sei eine Reise, kein Ziel. Meine Studien über das Glück sind für mich wirklich so etwas gewesen: eine wahrhaft wunderbare Reise! Bevor ich erkannte, dass man das Glück tatsächlich studieren kann, hatte ich das Gefühl, Glück sei das Wichtigste in meinem Leben. Als ich Aristoteles wiederentdeckte – der mir sagte, dass wir das meiste in der Absicht tun, glücklicher zu werden – wurde mir klar, dass Glück das große Ziel ist.

Viele andere Ideen haben mein Leben einfacher und glücklicher gemacht. Ich bin überzeugt, dass es meine Aufgabe ist, die Lehre des Glücks zu verbreiten, das Evangelium des Glücks zu predigen. Oft denke ich, Unwissen ist das größte Hindernis auf unserem Weg zum Glück. Es gibt viele Werkzeuge, Abläufe und Ideen, die Menschen dabei helfen können, glücklicher zu werden. Und es ist bewiesen, dass sie funktionieren! Wir müssen sie nur jedem zugänglich machen.

Fangen wir am Anfang an. Wenn man einmal beginnt darüber nachzudenken, wie man glücklicher werden könnte, ist man schon auf dem Weg. Es ist erstaunlich, wie viele ihr Leben mit harter Arbeit und dem Streben nach immer neuen Erfolgen verbringen und gleichzeitig ihr Bedürfnis nach Glück vergessen. Wir jagen ständig materiellen Gütern nach, aber wenn wir versuchen, sie zu genießen, merken wir, dass es schon zu spät ist. Man sagt oft, dass die Menschen die besten Jahre ihres Lebens darauf verwenden, Geld zu verdienen, und dafür, ihre Gesundheit und ihre Familie opfern – nur um den Rest ihrer Tage damit zu verbringen, das gleiche Geld für den Versuch aufzuwenden, ihre ruinierte Gesundheit und ihre entfremdete Familie zurückzugewinnen!

Ich habe auch gelernt, dass es sehr hilfreich ist, wenn wir die Dinge so akzeptieren, wie sie sind. Ich erinnere mich an ein altes Gedicht: „Gott, gib mir die Geduld, die Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, gib mir die Kraft, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und gib mir die Weisheit, beide zu unterscheiden.“ Wir verbringen viel Zeit damit, uns über Dinge zu beklagen, die uns zustoßen, aber das ist schlicht Zeit- und Energieverschwendung. Um glücklich zu sein, müssen wir das genießen, was wir haben.

Darüber hinaus wird mir inzwischen klar, dass ich immer die Freiheit habe auszuwählen, auf welche Weise ich mit einer bestimmten Situation umgehen möchte. Nach einem Rückschlag oder einer Enttäuschung ist es an mir zu entscheiden, ob ich mich hinsetze und weine oder ob ich mich ansporne und versuche, etwas zu tun. Letztlich hängt mein Glück ausschließlich von mir und meiner Haltung ab. Alles andere ist sekundär.

Für mich ist das Leben wie eine große Party, zu der wir alle eingeladen worden sind. Unsere einzige Aufgabe ist, es zu genießen und glücklich zu sein. Der einzige Preis, den wir zahlen müssen, ist unsere Verantwortung dafür, anderen zu helfen, ebenfalls glücklich zu werden, und den Raum in dem Zustand zu hinterlassen, in dem wir ihn vorgefunden haben, oder vielleicht sogar besser. Die Menschen vor uns haben hart gearbeitet und uns diese wundervolle Bühne zum Spielen geschenkt – da ist es nur gerecht, wenn wir das Gleiche für diejenigen tun, die uns folgen werden, wenn wir gegangen sind.

Die Glücksschlüssel

Vergessen Sie nicht, glücklich zu sein. Viele Menschen verwenden ihre besten Jahre auf das Geldverdienen und opfern dafür ihre Gesundheit und ihre Familie. Später verwenden sie das gleiche Geld dafür, ihre ruinierte Gesundheit und ihre entfremdete Familie zurückzugewinnen.

Nehmen Sie die Dinge hin, wie sie kommen. Um glücklich zu sein, müssen wir genießen, was wir haben.

Sie haben immer die Freiheit auszusuchen, in welcher Weise Sie mit einer bestimmten Situation umgehen möchten.

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Dr. José de Jesús García Vega arbeitet im Centro de Estudios sobre el Bienestar (Zentrum für Wohlbefindensforschung) an der Universität Monterrey (Mexiko). „Der großartigste Nutzen meiner Glücksstudien sind vielleicht die vielen Freunde, die ich unter Forschern aus aller Welt gefunden habe. Sie sind immer bereit, mir zu helfen, glücklicher zu werden und mehr darüber zu lernen, was andere glücklich macht. Sie sind wunderbare Menschen und haben mir und vielen meiner Kollegen dabei geholfen, die Wissenschaft vom Glück voranzubringen.“

Guanxi in China

Westliche Gesellschaften betonen oft das Glück des Einzelnen. In anderen Ländern spielt die Gesellschaft eine stärker vorherrschende Rolle. Dieses Verhältnis ist oft schwierig zu erfassen oder zu übersetzen. In den Ländern des Nahen Ostens wird es wasta genannt. Ein ähnlicher Begriff existiert auf den Philippinen und ist dort als utang na loob („Dankesschuld“) bekannt. Ying-yi Hong hat in Hongkong und New York studiert – sie betont die Bedeutung des guanxi für die chinesische Kultur.

Die zwei Kräfte des Glücks in der chinesischen Kultur

Wissenschaftliche Studien haben nachgewiesen, dass die chinesische Kultur (im Vergleich zu westlichen Kulturen) von einer stärkeren Verbundenheit zwischen den Menschen geprägt wird. Für viele Chinesen und Chinesinnen hat es einen höheren Stellenwert, ihre sozialen Verpflichtungen zu erfüllen, als ihre Rechte als Einzelperson durchzusetzen, wenn beides in Konflikt gerät. Das bedeutet, dass die Menschen in China sich nicht glücklich fühlen würden, wenn sie ihre eigenen Ziele auf Kosten ihrer Verpflichtungen und Aufgaben erreichen würden. Beides muss Hand in Hand gehen. Während die erste – persönliche – Art des Glücks mit Aufregung und Begeisterung einhergeht, ist die zweite – soziale – Art des Glücks mit Gefühlen von Erleichterung, Ruhe und Harmonie verbunden.

Dies vorausgesetzt, sind chinesische Gesellschaften aber keine homogenen Einheiten. Die Bevölkerung ist ethnisch wie religiös sehr vielfältig und wird durch ausländische Kultureinflüsse und die schnelle Wirtschaftsentwicklung beeinflusst. Im modernen China sehen sich die Menschen einerseits mit den Anforderungen der Marktwirtschaft und dem Zwang zum Wettbewerb mit anderen konfrontiert, wenn sie sozial aufsteigen wollen. Andererseits sind die Menschen wie in alten Zeiten von ihrem Netz sozialer Beziehungen abhängig, zur praktischen wie zur emotionalen Unterstützung. Diese beiden Kräfte führen zur Bildung von guanxi-(Beziehungs-)Netzwerken, innerhalb derer Menschen zwar ihre persönlichen Interessen verfolgen, aber gleichzeitig durch ihre sozialen Verpflichtungen eingeschränkt werden und diese erfüllen. Erfolgreiches Navigieren innerhalb dieser komplizierten sozialen Koordinatensysteme ist die Voraussetzung dafür, im modernen China glücklich zu werden.

Darüber hinaus, um die Sache noch komplizierter zu machen, wetteifern verschiedene Philosophien und religiöse Glaubensrichtungen mit den dominanten kommunistischen Ideologien. Neben der langen Tradition des Buddhismus, des Taoismus und des Konfuzianismus wächst der Einfluss von Christentum und Islam. Menschen mit unterschiedlichen Philosophien und religiösen Glaubensrichtungen haben verschiedene, einander ausschließende Wege, das Glück zu suchen, und neigen insofern weniger als früher dazu, sich auf die von der Kommunistischen Partei vorgeschriebene Pflichterfüllung als Weg zum Glück zu verlassen.

Die Glücksschlüssel

Glück ist nicht nur ein individuelles Unterfangen.

Es hat auch damit zu tun, soziale Verpflichtungen und Aufgaben zu erfüllen.

Glücksgefühle können sich durch Aufregung und Begeisterung äußern, aber auch durch Ruhe und gelassene Heiterkeit.

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Prof. Ying-yi Hong hat in Hongkong und New York studiert. Heute arbeitet sie an der Technischen Universität Nanyang (Singapur) und in der Abteilung für Psychologie an der Universität Illinois (Urbana-Champaign, USA). Ying-yi Hong ist Mitglied der International Academy for Intercultural Research und Herausgeberin der Zeitschrift Advances in Culture and Psychology.

„Glück ist mehr als das Individuum.“

„Menschen sind soziale Wesen.“

Der russische Tunnel

„Seit Anfang der 1990er Jahre haben sich die russischen Begriffe von Erfolg, gängigen Wertvorstellungen und sogar von normalem Verhalten modernisiert. Während dieser Transformationsprozess voranschritt, zeigte sich in Russland ein ungewöhnliches Phänomen: die Erscheinung des sogenannten Tunnel-Effekts“, berichtet Ekaterina Selezneva, die in erster Linie die Auswirkungen bestimmter Bezugsgruppen und sozialer Normen auf das Glück erforscht, insbesondere im turbulenten Umfeld des russischen Wirtschaftswandels.

„Wir sind auf der anderen Spur“

Als sich die Gesellschafts- und Wirtschaftsstrukturen in Russland änderten, merkten die Menschen, dass sich die Möglichkeit zum sozialen Aufstieg eröffnet hatte. Sie alle hatten den „amerikanischen Traum“ in Filmen gesehen: Mit etwas Glück kann sogar eine arme, aber begabte Person einen kometenhaften Aufstieg erleben. Dieser Traum wurde nun zur möglichen Wirklichkeit, für alle erreichbar (und nicht nur für Funktionäre der Kommunistischen Partei, wie es früher der Fall gewesen war). Aber wie bewertet man die eigenen Chancen unter diesen ständig wechselnden Bedingungen? Man könnte zusätzliche Informationen gewinnen, indem man die Erfolge derjenigen beobachtet, die die eigene Bezugsgruppe darstellen (ähnliche Menschen, die in der gleichen Gegend wohnen). Sie stecken im gleichen „Tunnel“ wie man selbst, im gleichen Stau, nur auf einer anderen Fahrspur. Wie fühlt man sich, wenn sie Glück und Erfolg haben, auf ihrer Spur vorankommen? Ich stelle mir vor, dass man glücklich wäre, denn man könnte hoffen, hinter ihnen genau das Gleiche zu tun: Sie sind als Nächste dran, entspannen Sie sich und haben Sie Geduld. Frau Fortuna wird bald an Ihre Tür klopfen. Diese Art sozialer Durchlässigkeit kommt in stabilen Ländern selten vor, da die „Spielregeln“ seit Langem festgelegt sind. Aber in Russland ist sie entstanden.

Meine Forschungen haben gezeigt, dass der Übergangsprozess in den Köpfen der Menschen noch nicht abgeschlossen war, als Russland 2002 den Status einer Marktwirtschaft erreichte. Die, die weniger verdienten als andere in ihrer Bezugsgruppe, hofften immer noch, ihre Situation zum Besseren wenden zu können – noch fünfzehn Jahre nach dem Beginn der Wirtschaftsreformen.

„Menschen sind soziale Wesen.“ Auch wenn die meisten Menschen dieser Aussage zustimmen würden, nimmt man im täglichen Leben nicht unbedingt wahr, wie tiefgreifend die Wirkung des gesellschaftlichen Umfelds auf unser Verhalten, unsere Zufriedenheit mit diesem Verhalten und unser Leben als Ganzes ist. Dass wir in ein System von Beziehungen eingepasst sind, direkt wie indirekt, nicht nur zu Menschen, die wir kennen, sondern auch zu Fremden, bringt ständige Vergleiche zu allen Bewohnern der Welt mit sich.

Die Glücksschlüssel

Schauen Sie immer optimistisch in die Zukunft und hoffen Sie auf ein wenig Glück.

In der Zwischenzeit warten Sie nicht einfach, bis Sie dran sind. Sie müssen positiv agieren und Ihre Kompetenzen verbessern.

Die Welt ändert sich ständig. Halten Sie sich nicht blindlings an die „alten Spielregeln“.

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Dr. Ekaterina Selezneva hat an der Staatlichen Universität von Sankt Petersburg (Russland) und an der Universität von Turin (Italien) studiert. Sie arbeitet zurzeit als Wissenschaftlerin am Osteuropa-Institut in Regensburg (Deutschland). Zu ihren Forschungsinteressen gehören die Zusammenhänge zwischen Wirtschaft, Arbeitsmarkt, den Geschlechtern und dem subjektiven Wohlergehen.

„Glück ist auch eine

Frage der Geschichte.“

Lektionen aus der Sahara

Tief in der Sahara leben Menschen unter schwierigen Bedingungen. Trotzdem sieht man oft ein Lächeln auf ihren Gesichtern. Sind sie glücklich? Und wie wirken sich die zunehmenden Veränderungen auf ihr Glück aus? In Algerien gibt es einen scharfen Kontrast zwischen dem „moderneren“ Norden und dem eher traditionellen Süden. Habib Tiliouine und sein Team erforschen dort seit Jahren die Gefühle des Glücks. Alle achtzehn Monate befragen sie mehr als 10.000 Menschen. Von Norden bis Süden. Von der Sahara können wir etwas lernen.

Die Risiken des Wandels eingehen?

In einer immer kleiner werdenden Welt haben Entwicklungsländer keine andere Wahl, als sich der Moderne zu stellen und sich deren Erfordernissen anzupassen. Es stimmt, dass dieser Prozess schmerzhaft sein kann, sowohl auf persönlicher als auch auf gesellschaftlicher Ebene. Zum Beispiel kann man die beispiellose und vielschichtige Krise, die mein Heimatland Algerien seit Beginn der 1990er erschüttert, in dieser größeren Perspektive sehen.

Lebenszufriedenheit und subjektives Wohlergehen sind in Algerien niedriger als in entwickelten Ländern. Dies lässt sich nicht ausschließlich durch den niedrigen Lebensstandard erklären. Daten aus den südlichen Landesteilen (Provinz Adrar), tief in der Wüste Sahara, widersprechen einer solchen Interpretation. Unerwarterweise stellt man fest, dass die Menschen in jener Gegend glücklicher sind als ihre Mitbürger im höher entwickelten und modernen – das heißt reicheren – Norden (Provinz Oran). Aber wie sollen wir dieses Paradox am besten interpretieren?

Anscheinend ist die traditionelle Struktur der Sahraoui-Gesellschaft im Zeitverlauf intakt geblieben: enge Familienbeziehungen, hohes gegenseitiges Vertrauen, starke religiöse Bruderschaften (Zaouias), wenig Sicherheitsprobleme … Die Netzwerke der Gemeinschaft funktionieren weiterhin einwandfrei und die gesellschaftlichen Rollen sind innerhalb dieses „traditionellen“ Sozialsystems vordefiniert. Im Gegensatz dazu haben die Gemeinden des Nordens die Kraft des traditionellen Sozial- zusammenhalts verloren und sind insofern weniger homogen. Das hat eine negative Wirkung auf das Glück des Einzelnen. Wir haben außerdem herausgefunden, dass die Unterschiede zwischen Sahraoui-Männern und Sahraoui-Frauen in Bezug auf Lebenszufriedenheit und Glück viel geringer waren als zwischen den Vergleichspersonen im modernen Norden.

Historisch gesprochen, war der algerische Süden, die Sahara, von direkten ausländischen Einflüssen isoliert, insbesondere vom französischen Kolonialismus. Die starke Präsenz der Kolonialmacht im Norden erschütterte fast alle Teilbereiche des persönlichen und gesellschaftlichen Lebens. Dies legt also nahe, dass Glück auch eine Frage der Geschichte ist.

Glücklicherweise haben menschliche Gesellschaften eingebaute Abwehrmechanismen, die ihnen helfen, mit solchen Traumata umzugehen. Unsere Forschungen haben Beweise dafür erbracht, dass das Schreckgespenst der letzten sozialen Unruhen in Algerien sich langsam verflüchtigt hat und dass sich die Wirtschaft des Landes erholt; insofern hat sich das Wohlergehen der Bevölkerung allmählich gebessert. Aber das sollte nicht die Tatsache verschleiern, dass es verschiedene Grade von Glück bei den verschiedenen Bevölkerungsgruppen gibt. Zum Beispiel nehmen sich Menschen mit höherer Bildung als glücklicher wahr, verglichen mit anderen auf niedrigerem Ausbildungsniveau. Diese Tendenz lässt sich auch bei anderen sozialen Gruppen wahrnehmen: Verheiratete im Vergleich zu Unverheirateten, Gläubige zu weniger Gläubigen und gesunde Menschen zu Kranken. Meist gilt dies auch für ähnliche Vergleiche an anderen Orten. Trotzdem ist ein Wort der Vorsicht angebracht.

Internationale Untersuchungen haben bereits nachgewiesen, dass es vollkommen falsch ist, den Islam mit Extremismus gleichzusetzen. Außerdem wurde gezeigt, dass der islamische Glauben, wie andere religiöse Richtungen, mit höheren Glücksniveaus verbunden ist. Eine mögliche Erklärung dafür – die wir empirisch bestätigt haben – ist, dass der Islam seinen Anhängern einen Sinn für ihr Leben liefert. Die Verbindung zwischen dem Gefühl eines Lebenssinns und dem Glücklichsein ist bereits in früheren Untersuchungen bestätigt worden. Es gibt natürlich zahlreiche mögliche Interpretationen für diese Ergebnisse, aber zumindest legen sie nahe, dass ein gewisses Maß an Stabilität im Leben des Betreffenden eine Voraussetzung für menschliches Wohlbefinden ist. Aus diesem Grund versteht es sich fast von selbst, dass eine gute Ausbildung, ein Partner, ein religiöses oder spirituelles Leben und gute Gesundheit alle mit dem Glück zu tun haben.

Eine spezifische Lektion allerdings lässt sich aus unseren Untersuchungen ableiten. Jede menschliche Gesellschaft akzeptiert Veränderungen in ihrem eigenen Tempo. Aber wenn beschleunigter Wandel notwendig wird, sollte man klug genug sein, Menschen nicht verrohen zu lassen, indem man ihr „Sozialkapital“ zerstört. Dies könnte generell in allen Entwicklungsländern eine nützliche Lektion für Regierende und Entscheidungsträger sein. Wie man ein Land modernisiert und gleichzeitig sein Grundgleichgewicht bewahrt, muss ihre drängendste Sorge werden – und ihre größte Herausforderung. In dieser Hinsicht sollte die Sozialforschung weiterhin Leitlinien anbieten, und hier bleibt die Glücksforschung ein verdienstvolles Unternehmen.

Die Glücksschlüssel

Glück ist auch eine Frage der Geschichte. Jede Gesellschaft akzeptiert Veränderungen in ihrem eigenen Tempo.

Arme Menschen in Gegenden mit traditioneller Lebensweise können glücklicher sein als reichere in modernen Gebieten.

Eine gewisse Stabilität im Leben eines Menschen gehört zu den Voraussetzungen für menschliches Wohlbefinden.

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Prof. Habib Tiliouine (Universität Oran, Algerien) ist Gründer des Laboratoire Processus Educatifs & Contexte Social (Labo-PECS) in Algerien. Er hat Fachkenntnisse zu den Themen Lebensqualität in islamischen Ländern, Wohlbefindensstudien, Entwicklung und Bildungspolitik gesammelt und ist Mitherausgeber des Journal of Happiness Studies.

Stolz und Bescheidenheit

„Es ist sehr wichtig, dass man im Leben positive Gefühle empfindet. Gefühle wie Freude, Stolz, Zuneigung, Liebe und Zufriedenheit sind die besten Zutaten für ein glückliches Leben.“ Michael Eid hat auch gelernt, wie bedeutsam es ist, diese Gefühle in ein soziales Umfeld einzubetten.

Soziale Beziehungen gehören zu den kraftvollsten Quellen positiver Gefühle, und diese positiven Gefühle sind leichter zu bewahren, wenn wir mit anderen zusammen sind. Genauso wichtig ist es sich klarzumachen, dass die Qualität positiver Gefühle und ihre Wirkung auf das Glück sich wandeln, wenn das soziale Umfeld ins Spiel kommt. Nehmen wir zum Beispiel den Stolz. Stolz ist in westlichen Kulturen ein wichtiges Gefühl, weil er zeigt, dass man erfolgreich ist, seine Ziele erreicht und ein hohes Selbstwertgefühl hat. Insofern werden Menschen, die oft Stolz empfinden, glücklicher sein. Allerdings ist Erfolg fast nie das Ergebnis einer alleine handelnden Person – er hängt vom Beitrag anderer Menschen und auch von glücklichen Zufällen ab. Oft sind Menschen stolz auf ihren Erfolg, ohne zu merken, dass er in gewissem Grad, in offenkundiger oder weniger offenkundiger Weise, vom Beitrag anderer abhängt (auch wenn dieser vor langer Zeit geleistet wurde – wie der Einfluss von Eltern, Lehrern oder Kollegen). Zu erkennen, dass man mit Hilfe anderer und dank günstiger Umstände ein glückliches und erfolgreiches Leben führt, scheint mir eine wichtige Voraussetzung für wahres Glück zu sein. Warum? Weil es den Stolz mit Bescheidenheit und Dankbarkeit verbindet. Stolz ohne Dankbarkeit ist eine viel schwächere Quelle dauerhaften Glücks als Stolz, der in Dankbarkeit eingebettet ist. Tatsächlich besteht ohne Dankbarkeit sogar eine Gefahr des Narzissmus. Ein starkes Gefühl der Dankbarkeit gegenüber dem Leben im Allgemeinen und gegenüber anderen im Besonderen ist eine wichtige Glücksquelle. Dies gilt nicht nur für Stolz, sondern auch für viele andere positive Gefühle. Wenn individuelle Gefühle wie Stolz mit sozialen Gefühlen wie Dankbarkeit gepaart sind, werden sie eine viel kraftvollere Wirkung auf unser Glück ausüben. Insofern können Sie, wenn Sie regelmäßig über die erfreulichen Dinge in Ihrem Leben nachdenken und ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit wachrufen, den Weg zum wahren Glück finden.

Dr. Michael Eid beschäftigt sich seit zwanzig Jahren wissenschaftlich mit dem subjekti- ven Wohlbefinden. Er ist Professor für Psychologie an der Freien Universität in Berlin und hat (mit Randy Larsen) das Buch The Science of Subjective Well-Being (Die Wissenschaft vom subjektiven Wohlbefinden) herausgegeben.

„Fangen Sie mit einem

guten Ofen an.“

Das Rezept

„Für Glück gibt es kein Rezept“, sagen Skeptiker, „was sollte man denn in die Töpfe und Pfannen füllen?“ Trotzdem haben sich Dubravka Miljkovic und Majda Rijavec ein Rezept ausgedacht, das diesen Skeptikern beweisen könnte, dass sie unrecht haben. Sie haben festgestellt, welche Zutaten absolut unerlässlich sind und welche den Geschmack noch verbessern. Die Mengenverhältnisse können variieren, je nach individuellen Vorlieben und Abneigungen. Aber – das ist das Wichtigste – warten Sie nicht bis zur großen Party, um das Rezept auszuprobieren! Dies ist ein Rezept für eine alltägliche Glücksmahlzeit.

Sechs unerlässliche und fünf mögliche Zutaten

Fangen Sie mit einem guten Ofen an (einem, der seit Langem im Besitz Ihrer Familie ist), ein paar ordentlichen Kochkenntnissen, der passenden Temperatur und genug Zeit zum Backen.

Sechs unerlässliche Zutaten: Einige gute, zuverlässige Freunde (und vielleicht ein schlechter, da-mit man sich den Unterschied bewusst macht). Eine (jeweils nur eine gleichzeitig) stabile Liebesbeziehung. Die Herausforderungen einer Arbeit, die zu Ihren Fähigkeiten passt. Genug Geld für Ihre Grundbedürfnisse (und für ein paar Extras hier und da). Mindestens drei schöne Erlebnisse am Tag. Dankbarkeit für alle genannten Zutaten.

Fünf mögliche Zutaten: