Glühwürmchen und Lyonerratten - Günter Diesel - E-Book

Glühwürmchen und Lyonerratten E-Book

Günter Diesel

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Beschreibung

Günter Diesel erzählt kuriose und erheiternde Erlebnisse. Er schreibt in seiner Muttersprache, dem rheinfränkischen Saarländisch. Die Regionalsprache ermöglicht es ihm, den Charakter der Akteure treffender als im Hochdeutschen darzustellen. Im Dialekt wird die originäre Komik, die den Ereignissen innewohnt, deutlicher. Er kommt jedoch den Hochdeutschlesern entgegen, indem er den Text auf den ungeraden Buchseiten übersetzt präsentiert. Dabei sind die 22 Zeichnungen des Autors, in denen er die Komik der Situation optisch verdeutlicht, hilfreich.

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Inhalt

Vorweg gesagt

Lesehilfe

Der Autor

1. Die Gliehwirmschà

Die Glühwürmchen

E’ Orgie

Die Orgie

Uff dà Pirsch

Auf der Pirsch

Voll denääwe

Voll daneben

Die Zeigin

Die Zeugin

Uffglärung

Aufklärung

2. Kreizschmerze

Kreuzschmerzen

Madratzekaafe

Matratzenkaufen

’S werrd ernschd

Es wird ernst

Umgefall

Die Wende

Ze schbääd

Zu spät

3. Bruschdsause

Brustsausen

Ganz peinlisch

Ganz peinlich

4. Madratzeliefàrung

Matratzenlieferung

Iwwàraschung

Überraschung

Schangselos

Chancenlos

Blanlos

Planlos

Meewelzòres

Möbelfrust

Albdrääm

Albträume

Neijes Bedd

Neues Bett

Mondaasch

Montage

Abschdòrz

Absturz

5. Schamaikalyonà

Jamaikafleischwurst

Inschenjörsuffgab

Ingenieursaufgabe

Ab gehd’s

Auf geht’s

Neij Freindin

Neue Freundin

Drama

Drama

6. Selmas Grumbiere

Selmas Kartoffeln

Nòòdelschdische

Nadelstiche

7. Schukrutt – wie gudd

Choucroute wie gut

8. Saarland

(Gedischd)

Saarland (Gedicht)

Vorweg gesagt (vòrwägg gesaad)

Hochdeutsch ist die erste Fremdsprache, die ich erlernte. Und dennoch ist es für mich einfacher, in dieser „Fremdsprache“ zu schreiben als in meiner saarländisch-rheinfränkischen Muttersprache.

Da es – z.B. im Gegensatz zum Luxemburgischen – keine offizielle Grammatik für rheinfränkisches Saarländisch gibt, versuchte ich die Akustik des an meinem Wohnort gesprochenen Wortes mit Buchstaben „nachzumalen“. Isch schreiwe also so wie mà de Schnawwel gewachs ìss.

Das erfordert Erfindergeist und mag bei anderen muttersprachlichen saarländischen Autoren - etwa denen des saarl. Moselfränkischen - zu anderen Ergebnissen führen. So kommt es durchaus unter den „Fachleuten“ zu Diskussionen darüber, wer nun richtiges Saarländisch schreibt. Es gibt kein einheitliches Saarländisch, aber jeder/jede ist überzeugt davon, seine Muttersprache wäre die richtige.

Das Lesen im Dialekt fällt nicht nur den Leuten „aus ’em Reich“ schwer, auch für Saarländer ist das Lesen ihrer Muttersprache oft nicht einfach. Auch sie sind an das hochdeutsche Schriftbild und die geläufigen, darin festgelegten Ausspracheregeln gewöhnt.

Um diese Schwierigkeiten zu überwinden, habe ich eine parallele Text-Übersetzung vorgenommen und gebe am Ende des Buches eine Lesehilfe.

Ich widme dieses Buch meiner Mutter Klara, die mich sprechen gelehrt hat, und zwar so, wie es hier auf den geraden, linken Buchseiten geschrieben steht. Dasselbe steht, übersetzt ins Hochdeutsche, rechtsseitig.

Viel Spaß beim Lesen dessen, was der Saarländer Kurt und seine Frau Hilde erlebten.

Günter Diesel, 17.4.2015, dem Geburtstag von Frederik.

1. Die Gliehwirmschà

Es war an e’me schbääde Juliòhmend. Die Lufd war schwiehl unn gewiddrisch. De ganze Òhmend hadd de Kurt emm Gaade geschaffd. Er hodd digge Sandschdäänbrogge uffenannà gesetzd. De Kurt wolld nämlisch noch e Felswand um sei Feischdbiotob aanlehje. Alles solld so aussiehn wie ìnn dà Vogese. Wo er als hinn wannare gehd. So medd Wassàfall unn Tannebäämschà drummerumm.

Fà die Brògge ze bewehje, hadd’à e Bräschschdang unn e paa Rundhälzà gehadd.

An demm Òhmend war’s noch lang hell. Unn es war noch scheen warm gewehn. Mà konnd drauße noch gudd schaffe. De Kurt hodd bei der Aawed aach nedd vill aan. Nuà e paa alde Sandale unn e kòrzi Bux. Trotzdemm ess’m die Brieh zwische dà Schullàbläddà runnà bis ìnn die Graddel geloff.

So gehje halb elef hann sisch sei Bandscheiwe gemelld. Dòh hadd de Kurt graad die Bräschschdang falle gelossd unn saad sisch: „Schluss, sunschd grisch’de’s wìddà enn’s Kreiz. Unn dann schelld deins wìddà medd’à.“

Dass ääs noch saan dääd: „Ja, für so ein Zeug, da legst du dich krumm, und alles andere lässt du wieder liegen“, das war’em Kurt die Vogese ìnn seim Gaade aach nommòh nedd werd.

Langsam ess’es aach duuschdà wòr. Er wolld sowieso graad ìnn de Kellà gehen, fà sisch e Flasch Bieà ze holle. Awwà e Liddà-Bomb, so e Dòrschd hadd’à gehadd. ’S war jòh aach kä Wunnà, bei der Aawed unn’rà Hitz wie ìnn Afriga. Mìdd denne Häwelle unn Hälzà die Felsbrògge e’rum ze schubse, dòh ess de Kurt sisch sowieso vòrkumm wie ìnn Afriga am Nil. Wie e aldà Ägibdà beim Piramidebau.

Die Glühwürmchen

Es war an einem späten Juliabend. Die Luft war schwül und gewittrig. Während des ganzen Abends arbeitete Kurt im Garten. Er hatte dicke Sandsteinfelsen aufeinandergesetzt. Kurt wollte nämlich noch eine Felswand um sein Feuchtbiotop anlegen. Alles sollte so aussehen wie in den Vogesen, wo er öfters zum Wandern hinfährt. So mit Wasserfall und Tannenbäumchen drumherum.

Um die Felsen zu bewegen, benutzt Kurt eine Brechstange und ein paar Rundhölzer. An dem Abend war es noch lange hell, und es war noch schön warm gewesen. Man konnte so spät auch außer Haus noch gut arbeiten. So hatte Kurt bei der Arbeit nicht viel Kleidung an. Nur ein Paar alte Sandalen und eine kurze Hose. Trotzdem lief ihm der Schweiß zwischen den Schulterblättern hindurch bis in den Schritt.

Gegen halb elf Uhr hatten sich seine Bandscheiben bemerkbar gemacht. Da ließ Kurt umgehend die Brechstange fallen und sagte sich: „Schluss, sonst bekommst du wieder Kreuzschmerzen und dann schimpft deine Frau nochmal mit dir.“

Dass Sie am Ende auch noch sagt: „Ja, für so ein Zeug, da legst du dich krumm, und alles andere lässt du wieder liegen“, das waren Kurt die Vogesen in seinem Garten nun doch nicht wert.

Langsam wurde es auch dunkel. Er wollte sowieso schon in den Keller gehen, um sich eine Flasche Bier zu holen. Aber eine „Liter-Bombe“, so einen Durst hatte er. Das war ja auch kein Wunder, bei so einer Arbeit und einer Hitze wie in Afrika. Mit Hebeln und Hölzern die dicken Felsen herumzuwuchten, da kam Kurt sich sowieso vor, als wäre er in Afrika am Nil. Wie ein alter Ägypter beim Pyramidenbau.

Wie de Kurt dann fà das Bieà ìnn de Kellà dòrsch sei Gaade gang ess, hadd'à eerschd mòhl gesiehn, was dòh los war! Beim Bròggewälze hadd’à das garnedd so meddgrìdd. Dort war’s jòh graad wie ìnn e’me oriendalische Zaubàgaade. Gudd, ìnn dà Vogese hodd de Kurt das aach schunn mòhl gesiehn, Awwà ìnn seim Gaade?! Iwwàall, ìnn dà Hägge unn iwwà dà Wies war alles vollà Gliehwirmschà. Iwwàall klääne leischdende Schdernschà uff dà Reise dòrsch sei Gaade! De Kurt war baff! Er saad sisch. „Okay – Romantik hinn, Romantik häà, jetzd ze’eerschd mòhl das Bieà!“ Die Kellàdijà hadd jòh noch uff geschdann unn de Kurt hadd nedd misse owwe rum iwwà die Terrass dòrsch die Wohnung ìnn de Kellà gehen. Er also ab unn vumm Gaade direggd ìnn de Kellà an de alde Kiehlschrank unn die Flasch geholl. Medd der Bomb ess er dann die Gaadedrebb e’ruff unn hadd sisch gemiedlisch uff die Terrassebank gesetzd. Es war schunn elf Uhà, awwà noch zu frieh fà ìnn’s Bedd ze gehen. Sei Fraa, ’s Hilde, war jòh aach noch nedd dehemm. Die war nämlisch tòrne. Bessà gesaad, zu der Zeit dirfd die graad bei dà gastronomischen Gymnastik gewehn sìnn. De Kurt konnd sisch also Zeit losse, Er dengkd: „Dòh loss isch misch doch nedd lumbe isch gänn mà jetzt die Bombe“!

E’ Orgie!.

Dann hadd’à die Bääm vunn dà Bank geschdeggd unn denne Gliehwirmschà unne ìmm Gaade zugeguggd. Es war wie ìmm Märsche. Es ess’m ìmmà wärmà ums Herz wòr. Was wolld er noch meh! E’ scheenà Sommàòhmend uff seinà Terrass, mìdd Gliehwirmschà ìnn dà lauen Luft unn à´rà Flasch Bieà ìnn dà Hand. Pròschd! „Schaad, dass es Hilde so lang uff sisch waade lossd“, hadd’à gedengkd.

Als Kurt durch seinen Garten in Richtung Keller ging, sah er zum ersten Mal, was dort los war! Beim Felsenwälzen bekam er das gar nicht recht mit. In seinem Garten ging es ja gerade zu wie in einem orientalischen Zaubergarten. Gut – in den Vogesen hatte Kurt das auch schon mal gesehen, aber hier, in seinem Garten?! Überall, in den Hecken und über seiner Wiese, war die Luft voller Glühwürmchen. Überall kleine leuchtende Sternchen auf der Reise durch seinen Garten! Kurt war verblüfft! Da sagte er sisch „Okay, - Romantik hin, Romantik her, zunächst hole ich mir mal das Bier!“

Die Kellertüre stand ja noch offen und Kurt musste nicht oben herum über die Terrasse und durch die Wohnung in den Keller gehen. Kurt ging also vom Garten sofort in den Keller an den ausgemusterten Kühlschrank um sich die Flasche zu fassen.

Mit der „Bombe“ ging er dann die Gartentreppe hinauf und setzte sich gemütlich auf die Terrassenbank. Es war schon 11 Uhr, aber noch zu früh, um zu Bett zu gehen. Seine Frau, die Hilde, war ja auch noch nicht zu Hause. Sie war nämlich zum Turnen. Besser gesagt, zu der Zeit dürfte sie gerade bei der gastronomischen Gymnastik gewesen sein. Kurt konnte sich Zeit lassen. Er dachte: „Da lass ich mich nicht lumpen und gönne mir die „Bombe“.

Die Orgie

Dann streckte er die Beine von der Bank und schaute den Glühwürmchen unten im Garten zu.

Es war wie im Märchen. Es wurde ihm immer wärmer ums Herz. Was wollte Kurt noch mehr! Ein schöner Sommerabend auf seiner Terrasse, mit Glühwürmchen in der lauen Luft und einer Flasche Bier in der Hand. Prost! „Schade, dass meine liebe Hilde so lange auf sich warten lässt“, dachte er.

Awwà gudd, wer wääß was bassierd wäà, wenn s’e dòh gewehn wäà? De Kurt war graad so ìnn Schdimmung, er hädd mìdd der noch Haschmisch ìmm Gaade geschbield. So wie die Gliehwirmschà medd-’e’nannà. Wie er, ganz ìnn Gedangke, denne Kääfà ìmm Liebestaumel bis ìnn’s Gebisch nòh geguggd hodd, ess’em äbbes uffgefall. ìnn denne Nòhbarsgärde hadd de Kurt garkänn Gliehwirmschà gesiehn! Sollde die sich villeischd nuà ìnn seinem Gaade wohlfiehle? Weil de Kurt seinà ökologisch, das heischd mìdd Felse unn Nadurzeisch, aangeleed hodd? Ääwe so wie’s am Lac Vert ess, unn nedd so „universell“, wie’s ìnn dà äänschläschische Gaade-Kaddalooch ze siehn ess! Dass hodd’em Kurt dann awwà doch känn Ruh gelossd. Liebesdolle Gliehwirmschà nuà ìnn seim Gaade? Wie ein Luchs hodd er jedi Hägg ìnn seinà Nòhbarschafd ausgeschbähd. Nix war ze siehn!

„Vàdammd, soll isch dann schunn Bieàschaum vòr dà Aue hann!?“ fròhd er sisch. Blätzlisch ess’em de nägschde Schlugg aus dà Flasch fàschd ìmm Sunndaachshälsje schdegge geblieb! Unn zwar, als'à vunn seinà Terrass aus runnà ìnn’s Daal geguggd hadd. Unne an dà Haubdschdròòß, nääwe demm äänzelne Haus ìnn dà Kurv, dòrd wo der Bierebaam schdehd, danzde doch dausende Gliehwirmschà uff äänem Haufe ìnn dà Luft rum!

Aber gut, wer weiß, was geschehen wäre, wenn Hilde dagewesen wäre? Kurt war gerade so in Stimmung, er hätte mit ihr noch „Haschmich“ im Garten gespielt. So wie die Glühwürmchen miteinander.

Als er, ganz in Gedanken versunken, den Käfern im Liebestaumel bis ins Gebüsch nachschaute, fiel ihm etwas auf. In den Nachbargärten sah Kurt garkeine Glühwürmchen! Sollten diese sich vielleicht nur in seinem Garten wohlfühlen? Weil er seinen ökologisch, das heißt mit Felsen und Natur-Materialien, gestaltet hatte? Halt eben so, wie es in den Vogesen, am Lac Vert, aussieht und keinesfalls universell, so wie es in einschlägigen Garten-Katalogen zu sehen war.

Das ließ Kurt dann aber doch keine Ruhe. Liebestolle Glühwürmchen nur in seinem Garten? Wie ein Luchs spähte er jede Hecke in seiner Nachbarschaft aus. Nichts war zu sehen! „Verdammt, sollte ich denn schon Bierschaum vor den Augen haben?“, zweifelte er. Plötzlich blieb ihm der nächste Schluck aus der Flasche fast im „Sonntags-Hälschen“ (Kehle) stecken, als er von seiner Terrasse aus ins Tal hinunterschaute. Unten an der Hauptstraße, neben dem einzelnen Haus in der Kurve, vor dem ein Birnbaum stand, tanzten doch tausende Glühwürmchen in einer großen, grün-gelb schillernden Wolke in der Luft umher!

E großi, grien-gääl schillàndi Wolk war ze siehn. „Donnàweddà! Dausende vunn liebesdolle Gliehwirmschà“, saad er ganz pladd. Es hodd graad so aus gesiehn, als hädde die sich vunn iwwàall – aussà aus seim Gaade – zur Hochzeits-Orgie dord hinngezòh. Er war devunn iwwàzeischd, dass das e äänmòhlisches Nadurphänomeen ess.

Haschdisch hadd er die Bomb läär gemachd unn hadd s’e vòrsischdisch nääwe die Bank geschdelld. Zefòrd wolld de Kurt jòh runnà uff die Haubdschdròòß renne, um das alles aus näägschdà Näh ze siehn, awwà dann hodd’à gemennd das wird doch ze lang dauàre bis er dort unne ess. Am Änn wäre die Glieh-wirmschà schunn wägg, bis er unne aankumm wäà. Unn aussàdemm konnd er jòh nedd äänfach so wägg-renne, er hadd doch ze’eerschd noch die Kellàdijà zu-mache misse, die uffgeschdann hodd. Schließ-lich konnd mà jòh naachds nedd äänfach aus’em Haus renne unn die Diere uffschdehn losse. Wenn’s Hilde dòh zwischedòrsch hemm komm wäà? Wie solld er demm dann beibringe, dass er alles uffschdehn gelossd hädd, nuà wehje e paar Inseggde unne uff dà Haubdschdròòß? Unn dass aach noch kòrz vòr 12 Uhr naachds! Die hädd garandierd Zòòres gemachd. Eerschd reschd, wenn s’e die groß, läär Flasch nääwe dà Bank gesiehn hädd. Aach wenn s’e selwà Ännà gedrungk gehadd hädd.

Dòh hodd de Kurt e Idee grìdd fà nòh denne Gliehwirmschà ze gugge. „Isch fahre doch bessà medd’em Audo runnà uff die Schdròòß. Dann bìnn isch medd’em Audo aach schnell wìddà owwe“, saad’à sisch. Die Audoschlissel hodd de Kurt noch ìnn dà Bux gehadd. Weil er vòrhäà jòh denne Waacheheewà aus'em Audo geholl hodd.

Eine große. grün-gelb schillernde Wolke war zu sehen „Donnerwetter! Tausende von liebestollen Glühwürmchen“, sagte er erstaunt. Es sah gerade so aus, als hätten sie sich von überall – außer aus seinem Garten – dort zur Hochzeit-Orgie versammelt. Er war davon überzeugt, daß das ein einmaliges Naturphänomen sei. Hastig machte er die Bombe leer und stellte sie vorsichtig neben die Bank.

Zuerst wollte Kurt ja zur Hauptstraße runterrennen, um sich das mal aus nächster Nähe anzusehen. Aber dann dachte Kurt, das würde doch zu lange dauern, bis er dort unten ankäme. Am Ende wären die Glühwürmchen schon weggeflogen, bis er unten wäre. Und außerdem konnte er ja nicht so einfach wegrennen, er musste doch zuerst noch die offene Kellertüre schließen. Schließlich konnte man ja nachts nicht einfach aus dem Haus rennen und die Türen offenstehen lassen. Wenn die Hilde dann zwischendurch nach Hause gekommen wäre! Wie sollte er ihr denn beibringen, dass er, nur wegen ein paar Insekten unten auf der Hauptstraße, alles offenstehen ließ? Und das auch noch kurz vor 12 Uhr nachts! Sie hätte garantiert Terror gemacht. Erst recht, wenn sie die große, leere Flasche neben der Bank gesehen hätte. Auch wenn sie selber „Einen“ getrunken hätte.

Dann hatte Kurt eine Idee, um sich die Glühwürmchen näher anzusehen: „Ich fahre doch besser mit dem Auto runter auf die Straße. Mit dem Auto bin ich auch schnell wieder oben!“

Die Autoschlüssel hatte Kurt noch in seiner Hose, weil er ja zuvor den Wagenheber aus seinem Auto heraus genommen hatte.

Denne hadd de Kurt nämlisch gebrauchd, um die Felse e bisje aanzeheewe, dass’à die Rundhälzà iwwàhaubd unnà die Felse schiewe konnd. Denne Schlissel hodd de Kurt also schunn mòhl, dòh hadd’à nìmmeh medd denne dräggische Laadsche ìnn die Wohnung laafe misse. „Awwà schdobb – mei Fiehràschein!“, ess’es’em enngefall. Jetzt missd de Kurt jòh wehje demm Labbe doch noch ìnn die Wohnung!

„Quatsch, isch fahre ohne. Es ess jòh nuà e Katzeschbrung bis unne hinn, unn so schbääd werrd die Polizei aach nìmmeh unnà-wääschs senn“, saad er sisch. Also los! Nää – er schdobbd nommòh! So halb naggisch, wie er war, konnd er jòh nedd naachds gehje zwölf medd'em Audo uff dà Haubdschdròòß e’rum fahre. Wenn’e äänà so gesiehn hädd, hädd der de Kurt am Änn noch als modorisierdà Flitzà aangezeid. Dòh muschd de Kurt sisch doch noch äbbes driwwàziehe. Also ess’à schnell vunn dà Terrass die Gaadedrebb e’runnà unn nommòh dòrsch die Kellàdijà ìnn die Wäschkisch geloff. Dort hann e paar alde Klamodde vunn ihm unn seim Schwiehjàfaddá Willm gehòng, die s’e als fà ìnn de Gaade aanziehje.

Den brauchte er nämlich, um die Felsen etwas anzuheben, damit er die Rundhölzer überhaupt unter die Felsen schieben konnte. Den Schlüssel hatte Kurt schon mal, also musste er nicht mehr mit den schmutzigen Sandalen in ihre Wohnung laufen.

„Aber stopp – mein Führerschein!“, fiel es ihm ein.

Jetzt musste Kurt ja wegen dem „Lappen“ doch noch in die Wohnung! „Quatsch, ich fahre ohne. Es ist ja nur ein Katzensprung bis unten hin, und so spät wird die Polizei auch nicht mehr unterwegs sein“, sagte er sich. Also los!

Nein – er stoppte nochmal! So halbnackt, wie er war, konnte er ja nicht nachts gegen 12 Uhr mit dem Auto auf der Hauptstraße umherfahren. Wenn ihn jemand so gesehen hätte, hätte der ihn am Ende noch als motorisierter Flitzer angezeigt. Da musste Kurt sich doch noch etwas überziehen.

Schnell lief er von der Terrasse aus die Gartentreppe hinunter und nochmal durch die Kellertüre in die Waschküche. Dort hingen ein paar alte Kleider von ihm und seinem Schwiegervater Willm, die sie normalerweise zur Gartenarbeit anzogen.

Fà aus’em Haus ze gehen, war dort eischendlisch nix Vànifdisches ze siehn. Heegschdens die ald, gääl Räänkeeb vumm Willm unn emm Kurt sei aldà Lammfellparka wäre was gewehn. De Kurt hodd sisch fà denne Parka endschied. Weil der villmeh abdäggd. Em Oba sei gääle Ding uff dà naggisch Haut? Nää! Das hädd’ne villzevill gekälzd. Wo er doch so geschwitzt war. „Dann schunn liewà das Lammfell. Aach wenn’s noch femfezwanzisch Grad drauße ess. Liewà vàlaaf isch, als dass isch mià wehje e paar Gliehwirmschà noch die Frägg holle dääd“, saad er sisch. Medd demm Parka uff’m Leib ess er dann zimmlisch schnell vòr’s Haus geloff, wo sei Audo noch vòr dà Karaasch geschdann hadd. Mensch – wenn ännà dòh de Kurt gesiehn hädd! Emm Parka – wo die naggische Bään unnedrunnà e’rausgugge. Der hädd beschdimmd gemennd de Kurt wär e Eskimo, der ìnn Grönland abgehau wäà, weil’à bei der Käld dòrd die Bux vàlòà hodd. Oddà weil’à ìnn dà Jesuslaadsche ìmmà de Schnee zwische die Zeewe gridd hädd.

Uff dà Pirsch

Au Bagge, was war das noch e Bullehitz ìnn demm Karre! Dòh hodd de Kurt ze’eerschd mòhl all Scheiwe runnàgedrähd. Dann ess’á zwä mòhl um die Egg gefaah, unn schunn war er unne uff dà Haubdschdròòß. Kaum dass er unne war, hodd er nòh denne Gliehwirmschà geguggd. Aus’em Audofennschdà raus. De Kurt ess extra langsam gefaah, konnd awwà känn äänzisches Gliehwirmschà enndägge. Die äänzische Lääweweese, die er schunn von weidem gesiehn hadd, ware e Dutzend alde Weibsleid. Die Weiwà hodde all ihjà Kischeschdiehl meddgebrung unn sich bei Baggese uff’s Troddwar gesetzd. Dort ess'es Troddwar nämlisch e bisje bräädà.

Um aus dem Haus zu gehen, hing dort eigentlich nichts Geeignetes. Höchstens das alte Regencape von Willm und Kurts alter Lammfell-Parka wären dazu geeignet gewesen. Kurt entschied sich für den Parka; weil der mehr verhüllte. Opas gelbes Cape auf der nackten Haut? Nein! Das hätte ihn dann doch sehr gefröstelt. Wo er doch so nassgeschwitzt war. „Dann doch besser das Lammfell. Auch wenn’s draußen noch fünfundzwanzig Grad warm ist. Lieber zerfließe ich, als dass ich mir wegen ein paar Glühwürmchen noch eine Erkältung zuziehe“, sagte er sich. Mit dem Parka auf dem Leib lief Kurt dann sehr schnell vors Haus, wo sein Auto noch vor der Garage stand.

Mensch – wenn ihn da jemand gesehen hätte! Im Parka – unter dem die nackten Beine herausschauten. Der hätte bestimmt gedacht Kurt wäre ein Eskimo, der aus Grönland geflüchtet wäre, weil er bei der Kälte dort die Hose verloren hatte. Oder weil er in den Jesus-Sandalen immer Schnee zwischen den Zehen hatte.

Auf der Pirsch

Au verdammt, in der Karre war aber noch eine Bullenhitze! Da musste Kurt zunächst mal alle Scheiben runterdrehen. Dann fuhr er zweimal um die Ecke, und schon war er unten auf der Hauptstraße. Kaum dass er unten war, schaute er sich nach den Glühwürmchen um. Aus dem Autofenster heraus. Kurt fuhr besonders langsam, konnte aber kein einziges Glühwürmchen entdecken. Die einzigen Lebewesen, die er schon von weitem gesehen hatte, waren ein Dutzend alte Weiber! Alle Damen hatten ihre Küchenstühle rausgetragen und sich vorm Wohnhaus Backes auf den Gehweg gesetzt. Dort ist der Bürgersteig nämlich etwas breiter als üblich.

Das war genau dòrd, wo uff dà annà Seid der Bierebaam geschdann hadd, vòr demm de Kurt, vunn seinà Terrass aus, die Gliehwirmsches-Vàsammlung gesiehn hodd. Die Weiwà hann beschdìmmd nommòh iwwà de ganze Ägge gerädschd. Villeischd hodde se aach nuà uff ihjà Alde gewaad. Bei demm Weddà ware die garandierd noch bei der äänarmisch „Abendgymnastik“ – so wie’s Hilde.

„Au vàdammd! Hoffendlisch ess’e noch nedd dehemm“, ess’es’em dòrsch de Kopp gang. Vòr laudà Gliehwirmschà hodd de Kurt jòh doch vàgess die Kellàdijà zu ze mache. „Egal“, dengkd er sisch, „jetzt bìnn isch ze’eerschd mòh dòh unne uff dà Haubdschdròòß!“

Als de Kurt demm Gliehwirmsches-Bierebaam ìnn der Kurv nähjà komm ess, senn die Weibsleid ruhisch wòr unn hann nòh sei’m Audo geguggd. Das war eischendlisch ganz grundlos, weil de Kurt ganz normal gefaah ess. Nedd geraasd unn nix. Unn aach nedd, dass er nòh denne Fraue geguggd gehadd hädd. Die hann ihne nischd die Bohne ìndressierd. Die Weiwà wollde awwà beschdimmd wisse, wer ìnn demm Audo drìnnschdeggd, das dòh so langsam die Schdròòß hochgekurvd komm ess. Ìnn garkäänem Fall wolld de Kurt gesiehn gänn!

Also hadd er schnell de Kopp e bisje runnà gemachd. Schließlisch hadd er jòh nedd graad vàdrauenswìrdisch ìnn demm Gammlà-Parka ausgesiehn. Nòhjà, das Audofahre ìss medd’em Kopp nòh unne dann doch e bisje schwierischà wòr. Awwà es war jòh nìmmeh weid bis an denne Bierebaam.

Er hadd faschd blind gelengd wussd awwà: „Wenn die neigierische Weiwà rechts uffdauche unn links der Baam, dann misse owwe, iwwà dà Schdròòß, die Gliehwirmschà danze.“

Das war genau dort, wo auf der anderen Seite der Birnbaum stand, vor dem Kurt von seiner Terrasse aus die Glühwürmchen-Versammlung gesehen hatte.

Die Frauen zogen bestimmt nochmal über die ganze Nachbarschaft her. Vielleicht warteten sie auch nur auf ihre Männer. Bei dem Wetter waren die Herren garantiert noch bei der einarmigen „Abend-Gymnastik“– ebenso wie Kurts Frau Hilde.

„Au verdammt! Hoffentlich ist sie noch nicht zu Hause“, ging es ihm durch den Kopf. Vor lauter Glühwürmchen hatte er ja doch vergessen die Kellertüre zu schließen. „Egal“, dachte er, „jetzt bin ich zuerst mal hier, unten auf der Hauptstraße!“

Als Kurt dem Glühwürmchen-Birnbaum in der Kurve näher kam, wurden die Weibsleute still und schauten nach seinem Auto.

Das war eigentlich ganz grundlos, weil Kurt ganz normal gefahren war. Nicht gerast oder sonst etwas. Nach den Frauen schaute er auch nicht. Die interessierten ihn in keinem Falle. Andererseits wollten die Weiber aber brennend gerne wissen, wer in dem Auto steckte, das da so langsam die Straße hochgekurvt kam.

In gar keinem Fall wollte Kurt gesehen werden! Also senkte er schnell seinen Kopf ein wenig. Schließlich sah er in dem Gammler-Parka doch nicht grade vertrauenswürdig aus.

Mit einem nach unten gesenkten Kopf wurde das Autofahren dann leider etwas schwierig. Aber es war ja nicht mehr weit bis zum Birnbaum.

Fast blind steuernd wusste er nur: „Wenn die neugierigen Frauen rechts auftauchen und links der Baum, dann müssten oben, über der Straße, die Glühwürmchen tanzen.“

Wenn de Kurt die Gliehwirmschà siehn wolld, hädd er links aus'em Audofennschdà vunn unne, aus dà Vàsengkung raus, e Hals wie e Giraff mache misse. Das wär garandierd uffgefall. Bei der Vàrengung, hädde die Fraue beschdimmd eerschdreschd nòh’m geguggd. Es war wie vàhexd. Vàdammd, was soll’à jetzt nuà mache?

Geisdesgehjewerdisch hadd er reagierd, hadd sisch die Kabutz vunn demm Parka iwwà de Kobb gezòh unn sisch rischdisch graad hinngesetzd.

So ess’es dann Gang.

Medd der Kabutz iwwàm Kobb konnde die Weibsleid ’ne nìmmeh erkenne! Er hodd links rausgeguggd, awwà soweit de Kurt aach die Aue uffgeriss hadd, vunn denne Gliehwirmschà war nix zu siehn! Nix! Als wenn s’e vumm Erdbòddem vàschwunn gewehn wäre.

„Sollde die inzwische villeischd wehje dem laude, giggelische Weiwàgequadsch abgehau senn?“

„Bleede Rätschbase!“, hodd de Kurt graad gefluchd, hadd’s aach schunn gerummsd!

Vòr laudà Links-nòh-òwwe-gugge, ess er doch medd’em reschde Vòrdàraad vunn seim Karre e bisje de Bòrdschdään hochgefahr! Ausgereschned dort, wo die ald Baggese unn das Rot vunn nääwedraan gesetzd hadd!

Voll denääwe!

Dòh war awwà de Deiwel los! E riese Balawà hann die Dame gemachd. Es äänzische was de Kurt dòhdevunn vàschdann hadd, war: "Besuffnà Gammlà, – vàlausdà."

„Nix wie wägg. Ab um die Kurv unn aus'em Gesichtsfeld vunn denne Weiwà raus.“ saad de Kurt sisch. Unn als’à um die Ägg war, hadd er sefòrd mòhl aangehall unn dief Luft geholl.

Wenn Kurt die Glühwürmchen sehen wollte, hätte er also von unten, aus der Versenkung heraus, einen Hals wie eine Giraffe machen müssen. Das wäre dann allerdings garantiert aufgefallen. Bei so einer Verrenkung hätten die Frauen bestimmt erst recht nach ihm geschaut.

Es war wie verhext! Verdammt, was sollte er nun machen? Geistesgegenwärtig reagierte er, zog sich die Kapuze des Parkas über den Kopf und setzte sich aufrecht hin.

So ging es dann. Mit der Kapuze über dem Kopf konnten die Frauen ihn nicht mehr erkennen!

Er schaute links zum Fenster hinaus, aber soweit Kurt auch seine Augen aufriss – von den Glühwürmchen war nichts zu sehen! Nichts! So, als wenn sie vom Erdboden verschwunden gewesen wären.

„Sollten die inzwischen vielleicht wegen dem lauten, schnatternden Weiber-Gequatsche geflüchtet sein?

„Blöde Sabbelbasen!“, fluchte Kurt gerade, als es auch schon rummste!

Abgelenkt vom starren Links-nach-oben-schauen, fuhr er doch mit dem rechten Vorderrad seiner Karre ein Stück den Bordstein hoch! Ausgerechnet dort, wo die alte Frau Backes und die Rote von nebenan saßen!

Voll daneben!

Da war aber der Teufel los! Die Damen machten ein Riesen-Bohei. Das einzige was Kurt davon verstanden hatte, war: „Besoffner Gammler – verlauster.“

„Nichts wie weg, ab um die Kurve, und aus dem Gesichtsfeld der Frauen heraus.“, sagte Kurt sich. Und als er um die Ecke war, hielt er zunächst einmal an und holte tief Luft.

„Oh, Godd!“, hadd’à gedengkd, „Wenn die misch jetzt erkannd hann unn dà Polizei melle isch wäà besuff Audo gefaah? So e Mischd!“

Das war jòh nedd alles! Am Bierebaam – unn dòhdemedd an denne Gliehwirmschà – war de Kurt jetzd vòrbei. „Was soll isch dann jetzt mache?“, fròhd er sisch, „Wehje denne Gliehwirmschà bìnn isch doch extra dòh runnà gefaah. Nää, nää! Isch muss die Diere irschendwie siehn!“

Dòh hadd de Kurt nommòh e guddà Ennfall. Er wolld geräuschlos aus demm Audo ausschdeihje unn vòrsischdisch bis an de Ägge vunn demm Haus ìnn dà Kurv zerigg gehn. Von dòrd hädd er nämlisch die Gliehwirmschà uff dà annà Seid am Bierebaam beschdimmd siehn känne. Awwà die Fraue hädde ihne hinnà der Ägg nedd siehn känne, weil die jòh, um de Ägge e’rum, am Aanfang vunn der Kurv gesetzd hann. So wolld er's mache. Awwà dengkschde! De Kurt konnd garnedd ausschdeihje! Er konnd die Audodijà nedd uffmache. Nääwe ihm schdand – ein Bollizeiaudo! Das hadd ihm graad noch gefähld. Das Audo hodd so nah am Kurt seim Audo geschdann, dass sei Audodijà noch känn Handbrääd uffgang wär. Schunn kurbelt der ään Bollizischd, der ìnn demm Audo uff da recht Seid gesetzd hadd, das Fennschdà runnà unn schdräggd de Kopp zum Kurt riwwà. Der Mann ess em Kurt bekannd vòrkomm. Hodd der villeischd ìnn seinà Schdròòß gewohnd? Demm Kerl sei Schwulles war emm Kurt so nah, dass er’em de Wärsching hädd känne abquetsche, wenn’à sei Audofennschdà hochgedrähd hädd.

„Ò, jäh! Jetzd fròhd der misch beschdìmmd nòh meim Fiehràschein“, ess de Kurt vòr Schrägg zesammegefahr. Das fròhd der Beamde awwà nedd. Der macht e langà Hals bis faschd emm Kurt sei Audo.

„Oh, Gott“, dachte er, „wenn die mich jetzt erkannt haben und der Polizei melden ich wäre besoffen Auto gefahren? So ein Mist!“

Das war ja nicht alles! Am Birnbaum – und damit an den Glühwürmchen – war Kurt jetzt vorbei. „Was soll ich denn jetzt nur machen?“, fragte er sich, „Wegen der Glühwürmchen bin ich doch extra hier runtergefahren. Nein, nein! Ich muss die Tiere irgendwie sehen!“

Da hatte Kurt nochmal einen guten Einfall. Er wollte geräuschlos aus dem Auto aussteigen und vorsichtig bis zur Ecke des nächstgelegenen Hauses in der Kurve zurückgehen. Von dort hätte er nämlich bestimmt die Glühwürmchen auf der anderen Seite am Birnbaum sehen können. Und die Frauen hätten ihn hinter der Ecke nicht sehen können, weil sie ja, um die Ecke herum, am Anfang der Kurve saßen. So wollte er das machen. Aber denkste! Kurt konnte gar nicht aussteigen! Er konnte die Autotüre nicht aufmachen! Neben ihm stand - ein Polizeiauto!

Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Der Wagen stand so nahe an Kurts Auto, dass seine Autotüre noch keine Handbreit aufgegangen wäre. Schon kurbelte der Polizist, der in dem Dienstwagen auf der rechten Seite saß, das Fenster herunter und streckte den Kopf zu Kurt rüber. Der Mann kam Kurt bekannt vor. Wohnte er etwa in Kurts Straße?

Der Kopf des Kerls war Kurt so nahe, dass der ihm den Schädel hätte einquetschen können, wenn er sein Autofenster hochgedreht hätte.

„Oh, nein! – Jetzt fragt der mich bestimmt nach meinem Führerschein“, fuhr Kurt erschrocken zusammen. Das fragte der Mann aber nicht, sondern machte weiter einen langen Hals fast bis in Kurts Wagen hinein.