Kohlenstaub und Lustfluchten - Günter Diesel - E-Book

Kohlenstaub und Lustfluchten E-Book

Günter Diesel

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Beschreibung

Der im Krieg geborene Saarländer Günter Diesel erzählt in amüsanter Weise Geschichten aus dem Leben eines Heranwachsenden. Geschichten von Bomben, Hunger und Bubenstreichen. Vom Zoff mit dem Vater, von Lehrjahren, Liebschaften usw. Er berichtet von sich als Objekt religiöser Rekrutierungskämpfe. Wer wird wie er schon dreimal getauft? Erheiternd sind die Geständnisse seiner Neugierde am Geschlechtsspezifische des weiblichen Körpers sowie seinen ungelenken Annäherungen an die Frauen. So, die Pleite mit der Italienerin Marina. Spannend sind Berichte über Schlachten zwischen Dorf und Dorf oder denen aus der „Owwàgass“ gegen die aus der „Unnàgass“. Einige seiner Erlebnisse sind saarlandtypisch, zum Beispiel, dass man als „Saarfranzose“ eine Außenseiterstellung in Deutschland einnimmt. Ja, es fehlt auch nicht sein Kommentar zur Existenz des Saarlandes.

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Ein Wort zum Buch

Als Freund und langjähriger Weggefährte kenne ich Günter schon seit meiner Kindheit. Wir turnten zusammen, bauten gemeinsam unsere Häuser, arbeiteten zusammen im Umweltamt der Stadt Saarbrücken und wanderten über vierzig Jahre mit dem Saarwaldverein durch die Vogesen.

In seinem Buch beschreibt Günter Erlebnisse aus der Kriegs- und Nachkriegszeit die mich – ein Nachkriegskind – sehr beeindruckten. Respekt gewann ich vor seiner Mutter, die über Jahre alleine zusehen musste wie sie mit klammer Kasse und magerer Kost den Jungen alleine groß zog, weil sein Vater jahrelang in Kriegsgefangenschaft war.

Als Sohn eines Bergmannes finde ich Günters Charakterisierung der Bergleute treffend und voller Anerkennung für den Beruf meines Vaters. Doch durch dieses Buch wurde mir auch bewusst, dass saarländische Bergarbeiterfamilien in der Nachkriegszeit Privilegien genossen, die andere Familien nicht hatten.

Seine Bubenstreiche und Abenteuer in der Natur hat mein Freund so authentisch beschrieben, dass mir meine eigenen Erinnerungen lebhaft ins Gedächtnis gerufen wurden.

Günter hat mit diesem Buch seinen künstlerischen Talenten im Malen und Gestalten nun noch einen bemerkenswerten Akzent im Literaischen hinzugefügt. Ich wünsche ihm viel Erfolg und seinen Lesern reichlich Spaß beim Lesen einer interessanten und an vielen Stellen amüsanten Lektüre.

Dr. Wolfgang Dörrenbächer

Inhalt

Anfangstage

Muttertage

Bombentage

Friedenstage

Hungerzeiten

Derbe Zeiten

Konfessions-Chaos

Kohlen-Gene

Schlüsselerlebnisse

Kampftage

Pitt mischt mit

Vatertage

Bischofstage

Haldenhelden

Fleischbeschau

Speckzeitalter

Brudertage

Abenteuerzeiten

Territorialkonflikt

Arbeitszeiten

Heim ins Reich

Wilde Zeiten

Übermut

Es wird ernst

Flirtzeiten

Holz und Steine

Lustfluchten

Vorlesungszeit

Liebesreisen

Liebeslegalisierung

Bis hier hin

Bildnachweise

Der Autor

Weitere Bücher v. G. Diesel

Noch vorweg

Vorab bedanke ich mich bei meiner Schwägerin Heidi und meinen Freunden, die mich zur Herausgabe dieses Buches ermunterten.

In meinen Erzählungen habe ich einige Namen geändert. Es sind Namen von Personen bei denen das über sie Geschriebene eventuell peinliche Betroffenheit hervorrufen könnte. Die diesen Personen zugeschriebenen Ereignisse entsprechen aber dennoch dem Geschehenen. Ebenso sind oder waren die genannten Orte real existent.

Einige meiner „Geständnisse“ sexuellen Inhalts mögen eventuell auch Frauen oder sensible Leser brüskieren. Ehrlicherweise spiegeln sie aber nichts anderes als die brennende Neugierde und die geheimen Gedanken von fast allen heranwachsenden Männern wieder.

Damit hoffe ich weiterhin als anständiger Familienvater gelten zu können und traue mich das Buch meiner lieben Frau und meinen beiden Töchtern sowie meinem heute geborenen ersten Enkel Felix zu widmen.

23. Februar 2013

Günter

1 Anfangstage

Es ist der 10. Februar 1941. Mein Vater Oswald Diesel ist irgendwo im Krieg in Russland. Es ist kalt in Bildstock, Saar. Eis liegt auf dem Gehweg, den man hier „Drottwar“ nennt. Das kommt aus dem Französischen, wo es Trottoir geschrieben wird. Meine Mutter Klara, genannt „Klärchen“, schlittert vorsichtig über den Gehweg. Ihre Mutter Karoline, genannt „Line-Base“, schimpft mit ihr, denn Klara ist hochschwanger.

Am nächsten Tag, dem 11. Februar 1941, gegen 11 Uhr, gebärt Klärchen auf dem Plüschsofa in der Guten Stube meiner Großeltern einen Sohn. „Er wiegt sieben Pfund und von der Sohle bis an den Scheitel ist er 53 cm lang“, sagte die Hebamme. Das sagte auch mein Großvater, der Schreinermeister Peter Sattler, dem Standesbeamten auf der Bürgermeisterei in Friedrichsthal. Friedrichsthal ist der unterhalb von Bildstock gelegene Gemeindeteil, in dem das Rathaus steht. Geschlecht, Gewicht, Größe und Name seines Enkels wurden eingetragen

Günter, 4 Monate alt

Meine katholische Mutter hatte zuvor – zur Entrüstung meiner noch viel katholischeren Großmutter Line Base – einen Evangelischen aus dem benachbarten, „gottlosen“ Sinnerthal geheiratet. Line knirschte wohl mit den Zähnen, aber wenn ein Kind kommen sollte, dann würde es wenigstens ehelich gezeugt werden. Wird sie wohl gedacht haben und nahm den „gottlosen“ Schwiegersohn hin. Schließlich wollte sie nicht noch einmal so etwas Skandalöses wie mit ihrer anderen Tochter „Ännchen“, erleben! Die ledige Ännchen hatte nämlich Monate zuvor einen Peter zur Welt gebracht, was für Line wohl ein GAU, ein „Größter Anzunehmender Unfall“ war, obwohl Ännchen später Peters Vater heiratete.

Auf den Namen Günter hatten sich Klärchen und Oswald zuvor per Feldpost geeinigt. Oswald wollte keinen “christlichen“ Namen. Ein kurzer, unverfälschbarer, nicht abkürzbarer und damals gebräuchlicher, deutscher Name sollte es sein. Sie einigten sich so auf Günter, ohne h, damit er auch wirklich kurz ist. Das kräftige Kind sollte auch keinen Zweitnamen brauchen. Wozu auch? Schließlich hat der Knabe ja dann noch den auf der ganzen Welt bekannten Namen Diesel, und das sollte ausreichen!

Die fromme Line-Base bestand natürlich auch auf der Zwangsrekrutierung des Buben Günter in den Schoß der Römisch-Katholischen Kirche. Klaras Bruder Johannes, ein Jagdbomberpilot, wurde von Line extra von der Front am Schwarzen Meer abgerufen, um sein – also mein – Pate sein zu können. Ordnungsgemäß folgte dann meine Taufe in der Pfarrkirche St. Josef zu Bildstock im Ritus des „einzig selig machenden Glaubens“. Die religiöse Prägung, die mir meine Bildstocker Verwandtschaft damit geben wollte, sollte mir später noch vielfältige Probleme bereiten.

Probleme, die die damaligen Protagonisten des Geschehens nie erahnen konnten.

Opa Peter, der Schreinermeister, wurde 1875 geboren. Er war einmetersiebenundachtzig groß und wog gut über zwei Zentner. Anfang des 20. Jahrhunderts gehörte er damit in Bildstock wohl zu den unübersehbaren Gestalten im Ort. Nicht nur auf Grund seiner imposanten Erscheinung war er zeitlebens eine geachtete Person, sondern auch weil er mit achtzehn Jahren „auf die Walz“ ging.

Als er 1898 zurückkam, und meine Oma Karoline freite, hatte er „was von der Welt“ gesehen. Karoline war stolz auf ihren Peter, doch wollte die nur einmeterachtundfünfzig kleine Frau neben ihm auch nicht übersehen werden. Deshalb verlangte sie beim Durchqueren des Ortes, dass Peter in der Rinne der Straßen ging und sie sich nebenan auf dem Randstein hervortun konnte.

Line, die kleine, rundliche Frau des großen Schreinermeisters, managte alles. Peter schreinerte, baute Möbel und stockte im Jahre 1899 sogar den damals schon 200 Jahre alten Schafstall des Ortsgründers von Bildstock zu einem Wohnhaus mit Schreinerei auf. Line sorgte dafür, dass das Geld beikam, das Peter mit seiner Arbeit verdient hatte.

In ihrem umgebauten und aufgestockten Stall zogen Line und Peter sieben Kinder groß. Damit alle satt wurden, hielten sie im Keller des Hauses auch noch Hühner, Gänse und Ziegen.

Ich soll auf den kurzen Oberschenkeln vor Lines Bauch kaum Platz gefunden haben, wenn sie mich mit Haferschleim fütterte. Als ich zwei Jahre alt war, starb meine Oma Line-Base mit 70 Jahren und kam in den Himmel. Bestimmt!

Soweit das, was Klärchen mir über meine Großeltern und die ersten Jahre meiner frühen Existenz erzählt hatte.

Mein Vater sah mich, und ich ihn, zum ersten Mal, als ich drei Jahre alt wurde. Er kam von der russischen Front und brachte Bonbons mit. Dank der Bonbons ist dieses Ereignis das erste, an das ich mich überhaupt bewusst erinnern kann. Ich stand nackt mit den Füßen in einer Schüssel, die meine Mutter in den großen Spülstein neben dem Fenster in der Küche gestellt hatte. An der Wand war ein rahmenloser Spiegel angebracht, über dem eine Glühbirne gelblich leuchtete.

Ein Mann, mein Vater, stand neben dem Spülbecken und sah meiner Mutter zu, wie sie mich mit einem Waschlappen abwusch. Dann wickelte er längliche Bonbons aus Papierchen heraus und gab sie mir. So etwas hatte ich noch nie zuvor gegessen. Sie waren köstlich und die Papierchen waren auch schön, weil auf ihnen Erdbeeren und Himbeeren abgebildet waren.

Klara und Günter

2 Muttertage

Oswald zog noch mal in den Krieg, und Klara zog aus ihrem Elternhaus aus. Sie zog mit mir um, in die Dachgeschoßwohnung eines 4-stöckigen Neubaues neben Oswalds Elternhaus in Sinnerthal. Die Eltern meines Vaters, genauer gesagt meine Großmutter Maria Diesel, genannt Marie, hatten dort einen kleinen Kolonialwarenladen. Mein Großvater Karl Diesel war ebenfalls Schreiner und Zimmermann. Er arbeitete auf der Kohlengrube. Karl und Maria gehörten in der kleinen Ortschaft zum besseren Mittelstand und hatten den Neubau an ihr „Geschäftshaus“ angebaut.

Die Diesels waren rechtschaffene Leute, aber nach Line-Bases Ansicht lebte Klara jetzt ja unter den „Gottlosen“. Alle Mitglieder der Familie Diesel, nein, sogar fast der ganze Ort Sinnerthal, waren evangelisch. Was sollten diese Protestanten nun aber ihrerseits mit Klara anfangen? Nach Sinnerthaler Ansicht hatte sie doch den falschen Glauben, weil sie katholisch war. Gut, immerhin war sie die Mutter von Oswalds Sohn. Und Oswald, das Nesthäkchen unter den Diesel-Geschwistern Lina, Fritz und Henriette, war für die Eltern Marie und Karl der Familienstolz.

Oswald gewann natürlich auch durch mich noch an Ansehen. Ich war schließlich der Garant für die Weiterführung des Namens Diesel. Mit Lina, verheiratete Ulrich, und Henriette, genannt Jättschen, verheiratete Müller, war das ja nicht möglich. Und zudem hatten beide auch noch „nur“ Töchter.

Sohn Fritz, auf den man Hoffnung gesetzt hatte, hatte mit seiner Luise gar keine Kinder. Also war Oswald der, der dafür sorgte, dass der Familienname in die Enkel-Generation hinübergerettet wurde.

Klara zollte man leidlichen Respekt. Ich aber wurde Hahn im Korb. Besonders bei meinen damals schon 12- bis 15-jährigen Kusinen. Der Respekt bewahrte Klara aber nicht vor den kleinen religiösen Sticheleien, die ihr ihre Schwägerinnen zuteil werden ließen. Wie ich meine Mutter verstand, konnte sie das jedoch nicht wirklich anfechten. Schließlich brauchte jemand, der eine “Mischehe“ eingegangen war und sich damit sogar der Gefahr einer Exkommunizierung ausgesetzt hatte, den Katholizismus nicht sonderlich zu verteidigen. Sie trug ihr Außenseiterdasein in Sinnerthal mit Gleichmut. Was sie aber nicht vermeiden konnte, war, dass der evangelische Klan durchsetzte, dass ich wieder evangelisch umgetauft wurde. Wie sollte denn ein katholisches Kind auf den Straßen von Sinnerthal überleben können!

Fritz, der Bruder Oswalds, bezweifelte das auch. Und obwohl er ein überzeugter Atheist war, stellte er sich als Pate zur Verfügung. Er war nicht im Krieg und wohnte gegenüber des „Geschäftshauses.“ Seine Frau Luise versuchte mich in den folgenden Jahren immer patentantlich zu bemuttern, was ihr aber kaum gelang, da sie keine Erfahrung mit Kindern hatte. Ihre linkischen Versuche führten allerdings zu einem Spannungs-Verhältnis zwischen ihr und Oswalds Schwestern.

Klara und ich lebten etwas isoliert, aber zufrieden in der Dachwohnung über all dem. An den hölzernen Spielzeug-Segelflieger, der in unserer Wohnung an der Küchen-Lampe hing, kann ich mich auch noch erinnern. Er stammte aus der Rhön von der Wasserkuppe und war ein Geschenk von Klaras Schwester Ännchen. Sie wohnte mit ihrem Sohn Peter in der Rhön und arbeitete dort als Kranken-Schwester. Peters Vater war Metzger-Innungs-Meister und ich glaube an Fleisch hatten sie keinen Mangel.

Klara hatte vor meiner Geburt auch einige Monate in der Rhön zugebracht. Wie viele Saarländer war sie dorthin evakuiert worden. Vor der Hochzeit mit Klara war Oswald wohl auch mal dort. Das fand ich nämlich später heraus, als ich vom Datum meines Geburtstages neun Monate zurück rechnete. Die Rechnung ergab Anfang Mai, aber geheiratet hatten sie Anfang Juli. Ja, die keusche Klara! Die mit über 20 noch dachte, vom Küssen bekäme man Kinder.

Das war natürlich auch die Schuld meiner Oma Line. Sie zog ihre Töchter Martha und Klara in konsequenter Warnung vor Männern groß. Sie soll auch hinsichtlich einer Männerbekanntschaft immer gesagt haben: „E Jòhr gewaad, ìss e Kind geschbard“. Und das sagte Line, die – nachdem sie zwanzig war – sieben bekommen hatte!

Trotz Line-Bases Abstinenz-Erziehung passierte der Martha mit 37 und der Klara mit 29 Jahren das Kinderkriegen ja dann doch noch! Nur gut, dass Line nie nachgerechnet hatte, wann Klara ihren ersten kindbringenden Kuss von Oswald bekommen hatte. Dann wäre sie darauf gekommen, dass das vor Klärchens Eheschließung gewesen war.

3 Bombentage

1944 häuften sich die Tage, an denen amerikanische Bomber über Sinnerthal flogen. Nur zwei Kilometer entfernt befand sich nämlich ein Ziel von strategischer Bedeutung, die Eisen-Hütte von Neunkirchen.

Klara, ihre Schwägerinnen, meine Kusinen und ich mussten sich immer häufiger im Luftschutzbunker in Sicherheit bringen.

Weihnachten feierten wir bei Oma und Opa – evangelisch – in Sinnerthal. Ich erinnere mich noch an das viele Lametta, die silbrigen Vögel und die bunten Äpfel aus Glas am Weihnachtsbaum.

Opa, Enkel und Oma, Sinnerthal, Weihnachten 1944

In Bildstock war mein Opa Peter alleine, als er die Nachricht erhielt, dass sein Sohn, mein katholischer Patenonkel Johannes, von den Russen überm Schwarzen Meer abgeschossen worden war. Am zweiten Weihnachtstag fuhren Klara und ich mit der Eisenbahn zu meinem Opa nach Bildstock, um dort katholische Weihnachten zu feiern. Dass wir nach Bildstock fuhren – katholisch hin, evangelisch her – hatte Gott auf jeden Fall gut eingefädelt. Denn wären wir in Sinnerthal geblieben, wären wir tot gewesen!

Am zweiten Weihnachtstag 1944 fiel eine Bombe auf Diesels „Neubau“, in dessen Dachgeschoss ich mit meiner Mutter wohnte. Das Haus stürzte bis auf die Grundmauern zu einem großen Steinhaufen zusammen.

Wären wir also nicht zu Opa Peter nach Bildstock gefahren, wäre von Klara und mir nichts mehr übrig geblieben.

Tante Jättschen, die mit den Töchtern Rosel und Ruth im Erdgeschoß des Neubaus wohnten, hatte auch Glück.

Sie feierten mit Lina, aus dem: „Geschäftshaus“ nebenan, und deren Tochter Thea im Bunker Weihnachten.

Das benachbarte Geschäftshaus wurde bei dem Luftangriff kaum beschädigt. Dort lag meine Oma Marie krank zu Bett. Opa Karl saß wohl an dem Feiertag neben ihr am Bett. Beide konnten, wegen Omas Kranksein, nicht wie alle anderen in den Luftschutzbunker flüchten. Der Explosionsdruck der Bombe war so heftig, dass Karl 10 Meter weit zum Fenster hinaus in den Garten flog. Marie muss wohl sofort tot gewesen sein. Opa Karl kam schwer verletzt ins Krankenhaus und starb einen Tag später. Klara und ich hatten überlebt, aber unsere Wohnung war zerstört. „Total fliegergeschädigt“ nannte man das. Ohne irgendein Möbelstück, ohne weitere Kleidung, Hausrat, Papiere usw. – natürlich auch ohne Holzflieger – standen wir jetzt wieder in Bildstock. Aber wir fanden hier ja ein uns vertrautes Zuhause wieder.

Mein Opa Peter freute sich bestimmt darüber, dass er jetzt mit Klara noch mal eine Frau im Haushalt hatte. Ganz alleine war Peter nach Lines Tod aber nicht, denn im ehemaligen Schafstall hatte er doch 1900 seine Werkstatt eingerichtet und jetzt führte sein Sohn Karl dort die Schreinerei weiter. Schreinermeister Karl wohnte auch im Ort. Seine Frau Maria kümmerte sich, vor Klaras Rückkehr in ihr Elternhaus, um ihren Schwiegervater Peter.

In Bildstock wurde ich noch einmal ein Opa-Liebling. Ich trug zwar seinen Namen nicht weiter, aber er bekam meine Fleischration.

Auch kleine Kinder bekamen im Krieg auf Lebensmittel-Marken eine Portion Fleisch pro Woche. Das Fleisch schien jedoch Suppenfleisch von alten Kühen zu sein.

Es war zäh und langfaserig. Ich wollte es nicht essen, weil es mir immer zwischen den Zähnen hängen blieb. Also bekam es mein Opa Peter. Er freute sich über die zusätzliche Portion. Bei ihm verfing sich das zähe Zeug nicht zwischen den Zähnen. Wie auch, denn ich erinnere mich daran, dass unter seinem rot-gelben Schnurrbart nur noch hie und da ein Zahn zu sehen war.

Wie er aber das Fleisch runter bekommen hatte, blieb mir schleierhaft. Jedenfalls bedankte sich mein Opa immer sonntags bei mir, wenn die Bildstocker in die Kirche strömten. Dann nahm er mich bei der Hand und ging mit mir ins Wirtshaus Wagner. Er setzte mich auf seinen Schoß und bestellte einen Krug Bier. Bevor er seinen Schnurrbart in den Bierschaum tauchte, durfte ich einen Schluck aus dem Krug nehmen.

Das war vielleicht ein lieber Opa!

Die fromme Line war ja nicht mehr da, und für Opa Peter hatten nun die Gebetbücher Henkel.

Klara, mit Günter, Opa und Karl Sattler vorm Haus

Dem Sattler Peter war es wohl auch egal, welcher Religionsgemeinschaft man mich momentan zuordnete. Doch seine Tochter Klara plagten Gewissensbisse.

Der Pfarrer teilte meiner Mutter mit, weil sie einen evangelischen Mann geheiratet hätte und dazu noch Mutter eines evangelisch umgetauften Kindes sei, dürfte sie nicht mehr an der heiligen Kommunion teilnehmen. Da schaltete Klara auf beleidigt. Sie trennte sich zwar nicht ganz von ihrem Glauben, ging aber auf Distanz zu den Papstvertretern.

Ihr Vater Peter wurde krank und lag wie ein schwerer Baum im Bett. Im Bett nebenan lag sein Enkel Günter. Wir beide hatten Lungenentzündung. Hatte Mangelernährung unsere Abwehrkräfte geschwächt? Proteine waren in dem zähen Rindfleisch oder den kargen Kohl- und Kartoffelsuppen dieser Tage ja kaum enthalten.

Anfang 1945 fielen auch Bomben auf Bildstock. Sie waren Fehlwürfe, denn eigentlich sollten sie das nahe gelegene Eisenwerk in Neunkirchen treffen. Opa und ich waren ja krank und Klara konnte nicht mit uns in den Luftschutzbunker laufen. Klara ging mit mir in die Schreinerwerkstatt und wir suchten Schutz im Späne-Haufen unter dem dicken gusseisernen Tisch der Hobelmaschine.

Als Klara das dem alten Schreinermeister erzählte, schimpfte er mit ihr. Er machte ihr klar, dass wir beide tot wären, wenn nur ein Stein auf die Platte fiele. Dann bräche die schwere, gusseiserne Platte un-weigerlich ab und würde auf uns fallen. Darauf hin ging Klara mit mir in den alten Kellerteil des Hauses auf der Berg- und Straßenseite. Hier, zwischen den dicken Bruchsteinmauern, fühlte sie sich sicher. Sie machte mir ein Bett in einer Zinkwanne. Dann stellte sie zwei Stühle gegeneinander auf, legte zwei Bretter darüber und machte sich ihr Bett darauf.

Durch die schmalen, unter der Decke liegenden Kellerfenster zur Straße hin konnte ich am Nachthimmel helle Blitze beobachten. Es donnerte auch laut. Dann gab es einen ohrenbetäubenden Knall und ein Blitz tauchte das Innere unseres Kellerraums in ein helles Licht. Das Schulhaus auf der anderen Straßenseite war von einer Bombe getroffen worden. Das große Haus war in seiner Mitte breit aufgerissen worden und sein hölzernes Treppenhaus brannte lichterloh. Zwei Personen, die dort im Dachgeschoß wohnten, starben bei der Explosion. Es geschah nur wenige Meter gegenüber unseres „bombensicheren“ Schutzkellers. Mensch, was hatten Klara, ich – und mein Opa – wieder für ein Glück gehabt!

Nach Tagen aufopfernder Krankenpflege durch Klara meinte Doktor Ziehmann: „Der Kleine kommt durch, aber der alte Herr schafft es nicht mehr.“ Opa Peter starb 1945, wenige Tage vor seinem 72. Geburtstag, neben mir im Bett, aber nicht an Lungenentzündung, sondern an einer Embolie infolge einer Thrombose. Mir blieb die Lungenentzündung. Doktor Ziehmann sagte zu Klara: „Der Junge muss aus dem Bett heraus, sonst wird er zu faul zum Atmen.“ Eine Gemeindeschwester gab Klara den Tipp wie sie mich wieder zum Durchatmen bringen konnte. Klara stellte mich in der Küche nackt in die schon erwähnte Zinkwanne und übergoss mich, ohne Vorwarnung, mit einem Kübel voll eiskaltem Wasser. Da habe ich dann aber voll durchgeatmet!

Die böse Schwester wollte dass meine Mutter das dreimal mit mir machte. Klara stellte die Wanne noch zweimal in die Küche. Jedes Mal stockte mir der Atem. Und nur unter größter Mühe gelang es meiner Mutter, mir wieder einen kalten Guss zu verpassen.

Das half zwar die Lungenentzündung zu besiegen, doch war ich so schwach auf den Beinen, dass ich danach wieder laufen lernen musste.

Als ich wieder einigermaßen gut zu Fuß war, entschloss sich Klara, bei Fliegeralarm mit mir in den Luftschutz-Bunker zu laufen. Im Hausberg von Bildstock, dem Hoferkopf, befand sich ein verzweigtes Stollensystem, das zu Luftschutzbunkern ausgebaut war. Man konnte durch mehrere Zugänge in die Stollen gelangen. Der nächstliegende Zugang befand sich in unserer Straße, nur 200 m weit von unserem Haus entfernt.

Ein nächtlicher Bombenalarm brannte sich besonders tief in mein Gedächtnis ein. Die Sirenen heulten. Klara packte eine Wolldecke, ein paar Papiere und sonstige Sachen sowie einen Milchkessel, und wir stürmten aus dem Haus. Der Milchkessel diente zum Suppefassen, denn in den mit Bänken und Holztischen ausgestatteten Stollen wurden die Schutzsuchenden mit Suppe und Brot versorgt. Klara gab mir den Milchkessel in die eine Hand und fasste mich an der anderen. Dann rannte sie, mich hinter sich her ziehend, über das nieselregennasse Kopfsteinpflaster. Der Mond schien fahl hinter Wolkenschleiern hervor, und das Kopfsteinpflaster glänzte. Nach den Sirenen war es relativ still. Man hörte nur noch unsere Schritte auf dem Pflaster und das gleichmäßige Brummen der Bomber oben am Nachthimmel. Die Bomber entließen wieder ihre an Fallschirmen niederschwebenden Leuchtkörper. Die Bombenwerfer wollten ja sehen, was da unten los war. Es wurde fast taghell. Ich hatte panische Angst die da oben könnten mich entdecken. Klara lief noch schneller Richtung Bunkereingang. Kurz vor dem Bunker stolperte ich und der Milchkessel flog in hohem Bogen auf das Kopfsteinpflaster. Es schepperte markerschreckend! Ich pinkelte mir in die Hose vor Angst. Ich dachte, jetzt hätten die oben im Bomber den Lärm gehört und wären auf mich aufmerksam geworden. Jetzt würden sie eine Bombe auf mich werfen.

Im Bunker beruhigte mich Klara mit der Versicherung, die hätten nichts gehört, weil die Bomber selbst so laut seien. Übrigens, den Milchkessel habe ich heute noch.

Nach den Kaltwassergüssen war meine Aversion gegen die Zinkwanne so ehern, dass ich mich dem samstäglichen Warmwasser-Bad in der Wanne wochenlang stur widersetzte. Aber es half nichts, der Samstag war Badetag, und Klara war stärker als ich. Samstags wurde auf dem Küchenherd im großen, roten Einwecktopf Wasser warmgemacht und in die auf dem Küchenboden stehende Wanne gegossen. Dann setzte Klara mich in die Wanne und schruppte mich mit Kernseife ab, mit der sie äußerst sparsam umging.

Denn ein solches Produkt war knapp, und damit musste sie ja auch noch die Wäsche waschen.

Wenn Klara mich dann wieder sauber hatte, legte sie mich ins Bett und stieg selber in die Wanne. Und in das selbe Wasser!

Die Seife wurde immer knapper. Doch, in der Not wird der Mensch erfinderisch, heißt es. Irgendjemand baute aus Zinkblech einen Seifen-Sieder, mit dem konnte man aus Knochen Seife machen.

Wenn man Knochen hatte

Günter beim Samstagsbad

In der Schreinerei gab es nur Hobelspäne, keine Knochen. Und wenn, dann kochte Karl Leim daraus. Aber Klara wusste sich zu helfen. Im „Konsum“ kaufte sie Salz-Heringe aus dem Holzfass. Von den Heringen blieben die Gräten übrig. Und als Knochenersatz eigneten die sich ja auch zum Seifemachen. Oh Gott, heute steckt mir noch der Duft dieser Seife in der Nase!

Unten, in dem Wald vor Neunkirchen, beim Emsenbrunnen, war ein amerikanischer Flieger abgestürzt. Hunderte neugierige Bildstocker rannten an die Absturz stelle. Irgendjemand hatte mich dorthin mitgenommen. Ich erinnere mich daran, dass viele Bäume wie abrasiert aussahen. Und an einen großen Haufen glänzendes Blech, aus dem Qualm aufstieg. Auch daran, dass mich ein Schauder überlief, als jemand sagte in dem Schrott läge ein toter Pilot.

Unweit der Absturzstelle befand sich die alte Kohlengrube Emsenbrunnen. Hier gab es, außer wenigen Steinhäusern, auch hölzerne Baracken. In den Baracken waren russische Kriegsgefangene untergebracht, die in den umliegenden Gruben arbeiten mussten.

An manchen Tagen wechselte ihr Einsatzbereich. Dann marschierten sie – eskortiert von Wehrmachts-Soldaten – in einer langen Vierer-Reihe an unserem Haus vorbei. Vom Emsenbrunnen ging es zur Grube Westschacht. Die hungernden Gefangenen bastelten aus Schießdròhd (Zünd-Draht, der zum Sprengen benötigt wurde) allerlei Spielzeug. Sie wollten die Sachen im Vorbeigehen bei den Leuten, die am Straßenrand standen, gegen etwas Essbares eintauschen.

Ein Gefangener hatte aus rotem Draht ein kleines Körbchen gebastelt, das es mir angetan hatte. Ich riss es ihm aus der Hand und lief weg.

Er schimpfte, konnte mir allerdings nicht folgen, weil ein deutscher Wachsoldat ihn daran hinderte.

Als ich das Körbchen meiner Mutter zeigte, wurde sie richtig böse. Und als sie mir erklärte, dass der Mann dafür ein Stück Brot wollte, habe ich mich doch gewaltig für den Raub geschämt. Und es tut mir heute noch leid.

Viele dieser Kriegsgefangenen kehrten nicht in ihre Heimat zurück. Sie verunglückten unter Tage oder starben in dem Barackenlager. Sie wurden nahe im Wald auf dem so genannten Russenfriedhof beerdigt.

4 Friedenstage

Deutschland kapitulierte. Der Krieg war aus. Vom Bildstocker Marktplatz her breitete sich ein laut rasselndes Geräusch aus. Ich stand neugierig auf der Straße vor unserem Haus. Klara rief mich mit den Worten. „Komm ins Haus zurück, da kommen viele schwarze Männer“, Damals war der „Schwarze Mann“ das Synonym für einen Übeltäter. Mit der Schwarzemann-Drohung versuchte man Kinder in Schach zu halten.

Doch wie der “Schwarze Mann“ tatsächlich aussah, wollte ich schon immer mal wissen. Gespannt blieb ich auf der Straße stehen, als das Rasselgeräusch, das schwarze Männer verursachten, immer näher kam.

Dann sah ich sie: große schwarze Männer, die ganz weiße Zähne im Mund hatten. Sie saßen breit lachend auf Panzern, die auf mich zurollten.

Ein Panzer stoppte neben mir. Einer der amerikanischen Soldaten beugte sich zu mir hinab, sagte etwas, was ich nicht verstand, und gab mir eine Hand voll Bonbons. Dieser lachende schwarze Mann sollte gefährlich sein?

Nein! Deine Mutter hat dich die ganze Zeit belogen, dachte ich. Dass der Mann ein dunkelbraunes Gesicht und ebensolche Hände hatte fand ich schon seltsam, doch erschreckte mich das nicht. Vielmehr bekam ich einen Schreck, als der Mann mit seinen weißen Zähnen in eine große Zwiebel biss, gleich so als wäre sie ein Apfel.

Und noch mehr erschreckte es mich, als sich zwischen den Zähnen seines Kameraden nebenan eine rosa Blase bildete, die, als sie faustgroß war, zerplatzte.

Hatte sich bei dem Schwarzen etwa die Zunge so weit aufgebläht, dass sie zerplatzte?

Siehste, dachte ich, das kommt vom Zwiebelessen!

Das war noch nicht das Ende meiner erschreckenden Begegnung. Der Kamerad fasste sich zwischen die Zähne und zog die rötlichen Überreste seiner geplatzten Zunge aus dem Mund hervor! Au weia!

Und das schien dem Kerl noch nicht einmal wehgetan zu haben. Er lachte sogar laut, als ich schnell zu meiner Mutter lief. Klara sagte: „Lass mal sehen was der dir denn gegeben hat.“ Unter den Gudzjà (Bonbons) war auch ein flaches, in Silberpapier eingewickeltes Bonbon. Klara packte es aus und sagte: „Siehst du, das ist Schewingum, darauf kannst du lange herumkauen, ohne dass es kaputt geht. Das hat der Soldat auch gekaut. Das ist gut für die Zähne. Dann werden deine Zähne sauber und weiß. Das kann man auch wie einen Luftballon aufblasen.“

Ich meinte dazu nur: „Auch wenn ich mir die Zähne nicht mehr zu putzen brauche will ich das Zeug nicht kauen, denn davon wird man auch ganz schwarz im Gesicht.“

Die Amerikaner zogen weiter in die Pfalz und von dort weiter bis nach Bayern.

Bei uns richteten die Amerikaner sofort eine US-Gruben-Kommission, die „US Saarmining Mission“, ein. Sie bemühten sich, z. T. mit Zwangs-Rekrutierung, um Grubenarbeiter.

Sie führten die Bergarbeiter-Verpflegung ein, damit kräftige Männer viel Kohle machen konnten. Sie drohten aber auch mit Haftstrafen, wenn jemand nicht zur Schicht kam. Sie kurbelten den Bergbau wieder an, weil Süddeutschland mit saarländischer Kohle versorgt werden musste. Denn die Versorgung mit Ruhrkohle war zusammengebrochen.

1945, im Juli, rückten die Franzosen nach und besetzten das Saarland. Zunächst brach eine Zeit der Lebensmittelknappheit an. Von den deutschen Versorgungsstrukturen wurden wir 1946 ganz abgeschnitten. Nur die Kohlenzüge von uns nach Süddeutschland passierten die Grenze zur Pfalz.

5 Hungerzeiten

Die Grenze nach Lothringen wurde erst 1947 geöffnet. Die Franzosen brauchten lange, um bei uns eine ausreichende Versorgung mit Bedarfsgütern aufzubauen. Die ohnehin stark aus Nebenerwerbs-Betrieben aufgebaute saarländische Landwirtschaft hatte kaum Saatgut und viele Ackerflächen waren vermint.

Was die Franzosen am Saarland immer schon interessierte, war nur unsere Kohle. Sie übernahmen sofort die Gruben, die die Amis 1945 wieder angefahren hatten. Da viele jüngere Männer immer noch in Gefangenschaft waren und viele Bergmänner vermisst oder sogar gefallen waren, fehlte es nach wie vor an Arbeitskräften.

Die Französische Régie des Mines de la Sarre lockte daher mit guten Löhnen alte Schulmeister, Juristen und sogar Pfarrer unter Tage. Deren Familien ging es verhältnismäßig gut. Klara und ich litten Hunger. Deshalb

zog es Klara manches Mal tagelang weg aus dem Saarland, denn sie ging auf Hamsterfahrt.

Was in der Hinterlassenschaft meiner Großeltern an Geschirr, Uhren, Schmuck und Teppichen entbehrlich war, packte sie zum Tausch gegen Kartoffeln in einen Rucksack und machte sich auf den Weg. Wenn sie zum Bauer „Gevaddà Matz“ nach Gresaubach im mittleren Saarland fuhr, schaffte sie noch die Rückkehr am selben Tag.

Aber Klara fuhr auch zusammen mit anderen Frauen nach Bayern. Schon die „US Mining Mission“ legte besonderen Wert darauf, den damaligen Agrarstaat mit saarländischer Kohle zu versorgen. Und die Franzosen wollten daran verdienen. Bei den Hamsterfahrten kletterten die Frauen nachts auf die Kohleladungen dieser Güterzüge und fuhren so bis in den Bayerischen Wald. Das Reisen auf den Kohlehaufen war nicht nur gefährlich, sondern die Frauen riskierten dabei auch von den Amerikanern entdeckt und wegen Schmuggel und Schwarzhandel eingesperrt zu werden. Meine Mutter erzählte mir, dass sie panische Angst davor hatte ins Gefängnis zu wandern und ihren kleinen Günter, der „alles war was sie noch hatte“, alleine zu lassen.

6 Derbe Zeiten