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"Gottfried ist unser bester Freund – und der einzige Rabe auf der ganzen Welt, der einen Turbodüsenmotor hat. Und ich bin Enno, neun Jahre alt und komme aus Afrika. Mit meinem Papa und meiner kleinen Schwester Kira lebe ich erst seit kurzer Zeit in Deutschland. In der Schule sitze ich neben Hendrik. Der mag mich überhaupt nicht, nur weil ich anders aussehe. Aber meine Schwester Kira und ich lassen uns nichts gefallen! Und dann ist da noch unser bester Freund Gottfried, der Turborabe, der tolle Streiche auf Lager hat und immer ganz fest zu uns hält." Wie auch in "Ennos gefährlicher Reise" und "Ennos allerbester Freund" ist "Enno und Kira zeigen es allen" ein Kinderbuch zum Vorlesen und Lesen ab dem Grundschulalter. Es setzt sich mit dem Thema Flucht und Integration auseinander, ist dabei aber nicht nur ernst, sondern auch lustig und voller Lebensfreude. So werden die Kinder mit Humor an Verständigung und ein aktives Miteinander herangeführt. Die Freundschaft zwischen dem frechen Turboraben Gottfried und dem mutigen Flüchtlingsjungen Enno und seiner Schwester Kira macht gleichzeitig nachdenklich und bringt Lesespaß. Welches Kind hätte nicht gerne einen Freund wie Gottfried?!
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Seitenzahl: 34
Veröffentlichungsjahr: 2020
Gottfried, der Turborabe – Das dritte Abenteuer
Ein Erst- und Vorlesebuch von
Christoph Fromm
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek.Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in derdeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Datensind im Internet unter http://dnb.de abrufbar.
Originalausgabe
Copyright © 2020 by Primero Verlag GmbH,Herzogstraße 89, 80796 Münchenwww.primeroverlag.de
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat und Korrektorat:Sabrina Neidlinger
Illustration und Layout:Finja Vollbrecht
ISBN 978-3-981973 2-2-8eISBN 978-3-981845 4-3-3
Die Schreibweise entspricht den Regeln der neuen Rechtschreibung.
Gottfried III
Enno ist ein neunjähriger Junge aus Afrika. Er ist aus seinem Heimatland Mali geflüchtet, weil es dort Krieg und Hunger gibt. Er ist froh, dass er in Deutschland in die Schule gehen darf. Immer wenn er nach Hause kommt, macht er gleich seine Hausaufgaben. Natürlich mit seinem allerbesten Freund: Gottfried, dem Turboraben. Er heißt so, weil er einen Turbodüsenmotor hat, mit dem er viel schneller fliegen kann als alle anderen Raben. Gottfried und Enno üben fürs Diktat. Enno kann schon so gut auf Deutsch schreiben, dass er schneller schreibt, als Gottfried liest.
„Los, Gottfried“, drängt er seinen Freund.
„Was ist denn das für ein komisches Wort?“ Gottfried buchstabiert: „A… pf…el..er …“
„Apfelernte!“, ruft Enno.
Seine Lehrerin, Frau Winter, hat ihnen einen Text gegeben, in dem es um alle Obstsorten geht, die im Herbst geerntet werden. Gottfried interessieren Äpfel nicht besonders, außer wenn sie Würmer haben. „So ein reifer Wurmapfel mit Schlagsahne …“, brummt er genüsslich. „Iihhh!“ Enno und seine kleine Schwester Kira mögen keine Würmer. Auch nicht mit Äpfeln und Schlagsahne!
Nach dem Diktat muss Enno Rechenaufgaben lösen. Dabei muss Gottfried ihm nicht helfen, denn Enno kann viel besser rechnen als sein Turborabe. Enno grinst ihn herausfordernd an:
„Gottfried, wie viel ist 42 geteilt durch 7?“
„Pah!“ Gottfried wischt mit seinem Flügel über Ennos Rechenheft. „Hauptsache, ich kann zählen, wie viele Regenwürmer ich noch zum Futtern habe!“
„Haha“, lacht Enno, „du weißt es nicht!“
Kira hat längst begriffen, dass Gottfried auch gerne besser rechnen können würde. Aber natürlich kann er das nicht zugeben, weil er angeblich in allem der Größte, Tollste und Beste ist! Deswegen hat Kira einen Rechenschieber für Gottfried gebastelt. Auf den Stäben sind keine Kugeln, sondern kleine Holzregenwürmer.
„Damit hast du einen noch besseren Überblick über deine Regenwürmer“, sagt sie.
„Großartig!“ Gottfried beginnt gleich nachzurechnen, wie viele Regenwürmer er heute bereits gegessen hat und wie viele er noch fressen muss, um seine Idealfigur zu behalten.
Gottfried mag Kira. Sie spricht nicht viel, aber sie tut immer die richtigen Dinge zur richtigen Zeit.
Enno kann mittlerweile so gut Deutsch, dass Frau Winter ihn von der Übergangsklasse für geflüchtete Kinder in ihre normale Klasse wechseln lässt. In der hintersten Reihe ist noch ein Platz frei, neben Hendrik, dem Nachbarsjungen von Frau Winter. Hendrik ist viel größer und kräftiger als Enno.
Er spannt seine Armmuskeln an und mustert Enno mit einem abfälligen Blick.
„Ich will nicht neben dem Schoko sitzen!“, sagt er laut.
Frau Winter eilt mit schnellen Schritten dicht vor Hendriks Pult. „Steh auf“, sagt sie, und als Hendrik sie trotzig anblickt, wiederholt sie scharf: „Steh sofort auf!“
Hendrik erhebt sich sehr langsam. „Dieses Wort will ich hier nie mehr hören“, sagt Frau Winter laut.
„Und morgen will ich deinen Vater sprechen.“
„Der will auch nicht, dass ich neben einem Schoko sitze“, sagt Hendrik und grinst herausfordernd.
„Dann werde ich deinem Vater dasselbe sagen wie dir. In meiner Klasse gibt‘s solche Ausdrücke nicht. Und jetzt kommst du vor an die Tafel.“
Hendrik schlurft betont lustlos nach vorne an die Tafel. Dort stehen viele Rechenaufgaben. Hendrik kann keine einzige.
Frau Winter wendet sich an Enno: „Sag du ihm: Wie viel sind 72 geteilt durch 8?“
Enno schweigt.
„Komm Enno, das weißt du doch“, sagt Frau Winter aufmunternd.
Enno schüttelt nur den Kopf, obwohl er die Antwort ganz genau kennt. Er weiß, wenn er jetzt „neun“ sagen würde, wäre Hendrik noch viel wütender auf ihn.
Nach der Stunde bittet Frau Winter Enno nach vorne.
„Warum hast du nichts gesagt? Hast du Angst vor Hendrik? Willst du woanders sitzen?“
Enno blickt Frau Winter lange an.