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Dieses Werk von Joachim Stiller ist der dritte Teil seines Grundrisses der Philosophie. Er beschäftigt sich mit Fragen der Metaphysik. Exemplarisch werden Themen angesprochen, wie Pluralismus und Relativismus, das Objektive und das Subjektive, Raum und Zeit und die Frage nach dem Sinn. Besondere Bedeutung kommt dabei der Philosophie der Zeit zu, die bereits in die Mystik übergeht.
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Seitenzahl: 23
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Joachim Stiller
Grundriss der Philosophie III - Metaphysik
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Pluralusmus und Relativismus
Philosophie des Objektiven und des Subjektiven
Aphorismen zur Philosophie des Raumes und der Zeit
Zeitdilatation und Gleichzeitigkeit
Über den Sinn
Impressum neobooks
Schon die Skeptiker der Antike hielten wahre Erkenntnis für grundsätzlich unmöglich. Solche Skeptiker hat es zu allen Zeiten gegeben. Ainesidemos beispielsweise, der um Christi Geburt lebte, war der Begründer der jüngeren Skepsis. In seinen Tropen, die charakteristisch sind für die gesamte antike Skepsis, und von denen er zehn aufstellte, heißt es in der 8. Trope: „die Relativität aller Erscheinungen und Wahrnehmungen“.
Wodurch ist aber nun diese Relativität begründet? Einstein etwa sagte sinngemäß: „Der einzig objektive Standpunkt ist der subjektive des Betrachters.“ Relativismus ist also zugleich immer auch ein Subjektivismus. Alle Raumesverhältnisse sind generell relativistisch zu betrachten, und damit auch subjektivistisch. Alle Raumesfluchten laufen beim erkennenden Subjekt zusammen. Das erkennende Subjekt erst spannt die drei Achsen des Raumes in ihrer polaren Struktur auf. Ja, der Raum, und mit ihm alle Raumesverhältnisse, haben immer eine polare Struktur. Es handelt sich dabei um ein Wesensmerkmal des Raumes. Für das erkennende Subjekt spannt sich der Raum in drei polare Richtungen auch: Oben und Unten, Rechts und Links, Vorne und Hinten:
Alle einfachen Verhältnisse sind generell dualistisch. Alle Eigenschaften (Adjektive) des Raumes sind ebenfalls generell dualistisch. Einige Beispiele:
- groß................klein
- lang.................kurz
- hoch................tief
- breit................schmal
- dick.................dünn
- über................unter
- oben................unten
- inks................rechts
- vorne..............hinten
- usw.
Offensichtlich liegt diesen einfachen Verhältnissen und Eigenschaften immer auch das Yin und Yang-Prinzip zugrunde. Die Wahrnehmung des Menschen ist somit generell eine relative. Dem subjektiven Beobachterstandpunkt können wir uns nicht entziehen. Daher sind auch alle Wahrheiten „nur“ relativ. Man kann diesen Standpunkt auch einen Perspektivismus nennen.
Relativität bedeutet, dass alles vom Betrachterstandpunkt abhängt, und damit auch die Erkenntnis. So sagt Einstein, der einzig objektive Standpunkt sei der subjektive des Betrachters. Dies bezieht sich sowohl auf die Wahrnehmung, als eben auch auf die Erkenntnis selber. Mit der Relativität der Wahrnehmung haben wir uns bereits auseinandergesetzt. Wir wollen uns nun die Relativität der Erkenntnis ansehen. Dazu lasse ich einen kurzen Text zur buddhistischen Philosophie des Nagajuna aus dem Werk „Kleine Weltgeschichte der Philosophie“ von Hans-Joachim Störig folgen (S.63):
„Von Nagajuna stammt die im ganzen späteren Buddhismus hoch bedeutsame Lehre von den zwei Wahrheiten. Es wird eine niedere und eine höhere Wahrheit unterschieden. Eine Behauptung kann im Sinne des gemeinen Verstandes zunächst wahr erscheinen, von einem höheren Standpunkt aber als unwahr:
Es ergibt sich so ein stufenweiser Aufstieg zu immer höherer, umfassenderer Wahrheit.“ (Hans Joachim Störig: „Kleine Weltgeschichte der Philosophie“, S. 63)